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Eduard von Steiger 2 Juli 1881 in Langnau im Emmental 10 Februar 1962 in Bern heimatberechtigt ebenda war ein Schweizer Politiker BGB Als Bundesrat war er ab 1940 Justizminister wodurch er massgeblich fur die Fluchtlingspolitik der Schweiz im Zweiten Weltkrieg und die vollumfangliche Grenzsperre fur judische Fluchtlinge verantwortlich war Er bekleidete zudem zweimal das Amt des Bundesprasidenten Eduard von Steiger Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Fluchtlingspolitik wahrend des Zweiten Weltkrieges 3 Nachkriegszeit 4 Wahlergebnisse in der Bundesversammlung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenSteiger studierte nach der Matura die er in Bern ablegte von 1900 bis 1905 in Genf Leipzig und Bern Jura In Bern eroffnete er 1909 auch eine eigene Kanzlei Dort war er 1914 bis 1917 im Stadtrat und von 1921 bis 1938 im Burgerrat Fur die Konservative Partei sass er ab 1914 auch im Berner Grossen Rat und prasidierte in der Folge mehreren kantonalen Kommissionen Als Parteipolitiker betrieb er den Zusammenschluss seiner Partei mit der Bernischen Bauern und Burgerpartei deren Vertreter Rudolf Minger bereits seit 1929 im Bundesrat gesessen war zur Bauern Gewerbe und Burgerpartei 1939 wurde der Berner Regierungsrat Er wurde am 10 Dezember 1940 in den Bundesrat gewahlt Dabei setzte er sich gegen seinen Parteikollegen Markus Feldmann durch wobei die bernische BGB Feldmann vorgezogen hatte Geruchte uber eine deutsche Einflussnahme auf seine Wahl wurden nie bestatigt Steiger war Bundesprasident in den Jahren 1945 und 1951 und Vizeprasident 1950 Am 31 Dezember 1951 ubergab er sein Amt nachdem er am 9 November seinen Rucktritt angekundigt hatte Sein Nachfolger wurde Markus Feldmann Wahrend seiner Amtszeit stand Eduard von Steiger dem Justiz und Polizeidepartement vor Von 1931 bis 1940 war er Bankrat der Schweizerischen Nationalbank SNB 1940 Vizeprasident des Verwaltungsrats der Schweizerischen Bundesbahnen SBB und von 1933 bis 1940 Verwaltungsrat der Schweizerischen Volksbank Fluchtlingspolitik wahrend des Zweiten Weltkrieges Bearbeiten Das Departement trug nach Kriegsbeginn fur den Vollzug der Fluchtlingspolitik die zentrale Verantwortung weil es von 1938 bis 1942 zu einer Verlagerung der Kompetenzen von den Kantonen zu den Bundesbehorden kam Es ist bekannt dass im EJPD starke fremdenfeindliche und antisemitische Tendenzen herrschten und die Polizeiabteilung ihre Krafte auf die Abwehr der Fluchtlinge konzentrierte 1 Trotz bereits rigoroser Durchsetzung der Abwehrmassnahmen gelangten noch osterreichische Juden in die Schweiz Ab Fruhjahr 1942 wurden Juden zu Tausenden nach Osten deportiert ab Mai begann die Massenvernichtung in Auschwitz Allein am 16 Juli wurden uber 13 000 franzosische Juden in Paris verhaftet und deportiert Ende Juli erstattete der Stellvertreter von Fremdenpolizeichef Heinrich Rothmund Robert Jezler dem Bundesrat Bericht Die ubereinstimmenden und zuverlassigen Berichte uber die Art und Weise wie die Deportationen durchgefuhrt werden und uber die Zustande in den Judenbezirken im Osten sind derart grasslich dass man die verzweifelten Versuche der Fluchtlinge solchem Schicksal zu entrinnen verstehen muss und eine Ruckweisung kaum mehr verantworten kann Dennoch betonte er man durfe in der heutigen Kriegszeit in der auch die Schweiz in gewissem Sinn um ihre Existenz kampfen musse nicht zimperlich sein und empfahl bei der Aufnahme von Fluchtlingen in Zukunft grosse Zuruckhaltung zu uben 2 Am 13 August 1942 erliess das Justiz und Polizeidepartement eine totale Grenzsperre fur judische Fluchtlinge Sie wurde etwas spater vom Gesamtbundesrat bestatigt Am 30 August 1942 fuhrte die reformierte Jugendorganisation Junge Kirche in Zurich Oerlikon eine schweizerische Landsgemeinde durch Nachdem am Vormittag der Basler Pfarrer Walter Luthi gesprochen hatte hielt Eduard von Steiger am Nachmittag vor den rund 8000 anwesenden Jugendlichen eine Rede in der er die restriktive Politik der Schweiz gegenuber den judischen Fluchtlingen im Zweiten Weltkrieg mit dem beruhmt gewordenen Bild des kleinen Rettungsbootes zu rechtfertigen suchte Wer ein schon stark besetztes kleines Rettungsboot mit beschranktem Fassungsvermogen und ebenso beschrankten Vorraten zu kommandieren hat indessen Tausende von Opfern einer Schiffskatastrophe nach Rettung schreien muss hart scheinen wenn er nicht alle aufnehmen kann Und doch ist er noch menschlich wenn er beizeiten vor falschen Hoffnungen warnt und wenigstens die schon Aufgenommenen zu retten sucht Die Zahl der abgewiesenen und damit grossteils in den Tod getriebenen Juden ist umstritten es wird von bis zu 25 000 oder nur einigen tausend gesprochen letztere Einschatzung stutzt sich darauf ab dass wohl viele Fluchtlinge mehrmals versuchten die gesperrte Grenze zu uberqueren und es damit zu Mehrfachzahlungen kam 3 Nachkriegszeit BearbeitenVor der beruhmten Rede Winston Churchills 1946 in Zurich ergab sich das Problem dass damals Auslandern politische Ansprachen noch verboten waren Von Steiger verlangte im Bundesrats Kollegium Churchill musse aufgefordert werden seine Rede vorher dem Bundesrat zu unterbreiten Der Bundesrat beschloss dann nur einige Auflagen fur die Rede aufzustellen an die sich Churchill aber offenbar nicht hielt 4 Eduard von Steiger und seine Frau Beatrix von Steiger waren Ehrenburger von Langnau im Emmental 2013 lehnte der Gemeinderat Langnaus die Forderung der JungsozialistInnen Schweiz JUSO auf Widerrufung des Ehrenburgerrechts mit der Begrundung ab dies konne die zweifelhafte Fluchtlingspolitik der damaligen Landesregierung nicht ruckgangig machen 5 Von Steiger liegt auf dem Berner Schosshaldenfriedhof begraben Sein Familiennachlass befindet sich in der Burgerbibliothek Bern 6 Wahlergebnisse in der Bundesversammlung Bearbeiten1941 Wahl in den Bundesrat mit 130 Stimmen absolutes Mehr 114 Stimmen 1943 Wiederwahl als Bundesrat mit 183 Stimmen absolutes Mehr 98 Stimmen 1944 Wahl zum Bundesprasidenten mit 182 Stimmen absolutes Mehr 190 Stimmen 1947 Wiederwahl als Bundesrat mit 186 Stimmen absolutes Mehr 100 Stimmen 1949 Wahl zum Vizeprasidenten des Bundesrates mit 182 Stimmen absolutes Mehr 96 Stimmen 1950 Wahl zum Bundesprasidenten mit 167 Stimmen absolutes Mehr 90 Stimmen Siehe auch BearbeitenDie Schweiz im Zweiten Weltkrieg Bergier BerichtLiteratur BearbeitenEduard von Steiger im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Hadrien Buclin Defense nationale ou defense de classe Retour sur le proces de treize antimilitaristes suisses en 1942 2014 Cahiers d histoire du mouvement ouvrier 30 pp 51 68 Katrin Rieder Netzwerke des Konservatismus Berner Burgergemeinde und Patriziat im 19 und 20 Jahrhundert Zurich Chronos Verlag 2008 Sacha Zala Steiger Eduard von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 126 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eduard von Steiger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Eduard von Steiger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Eduard von Steiger in den Historischen Pressearchiven der ZBW Christoph Zurcher Eduard von Steiger In Historisches Lexikon der Schweiz Eduard von Steiger in der Archivdatenbank des Schweizerischen BundesarchivsEinzelnachweise Bearbeiten Der Bundesrat und das EJPD PDF 1 8 MB UEK Schlussbericht S 132 Nationalsozialistische Vernichtungspolitik und Grenzschliessung im August 1942 PDF 1 8 MB UEK Schlussbericht S 115 Luzi Stamm Die zehn Todsunden des Bergier Kommission Todsunde 7 Bewusstes Festhalten an falschen Zahlen Memento vom 7 Januar 2014 im Internet Archive Auf der Website von Luzi Stamm Paul Widmer Schweizer Aussenpolitik 1815 bis 2000 2014 Eduard von Steiger bleibt Ehrenburger von Langnau Berner Zeitung 19 Februar 2013 Eduard von Steiger im Katalog der Burgerbibliothek BernVorgangerAmtNachfolgerRudolf MingerMitglied im Schweizer Bundesrat 1941 1951Markus FeldmannVorsteher des Eidgenossischen Justiz und Polizeidepartements 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