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Der Landesring der Unabhangigen LdU franzosisch Alliance des Independants AdI war eine Schweizer Partei die von 1936 bis 1999 existierte Vier Mitglieder der LdU Fraktion 1995 im Nationalrat von links Verena Grendelmeier Franz Jaeger Walter Biel und Hansjurg Weder Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Partei 1 1 Entstehung 1 2 Ara Duttweiler 1 3 Sozialliberale Phase nach Duttweiler 1 4 Grun sozialliberale Phase 1 5 Niedergang und Auflosung 2 Parteivorsitzende 3 Presse 4 Wahlerstarke 4 1 Nationale Wahlen 4 2 Kantonsparlamente 4 3 Vertretung in lokalen Raten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der Partei BearbeitenEntstehung Bearbeiten nbsp Parteigrunder Gottlieb Duttweiler im Nationalrat Mitte mit Blick zur Kamera nbsp William Vontobel ab 1945 Geschaftsfuhrer des LdU 1950 bis 1973 im Nationalrat den er 1971 1972 prasidierte nbsp LdU Wahlplakat 1951 Walter Konig wurde in den Zurcher Regierungsrat gewahltWeil der Detailhandler und Grunder der Migros Gottlieb Duttweiler mit der herrschenden Politik der Schweiz in den 1930er Jahren nicht einverstanden war grundete er zusammen mit Gleichgesinnten im Jahr 1935 in Ruschlikon die Bewegung der unabhangigen Manner 1 Obwohl diese ursprunglich nicht als Partei gedacht war sondern als Vertretung von Personen die Kapital und Arbeit in der sogenannten Sozialen Marktwirtschaft versohnen wollte errang die Bewegung bei den im selben Jahr stattfindenden eidgenossischen Wahlen auf Anhieb gleich sieben Sitze Allerdings beschrankten sich diese Sitzgewinne auf drei Kantone Zurich 5 Sitze Sankt Gallen und Bern je 1 Sitz Da der ursprungliche Plan die Besten aller Parteien in einem Landesring zu vereinigen politisch nicht gelang wurde im Dezember 1936 eine neue Partei mit dem Namen Landesring der Unabhangigen gegrundet 27 Grundsatze bildeten das erste Parteiprogramm 1938 reichte der Landesring die eidgenossische Volksinitiative Notrecht und Dringlichkeit ein 2 Danach sollte die Bundesversammlung das Referendumsrecht nicht mehr durch Dringlichkeitsrecht ausschalten konnen Die Volksinitiative wurde 1940 zugunsten eines Gegenvorschlags zuruckgezogen Bereits zuvor waren von anderer Seite zwei Volksinitiativen mit ahnlicher Stossrichtung eingereicht worden 3 1941 wurde eine eidgenossische Volksinitiative zur Reorganisation des Nationalrates eingereicht 4 Sie verlangte unter anderem eine Amtszeitbegrenzung auf 12 Jahre ein Verbot vorgedruckter Kumulierung einzelner Kandidaten und eine Offenlegung von Beruf und allfalligen Verwaltungsratsmandaten Die Initiative wurde 1942 mit 65 Prozent Nein Stimmen abgelehnt 5 1955 reichte der LdU eine Volksinitiative zur Einfuhrung der 44 Stunden Woche ein Diese wurde 1958 in der Volksabstimmung mit 65 Prozent Nein Stimmen abgelehnt 6 Ein Volksbegehren zur Bekampfung des Alkoholismus wurde 1966 von 77 Prozent der Stimmenden abgelehnt 7 Ara Duttweiler Bearbeiten Da Duttweiler als Parteiprasident anfangs nur vage Vorstellungen hatte aber autoritar agierte kam es bereits 1943 zu einer Abspaltung durch fuhrende Kreise innerhalb der Partei Diese Abspaltung trat bei den Nationalratswahlen im Herbst desselben Jahres als Unabhangig freie Liste in eigener Regie an und erzielte einen Sitz Diese Abspaltung bestand jedoch nicht lange In der Ara Duttweiler erreichte die Partei stets um die 5 Prozent Wahleranteil In der franzosisch und italienischsprachigen Schweiz konnte die Partei nicht Fuss fassen ebenso wenig wie in der Zentralschweiz mit Ausnahme Luzerns Obwohl er mehrmals versuchte die finanzielle Basis der Partei zu verbreitern trug die Migros beziehungsweise Duttweiler bis zu seinem Lebensende den allergrossten Teil der Kosten 8 Sozialliberale Phase nach Duttweiler Bearbeiten Nach dem Tod des langjahrigen Parteiprasidenten konnte sich der Landesring als sozialliberale Alternative zwischen der Linken und den Burgerlichen etablieren Bei den Nationalratswahlen im Jahr 1967 wurde er mit 9 05 Prozent der Stimmen und sechzehn Abgeordneten im Nationalrat sowie einem im Standerat zur starksten Oppositionspartei Der LdU sprach vor allem die stadtische Mittelschicht Angestellte Beamte an Zahlreiche neue Standesringe wie die Kantonalparteien genannt wurden entstanden 1968 Genf Neuenburg Solothurn und Graubunden 1972 Wallis 1977 Zug Gegen Ende der 1970er Jahre sanken Wahleranteil und Mandate jedoch massiv Es brach ein heftiger Richtungsstreit aus Die traditionellen Vertreter einer sozialen Marktwirtschaft sahen sich plotzlich einem okologischen Flugel gegenuber 1974 wurde ein neues Parteiprogramm beschlossen Grundsatze und Richtlinien genannt das die Grundsatze von 1936 ersetzte In einer Vereinbarung zwischen Migros und LdU wurde 1979 auf dieses Programm Bezug genommen Danach unterstutzte die Migros den LdU ideell und finanziell solange sich dieser im Rahmen des Ideenguts des sozialen Liberalismus bewegt 9 Jahrlich uberwies das Unternehmen der Partei zwischen 3 und 3 5 Millionen Franken 10 nbsp Logo der Tageszeitung Die Tat 1939 1977Die Tageszeitung Die Tat Sprachrohr des Landesrings wurde 1977 aus einer seriosen Tages in eine Boulevardzeitung umgewandelt die sich aber nicht behaupten konnte und 1978 verschwand Grun sozialliberale Phase Bearbeiten nbsp Monika Weber LdU Prasidentin 1992 1996In der Mitte der 1980er Jahre setzte sich der okologisch orientierte Flugel durch Bereits 1982 waren wegen der Richtungsschwierigkeiten sowohl Vertreter des grunen Baselland Ubertritt zu den Grunen als auch des sozialliberalen Flugels Zurich Ubertritt zur SP ausgetreten Da der grosste Geldgeber der Partei die Migros Genossenschaft als Detailhandelsriese aus wirtschaftlichen Grunden Muhe mit dem okologischen Flugel hatte kurzte sie die Beitrage an den LdU massiv Dies hatte schwerwiegende Folgen So mussten einige Regionalsekretariate aufgelost werden Der LdU verlor sein Profil und neue Protestgruppen Grune Auto Partei etc warben ihm die Wahler ab Niedergang und Auflosung Bearbeiten Durch den starken rechten sozialliberalen Flugel in der Sozialdemokratischen Partei und das Aufkommen der Grunen verlor der Landesring immer mehr Wahler Die Partei versuchte in den 1990er Jahren mit der Ruckkehr zum sozialliberalen Gedankengut den Niedergang zu stoppen was aber misslang In vielen Kantonsparlamenten und Gemeinderaten der grossen und mittleren Gemeinden verschwand der LdU Bereits 1994 beantragte die kantonale Sektion Luzern ihre Auflosung im Marz 1996 folgte die Sektion Basel Stadt 11 im April 1996 die Sektion Baselland im Oktober 1998 die Sektion Stadt Bern Viele lokale Mandatstrager des Landesrings wechselten zu anderen Parteien Grune Freie Liste etc oder wurden parteilos Nachdem die Migros 1996 ihre finanziellen Beitrage auf 600 000 Franken reduziert hatte 12 gaben Migros und Partei im April 1999 ihre definitive Trennung bekannt 13 An einem Reformparteitag im Mai 1999 wurde die Partei in Liste der Unabhangigen umbenannt und die Auflosung mit 52 zu 9 Stimmen abgelehnt Der Todesstoss war die Wahlniederlage bei den Schweizer Parlamentswahlen im Herbst 1999 Am Sonderparteitag vom 4 Dezember 1999 in Aarau beschlossen die Delegierten mit 57 zu 7 Stimmen die Auflosung Der LdU war damit nach 63 Jahren Geschichte Zuletzt blieben einzig noch die lokalen Sektionen in Koniz und Uster aktiv 14 Die 1968 gegrundete Sektion Pratteln wurde im Jahr 2000 in Unabhangige Pratteln umbenannt 15 2022 wurde die Auflosung der LdU Ortspartei Neuenhof vermeldet vermutlich die letzte unter dem Namen LdU 16 17 nbsp Rudolf Suter Prasident LdU und gleichzeitig Chef der MigrosParteivorsitzende Bearbeiten1936 1947 Gottlieb Duttweiler Zurich 1948 1949 Hans Sappeur Zurich 1950 1951 Gottlieb Duttweiler Zurich 1952 1958 Arnold Stahel Zurich 1959 1962 Hans Meisser Zurich 18 1962 1973 Rudolf Suter Basel Stadt Zurich 1973 1978 Claudius Alder Basel Landschaft 1978 1985 Walter Biel Zurich 1985 1992 Franz Jaeger St Gallen 1992 1996 Monika Weber Zurich 1996 1998 Daniel Andres Bern 1999 Anton Schaller Zurich Presse Bearbeiten nbsp Das erste Logo der Tat 1935Die Tat 1935 1977 Wochenzeitung ab 1939 Tageszeitung Der Ring Monatszeitung 1965 1984 Wahlerstarke BearbeitenNationale Wahlen Bearbeiten Hauptartikel Wahlergebnisse des Landesrings bei Parlamentswahlen Von 1935 bis 1999 wurden insgesamt 65 Personen als Vertreter des Landesrings in den Nationalrat gewahlt Drei von ihnen waren ausserdem im Standerat Gottlieb Duttweiler Albin Heimann und Monika Weber Die hochste Zahl an Nationalratssitzen wurde 1967 mit 16 Mandaten erreicht die geringste Zahl 1999 mit nur noch einem Abgeordneten Nationalratswahlergebnisse des Landesrings 1935 1999 8 6 4 2 0 3539434751555963677175798387919599 Jahr NationalratStimmen NationalratWahleranteil NationalratSitze StanderatSitze1935 37 861 4 14 7 01939 43 735 7 07 9 01943 41 635 4 73 6 01947 42 428 4 42 8 01951 49 100 5 11 10 01955 53 450 5 48 10 01959 54 049 5 50 10 01963 48 224 5 01 10 01967 89 950 9 05 16 11971 150 684 7 63 13 11975 116 349 6 06 11 11979 73 895 4 07 8 01983 77 745 4 00 9 01987 80 099 4 17 9 11991 61 176 3 03 5 11995 34 375 1 83 3 11999 14 063 0 72 1 0Kantonsparlamente Bearbeiten Der Landesring war in zahlreichen Kantonsparlamenten vertreten am langsten im Kanton Zurich Vertretung in lokalen Raten Bearbeiten Auch in zahlreichen Parlamenten von Stadten und Gemeinden war der Landesring vertreten Hochburgen waren die Stadte Zurich St Gallen Bern Luzern Chur Winterthur Kloten Burgdorf BE Wettingen Literatur BearbeitenJean Meynaud Adalbert Korff Die Migros und die Politik Der Landesring der Unabhangigen Migros Genossenschafts Bund Zurich 1967 Hans Georg Ramseier Die Entstehung und Entwicklung des Landesringes der Unabhangigen bis 1943 Druck Chemigraphisches Institut Glattbrugg bei Zurich 1973 DNB 571053971 Dissertation Universitat Zurich Philosophische Fakultat 1973 209 Seiten Erich Gruner Die Parteien in der Schweiz 2 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Francke Bern 1977 ISBN 3 7720 1345 7 Helvetia Politica Series B 4 Frank Wende Lexikon zur Geschichte der Parteien in Europa Kroner Stuttgart 1981 ISBN 3 520 81001 8 S 614 615 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Landesring der Unabhangigen LdU Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Olivier Meuwly Landesring der Unabhangigen LdU In Historisches Lexikon der Schweiz Dossier Landesring der Unabhangigen 1987 2003 aus dem Jahrbuch Schweizerische Politik PDF 146 kB Beitrag des Schweizer Fernsehens vom 4 Dezember 1999 zur ParteiauflosungEinzelnachweise Bearbeiten Schau und Infotafel der Gemeinde Ruschlikon am Park im Gruene Bundeskanzlei BK Eidgenossische Volksinitiative Notrecht und Dringlichkeit Abgerufen am 14 April 2018 Schweizer Hochdeutsch Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung uber das Volksbegehren vom 23 Juli 1946 fur die Ruckkehr zur direkten Demokratie Vom 27 Februar 1948 S 1057 1059 PDF Bundeskanzlei BK Eidgenossische Volksinitiative Reorganisation des Nationalrates Abgerufen am 14 April 2018 Bundeskanzlei BK Volksabstimmung vom 03 05 1942 Abgerufen am 14 April 2018 Bundeskanzlei BK Eidgenossische Volksinitiative Einfuhrung der 44 Stunden Woche Abgerufen am 12 Mai 2018 Bundeskanzlei BK Eidgenossische Volksinitiative Bekampfung des Alkoholismus Abgerufen am 12 Mai 2018 Hans Georg Ramseier Die Entstehung und die Entwicklung des Landesringes der Unabhangigen bis 1943 Chemigraphisches Institut AG Glattbrugg 1973 S 176 Vereinbarung zwischen Migros Genossenschaftsbund und Landesring der Unabhangigen vom August 1979 S 4 Migros Archiv Zurich Thomas Drysch Parteienfinanzierung Osterreich Schweiz Bundesrepublik Deutschland Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 663 10999 0 google ch abgerufen am 12 Mai 2018 Nils Widmer Landesring der Unabhangigen Riehen In Gemeinde Lexikon Riehen Annee politique Suisse 1996 Parteien Abgerufen am 12 Mai 2018 Annee politique Suisse 1999 Parteien Abgerufen am 12 Mai 2018 news ch Vorletzte LdU Sektion in Koniz aufgelost 7 Marz 2006 abgerufen 16 Dezember 2014 Benjamin Wieland Landesring Sie machen weiter als ware nichts passiert Die letzten Junger der Migros Partei In bzbasel ch 4 Dezember 2019 abgerufen am 8 Oktober 2022 Philipp Zimmermann Neuenhof Die letzte LdU Ortspartei der Schweiz lost sich auf In aargauerzeitung ch 7 Oktober 2022 abgerufen am 8 Oktober 2022 Vereine LdU Ortspartei Neuenhof In neuenhof ch Abgerufen am 8 Oktober 2022 Jean Meynaud Adalbert Korff La Migros et la politique Meynaud Montreal 1965 online Normdaten Korperschaft GND 2017103 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landesring der Unabhangigen amp oldid 233497229