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Antoine Louis John Ruchonnet 28 April 1834 in Lausanne 14 September 1893 in Bern heimatberechtigt in Saint Saphorin meist Louis Ruchonnet genannt war ein Schweizer Politiker und Rechtsanwalt Neben seiner juristischen Tatigkeit widmete er sich der Forderung der Wirtschaft Von 1863 bis 1868 und von 1874 bis 1881 gehorte er dem Grossen Rat des Kantons Waadt an Dazwischen war er von 1868 bis 1874 Staatsrat Ab 1866 war er auch Mitglied des Nationalrates und prasidierte diesen zweimal 1881 wurde er als Vertreter der radikalen Fraktion der heutigen FDP zum Bundesrat gewahlt Bis zu seinem Tod stand er mit Ausnahme eines Jahres dem Justiz und Polizeidepartement vor und gab den Anstoss fur zahlreiche Gesetzgebungsverfahren von denen das Schuldbetreibungs und Konkursrecht das wichtigste ist 1883 und 1889 war er Bundesprasident Louis Ruchonnet vor 1882 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Studium Beruf und Familie 1 2 Politische Karriere 1 3 Bundesrat 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenStudium Beruf und Familie Bearbeiten Louis Ruchonnets Vater Francois Louis Ruchonnet war Fechtmeister an der Akademie von Lausanne seine Mutter Susanne Boomer stammte aus England Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Louis Ruchonnet ab 1850 Rechtswissenschaft an der Akademie obwohl er eher an Geologie interessiert gewesen war Im selben Jahr trat er den Studentenverbindungen Belles Lettres und Helvetia bei letztere prasidierte er 1854 1 Im August 1855 nahm er am Eidgenossischen Turnfest teil und gewann den ersten Preis im Degen und Sabelfechten 2 Nachdem er 1856 das Studium mit dem Lizenziat abgeschlossen hatte erwarb Ruchonnet zwei Jahre spater das Anwaltspatent Er lehnte das Angebot ab in Lausanne den Lehrstuhl fur Zivilrecht zu ubernehmen da er den Beruf des Rechtsanwalts vorzog 1 1859 eroffnete Ruchonnet nach einem Praktikum in London eine Anwaltskanzlei in Lausanne Zwei Jahre spater heiratete er Gabrielle Rogivue eine Enkelin von Ignaz Troxler mit der er zwei Sohne hatte Nach ihrem Tod vermahlte er sich 1874 mit Elise Borgognon Neben seiner Tatigkeit als Anwalt widmete sich Ruchonnet insbesondere der Wirtschaftsforderung Er war Prasident des Lausanner Handels und Industrievereins und grundete zwei Sparkassen die Union Vaudoise de Credit und die Caisse populaire welche die Bedurfnisse von Gewerbetreibenden und Arbeitern abdeckten Er stand der Bewegung der Pazifisten nahe 1867 und 1869 nahm er an den Weltfriedenskongressen teil 1 Politische Karriere Bearbeiten 1863 wurde Ruchonnet in den Grossen Rat gewahlt den er 1866 prasidierte Er gehorte dem linken Flugel der zerstrittenen Radikalen an und galt wegen seines Charismas als deren Hoffnungstrager fur die Zukunft Von Victor Ruffy gefordert baute er die radikale Bewegung im Kanton Waadt wieder auf 1868 folgte die Wahl in die Kantonsregierung den Staatsrat In diesem war er zunachst fur die Erziehungs und Kultusdirektion zustandig Er gestaltete das Schulwesen auf Primarstufe um und leitete die ersten Schritte ein die Lausanner Akademie in den Stand einer Universitat zu erheben 1872 leitete Ruchonnet vorubergehend fur ein halbes Jahr die Militardirektion ehe er 1873 zu seiner angestammten Direktion zuruckkehrte Ebenfalls 1873 amtierte er als Regierungsprasident 1874 trat er als Staatsrat zuruck und setzte seine politische Karriere als Grossrat und Abgeordneter des Lausanner Gemeindeparlaments fort Er fuhrte auch seine Kanzlei weiter die sich zu einer der renommiertesten des ganzen Kantons entwickelte Zu Ruchonnets Praktikanten gehorten zwei spatere Bundesrate Marc Ruchet und Eugene Ruffy 3 Ruchet kandidierte bei den Parlamentswahlen 1866 und sicherte sich einen der vier Sitze im Wahlkreis Waadt Ost Im Nationalrat war er ein Gegenspieler der einflussreichen Parlamentariergruppe um Eisenbahnkonig Alfred Escher In der Eisenbahnpolitik setzte er sich fur den Weiterbau des Simplonstrecke ein und bekampfte die von Escher favorisierte Gotthardbahn wenn auch letztlich vergeblich In den Debatten zur Totalrevision der Bundesverfassung die im Zeichen des zunehmenden Zentralismus standen ubernahm er bald die Fuhrungsposition innerhalb des foderalistischen Flugels Die 1868 von ihm gegrundete Zeitung La Revue entwickelte sich zu einem Sprachrohr der welschen Foderalisten Ruchonnet gehorte zu den Hauptgegnern des zentralistischen Verfassungsentwurfs von 1872 den das Volk knapp ablehnte Anschliessend war er an der Ausarbeitung der erfolgreichen Verfassungsrevision von 1874 beteiligt die mehr Forderungen der Foderalisten erfullte 4 1869 und 1874 75 war Ruchonnet Nationalratsprasident Am 10 Dezember 1875 wahlte ihn die Bundesversammlung in den Bundesrat doch er lehnte es ab die Wahl anzunehmen an seiner Stelle ruckte Numa Droz in die Landesregierung Nach dem Tod von Fridolin Anderwert am Weihnachtstag 1880 gehorte Ruchonnet sogleich wieder zu den meistgenannten Favoriten weigerte sich aber zu kandidieren Die Bundesversammlung wahlte am 22 Februar 1881 Karl Hoffmann der die Wahl jedoch ebenfalls ablehnte In den Tagen danach kam es zahlreichen Kundgebungen der Waadtlander Bevolkerung woraufhin sich Ruchonnet umstimmen liess Bei der Wiederholung der Bundesratswahl am 3 Marz erhielt er im ersten Wahlgang 102 von 161 gultigen Stimmen Auf seinen katholisch konservativen Herausforderer Philipp Anton von Segesser entfielen 49 Stimmen auf weitere Personen zehn Stimmen 5 Bundesrat Bearbeiten Zusammen mit seinem Amtskollegen Emil Welti war Ruchonnet von Anfang an eine der dominierenden Personlichkeiten im Bundesrat Zunachst stand er dem Handels und Landwirtschaftsdepartement vor Neben seiner Hauptaufgabe setzte er sich auch fur den Ausgleich zwischen Katholiken und Protestanten ein deren Verhaltnis wegen des Kulturkampfs sehr angespannt war Zusammen mit Welti verhandelte er uber die Loslosung des Kantons Tessin von den Bistumern Como und Mailand 1882 ubernahm er das Justiz und Polizeidepartement 1883 war er Bundesprasident und somit der damaligen Praxis entsprechend vorubergehend auch Vorsteher des Politischen Departements Wahrend seines Prasidialjahres brachte er die Verhandlungen uber die Schaffung des Bistums Lugano zum Abschluss Auch nahm er die offizielle Eroffnung der ersten Landesausstellung in Zurich vor 6 Ruchonnet wechselte 1884 zuruck ins Justiz und Polizeidepartement Er war zwar ein Anhanger des Kapitalismus im Allgemeinen und des Freihandels im Besonderen war sich aber auch dessen Nachteile bewusst und suchte nach pragmatischen Losungen in der sozialen Frage Zunachst wurde unter seiner Aufsicht die Haftpflicht der Arbeitgeber bei Arbeitsunfallen eingefuhrt Anschliessend setzte er sich fur einen Verfassungsartikel als Grundlage einer Kranken und Unfallversicherung ein Unter dem Eindruck des fortschreitenden technischen Wandels gelangte er zur Einsicht dass die foderalistische Schweiz ihre Rechtsordnung uberdenken musse Er erarbeite Ausfuhrungsbestimmungen zum neuen Obligationenrecht und verfasste eine Bundesjustizreform Das drangendste Problem war die Rechtsvereinheitlichung die nach der Annahme der neuen Bundesverfassung notwendig geworden war und die verschiedenen kantonalen Gesetze ablosen sollte 1885 nahm Ruchonnet sein wichtigstes Projekt in Angriff das Schuldbetreibungs und Konkursrecht Nach langwierigen parlamentarischen Beratungen uberstand es am 17 Dezember 1889 eine Volksabstimmung und konnte 1892 in Kraft gesetzt werden 7 Von Eugen Huber inspiriert nahm Ruchonnet daraufhin die Arbeiten an einem einheitlichen Zivilgesetzbuch in Angriff das aber erst 1912 in Kraft treten sollte Ebenso gab er Carl Stooss den Auftrag Uberlegungen zu einem einheitlichen Strafgesetzbuch anzustellen Unter dem Eindruck eines anarchistischen Anschlags auf das Bundeshaus 1885 und der Wohlgemuth Affare 1889 setzte er einen standigen Bundesanwalt durch Weitere wichtige Gesetzgebungsverfahren betrafen die zivilrechtlichen Verhaltnisse der Niedergelassenen 1891 und die Reorganisation des Bundesgerichts 1893 Ebenfalls 1893 engagierte er sich vehement gegen die Schachtverbotsinitiative verlor aber deutlich 8 Ruchonnet der seit 1862 der Freimaurerloge Esperance et Cordialite angehort hatte war 1887 zum Grosskommandeur des schottischen Ritus ernannt worden 1889 war er zum zweiten Mal Bundesprasident Da aber Numa Droz das bisherige Rotationsprinzip durchbrochen hatte und Aussenminister blieb musste er das Departement nicht wechseln 1890 folgte die Wahl zum Vizeprasidenten der pazifistischen Vereinigung International Arbitration and Peace Association gewahlt 1893 erlag er wahrend einer Bundesratssitzung in Bern einem Herzleiden 8 Literatur BearbeitenOliver Meuwly Louis Ruchonnet In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 177 182 Weblinks BearbeitenOlivier Meuwly Ruchonnet Louis In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten a b c Meuwly Das Bundesratslexikon S 177 Bundesrat Louis Ruchonnet PDF 1216 kB Die Berner Woche 14 September 1943 abgerufen am 16 April 2019 Meuwly Das Bundesratslexikon S 177 178 Meuwly Das Bundesratslexikon S 178 Meuwly Das Bundesratslexikon S 178 179 Meuwly Das Bundesratslexikon S 179 Meuwly Das Bundesratslexikon S 180 a b Meuwly Das Bundesratslexikon S 181 VorgangerAmtNachfolgerFridolin AnderwertMitglied im Schweizer Bundesrat 1881 1893Eugene RuffyVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Wirtschaft Bildung und Forschung WBF Friedrich Frey Herose Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Constant Fornerod Josef Martin Knusel Johann Jakob Scherer Karl Schenk Joachim Heer Numa Droz Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Edmund Schulthess Hermann Obrecht Walther Stampfli Rodolphe Rubattel Thomas Holenstein Friedrich Traugott Wahlen Hans Schaffner Ernst Brugger Fritz Honegger Kurt Furgler Jean Pascal Delamuraz Pascal Couchepin Joseph Deiss Doris Leuthard Johann Schneider Ammann Guy ParmelinVorsteher des Eidgenossischen Justiz und Polizeidepartements EJPD Henri Druey Jonas Furrer Jakob Stampfli Josef Martin Knusel Jakob Dubs Paul Ceresole Fridolin Anderwert Emil Welti Louis Ruchonnet Adolf Deucher Eugene Ruffy Eduard Muller Ernst Brenner Robert Comtesse Josef Anton Schobinger Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Heinrich Haberlin Johannes Baumann Eduard von Steiger Markus Feldmann Friedrich Traugott Wahlen Ludwig von Moos Kurt Furgler Rudolf Friedrich Elisabeth Kopp Arnold Koller Ruth Metzler Arnold Christoph Blocher Eveline Widmer Schlumpf Simonetta Sommaruga Karin Keller Sutter Elisabeth Baume SchneiderVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio Cassis Normdaten Person GND 131451057 lobid OGND AKS LCCN n2006028691 VIAF 35588883 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ruchonnet LouisALTERNATIVNAMEN Ruchonnet Antoine Louis John vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 28 April 1834GEBURTSORT LausanneSTERBEDATUM 14 September 1893STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Louis Ruchonnet amp oldid 222640707