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Hugo Robert Comtesse 14 August 1847 in Valangin 17 November 1922 in La Tour de Peilz heimatberechtigt in La Sagne war ein Schweizer Jurist und Politiker FDP Nach zweijahriger Tatigkeit als Untersuchungsrichter wurde er 1876 in den Staatsrat des Kantons Neuenburg gewahlt Ab 1883 vertrat er diesen Kanton auch im Nationalrat Von 1900 bis 1912 gehorte er dem Bundesrat an Als Finanzminister spielte er bei der Grundung der Schweizerischen Nationalbank eine entscheidende Rolle Robert Comtesse Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Studium und Beruf 1 2 Kantons und Bundespolitik 1 3 Bundesrat 1 4 Weitere Tatigkeiten 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenStudium und Beruf Bearbeiten nbsp Robert Comtesse ca 1880 Er war der Sohn des liberalen Notars und Friedensrichters Arnold Comtesse und von Marie Eliza Cornu Nachdem er in Neuchatel das humanistische Gymnasium besucht hatte studierte er Rechtswissenschaft an den Universitaten Heidelberg und Paris Von 1869 bis 1874 arbeitete er als Rechtsanwalt in einer Gemeinschaftskanzlei in La Chaux de Fonds 1873 gehorte Comtesse zu den Grundungsmitgliedern der Association democratique liberale doch bereits im darauf folgenden Jahr wechselte er vom liberalen Lager zu den weiter links stehenden Radikalen Nicht zuletzt aufgrund des Parteiwechsels wahlte ihn der Grosse Rat des Kantons Neuenburg 1874 zum Untersuchungsrichter dieses Amt ubte er wahrend zwei Jahren aus 1 Kantons und Bundespolitik Bearbeiten 1876 folgte Comtesses Wahl in den Staatsrat in welchem er die Nachfolge von Numa Droz antrat Als Mitglied der Kantonsregierung leitete er zunachst das Polizeidepartement ab 1877 das Departement des Inneren und schliesslich ab 1884 das neu geschaffene Landwirtschafts und Industriedepartement Unter anderem verfasste er ein neues Gemeindegesetz und traf zahlreiche Massnahmen zur Wahrung des sozialen Friedens Dazu gehoren die Einfuhrung einer kantonalen Versicherungsgesellschaft und die Grundung der kantonalen Handels Industrie und Arbeitskammer Daneben gehorte er dem Vorstand mehrerer Landwirtschafts und Industrieverbande an Ebenfalls eine wichtige Rolle spielte er in der Schweizerischen Gemeinnutzigen Gesellschaft in der Bewegung der Pazifisten und in Organisationen die sich fur den Schutz der Armenier einsetzten 1 Auch auf Bundesebene war Comtesse politisch aktiv und vertrat seinen Kanton ab 1883 im Nationalrat 1894 amtierte er als Nationalratsprasident Oft stellte er sich auf die Seite fortschrittlicher Sozialpolitiker wie Georges Favon und Ludwig Forrer Bisweilen warf man ihm vor sozialistisches Gedankengut zu vertreten da er sich fur die Schaffung von obligatorischen Gewerkschaften aussprach Nach der Bekanntgabe des Rucktritts von Adrien Lachenal wurde Comtesse von seiner Partei zum Kandidaten fur die Nachfolge im Bundesrat bestimmt Die Wahl am 14 Dezember 1899 war vollig unbestritten und verlief unspektakular Comtesse erhielt im ersten Wahlgang 148 von 177 gultigen Stimmen 29 Stimmen verteilten sich auf verschiedene Personen 2 Bundesrat Bearbeiten nbsp Karikatur der Schweizer Regierung im Jahre 1901 Bundesprasident Ernst Brenner und die Bundesrate Eduard Muller Robert Comtesse Josef Zemp Vize Bundesprasident Marc Emile Ruchet Adolf Deucher Walter Hauser von links nach rechts Zu Beginn des Jahres 1900 ubernahm Comtesse die Leitung des Finanz und Zolldepartements 1901 wechselte er ins Justiz und Polizeidepartement 1902 ins Post und Eisenbahndepartement Mit Ausnahme der Jahre 1904 und 1910 in denen er als Bundesprasident turnusgemass das Politische Departement fuhrte stand er von 1903 bis 1911 wiederum dem Finanz und Zolldepartement vor 3 Comtesse setzte in seinem ersten Amtsjahr Leopold Dubois den Direktor der Neuenburger Kantonalbank als Finanzdirektor der kurz vor der Grundung stehenden Schweizerischen Bundesbahnen ein Bei der Schaffung der Schweizerischen Nationalbank spielte Comtesse eine wesentliche Rolle Erste Anlaufe waren 1897 und 1901 wegen des Streits zwischen Anhangern einer rein privaten Institution und Befurwortern einer Staatsbank unter alleiniger Aufsicht des Bundes gescheitert Er selbst lehnte eine Staatsbank zwar ab zeigte sich aber im Gegensatz zu seinem Vorganger Walter Hauser kompromissbereit Die von ihm als Finanzminister durchgesetzte Losung war pragmatisch An der neuen Institution waren die Kantone die Kantonalbanken und Privatpersonen beteiligt nicht aber der Bund Die rechtliche Grundung erfolgte am 16 Januar 1906 der operative Betrieb wurde am 20 Juni 1907 aufgenommen Comtesse lehnte das Angebot ab zu einem der Generaldirektoren der Nationalbank ernannt zu werden 3 Wahrend seines ersten Prasidialjahres 1904 versuchte Comtesse die diplomatische Tatigkeit der Schweiz zu verstarken Geleitet von seiner pazifistischen Einstellung strebte er nach mehr internationalen Schiedsgerichten um mit ihrer Hilfe kunftigen Kriegen vorzubeugen Er konnte durchsetzen dass die Schweiz eine diplomatische Vertretung in Den Haag erhielt um dort am Standigen Schiedshof und bei anderen internationalen Organisationen prasent zu sein 1910 empfing er den franzosischen Prasidenten Armand Fallieres Comtesse regte eine Verwaltungsreform an und forderte insbesondere eine Modernisierung des Politischen Departements Seiner Ansicht nach verhinderte das damalige Rotationsprinzip die Kontinuitat und professionelle Handhabung der immer wichtiger werdenden Aussenbeziehungen Nachdem seine Forderungen zunachst auf Widerstand gestossen waren wurden sie ab 1914 umgesetzt 4 Grosse Probleme bereiteten die Bundesfinanzen Der neue Zolltarif von 1902 fuhrte zwar zu Mehreinnahmen diese konnten aber bei weitem nicht mit den stark angestiegenen Ausgaben mithalten besonders mit jenen im militarischen Bereich Auf diese Weise vergrosserte sich das Defizit von Jahr zu Jahr Comtesse warnte mehrmals vor der zunehmenden Instabilitat der Bundesfinanzen und forderte zusatzliche Einnahmequellen setzte aber keine konkreten Sparmassnahmen durch Er versuchte lediglich das militarische Ausgabenwachstum zu bremsen Mehrmals kam es deswegen zu Auseinandersetzungen mit Verteidigungsminister Eduard Muller der sich meistens durchsetzte Die Parlamentarier kritisierten ab 1909 zunehmend die ihrer Ansicht nach konzeptlose Finanzpolitik Die Neue Zurcher Zeitung bezeichnete Comtesse in der Berichterstattung uber die Budgetberatungen als unglaublich naiv Nachdem die Finanzkommission des Standerates am 20 November 1911 offentlich einen neuen Finanzminister gefordert hatte wechselte er am 14 Dezember wieder ins Post und Eisenbahndepartement 5 Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Am 4 Marz 1912 trat Comtesse zuruck und ubernahm die Leitung der internationalen Amter fur gewerblichen Rechtsschutz und fur geistiges Eigentum Politisch blieb er jedoch weiterhin aktiv Wahrend des Ersten Weltkriegs zeigte er offen Sympathien fur die Kriegsgegner der Mittelmachte und rief zu einem Protest gegen die Invasion Belgiens auf Den Krieg nannte er blodsinnig und barbarisch er sei einzig auf den preussischen Imperialismus und Militarismus zuruckzufuhren Die Kriegsereignisse verstarkten seine pazifistischen Uberzeugungen aus diesem Grund war er uberzeugter Anhanger des Beitritts der Schweiz zum Volkerbund Ab 1920 prasidierte er die von ihm mitbegrundete Schweizerische Vereinigung fur den Volkerbund Aus gesundheitlichen Grunden musste er 1921 seine Direktorenamter aufgeben 6 Literatur BearbeitenEric Andre Klauser Comtesse Robert In Historisches Lexikon der Schweiz Marc Perrenoud Robert Comtesse In Urs Altermatt Hrsg Das Bundesratslexikon NZZ Libro Zurich 2019 ISBN 978 3 03810 218 2 S 227 232 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Robert Comtesse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Robert Comtesse in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs Publikationen von und uber Robert Comtesse im Katalog Helveticat der Schweizerischen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Perrenoud Das Bundesratslexikon S 227 Perrenoud Das Bundesratslexikon S 227 228 a b Perrenoud Das Bundesratslexikon S 228 Perrenoud Das Bundesratslexikon S 229 230 Perrenoud Das Bundesratslexikon S 229 Perrenoud Das Bundesratslexikon S 230 231 VorgangerAmtNachfolgerAdrien LachenalMitglied im Schweizer Bundesrat 1900 1912Louis PerrierVorsteher des Eidgenossischen Finanzdepartements EFD Josef Munzinger Henri Druey Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Constant Fornerod Jean Jacques Challet Venel Victor Ruffy Paul Ceresole Karl Schenk Johann Jakob Scherer Wilhelm Matthias Naeff Bernhard Hammer Simeon Bavier Walter Hauser Robert Comtesse Marc Ruchet Josef Anton Schobinger Giuseppe Motta Jean Marie Musy Albert Meyer Ernst Wetter Ernst Nobs Max Weber Hans Streuli Jean Bourgknecht Roger Bonvin Nello Celio Georges Andre Chevallaz Willi Ritschard Otto Stich Kaspar Villiger Hans Rudolf Merz Eveline Widmer Schlumpf Ueli Maurer Karin Keller SutterVorsteher des Eidgenossischen Justiz und Polizeidepartements EJPD Henri Druey Jonas Furrer Jakob Stampfli Josef Martin Knusel Jakob Dubs Paul Ceresole Fridolin Anderwert Emil Welti Louis Ruchonnet Adolf Deucher Eugene Ruffy Eduard Muller Ernst Brenner Robert Comtesse Josef Anton Schobinger Ludwig Forrer Arthur Hoffmann Camille Decoppet Heinrich Haberlin Johannes Baumann Eduard von Steiger Markus Feldmann Friedrich Traugott Wahlen Ludwig von Moos Kurt Furgler Rudolf Friedrich Elisabeth Kopp Arnold Koller Ruth Metzler Arnold Christoph Blocher Eveline Widmer Schlumpf Simonetta Sommaruga Karin Keller Sutter Elisabeth Baume SchneiderVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Jakob Dubs Jean Jacques Challet Venel Eugene Borel Joachim Heer Johann Jakob Scherer Karl Schenk Emil Welti Simeon Bavier Adolf Deucher Josef Zemp Robert Comtesse Ludwig Forrer Louis Perrier Robert Haab Marcel Pilet Golaz Enrico Celio Josef Escher Giuseppe Lepori Willy Spuhler Rudolf Gnagi Roger Bonvin Willi Ritschard Leon Schlumpf Adolf Ogi Moritz Leuenberger Doris Leuthard Simonetta Sommaruga Albert RostiVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio Cassis Normdaten Person GND 126430020 lobid OGND AKS VIAF 42829888 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Comtesse RobertKURZBESCHREIBUNG Schweizer 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