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Aquae Helveticae war eine romische Siedlung Vicus auf dem heutigen Stadtgebiet von Baden in der Schweiz Sie entstand kurz nach der Zeitenwende als Legionare des funf Kilometer entfernten Lagers Vindonissa heute Windisch die Thermalquellen am Fluss Limmat zu nutzen begannen und Thermen errichteten Um die Thermen herum entstand eine Handler und Handwerkersiedlung die etwa bis zu Beginn des 5 Jahrhunderts bestand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ortsname 3 Siedlung 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem augusteischen Alpenfeldzugen von Drusus und Tiberius besetzten die Romer im Jahr 15 v Chr das Schweizer Mittelland und errichteten kleinere Stutzpunkte Einer davon lag knapp funf Kilometer westlich von Baden auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Windisch Ab 14 n Chr begann die 13 Legion Legio XIII Gemina den Stutzpunkt zu einem Legionslager namens Vindonissa auszubauen Die romischen Soldaten schatzten das 46 6 Celsius warme Badener Thermalwasser da sie diesem eine heilende Wirkung zuschrieben An der Flussbiegung der Limmat rund eine Stunde Fussmarsch vom Lager entfernt errichteten sie Thermenanlagen Unmittelbar westlich davon entstand auf dem flachen Haselfeld nordlich des heutigen Bahnhofs ein Vicus der den Namen Aquae Helveticae Helvetische Bader erhielt 1 2 Einen Ruckschlag erlitt Aquae Helvicae im Vierkaiserjahr 69 Die 21 Legion Legio XXI Rapax die den Gegenkaiser Vitellius unterstutzte fuhrte eine Strafaktion gegen die mit Galba verbundeten Helvetier durch nachdem diese eine Kurierabteilung uberfallen hatten Unter dem Kommando von Aulus Caecina Alienus verwusteten und plunderten die Legionare Gutshofe und Siedlungen in einem weiten Umkreis um Vindonissa Sie brannten Aquae Helveticae nieder und rieben die helvetische Miliz auf Die Thermenanlagen scheinen davon nicht betroffen gewesen zu sein 3 Tacitus erwahnt Aquae Helveticae in den Historien zwar nicht namentlich schreibt aber dass Legionare einen nahen wie eine Kleinstadt gebauten seiner heilsamen Wasser wegen viel besuchten Badeort zerstorten 4 Tatsachlich lassen sich fur diese Zeit grossflachige Brandspuren auf dem Haselfeld und in Ennetbaden feststellen Nach Vespasians Machtubernahme und der Beendigung der Krise wurde anstelle der 21 die 11 Legion Legio XI Claudia in Vindonissa stationiert die beim Wiederaufbau mitbeteiligt war In Aquae Helveticae wo zuvor nur Holzbauten standen ersetzte man die Hauser durch Neubauten aus Mauerziegeln 5 Das Militar zog im Jahr 101 aus Vindonissa ab was aber keine Auswirkungen auf den Wohlstand der Siedlung gehabt zu haben scheint Um die Mitte des 2 Jahrhunderts begann eine Blutezeit Der Fremdenverkehr bildete die wirtschaftliche Grundlage des Ortes zusatzlich forderte die Lage an der Brucke uber die Limmat das lokale Gewerbe und den Handel 6 Zwischen 259 und 270 fuhrten die Alamannen zahlreiche Uberfalle und Plunderungszuge durch Die Einwohnerzahl und der Umfang der Siedlung gingen stark zuruck da die Bevolkerung vertrieben wurde und das romische Militar wegen des zwischenzeitlichen Ruckzugs uber die Alpen keinen Schutz bieten konnte Ein im Jahr 275 errichteter Leugenstein Reste von Befestigungsanlagen und zahlreiche Munzen aus dem 4 Jahrhundert lassen darauf schliessen dass der Ort auch in der Spatantike bewohnt war aber bedeutend kleiner war als zuvor Im ersten Jahrzehnt des 5 Jahrhunderts zogen die Romer endgultig ab Ortsname Bearbeiten nbsp Inschrift aus dem Isistempel heute eingemauert in der Sebastianskirche in Wettingen nbsp Bronzebeschlag mit Inschrift des Gemellianus Fundort Mandeure EpomanduodurumIn Baden selbst ist der Ortsname bislang nicht direkt durch Inschriften belegt Aegidius Tschudi der von 1533 bis 1535 als Landvogt der Grafschaft Baden amtierte berichtete vom Fund einer Steintafel die in die Turmfassade der Sebastianskirche im benachbarten Wettingen eingemauert war Auf der Tafel aus dem 2 Jahrhundert wird auf die Stiftung eines Isis Tempels in Aquae Helveticae hingewiesen Die Inschrift lautet DEAE ISIDI TEMPLVM A SOLO L VCIVS ANNVSIVS MAGIANVS DE SVO POSVIT VIK ANIS AQVENSIB VS AD CVIVS TEMPLI ORNAMENTA ALPINIA ALPINVLA CONNIVNX ET PEREGRINA FIL LA X C DEDE RVNT L OCVS D ATVS D ECRETO VICANORVM Der Gottin Isis hat Lucius Annusius Magianus von seinem Vermogen einen Tempel von Grund auf fur die Dorfbewohner von Aquae errichtet Zur Ausstattung dieses Tempels haben seine Gattin Alpinia Alpinula und seine Tochter Peregrina 100 Denare gegeben Der Platz wurde auf Beschluss der Dorfbewohner zur Verfugung gestellt Der Schreibfehler vikani statt vicani lasst vermuten dass der Verfasser moglicherweise ein Grieche war 7 Ebenfalls nachweisen lasst sich der Ortsname auf bronzenen Messerscheidenbeschlagen die vom in Aquae Helveticae ansassigen Handwerker Gemellianus hergestellt und von Thermenbesuchern als Souvenir an zahlreiche Orte des Romischen Reichs gebracht wurden 8 Siedlung BearbeitenDer von Romern und Helvetiern bewohnte Ort lag am Schnittpunkt bedeutender Verkehrsverbindungen im Bereich des heutigen Kurparks Durch den Ort fuhrte die Romerstrasse von Augusta Raurica Augst uber Vindonissa Windisch und Vitudurum Oberwinterthur nach Brigantium Bregenz Vor der Holzbrucke uber die Limmat ungefahr am Standort der heutigen Schiefen Brucke nach Ennetbaden gelegen bog eine Strasse ab die dem linken Flussufer entlang nach Turicum Zurich folgte und anschliessend zu den Alpenpassen in Graubunden fuhrte Aquae Helveticae war eine wohlhabende Handler und Handwerkersiedlung Die 5 bis 6 Meter breiten Strassen im Innerortsbereich wiesen einen fur damalige Verhaltnisse sehr hohen Ausbaustandard auf 9 Hauser mit Laubengangen Portiken saumten die Strassen An die Laubengange schlossen sich Laden und Werkstatten an weiter hinten Wohnraume und Hinterhofe Die Gebaude an der Abzweigung im Bereich des heutigen Kurparks waren besonders reprasentativ und wiesen villenahnliche Grundrisse auf 10 Die grosse Anzahl gefundener Waffen und Rustungsteile deutet darauf hin dass der Ort unter militarischer Verwaltung stand Der Standort der offentlichen Gebaude ist bis heute nicht bekannt nur die Existenz des Isistempels konnte anhand der Inschrift in Wettingen nachgewiesen werden Beim Neubau des Staadhofs kam 1967 ein Teil der bis dahin unentdeckten Thermenanlagen zum Vorschein Zwei marmorverkleidete Badebecken mit einer Flache von 5 11 Meter bzw 7 15 Meter dazwischen vier kleine Wannen Das Wasser gelangte uber eine 50 Meter lange Leitung von einer der Quellen in eine Apsis Von 2009 bis 2012 fuhrte die Kantonsarchaologie Aargau umfangreiche Ausgrabungen durch die zahlreiche neue Erkenntnisse brachte Uber die romische Besiedlung am rechten Limmatufer war bis vor kurzem kaum etwas bekannt Dies anderte sich als die Kantonsarchaologie 2006 sowie von 2008 bis 2010 Ausgrabungen in Ennetbaden durchfuhrte Im fruhen 2 Jahrhundert entstand dort nach dem Brand eines Handwerkerviertels ein reprasentativer Terrassenbau der ungewohnlich luxurios mit Freskenmalereien Mosaiken marmorverkleideten Wanden und Fussbodenheizungen ausgestattet war auch Teile des Mobiliars blieben erhalten 11 Literatur BearbeitenOtto Mittler Geschichte der Stadt Baden Band 1 Von der fruhesten Zeit bis um 1650 Verlag Sauerlander Aarau 1962 S 17 36 Martin Hartmann Hans Weber Die Romer im Aargau Verlag Sauerlander Aarau 1985 ISBN 3 7941 2539 8 S 161 164 Caty Schucany Aquae Helveticae Zum Romanisierungsprozess am Beispiel des romischen Baden Antiqua Bd 27 Schweizerische Gesellschaft fur Ur und Fruhgeschichte Basel 1996 ISBN 3 908006 19 8 Fabian Furter Bruno Meier Andrea Schaer Ruth Wiederkehr Stadtgeschichte Baden hier jetzt Baden 2015 ISBN 978 3 03919 341 7 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in BadenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Aquae Helveticae Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Max Ihm Aqua Aquae 46 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II 1 Stuttgart 1895 Sp 301 Schaer Stadtgeschichte Baden S 13 21 Schaer Stadtgeschichte Baden S 21 Tacitus Historien I 67 Schaer Stadtgeschichte Baden S 17 Schaer Stadtgeschichte Baden S 26 Schaer Stadtgeschichte Baden S 15 Ludwig Berger Durchbrochene Messerfutteral Beschlage Thekenbeschlage aus Augusta Raurica Ein Beitrag zur provinzialromischen Ornamentik Forschungen in Augst Band 32 Romerstadt Augusta Raurica Augst 2002 ISBN 3 7151 0032 X Digitalisat Romische Strasse beim Badener Kurtheater Memento vom 28 September 2010 im Internet Archive Departement Bildung Kultur und Sport des Kantons Aargau 3 Oktober 2007 Baden in der Romerzeit Das antike Aquae Helveticae und seine Thermen Memento vom 28 Januar 2012 im Internet Archive PDF 837 kB Kantonsarchaologie Aargau 2011 Luxurioses Bad aus der Romerzeit freigelegt Neue Zurcher Zeitung 8 Dezember 200847 479 8 3097 Koordinaten 47 28 44 4 N 8 18 34 9 O CH1903 665658 259056 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aquae Helveticae amp oldid 228398072