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Friedrich Frey Herose 12 Oktober 1801 in Lindau im Bodensee 22 September 1873 in Bern war ein Schweizer Politiker Offizier und Unternehmer Er war Generalstabschef im Sonderbundskrieg und wahrend des Neuenburgerhandels Nachdem er elf Jahre der Regierung des Kantons Aargau angehort hatte wurde er 1848 als Vertreter der liberalen Mitte der heutigen FDP in den Bundesrat gewahlt dem er bis 1866 angehorte Er trug massgeblich zur Abschaffung der Binnenzolle bei und schloss Handelsvertrage mit zahlreichen Staaten ab Frey Herose war 1854 und 1860 Bundesprasident sowie Vizeprasident in den Jahren 1853 und 1859 Privat zeigte er ein grosses Engagement bei der Forderung von Bildung und Kultur Friedrich Frey Herose Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Jugend und Studienzeit 1 2 Kantonale Politik und militarische Laufbahn 1 3 Bundesrat 1 4 Privatleben 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenJugend und Studienzeit Bearbeiten Er wurde in Lindau im Bodensee als Sohn des Fabrikanten Daniel Frey und von Anna Elisabeth Sulzer geboren Aufgrund der unsicheren politischen Lage 1806 war Lindau Teil des Konigreichs Bayern geworden und 1809 im Zuge der Koalitionskriege kurzzeitig von Aufstandischen aus Vorarlberg besetzt worden siedelte die Familie 1810 nach Aarau uber Dort hatten sich bereits in den 1770er Jahren sein Grossvater und sein Grossonkel als Kaufleute niedergelassen und das Burgerrecht erworben Beide hatten zu verschiedenen Zeiten das Amt des Stadtammanns inne wie auch spater sein Vater 1811 kam dort Bruder August Frey zur Welt An der Kantonsschule Aarau erwarb Friedrich Frey die Matura Anschliessend studierte er Chemie am College de France in Paris 1824 heiratete er die Fabrikantentochter Henriette Herose deren Nachnamen er seinem eigenen hinzufugte um Verwechslungen zu vermeiden das Paar hatte funf Kinder 1849 liess er sich scheiden und heiratete im selben Jahr Emilie Langel 1821 ubernahm er die Leitung der acht Jahre zuvor gegrundeten chemischen Fabrik seines Vaters in der Telli Wahrend eines Besuchs in Paris war er 1830 aktiv in die Julirevolution involviert und beteiligte sich an den Strassenkampfen 1 1836 37 erbaute er neben seiner Chemiefabrik eine Baumwollspinnerei die 1887 gegrundete Chocolat Frey ubernahm im Jahr 1900 dieses Fabrikgebaude und nutzte es bis 1967 fur die Schokoladenproduktion 2 Kantonale Politik und militarische Laufbahn Bearbeiten nbsp Der eidgenossische Generalstab wahrend des Sonderbundskrieges 1847 Vorne links Oberst Friedrich Frey Herose als Generalstabschef nbsp Sitzung der Tagsatzung in 1847 Regierungsrath Friedrich Frei Herose in Bildmitte von hinten Nr 17 Seine militarische Karriere im kantonalen Heer begann Frey Herose 1827 als Unterleutnant der Infanterie Zwei Jahre spater wurde er zum Hauptmann befordert und 1832 zum Major gleichzeitig wurde er Mitglied der kantonalen Militarkommission 1834 war er bereits Oberstleutnant Ebenfalls 1834 wurde er als Vertreter des Wahlkreises Othmarsingen in den Grossen Rat gewahlt Im November 1837 folgte die Wahl in den Kleinen Rat wie die Kantonsregierung damals hiess Frey Herose ubernahm die Leitung des Polizeiwesens und war in dieser Funktion massgeblich an der Gesetzgebung in den Bereichen Einburgerung Gastgewerbe und Lotterien beteiligt 1839 1842 und 1845 hatte er das Amt des Landammanns inne 3 Als Prasident der Militarkommission war Frey Herose zugleich Oberbefehlshaber der aargauischen Truppen Im Januar 1841 fuhrte er eine Armee von rund 10 000 Mann ins Freiamt Dort waren kurz nach der Annahme einer liberalen Verfassung Unruhen ausgebrochen die aber rasch niedergeschlagen werden konnten Nach einem Antrag von Grossrat Augustin Keller beschloss die Kantonsregierung die Aufhebung aller Aargauer Kloster da sie als Ursache der Unruhen galten Frey Herose vollzog personlich die Aufhebung der Kloster Muri Wettingen und Fahr nach der Beilegung des Aargauer Klosterstreits wurde letztere wieder ruckgangig gemacht 4 1847 und 1848 stand er dem Erziehungsdepartement vor und baute das Lehrerseminar im ehemaligen Kloster Wettingen auf 3 Nach den Freischarenzugen von 1844 und 1845 verschlechterten sich die angespannten Beziehungen zwischen liberalen und konservativen Kantonen weiter Frey Herose der das Oberkommando uber den zweiten Freischarenzug abgelehnt hatte wurde 1846 von der Tagsatzung in den eidgenossischen Kriegsrat gewahlt Als Generalstabschef unter General Guillaume Henri Dufour war er 1847 am Sonderbundskrieg beteiligt Nach der Zerschlagung des Sonderbunds war Frey Herose Mitglied jener Kommission welche die neue Bundesverfassung ausarbeitete Bei den ersten Wahlen zum Nationalrat erzielte er das beste Ergebnis aller Aargauer Kandidaten 5 Bundesrat Bearbeiten Die Bundesversammlung wahlte Frey Herose am 16 November 1848 zum sechsten Bundesrat Er erhielt im zweiten Wahlgang 70 von 130 abgegebenen Stimmen 52 Stimmen entfielen auf Wilhelm Matthias Naeff und 8 Stimmen auf weitere Personen Nach zwei Tagen Bedenkzeit nahm er die Wahl an woraufhin er von seinen kantonalen Amtern zurucktrat Als sich der Bundesrat am 21 November im Erlacherhof konstituierte verfasste Frey Herose das Geschaftsreglement des neuen Gremiums und erhielt aufgrund seiner fruheren Erfahrung als Fabrikant das Handels und Zolldepartement zugewiesen Als dessen Vorsteher ordnete er das eidgenossische Zollwesen neu Dazu gehorten ein neues Zollgesetz die Abschaffung der Binnenzolle und der Mautgebuhren fur Wege und Brucken sowie der Aufbau der Grenzkontrollen an den Aussengrenzen In den darauf folgenden Jahren schloss er Handelsvertrage mit den Nachbarstaaten Sardinien Piemont 1851 Baden 1852 und Bayern 1853 ab 6 Fur die damals ublichen Komplimentswahlen Bundesrate mussten als Nationalrate gewahlt werden um sich die Legitimation des Volkes zu sichern trat er jeweils im Wahlkreis Aargau Sudwest an und erreichte stets das beste Ergebnis 1854 war er Bundesprasident und stand als solcher fur ein Jahr dem Politischen Departement vor Als Aussenminister erreichte er dass Osterreich das damals uber das Konigreich Lombardo Venetien herrschte die wirtschaftliche Blockade gegen den als Hort der Revolution geltenden Kanton Tessin aufhob 6 Von 1855 bis 1859 war Frey Herose Vorsteher des Militardepartements Am 15 Oktober 1855 eroffnete er als Vertreter der Regierung die Eidgenossische polytechnische Schule die heutige ETH Zurich Beim Aufstand von Royalisten im Kanton Neuenburg das damals auch ein preussisches Furstentum war bildete er zusammen mit seinem Ratskollegen Constant Fornerod die Verhandlungsdelegation Als nach der Niederschlagung des Aufstands ein Krieg mit Preussen drohte liess er sich fur kurze Zeit aus dem Bundesrat beurlauben um Dufour erneut als Generalstabschef beizustehen Mit dem Vertrag von Paris in dem Preussen auf alle Anspruche verzichtete endete 1857 der Konflikt um den Neuenburgerhandel Die dabei gemachten Erfahrungen sollten die Grundlage einer Reform des Generalstabs bilden doch das entsprechende Gesetz scheiterte im Januar 1859 im Parlament 7 1860 war Frey Herose ein zweites Mal Bundesprasident und wiederum Aussenminister Er geriet politisch unter Druck nachdem eine zunachst nur in vertraulichen Gesprachen geausserte Uberzeugung publik geworden war Er vertrat im Savoyerhandel den Standpunkt die Schweiz durfe sich bei der Frage der Abtretung Savoyens an Frankreich nicht einmischen auch wenn ein territorialer Anspruch rechtlich begrundbar sei Dadurch brachte er radikale Kreise um Bundesrat Jakob Stampfli gegen sich auf die eine Annektierung Hochsavoyens gefordert hatten Im Dezember 1860 und 1863 schaffte er deshalb die Wiederwahl als Bundesrat jeweils nur ausserst knapp im letzteren Fall genau mit dem absoluten Mehr von 84 Stimmen bzw mit funf Stimmen Vorsprung auf Emil Welti 8 Ab 1861 leitete Frey Herose wieder das Handels und Zolldepartement Als einer der ersten Schweizer erkannte er die kommende wirtschaftliche Bedeutung Japans und ermoglichte 1864 ein Handelsabkommen Von grosser wirtschaftlicher Bedeutung war ein im selben Jahr abgeschlossener Handelsvertrag mit Frankreich Indirekt fuhrte dieser zwei Jahre spater zur Gleichstellung der Juden in der Schweiz da Frankreich keine Differenzierung seiner Staatsburger zuliess und eine Schlechterstellung der Schweizer Juden gegenuber den franzosischen auf Dauer unmoglich gewesen ware Gemass seinem Grundsatz wonach die ganze Welt der Markt fur die Schweiz sei schloss Frey Herose auch einen Handelsvertrag mit dem Konigreich Hawaiʻi ab Am 6 Dezember 1866 erklarte er seinen Rucktritt auf Ende Jahr Im Nationalrat verblieb er bis 1872 8 Privatleben Bearbeiten Frey Herose war bereits in seinen Jugendjahren Mitglied der 1811 von Heinrich Zschokke gegrundeten Gesellschaft fur vaterlandische Kultur die heutige Aargauische Naturforschende Gesellschaft deren Ziel es war Kultur und Bildung im Kanton Aargau zu fordern Er selbst hielt zahlreiche Vortrage und stand dieser Gesellschaft von 1840 bis 1848 als Prasident vor In seiner Freizeit beschaftigte er sich mit der Beobachtung von Pflanzen und Tieren Der begeisterte Ornithologie trug eine grosse Sammlung praparierter Vogel zusammen die spater vom Kanton erworben wurde und heute teilweise im Naturama in Aarau zu sehen ist 9 Nach seinem Rucktritt als Bundesrat interessierte sich Frey Herose fur die Kultur Japans und erlernte die japanische Sprache Die Reise der 1862 von ihm beauftragten Handelsdelegation in das fernostliche Land diente als Inspiration fur die Japanesenspiele in Schwyz Drei Wochen vor seinem 73 Geburtstag verstarb Frey Herose Nach ihm benannt ist die Frey Herose Strasse in Aarau An dieser liegt auch das Versammlungsgebaude der Freimaurerloge Zur Brudertreue deren Mitglied er gewesen war Der Nachlass von Friedrich Frey Herose befindet sich im Staatsarchiv Aargau Siehe auch BearbeitenListe der Regierungsrate des Kantons AargauLiteratur BearbeitenJurg Stussi Lauterburg Frey Herose Friedrich In Historisches Lexikon der Schweiz Jurg Stussi Lauterburg Friedrich Frey Herose In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 63 68 Biographisches Lexikon des Kantons Aargau 1803 1957 In Historische Gesellschaft des Kantons Aargau Hrsg Argovia Band 68 69 Verlag Sauerlander Aarau 1958 S 229 Hans Schmid Bundesrat Frey Herose 1801 1873 Drei Jahrzehnte Aargauer und Schweizergeschichte Verlag Sauerlander Aarau 1917 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Frey Herose Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Friedrich Frey Herose in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs Publikationen von und uber Friedrich Frey Herose im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Stussi Lauterburg Das Bundesratslexikon S 63 Gabriela Suter Die Telli im Wandel vom Industrie zum Wohnquartier In Ortsburgergemeinde Aarau Hrsg Aarauer Neujahrsblatter Band 92 hier jetzt Baden 2018 ISBN 978 3 03919 429 2 S 52 55 a b Lebensbilder aus dem Aargau 1803 1953 In Historische Gesellschaft des Kantons Aargau Hrsg Argovia Band 65 Verlag Sauerlander Aarau 1958 S 187 188 Stussi Lauterburg Das Bundesratslexikon S 63 64 Lebensbilder aus dem Aargau 1803 1953 S 189 190 a b Stussi Lauterburg Das Bundesratslexikon S 64 Stussi Lauterburg Das Bundesratslexikon S 65 66 a b Stussi Lauterburg Das Bundesratslexikon S 67 Urs Kuhn 200 Jahre Aargauische Naturforschende Gesellschaft PDF 548 kB Naturama Februar 2012 abgerufen am 1 April 2019 VorgangerAmtNachfolger Mitglied im Schweizer Bundesrat 1848 1866Emil WeltiVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Wirtschaft Bildung und Forschung WBF Friedrich Frey Herose Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Constant Fornerod Josef Martin Knusel Johann Jakob Scherer Karl Schenk Joachim Heer Numa Droz Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Edmund Schulthess Hermann Obrecht Walther Stampfli Rodolphe Rubattel Thomas Holenstein Friedrich Traugott Wahlen Hans Schaffner Ernst Brugger Fritz Honegger Kurt Furgler Jean Pascal Delamuraz Pascal Couchepin Joseph Deiss Doris Leuthard Johann Schneider Ammann Guy ParmelinVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio CassisVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Verteidigung Bevolkerungsschutz und Sport VBS Ulrich Ochsenbein Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Emil Welti Victor Ruffy Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Wilhelm Hertenstein Walter Hauser Emil Frey Eduard Muller Eugene Ruffy Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Karl Scheurer Rudolf Minger Karl Kobelt Paul Chaudet Nello Celio Rudolf Gnagi Georges Andre Chevallaz Jean Pascal Delamuraz Arnold Koller Kaspar Villiger Adolf Ogi Samuel Schmid Ueli Maurer Guy Parmelin Viola Amherd Normdaten Person GND 136009662 lobid OGND AKS VIAF 80426571 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frey Herose FriedrichALTERNATIVNAMEN Frei Herose FriedrichKURZBESCHREIBUNG Schweizer Unternehmer Offizier und PolitikerGEBURTSDATUM 12 Oktober 1801GEBURTSORT Lindau Bodensee Bayern STERBEDATUM 22 September 1873STERBEORT Bern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Frey Herose amp oldid 236561295