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Pierre Aubert 3 Marz 1927 in La Chaux de Fonds 8 Juni 2016 in Neuenburg 1 heimatberechtigt in Savagnier war ein Schweizer Politiker SP Nach dem Studium war er beruflich als selbstandiger Rechtsanwalt tatig Von 1960 bis 1968 gehorte er der Gemeindelegislative der Stadt La Chaux de Fonds an von 1961 bis 1975 dem Grossen Rat des Kantons Neuenburg 1971 in den Standerat gewahlt vertrat er die Schweiz ab 1974 in der parlamentarischen Versammlung des Europarates Nachdem er im Dezember 1977 in den Bundesrat gewahlt worden war ubernahm er zu Beginn des Jahres 1978 die Leitung des Departements fur auswartige Angelegenheiten in den Jahren 1983 und 1987 war er Bundesprasident Als Aussenminister verfolgte er einen resoluten Offnungskurs und wandte sich von der traditionellen Auffassung der Schweizer Neutralitat ab die auf Nichteinmischung basierte Stattdessen setzte er sich weltweit fur die Wahrung der Menschenrechte ein und knupfte Kontakte zu zahlreichen Staaten in der Dritten Welt Mit seinem Hauptanliegen dem Beitritt der Schweiz zu den Vereinten Nationen scheiterte er am Widerstand konservativer Kreise Ende 1987 trat er zuruck Pierre Aubert 1985 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Studium Beruf und Familie 1 2 Kantons und Bundespolitik 1 3 Bundesrat 1 4 Rucktritt und weitere Tatigkeiten 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenStudium Beruf und Familie Bearbeiten Aubert entstammte einer hugenottischen Familie die Ende des 17 Jahrhunderts nach dem Edikt von Fontainebleau aus Frankreich geflohen und im Val de Ruz sesshaft geworden war Er war der Sohn von Jules Alfred und Susanne Henriette geb Erni Sein Vater arbeitete als Rechtsanwalt und Notar sein Cousin war der bekannte Staatsrechtler und liberale Politiker Jean Francois Aubert Nach der Matura in seiner Geburtsstadt La Chaux de Fonds studierte Aubert ab 1945 Rechtswissenschaft an der Universitat Neuenburg Wahrend seiner Studienzeit trat er der dortigen Sektion der Studentenverbindung Zofingia bei Nachdem er mit dem Lizenziat abgeschlossen und das Anwaltspatent erworben hatte begann er 1952 als selbstandiger Rechtsanwalt zu arbeiten wobei er sich auf Strafrecht spezialisierte 1953 heiratete er Anne Lise Borel mit der er zwei Kinder hatte 2 Kantons und Bundespolitik Bearbeiten Nachdem er von Freunden dazu uberredet worden war trat Aubert 1958 der Sozialdemokratischen Partei bei Er begrundete dies damit dass ihn nichts mehr anwidert als die Ungerechtigkeit Er war nicht an einer strengen Doktrin interessiert und strebte zunachst auch kein politisches Amt an 1961 liess er sich jedoch von der Partei uberzeugen fur die Gemeindelegislative conseil general der Stadt La Chaux de Fonds zu kandidieren Nach erfolgreicher Wahl gehorte er diesem Gremium bis 1968 an und prasidierte es in seinem letzten Amtsjahr 1961 kandidierte er mit Erfolg auch fur das Kantonsparlament grand conseil des Kantons Neuenburg Sein Mandat auf kantonaler Ebene dauerte bis 1975 wobei er 1969 als Parlamentsprasident amtierte 1971 fuhrte Neuenburg als einer der letzten Kantone die Wahl der Standerate durch das Volk ein Aubert machte keinen Wahlkampf dennoch gelang es ihm im zweiten Wahlgang sich gegen Blaise Clerc von der Liberalen Partei durchzusetzen 3 Ebenfalls ab 1971 prasidierte er den Universitatsrat in Neuenburg 4 Auf Bundesebene erwarb sich Aubert grossen Respekt Seine Ratskollegen schatzten vor allem seinen Pragmatismus sein massvolles Vorgehen sowie seine Abneigung gegen Dogmatismus und Ideologien Ab 1974 war er Delegierter der parlamentarischen Versammlung des Europarates in Strassburg und dort als Generalberichterstatter der politischen Kommission tatig von Mai bis November 1981 prasidierte er das Ministerkomitee Im Herbst 1977 gaben mit Pierre Graber und Ernst Brugger gleich zwei Mitglieder des Bundesrates ihren Rucktritt auf Ende Januar 1978 bekannt Fur die Nachfolge Grabers schlug die Neuenburger SP Nationalrat Rene Felber vor der im Gegensatz zu Aubert als wortgewandter Redner galt Doch die SP Fraktion der Bundesversammlung zog Aubert vor So wurde er bei der Bundesratswahl am 7 Dezember 1977 im ersten Wahlgang mit 190 von 232 Stimmen gewahlt Auf Ezio Canonica entfielen 24 Stimmen auf Rene Felber zwolf Stimmen und auf weitere Personen sechs Stimmen 5 Bundesrat Bearbeiten nbsp Bundesrat Pierre Aubert 1978 Am 1 Februar 1978 ubernahm Aubert die Leitung des Politischen Departements ab 1979 Eidgenossisches Departement fur auswartige Angelegenheiten genannt Bis weit in die 1960er Jahre hinein waren Auslandsreisen von Bundesraten verpont gewesen da sie als verschwenderisch und unnutz galten Unter den sozialdemokratischen Aussenministern Willy Spuhler und Pierre Graber kam es zu einem Umdenken wenn auch zunachst eher zaghaft Aubert hingegen weitete die diplomatischen Beziehungen markant aus 5 Haufig musste er sich deswegen mit scharfer Kritik aus dem rechten politischen Spektrum auseinandersetzen vor allem in der Deutschschweiz Insbesondere warf man ihm Fuhrungsschwache bei der Leitung des Departements vor nachdem er im August 1980 den erfahrenen Staatssekretar Albert Weitnauer entlassen hatte Ebenso musste er sich oft unberechtigterweise den Vorwurf gefallen lassen mit wenig diplomatischem Geschick zu agieren und die traditionelle Neutralitat der Schweiz aufs Spiel zu setzen 6 Wahrend seiner Amtszeit absolvierte Aubert mehr als 55 Reisen ins Ausland davon waren 39 offizielle Besuche Seine Gegner kritisierten er reise planlos und ohne erkennbare Strategie herum Tatsachlich verfolgte er ein klares Ziel Die Schweiz sollte nicht mehr als blosser Handelspartner betrachtet werden sondern mit gutem Beispiel vorangehen und sich weltweit fur die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen unter anderem im Rahmen der KSZE Dementsprechend besuchte er oft Lander in denen kein Schweizer Aussenminister jemals zuvor gewesen war die aber von der schweizerischen Entwicklungshilfe unterstutzt wurden Dazu gehorten Staaten in Subsahara Afrika Lateinamerika und im Nahen Osten Von den Auslandsvertretungen verlangte Aubert regelmassige Berichte uber die Menschenrechtssituation Damit brach er mit der bisherigen Praxis in Fragen der Menschenrechte ausserst diskret vorzugehen und sich moglichst nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Lander einzumischen Rechtsburgerliche Kreise warfen ihm vor er sei zu vorlaut verstosse gegen die Regeln der Nichteinmischung und lasse sich von einem naiven sentimentalen Idealismus leiten 7 nbsp Pierre Aubert ganz links leitet 1987 als Bundesprasident eine BundesratssitzungIn seinen ersten Amtsjahren war Auberts aussenpolitisches Wirken derart umstritten dass er bei der Bundesratswahl im Dezember 1979 nur ausserst knapp mit 124 von 246 Stimmen im Amt bestatigt wurde 8 Er liess sich davon aber nicht beirren und setzte seinen eingeschlagenen Offnungskurs fort Gleichwohl beteiligte sich die Schweiz auch unter Aubert nie aktiv an Wirtschaftsembargos sondern versuchte wie bisher bloss eine allzu krasse Umgehung von Sanktionen zu verhindern Hingegen versuchte er bei innerstaatlichen Konflikten stets alle Konfliktparteien in einen Dialog einzubinden was zuvor vollig undenkbar gewesen ware Im Nahostkonflikt traf sich Aubert sowohl mit der israelischen Regierung als auch mit der Palastinensischen Befreiungsorganisation Bezuglich der Apartheid bezog er klar Stellung als er sich weigerte den sudafrikanischen Prasidenten Pieter Willem Botha wahrend eines Aufenthalts in der Schweiz zu treffen spater aber ANC Prasident Oliver Tambo offiziell empfing 9 1983 amtierte er erstmals als Bundesprasident Hohepunkt war der Staatsbesuch des franzosischen Prasidenten Francois Mitterrand mit dem er sich sehr gut verstand und den er auch privat traf um uber allgemeine politische Themen zu diskutieren 10 Aubert galt als sehr zuvorkommend und sympathisch war aber auch in hohem Masse offentlichkeitsscheu und mied die Medien so gut er konnte So nahm es ihm die SP Parteileitung ubel dass sein Verhaltnis zu den Genossen distanziert blieb er in der Fraktion keinen Einfluss auf die Meinungsbildung nahm und seine Politik schlecht verkaufte 11 Auberts zuruckhaltende Art wird auch als Hauptursache fur seine schwerste politische Niederlage angesehen Im Marz 1982 beschloss der Bundesrat den Beitritt der Schweiz zu den Vereinten Nationen UNO anzustreben Unmittelbar darauf bildete sich das Aktionskomitee gegen den UNO Beitritt das mit emotionalen Kampagnen die Debatte beherrschte und den Aussenminister vollig in die Ecke drangte Die Beitrittsgegner hielten eine UNO Mitgliedschaft fur unvereinbar mit dem Sonderfall Schweiz und befurchteten die Neutralitat stehe auf dem Spiel Zwar stimmte das Parlament dem Beitritt im Dezember 1984 zu doch scheiterte dieser in der Volksabstimmung vom 16 Marz 1986 deutlich mit 75 7 der Stimmen 12 Bis zum Beitritt sollten weitere 14 Jahre vergehen Rucktritt und weitere Tatigkeiten Bearbeiten Bereits 1985 hatte SP Parteiprasident Helmut Hubacher in einer Fraktionssitzung angedeutet Aubert solle besser zurucktreten Spater sagte er uber ihn er sei ein ganz lieber Kerl als Bundesrat jedoch leider zum Verzweifeln gewesen Allgemein hielt er ihn fur eine Fehlbesetzung nur der straffen Departementsfuhrung von Staatssekretar Edouard Brunner sei es zu verdanken dass die Schwache des Chefs nicht wahrend seiner Amtszeit publik geworden sei 13 Aubert amtierte 1987 zum zweiten Mal als Bundesprasident und gab dann seinen Rucktritt auf Ende Jahr bekannt Er wurde zum Grossoffizier der franzosischen Ehrenlegion ernannt 14 und erhielt das Grosskreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik 15 Pierre Aubert engagierte sich jahrelang sozial in der Kiwanisbewegung als aktives Mitglied im Kiwanis Club La Chaux de Fonds Le Locle Fur einige Jahre ubernahm er das Prasidium der Sektion Montagnes neuchateloises des Touring Club Schweiz und das Vizeprasidium der Gesellschaft Schweiz Israel Danach zog er sich aus der Offentlichkeit zuruck 2016 verstarb er im Alter von 89 Jahren 16 Literatur BearbeitenSacha Zala Pierre Andre Stauffer Pierre Aubert In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 550 556 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pierre Aubert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eric Andre Klauser Aubert Pierre In Historisches Lexikon der Schweiz Pierre Aubert auf der Website der Bundesversammlung wbr Eingereichte Vorstosse Publikationen von und uber Pierre Aubert im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Trauerfall Aubert Pierre todesanzeigen ch 2016 abgerufen am 1 Juni 2019 Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 550 Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 550 551 Ein Idealist auf hartem Boden Rote Revue November 1987 S 2 3 abgerufen am 1 Juni 2019 a b Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 551 Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 555 Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 552 553 Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 554 Georg Kreis Switzerland and South Africa 1948 1994 Peter Lang Bern 2007 ISBN 978 3 03911 498 6 S 80 Urs Marti Verfechter einer offenen Aussenpolitik Neue Zurcher Zeitung 10 Juni 2016 abgerufen am 1 Juni 2019 Richard Diethelm Ein Bundesrat dem das Regieren nicht lag Basler Zeitung 9 Juni 2016 abgerufen am 1 Juni 2019 Angelika Hardegger Der Sonderfall in Gefahr Neue Zurcher Zeitung 20 Marz 2017 abgerufen am 1 Juni 2019 Helmut Hubacher Das habe ich gerne gemacht Zytglogge Verlag Bern 2016 ISBN 978 3 7296 2116 9 Deces de l ancien ministre suisse Pierre Aubert Swissinfo 9 Juni 2016 abgerufen am 1 Juni 2019 franzosisch Conferimento di onorificenze dell ordine Al merito della Repubblica italiana Gazzetta Ufficiale della Repubblica Italiana 24 Juli 1992 abgerufen am 1 Juni 2019 italienisch Zala Stauffer Das Bundesratslexikon S 554 555 VorgangerAmtNachfolgerPierre GraberMitglied im Schweizer Bundesrat 1978 1987Rene FelberVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio Cassis Normdaten Person GND 1051897254 lobid OGND AKS LCCN n79047936 VIAF 44870373 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Aubert PierreKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 3 Marz 1927GEBURTSORT La Chaux de FondsSTERBEDATUM 8 Juni 2016STERBEORT Neuenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php 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