www.wikidata.de-de.nina.az
Die Geschichte des Kantons Solothurn umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des schweizerischen Kantons Solothurn von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Die menschliche Besiedlung der Solothurner Region reicht Jahrtausende zuruck z B Funde von Resten einer Pfahlbau Siedlung bei Aeschi Die nachstehende Chronik beginnt erst mit dem Auftreten erster schriftlicher Zeugnisse Inhaltsverzeichnis 1 Romerzeit und Germanen 2 Das Mittelalter 2 1 Leben im Mittelalter 3 Spatmittelalter und Fruhe Neuzeit 3 1 Eintritt in die Eidgenossenschaft 3 2 Gegenreformation 3 3 Handel in Spatmittelalter und Fruher Neuzeit 3 4 Die Ambassadorenstadt 3 5 Territoriale Gliederung im Ancien Regime 4 19 Jahrhundert 4 1 Helvetik Mediation und Restauration 4 2 Bistums Neuordnung 4 3 Verfassungskampfe 4 4 Zehntenablosung 4 5 Verfassungsrevisionen zwischen 1851 und 1887 4 6 Kulturkampf 4 7 Industrialisierung 4 8 Asylpolitik und Toleranz 5 20 und 21 Jahrhundert 5 1 Anfange des Automobils 5 2 Die Weltkriege 5 3 Nachkriegszeit 6 Frauen in der Solothurner Geschichte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseRomerzeit und Germanen BearbeitenSolothurn Salodurum ursprunglich wohl keltisch war schon zur Romerzeit ein Knotenpunkt grosser Heerstrassen Die Pattusius Steininschrift deutet darauf hin dass in Salodurum ein romischer Apollon Augustus Tempel stand Bei Schauenburg im Selzacher Jura unweit Solothurns steht eine Eibe von der behauptet wird dass sie in der Romerzeit gekeimt sei Zur Zeit der Volkerwanderung befand sich bei Solothurn die Schnittstelle zwischen den in die Schweiz zuwandernden Germanen Stammen der Burgunder und Alemannen Bellach scheint eine burgundische Grundung mit galloromanischer altfranzosischer Sprache gewesen zu sein Lommiswil eine alemannische Spater hat sich dann etwa bis Biel das alemannische Althochdeutsch gegenuber dem Galloromanischen durchgesetzt Die ubrigen Teile des heutigen Kantons waren grossteils von Beginn weg alemannisch Das Mittelalter BearbeitenIm Jahr 888 kam das Gebiet des heutigen Kantons Solothurn an das Konigreich Burgund und 1032 mit diesem an das Heilige Romische Reich Im Mittelalter hatte das Chorherrenstift des heiligen Ursus vorerst alle Hoheitsrechte uber Solothurn mit Ausnahme des Blutbanns hochste Gerichtsbarkeit inne doch die Burgerschaft emanzipierte sich allmahlich Das Stift besass schon fruh eine recht ausgedehnte Grundherrschaft im Umland der Stadt die erbhorigen Bauern der kleinen Dorfer dort waren ihm zehntpflichtig und es ubte die niedere Gerichtsbarkeit uber sie aus Vor der Stiftsgrundung im 10 Jahrhundert ist etwa seit dem 8 Jahrhundert ein Kloster nachgewiesen Nach dem Aussterben der Zahringer 1218 welche die Reichsvasallen waren wurde Solothurn reichsunmittelbar durfte also mit der Zeit seinen eigenen Schultheissen Stadtvorsteher wahlen 1295 schloss Solothurn mit Bern ein ewiges Bundnis und hatte 1318 eine Belagerung durch Herzog Leopold I von Habsburg auszustehen der 1315 von den Eidgenossen am Morgarten besiegt worden war weil es Friedrich den Schonen nicht als Konig anerkannte 1344 erwarb die Stadt Solothurn ihr erstes ausserstadtisches Territorium Untertanengebiet den unteren Leberberg was damals gleichbedeutend war mit dem Erwerb der hohen Gerichtsbarkeit daruber 1375 wuteten die Gugler in der Region und vernichteten die der Stadt unmittelbar benachbarten Dorfer Gurzelen und Wedelswil Ein spaterer Versuch des uberschuldeten Grafen Rudolf von Neu Kyburg sich stadtischer Pfander zu bemachtigen wurde vereitelt Solothurner Mordnacht vom 10 zum 11 November 1382 und fuhrte zum Burgdorferkrieg in welchem Bern und Solothurn das Grafenhaus entscheidend schlugen Leben im Mittelalter Bearbeiten Der Freiherr und Ritter Hesso von Grenchen lebte im 12 Jahrhundert Er bewohnte vermutlich mit seiner Familie die Burg Grenchen Er war hochstwahrscheinlich ein Vasall des damaligen Reichsvogtes dieser Gegend des Herzogs von Zahringen Als Gegenleistung zur Entlehnung des Gebiets bei Grenchen musste Hesso fur den Zahringer und damit indirekt fur den deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa gelegentlich Kriegsdienste leisten Hesso war Katholik die Gegend war seit Grundung des Klosters Moutier Grandval im 7 Jahrhundert christlich missioniert worden Ganz in der Nahe an der Sigger bei Flumenthal verlief die damals sehr wichtige Grenze der Bistumer Basel und Lausanne wobei Grenchen in letzterem lag Wenn Hesso mit Gefolge den Berg hinunter ritt dann war auch in der Ebene drunten beim Ort Grenchen und bis zur Aare heruber fast alles nur dichter Wald Den Ort Grenchen bildeten einige wenige Strohdach Hutten in denen Bauernfamilien in armlichen Verhaltnissen hausten Sie besassen in Waldschneisen einige Felder die sie mit einfachem Handwerkszeug und Ochsen bewirtschafteten Einen stattlichen Teil den Zehnten ihrer Ertrage die in Hungerjahren nicht mal zur Selbstversorgung reichten mussten sie dem Ritter Hesso abliefern denn sie waren seine Erbhorigen uber die er auch die niedere Gerichtsbarkeit ausubte Diese Situation anderte auch in den Jahrhunderten nach Hesso nicht grundlegend auch nicht durch den Bauernkrieg Spatmittelalter und Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Territoriale Entwicklung des Kantons SolothurnEintritt in die Eidgenossenschaft Bearbeiten Als treuer Verbundeter Berns war Solothurn seit dem 14 Jahrhundert zugewandter Ort der Eidgenossenschaft wurde aber infolge des Widerstandes der landlichen Kantone erst am 22 Dezember 1481 gleichzeitig mit Freiburg als elfter Stand in das Bundnis aufgenommen Stanser Verkommnis Das heutige Kantonsgebiet arrondierte Solothurn durch Eroberungszuge und Zukaufe bis ins 16 Jahrhundert vorlaufige Einteilung in 15 Vogteien Einige der erworbenen Dorfer wie Dornach oder Gansbrunnen hatten zuvor zum Furstbistum Basel gehort waren also auch weltlich von einem Bischof regiert Zudem umfasste das damalige Kantonsgebiet noch einige wenige Dorfer mehr etwa das heute bernische Etzelkofen am Stiefelabsatz des Bucheggbergs das als Grundherrschaft seit dem Hochmittelalter dem St Ursenstift gehorte oder das heute basellandische Oltingen bei Kienberg Gegenreformation Bearbeiten Gegenuber der Reformation verhielt sich Solothurn eine Zeitlang schwankend aber nach der Schlacht von Kappel waren die Katholiken im Begriff die reformierte Minderheit mit den Waffen zu vernichten als der katholische Schultheiss Niklaus von Wengi sich vor die Mundung der Kanonen stellte Durch dieses mutige Vorgehen wurde ein blutiger Zusammenstoss vermieden Mit Ausnahme der reformierten Vogtei Bucheggberg in der Bern die hohe Gerichtsbarkeit und Kirchenhoheit zukam blieb Solothurn katholisch und schloss sich 1586 dem Borromaischen Bund der katholischen Orte der Alten Eidgenossenschaft an Handel in Spatmittelalter und Fruher Neuzeit Bearbeiten Solothurn war zwar verglichen etwa mit Bern nicht sehr erfolgreich beim Erwerb seines Territoriums dafur lag sein Gebiet in sehr verkehrsgunstiger Lage Vor allem Olten war mit dem Unteren Hauenstein im Mittelalter und der Fruhen Neuzeit eine Schlusselstelle des Nord Sud Handelsverkehrs Aber auch Solothurn selber lag an einer strategisch gunstigen Stelle Zwei der drei Strassenstrange des teils internationalen West Ost und West Nord Verkehrs namlich derjenige uber Neuenburg Biel und derjenige uber Aarberg Buren an der Aare fuhrten uber Solothurn Die Stadt profitierte von erheblichen Zoll Einnahmen das Gewerbe Gasthofe Hufschmiede profitierte ebenfalls Dies ungeachtet dessen dass Bern gelegentlich versuchte den Verkehr etwa mittels massiver Zolltarif Anhebungen am Bruckenkopf Aarberg auf den rein bernischen Strassenstrang Burgdorf Bern umzulenken zum Nachteil Solothurns aber auch seiner eigenen Orte Aarberg Lyss und Buren Die Ambassadorenstadt Bearbeiten Frankreichs Ambassadoren Botschafter bei der Eidgenossenschaft hatten Solothurn 1530 zu ihrer regelmassigen Residenz erwahlt Aus ihrem glanzenden Hofhalt und den reichlich fliessenden franzosischen Gnadengeldern schopfte die Stadt einen Wohlstand den der Adel in hofischen Festlichkeiten zu entfalten liebte Militarische Solddienste fur den franzosischen Konig bildeten die volkswirtschaftliche Haupt Einnahmequelle Beim Sturm des Volkes auf die Pariser Bastille anlasslich der Franzosischen Revolution von 1789 fuhrte der Solothurner Patrizier Peter Viktor von Besenval ein franzosisches Regiment an das von aussen her gegen die Demokratie fordernden Aufstandischen vorging wobei er die Eingeschlossenen nicht zu schutzen vermochte In den darauffolgenden Jahren bis ca 1797 fanden viele vor der Revolution fliehende franzosische Adlige in Solothurn Zuflucht Territoriale Gliederung im Ancien Regime Bearbeiten nbsp Gliederung Solothurns in innere und aussere Vogteien im 18 JahrhundertDas Gebiet des Kantons Solothurn war im 18 Jahrhundert in vier innere und sieben aussere Vogteien gegliedert Die inneren Vogteien wurden durch Mitglieder des Kleinen Rates verwaltet die fur zwei Jahre gewahlt wurden Die ausseren Vogteien erhielten Landvogte die in den jeweiligen Amtsschlossern residierten und fur zwei bis drei Jahre gewahlt wurden In Olten war der Schultheiss gleichzeitig Landvogt uber das sog Schultheissenamt Olten Er wurde fur sechs Jahre gewahlt Dazu kamen drei Landschreiber die in der Klus bei Balsthal in Olten und Dornachbrugg residierten Das Stadtgebiet wurde vom Burgermeister und dem Thuringvogt verwaltet 1 Innere Vogteien Bucheggberg Flumenthal Lebern KriegstettenAussere Vogteien Bechburg Vogt residierte in Schloss Neu Bechburg Dorneck Vogt residierte in Schloss Dorneck Falkenstein Vogt residierte in Schloss Neu Falkenstein Gosgen Vogt residierte in Schloss Gosgen Schultheissenamt Olten Thierstein Vogt residierte in Schloss Thierstein19 Jahrhundert BearbeitenHelvetik Mediation und Restauration Bearbeiten In Solothurn hatte sich seit dem 17 Jahrhundert nach franzosischem aristokratischem Vorbild ein erbliches Patriziat herausgebildet dessen absolutistische Herrschaft erst am 1 Marz 1798 mit dem Einrucken der Franzosen unter dem Revolutionsgeneral Napoleon ein vorlaufiges Ende nahm Die Mediationsakte Bonapartes erhob 1803 Solothurn zu einem von 19 Kantonen mit je einer Reprasentativverfassung Nach der definitiven Niederlage Napoleons und dem Einrucken der Osterreicher bemachtigten sich die noch lebenden Mitglieder der alten patrizischen Rate in der Nacht vom 8 zum 9 Januar 1814 des Rathauses erklarten sich fur die rechtmassige Regierung und schlugen eine Erhebung der Landschaft mit bernischer Hilfe nieder In der Folge wurde der Landschaft ganzes Kantonsgebiet ausserhalb der Hauptstadt nur noch ein Drittel des Grossen Rats zugestanden Bistums Neuordnung Bearbeiten Vor 1815 gehorte das Territorium des Kantons Solothurn zu drei verschiedenen Bistumern 2 Das Gebiet sudlich der Aare gehorte zum Bistum Konstanz das Gebiet zwischen erster Jurakette und Aare westlich der Siggern also der heutige Bezirk Lebern und die Stadt Solothurn gehorten zum Bistum Lausanne das restliche Gebiet zum Bistum Basel Nach der Reformation wurde die Stadt Solothurn mehrmals als Bischofssitz fur das Bistum Lausanne ins Spiel gebracht zuletzt 1714 durch Charles Francois de Vintimille comte du Luc 1708 1715 franzosischer Ambassador in Solothurn dessen Plan auch von Ludwig XIV unterstutzt wurde aber der Sitz des Lausanner Bischofs blieb seit 1613 in Freiburg im Uechtland 1815 kam der ganze Kanton Solothurn zum neu geordneten Bistum Basel 1828 wurde die Stadt Solothurn durch ein Konkordat der Kantone Bern Luzern Zug Solothurn Aargau und Thurgau zum Sitz des neu gegrundeten Bistums erhoben nbsp Solothurner Batzen von 1810 nbsp Wertseite Solothurner Batzen 1810Verfassungskampfe Bearbeiten nbsp Obligation des Kantons Solothurn von 18431830 musste das Patriziat dem sturmischen Verlangen der Landschaft dem sich auch die Garnisons Soldaten angeschlossen hatten nachgeben und vereinbarte mit den Ausschussen derselben eine neue liberal demokratische Kantonsverfassung welche obwohl sie der Hauptstadt noch 37 Vertreter auf 109 also ein zu starkes Gewicht gewahrte am 13 Januar 1831 mit grosser Mehrheit angenommen wurde Nach dem Zuriputsch wurde das Wahlvorrecht der Stadt beseitigt und die Mitgliederzahl der Regierung vermindert worauf die neue Verfassung am 10 Januar 1841 angenommen und das liberale Regiment durch fortschrittliche Wahlen aufs Neue befestigt wurde Daher gehorte der Kanton trotz seiner uberwiegend katholischen Bevolkerung zu den entschiedensten Gegnern des katholischen Sonderbundes auf eidgenossischer Ebene und nahm die neue Bundesverfassung von 1848 mit grosser Mehrheit an Solothurn verlor damit seine staatliche Eigenstandigkeit und wurde zum foderalen Gliedstaat 3 Zehntenablosung Bearbeiten Im Kanton Solothurn wie anderswo bestand seit dem fruhen Mittelalter das System der Erbhorigkeit der Bauernfamilien d h ihre Abhangigkeit von einem Grundherren Einer der bekanntesten war das bereits erwahnte Chorherren Stift St Ursen aber auch die meisten Adeligen gehorten dazu siehe Ritter Hesso und nach dem Aufstreben der Stadt Solothurn wahrend des Mittelalters gehorte auch sie als institutionelle Zehntherrin dazu Die Bauern unterstanden der Gerichtsbarkeit des Grundherren und mussten ihm regelmassig den Natural Zehnten spater auch Geldzinsen abliefern Die liberale Verfassung von 1831 wie auch bereits die napoleonisch helvetische Verfassung von 1798 sah ein Loskaufs Recht von diesen Feudallasten vor Es dauerte aber noch geraume Zeit bis es sich die Bauernfamilien finanziell leisten konnten dieses Recht wahrzunehmen War es dann so weit so waren sie freie Bauern die als Pachter Vertrage abschliessen oder einen Hof kaufen konnten wie das noch heute ublich ist Verfassungsrevisionen zwischen 1851 und 1887 Bearbeiten Durch zwei Verfassungsrevisionen 1851 und 1856 wurde das lange festgehaltene System der indirekten Wahlen durch Wahlmanner und der Allmacht der Regierung in Kommunalangelegenheiten beseitigt Nachdem 1869 Referendum und Initiative und damit die direkte Demokratie eingefuhrt worden waren wurde 1875 die gesamte Verfassung revidiert 1874 wurde zudem die kantonale Todesstrafe abgeschafft 1887 trat die Kantonsregierung geschlossen zuruck nachdem sie sich durch Beteiligung mehrerer ihrer Mitglieder an einem Bankenschwindel blossgestellt hatte Das Volk beschloss am 23 Oktober jenes Jahres eine neue rein demokratische Verfassung Durch diese wurde die Volkswahl des Regierungsrates eingefuhrt sowie die Kantonalbank verstaatlicht Kulturkampf Bearbeiten Inzwischen war der Konflikt der Basler Diozesankantone gegen den in Solothurn residierenden Bischof Eugene Lachat ausgebrochen in welchem Solothurn sich der Mehrheit anschloss und den Bischof polizeilich notigte nach seiner Absetzung seine Amtswohnung zu raumen siehe Kulturkampf in der Schweiz Zugleich strengte die Regierung namens der Stande einen Aufsehen erregenden Prozess gegen Lachat wegen stiftungswidriger Verwendung von bedeutenden Legaten an der 1877 vom Obergericht zu ihren Gunsten entschieden wurde Eine Folge dieses Konflikts war die Aufhebung einer Anzahl kirchlicher Stiftungen am 18 September 1874 deren etwa vier Millionen Franken betragendes Vermogen fur Schul und Krankenfonds verwendet wurde Auch fand das neue christkatholische Bistum staatliche Anerkennung in Solothurn doch vermieden sowohl die Regierung als die romisch katholische Geistlichkeit einen offenen Bruch und die letztere unterwarf sich auch 1879 der in der Verfassung vorgesehenen periodischen Wiederwahl durch die Gemeinden 1885 wurde der Friede mit der Kurie durch Wiedererrichtung des Bistums Basel und des Domkapitels in Solothurn hergestellt wo der neue Bischof Friedrich Fiala seinen Sitz nahm Industrialisierung Bearbeiten War der Kanton Solothurn noch bis ins 19 Jahrhundert hinein abgesehen von einigen Ausnahmen wie die Von Roll schen Eisenwerke oder das gewerbliche Handwerk ein reiner Landwirtschafts Kanton so setzte dann unter tatkraftiger Forderung vor allem von Regierungsrat Wilhelm Vigier eine rapide Industrialisierung ein Ende des 19 Jahrhunderts gehorte der Kanton zu den starkst industrialisierten des Landes uberhaupt Vigier ein abtrunniger Patrizier und uberzeugter Freisinniger hat das Forderungs Ziel teils ohne Rucksicht auf soziale Belange verfolgt was ihm den Zorn der Arbeiterbewegung eintrug mit ersten Grundungen regionaler Gewerkschaften Massgeblich zum industriellen Aufschwung beigetragen hat die Hebung des Bildungsniveaus nach 1830 mit der Einfuhrung der obligatorischen Volksschule sowie der Grundung von Kantonsschule und Berufsschulen Im Jura bei Barschwil wurde im 19 Jahrhundert sogar noch das heute national vollig fehlende Eisenerz abgebaut Einer Statistik von 1907 ist zu entnehmen dass der Bezirk Lebern die hochste Zahl industrieller Arbeitsplatze aufwies dies vor allem dank der Grenchner Uhrenindustrie und der nicht mehr existierenden Langendorfer Uhren Grossfirma Lanco Heute uberwiegt der Dienstleistungs Sektor den Industriesektor bezuglich Anzahl Beschaftigter letzterer ist aber vergleichsweise noch immer stattlich gross Die grosste Bekanntheit haben wohl die Grenchner Uhrenindustrie dies in einer Tradition seit Mitte des 19 Jahrhunderts die Stahl Gerlafingen AG ehemals von Roll die nicht mehr existierende Schuhfabrik Bally Schonenwerd die von Roll Isola in Breitenbach das Kernkraftwerk Gosgen Daniken und im Bereich Dienstleistungen der Eisenbahn Knotenpunkt Olten erlangt Die Bevolkerungsentwicklung 1850 70 000 Einwohnende 1950 170 000 2004 249 700 Asylpolitik und Toleranz Bearbeiten Das christliche Solothurn bot vielen Asyl In den Talern und auf den schwer zu bewirtschaftenden Hofen fanden viele Glaubensverfolgte Zuflucht Juden stiessen allerdings auch im Kanton Solothurn lange auf Ablehnung Trotz langer Anwesenheits Tradition erhielten sie aufgrund religioser und anderer Abneigungen erst in den 1860er Jahren die Niederlassungs Freiheit 20 und 21 Jahrhundert BearbeitenAnfange des Automobils Bearbeiten Die Eisenbahn hatte im Kanton Solothurn bereits mit der Industrialisierung Einzug gehalten Anfang des 20 Jahrhunderts kam dann auch das Automobil zusehends in Mode Aus der offiziellen Dorfchronik von Dornach ist zu erfahren dass dort 1922 die erste kommunale Verkehrsordnung geschaffen wurde mit vielen Fahrverboten und einer Innerorts Hochstgeschwindigkeit von gerade mal 15 km h Allerdings habe es erst mangelhafte Kontroll Moglichkeiten gegeben es seien viele Klagen eingegangen uber rasende Lenker in ihren Luxus Karossen Die Weltkriege Bearbeiten Pragendes Ereignis des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 war nebst Mobilmachung und Grenzbesetzung in den Bezirken Dorneck und Thierstein vor allem der landesweite Generalstreik am Kriegsende bei dem die Armee in Grenchen drei streikende Uhrenarbeiter erschoss Die militarischen Gegebenheiten fur den Zweiten Weltkrieg ahnelten 1939 dem vorangegangenen Krieg Allerdings gab es diesmal konkrete Planspiele der deutschen Militars fur einen Angriff auf die Schweiz worin die damalige Waffenfabrik Zuchwil eines der Hauptziele war Dem Grenchner Bundesrat Hermann Obrecht wird eine der mutigsten offentlichen Ausserungen gegen einen Anschluss an Hitler Deutschland zugeschrieben Er verstarb allerdings kurz nach Kriegsausbruch Auch der Kanton Solothurn musste 1933 bis 1945 mit gewissen inneren nationalsozialistischen Umtrieben fertigwerden die aber das demokratische System nie grundsatzlich zu bedrohen vermochten Der Solothurner Jus Student Ubald von Roll etwa war in den 1930er Jahren Leiter der Ortsgruppe Bern der Nationalen Front und sprach zum Beispiel vom Kampf gegen das Judentum und das ganze dazugehorende Gewurm 4 Im Geistesleben Solothurns hinterliessen diese Krisenzeiten ebenfalls ihre Spuren So wird im Vortragsprogramm der Topfergesellschaft Solothurn wahrend des Ersten Weltkriegs deutlich dass dort in vollem Gegensatz zur ubrigen Deutschschweiz eher mit der Kriegspartei Frankreich sympathisiert wurde was stark mit der Ambassadoren Tradition s oben zusammenhing Aus heutiger Sicht unbestritten problematisch fur die nachfolgende NS Zeit war die Einladung des Freiburger Mussolini Bewunderers Gonzague de Reynold im Jahr 1937 Und auch der Vortrag uber den romischen Kaiser Augustus am Ende des ersten Expansionsjahrs Hitlers 1938 ergab sich wohl nicht ganz zufallig Selbst ein Referat von Regierungsrat Urs Dietschi im Kriegsjahr 1941 war nicht vollig frei von problematischen zeitgenossischen Wortschopfungen im Sinne zum Beispiel der Formulierung Solothurner Rasse 5 Die Fronten Initiative auf Bundesebene die zum Beispiel eine Fuhrer Demokratie forderte wurde vom Kanton klar verworfen Allerdings stimmten der Bezirk Thal knapp und der Bezirk Thierstein bei hoher Enthaltung deutlich zu Nachkriegszeit Bearbeiten Politisch pragend fur die Solothurner Nachkriegszeit waren die drei Bundesrate Walther Stampfli FdP Willi Ritschard SP und Otto Stich SP Sodann der bisher definitive Verlust der absoluten Regierungsrats Mehrheit der Freisinnigen Partei 1952 einige kleinere Staatsaffaren und in den 1990er Jahren das Kantonalbankdebakel 1964 wurde die Genossenschaft VEBO eine Eingliederungs Werkstatten fur Behinderte gegrundet 1971 wurde auf kantonaler und kommunaler Ebene das Wahl und Stimmrecht fur die Frauen eingefuhrt 1986 nahm das Stimmvolk die Totalrevision der Kantonsverfassung an 2007 errang die bis ins 20 Jahrhundert auch im Kanton Solothurn staatstragende FdP erstmals nur einen einzigen von sieben Nationalratssitzen Der Kanton war 2007 zweithaufigster Schauplatz illegaler rechtsextremer Vorkommnisse wobei aber grossteils Auswartige hauptverantwortlich waren 2008 war Solothurn Gastkanton am Zurcher Sechselauten Frauen in der Solothurner Geschichte BearbeitenIm Mittelalter und der Fruhneuzeit wurden im Kanton Solothurn etwa 70 Frauen als Hexen verbrannt 6 Nur wenige Frauen fanden Eingang in die Geschichtsschreibung des Kantons So stellte sich Maria Schurer 1798 in Grenchen mit einigen weiteren Mannern und Frauen und bescheidenster Bewaffnung den von Biel her einmarschierenden franzosischen Revolutionstruppen entgegen Sie vermochte offenbar einen oder zwei ihrer Gegner zu toten bevor sie selber erschossen wurde Sie erhielt in Grenchen einen Gedenkstein Am 6 Juni 1971 fuhrte der Kanton das Frauenstimmrecht ein Die Freisinnige Cornelia Fueg war von 1975 bis 1983 die erste Solothurner Nationalratin und von 1987 bis 1997 auch die erste Solothurner Regierungsratin Liste von Frauen aus dem Kanton SolothurnSiehe auch BearbeitenBundnisse der eidgenossischen Orte Liste von Schweizer Schlachten Solothurner Schultheissen Geschichte des Solothurner Steuerwesens Geschichte des Solothurner Parteiensystems Kanton Solothurn in der Nazi ZeitLiteratur BearbeitenBruno Amiet Hans Sigrist Thomas Wallner Solothurnische Geschichte Hrsg vom Regierungsrat des Kantons Solothurn Bd 1 Bruno Amiet Stadt und Kanton Solothurn von der Urgeschichte bis zum Ausgang des Mittelalters 1952 Bd 2 Bruno Amiet und Hans Sigrist Stadt und Kanton Solothurn von der Reformation bis zum Hohepunkt des patrizischen Regimes 1976 Bd 3 Hans Sigrist Die Spatzeit und das Ende des patrizischen Regimes 1981 Bd 4 1 Thomas Wallner Geschichte des Kantons Solothurn 1831 1914 Verfassung Politik Kirche 1992 Bd 4 2 Andre Schluchter Geschichte des Kantons Solothurn 1831 1914 Landschaft und Bevolkerung Wirtschaft und Verkehr Gesellschaft Kultur 2011 ISBN 978 3 905470 51 2 Urs Amacher Heilige Korper Die elf Katakombenheiligen des Kantons Solothurn Knapp Olten 2016 ISBN 978 3 906311 29 6 Werner Meyer Hirsebrei und Hellebarde Auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in der Schweiz Walter Olten 1985 ISBN 3530567078 Hermann Buchi Die Zehnt und Grundzinsablosung im Kanton Solothurn Buchdr Gassmann A G Solothurn 1929 auch in Jahrbuch fur solothurnische Geschichte Bd 2 1929 S 187 300 doi 10 5169 seals 322437 Weblinks BearbeitenHanspeter Spycher Hans Braun Erich Meyer Andre Schluchter Urban Fink Andreas Fankhauser Ruedi Graf Thomas Wallner Peter Heim Solothurn Kanton In Historisches Lexikon der Schweiz Historische Solothurner Verfassungen Solothurner Geschichte Bibliographie der Solothurner GeschichtsliteraturEinzelnachweise Bearbeiten Historisch Biographisches Lexikon der Schweiz Bd 6 Neuenburg 1931 S 414f Franz Wigger Die Diozesanverhaltnisse im Kanton Solothurn vor 1815 In Jahrbuch fur solothurnische Geschichte Band 31 1958 S 21 50 doi 10 5169 seals 324081 Thomas Wallner Der Kanton Solothurn und die Eidgenossenschaft 1841 1847 In Jahrbuch fur solothurnische Geschichte Band 40 1967 S 5 273 doi 10 5169 seals 324362 Catherine Arber Frontismus und Nationalsozialismus in der Stadt Bern Viel Larm aber wenig Erfolg In Berner Zeitschrift fur Geschichte 65 Jahrgang 2003 Heft 1 online Memento des Originals vom 24 Oktober 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bzgh ch Urs Dietschi Solothurner Geist 1941 Hans Sigrist Aus der solothurnischen Rechts und Kulturgeschichte Kapitel Die letzte Hexenverbrennung in Solothurn In Jahrbuch fur solothurnische Geschichte Band 52 1979 S 256 267 doi 10 5169 seals 324709 Geschichte der Kantone der Schweiz Aargau Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Basel Landschaft Basel Stadt Bern Freiburg Genf Glarus Graubunden Jura Luzern Neuenburg Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn St Gallen Tessin Thurgau Uri Waadt Wallis Zug Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kantons Solothurn amp oldid 229569710