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Frederic Cesar de la Harpe 6 April 1754 in Rolle 30 Marz 1838 in Lausanne auch de Laharpe war ein Schweizer Politiker der Helvetik und Erzieher des Zaren Alexander I von Russland Portrat von Pajou November 1803 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium und Beginn der Karriere 1 2 Erzieher in der Zarenfamilie 1 3 Totengraber oder Retter der Eidgenossenschaft 2 Ehrungen 3 Werke 4 Korrespondenz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStudium und Beginn der Karriere Bearbeiten Frederic Cesar de la Harpe wurde 1754 in einfachen aber adligen Verhaltnissen geboren Nach einer Grundausbildung in Rolle kam der 14 Jahrige fur zwei Jahre an das Seminar auf Schloss Haldenstein Der Unterricht im von Martin von Planta und Johann Peter Nesemann gefuhrten Institut und die dort herrschende republikanisch aufklarerische Haltung war fur den jungen Laharpe pragend 1 Nach einem anschliessenden zweijahrigen Studienaufenthalt in Genf nahm der nun 18 Jahrige das Studium der Jurisprudenz in Tubingen auf An der Universitat von Tubingen schloss er eine enge Freundschaft mit Henri Monod der ebenfalls aus dem Waadtland stammte Nach seiner Promotion im Jahre 1774 kehrte Laharpe in die Heimat zuruck Er liess sich in Lausanne nieder und wurde dort in den Rat der Zweihundert aufgenommen Seinen Beruf als Anwalt ubte er an der Welschen Appellationskammer in Bern aus Er litt zunehmend unter dem entwurdigenden Verhalten der Berner Herrschaft uber die Waadt und ihre Bewohner Er war deshalb froh als er 1782 ein Angebot erhielt einige Gunstlinge der Zarin Katharina II als Mentor auf ihrer Grand Tour zu begleiten Die Reise fuhrte uber Rom und Sizilien bis nach Malta In Neapel liess sich Laharpe in den Freimaurerorden aufnehmen Auf Wunsch der Zarin begleitete er seine Zoglinge uber Wien und Warschau zuruck bis nach Sankt Petersburg wo er im Fruhjahr 1783 eintraf Erzieher in der Zarenfamilie Bearbeiten nbsp Die russische Zarin Katharina II um 1780 Das erste Jahr in Sankt Peterburg widmete Laharpe in erster Linie dem Erlernen der russischen Sprache Ab 1784 wurde er von der Zarin direkt zur Erziehung ihrer beiden Enkelkinder des nachmaligen Zaren Alexander und seines um eineinhalb Jahre jungeren Bruders Konstantin beigezogen Seine Arbeit beschrankte sich zu Beginn auf den Franzosischunterricht Mit der Zeit konnte Laharpe weitgehend sein Erziehungskonzept durchsetzen Das Schwergewicht lag auf den Fachern Geschichte und Geographie daneben legte er grossen Wert auf die Vermittlung von Philosophie und Staatskunde So konnte er das Gedankengut von Jean Jacques Rousseau Contrat social und John Locke Upon civil government im Zarenhaus einbringen 2 1790 heiratete Laharpe die erst 16 jahrige Dorothea Boethlingk Tochter eines reichen Petersburger Kaufmanns Wahrend seines Aufenthalts in Russland verlor Laharpe nie den Kontakt zum westlichen Europa Mit dem Waadtland blieb er uber den Briefkontakt mit Henri Monnod stark verbunden Mit Interesse verfolgte er die Entwicklung in Frankreich nach der Revolution von 1789 Er versuchte mit Erfolg die Zarin von feindlichen Angriffen gegen Frankreich abzuhalten Uber eine Reihe von anonymen Briefen in der London Chronicle wollte Laharpe Einfluss auf die Entwicklung in seiner Heimat nehmen Unter dem Namen Philantropus und Helvetus veroffentlichte er 1790 mehrere Briefe in denen er fiktiv beschrieb dass in Bern eine Umwalzung stattgefunden habe und in der Waadt die Stande zusammengerufen worden seien 3 Kurz darauf sandte er drei personliche Briefe ins Waadtland in denen er die Einberufung der Stande vorschlug Einer dieser Briefe wurde jedoch von der Berner Zensur abgefangen worauf die Berner Obrigkeit in Russland intervenierte und die Entlassung Laharpes forderte Die Zarin ging vorerst nicht auf die Forderung ein Sie entliess Laharpe jedoch im Dezember 1794 Ihr Enkel Alexander konnte immerhin bewirken dass Laharpe noch bis Mai 1795 bleiben konnte Eine Ruckkehr ins Waadtland war ihm nicht moglich Deshalb zog sich Laharpe auf ein Landgut im genferischen Genthod zuruck von wo aus er mit Alexander in engen Briefkontakt blieb Totengraber oder Retter der Eidgenossenschaft Bearbeiten nbsp Frederic Cesar de la Harpe1796 zog er nach Paris wo er dem franzosischen Direktorium den Anlass zur Intervention in der Schweiz gab indem er sich auf den von Frankreich garantierten Lausanner Vertrag von 1564 berief in dem der Waadt ihre bestehenden Freiheiten zugesichert waren Er wurde deshalb in konservativen Kreisen als Totengraber der Alten Eidgenossenschaft bezeichnet Laharpe war zeitweise der unbestrittene Fuhrer der radikalen schweizerischen Revolutionarspartei der sogenannten Patrioten Als nach dem von ihm und Peter Ochs mit dem Direktorium verabredeten Plan die Eidgenossenschaft 1798 von den Franzosen in die Helvetische Republik umgewandelt worden war wurde er zu seiner Enttauschung wegen des Widerstands der Republikaner nicht ins erste helvetische Direktorium gewahlt Erst auf Druck des franzosischen Gesandten hin wurde er am 29 Juni 1798 zusammen mit Ochs Mitglied des Direktoriums und benutzte dort seinen Einfluss zu quasi diktatorischen Gewaltmassnahmen durch die er die von allen Seiten bedrohte Einheitsrepublik zu retten hoffte Im Soge von Napoleon Bonapartes Staatsstreich am 9 November 1799 gegen das Pariser Direktorium suchte sich Laharpe in der Helvetischen Republik mit einem Staatsstreich ebenfalls diktatorische Vollmachten zu verschaffen was jedoch nach kurzerer Zeit scheiterte 4 5 Nachdem beim Staatsstreich vom 7 Januar 1800 das Direktorium gesturzt worden war musste er erneut das Land verlassen und nach Paris fliehen Nachdem Laharpe 1801 bis 1802 auf Einladung Zar Alexanders I eine Reise nach Russland gemacht hatte lebte er auf einem Landhaus bei Paris empfing 1814 nach dem Einrucken der Verbundeten von Zar Alexander die Wurde eines Generals mit dem Andreasorden und bewog diesen die von Bern beabsichtigte Wiederherstellung des alten Untertanenverhaltnisses der Waadt und des Aargaus nicht zu gestatten Auch ist es nicht zuletzt seinem Einfluss auf den Zaren zu verdanken dass die Schweiz nicht aufgeteilt oder als Monarchie in den Deutschen Bund eingegliedert wurde Nach seiner Tatigkeit als Gesandter der Waadt und des Tessin sowie als inoffizieller Anwalt der Schweiz am Wiener Kongress siedelte er 1816 nach Lausanne uber und starb dort hochverehrt im Jahre 1838 Ehrungen Bearbeiten nbsp Ile de la Harpe Kunstlich erstellte Insel bei Rolle Eine erste grosse Ehrung wurde Laharpe bereits zu Lebzeiten zuteil Am 30 Marz 1798 liess die provisorische Versammlung des Waadtlandes zu Ehren von Frederic Cesar de La Harpe eine Ehrenmedaille pragen um so seine Rolle bei der Unabhangigkeitserklarung der Waadt zu wurdigen Erst 1896 wurde in Rolle selber an seinem Geburtshaus eine Erinnerungstafel angebracht Fast 50 Jahre zuvor hatte die Aufstellung eines Denkmals auf der nach Laharpe benannten kunstlichen Insel Ile de la Harpe einige politische Kontroversen heraufbeschworen Das Denkmal wurde mit Sammlungsgeldern hauptsachlich aus dem Aargau und dem Tessin finanziert Der Obelisk der 1844 feierlich auf der Insel eingeweiht wurde weist einen Spruch des Zaren zur Bedeutung von Laharpe auf Je dois tout ce que je suis a un Suisse Alles was ich bin verdanke ich einem Schweizer Eine neue Wurdigung erfuhr Laharpe 2009 an der Universitat Lausanne Unter dem Patronat des Kantons Waadt fand vom 30 31 Oktober ein internationales Kolloquium zu Frederic Cesar de La Harpe statt Werke BearbeitenEssai sur la Constitution du Pays de Vaud 2 Bde Paris 1796 Instructions pour l Assemblee Representative de la Republique Lemanique Zusammen mit Vincent Perdonnet Paris 1797 Rechtfertigungsschrift des Burgers Cesar Friedrich Laharpe Mitglied des ehemaligen Direktoriums der helvetischen Republik Nebst einigen Erklarungs Noten Basel 1800 Histoire du major Davel proscrit en 1723 par l ancien gouvernement de Berne ecrite en 1725 par un contemporain de ce martyr de la liberte vaudoise seconde edition accompagnee de notes Lausanne 1805 Quelques observations sur la revision de la constitution vaudoise de 1814 Lausanne 1831 Jacques Vogel Hrsg Memoires de Frederic Cesar La Harpe concernant sa conduite comme Directeur de la Republique helvetique adresses par lui meme a Zschokke 1804 Paris Genf Bern 1864 Korrespondenz BearbeitenJean Charles Biaudet Marie Claude Jequier Philippe Bastide Hrsg Correspondance de Frederic Cesar de La Harpe sous la Republique helvetique Neuchatel 1982 2004 Jean Charles Biaudet Francoise Nicot Hrsg Correspondance de Frederic Cesar de La Harpe et Alexandre Ier suivie de la correspondance de F C de La Harpe avec les membres de la famille imperiale de Russie Neuchatel 1978 1980 Literatur BearbeitenJean Charles Biaudet Francoise Nicot La Harpe Frederic Cesar In Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa Band 1 Frankfurt am Main 1992 S 210 212 Arthur Boehtlingk Der Waadtlander Friedrich Caesar Laharpe Der Erzieher und Berater Alexanders I von Russland des Siegers uber Napoleon I und Anbahner der modernen Schweiz 2 Bde Bern Leipzig 1925 Antoine Rochat La Harpe Frederic Cesar de In Historisches Lexikon der Schweiz Raphael Rosa Matthias Bolens Peuple et identite Representations vaudoises apres la Revolution 1798 1814 Lausanne 2007 Andreas Wurgler Abwesender Revolutionar moderate Revolution Frederic Cesar Laharpe und die Waadt 1789 1798 In Christian Simon Hrsg Blicke auf die Helvetik Basel 2000 S 139 159 Heinrich Zschokke Friedrich Casar Laharpe In Heinrich Zschokke s ausgewaehlte Schriften Zweiter Theil Aarau 1825 S 202 262 DigitalisatWeblinks BearbeitenPublikationen von und uber Frederic Cesar de La Harpe im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Sonia Arnal Frederic Cesar Laharpe fossoyeur puis sauveur des Suisses franzosisch La Harpe Frederic Cesar franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Boehtlingk I 1926 S 3 9 Boehtlingk I 1926 S 66 Lettres des philantropes und Lettres de Helvetus Vgl Wurgler 2000 Encyclopedia Britannica Handbuch der Schweizer Geschichte Band 2 S 808Normdaten Person GND 119293064 lobid OGND AKS LCCN n84806057 VIAF 56730398 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME La Harpe Frederic Cesar deALTERNATIVNAMEN LaharpeKURZBESCHREIBUNG Schweizer PolitikerGEBURTSDATUM 6 April 1754GEBURTSORT RolleSTERBEDATUM 30 Marz 1838STERBEORT Lausanne Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frederic Cesar de La Harpe amp oldid 239226669