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Marcel Pilet Golaz 31 Dezember 1889 in Cossonay 11 April 1958 in Paris war ein Schweizer Politiker FDP aus dem Kanton Waadt Als Bundesrat war er nacheinander Innen Verkehrs und Aussenminister und bekleidete zweimal das Amt des Bundesprasidenten darunter 1940 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Bundesrat Marcel Pilet Golaz ca 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Politische Anfange 1 3 Bundesrat 1 4 Aussenpolitik 1 5 Beurteilung 1 6 Karriereende 2 Wahlergebnisse in der Bundesversammlung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Marcel Pilet Golaz war der Sohn des Handelsagenten und Gemeinderatsprasidenten von Lausanne Edouard Pilet und seiner Frau Ella geb Schenk Pilet Golaz studierte Jura und erwarb 1912 einen Dr iur der Universitat Lausanne Er arbeitete anschliessend als Anwalt und war Offizier zuletzt Major der Schweizer Armee Seit 1915 war er verheiratet mit Mathilde Golaz Tochter des freisinnigen Politikers Donat Golaz Mit ihr hatte er einen Sohn Jacques Pilet 1920 1 Politische Anfange Bearbeiten Pilet Golaz amtierte 1921 bis 1928 als Waadtlander Kantonsrat fur die Freisinnig Demokratische Partei und sass von 1925 bis 1928 im Nationalrat In dieser Zeit setzte er sich u a gegen das Streikrecht fur Beamte ein Bundesrat Bearbeiten nbsp Marcel Pilet GolazDie Vereinigte Bundesversammlung wahlte Marcel Pilet Golaz als Nachfolger von Ernest Chuard am 13 Dezember 1928 im ersten Wahlgang in den Bundesrat Von seinem Vorganger und Parteikollegen ubernahm er am 1 Januar 1929 das Eidgenossische Departement des Innern Nach dem Rucktritt von Robert Haab wechselte er am 1 Januar 1930 in das Eidgenossische Post und Eisenbahndepartement Das Eidgenossische Politische Departement ubernahm er am 1 Marz 1940 vom verstorbenen Giuseppe Motta Das Parlament bestatigte ihn 1931 1935 1939 und 1943 im Amt Er war 1933 1939 und 1944 Vizeprasident des Bundesrates und 1934 und 1940 Bundesprasident Nach dem Tod von Giuseppe Motta war er von 1940 bis 1944 amtsaltestes Regierungsmitglied Er gab am 7 November 1944 seinen Rucktritt auf den 31 Dezember 1944 bekannt In zahlreichen Witzen wurde eine personliche Rivalitat zwischen dem franzosischsprachigen Pilet Golaz und seinem Deutschschweizer Kollegen Rudolf Minger unterstellt Aussenpolitik Bearbeiten Nach dem Anschluss Osterreichs unterstutzte Marcel Pilet Golaz die Proklamation des Bundesrates und der Fraktionen betreffend die Neutralitat der Schweiz 2 3 Als Leiter der Aussenpolitik ab dem 2 Marz 1940 musste Pilet Golaz eine Balance finden zwischen den deutschen Forderungen den alliierten Einwanden und dem Unabhangigkeitswillen der Schweiz Sein Weg ein relativ gutes Verhaltnis zum Deutschen Reich aufzubauen war stark umstritten sowohl wahrend des Krieges als auch danach Als die Schweiz 1940 den deutschen Westfeldzug und die Niederlage Frankreichs erlebte leitete Pilet Golaz das Departement des Ausseren Er galt als Pragmatiker der sich mit dem deutschen und italienischen Faschismus zumindest friedlich arrangieren wollte manche warfen ihm auch personliche Sympathie fur den Faschismus vor Besonders die Radioansprache 4 5 6 die Pilet Golaz als Bundesprasident am 25 Juni 1940 kurz nach der Kapitulation Frankreichs hielt liess vielfaltige Interpretationen zu Die mit dem ubrigen Bundesrat abgestimmte Rede sollte das Volk trotz der neuen Lage in seiner Eigenstandigkeit versichern Durch seine Wortwahl erreichte er jedoch das Gegenteil Pilet Golaz sprach im Namen des Bundesrates davon die drei grossen Nachbarn der Schweiz hatten nun den Weg des Friedens beschritten nun sei es auch fur die Schweiz an der Zeit vorwarts zu blicken und am Wiederaufbau der im Umbruch stehenden Welt mitzuwirken Der Zeitpunkt der inneren Wiedergeburt sei da jeder der Eidgenossen musse den alten Menschen ablegen Beurteilung Bearbeiten Viele meinten in diesen Worten eine Ubernahme von Gedankengut der Nationalsozialisten zu horen Denn die vor dem deutschen Westfeldzug ublichen Worte wie Widerstand bewaffnete Neutralitat Unabhangigkeit kamen in der Rede nicht vor Diese Interpretation der Worte von Pilet Golaz wurde dadurch verstarkt dass er im September 1940 die Fuhrer der nationalsozialistisch orientierten Nationalen Bewegung der Schweiz NBS zu einer personlichen Audienz empfing Daraufhin musste sich Pilet Golaz der heftigen Kritik weiter Teile der Offentlichkeit und des Parlamentes stellen Bereits zu diesem Zeitpunkt wurden Rucktrittsforderungen laut denen sich Pilet Golaz jedoch zu entziehen wusste Die NBS wurde im November 1940 zusammen mit den Kommunisten auf der linken Seite vom Bundesrat verboten Andererseits schien fur die Schweiz im Juni 1940 jede Provokation des Dritten Reichs gefahrlich Der Abschuss deutscher Flugzeuge durch die Schweizer Luftwaffe im Grenzgebiet zu Frankreich hatte zu massiven Vergeltungsdrohungen gefuhrt Manche hielten Zuruckhaltung und Anpassung fur den notwendigen Preis um die Unabhangigkeit zu erhalten Einen Monat nach jener Radioansprache verkundete der militarische Oberbefehlshaber General Henri Guisan beim Rutlirapport die Reduit Strategie zur Aufrechterhaltung der Schweizer Unabhangigkeit Dies wurde vielfach als Antwort auf die anpasserische Rede von Pilet Golaz interpretiert Pilet Golaz Vorstellungen was die Kompromisse betraf die die Schweiz seines Erachtens hatte eingehen sollen gingen jedoch nie so weit wie die des Schweizer Ministers Gesandten in Berlin Hans Frolicher In der modernen Geschichtswissenschaft ist man davon abgekommen Pilet Golaz als alleinigen Buhmann der Schweiz wahrend des Zweiten Weltkriegs und potentiellen Kollaborateur anzusehen wie dies in der Volksmeinung und in zahlreichen historischen Publikationen der Nachkriegszeit der Fall war Vielmehr ist es notwendig Pilet Golaz Meinung als exemplarisch fur einen wenn auch zahlenmassig geringen Teil sowohl der Schweizer Bevolkerung wie der Staatsorgane anzusehen Auch General Guisan wird heute in einem wesentlich nuchterneren Licht gesehen als in den unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnten Karriereende Bearbeiten Nachdem 1944 seiner Ankundigung zur Sowjetunion diplomatische Beziehungen aufzunehmen von dort eine schroffe Ablehnung gefolgt war verlor Pilet Golaz alle Unterstutzung und musste zurucktreten Nach dem Krieg ausserte sich Pilet Golaz nicht zu seinem Verhalten Er zog sich auf sein Anwesen in Essertines sur Rolle zuruck Wahlergebnisse in der Bundesversammlung Bearbeiten1928 Wahl in den Bundesrat mit 151 Stimmen absolutes Mehr 113 Stimmen 1931 Wiederwahl als Bundesrat mit 144 Stimmen absolutes Mehr 81 Stimmen 7 1932 Wahl zum Vizeprasidenten des Bundesrates mit 156 Stimmen absolutes Mehr 86 Stimmen 1933 Wahl zum Bundesprasidenten mit 137 Stimmen absolutes Mehr 77 Stimmen 1935 Wiederwahl als Bundesrat mit 119 Stimmen absolutes Mehr 93 Stimmen 1938 Wahl zum Vizeprasidenten des Bundesrates mit 99 Stimmen absolutes Mehr 52 Stimmen 1939 Wiederwahl als Bundesrat mit 145 Stimmen absolutes Mehr 88 Stimmen 1939 Wahl zum Bundesprasidenten mit 142 Stimmen absolutes Mehr 80 Stimmen 1943 Wiederwahl als Bundesrat mit 154 Stimmen absolutes Mehr 114 Stimmen 1943 Wahl zum Vizeprasidenten des Bundesrates mit 147 Stimmen absolutes Mehr 97 Stimmen Literatur BearbeitenJean Claude Favez AL Marcel Pilet Golaz In Historisches Lexikon der Schweiz Hanspeter Born Staatsmann im Sturm Pilet Golaz und das Jahr 1940 Munsterverlag Basel 2020 ISBN 978 3 907146 72 9 Weblinks BearbeitenDokumente von und uber Pilet Golaz Marcel in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz Literatur von und uber Marcel Pilet Golaz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Marcel Pilet Golaz in den Historischen Pressearchiven der ZBW Marcel Pilet Golaz in der Archivdatenbank des Schweizerischen BundesarchivsEinzelnachweise Bearbeiten Hanspeter Born Staatsmann im Sturm Pilet Golaz und das Jahr 1940 Munsterverlag Basel 2020 Google Books Bundesrat Schweiz Proklamation des Bundesrates und der Fraktionen betreffend die Neutralitat Schweizerische Nationalphonothek 21 Marz 1938 abgerufen am 26 Oktober 2019 Proklamation des Bundesrates und der Fraktionen betreffend die Neutralitat In Stenographisches Bulletin der Bundesversammlung Nationalrat Schweiz 21 Marz 1938 abgerufen am 26 Oktober 2019 Vgl Discours radiophonique du President de la Confederation M Pilet Golaz franzosisch in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz Marc Tribelhorn Beruchtigste Rede der Schweizer Geschichte Der Zeitpunkt der inneren Wiedergeburt In Neue Zurcher Zeitung 22 Juni 2015 Reden die Geschichte schrieben Auf SRF 1 Protokoll der Vereinigten Bundesversammlung 17 Dezember 1931 S 198 S 4 im PDF VorgangerAmtNachfolgerErnest ChuardMitglied im Schweizer Bundesrat 1929 1944Max PetitpierreVorsteher des Eidgenossischen Departements des Innern EDI Stefano Franscini Giovanni Battista Pioda Karl Schenk Jakob Dubs Josef Martin Knusel Numa Droz Adolf Deucher Eugene Ruffy Adrien Lachenal Marc Ruchet Ludwig Forrer Josef Anton Schobinger Camille Decoppet Louis Perrier Felix Calonder Gustave Ador Ernest Chuard Marcel Pilet Golaz Albert Meyer Philipp Etter Hans Peter Tschudi Hans Hurlimann Alphons Egli Flavio Cotti Ruth Dreifuss Pascal Couchepin Didier Burkhalter Alain BersetVorsteher des Eidgenossischen Departements fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK Wilhelm Matthias Naeff Josef Munzinger Jakob Dubs Jean Jacques Challet Venel Eugene Borel Joachim Heer Johann Jakob Scherer Karl Schenk Emil Welti Simeon Bavier Adolf Deucher Josef Zemp Robert Comtesse Ludwig Forrer Louis Perrier Robert Haab Marcel Pilet Golaz Enrico Celio Josef Escher Giuseppe Lepori Willy Spuhler Rudolf Gnagi Roger Bonvin Willi Ritschard Leon Schlumpf Adolf Ogi Moritz Leuenberger Doris Leuthard Simonetta Sommaruga Albert RostiVorsteher des Eidgenossischen Departements fur auswartige Angelegenheiten EDA Jonas Furrer Henri Druey Josef Munzinger Wilhelm Matthias Naeff Friedrich Frey Herose Jakob Stampfli Constant Fornerod Josef Martin Knusel Jakob Stampfli Jakob Dubs Karl Schenk Josef Martin Knusel Emil Welti Paul Ceresole Johann Jakob Scherer Joachim Heer Bernhard Hammer Numa Droz Simeon Bavier Louis Ruchonnet Adolf Deucher Adrien Lachenal Eugene Ruffy Eduard Muller Walter Hauser Ernst Brenner Josef Zemp Robert Comtesse Marc Ruchet Ludwig Forrer Eduard Muller Arthur Hoffmann Gustave Ador Felix Calonder Giuseppe Motta Marcel Pilet Golaz Max Petitpierre Friedrich Traugott Wahlen Willy Spuhler Pierre Graber Pierre Aubert Rene Felber Flavio Cotti Joseph Deiss Micheline Calmy Rey Didier Burkhalter Ignazio Cassis Normdaten Person GND 124769543 lobid OGND AKS LCCN nr94035273 VIAF 51836347 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pilet Golaz MarcelALTERNATIVNAMEN Pilet Golaz Marcel Edouard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Schweizer Politiker FDP GEBURTSDATUM 31 Dezember 1889GEBURTSORT CossonaySTERBEDATUM 11 April 1958STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marcel Pilet Golaz 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