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Der Plan Wahlen war ein Programm zur Forderung des innerschweizerischen Lebensmittelanbaus seit 1940 Er wurde auch als Anbauschlacht 1 und als schweizerisches Anbauwerk 2 bezeichnet Vor dem Zweiten Weltkrieg importierte die Schweiz rund die Halfte ihrer Nahrungsmittel aus dem Ausland Um eine Lebensmittelknappheit bei einem drohenden Embargo der Achsenmachte abzuwenden brachte der Landwirtschaftsspezialist und spatere Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen seinen seit 1937 vorbereiteten Anbauplan am 15 November 1940 an eine breitere Offentlichkeit Kriegsbedingt wurde daraus eine Anbaupflicht 2 Gedenktafel zur Anbauschlacht in Regensberg Kanton ZurichLebensmittelrationierung vom 9 Oktober 1940 bis 24 Juni 1948 Inhaltsverzeichnis 1 Anbauschlacht 2 Ubrige Rationierungs Bereiche 3 Rezeption 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise Anbauschlacht Bearbeiten nbsp Anbau von Kartoffeln auf dem Klosterplatz in St Gallen Bild aus dem Ersten Weltkrieg Durch Erhohung der Eigenproduktion Reduzierung der Viehzucht unter gleichzeitiger Ausweitung des Ackerbaus und durch Rationierung sollte die Selbstversorgung in der Schweiz gesichert werden Die Selbstversorgungs Anbauflache sollte schrittweise von 180 000 auf 500 000 Hektaren erhoht werden Die Grundlagen des Plans Wahlen waren schon alter Bereits im Ersten Weltkrieg war ein entsprechender Plan umgesetzt worden allerdings noch wesentlich luckenhafter 3 Bis auf grosse Hohen mussten Nahrungsmittel angepflanzt werden und zur Ausdehnung des Ackerbaus sollte Land durch Rodungen Melioration und durch den Einbezug von nicht landwirtschaftlich genutzten Flachen wie Brachen oder offentlichen Parks und Sportplatzen gewonnen werden Die bepflanzte Landwirtschaftsflache wurde zwischen 1940 und 1945 von 183 000 auf 352 000 Hektaren erweitert Eine halbe Million Kleinpflanzer und die Arbeiter von 12 000 Industriebetrieben bewirtschafteten zusatzlich uber 20 000 Hektaren nicht landwirtschaftlich genutzte Flache Bei der Planung der Bodenverbesserungen wirkte das Eidgenossische Meliorationsamt mit den Kulturingenieuren Alfred Struby 1889 1949 und Ernst Ramser 1894 1963 massgeblich mit Das zweite Kernelement war die Umstellung der Produktionsrichtung von Graswirtschaft bzw Nutztierhaltung auf Ackerbau da eine gegebene Flache Land wesentlich mehr Menschen ernahrt wenn Kulturpflanzen angebaut werden die direkt verwendbare Nahrungsmittel liefern also solche die nicht erst uber den tierischen Korper unter grossen energetischen Verlusten veredelt werden mussen 4 Dank dieses gemeinsamen Einsatzes brauchte die Schweiz als einziges Land in Europa Kartoffeln Gemuse und Obst nie zu rationieren 5 Als der Plan Wahlen bei Kriegsende abgebrochen wurde und nicht langer Grundlage der schweizerischen Agrarpolitik war lag er 60 000 ha uber den fur diesen Zeitpunkt geplanten 300 000 ha Das ursprungliche Ziel der Anbauschlacht von 500 000 ha wurde dank dem Kriegsende nicht mehr erreicht Am 30 Juni 1945 trat F T Wahlen vom Amt des Beauftragten fur das Anbauwerk zuruck um die Umstellung der Agrarwirtschaft auf Friedenswirtschaft zu ermoglichen Von 1940 bis 1945 stieg der Selbstversorgungsgrad der Schweiz mit Lebensmitteln von 52 auf 70 6 Die Brotgetreideproduktion verdoppelte sich die Kartoffelernte wurde verdreifacht und die Gemuseernte vervierfacht Da die ganze Agrarstruktur verandert wurde ist der Selbstversorgungsgrad schwierig abzuschatzen Als Mittelwert aus verschiedener Literatur wird er fur 1939 auf 52 Prozent und fur 1943 bis 1945 auf 70 bis 75 oder 80 Prozent geschatzt 7 Der Plan Wahlen bewahrte die Schweizer Bevolkerung und die rund 300 000 Fluchtlinge vor Hunger und allzu grossen Entbehrungen Die Anbauschlacht hatte auch eine psychologische Wirkung und galt als Symbol fur den Widerstandswillen der Schweiz Ein ahnliches Programm im nationalsozialistischen Deutschland nannte sich Erzeugungsschlacht Hitler strebte fur das Deutsche Reich einen hoheren Autarkie Grad an Vierjahresplan Ubrige Rationierungs Bereiche BearbeitenDer Wahlen Plan umfasste aber nicht nur die Nahrungsmittel Versorgung Eine zeitgenossische Briefmarke etwa rief die Bevolkerung auf zum Durchhalten Altstoffe zu sammeln 8 Zudem war z B auch das Heizmaterial v a Steinkohle Ol wurde im Zweiten Weltkrieg praktisch nicht zum Heizen verwendet drastisch verknappt Ein Zeitzeuge berichtet dass die Hausheizungen auch mit Tannenzapfen und anderem Restholz befeuert werden mussten weil bei normalem Brennholz die Industrie Vorrang genoss Rezeption BearbeitenObwohl der Grossteil der Bevolkerung den durch die Notlage aufgrund des Plans Wahlen notwendigen staatlichen Eingriffen Verstandnis entgegenbrachte gab es auch Falle wo die staatlichen Regulierungen umgangen wurden oder ihnen Widerstand geleistet wurde Ein Beispiel derartiger Auseinandersetzungen zeigt der auf einer Erzahlung von Meinrad Inglin von 1947 beruhende Spielfilm Der schwarze Tanner 1985 Unter demselben Titel wird das Thema in einem Theaterstuck behandelt das 2007 am Freilichtmuseum Ballenberg aufgefuhrt wurde In einer Reihe von Dokumentarfilmen von 2006 in denen Zeitzeugen zu Wort kommen hat der Verein zur Wahrung der Erinnerung an Bundesrat Prof Dr Friedrich Traugott Wahlen und den Anbauplan 1940 bis 1945 zur Wurdigung Wahlens und zur Erinnerung an sein Anbauwerk beigetragen 9 Siehe auch BearbeitenDie Schweiz im Zweiten Weltkrieg Wirtschaftliche LandesversorgungLiteratur BearbeitenFriedrich Traugott Wahlen Unsere Landwirtschaft in der Kriegszeit Die Aufgaben unserer Landwirtschaft in der Landesversorgung der Kriegszeit Vortrag gehalten in der Gesellschaft Schweizerischer Landwirte in Zurich am 15 November 1940 von Dr F T Wahlen Chef der Sektion fur landw Produktion und Hauswirtschaft im Eidg Kriegsernahrungsamt Benteli Bern 1940 Friedrich Traugott Wahlen Das Schweizerische Anbauwerk 1940 1945 Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft Zurich 1946 Peter Maurer Anbauschlacht Landwirtschaftspolitik Plan Wahlen Anbauwerk 1937 1945 Chronos Zurich 1985 ISBN 3 905278 03 0 Meinrad Inglin Der schwarze Tanner SJW Heft Nr 1308 3 Auflage Egg Zurich 2006 ISBN 978 3 25 001052 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Plan Wahlen Sammlung von Bildern Albert Tanner Anbauschlacht In Historisches Lexikon der Schweiz Anbauschlacht des Zweiten Weltkriegs Plan Wahlen in Der Sachplan Fruchtfolgeflachen PDF 3 1 MB Memento vom 22 Oktober 2014 im Internet Archive Diplomarbeit Zurich Juni 2001 Friedrich Traugott Wahlen und die Anbauschlacht 1940 1945 Trailer Film 1 3 Robert Huber Ernahrungssicherheit Wie die Anbauschlacht die Ausbildung fur Agronom innen mitpragte ETH Zurich 26 April 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Albert Tanner Anbauschlacht In Historisches Lexikon der Schweiz a b Friedrich Traugott Wahlen Das Schweizerische Anbauwerk 1940 1945 Neujahrsblatt der Naturforschenden Gesellschaft Zurich 1946 Silvio Bucher Die Geschichte des Kantons St Gallen im Uberblick In Der Kanton St Gallen Landschaft Gemeinschaft Heimat Loepfe Benz Rorschach 1985 ISBN 3 85819 084 5 Seite 33 Bild von der Anbauschlacht im Ersten Weltkrieg auf dem Klosterplatz in St Gallen Friedrich Traugott Wahlen Unsere Landwirtschaft in der Kriegszeit Die Aufgaben unserer Landwirtschaft in der Landesversorgung der Kriegszeit Vortrag gehalten in der Gesellschaft Schweizerischer Landwirte in Zurich am 15 November 1940 von Dr F T Wahlen Chef der Sektion fur landw Produktion und Hauswirtschaft im Eidg Kriegsernahrungsamt Benteli Bern 1940 Seite 34 35 Pfluge statt Panzer auf der Allmend In Berner Zeitung Stellungnahme des Bundesrates vom 28 Februar 2007 Peter Maurer Anbauschlacht Landwirtschaftspolitik Plan Wahlen Anbauwerk 1937 1945 Zurich 1985 1942 vgl zum Durchhalten Altstoffe sammeln Memento vom 17 September 2017 im Internet Archive und Briefmarke Zum Durchhalten Altstoffe sammeln 10 Rp Schweiz 1942 Friedrich Traugott Wahlen und die Anbauschlacht 1940 1945 Auf der Webseite des ehemaligen Vereins Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plan Wahlen amp oldid 238858286