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Eugen Bircher 17 Februar 1882 in Aarau 20 Oktober 1956 ebenda war ein Schweizer Chirurg Offizier und Politiker BGB sowie Militarschriftsteller Eugen Bircher 1935 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Medizin 1 3 Militar 1 4 Ostfront Missionen 1 5 Burgerwehren 1 6 Politik 1 7 Wirtschaft 2 Kritik 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Eugen Bircher wurde als Sohn des Arztes Heinrich Bircher 1850 1923 in Aarau geboren Er besuchte von 1897 bis 1901 das Gymnasium der Kantonsschulen Aarau und Solothurn und daneben die Rekruten und Unteroffiziersschule 1 Medizin Bearbeiten Nach seinem von 1901 bis 1906 absolvierten Medizinstudium in Basel und Heidelberg arbeitete Bircher von 1907 bis 1909 als Assistent am Kantonsspital Aarau und an der Chirurgischen Klinik des Burgerspitals Basel 2 Er sammelte 1915 1916 kriegschirurgische Erfahrungen in Bulgarien 1917 1932 war er als Nachfolger seines Vaters als chirurgischer Chefarzt ab 1933 2 auch als Direktor am Kantonsspital Aarau tatig Bircher genoss in den 1920er Jahren den Ruf eines fuhrenden Schweizer Chirurgen Er publizierte zahlreiche wissenschaftliche Beitrage in den Bereichen Kropf Magen Kniegelenk und Kriegschirurgie und gilt wie Severin Nordentoft 1866 1922 als Begrunder der Arthroskopie Bircher fuhrte die ersten Arthroskopien des Kniegelenks 1921 im Kantonsspital Aarau mit einem Gerat zur Spiegelung des Bauchraumes durch Damals verwendete Bircher bereits Gas zur Fullung des Gelenks Dieses Verfahren und die Indikationsstellungen gelten heute weiterhin Er engagierte sich auch in zahlreichen medizinwissenschaftlichen und standespolitischen Organisationen er war u a Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft fur Chirurgie Von August 1926 bis 1956 war Bircher Redaktor der Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift Im Jahr 1942 wurde er zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina gewahlt 3 Militar Bearbeiten Seine Karriere bei der Schweizer Armee begann 1905 mit der Beforderung zum Oberleutnant 1910 erfolgte seine Ernennung zum Hauptmann 1911 kam er ins Generalstabskorps und 1914 wurde Bircher Stabschef der Fortifikation Murten 1914 1917 Aus seinen Sympathien fur den deutschen Militarismus machte er nie einen Hehl 1916 loste er durch seine offentliche Kritik an der Entente freundlichen Haltung des schweizerischen Bundesrats die De Loys Affare aus Nach seiner Ernennung zum Divisionskommandanten war Bircher 1934 1937 Kommandant der 4 1938 1942 der 5 Division Zusammen mit Bundesrat Rudolf Minger war Bircher fuhrender Verfechter der schweizerischen Aufrustung und Kriegsvorbereitung ab 1935 unter anderem initiierte er den Grenzschutz mit Der 1926 1939 als Dozent an der militarwissenschaftlichen Abteilung der ETH Zurich lehrende Bircher galt als fuhrender schweizerischer Militar und Militarschriftsteller 1931 1937 Zentralprasident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft 1931 1946 Chefredaktor der Allgemeinen Schweizerischen Militar Zeitschrift Dank seinen zahlreichen Publikationen in den Bereichen Kriegsgeschichte unter anderem zahlreiche Bucher zur Marneschlacht Truppenpsychologie und Wehrpolitik pflegte er zum Teil intensive Kontakte mit deutschen und franzosischen Militars in den Jahren 1918 bis 1955 Ostfront Missionen Bearbeiten nbsp Generalmajor Hans Speidel l wahrend des Unternehmens Zitadelle Sowjetunion 21 Juni 1943 Ab dem 24 Juli 1941 arbeiteten Eugen Bircher der deutsche Generalarzt Ferdinand Sauerbruch der Samedaner Chirurg Ernst Ruppanner und der Schweizerische Gesandte in Berlin Hans Frolicher daran eine Freiwillige schweizerische Artzemission an die deutsche Ostfront zu realisieren Am 27 August 1941 versammelte sich zu diesem Zweck im Zurcher Bahnhofsbuffet ein Komitee fur Hilfsaktionen unter dem Patronat des Schweizerischen Roten Kreuzes Mitglieder dieses Komitees waren neben Eugen Bircher u a der bereits erwahnte Samedaner Chirurg Ernst Ruppanner der Generaldirektor der Schweizerischen Kreditanstalt SKA Peter Vieli und der Geigy AG Direktor und Prasident der Handelskammer Basel Stadt Carl Koechlin Vischer Bereits am 9 September 1941 wurden Private Spenden in der Hohe von 500 000 Franken zur Finanzierung der Hilfsaktionen zugesagt Am 15 Oktober 1941 begab sich eine erste Mission nach Deutschland und von dort aus an die deutsch russische Ostfront Sie bestand aus 31 Arzten 30 Krankenschwestern 2 Krankenpflegern und weiteren 17 mannlichen Hilfspersonen General Guisan versuchte vergeblich Birchers Teilnahme an der Mission zu verhindern Ohne ihr Wissen wurden die Teilnehmer deutschem Kriegsrecht unterstellt Die russische Zivilbevolkerung durften sie nicht medizinisch betreuen Erste Mission 15 Oktober 1941 bis 19 Januar 1942 Zweite Mission 8 Januar 1942 bis 14 April 1942 Dritte Mission 18 Juni 1942 bis 29 September 1942 Vierte Mission 24 November 1942 bis 9 Marz 1943 4 Rudolf Bucher der Leiter des Blutspendedienstes der Schweizer Armee war Teilnehmer der ersten Mission Dabei wurde er Augenzeuge der Erschiessung von 62 russischen Geiseln durch die Deutschen und erhielt Kenntnis von der Massenvernichtung der Juden sowie von den Zustanden in den Konzentrationslagern Zuruck in der Schweiz behinderten die Behorden seine Bemuhungen die schweizerische Offentlichkeit uber die Vorgange an der Ostfront aufzuklaren Erst 1967 konnte er unter dem Titel Zwischen Verrat und Menschlichkeit Erlebnisse eines Schweizer Arztes an der deutsch russischen Front 1941 42 einen umfassenden Erlebnisbericht veroffentlichen 5 nbsp Generalleutnante Adolf Heusinger und Hans Speidel mit Bundesminister der Verteidigung Theodor Blank in Bonn am 15 November 1955Der deutsche Generalleutnant Hans Speidel erinnerte sich 1952 in einer Festschrift zum 70 Geburtstag Birchers an die gemeinsam verbrachte Zeit Bircher wies auch seinen deutschen Freunden gegenuber stets auf die volkerrechtliche Verpflichtung der Schweiz zur Neutralitat hin Der raue Mann legt auf Lob wenig Wert Er soll aber wissen dass nicht etwa nur seine Freunde seiner getreulich gedenken Unbeirrt vom Larm der Gasse ging er seinen Weg Seine deutschen Freunde rufen ihm dankbar zu Ad multos annos In den Jahren 1969 und 1977 liess Speidel diese Lobrede wiederholt abdrucken Den Satz Unbeirrt vom Larm der Gasse ging er seinen Weg ersetzte er durch den Satz Unbeirrt vom Larm des Alltags ging er seinen Weg 6 7 Burgerwehren Bearbeiten 1918 grundete Bircher in Aarau die als Vaterlandische Verbande bekannt gewordenen Burgerwehren und 1919 deren Zusammenschluss den Schweizerischen Vaterlandischen Verband Mit den Burgerwehren von denen die Aargauische Vaterlandische Vereinigung mit zeitweise uber 15 000 Mitgliedern die bedeutendste war 8 reagierten rechtsburgerliche Krafte auf den Generalstreik mit dem Ziel die aus ihrer Sicht drohende Gefahr eines sozialistischen Umsturzes in der Schweiz abzuwenden Die privatrechtlich organisierten Burgerwehren wurden hauptsachlich von Banken Versicherungen und Industriebetrieben finanziert aber aus den Arsenalen des Bundes und teilweise durch Schmuggel aus Deutschland bewaffnet Sie hatten eine staatspolitisch hochproblematische Zwitterposition zwischen Hilfspolizei und ideologischem Paramilitar Bircher pflegte dabei enge Beziehungen zu deutschen Freikorps und ihren Exponenten wie Waldemar Pabst Politik Bearbeiten Ursprunglich freisinnig gehorte Bircher 1920 zu den Mitbegrundern der rechtskonservativen Bauern Gewerbe und Burgerpartei im Kanton Aargau 1942 wurde er in den Nationalrat gewahlt wo er sich mit militar asyl und gesundheitspolitischen Vorstossen profilierte 1943 1947 Mitglied der Vollmachtenkommission sowie 1946 1950 der Militarkommission In der Kontroverse um die Zulassung judischer Fluchtlinge rief er 1942 an einer Versammlung aus Die Emigranten wollen sich bei uns eine wirtschaftliche Position erobern Sie werden ihr Gift ausstreuen Sie bilden einen Fremdkorper im Volke der wieder herausgeschafft werden muss Seine Motion zur Tuberkulose Bekampfung Schirmbildobligatorium resultierte in einem entsprechenden Erganzungsgesetz das von Arzteschaft und Burgertum bekampft 1949 in einer Referendumsabstimmung unterlag Wirtschaft Bearbeiten Wirtschaftlich bekleidete Bircher mehrere Verwaltungsratsmandate namentlich bei der SIG Holding der Internationalen Verbandsstoffefabrik Schaffhausen den Ol und Fettwerken SAIS und bei den Albiswerken Kritik BearbeitenFur den Historiker Hans Ulrich Jost war Bircher als Mitglied der Studentenverbindungen Argovia Wengia und Helvetia ein typischer Vertreter eines mit elitaren zum Teil sozialdarwinistischen antimodernistischen rassistischen und antidemokratischen Elementen durchsetzten Weltbildes Seine scharfe Frontstellung gegen die politische Linke und seine Deutschfreundlichkeit fuhrten ihn zu erheblichen Sympathien fur die Frontenbewegung und den Nationalsozialismus Folgerichtig sinnierte Bircher 1937 uber einen Krieg der Zukunft der seiner Meinung nach ein Totaler Krieg sein wurde 9 In den 1920er Jahren nannte er in einem privaten Brief die damalige Nationalzeitung ein Saujudenblatt 10 Schriften Auswahl BearbeitenMilitargeschichte medizin und psychologieDie Schlacht an der Marne Eine kriegsgeschichtlich militarpolitische Studie Drechsel Bern 1918 Die Schlacht am Ourcq Beitrage zur Erforschung der Schlacht an der Marne Heft 1 Selbstverlag Leipzig 1922 Arztliches insbesondere chirurgisches Denken und militarische Truppenfuhrung Sauerlander Aarau Leipzig 1933 mit Ernst Clam Krieg ohne Gnade Von Tannenberg zur Schlacht der Zukunft Scientia Zurich 1937 mit Walter Bode Schlieffen Mann und Idee Nauck Zurich 1937 Scientia Zurich 1940 Arzt und Soldat Eine psychologische Betrachtung Vortrage aus der praktischen Chirurgie Band 24 2 Auflage Enke Stuttgart 1941 MedizinDie chronische Bauchfelltuberkulose Ihre Behandlung mit Rontgen Strahlen Sauerlander Aarau 1907 Diss Univ Basel 1907 Zur Pathogenese der kretinischen Degeneration Urban amp Schwarzenberg Berlin u a 1908 Beiheft zur Medizinischen Klinik Band 4 6 Die Atiologie des endemischen Kropfes In Ergebnisse der Chirurgie und Orthopadie Band 5 1913 Operative Heilung eines Karzinoms am Ubergang des Osophagus in die Kardia In Correspondenzblatt fur Schweizer Arzte Band 1 1918 S 467 ff Die Behandlung gastrischer Affektionen durch Eingriffe am N Vagus und Sympaticus In Archiv fur Klinische Chirurgie Band 167 1931 S 463 ff Das Kropfproblem Th Steinkopff Dresden u a 1937 Medizinische Praxis Band 23 Literatur BearbeitenEugen Bircher Hrsg Schweizer Arzte an der Ostfront Wehrmedizinische Aufsatze und Erlebnisberichte Zofingen 1945 Festschrift zur Feier des 65 Geburtstages von Herrn Dr Eugen Bircher 17 Februar 1947 Schwabe amp Co Basel 1947 Hans Hemmeler Hrsg Festschrift Eugen Bircher Dem Soldaten Militarschriftsteller und Politiker Dr med Eugen Bircher Oberstdivisionar z D Nationalrat zum 70 Geburtstag gewidmet von der Aargauischen Vaterlandischen Vereinigung von Freunden Kameraden und Mitarbeitern Wissenschaftliche Beratung Hektor Ammann H R Sauerlander amp Co Aarau 1952 Rudolf Bucher Zwischen Verrat und Menschlichkeit Erlebnisse eines Schweizer Arztes an der deutsch russischen Front 1941 42 Frauenfeld 1967 Michael Eyl Pseudonym MEZ Arzt und Krieg Eugen Bircher der Neutrale Ferdinand Sauerbruch der Unpolitische In Soziale Medizin 9 Jg Nr 3 April 1982 S 20 22 Claude Longchamp Das Umfeld der schweizerischen Arztemission hinter der deutsch sowjetischen Front 1941 1945 1967 68 Wirtschaftliche und politische Aspekte einer humanitaren Mission im Zweiten Weltkrieg Bern 1983 Daniel Heller Eugen Bircher Arzt Militar Politiker Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 1988 ISBN 3 85823 195 9 Hans Ulrich Jost Die reaktionare Avantgarde Die Geburt der neuen Rechten in der Schweiz Chronos Zurich 1992 ISBN 3 905311 09 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eugen Bircher Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Publikationen von und uber Eugen Bircher im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Eugen Bircher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Daniel Heller Bircher Eugen In Historisches Lexikon der Schweiz Eugen Bircher in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs Nachlass beim Archiv fur Zeitgeschichte PDF 139 kB Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte Nachtrage und Erganzungen II A H In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 21 2002 S 490 518 hier S 494 a b Mettenleiter Selbstzeugnisse Erinnerungen Tagebucher und Briefe deutschsprachiger Arzte 2002 S 490 518 Mitgliedseintrag von Eugen Bircher bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 9 Oktober 2022 ETH Zurich Archiv Nachlass Eugen Bircher III Militar 11 Ostfrontmissionen 1941 1945 Martin Illi Bucher Rudolf in Historisches Lexikon der Schweiz HLS Version vom 22 12 2011 Hans Speidel Zeitbetrachtungen Mainz 1969 Aus unserer Zeit Frankfurt 1977 Michael Eyl Pseudonym MEZ Arzt und Krieg Eugen Bircher der Neutrale Ferdinand Sauerbruch der Unpolitische In Soziale Medizin Basel 9 Jg Nr 3 April 1982 S 20 22 Willi Gautschi Geschichte des Kantons Aargau 1885 1953 Band 3 Baden Verlag Baden 1978 S 234 239 Eugen Bircher und Ernst Clam Krieg ohne Gnade Von Tannenberg zur Schlacht der Zukunft Scientia Zurich 1937 Aaron Kamis Muller Antisemitismus in der Schweiz 1900 bis 1930 Chronos Zurich 1990 ISBN 978 3 905278 61 3 Normdaten Person GND 118838822 lobid OGND AKS LCCN n90620599 VIAF 66833408 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bircher EugenKURZBESCHREIBUNG Schweizer Chirurg Offizier und PolitikerGEBURTSDATUM 17 Februar 1882GEBURTSORT AarauSTERBEDATUM 20 Oktober 1956STERBEORT Aarau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugen Bircher amp oldid 234406746