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Wilhelm Matthias Naeff 19 Februar 1802 in Altstatten 21 Januar 1881 in Muri bei Bern heimatberechtigt in Altstatten war ein Schweizer Politiker Nach 18 Jahren Tatigkeit in der Regierung des Kantons St Gallen wurde er 1848 als Vertreter der liberalen Mitte der heutigen FDP in den Bundesrat gewahlt und stand in der Folge vier verschiedenen Departementen vor Seine Amtszeit von 27 Jahren ist die viertlangste aller Bundesrate Dennoch hatte er vergleichsweise wenig Einfluss und war nur einmal Bundesprasident im Jahr 1853 Wilhelm Matthias Naeff Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Herkunft und Kantonspolitik 1 2 Bundespolitik 1 3 Bundesrat 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenHerkunft und Kantonspolitik Bearbeiten nbsp Landammann NaeffNaeff wurde in eine alteingesessene und traditionsreiche Rheintaler Familie hineingeboren Er war der dritte Sohn des politisch einflussreichen Textilgrosshandlers Johann Matthias Naeff und hatte elf Geschwister Ferdinand Adolf Naeff einer seiner jungeren Bruder war spater ein bedeutender Eisenbahningenieur Nachdem er ab 1815 hohere Schulen in Aarau und Lausanne absolviert hatte studierte Wilhelm Matthias Naeff ab 1819 Jurisprudenz an der Ruprecht Karls Universitat in Heidelberg wo er vier Jahre spater auch promovierte Nach seiner Ruckkehr in die Schweiz war er in Altstatten als Rechtsanwalt tatig 1828 gelang ihm im Alter von nur 26 Jahren die Wahl in den St Galler Grossen Rat wo er sich als einer der fuhrenden Liberalen etablierte insgesamt acht Mal amtierte er als Landammann 1 Naeff leitete 1836 in Flawil eine Volksversammlung an der er einen reprasentativen Verfassungsrat fur die Schweiz forderte Ansonsten nahm er im Gegensatz zu seinen Mitstreitern eine eher vermittelnde Rolle zwischen Liberalen und Konservativen ein die sich damals scheinbar unversohnlich gegenuberstanden Obwohl das Oberrheintal tendenziell konservativ gepragt war konnte er sich auf eine treue Anhangerschaft verlassen 1 Als Regierungsrat war er an Planungen zur Rheinregulierung beteiligt die jedoch erst ab 1892 umgesetzt werden konnten Im Strassen und Eisenbahnbau trug er massgeblich zur Entwicklung seines Kantons bei Ausserdem war er an Zollverhandlungen mit Nachbarstaaten beteiligt 2 Bundespolitik Bearbeiten nbsp Sitzung der Tagsatzung in 1847 Landammann Dr Wilhelm Naff rechts im Vordergrund Nr 15 Die Tagsatzung entsandte Naeff im Jahr 1838 als eidgenossischen Kommissar in den Kanton Schwyz um im so genannten Horner und Klauenstreit zu vermitteln einem Konflikt zwischen liberalen Kleinvieh und konservativen Grossviehbesitzern 3 Ein weiteres Mal hatte er diese Aufgabe von 1845 bis 1847 im Kanton Luzern inne zwischen den Freischarenzugen und dem Sonderbundskrieg 1844 und 1847 vertrat er seinen Kanton selbst als Gesandter an der Tagsatzung Er befurwortete zwar die Auflosung des Sonderbunds war aber als Mitglied der Verfassungskommission darauf bedacht dass die erste Bundesverfassung des 1848 geschaffenen Bundesstaates einen ausgleichenden Charakter erhielt 2 nbsp Bundesrat NaeffAm 30 September 1848 wahlte der Grosse Rat Naeff zu einem der beiden St Galler Vertreter im Standerat Dieses Amt ubte er jedoch nur etwas mehr als sechs Wochen lang aus denn am 16 November 1848 wurde er von der Bundesversammlung zum siebten Mitglied des Bundesrates gewahlt Dabei erhielt er im ersten Wahlgang 72 von 128 abgegebenen Stimmen 28 Stimmen entfielen auf Jakob Robert Steiger und 28 weitere auf verschiedene andere Personen Seine Wahl war ein Zugestandnis an den Kanton St Gallen dessen Stimme den Ausschlag fur die gewaltsame Auflosung des Sonderbunds gegeben hatte Naeff war derjenige Bundesrat mit der meisten Regierungserfahrung und wegen seines massigenden Auftretens brachten ihm auch die Konservativen einen gewissen Respekt entgegen 2 nbsp AutogrammkarteBundesrat Bearbeiten Als Vorsteher des Post und Baudepartements leistete Naeff wichtige Aufbauarbeit fur den jungen Bundesstaat vor allem bei der Modernisierung der Landesinfrastruktur Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehorte die Vereinheitlichung des zersplitterten Postwesens unter Bundeskompetenz Dabei achtete er auf eine moglichst gute regionale Erschliessung und gunstige Tarife Die 1849 gegrundete Bundespost gab im darauf folgenden Jahr die ersten Briefmarken heraus Ebenso schloss Naeff Postvertrage mit anderen Landern ab In seinem ersten Amtsjahr wurde er von Generalpostdirektor Benedikt La Roche unterstutzt Dieser trat jedoch bereits im Juli 1849 aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zuruck woraufhin der Posten drei Jahrzehnte lang unbesetzt blieb 4 Ebenfalls zu Naeffs Zustandigkeitsbereich gehorte der Aufbau eines nationalen Telegrafennetzes Es erreichte Ende 1852 eine Lange von 1920 Kilometern verband alle grosseren Ortschaften der Schweiz miteinander und beschleunigte so die Industrialisierung des Landes Der Aufbau eines nationalen Eisenbahnnetzes sollte ursprunglich ebenfalls eine Aufgabe des Staates sein Naeff schwebte vor dass der Eisenbahnbau von Bund und Kantonen gemeinsam ausgefuhrt werden sollte finanziert unter anderem durch eine Bundesanleihe Unter dem Einfluss von Alfred Escher entschied sich die Bundesversammlung jedoch fur eine vollstandige Privatisierung Der Bund erhielt lediglich ein formales Konzessionsrecht zugesprochen 4 1853 war Naeff fur ein Jahr Bundesprasident und somit als Vorsteher des Politischen Departements zugleich Aussenminister In der Folge verlor er jedoch markant an Einfluss und wurde nie wieder als Bundesprasident gewahlt 1854 leitete er vorubergehend das Handels und Zolldepartement bevor er 1855 wieder das Post und Baudepartement ubernahm Wegen Uberlastung musste er 1860 das Bauwesen an das Departement des Innern abgeben und war die nachsten sechs Jahre lediglich fur die Post zustandig Von 1867 bis 1873 leitete er ein weiteres Mal das Handels und Zolldepartement ab 1873 das Finanz und Zolldepartement Naeff erwarb sich den Ruf ein Sesselkleber und pedantischer Langweiler zu sein mehrere Bestatigungswahlen uberstand er nur mit knappen Mehrheiten Politische Gegner schaffte er sich insbesondere mit seiner ablehnenden Haltung gegenuber der geplanten Gotthardbahn der Kanton St Gallen bevorzugte stets eine Bahn uber den Splugenpass 5 Da Naeff seit fast zwei Jahrzehnten in Bern lebte schwand allmahlich auch der Ruckhalt in seiner Heimat Damals war es ublich dass sich Bundesrate einer so genannten Komplimentswahl stellten das heisst sie kandidierten als Nationalrate um im Volk ihre Legitimation zu sichern Bei den Nationalratswahlen 1866 fiel er im Wahlkreis St Gallen Nordost durch Daraufhin bestatigte ihn die Bundesversammlung nicht mehr doch Naeff blieb trotzdem im Amt weil der an seiner Stelle gewahlte Joachim Heer darauf verzichtete die Wahl anzunehmen 1869 und 1872 verzichtete Naeff ganz auf eine Nationalratskandidatur gleichwohl wahlte ihn die Bundesversammlung wieder wenn auch jeweils nur knapp 6 Gegen Ende seiner Zeit als Bundesrat machte sich Naeff der stets ledig geblieben war um die Entwicklung des 1874 in Bern gegrundeten Weltpostvereins verdient Nach insgesamt 27 Jahren trat er schliesslich am 31 Dezember 1875 zuruck als letzter der sieben Bundesrate von 1848 Er lebte anschliessend bei einem seiner Bruder in St Gallen dann vorubergehend in Luzern und ab 1880 in Muri bei Bern wo er sich mittlerweile deutlich heimischer fuhlte als im St Galler Rheintal Im Dezember 1878 wurde sein Grosscousin Simeon Bavier ebenfalls als Bundesrat gewahlt Nach mehreren Schlaganfallen starb Naeff im Alter von 78 Jahren 5 Literatur BearbeitenRolf App Wilhelm Matthias Naeff In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 69 73 Hans Breitenmoser et al Vom liberalen Verein zur modernen FDP Geschichte des St Galler Freisinns 1857 1982 Hrsg FDP Kanton St Gallen St Gallen 1982 Markus Kaiser Wilhelm Matthias Naeff In Historisches Lexikon der Schweiz Markus Kaiser Familie Naeff In Historisches Lexikon der Schweiz Peter J Schaps Familie Naeff Altstatten In Verein fur die Geschichte des Rheintals Hrsg Rheintaler Kopfe Historisch biographische Portrats aus funf Jahrhunderten Berneck 2004 ISBN 3 03300265 X Uli W Steinlin Hrsg Die Vorfahren der Familie Steinlin von St Gallen Druckerei Krebs AG Basel und Biel Benken 2008 ISBN 978 3 85775 001 4 der Autor ein Urgrossneffe von W M Naeff beschreibt detailliert auch die Vorfahren des Bundesrates Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelm Matthias Naeff Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten a b App Das Bundesratslexikon 2019 S 69 a b c App Das Bundesratslexikon 2019 S 70 Erwin Horat Horner und Klauenstreit In Historisches Lexikon der Schweiz a b App Das Bundesratslexikon 2019 S 71 a b App Das Bundesratslexikon 2019 S 72 Paul Fink Die Komplimentswahl von amtierenden Bundesraten in den Nationalrat 1851 1896 In Schweizerische Zeitschrift fur Geschichte Band 45 Nr 2 Schweizerische Gesellschaft fur Geschichte 1995 ISSN 0036 7834 S 218 doi 10 5169 seals 81131 VorgangerAmtNachfolger Mitglied im Schweizer Bundesrat 1848 1875Fridolin AnderwertVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Jakob Dubs Jean Jacques Challet Venel Eugene Borel Joachim Heer Johann Jakob Scherer Karl Schenk Emil Welti Simeon Bavier Adolf Deucher Josef Zemp Robert Comtesse Ludwig Forrer Louis Perrier Robert Haab Marcel Pilet Golaz Enrico Celio Josef Escher Giuseppe Lepori Willy Spuhler Rudolf Gnagi Roger Bonvin Willi Ritschard Leon Schlumpf Adolf Ogi Moritz Leuenberger Doris Leuthard Simonetta Sommaruga Albert RostiVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio CassisVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Wirtschaft Bildung und Forschung WBF Friedrich Frey Herose Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Constant Fornerod Josef Martin Knusel Johann Jakob Scherer Karl Schenk Joachim Heer Numa Droz Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Edmund Schulthess Hermann Obrecht Walther Stampfli Rodolphe Rubattel Thomas Holenstein Friedrich Traugott Wahlen Hans Schaffner Ernst Brugger Fritz Honegger Kurt Furgler Jean Pascal Delamuraz Pascal Couchepin Joseph Deiss Doris Leuthard Johann Schneider Ammann Guy ParmelinVorsteher des Eidgenossischen Finanzdepartements EFD Josef Munzinger Henri Druey Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Constant Fornerod Jean Jacques Challet Venel Victor Ruffy Paul Ceresole Karl Schenk Johann Jakob Scherer Wilhelm Matthias Naeff Bernhard Hammer Simeon Bavier Walter Hauser Robert Comtesse Marc Ruchet Josef Anton Schobinger Giuseppe Motta Jean Marie Musy Albert Meyer Ernst Wetter Ernst Nobs Max Weber Hans Streuli Jean Bourgknecht Roger Bonvin Nello Celio Georges Andre Chevallaz Willi Ritschard Otto Stich Kaspar Villiger Hans Rudolf Merz Eveline Widmer Schlumpf Ueli Maurer Karin Keller Sutter Normdaten Person GND 1065013817 lobid OGND AKS VIAF 314790887 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Naeff Wilhelm MatthiasALTERNATIVNAMEN Naeff Wilhelm Naff Wilhelm MatthiasKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 19 Februar 1802GEBURTSORT AltstattenSTERBEDATUM 21 Januar 1881STERBEORT Muri bei Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Matthias Naeff amp oldid 239106253