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Felix Louis Calonder 7 Dezember 1863 in Scuol 14 Juni 1952 in Zurich heimatberechtigt in Trin war ein Schweizer Rechtsanwalt und Politiker FDP Uber zwei Jahrzehnte lang gehorte er dem Grossen Rat des Kantons Graubunden an ab 1899 war er Mitglied des Standerates 1913 wurde er als erster Ratoromane in den Bundesrat gewahlt Als solcher war er Innen und Aussenminister und hatte einmal das Amt des Bundesprasidenten inne Nach seinem Rucktritt im Jahr 1920 war er fur den Volkerbund tatig Felix Calonder Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Werdegang und Kantonspolitik 1 2 Bundespolitik 1 3 Bundesrat 1 4 Weitere Tatigkeiten 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenWerdegang und Kantonspolitik Bearbeiten Er war der Sohn des Johann Calonder und der Ottilia Mani Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Scuol wo sein Vater als Baumeister tatig war 1869 zog die Familie zuruck nach Trin wo Calonder die Schule besuchte Ab 1878 absolvierte er die Kantonsschule Chur die er nach drei Jahren ohne Abschluss verliess Er arbeitete im In und Ausland als Kaufmann und holte die Matura in Zurich nach Ab 1885 studierte er Recht in Zurich Munchen Paris und Bern 1889 promovierte bei Carl Hilty mit einer Dissertation uber die schweizerische Neutralitat Calonder war Mitglied der Zofingia und hatte in der Armee den Rang eines Majors In Chur arbeitete er nach dem Studienabschluss zunachst als Gerichtsschreiber des Kantonsgerichts bis er sich 1891 selbstandig machte und mit Partnern ein eigenes Advokaturburo grundete Ein Jahr spater heiratete er Ursulina Walther mit der er drei Kinder hatte 1 1891 begann Calonders politische Karriere mit der Wahl zum Abgeordneten des Kreises Trins im Grossen Rat des Kantons Graubunden ab 1893 vertrat er den Kreis Chur Ebenfalls 1893 trat er ohne Erfolg zu den Regierungsratswahlen an 1894 war er Mitbegrunder der FDP Graubunden und baute als Parteiprasident die Strukturen der neuen Partei auf die nach kurzer Zeit beachtliche Erfolge feiern konnte und zur starksten politischen Kraft des Kantons aufstieg 1896 und 1899 prasidierte er den Grossen Rat dem er bis 1913 angehorte 1 Bundespolitik Bearbeiten 1899 wurde Calonder zusatzlich in den Standerat gewahlt dies vor allem aufgrund seines Einsatzes fur den Eisenbahnbau 1902 war er Mitbegrunder des Internationalen Splugenkomitees das erfolglos den Bau einer alpenquerenden Transitstrecke auf der Splugenroute propagierte Im Parlament setzte sich Calonder fur Subventionen des Bundes zugunsten des Schmalspurnetzes der Rhatischen Bahn ein Er gehorte ab 1904 der standeratlichen Kommission an die das Zivilgesetzbuch ausarbeitete 1908 fuhrte er Verhandlungen mit dem Grossherzogtum Baden uber die Nutzung des Hochrheins 1911 12 amtierte er als Standeratsprasident ausserdem war er von 1898 bis 1913 Mitglied des Zentralkomitees der Schweizer FDP 2 Nach dem Tod von Adolf Deucher im Juli 1912 musste ein Nachfolger im Bundesrat gewahlt werden In der fraktionsinternen Vorwahl der FDP unterlag Calonder im dritten Durchgang dem Aargauer Standerat Edmund Schulthess mit 41 zu 52 Stimmen Die Bundner Presse goutierte diese Niederlage nicht und rief zum Boykott der Bundesfeier auf Im Mai 1913 starb uberraschend auch Bundesrat Louis Perrier nach nur 13 monatiger Amtszeit Am 12 Juni 1913 wahlte die Bundesversammlung Calonder zum Nachfolger Perriers mit 151 von 199 gultigen Stimmen im ersten Wahlgang Auf den Walliser Staatsrat Arthur Couchepin entfielen elf Stimmen auf verschiedene andere Personen 37 Stimmen Die Parlamentarier aus der Romandie hatten sich nicht auf einen Kandidaten einigen konnen sodass der traditionelle zweite Bundesratssitz der Franzosischsprachigen vorubergehend an die ratoromanische Minderheit ging Daruber hinaus war der Kanton Graubunden 30 Jahre nach Simeon Bavier wieder in der Landesregierung vertreten 3 Bundesrat Bearbeiten Von seinem verstorbenen Vorganger und Parteikollegen ubernahm Calonder am 21 Juli 1913 das Departement des Innern Eine der ersten Vorlagen Calonders betraf die Errichtung des Schweizerischen Nationalparkes im Jahr 1914 Das von seinen Vorgangern vorangetriebene Gesetz zur Nutzbarmachung der Wasserkrafte wurde 1916 nach mehrjahriger Beratung im Parlament verabschiedet Mit der Wahl zum Bundesprasidenten ubernahm er 1918 die Leitung des Politischen Departements Sein Prasidialjahr war uberschattet von Spannungen zwischen der Deutschschweiz und der Romandie sowie der finanziellen und wirtschaftlichen Not der Bevolkerung im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs Im August trat er erstmals mit dem Oltener Aktionskomitee in Verhandlungen Da diese ergebnislos verliefen begann am 11 November 1918 der Landesstreik Einen Tag spater forderte Calonder im Namen des gesamten Bundesrates ultimativ die Beendigung des Streiks und liess mehrere Stadte militarisch besetzen Schliesslich endete der Streik nach drei Tagen Da Gustave Ador als nachfolgender Bundesprasident sein bisheriges Departement behalten wollte schuf der Bundesrat die gesetzliche Grundlage die Calonder ein zusatzliches Amtsjahr im Politischen Departement auch ohne Prasidentschaft ermoglichte 4 Wahrend die Schweiz die Beziehungen zur Sowjetunion abgebrochen hatte ubernahm sie 1919 die diplomatische Vertretung Liechtensteins im Ausland Im selben Jahr beschaftigte sich Calonder vor allem mit dem Beitritt zum Volkerbund Er gab Studien in Auftrag die sich mit neutralitatspolitischen und volkerrechtlichen Fragen bei einer Teilnahme an dieser internationalen Organisation befassten Seine einzige Auslandsreise fuhrte ihn nach Paris an die Konferenz der Siegermachte mit den neutralen Staaten Um der Schweiz den Beitritt zum Volkerbund zu ermoglichen entwarf er die Idee einer differentiellen Neutralitat Das Parlament stimmte im November 1919 dem Beitritt zu das Volk gab am 16 Mai 1920 ebenfalls seine Zustimmung Calonder unterstutzte ausdrucklich den Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz nachdem sich dort uber 80 der Bevolkerung dafur ausgesprochen hatte Edmund Schulthess und Giuseppe Motta zwangen Calonder jedoch aus wirtschaftlichen und sprachpolitischen Grunden dazu moglichen Beitrittsverhandlungen eine Absage zu erteilen 5 Calonders Rolle wahrend des Landesstreiks und sein Eintreten fur den Volkerbund brachten ihm die Gegnerschaft der Sozialdemokraten und der Befurworter einer absoluten Neutralitat ein Bei der Gesamterneuerungswahl am 11 Dezember 1919 erzielte er das zweitschlechteste Resultat aller sieben Bundesrate Funf Tage nach seiner Wiederwahl bat er um eine Beurlaubung Calonder kundigte am 21 Januar 1920 seinen Rucktritt aus gesundheitlichen Grunden an ohne wie eigentlich vorgesehen das Eidgenossische Justiz und Polizeidepartement ubernommen zu haben Die Bundesversammlung nahm seine Demission am 12 Februar 1920 an und wahlte Heinrich Haberlin als seinen Nachfolger 6 Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Nach knapp sechseinhalbjahriger Regierungstatigkeit auf eidgenossischer Ebene ubernahm Calonder ab 1920 internationale Aufgaben beim Volkerbund Er war an der Beilegung des Konflikts um die schwedischsprachigen Aland Inseln im finnischen Staatsgebiet beteiligt und fuhrte von 1922 bis 1937 in Katowice mit viel Einsatz die Gemischte Kommission fur Oberschlesien welche die Einhaltung des Deutsch Polnischen Abkommens uber Oberschlesien 7 gewahrleisten sollte 8 Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten 1933 mussten diese nach der Bernheim Petition die antisemitischen Massnahmen in Oberschlesien aussetzen Calonder bearbeitete die vorliegenden Beschwerden 9 Von 1924 bis 1937 hatte er seinen Wohnsitz im Schloss Neudeck bei Swierklaniec Danach lebte er in Zurich wo er als Rechtsberater tatig war 10 Literatur BearbeitenJurg Simonett Calonder Felix In Historisches Lexikon der Schweiz Jurg Simonett Felix Calonder In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 282 288 Hercli Bertogg Calonder Felix Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 98 f Digitalisat Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Felix Calonder im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Felix Calonder in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz Zeitungsartikel uber Felix Calonder in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b Simonett Das Bundesratslexikon S 282 Simonett Das Bundesratslexikon S 282 283 Simonett Das Bundesratslexikon S 283 Simonett Das Bundesratslexikon S 283 285 Simonett Das Bundesratslexikon S 285 Simonett Das Bundesratslexikon S 285 287 Vgl Deutsch polnisches Abkommen uber Oberschlesien Oberschlesien Abkommen OSA vom 15 Mai 1922 In Reichsgesetzblatt 1922 Teil II S 238ff Philipp Caspar Mohr Kein Recht zur Einmischung Die politische und volkerrechtliche Reaktion Grossbritanniens auf Hitlers Machtergreifung und die einsetzende Judenverfolgung Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 3 16 147610 7 S 139 Kurt Jacob Ball Kaduri Das Leben der Juden in Deutschland im Jahre 1933 Ein Zeitbericht Frankfurt a M Europaische Verl Anst 1963 S 185 199 Simonett Das Bundesratslexikon S 287 VorgangerAmtNachfolgerLouis PerrierMitglied im Schweizer Bundesrat 1913 1920Heinrich HaberlinVorsteher des Eidgenossischen Departements des Innern EDI Stefano Franscini Giovanni Battista Pioda Karl Schenk Jakob Dubs Josef Martin Knusel Numa Droz Adolf Deucher Eugene Ruffy Adrien Lachenal Marc Ruchet Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Camille Decoppet Louis Perrier Felix Calonder Gustave Ador Ernest Chuard Marcel Pilet Golaz Albert Meyer Philipp Etter Hans Peter Tschudi Hans Hurlimann Alphons Egli Flavio Cotti Ruth Dreifuss Pascal Couchepin Didier Burkhalter Alain BersetVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio Cassis Normdaten Person GND 118666681 lobid OGND AKS LCCN n87801784 VIAF 5724794 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Calonder FelixALTERNATIVNAMEN Calonder Felix LouisKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 7 Dezember 1863GEBURTSORT ScuolSTERBEDATUM 14 Juni 1952STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Felix Calonder amp oldid 223799220