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Die Bernheim Petition loste 1933 eine Debatte im Volkerbund uber die antisemitische Politik der nationalsozialistischen deutschen Regierung aus Sie hatte zum Ergebnis dass die antijudischen Massnahmen im deutschen Teil Oberschlesiens bis 1937 ausgesetzt wurden Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Deutsche Reaktionen 3 Verhandlungen in Genf 4 Folgen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenFranz Bernheim 1 1899 1990 lebte seit einiger Zeit im deutsch gebliebenen Teil Oberschlesiens Als Jude war er als Angestellter eines Kaufhauses entlassen worden und war daraufhin nach Prag emigriert Im Mai 1933 richtete er mit Hilfe des Comite des Delegations Juives aus Paris eine Petition an den Volkerbund in Genf Die judischen Organisationen hatten erkannt dass das geltende Deutsch polnische Abkommen uber Oberschlesien 2 von 1922 mit seiner Garantie von Minderheitenrechten eine volkerrechtliche Grundlage bot Deutschland mit Hilfe des Volkerbundes zur Aufhebung antisemitischer Massnahmen in Oberschlesien zu bringen oder seinen fortgesetzten Vertragsbruch festzustellen Der Volkerbund war in dem Vertrag als Schiedsrichter fur mogliche Streitfalle bestimmt worden Die Organisation uberredete Bernheim dazu die schon fertige Petition zu unterzeichnen Darin wurden die antijudischen Massnahmen der deutschen Regierung beklagt und ihr vorgeworfen das deutsch polnische Abkommen uber Oberschlesien von 1922 zu brechen Der Volkerbund wurde aufgefordert die deutsche Regierung zum Ende ihres antisemitischen Vorgehens in Oberschlesien zu veranlassen und darauf zu drangen dass Deutschland Wiedergutmachung leiste Deutsche Reaktionen BearbeitenNachdem die Petition im Auswartigen Amt bekannt geworden war berief Minister Konstantin Freiherr von Neurath sofort eine Ministerbesprechung unter Anwesenheit Adolf Hitlers ein um zu einem koordinierten Vorgehen aller Ministerien zu kommen Vom Auswartigen Amt nahmen daran der Minister und Vicco von Bulow Schwante Leiter des Sonderreferats Deutschland teil Sie befurchteten dass eine Judendebatte in Genf dem Ansehen Deutschlands im Ausland schaden wurde Sie setzten sich mit einem gemassigten Kurs durch und Innenminister Wilhelm Frick versprach vorlaufig die antisemitische Gesetzgebung in Oberschlesien nicht umzusetzen Gleichzeitig versuchte das Auswartige Amt vergeblich irgendwelches Material zu finden das Franz Bernheim in ein schlechtes Licht setzen wurde Verhandlungen in Genf BearbeitenDer Gesandte in Genf Friedrich von Keller wurde angewiesen zu betonen dass Deutschland internationale Vertrage achte Die Schuld fur mogliche Verfehlungen schob er den ortlichen Behorden zu Es gelang der deutschen Diplomatie indes nicht die Behandlung der Frage zu verhindern Der Rat des Volkerbundes diskutierte den Fall am 22 26 und 30 Mai sowie am 6 Juni 3 Am 30 Mai 1933 stellte der irische Gesandte Sean Lester in seinem Gutachten fest dass die deutsche Politik tatsachlich das deutsch polnische Abkommen uber Oberschlesien verletze Keller wies dies zuruck Die Mehrheit des Gremiums ging in ihrem Beschluss deutlich uber die regional begrenzte Petition hinaus Nicht nur das antisemitische Vorgehen in Oberschlesien wurde verurteilt sondern das in ganz Deutschland Der Volkerbundrat machte es Deutschland am 6 Juni zur Auflage die Minderheitenrechte im deutsch polnischen Vertrag zu achten und den Geschadigten in Oberschlesien Entschadigung zu zahlen 4 5 Folgen BearbeitenTatsachlich galten die antijudischen Gesetze und Verordnungen in West Oberschlesien nicht mehr Dort bildete sich ein Gremium judischer Personlichkeiten um die Interessen von Juden gegenuber dem Volkerbund und Deutschland zu vertreten Die Umsetzung des Volkerbundbeschlusses zog sich allerdings hin Erst im August 1934 gelang es dem judischen Ausschuss in Verhandlungen mit der Regierung die schon durchgefuhrten Diskriminierungsmassnahmen ruckgangig machen zu lassen Auch gelang es die Einfuhrung neuer antisemitischer Gesetze zu verhindern So wurden weder das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums noch die Nurnberger Gesetze in der Region umgesetzt Selbst der Verkauf des antisemitischen Blattes Der Sturmer war untersagt Diese Phase endete als am 15 Juni 1937 das deutsch polnische Abkommen uber Oberschlesien auslief Literatur BearbeitenKurt Jacob Ball Kaduri Das Leben der Juden in Deutschland im Jahre 1933 Ein Zeitbericht Frankfurt a M Europaische Verl Anst 1963 S 185 199 Der Berliner Rechtsanwalt Kurt Ball war der Sprecher des Aktionsausschusses Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und der Bundesrepublik Deutschland Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 49f Philipp Graf Die Bernheim Petition 1933 Judische Politik in der Zwischenkriegszeit Gottingen 2008 ISBN 978 3 525 36988 3 Wolf Gruner Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 1 Deutsches Reich 1933 1937 Munchen 2008 S 162f Jutta Cartarius Schutz und Verfolgung Die oberschlesischen Juden in den Jahren 1933 1938 In Durst nach Erkenntnis Forschungen zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa zwei Jahrzehnte Immanuel Kant Stipendium Munchen 2007 S 126 128 Weblinks BearbeitenKurzdarstellung auf yadvashem org engl PDF Datei 26 kB I Bernheim Petition to the League of Nations A Text of the Petition in American Jewish Year Book 1933 1934 Anhang der Review of the Year 5693 S 74ffEinzelnachweise Bearbeiten Franz Bernheim war ein Bruder von Grete Weiskopf Vgl Deutsch polnisches Abkommen uber Oberschlesien Genfer Abkommen Oberschlesien Abkommen OSA vom 15 Mai 1922 in Reichsgesetzblatt 1922 Teil II S 238ff LEAGUE COUNCIL TO PROBE NAZI ATTACK ON JEWS The Deseret News 20 Mai 1933 S 1 Probe of German Jewish Question Frederick K Abott The Deseret News 30 Mai 1933 S 1 Hitler Envoy Promises To Restore Rights To Jews In Upper Silesia The Deseret News 6 Juni 1933 S 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernheim Petition amp oldid 232983227