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Dieser Artikel erlautert einen Bereich des offentlichen Umweltschutzrechts zu anderen Bedeutungen siehe Wasserrecht Begriffsklarung Das Wasserrecht ist ein Teilgebiet des offentlichen Rechts Umweltrecht das die Bewirtschaftung der Gewasser und der Aquifere zum Gegenstand hat Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Geschichte 3 Deutschland 3 1 Wasserhaushaltsrecht 4 Osterreich 5 Schweiz 6 Frankreich 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAufgaben BearbeitenDie Aufgaben des Wasserrechts sind Wasser in seinem naturlichen Kreislauf Fliess oder Stillgewasser Grundwasser Quellen usw sowie in allen Aggregatzustanden wie gefroren Schnee Eis oder gasformig Wasserdampf vor verschlechternden Eingriffen zu schutzen sowie Vorsorge fur den Erhalt einwandfreier Wasserreserven zu treffen Zum Zustandigkeitsbereich des Wasserrechts zahlen zudem die Sanierung verunreinigter oder denaturierter Gewasser siehe Renaturierung der Schutz von Mensch und Eigentum vor Wassergefahren siehe Hochwasserschutz Massnahmen bei Durre 1 die Ordnung der an die vorhandenen Wasserressourcen gestellten Nutzungsanspruche und die Sicherung der der Allgemeinheit zustehenden Befugnisse an Gewassern siehe Gemeingebrauch Geschichte BearbeitenDa der Qualitat und Verfugbarkeit des Wassers eine hohe Bedeutung fur die Versorgungssicherheit sowie die offentliche Gesundheit und Hygiene zukommt sind Rechtsregeln zu dessen Schutz unerlasslich Dies zeigt sich auch in der langen Geschichte solcherlei Rechtsnormen Das Wasserrecht kann als eine der ersten Rechtsformen uberhaupt gelten denn mit der Sesshaftwerdung infolge der neolithischen Revolution und dem Einsetzen des Ackerbaus und der Viehzucht erhielt die Notwendigkeit den Zugang zum Wasser und dessen Verteilung zu regeln eine neue Dimension Zwar gab es auch schon vorher eine ungeschriebene Form des Rechts auf Wasser jedoch zeigte sich diese Ressource in den Jager und Sammler Kulturen nicht als besonders beschrankt so dass Konflikte wohl eher selten blieben Gerade in Regionen der Erde in denen der Niederschlag fur die Landwirtschaft allein nicht ausreichte sondern zusatzlich auch bewassert werden musste wurde dieser Mangel zum Instrument der gesellschaftlichen Organisation in Form einer komplexen sozialen Struktur Ohne eine gemeinsame Anstrengung waren die umfangreichen wasserbaulichen Massnahmen zur Bewasserung und teils auch zum Hochwasserschutz nicht realisierbar Hierdurch war aber auch die Notwendigkeit gegeben das Wasser zu verteilen und notfalls auch zu rationieren Was der Einzelne zu leisten hatte um die Anlagen instand zu halten was ihm jedoch im Gegenzug auch an Wasser zustand musste festgelegt werden Nur so war einerseits die Intaktheit der Anlagen und andererseits die Loyalitat ihrer Betreuer umzusetzen Dem Wasserrecht kam dabei also vor allem eine gesellschaftliche Funktion zu es diente der Aufrechterhaltung von Stabilitat indem es eine Form der Wassergerechtigkeit begrundete Das bekannteste Beispiel fur diese fruhe Art der Gesetzgebung bildet der Codex Hammurapi des Konigs Hammurapi von Babylon um das Jahr 1700 v Chr in dem neben umfassenden Rechtsvorschriften auch Normen fur die Pflege der Bewasserungsanlagen enthalten sind Ahnliche Gesetze gab es aber wohl auch schon viel fruher und andernorts nur sind diese wesentlich schlechter erhalten geblieben Das Wassergericht von Valencia ist die alteste Rechtsinstitution Europas es tagt seit etwa 960 n Chr bis heute wochentlich vor der dortigen Kathedrale 2 Im spanischen Recht wurden ebenfalls erstmals im modernen Wasserrecht seit 1903 Verwaltungsgebietseinheiten auf der Grundlage von hydrologischen Einzugsgebieten eingerichtet 3 Dieser Ansatz wird seit 1964 ebenfalls im franzosischen Wasserrecht durchgefuhrt s u zu Frankreich und hat so die Vorlagen der Wasserrahmenrichtlinie der EU vorweggenommen und auch stark beeinflusst Deutschland Bearbeiten nbsp Teilsaule zur Aufteilung von Brunnenwasser auf mehrere Abnehmer in Schreckenmanklitz Weiler SimmerbergDas deutsche Wasserrecht lasst sich in das Wasserhaushalts sowie das Wasserwegerecht unterteilen ferner gehort das Wasserverbandsgesetz Gesetz uber Wasser und Bodenverbande zu diesem Rechtskomplex Nicht zum deutschen Wasserrecht gehoren einige fur Verbraucher wichtige Vorschriften wie die Trinkwasserverordnung oder die Verordnung uber naturliches Mineralwasser Quellwasser und Tafelwasser kurz Mineral und Tafelwasser Verordnung Min TafelWV Diese dem Gesundheitsschutz dienenden Vorschriften gehoren zum Lebensmittelrecht Von Relevanz sind jedoch Elemente wie der 7 Abschnitt 37 bis 41 des Infektionsschutzgesetzes die Verordnung uber Allgemeine Bedingungen fur die Versorgung mit Wasser AVBWasserV die Badegewasserrichtlinie der EU die Abwasserverordnung das Abwasserabgabengesetz und das Wasch und Reinigungsmittelgesetz Die deutschen Bundeslander koordinieren ihre Wasserpolitik im Rahmen der Landerarbeitsgemeinschaft Wasser LAWA Das Wasserrecht wirkt auch in andere Rechtsbereiche Es ist bei vielen Genehmigungen oder Planungen zu beachten z B bei Genehmigungsverfahren nach dem Bundes Immissionsschutzgesetz oder der stadtebaulichen Planung nach dem Baugesetzbuch Wasserhaushaltsrecht Bearbeiten Die Gesetzgebungskompetenz fur das deutsche Wasserhaushaltsrecht ist zwischen Bund und Landern aufgeteilt Der Bund besass bis zum Inkrafttreten der Foderalismusreform nur die Kompetenz fur die damalige Rahmengesetzgebung Seit dem 1 September 2006 hat der Bund die konkurrierende Gesetzgebungskompetenz fur das Wasserhaushaltsrecht wobei die Lander von den Bestimmungen des Bundes ausser bei stoff oder anlagenbezogenen Vorschriften abweichen durfen 4 Am 1 Marz 2010 ist das neue Wasserhaushaltsgesetz als Vollregelung des Bundes in Kraft getreten Ausfuhrende Rechtsverordnungen des Bundes sind in Vorbereitung Die Lander werden ihre Wassergesetze anpassen soweit sie mit dem neuen WHG kollidieren und gegebenenfalls Abweichungen festlegen und Offnungsklauseln des WHG nutzen Die Regelungen des Bundes und der Lander mussen den einschlagigen EU Richtlinien z B Wasserrahmenrichtlinie entsprechen Infolge der konkurrierenden Gesetzgebung erfordert die Umsetzung einer neuen bzw geanderten Richtlinie nunmehr aber nur noch das Gesetzgebungsverfahren des Bundes Osterreich BearbeitenIn Osterreich liegt die Gesetzgebungskompetenz alleine auf der Bundesebene Wichtigste Rechtsquelle ist das Wasserrechtsgesetz 1959 5 in der aktuellen Fassung in die auch die Wasserrahmenrichtlinie der EU Eingang gefunden hat siehe oben Weitere Rechtsquellen sind Hydrographiegesetz 1979 Wasserbautenforderungsgesetz 1985 Wildbach und Lawinenverbauungsgesetz Altlastensanierungsgesetz Beruhrungspunkte gibt es mit zahllosen anderen Rechtsmaterien wie Strassenrecht Baurecht Gewerberecht Bergrecht Forstrecht Eisenbahnrecht Schifffahrtsrecht Elektrizitatsrecht Abfallrecht Strafrecht Zivilrecht und Lebensmittelrecht Trinkwasserverordnung Diese zahlen aber nicht zum Wasserrecht im engeren Sinn Wasser benutzungs rechte werden gewohnlich im Wasserbuch eingetragen Schweiz BearbeitenIn der Schweiz sind die wasserrechtlichen Kompetenzen zwischen dem Bund und den Kantonen geteilt Der Bundesgesetzgeber verfugt in den Bereichen Schutz der Gewasser Wasserbau Sicherheit von Stauanlagen und Beeinflussung der Niederschlage uber eine umfassende Gesetzgebungskompetenz Art 76 Absatz 3 Bundesverfassung Uber eine Grundsatzgesetzgebungskompetenz verfugt der Bund in den Bereichen Erhaltung und Erschliessung der Wasservorkommen Nutzung der Gewasser zur Energieerzeugung und andere Eingriffe in den Wasserkreislauf Art 76 Absatz 2 Bundesverfassung Gestutzt auf diese beiden Bestimmungen hat er das Bundesgesetz uber den Schutz der Gewasser Gewasserschutzgesetz GSchG vom 24 Januar 1991 6 das Bundesgesetz uber den Wasserbau vom 21 Juni 1991 das Bundesgesetz uber die Stauanlagen vom 1 Oktober 2010 und das Bundesgesetz uber die Nutzbarmachung der Wasserkrafte vom 22 Dezember 1916 erlassen Ausgefuhrt werden diese Bundesgesetze durch die Kantone Vollstandig in eigener Kompetenz regeln die Kantone die Bereiche Gewasserhoheit Nutzung der Gewasser mit Ausnahme der Wasserkraftnutzung Wasserversorgung Hochwasserschutz und Renaturierung der Gewasser Teilkompetenzen haben die Kantone in den Bereichen Erhaltung und Erschliessung der Wasservorkommen Nutzung der Gewasser zur Energieerzeugung sowie andere Eingriffe in den Wasserkreislauf Da die Kantone auch das Bundesrecht ausfuhren enthalten ihre Gesetze uberdies Bestimmungen des Gewasserschutzrechts namentlich uber die Abwasser und den Grundwasserschutz Ihre Gesetze tragen Titel wie Gesetz uber die Gewasser wie im Kanton Zug Wasserwirtschaftsgesetz etwa in den Kantonen Zurich und Schaffhausen Wassernutzungsgesetz etwa in den Kantonen Bern und Aargau Wasserrechtsgesetz wie im Kanton Graubunden oder Wasserbaugesetz wie im Kanton Luzern hinzu treten die kantonalen Einfuhrungsgesetze zum Gewasserschutzgesetz des Bundes EG GSchG soweit deren Geltungsbereich nicht von den bereits genannten Wassergesetzen abgedeckt wird Manchmal werden in die wasserrechtlichen Erlasse auch verwandte Bereiche integriert wie etwa im Solothurner Gesetz uber Wasser Boden und Abfall Frankreich BearbeitenIm franzosischen Einheitsstaat sind die Grundsatze des Wasserrechts einheitlich durch den nationalen Gesetzgeber geregelt Die wichtigsten Wassergesetze wurden am 16 Dezember 1964 3 Januar 1992 21 April 2004 und 30 Dezember 2006 erlassen Diese Gesetze wurden weitgehend in das franzosische Umweltgesetzbuch integriert Code de l environnement und befinden sich dort im ersten Titel des zweiten Buches Artikel L 210 1 ff Vereinzelte gesetzliche Bestimmungen finden sich auch in anderen Gesetzen insbesondere im Code civil Artikel 640 ff Seit dem Wassergesetz vom 16 Dezember 1964 gibt es im franzosischen Recht in wasserrechtlich relevanten Fragen eine besondere Verwaltungseinheit das Flusseinzugsgebiet le bassin hydrographique Auf dem Territorium der franzosischen Metropole bestehen sechs Flusseinzugsgebiete die im Grossen und Ganzen den hauptsachlichen Wasserlaufen entsprechen Garonne Loire Rhein Rhone und Seine Eines der sechs Einzugsgebiete Artois Picardie fasst neben der Somme mehrere Flusse minderer Bedeutung zusammen Im Folgenden werden diese Flusseinzugsgebiete mit ihrem jeweiligen Verwaltungssitz genannt 1 Adour Garonne Toulouse 2 Artois Picardie Douai 3 Loire Bretagne Orleans 4 Rhein Maas Metz 5 Rhone Mediterranee Corse Lyon und 6 Seine Normandie Paris Siehe auch BearbeitenBrunnenvergiftung Teilsaule WasserregalLiteratur BearbeitenHannes Berger Die Landerkompetenz im Wasserrecht In Zeitschrift fur Landesverfassungsrecht und Landesverwaltungsrecht 1 2017 S 4 11 Bernard Drobenko Jacques Sironneau Code de l eau 3 Auflage Editions Johanet Paris 2013 ISBN 979 10 91089 08 1 Ulricht Drost Marcus Ell Hrsg Das neue Wasserrecht Wasserhaushaltsgesetz WHG Verordnung uber Anlagen zum Umgang mit wassergefahrdenden Stoffen AwSV Kommentare mit Vorschriftensammlung zum Europa und Bundesrecht Loseblattwerk Richard Boorberg Verlag Stuttgart Munchen ISBN 978 3 415 04483 8 Ulricht Drost Marcus Ell Hrsg Das neue Wasserrecht in Bayern Wasserhaushaltsgesetz WHG Bayerisches Wassergesetz BayWG Verordnung uber Anlagen zum Umgang mit wassergefahrdenden Stoffen AwSV Kommentare mit Vorschriftensammlung zum Europa Bundes und Landesrecht Loseblattwerk Richard Boorberg Verlag Munchen ISBN 978 3 415 04485 2 Ekkehard Hofmann Hrsg Wasserrecht in Europa Ius Europaeum Band 60 Nomos Baden Baden 2014 ISBN 978 3 8487 1494 0 Heinrich von Lersner Konrad Berendes Michael Reinhardt Handbuch des Deutschen Wasserrechts Neues Recht des Bundes und der Lander Erich Schmidt Berlin 2007 ISBN 3 503 00011 9 Loseblatt Textsammlung und Kommentar Gunther Michael Knopp Das neue Wasserhaushaltsrecht WHG Novelle 2010 Gewasserbenutzung Ausbau Verlag C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 60042 5 Wolfgang Kock Wasserwirtschaft und Gewasserschutz in Deutschland Rechtsrahmen Institutionen Organisation Zeitschrift fur Umweltrecht ZUR 03 2012 140 PDF Ute Mager International Water Law Global Developments and Regional Examples Jedermann Verlag Heidelberg 2015 ISBN 978 3 86825 319 1 Hans Jurgen Muggenborg Anja Hentschel Neues Wasser und Naturschutzrecht In Neue Juristische Wochenschrift 2010 S 961 967 Jochen Sohnle Wasserrecht und Wasserrahmenrichtlinie in Frankreich In W B Zeitschrift fur deutsches und europaisches Wasser Abwasser und Bodenschutzrecht Nr 4 2013 S 193 202 Weblinks BearbeitenLanderarbeitsgemeinschaft Wasser Deutschland Bundesministerium fur Land und Forstwirtschaft Umwelt und Wasserwirtschaft Osterreich Water Law and Standards WHO amp FAO Wasser und Sanitare Grundversorgung sind ein Menschenrecht Wasser ist ein offentliches Gut keine Handelsware Einzelnachweise Bearbeiten Ute Mager Vortrag Durremanagement als Thema des Rechts auf YouTube auswandern com Das Wassergericht von Valencia 27 Januar 2013 Antonio Fango Loras Las Confederaciones hidrograficas y otras administraciones hidraulicas Editorial Civitas Madrid 1996 S 64 145 Hannes Berger Die Landerkompetenz im Wasserrecht In Zeitschrift fur Landesverfassungsrecht und Landesverwaltungsrecht 1 2017 S 4 11 Wasserrechtsgesetz 1959 WRG 1959 Osterreich Gesetzestext Schweizerische Eidgenossenschaft SR 814 20 Bundesgesetz vom 24 Januar 1991 uber den Schutz der Gewasser Gewasserschutzgesetz GSchG Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4064766 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserrecht amp oldid 236012975