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Die Strohflechterei ist ein Kunsthandwerk bei dem aus Stroh und anderen naturlichen Rohstoffen Gegenstande wie Hute Kappen Taschen Schuhe Tressen oder Hutschmuck hergestellt werden Das Stroh stammt vom Sommerweizen oder Sommerroggen Es wird gespalten geflochten gebleicht und schliesslich geplattet Stroh und Geflechtindustrie in Wohlen Aargau um 1900 Das vom Feld kommende Roggenstroh wird fur die maschinelle Weiterverarbeitung vorbereitet Wurde das Handwerk zunachst noch weitgehend in Heimarbeit von der landlichen Bevolkerung betrieben so entwickelte sich in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts in einigen landwirtschaftlich gepragten Regionen Europas daraus ein bluhender Industriezweig der sich vor allem auf die Produktion von Strohhuten konzentrierte und teilweise bis in die 1970er Jahre Bestand hatte Zentren der Strohverarbeitung waren Bedford Hertford und Luton in England die Toskana Venetien und die Lombardei in Italien sowie Niedersachsen der Schwarzwald Schlesien und das Allgau in Deutschland Die grosste Bedeutung hatte die Strohindustrie jedoch in der Schweiz und insbesondere in der Region Wohlen im Sudosten des Kantons Aargau Inhaltsverzeichnis 1 Verarbeitung 2 Museen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksVerarbeitung Bearbeiten nbsp Freiamter Strohflechterfamilie im Aargau um 1840Die Bauern schnitten die Halme kurz vor der Reife mit Sichel oder Sense und legten sie bei guter Witterung auf dem Feld zum Trocknen aus bei schlechtem Wetter hangten sie die Halmenbuschel in der Scheune auf Die getrockneten Halme wurden von Blattern und Blattscheiden befreit und mit Schwefel gebleicht Anschliessend schnitt man die Halmspitzen bis zum ersten Knoten ab und sortierte die Halme nach ihrer Dicke Dies geschah mit einem Halmensieb einem rechteckigen Holzkasten mit auswechselbaren Siebboden Die Bauern verkauften die vorbereiteten und vorsortierten Strohhalme an einen Fergger Zwischenhandler der von Hof zu Hof zog Noch im ersten Viertel des 19 Jahrhunderts fuhrte man vielerorts auch die nachfolgenden Verarbeitungsprozesse in Heimarbeit durch bis sich dann die halb maschinelle Weiterverarbeitung in Fabrikbetrieben durchsetzte Mit einem Halmenreisser wurden die Strohhalme der Lange nach aufgeschlitzt und flachgedruckt danach sauberte man mit dem Halmenschaber die Innenseite vom Mark Die angefeuchteten oder eingefetteten Halme wurden anschliessend in einer Halmreibe zwei in einem massiven Rahmen eingespannte Hartholzwalzen mit Kurbel und Pressbalken hin und hergezogen um sie zu glatten und geschmeidiger zu machen Mit einem Halmenreisser konnten auch schmale Strohstreifen gerissen werden und in einem Zwirnprozess zu feinen Schnurchen verarbeitet werden Diese dienten als Ausgangsmaterial fur Dekorationen Gespaltene und ausgewalzte Strohstreifen wurden auch auf Japanpapier und Baumwollgewebe geklebt aus den so entstandenen Strohplatten konnten mit entsprechenden Apparaten verschiedene Tier und Pflanzenmotive gestanzt oder gepresst werden Auch war es moglich aus Strohschnurchen netzartige Geflechte herzustellen die mit Motiven und Ornamenten bestickt wurden Die Einfuhrung modifizierter Jacquard Webstuhle zur Weiterverarbeitung der Strohhalme fuhrte um 1830 zur Ablosung des bisherigen Verlagssystems Das Fabriksystem setzte sich rund zehn Jahre spater mit dem Einsatz von Flechtmaschinen endgultig durch Zusammen mit Baumwolle Hanf Rosshaar Bast Seide und Ramie ergaben sich vor allem in der Hutproduktion unzahlige Moglichkeiten zur Gestaltung Zu Beginn des 20 Jahrhunderts kamen auch halbsynthetische Materialien wie z B Cellophan Manilahanf oder Viskose hinzu Museen BearbeitenEinen Eindruck von der einstigen wirtschaftlichen Bedeutung und dem vielfaltigen Einsatz von Stroh vermitteln unter anderem das Museum der Strohverarbeitung in Twistringen das Schweizer Strohmuseum in Wohlen Schweiz das Hutmuseum in Lindenberg Bayern und das Halmens Hus in Bengtsfors Schweden Siehe auch BearbeitenStrohgeflechtmassLiteratur BearbeitenDieter Kuhn Anton Wohler Marcela Hohl Birgit Littmann Strohzeiten Geschichte und Geschichten der aargauischen Strohindustrie AT Verlag Aarau 1991 ISBN 3 85502 428 6 Ingraban Dietmar Simon Strohintarsien Strohmosaik aus dem 20 Jahrhundert Dreieich Museum Dreieichenhain Eigenverlag 1999 Download Online Ausgabe Deutsche Nationalbibliothek 2018 Ingraban Dietmar Simon Strohintarsien Strohmosaik aus den 20 Jahrhundert Bildtafeln Teil 1 Europa Download Online Ausgabe Deutsche Nationalbibliothek 2018 sowie Bildtafeln Teil 2 Afrika Amerika Asien Internationales Strohmuseum in Berlin Dreieich Museum Dreieichenhain Eigenverlag 2018 Download Online Ausgabe Deutsche Nationalbibliothek 2018Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Strohhutherstellung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Strohmuseum im Park Wohlen Museum der Strohverarbeitung Twistringen Dieter Kuhn Strohflechterei In Historisches Lexikon der Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strohflechterei amp oldid 234772621