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Der Reussgletscher war ein Gletscher des Quartaren Eiszeitalters auf dem Gebiet der heutigen Schweiz Er hatte sein Nahrgebiet in den Alpen und stiess wahrend den Kaltzeiten aus dem oberen Einzugsgebiet der Reuss und dem Gotthardmassiv mehrmals gegen Norden in das schweizerische Mittelland und bei der maximalen Vergletscherung wie etwa in der Riss Kaltzeit wohl bis in den Sudrand des Schwarzwalds vor Das vom ehemaligen Gletscher geformte Urserental bei AndermattDie Auswirkung seines letzten Vorstosses wahrend der Wurm Kaltzeit auf die Landschaft der heutigen Kantone Schwyz Luzern Zug Zurich und Aargau zeichnet sich in zahlreichen Bodenformen und Geotopen deutlich ab Moranenzuge Drumlins Schotterebenen Grundmoranenschichten und Torfmooore sowie ehemalige Gletscherrandseen wie der Hallwiler und der Baldeggersee sind Zeugen des Gletschers und bedeutende Naturdenkmale 1 Auch das Becken des Vierwaldstattersees entstand durch die Gletschererosion Inhaltsverzeichnis 1 Ausdehnung 2 Restgletscher 3 Glaziale Geotope 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAusdehnung BearbeitenIn den Epochen starker Vergletscherung wuchsen die Gletscher der nordlichen Gebirgsbdachnung der Alpen so stark an dass sie im heutigen Mittelland eine geschlossene Eisflache bildeten Der Reussgletscher traf auf der Ostseite im Gebiet des Kantons Zug den Rhein Linthgletscher und im Westen den Aare Rhonegletscher Der Gletscher baute sich in den Anfangsphasen der Kaltzeiten allmahlich in den Gebirgstalern der Urner Alpen und angrenzender Gebiete auf Die Flache dieses Gebirgsabschnitts im Ablationsgebiet betragt rund 800 Quadratkilometer Er wird von Gebirgsketten begrenzt auf denen sich zahlreiche Dreitausender befinden der hochste ist der Dammastock mit 3630 Meter uber Meer Neben dem Urserental mit dem Quellgebiet der Reuss lieferten auch das Goschenertal das Meiental das Maderanertal und das Schachental grosse Gletscher die sich zum Reussgletscher vereinigten oder allenfalls vom Hauptgletscher gestaut wurden Zusammen mit dem seitlichen Gletscher aus dem Engelbergertal und dem uber den Brunigpass 1008 Meter uber Meer stromenden Eis des Aargletschers Transfluenz traf der Gletscherstrom auf die Bergstocke des Pilatus der Rigi und des Rossbergs In der zweitletzten Kaltzeit erreichte die Eisoberflache etwa die Hohe von 1100 Meter uber Meer und uberragte etwa den Zugerberg 2 Aus der Gegend Luzern Zug breitete sich der Reussgletscher dann mit mehreren Gletscherzungen weit in das Molassegebiet aus Bei seiner grossten Ausdehnung wahrend der letzten Kaltzeit hatte der Reussgletscher eine Lange von bis zu 130 Kilometern und bedeckte eine Flache von uber 3000 Quadratkilometern Restgletscher BearbeitenIm Unterschied etwa zum Rhonegletscher ist der Reussgletscher im Quellgebiet des namengebenden Flusses nach der Wurm Kaltzeit praktisch ganz abgeschmolzen Nur an den Berghangen in der Umgebung des Urserentales liegen heute noch kleine Gletscher und Firnflachen von denen jedoch nicht bekannt ist ob sie seit dem Ende der letzten Eiszeit standig vorhanden waren Tiefengletscher in der Senke zwischen Galenstock Tiefenstock und Winterstock Sidelengletscher am ostlichen Fuss des Gross Furkahorn und Galenstock Muttengletscher ostlich der Muttenhorner Witenwasseren Gletscher nordlich des Witenwasserenstocks St Annafirn nordlich zwischen Chastelhorn und Gemsstock Gurschenfirn nordlich zwischen Gemsstock und Gurschenstock Obere Schatzfirn nordlich des Pizzo CentraleGrossere heute noch bestehende Gletscher im ehemaligen Einzugsgebiet des Reussgletschers sind der Hufifirn im Maderanertal der Glatt Firn am Spannort der Flachensteinfirn am sustenhorn sowie der Chelengletscher und der Dammagletscher im Goschenertal nbsp Der grosse Findling bei MorschachGlaziale Geotope BearbeitenDer Gletschergarten Luzern zeigt durch die Wirkung des Reussgletschers entstandene Bodenformen an der Molasseoberflache 3 In den heutigen Flusstalern nordlich von Luzern und Zug hat der Reussgletscher in der letzten Kaltzeit Seitenmoranen und Endmoranen geschaffen die besonders bei Mellingen Seon Gontenschwil und Staffelbach als grosse Landschaftsformen erhalten sind Die Moranen und Moorlandschaft des Wauwilermoos am westlichen Rand des vom Reussgletscher erreichten Gebiets ist ein naturkundliches und kulturgeschichtliches Bodendenkmal 4 Im Kanton Zug liegt zwischen dem Lorzentobel und der Sihl eine Drumlinzone die im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung verzeichnet ist Einzelne von Reussgletscher verfrachtete grosse Findlinge wie etwa die Steingruppen an den Flanken der Rigi der Druidenstein bei Morschach und der Erdmannlistein der Heidenhubelstein bei Sarmenstorf die Romersteine von Lenzburg und der Bettlerstein bei Wohlen blieben als auffallige Naturobjekte erhalten Zahllose weitere Gletschersteine wurden in fruheren Jahrhunderten zerstort und fur Bauwerke und Bildhauerarbeiten verwendet wie es etwa bei den Granitobjekten aus Findlingen vom Lindenberg im Aargau dokumentiert ist 5 In Kiesgruben und bei Bauarbeiten sind in der jungeren Zeit zahlreiche weitere Findlinge zum Vorschein gekommen 6 7 Weitere Gruppen von Findlingen sind unter anderem auf dem Zugerberg auf dem Gubel bei Menzingen auf der Seitenmorane bei Walchwil erhalten 8 Der im Jahr 2015 in einer Kiesgrube ausgegrabene Findling von Staffelbach lag im Bereich der Endmoranen bei Staffelbach und Kirchleerau 9 Literatur BearbeitenRene Hantke Die Gletscherstande des Reuss und Limmatsystems der ausgehenden Wurmeiszeit In Eclogae geologicae Helveticae 51 958 S 119 150 Rene Hantke Zur Quartargeologie im Grenzbereich zwischen Muota Reuss und Linth Rheinsystem In Geographica Helvetica 1961 Josef Kopp Auf den Spuren des Reussgletschers In Die Alpen 1959 S 48 52 Digitalisat Heinrich Jackli Die Vergletscherung der Schweiz im Wurmmaximum In Eclogae Geologicae Helvetiae 55 1962 S 285 294 Heinrich Jackli Talgeschichtliche Probleme im aargauischen Reusstal In Geographica Helvetica 1956 s 46 59 W Bruckner Die Quartarbildungen im oberen Schachental In Eclogae Geologicae Helvetiae 30 1937 Hans Annaheim Alfred Bogli Samuel Moser Die Phasengliederung der Eisrandlagen des wurmeiszeitlichen Reussgletschers im zentralen schweizerischen Mittelland In Geographica Helvetica 13 1958 S 217 231 Weblinks BearbeitenUnsere Findlinge roger zurbriggen chEinzelnachweise Bearbeiten Stiftung Reusstal C Arnold 25 Jahre Naturschutzkommission des Kantons Zug In Zuger Neujahrsblatt 1933 S 35 44 hier S 37 Gletschergarten Eis formt die Landschaft auf pfahlbausiedlung ch Heinrich Kreyerbuhl Moser u a Beinwil Freiamt Zeitbilder einer Landgemeinde Beinwil Freiamt 1988 S 12 191 Findlinge auf der Allmend auf stadtluzern ch Abgerufen am 18 April 2021 Im Bruchquartier wurde ein 40 Millionen Jahre alter Findling entdeckt nun kann er auf der Luzerner Allmend bestaunt werden In Luzerner Zeitung 16 Marz 2021 C Arnold 25 Jahre Naturschutzkommission des Kantons Zug In Zuger Neujahrsblatt 1933 S 35 44 hier S 38 40 124 Tonnen schwerer Findling in Staffelbach AG verlegt In Blick 11 September 2018 Abgerufen am 18 April 2021 Normdaten Geografikum GND 4428904 2 lobid OGND AKS VIAF 245392885 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reussgletscher amp oldid 220220773