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Das Comite des Delegations Juives aupres de la Conference de la Paix engl Committee of Jewish Delegations war eine vor dem Hintergrund der Pariser Friedenskonferenz 1919 entstandene internationale Organisation zur Vertretung der judischen Interessen in Europa Sie ging 1936 im Judischen Weltkongress auf Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Festschreibung von Minderheitenrechten 3 Weitere Entwicklung 4 Zeit des Nationalsozialismus 5 Publikationen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDas Komitee entstand 1919 im Zuge der Verhandlungen der Pariser Friedenskonferenz Bereits im Dezember 1918 gab es in zionistisch gesinnten Kreisen Bestrebungen eine Versammlung von Vertretern judischer Nationalrate insbesondere aus dem Osten Europas abzuhalten Dabei sollte uber judische Forderungen fur den bevorstehenden Frieden beraten werden Anfangs traf man sich in der Schweiz Spater wechselte man nach Paris uber Nicht nur aus den ostlichen Staaten auch aus dem Westen waren judische Vertreter in Paris anwesend Julian Mack vom American Jewish Congress ubernahm die Prasidentschaft der Versammlung Auch Vertreter der in London ansassigen Zionistenkonferenz waren anwesend Zu Beginn war man bestrebt auch die nichtzionistischen Organisationen wie die Alliance Israelite Universelle und das britische Joint Foreign Committee mit einzubeziehen Teilweise aus den eigenen Reihen insbesondere von Vertretern aus Osteuropa kam dagegen Widerstand Auf der anderen Seite lehnten die britischen und franzosischen Vertreter nationale Forderungen ab Bei einem Treffen beider Seiten forderten die Komiteemitglieder kulturelle und sprachliche Autonomie Minderheitenreprasentation und ungehinderte lokale Organisation der Minderheiten Auch unter den amerikanischen Delegierten gab es dagegen Vorbehalte Eine Zusammenarbeit kam nicht zustande Insgesamt beanspruchten die Delegierten die Rechte von 10 Millionen Juden zu vertreten Die Versammlung gliederte sich in ein Prasidium und ein Generalsekretariat Daneben entstanden vier Kommissionen Dies waren die politische Kommission die Programmkommission die Presse und Propagandakommission und die Entschadigungs und Wiederaufbaukommission Vorsitzender war zunachst der Amerikaner Julian Mack und danach Louis Marshall Die eigentliche treibende Personlichkeit war Nachum Sokolow der im Juli 1919 auch Vorsitzender wurde Leiter der Presse und Propagandakommission wurde Leon Reich Bis zu seinem Tode 1933 spielte auch Leo Motzkin eine bestimmende Rolle in der Organisation Festschreibung von Minderheitenrechten BearbeitenIn der franzosischen Offentlichkeit fanden die Bestrebungen kaum Gehor Gleichzeitig begannen Vertreter des Komitees aber mit den bei den Friedenskonferenzen vertretenen Machten zu verhandeln Das Komitee erarbeitete eine Denkschrift uber Minoritatenrechte in den neu erstandenen oder in ihren Grenzen teilweise stark veranderten Staaten in Ostmittel Sudost und Osteuropa und reichte diese ein Darin wurde das Prinzip des kulturellen Nationalitatenrechts auf der Grundlage von Gruppenautonomie festgeschrieben Grosse Energie verwandte man darauf die judischen Rechte im entstehenden polnischen Staat zu verankern Zu den Fragen gehorten auch die rechtliche Anerkennung des Sabbats und die Moglichkeit fur Juden am Sonntag zu arbeiten Diese und andere Rechte etwa hinsichtlich der Schulen sollten in Minoritatenklauseln der einzelnen Vertrage festgeschrieben werden Obwohl nicht alle Fragen aus Sicht der Delegierten befriedigend geklart werden konnten bedeutete allein die Schaffung des Minoritatenstatus und die Anerkennung der judischen Eigenartigkeit und Existenzberechtigung im polnischen Vertrag einen Fortschritt Die amerikanische Delegation reiste danach ab Die Arbeit des Komitees wurde aber fortgesetzt Die Leitung ubernahm nun Sokolow in der Folge ging es um ahnliche Rechte etwa in Jugoslawien Griechenland der Tschechoslowakei oder Rumanien Es gelang Minderheitenrechte fur eine Reihe ost und sudosteuropaische Staaten zu vereinbaren Im Vertrag von Seuvres von 1920 wurden derartige Rechte auch fur die Turkei festgeschrieben Daneben ging es auch darum die Offentlichkeit uber die antijudischen Bewegungen und Pogrome im ostlichen Europa zu informieren Weitere Entwicklung BearbeitenAllerdings blieb unklar was bei Verstossen gegen die Klauseln geschehen konnte Zustandig fur die Minderheiten sollten der Volkerbundrat sein und auch der Internationale Gerichtshof konnte angerufen werden Der Erfolg war indes zweifelhaft Es wurde schliesslich eine komplizierte Vorgehensweise vereinbart Uber Petitionen konnte die Verletzung von Minderheitenrechten vor den Volkerbundrat gebracht werden Diese konnte aber nur durch ein Volkerbundmitglied oder eine anerkannte Organisation geschehen Dazu gehorte auch das Comite des Delegations Juives Entsprechende Positionen wurden in den betroffenen Staaten nicht selten als Einmischung in die inneren Angelegenheiten betrachtet In den folgenden Jahrzehnten blieb die Organisation Sachwalter judischer Rechte insbesondere im ostlichen Europa Finanziert wurden die Bemuhungen vornehmlich durch zionistische Organisationen Seit 1925 kooperierte das Komitee mit dem Europaischen Nationalitatenkongress Reorganisiert wurde die Organisation 1927 Am Sitz des Volkerbundes in Genf wurde ein standiger Rat fur judische Minderheitenrechte eingerichtet Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenNach Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft und erster Ubergriffe gegen Juden im Deutschen Reich nutzte das Komitee die im Deutsch polnischen Abkommen uber Oberschlesien 1 garantierten judischen Minderheitenrechte um Deutschland international unter Druck zu setzen Dazu diente die Bernheim Petition an den Volkerbund Darin wurden die antijudischen Massnahmen der deutschen Regierung beklagt und ihr vorgeworfen das deutsch polnische Abkommen uber Oberschlesien von 1922 zu brechen Der Volkerbund wurde aufgefordert die deutsche Regierung zum Ende ihres antisemitischen Vorgehens in Oberschlesien zu veranlassen und darauf zu drangen dass Deutschland Wiedergutmachung leistet Fur Oberschlesien gelang es nach langen Verhandlungen tatsachlich Erfolge zu erzielen Diese Sonderbedingungen endeten spatestens 1937 mit dem Auslaufen des deutsch polnischen Vertrages An der Verfolgung der Juden im ubrigen Deutschland anderten die Ergebnisse ohnehin nichts Bereits 1933 hatte das Komitee unter seinem Prasidenten Leo Motzkin ein Buch uber die Verfolgung der Juden in Deutschland in Auftrag gegeben Es erschien nach Motzkins Tod 1934 unter seinem Namen in Paris Das Schwarzbuch Tatsachen und Dokumente Die Lage der Juden in Deutschland 1933 Darin hatten der Redakteur Rudolf Olden und seine Mitarbeiter die antijudischen Massnahmen des NS Regimes des Jahres 1933 aufgelistet Das Comite des Delegations Juives ging 1936 schliesslich im Judischen Weltkongress auf Publikationen BearbeitenLeo Motzkin und Comite des Delegations Juives Hrsg Das Schwarzbuch Tatsachen und Dokumente Die Lage der Juden in Deutschland 1933 Redaktion Rudolf Olden Paris 1934 Ein Nachdruck erschien 1983 als Taschenbuch bei Ullstein Frankfurt 1983 ISBN 3 550 07960 5 Dazu erschien 1983 eine Rezension von Julius H Schoeps in der Zeit 2 Literatur BearbeitenLeon Reich Das Komitee der judischen Delegationen in Paris In Der Jude Heft 8 9 1920 21 S 439 448 Shmuel Ettinger Vom 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Die Neuzeit In Geschichte des judischen Volkes Von den Anfangen bis zur Gegenwart Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55918 1 S 1154 1156 Erwin Viefhaus Die Minderheitenfrage und die Entstehung der Minderheitenschutzvertrage auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 Holzner Wurzburg 1960 DNB 455263957 Philipp Graf Comite des delegations juives In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 2 Co Ha Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02502 9 S 13 17 Weblinks BearbeitenWorld Jewish Associations Committee of Jewish DelegationsEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Deutsch polnisches Abkommen uber Oberschlesien Oberschlesien Abkommen OSA vom 15 Mai 1922 In Reichsgesetzblatt 1922 Teil II S 238ff Julius H Schoeps Die Lage der Juden in Deutschland Schon 1933 dokumentiert In Die Zeit Nr 39 1983 online Normdaten Korperschaft GND 2074661 1 lobid OGND AKS LCCN n86802616 VIAF 145199680 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Comite des Delegations Juives amp oldid 193125873