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Als Patrizier wurden in der Alten Eidgenossenschaft die Familien bezeichnet die im Ancien Regime in mehreren Stadtkantonen explizit in Bern Freiburg Luzern Genf Solothurn und Zurich die politische Macht monopolisierten Der Berner Patrizier Franz Rudolf Frisching in der Uniform eines Obersten der Berner Jager mit seinem Berner Laufhund gemalt von Jean Preudhomme 1785 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Dreizehn Alte Orte 2 1 Zurich 2 1 1 Zurich Stadt 2 1 2 Winterthur 2 2 Bern 2 2 1 Bern Stadt 2 2 2 Aarau 2 2 3 Lenzburg 2 2 4 Zofingen 2 2 5 Brugg 2 2 6 Waadt 2 3 Luzern 2 4 Uri 2 5 Schwyz 2 6 Unterwalden 2 7 Zug 2 8 Freiburg 2 9 Solothurn 2 10 Basel 2 11 Schaffhausen 2 12 Appenzell 3 Zugewandte Orte 3 1 Biel 3 2 St Gallen 3 3 Drei Bunde 3 4 Wallis 3 5 Genf 3 6 Furstentum Neuenburg 4 Schirmherrschaften Protektorate 4 1 La Neuveville 5 Gemeine Herrschaften 5 1 Thurgau 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie im 13 bis 15 Jahrhundert emanzipierten freien Reichsstadte wurden anfangs relativ demokratisch von ihren Burgern und Zunften verwaltet In mehreren Stadten wurden die politischen Amter jedoch bald auf eine Gruppe von reichen und alteingesessenen Familien begrenzt Diese spatmittelalterliche Oberschicht setzte sich zusammen aus reich gewordenen Kaufmannsfamilien mit oder ohne Adelsbrief aus burgerlichen Notabeln und zuweilen stadtsassig gewordenem Landadel und stellte die Mitglieder einer Versammlung von 100 bis 200 Personen aus deren Mitte die Regierung gebildet wurde Diese Patrizier erwarben haufig Landsitze oder Grundherrschaften mit eigener Gerichtsbarkeit erbauten sich Schlosser und fuhrten eine aristokratische Lebensform In den Stadten bildeten sie den alles beherrschenden Rat und verdrangten Zunfte und Handwerkerschaft von der Macht Ergebnis war eine Aristokratie gegenuber der die Mehrzahl der Einwohner kaum politischen Einfluss hatte die sogenannte Stadtearistokratie Mit dieser Annaherung der burgerlichen Notabeln an die Lebensweise des Adels und der zunehmenden Abschottung gegenuber Aufsteigern bildete sich in den Stadten der fruhen Neuzeit das Patriziat ein Begriff der in der Renaissance eingefuhrt wurde vergleichbar dem Patriziat in der italienischen Signoria etwa den venezianischen Nobilhomini Wie diese und im Unterschied zum sonstigen Landadel im Alten Reich blieben die Patrizier aber zumeist auch wirtschaftlich uberwiegend im Handel jedoch zunehmend auch im Soldnerwesen tatig im Unterschied zur ansonsten sozial ahnlich strukturierten englischen Gentry die hauptsachlich von Pachteinnahmen lebte Da die Schweiz bis zum Westfalischen Frieden 1648 offiziell Teil des Heiligen Romischen Reichs war verlieh der romisch deutsche Kaiser den Reichsadelsstand nicht selten auch an schweizerische Geschlechter Der Freistaat der Drei Bunde blieb sogar bis 1798 ein Teilstaat des Alten Reiches war aber zugleich seit 1499 ein Zugewandter Ort der Alten Eidgenossenschaft Nach Aufhebung der furstbischoflichen Churer Landesherrschaft durch die Ilanzer Artikel 1524 26 besetzten dort die weitverzweigten Ministerialengeschlechter von Salis und von Planta die meisten Amter Wenige Jahre nach der Loslosung vom Reich 1648 schuf etwa Bern eine eigene gesellschaftliche Rangordnung die sich nicht nach dem Adelsrecht im Reich richtete 1651 wurde innerhalb der gesamten Einwohnerschaft die Abstufung in Patrizier Burger und Hintersassen Stadtbewohner ohne politische Rechte vorgenommen Innerhalb der Kategorie der Patrizier Regierende wurde zudem eine offizielle Rangordnung geschaffen welche die drei Pradikate Wohledelfest Edelfest und Fest umfasste Diese basierte auf Adelsnachweisen Briefadel dem Schultheissenamt und diplomatischen Auftragen temporar Gleichzeitig verliehen jedoch auch auslandische Machte wie Frankreich Preussen oder der Heilige Stuhl Adelstitel an in ihren Diensten stehende Schweizer Ende 17 Jahrhundert stieg zum Beispiel die Anzahl neuer im Ausland erworbener Adels und Freiherrendiplome im Berner Patriziat rasch an weshalb der Grosse Rat der Stadt und Republik Bern 1731 beschloss dass alle Diplomata sie seyen dissmahlen vorgewiesen worden oder andern die gegenwartig nit bekannt in unseren Statt und Landen keine Kraft noch Gultigkeit haben sollen und weiterhin 1737 dass das Pradikat Edelfest auf Anfrage ausnahmslos allen regimentsfahigen Geschlechtern gestattet werden solle 1783 erliess der Grosse Rat ein Dekret wonach allen regimentsfahigen Geschlechteren von Bern erlaubt und freigestellt sei das Adelspradikat zu fuhren davon machten bis 1798 lediglich 16 regierende Geschlechter Gebrauch Im bis 1848 von Preussen in Personalunion regierten Neuchatel wurden bis ins 19 Jahrhundert viele Patrizierfamilien vom preussischen Konig in den Briefadel aufgenommen Formell verloren die Gnadigen Herren in den Stadten der Schweiz ihre Macht vorubergehend mit der Helvetischen Republik und definitiv mit den liberalen Revolutionen in den 1830er und 1840er Jahren Regeneration 1831 und Sonderbundskrieg 1847 Die ehemaligen Patrizierfamilien spielten aber noch bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts eine wichtige Rolle in der Schweiz insbesondere in den Stadten und konnten ihren Einfluss in der Schweizer Politik und Wirtschaft uber lange Zeit erhalten Es gab noch bis zur zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts Personen die als typische Patrizier bezeichnet wurden zum Beispiel Elisabeth de Meuron aus Bern und Gonzague de Reynold aus Freiburg Die alten Patrizierfamilien behielten in einigen Kantonen auch nach 1848 ihren Zusatz von Es ist in der Schweiz nicht einfach alten Adel Grafen von Erlach Grafen von Hallwyl Freiherren von Bonstetten neuzeitliches briefadeliges Patriziat von Graffenried von Wattenwyl und nicht adelige Herkunftsnamen von Gunten von Siebenthal zu unterscheiden Dem deutschen von entspricht in der Westschweiz de wie de Reyff de Watteville etc Adelstitel wie Graf oder Freiherr werden in der Schweiz allenfalls inoffiziell gefuhrt nicht aber im Pass oder in behordlichen Dokumenten Dreizehn Alte Orte BearbeitenZurich Bearbeiten Zurich Stadt Bearbeiten Bodmer Bonstetten Zurcher Linie 1606 Brun Burkli Escher vom Glas Escher vom Luchs Hirzel Holzhalb Keller vom Steinbock Kilchsperger Landenberg Landolt 1 Manesse 1 Halfte 15 Jh Meiss Meyer von Knonau Mulner Oeri Orelli Schmid von der Kugel Zurcher Linie 1864 ausgestorben Pestalozzi Werdmuller Winterthur Bearbeiten Goldschmid Graf Hafner Hegner Hettlinger Kaufmann Meier Steiner Sulzer 1408 Winman vor 1400 Ziegler Bern Bearbeiten Bern Stadt Bearbeiten Hauptartikel Patriziat Bern Aarau Bearbeiten Hunziker Meyer Rothpletz Schmuziger Lenzburg Bearbeiten Hunerwadel Spengler Strauss Zofingen Bearbeiten Ringier Senn Thut Brugg Bearbeiten Zimmermann Frolich Frey u a 18 Jh 2 Waadt Bearbeiten de Crousaz de Gingins de Goumoens de Mestral de Sacconay Luzern Bearbeiten Hauptartikel Patriziat Luzern Nach der Schlacht bei Sempach 1386 traten die regimentsfahigen Familien der Stadt Luzern von Rudolf von Habsburg einst zum ritterlichen Dienst fur wurdig erklart die Rechtsnachfolge der Grafen von Habsburg an Im 16 Jahrhundert errichteten sie eine aristokratische Verfassung und erschwerten zunehmend den Zugang zum Kreis der regierenden Kleinratsfamilien So in den Jahren 1571 1588 1648 und schliesslich mit dem Fundamentalgesetz von 1773 Neben den ahnlich regierten Orten Bern Freiburg und Solothurn besass Luzern das konzentrierteste Patriziat da es sich nur auf etwa 30 an der Regierung beteiligten Familien beschrankte Ihre Glieder hatten den Anspruch auf den in Luzern gebrauchlichen Titel Junker und die neunzinkige Souveranitatskrone meist eine Laubkrone vier Erdbeerblatter und funf Perlen wie sie in den aristokratisch regierten Stadtrepubliken typisch war Viele dienten in auslandischen Schweizerregimentern bekleideten hohe militarische Range und hatten diplomatische Funktionen inne Einige der noch heute bluhenden Kleinratsfamilien wurden zwischen 1442 und 1858 mit Adelsdiplomen ausgestattet so die am Rhyn Goldlin von Tiefenau 3 Mayr von Baldegg Meyer von Schauensee Pfyffer von Altishofen Schumacher Schwytzer von Buonas Segesser von Brunegg und von Sonnenberg Sie alle haben ihre Stellung vorwiegend als Akademiker im beruflichen und gesellschaftlichen Leben bewahrt Die Tatsache dass Luzern katholischer Vorort war und nur wenige Familien zum Patriziat gehorten fuhrte dazu dass ein grosses Potential der Politik und dem Militar entzogen war da viele Mitglieder geistlichen Standes waren Dies betraf insbesondere die Karrieren im Ausland insbesondere in Frankreich wo die drei Stadte Bern Freiburg und Solothurn schon auf Grund ihrer geographischen Lage grosse Konkurrenten waren Die Jahreszahlen in der folgenden Liste bedeuten der Reihe nach Erste Erwahnung Eintritt in die Regierung ausgestorben Die noch bluhenden Familien sind kursiv gestellt 1 an der Allmend 1495 1606 1829 2 Balthasar von 1531 1598 3 Bircher 1500 1525 1791 4 Cysat 1538 1659 1802 5 Dulliker 1522 1564 1820 6 Durler 1570 1633 1847 7 Entlin 1522 1640 1822 8 Feer 1372 1433 1794 9 von Fleckenstein 1462 1516 1833 10 zur Gilgen 1428 1475 11 Goldlin v Tiefenau 1387 1655 12 Haas 1373 1423 1796 13 Hartmann von 1424 1671 14 von Hertenstein 1213 1413 1853 15 Keller von Kellern 1584 1677 1865 16 Krus 1483 1565 1805 17 Mayr v Baldegg 1452 1517 18 Meyer v Schauensee 1468 1581 19 Mohr von 1436 1521 1913 20 Peyer im Hof 1300 1730 1842 21 Pfyffer v Altishofen 1322 1509 22 am Rhyn 1518 1564 23 Ruttimann von 1565 1774 1873 24 Schnyder v Wartensee 1350 1715 26 Schumacher von 1431 1568 27 Schwytzer v Buonas 1527 1633 28 Segesser v Brunegg 1241 1564 29 von Sonnenberg 1357 1480 Weitere Familien sind Helmlin Holdermeyer Krebsinger von Moos Ritzi Uri Bearbeiten Arnold von Spiringen von Beroldingen Bessler Crivelli Imhof Jauch Urner Geschlecht Kuon Lusser Muller Puntener von Roll Schmid Schmid von Bellikon Stricker Tanner Troger Zumbrunnen Zweyer von Evenbach Adelsgeschlecht Schwyz Bearbeiten Ab Yberg Auf der Maur Bueler Reding Weber Unterwalden Bearbeiten Achermann ab Ennerberg Leuw Lussi Trachsler Traxler von flue Omlin Wirz Imfeld Stockmann Zug Bearbeiten Zurlauben Freiburg Bearbeiten d Alt d Affry d Amman de Boccard de Bourgknecht de Buman de Castella de Diesbach de Duens de Duding du Dyn d Englisberg de Faucigny de Fegely de Gady Griset de Forel de Gottrau von Kessler de Lanthen Heid de Lenzbourg von Maggenberg 1370 de Maillardoz de Montenach Mossu d Odet de Praroman de Raemy de Ratze de Reynold de Reyff de Rich Rudellad de Saydor von Seedorf de Schroeter de Techtermann de Tiefenthal de Vevey de Weck von der Weid de Werro Zellweger Solothurn Bearbeiten Aregger von Wildensteg Grimm von Wartenfels vom Staal von Sury von Vigier de Vigier Vigier von Steinbrugg von Roll Besenval Glutz Glutz von Blotzheim Glutz Ruchti Wallier Wallier von Wendelstorf Voitel Surbeck Basel Bearbeiten Hauptartikel Daig Bernoulli Burckhardt Frey Merian Iselin Liechtenhan Preiswerk Sarasin Staehelin 4 Schlumberger Seyler Socin Sozzini Vischer Schaffhausen Bearbeiten Am Stad Brumsi Cron von Fulach von Mandach von Meyenburg Peyer im Hof Peyer mit den Wecken von Stokar Stokar von Neuforn im Thurn von Waldkirch Ziegler Appenzell Bearbeiten Brugger Geiger Sutter ZellwegerZugewandte Orte BearbeitenBiel Bearbeiten Dachselhofer Wyttenbach Blosch St Gallen Bearbeiten Hunger Falck Varnbuler Zollikofer von Altenklingen Drei Bunde Bearbeiten Abis Aspermont Bavier Beeli Belmont Brugger Buol Cabalzar Capol Capaul Caprez Castelberg Castelmur Caviezel Ehrenfels Enderlin Flisch von Scheidt Florin Frauenberg Gugelberg von Moos Guler Haldenstein Jecklin Jenatsch Jochberg Juvalt Latour a Marca Marmels Mont Demont Montalt Planta Rascher Ringg von Baldenstein Rosenroll aus Thusis Ruinelli Ruchenberg Ruhenberg Salis Scarpatetti Schauenstein Schmid Schorsch Sprecher von Bernegg Travers Tscharner Ubercastel Unterwegen Wallis Bearbeiten de Courten Supersaxo In Albon Roten de Preux von Riedmatten Genf 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Jahrhundert neu entdeckt Bern 2008 S 209 Nadir Weber Auf dem Weg zur Adelsrepublik Die Titulaturenfrage im Bern des 18 Jahrhunderts In Berner Zeitschrift fur Geschichte und Heimatkunde Heft 1 2008 70 Jahrgang 2008 ISSN 0005 9420 S 3 34 https www bezg ch img publikation 08 1 weber pdf online PDF abgerufen am 13 Januar 2020 Bachelor Arbeit Juni 2007 Historisches Institut der Universitat Bern Gustav Blosch Chronik von Biel Von den altesten Zeiten bis zu Ende 1873 Heft 1875 Buchdruckerei von Ernst Schuler online PDF abgerufen am 13 Januar 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nobility of Switzerland Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Katja Hurlimann Landolt ZH In Historisches Lexikon der Schweiz 14 November 2007 abgerufen am 3 Marz 2020 Baumann Max Steigmeier Andreas Brugg erleben Teil 1 Schlaglichter auf die Brugger Geschichte hier jetzt Baden 2005 zur Familie Goldlin siehe Hans Wicki Goldlin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 515 Digitalisat siehe zu diesen Hermann Wichers Stahelin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 20 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Patriziat Alte Eidgenossenschaft amp oldid 230952082