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Die Geschichte des Kantons Waadt umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des schweizerischen Kantons Waadt von der Urgeschichte bis zur Gegenwart Inhaltsverzeichnis 1 Helvetische und romische Zeit 2 Mittelalter 3 Reformation und bernische Herrschaft 4 Die Revolution vaudoise 5 Kantonsgrundung 6 Verfassung und Sonderbundskrieg 7 Die Grundung der Eglise evangelique libre du Canton de Vaud 8 Von 1874 bis heute 9 Siehe auch 10 Literatur 11 EinzelnachweiseHelvetische und romische Zeit Bearbeiten nbsp Romisches Amphitheater in AvenchesIn prahistorischen Zeiten bildeten sich erste Siedlungen an den Ufern des Genfersees und zu keltischen Zeiten liessen sich auf dem Boden des heutigen Kantons Waadt die Helvetier nieder Unter Julius Caesar wurde Helvetien 58 v Chr unterworfen und seitdem war die Gegend von den Romern beherrscht Aventicum Avenches Viviscus Vevey Noviodunum Nyon Eburodunum Yverdon und Lausonium Lausonna Lausanne sowie weitere Waadtlander Ortschaften waren romische Stadte Heute findet man romische Spuren vor allem in Avenches und dessen Umgebung Avenches war unter Kaiser Vespasian eine Kolonie geworden Mittelalter Bearbeiten nbsp Kathedrale Notre Dame in LausanneSchon 260 wurde Avenches von den Alemannen zerstort und um 470 besetzten die Burgunden das Land mit denen es 534 unter frankische Herrschaft kam Unter dieser bildete die Waadt mit Neuenburg und einem Teil des heutigen Kantons Freiburg die seit 766 urkundlich erwahnte grosse Grafschaft Waldgau pagus Waldensis woher der franzosische Name Vaud und der deutsche Name Waadt kommen 888 wurde die Waadt unter den Karolingern ein Bestandteil des neuburgundischen Reichs mit welchem es 1032 an die Zahringer und somit an das Heilige Romische Reich fiel Nach dem Aussterben der Zahringer kam die Waadt 1218 an Savoyen nur Lausanne konnte als bischofliche Stadt seine Reichsunmittelbarkeit bewahren Infolge des Bundnisses der Herzogin Jolanthe mit Karl dem Kuhnen wurde die Waadt 1475 und 1476 Hauptschauplatz der Burgunderkriege Da Bern und Freiburg die damals eroberten Stadte Murten Grandson Orbe und Echallens als Gemeine Herrschaften behielten wurde die Vereinigung des Landes mit der Eidgenossenschaft angebahnt Reformation und bernische Herrschaft Bearbeiten nbsp Davel vor seiner Hinrichtung Gemalde von Charles Gleyre 1850 nbsp Karte der bernischen Vogteien auf dem Gebiet des heutigen Kantons WaadtUnter Berns Schutz fuhrten Guillaume Farel und Pierre Viret ab 1526 die Reformation in der Waadt ein Als der Herzog von Savoyen das mit Bern verbundete Genf bedrohte eroberten die Truppen der Stadt Bern 1536 unter dem obersten Feldhauptmann Hans Franz Nageli zusammen mit Freiburg das savoyische Gebiet in der Waadt vollstandig Auch Lausanne obwohl Reichsstadt und seit 1525 mit Bern verbundet musste der Besatzungsmacht huldigen Im Vertrag zu Lausanne vom 30 Oktober 1564 trat Herzog Emmanuel Philibert von Savoyen die Waadt formlich an Bern ab das indessen andere 1536 eroberte Gebiete an Savoyen zuruckgeben musste 1 Wahrend der bernischen Herrschaft erlebte die Waadt eine relativ friedliche Zeit eine Ausnahme bildet ein Aufstand unter Major Davel der von den Bernern am 24 April 1723 als Aufruhrer hingerichtet wurde und in der Waadt als Volksheld gilt Die Revolution vaudoise BearbeitenIm Januar 1798 als die Alte Eidgenossenschaft zusammenbrach und die franzosischen Truppen naher kamen gab es in der Waadt eine kleine Revolution und die bernischen Landvogte welche die LL EE de Berne Leurs Excellences de Berne vertraten wurden zuruck nach Hause geschickt und die Republique lemanique ausgerufen Die Revolution vaudoise wird heute noch am 24 Januar meistens mit Bernerplatte und Sauerkraut gefeiert Kantonsgrundung BearbeitenMit dem endgultigen franzosischem Einmarsch im April 1798 wurde in der Helvetik aus der Waadt und Genf der neugeschaffene Canton du Leman gebildet Trotz des Aufstandes der Bourla Papey gegen die Grund und Bodenabgaben im Fruhling 1802 war der Kanton Leman wahrend des Zusammenbruchs der Helvetischen Republik im Herbst desselben Jahres die letzte Machtbasis der Regierung 1803 wurde die Waadt durch die Mediationsakte von Napoleon Bonaparte zusammen mit den Kantonen Thurgau St Gallen Aargau Graubunden und Tessin selbststandig Damit tritt sie auch in den Bund ein Bis zum am 17 April 1825 zwischen den Kantonen Aargau Basel Bern Freiburg Solothurn und Waadt geschlossenen Munzvertrag pragte Waadt eigene Munzen 100 Rappen 10 Batzen 1 Franc nbsp Wappenseite einer Batzenmunze fur Waadt Jahr 1819Siehe auch Gesandte des Kantons Waadt an die TagsatzungVerfassung und Sonderbundskrieg Bearbeiten nbsp Le Chateau Saint Maire Sitz des Conseil d Etat des Kantons WaadtDer neue Kanton konnte seine Selbstandigkeit auch in den Restaurationsjahren nach 1814 behaupten wobei die reprasentative Demokratie jedoch durch komplizierte Wahlformen einer Oligarchie angenahert wurde Am 17 Dezember 1830 notigte das in Lausanne zusammengestromte Volk den Grossen Rat zur Einberufung eines Verfassungsrats Es wurden das allgemeine Stimmrecht und unmittelbare Wahlen eingefuhrt und am 25 Mai 1831 vom Volke genehmigt Die doktrinare Haltung der Behorden in der Jesuitenfrage rief am 14 und 15 Februar 1845 eine neue Erhebung hervor die den Staatsrat und Grossen Rat zur Abdankung zwang und die Verfassung durch Verkurzung der Amtsdauern Einfuhrung des fakultativen Referendums etc in demokratischem Sinn modifizierte Im Sonderbundskrieg 1847 war die Waadt dann auf der Seite der Gegner der katholischen Bewegung Die Grundung der Eglise evangelique libre du Canton de Vaud Bearbeiten nbsp Alexandre VinetVor der kantonalen Volksabstimmung uber die neue Verfassung verweigerten 40 Pfarrer eine staatsratliche Anordnung vom August 1845 Diese sah vor dass sie von den Kanzeln eine Proklamation der neuen Staatsregierung hatten verlesen mussen Einige Pfarrer uberliessen das Vorlesen des Textes den Lehrern Die 40 Pfarrer wurden mit Suspension bestraft Darauf reichten 184 Geistliche ihre Demission ein und grundeten nach dem Vorbild der 1843 in Schottland vollzogenen Abspaltung der Free Church of Scotland von der Staatskirche unter der Leitung von Alexandre Vinet und Charles Monnard eine vom Staat getrennte Freie Kirche Eglise libre evangelique Die demissionierenden Pfarrer stellten uber die Halfte des Waadtlander Ministeriums und viele von ihnen waren mindestens in politischer Hinsicht liberal gepragt Die Mehrheit der Gemeinde Mitglieder verblieb in der Staatskirche Viele von diesen storten sich am als methodistisch empfundenen Charakter der pietistischen Frommigkeitskultur Die Waadtlander Kirche wurde von vielen als Heimat empfunden auch wegen ihrer Rolle wahrend der Berner Besatzungszeit 2 Die Freie Kirche wurde durch den von Henri Druey geleiteten radikalen Staatsrat bedrangt Die Staatsregierung wollte eine demokratische egalitare Volkskirche die an den Staat angebunden ist Die neue Verfassung sah keine Freiheit fur Freikirchen vor was in der stark bauerlich und pietistisch gepragten Waadtlander Bevolkerung als fremd empfunden wurde Zudem entliess die Regierung Lehrer und Professoren die einen freikirchlichen Gottesdienst besuchten In Lausanne ordnete der Staatsrat unter Androhung von physischer Gewalt die Zerschlagung der Freikirche in 10 bis 15 kleine Versammlungen an 2 Die Freie Kirche konstituierte sich 1847 definitiv und sammelte viele von den bisherigen aktiven Kirchgangern der Staatskirche in rund 50 freien Gemeinden und 3400 Mitgliedern Ihre Entstehung wurde ermutigt durch die Vorgange welche 1843 zur Bildung der Free Church of Scotland fuhrten Ein Teil der Professorenschaft und die Mehrheit der Theologie Studenten verliessen als logische Konsequenz auch die staatliche Akademie Am 10 November 1846 grundeten Delegierte von 33 Kirchgemeinden in Lausanne eine eigene Synode Am 18 November 1847 entstanden als Folge eigene theologische Ausbildungsstatte 2 Am 24 November 1847 verbot der Staatsrat diktatorisch den Besuch von religiosen Versammlungen ausserhalb der Staatskirche unter Androhung von Gewalt und strafrechtlicher Verfolgung Die britische Evangelische Allianz wurde zugunsten der verfolgten Christen in der Waadt aktiv Aus Schottland kamen Geldspenden und den USA gab es Briefe an den Staatsrat Am 28 Marz 1848 hatte der Staatsrat das Dekret nochmals verscharft Im kantonalen Spital wurden sogar die christlichen Traktate aus der Bibliothek entfernt wie Lindemann berichtet Nur ein Drittel der Mitglieder des Grossen Rates Parlament war im Mai 1848 gegen die Religionspolitik des Staatsrates Am 7 Juni 1849 verbot der Grosse Rat alle religiosen Versammlungen ausserhalb der Staatskirche mit Ausnahme von Familien Zusammenkunften 1851 wurde die Religionsfreiheit faktisch wiederhergestellt 1859 erfolgte die Aufhebung des Versammlungs Verbotes 2 1861 vereinten sich auf politischer Ebene Konservative und Ultraradikale um durch eine Verfassungsrevision die aus Drueys Gesinnungsgenossen bestehende Regierung zu sturzen und dem Zwang gegen die Freie Kirche ein Ende zu machen ohne dass das neue am 15 Dezember jenes Jahres angenommene Grundgesetz die Verfassung wesentlich verandert hatte Ab 1863 war die Staatskirche nicht mehr den politischen Behorden unterstellt Es wurden Kirchgemeinderate und eine Synode eingerichtet 2 1966 wurde die EEL mit der Landeskirche wiedervereinigt 2 Von 1874 bis heute Bearbeiten nbsp Das Gebaude des Schweizerischen Bundesgerichts in LausanneIm Juni 1874 bestimmte die Schweizerische Bundesversammlung Lausanne zum Sitz des durch die neue Verfassung permanent gewordenen Bundesgerichts In die Waadtlander Verfassung von 1885 wurden letztmals am 14 April 2003 wesentliche Anderungen aufgenommen Mit dieser Revision fuhrte der Kanton Waadt als erster Schweizer Kanton ein permanentes Regierungsprasidium mit eingeschrankter Richtlinienkompetenz ein Aus der Ecole polytechnique de l Universite de Lausanne wurde 1968 die Ecole polytechnique federale de Lausanne Siehe auch BearbeitenSociete vaudoise d histoire et d archeologieLiteratur BearbeitenLucienne Hubler Histoire du Pays de Vaud Loisirs et Pedagogie Lausanne 1991 ISBN 2 606 00526 0 Einzelnachweise Bearbeiten Fabienne Abetel Beguelin Lausanner Vertrag In Historisches Lexikon der Schweiz a b c d e f Gerhard Lindemann Fur Frommigkeit in Freiheit Die Geschichte der Evangelischen Allianz im Zeitalter des Liberalismus 1846 1879 Lit Berlin 2011 ISBN 978 3 8258 8920 3 S 141 151 Geschichte der Kantone der Schweiz Aargau Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Basel Landschaft Basel Stadt Bern Freiburg Genf Glarus Graubunden Jura Luzern Neuenburg Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn St Gallen Tessin Thurgau Uri Waadt Wallis Zug Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kantons Waadt amp oldid 237467737