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Die Evangelisch reformierten Kirchen der Schweiz sind reformierte Kirchen die mit Ausnahme von Neuenburg und Genf in allen Kantonen als offentlich rechtliche Korperschaften organisiert sind vergleiche den Artikel Landeskirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lehre und konfessionelle Auspragung 3 Organisation 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenGeschichte BearbeitenDie Kirchen basieren historisch auf den Lehren von Huldrych Zwingli und Johannes Calvin die deutschsprachigen Kirchen sind eher von Zwingli die franzosischsprachigen eher von Calvin beeinflusst In den historisch reformierten Kantonen wie Zurich Bern oder Waadt sowie in den konfessionell paritatischen Kantonen wie Aargau Graubunden oder St Gallen gehen sie auf die Reformationszeit zuruck wahrend in den historisch katholischen Kantonen wie Luzern Zug Tessin oder Wallis evangelische Gemeinden zumeist erst im 19 Jahrhundert entstanden Hauptartikel Reformation und Gegenreformation in der Schweiz Die evangelische Tagsatzung der reformierten Staatskirchen der Kantone wurde 1858 ersetzt durch die Schweizerische Kirchenkonferenz 1920 schlossen sich die kantonalen Kirchen zum Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund zusammen dem seit 1922 auch zu die Bischofliche Methodistenkirche angehorte seit 1968 evangelisch methodistische Kirche Uber ihn sind die Kantonalkirchen an okumenischen Organisationen beteiligt darunter an der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa so dass der Bruch mit den lutherischen Kirchen seit 1973 nicht mehr besteht 1 Der Kirchenbund heisst seit Jahresanfang 2020 Evangelisch reformierte Kirche Schweiz Lehre und konfessionelle Auspragung BearbeitenDa weder die Confessio Helvetica prior von 1536 noch das Zweite Helvetische Bekenntnis von 1561 gedruckt 1566 fur alle Kantone galt wurde der Consensus Helveticus von 1674 das erste gemeinsame Bekenntnis der Schweizer reformierten Kirchen Er wurde aber schon ab dem 18 Jahrhundert sukzessive von den Kantonalkirchen abgeschafft Seit dem 19 Jahrhundert sind die evangelisch reformierten Kirchen der Schweiz weitgehend durch Liberale Theologie gepragt und verfugen uber kein verbindliches Glaubensbekenntnis mehr Die Kirchen sehen sich als bekenntnisfrei Die Glaubensbekenntnisse der alten Kirche sind in den meisten Liturgien der reformierten Kirchgemeinden der Schweiz nicht enthalten 2 3 Eine offizielle konfessionelle Lehre gibt es nicht In fruherer Zeit hatten sich die reformierten Kirchen der Alten Eidgenossenschaft hingegen um ausformulierte Bekenntnisse bemuht Um die Mitte des 19 Jahrhunderts entstand mit dem Apostolikumsstreit innerhalb der reformierten Landeskirchen der deutschsprachigen Schweiz eine erneute Auseinandersetzung um das Glaubensbekenntnis Liberale Theologen lehnten das apostolische Glaubensbekenntnis als katholisierend ab 1868 wurde in Zurich eine revidierte Liturgie eingefuhrt im Thurgau wurde 1874 die Abschaffung des Apostolikums beschlossen was zur Abspaltung einer Freien Evangelischen Gemeinde fuhrte In den 1870ern kam es auch in Basel und Bern zu heftigen Auseinandersetzungen Der theologische Liberalismus setzte sich in der deutschsprachigen Schweiz vollstandig durch um 1880 war das Apostolikum in den meisten Landeskirchen nicht mehr verpflichtend 2 Ein Grossteil der Schweizer Landeskirchen sind noch heute liberal gepragt wobei jeweils eine evangelikale Minderheit besteht Die Ordination von Frauen wird seit den 1970ern in allen Landeskirchen praktiziert 4 Einige Landeskirchen bieten seit den 1990er Jahren auch Segnungsgottesdienste fur homosexuelle Paare an was intern aber auch zu scharfen Widerspruchen gefuhrt hat 5 Im August 2019 befurwortete der Schweizerische Evangelische Kirchenbund die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare und empfahl ihren Mitgliedskirchen dies umzusetzen 6 Der Gottesdienst in den reformierten Kirchen ist nicht an eine bestimmte Form gebunden sein Zentrum liegt in der Verkundigung in Taufe und Abendmahl Wahrend die Landeskirchen keine Liturgien mehr als verpflichtend vorschreiben wurden weiterhin kantonale Liturgien verfasst so etwa die Zurcher Liturgie von 1969 die auch in das Gesangbuch der Evangelisch reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz Eingang gefunden hat Die Taufe wird gewohnlich Kindern gespendet Sie kann auch spater gespendet werden ist aber keine Bedingung fur die Mitgliedschaft Die Zahl der jahrlich gespendeten reformierten Taufen fiel von 40 000 1960 auf 14 500 2012 7 Ebenso ist auch die fehlende Konfirmation kein Hindernis fur die Kirchenmitgliedschaft Das Abendmahl wird als Gedenkmahl an hohen Festtagen gefeiert je nach Kirchgemeinde respektive Landeskirche aber auch bei anderen Gelegenheiten Organisation Bearbeiten nbsp Die reformierten Landeskirchen der SchweizAlle reformierten Schweizer Landeskirchen sind synodal organisiert Pfarrer und Kirchenpflege je nach Landeskirche auch Kirchgemeinderat Kirchenrat Kirchenvorstand o a genannt werden demokratisch durch die Angehorigen der Kirchgemeinde das landeskirchliche Parlament Synode durch die Konfessionsangehorigen des Kantons gewahlt Kirchen rats prasidenten oberste Vorsteher der kantonalkirchlichen Exekutive sind primi inter pares Erste unter Gleichen haben also keine hohere geistliche Wurde als die anderen Mitglieder des Kirchen oder Synodalrats ein Bischofsamt gibt es nicht Die lokalen Gemeinden sind finanziell selbstandig Die Leitung haben die Kirchenpflegen und wesentliche Entscheidungen werden von der Kirchgemeindeversammlung getroffen Eine besondere Auspragung der Schweizer reformierten Kirchen in den ursprunglich reformierten Kantonen ist ihre historisch enge Verbundenheit mit dem Staat die sonst bei reformierten Kirchen selten ist Die reformierten Kirchen in Zurich Bern Basel Schaffhausen Genf und Neuenburg sind in der Reformationszeit durch Entscheid eines republikanischen Stadtrats entstanden der das Volk hinter sich wusste und der sich aktiv fur die Reformation einsetzte Kirche und Staat wurden nicht als Gegensatz zweier Reiche sondern als sich gegenseitig fordernde Symbiose verstanden Es konnten und sollten wenn erforderlich sowohl die Pfarrer die Regierung als auch die Regierung die Pfarrer korrigieren ausdrucklich so festgelegt z B im Berner Synodus von 1532 Diese historische Verbundenheit von Kirche und Staat fuhrte zu einer kulturellen Pragung die heute ein gewisses Eigenleben fuhrt das nicht mehr von der Einstellung zur reformierten Kirche abhangt auch ein alteingesessener judischer katholischer oder agnostischer Bankier in Zurich kann sich mit fur Zurich typischer zwinglianischer Nuchternheit oder protestantischem Arbeitsethos identifizieren Da in der Schweiz alle kirchlichen Angelegenheiten auf Kantons und nicht auf Bundesebene geregelt werden hat jeder Kanton seine eigene rechtliche Grundlage fur das Verhaltnis von Kirche und Staat Die Variationsbreite geht dabei von staatlich bezahlten Pfarrern bis hin zur vollstandigen Trennung von Kirche und Staat Die allgemeine Tendenz geht in Richtung Gewahrung weitestgehender Autonomie der Landeskirchen bei Aufrechterhaltung von deren offentlich rechtlichem Status Samtliche reformierte Kantonalkirchen der Schweiz gehoren der Evangelisch reformierten Kirche Schweiz an Siehe auch BearbeitenKirchenbauprogramme in der DDRLiteratur BearbeitenHeinz Ruegger Evangelisch reformierte Kirchen In Historisches Lexikon der Schweiz Weblinks Bearbeitenref ch Das Portal der ReformiertenFussnoten Bearbeiten Heinz Ruegger Evangelisch reformierte Kirchen In Historisches Lexikon der Schweiz a b Vgl Rudolf Gebhard Apostolikumsstreit In Historisches Lexikon der Schweiz 27 Januar 2011 abgerufen am 23 Mai 2017 Vgl Reformierte Kirchen Bern Jura Solothurn Eglises reformees Berne Jura Soleure Bekenntnisse Abgerufen am 23 Mai 2017 laut theologinnen ch Erste Frauenordination in Zurich 1918 danach erst wieder 1963 1956 1969 Einfuhrung des vollen Frauenpfarramts in den Evangelisch reformierten Kantonalkirchen 1996 veroffentlichte eine vom St Galler Kirchenrat eingesetzte Arbeitsgruppe einen aufsehenerregenden Bericht Die sechs Pfarrer pladierten fur die Segnung von Homosexuellen Die St Galler einigten sich letztlich auf einen Kompromiss der seither so oder ahnlich in den meisten Landeskirchen gilt Den Pfarrern ist es freigestellt Segnungsfeiern fur homosexuelle Paare zu veranstalten aber diese Rituale sollen sich liturgisch klar von Trauungen unterscheiden Simon Hehli Reformierte furchten eine Kirchenspaltung NZZ 23 Marz 2015 Die reformierte Zurcher Landeskirche unterstutzt die Registrierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und bietet fur solche Paare auch kirchliche Segnungsfeiern an Segnung von Homosexuellen Was sagen Reformierte Christkatholiken und Juden Katholisches Medienzentrum 16 Februar 2015 Kirchenbund de Rat des Kirchenbundes befurwortet die Offnung der Ehe fur gleichgeschlechtliche Paare Memento des Originals vom 30 August 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kirchenbund ch August 2019 Simon Hehli Rufer in der Glaubenswuste Fur ihr Seelenheil brauchen viele Menschen die Kirchen nicht mehr In Neue Zurcher Zeitung 2 September 2015 S 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelisch reformierte Kirchen der Schweiz amp oldid 234698076