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Johann Heinrich Daniel Zschokke 22 Marz 1771 in Magdeburg 27 Juni 1848 in Aarau meist Heinrich Zschokke auch Johann von Magdeburg und Johann Heinrich David Zschokke genannt war ein deutscher Schriftsteller und Padagoge Er liess sich in der Schweiz einburgern ubernahm in der Folge zahlreiche politische Amter und wirkte als liberaler Vorkampfer und Volksaufklarer Ludwig Albertvon Montmorillon Heinrich Zschokke 1817Heinrich Zschokke 1842 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 Werk 4 Nachkommen 5 Literatur 6 Weblinks 7 QuellenLeben BearbeitenDer Sohn des Altmeisters der Magdeburger Tuchmacherinnung Schokke wuchs nach dem fruhen Tod der Eltern erst bei Geschwistern und dann bei dem Schriftsteller und Rektor des altstadtischen Gymnasiums Elias Caspar Reichard auf Er besuchte das Padagogium am Kloster Unser Lieben Frauen sowie das altstadtische Gymnasium 1788 verliess er Gymnasium und Stadt auf eigene Faust nahm in Schwerin eine Hofmeisterstelle an und ging mit einer Theatergesellschaft nach Prenzlau im Herbst 1790 nahm er ein Studium der Philosophie und Theologie an der Universitat Frankfurt Oder auf Nach der Promotion 1792 war er bis 1795 Privatdozent fur Philosophie 1795 bis 1796 unternahm er eine Bildungsreise durch Deutschland Frankreich und die Schweiz wo er sich schliesslich niederliess 1796 wurde er Leiter des Philanthropins in Reichenau im Kanton Graubunden arbeitete an der Verbesserung des Schulwesens wurde zunehmend politisch aktiv und erhielt das Burgerrecht Graubundens Zschokke lebte zeitweise im Schloss Biberstein und heiratete am 25 Februar 1805 Anna Elisabeth Nanny Nusperli 1785 1858 Tochter des Jakob Nusperli Am 1 Oktober 1807 erwarb er in Aarau das Haus von Gottlieb Samuel Imhof in der heutigen Vorstadt am Rain Nummer 18 Das Ehepaar bewohnte dieses mit den zwolf Sohnen und der einzigen Tochter von 1818 bis 1825 Zschokke war der Schwager von Friedrich Nusperli und Ernst August Evers Zschokke erwarb 1810 von Hieronimus Hagnauer Meyer 1735 1816 den Ziegelgarten mit Haus samt Scheune und Schopf und schloss im gleichen Jahr mit den Lohgerbern Johannes Oelhafen und Johannes Rychner einen Vertrag ab um in den Raumlichkeiten unter der Firma Zschokke Oelhafen amp Co eine Ledermanufaktur und Lederhandlung zu betreiben an der er sich finanziell beteiligte Zschokke trat sechs Jahre spater nun finanziell abgesichert aus der Firma aus Als man Zschokke das zuruckgehaltene Gehalt von seiner Regierungsstatthalterschaft in Basel auszahlte konnte er zusammen mit dem Erlos der Edelsteine die er 1815 vom Bayrischen Konigspaar geschenkt bekommen hatte die selbstentworfene Villa Blumenhalde bauen lassen Dort lebte er mit seiner Familie von 1818 bis zu seinem Tod 1848 Politik BearbeitenNachdem die Franzosen im Marz 1798 die Schweiz erobert und die Helvetische Republik ausgerufen hatten unterstutzte Zschokke die Patrioten die einen Anschluss Graubundens an den neuen Staat forderten Als bei einer Volksabstimmung am 1 August 1798 die Gegner des Anschlusses gewannen wurde er von seinen politischen Gegnern bedroht und musste neun Tage spater nach Aarau fliehen Die Regierung Graubundens erkannte ihm sein Burgerrecht ab und setzte ein Kopfgeld auf ihn aus 1801 erhielt Zschokke sein Burgerrecht zuruck als die Gegner des Anschlusses abgesetzt worden waren und Graubunden der Helvetischen Republik beitrat Zschokke arbeitete in verschiedenen Amtern fur die Helvetische Regierung in Luzern Von November 1798 bis Mai 1799 war er Leiter des Bureaus fur Nationalkultur von Mai bis September 1799 Distriktskommissar in Stans Danach war er Regierungskommissar in drei verschiedenen Kantonen von September 1799 bis Februar 1800 im Kanton Waldstatte von Mai bis September 1800 im Kanton Tessin und von September 1800 bis November 1801 im Kanton Basel Zusammen mit seinem Schwager Friedrich Nusperli spielte Zschokke eine entscheidende Rolle im Volksbildungsverein des Kantons Basel Landschaft nbsp Villa Blumenhalde AarauDie Regierung des neu geschaffenen Kantons Aargau ernannte ihn 1804 zum Oberforst und Bergrat was seinem naturwissenschaftlichen Interesse entgegenkam In dieser Funktion verfasste er ein zweibandiges Handbuch fur Forstbeamte und reorganisierte die aargauische Forstwirtschaft grundlegend sein Wirken galt fur die damalige Zeit als vorbildlich und wegweisend Er war Mitbegrunder und zweiter Prasident der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft nbsp Zschokke Denkmal im Stadtpark AarauIm Jahre 1815 wurde Zschokke in den Grossen Rat des Kantons Aargau gewahlt Er gehorte zwar keiner Partei an stand aber den liberalen Kraften nahe Er nahm wahrend der Restaurationszeit mehrmals das Amt eines Tagsatzungsabgeordneten fur den Aargau ein Als Mitglied und spater als Prasident der Helvetischen Gesellschaft setzte er sich offen fur eine Reform der Schweiz in liberalem Sinn ein Als die Liberalen 1830 die Macht im Kanton ubernahmen erreichte er eine Starkung der Volksrechte in der neuen Kantonsverfassung 1833 wurde Zschokke aargauischer Abgesandter an der Tagsatzung und setzte sich fur die Bildung eines modernen Bundesstaates ein 1841 unterstutzte er den Antrag zur Aufhebung aller Kloster des Aargaus Aargauer Klosterstreit 1843 zog er sich aus dem offentlichen Leben zuruck Werk BearbeitenAls Schriftsteller wandte sich Zschokke anfangs der Rauber und Schauerromantik zu etwa in der Tragodie Graf Monaldeschi 1790 und den Romanen Aballino der grosse Bandit 1793 und Alamontade der Galeerensklave 1803 Spater schrieb er moralische Erzahlungen mit aufklarerischer Tendenz Seine Novellen Geister und Geisterseher oder Leben und fruhes Ende eines Nekromantisten Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Der tote Gast Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Das Goldmacherdorf 1817 Die Nacht in Brczwezmcisl waren beim Publikum sehr beliebt ebenso sein Erbauungsbuch Stunden der Andacht 1814 erschien seine Erzahlung Hans Dampf in allen Gassen Das Goldmacherdorf von 1817 gilt als erster Genossenschaftsroman der Weltliteratur 1833 lag bereits die funfte Auflage vor Es wurde ins Bulgarische Englische Finnische Franzosische Niederlandische Italienische Kroatische Lettische Ungarische Ratoromanische Russische Slowakische Slowenische und Tschechische ubersetzt und erhielt dadurch europaische Resonanz 1 2 Heinrich Remigius Sauerlander verlegte in seinem Verlag Zschokkes Gesamtausgabe Mit Sauerlander reiste Zschokke im August 1815 nach Wien und hielt sich im September in Munchen auf wo ihm Konig Maximilian I Joseph als Anerkennung fur die Abfassung von Baierische Geschichten eine goldene Dose mit seinem Namenszug in Brillanten schenkte Spater ubersandte ihm Konigin Karoline Friederike Wilhelmin einen Brillantring mit ihrem Namenszug 3 Zschokke war zu seiner Zeit einer der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller Ausserdem machte er sich durch Forschungen zur alteren Geschichte der Schweiz und mit der Herausgabe volkserzieherischer Zeitschriften verdient Er verfasste ein umfangreiches Werk zur Geschichte Bayerns Er gehorte u a der Literarischen Gesellschaft des Kantons Luzern an in die auf seinen Antrag hin am 4 Marz 1799 auch sein Freund Markus Vetsch Mitglied des helvetischen Grossen Rates und der helvetischen Tagsatzung aufgenommen wurde Daneben gab er zahlreiche Zeitungen heraus sein 1804 gegrundetes Wochenblatt Der Schweizerbote erschien bis 1878 Zschokke stand im schriftlichen Austausch mit Karl August Bottiger 4 Heinrich Zschokke wurde auch als Ubersetzer bekannt er ubertrug unter anderem die von Rodolphe Topffer verfassten Nouvelles Genevoises ins Deutsche Schriften zur Geschichte der Schweiz Die drey ewigen Bunde im hohen Rhatien Historische Skizze Zurich 1798 Erster Theil 244 Seiten und Zweiter Theil online Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Bergkantone Gessner Bern und Zurich 1801 online Historische Denkwurdigkeiten der helvetischen Staatsumwalzung Gesammelt und herausgegeben von Heinrich Zschokke Winterthur 1803 online Volkserzieherisch wissenschaftliche Schriften Der schweizer Gebirgsforster 1806 Geschichte des Freystaats der drey Bunde im hohen Rhatien Zurich 1817 2 Auflage online gemeinsam mit Emil Zschokke Des Schweizerlands Geschichte fur das Schweizervolk 9 Auflage Aarau 1853 online Ausgewahlte Historische Schriften In sechszehn Theilen Zweiter Theil Der Aufruhr von Stans Geschichte von Kampf und Untergang der Schweizerischen Berg und Waldkantone Aarau 1830 online Der Aufruhr von Stans Uberarbeitete Neuausgabe 2020 ISBN 978 3 7460 7510 5 Schriften zur Landeskunde der Schweiz Meine Wallfahrt nach Paris Erster Theil Zurich 1796 Zweiter Theil Zurich 1797 Online Auszug Die klassischen Stellen der Schweiz und deren Hauptorte in Originalansichten dargestellt Karlsruhe und Leipzig Kunst Verlag Erste Abtheilung 1836 Zweite Abtheilung 1838 Reprint unter dem Titel Wanderungen durch die Schweiz Hildesheim Olms Presse ISBN 3 487 08114 8 und ISBN 3 487 08115 6 Schriften zur Geschichte Bayerns Baierische Geschichte Erstes und zweites Buch Des Landes Urgeschichte bzw Die Zeiten deutschen Heerbanns und Faustrechts 2 Auflage Aarau 1821 online Drittes Buch Die Ursprunge baierischer Volksfreiheiten 2 Auflage Aarau 1830 online Viertes Buch Die Bruderkriege der Schyren 2 Auflage Aarau 1830 online Funftes Buch Die Zeiten der Glaubenskriege Aarau 1816 online Sechstes Buch Teil 1 Die letzten Kurfursten zu Baiern 3 Auflage Aarau 1828 online Teil 2 Karl Theodors Herrscherjahre in Baiern 3 Auflage Aarau 1828 online Nachkommen BearbeitenHeinrich Zschokke war u a der Vater des Ingenieurs Olivier Zschokke des Naturforschers Theodor Zschokke und des Pfarrers und Schriftstellers Emil Zschokke sowie Grossvater des Bauingenieurs Conradin Zschokke des Zoologen Friedrich Zschokke des Veterinarmediziners Erwin Zschokke des Bauingenieurs Richard Zschokke des Optikers Walther Zschokke und des Metallurgen Bruno Zschokke Er war der Urgrossvater des Bildhauers Alexander Zschokke und Ururgrossvater des Schriftstellers Matthias Zschokke Einer seiner zahlreichen Enkel war Robert Theodor Eugen Zschokke 1851 1883 dieser grundete 1881 mit seinem Jugendfreund Alfred Oehler 1852 1900 die Firma Zschokke amp Oehler aus der nach dem fruhen Tod von Robert Zschokke mit nur 32 Jahren die Firma Oehler amp Cie AG Stahl und Metallwaren Aarau hervorging Diese Firma wurde 1983 liquidiert Literatur BearbeitenJohann Jakob Babler Zschokke Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 45 Duncker amp Humblot Leipzig 1900 S 449 465 Johann Jakob Babler Heinrich Zschokke Ein Lebensbild In Vom Jura zum Schwarzwald Geschichte Sage Land und Leute 1 1884 S 81 118 Ilona T Erdelyi Der Schriftsteller und Volkserzieher Johann Heinrich Zschokke in Ungarn In Aarauer Neujahrsblatter Bd 62 1988 S 114 124 Digitalisat Ruedi Graf Heinrich Zschokke In Historisches Lexikon der Schweiz 24 Februar 2014 Carl Gunther Heinrich Zschokke In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Bd 65 1953 S 83 99 Johann Heinrich Daniel Zschokke In Kaspar Birkhauser Personenlexikon des Kantons Basel Landschaft Liestal 1997 Werner Ort Heinrich Zschokke 1771 1848 Eine Biografie hier jetzt Baden 2013 ISBN 978 3 03919 273 1 5 Werner Ort Heinrich Zschokke als Regierungsstatthalter der Helvetik in Basel 1800 1801 In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 100 2000 S 53 119 doi 10 5169 seals 118425 Werner Ort Heinrich Zschokke Wegbereiter der Freiheit In Schweizer Monatshefte Zeitschrift fur Politik Wirtschaft Kultur Heft 07 08 Juli August 2007 S 22 ff Heinz Sauerlander Heinrich Zschokke und Heinrich Remigius Sauerlander zwei Haupter der Aarauer Partei In Aarauer Neujahrsblatter Bd 70 1996 S 4 35 Digitalisat Paul Schaffroth Heinrich Zschokke als Politiker und Publizist wahrend der Restauration und Regeneration In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau Bd 61 1949 S 5 ff doi 10 5169 seals 59476 Gunter Schandera Zschokke Johann Heinrich Daniel In Guido Heinrich Gunter Schandera Hrsg Magdeburger Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Biographisches Lexikon fur die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bordekreis Jerichower Land Ohrekreis und Schonebeck Scriptum Magdeburg 2002 ISBN 3 933046 49 1 Artikel online Dietrich Seybold Heinrich Zschokke In Andreas Kotte Hrsg Theaterlexikon der Schweiz Band 3 Chronos Zurich 2005 ISBN 3 0340 0715 9 S 2155 f Erich Wenneker Heinrich Zschokke In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 15 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 077 8 Sp 1588 1595 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinrich Zschokke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Heinrich Zschokke Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Heinrich Zschokke Zitate Literatur von und uber Heinrich Zschokke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Heinrich Zschokke in der Deutschen Digitalen Bibliothek Nachlass Heinrich Zschokke im Staatsarchiv 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Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zschokke HeinrichALTERNATIVNAMEN Zschokke Johann Heinrich Daniel Zschokke Johann Heinrich David Johann von Magdeburg Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutsch schweizerischer Schriftsteller Forstbeamter Padagoge und PolitikerGEBURTSDATUM 22 Marz 1771GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 27 Juni 1848STERBEORT Aarau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Zschokke amp oldid 237674781