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Die Geschichte Westfalens behandelt die Entwicklung dieser historischen Landschaft im Westen Deutschlands Karte des Reichskreises Westfalen erschienen 1710 1730Der Begriff Westfalen bezeichnete am Beginn seiner Geschichte als Siedlungsgebiet des sachsischen Teilstamms der Westfalai einen einigermassen klar abgegrenzten historischen Raum Im Mittelalter und der fruhen Neuzeit gab es zwar starke kulturelle und sprachliche Gemeinsamkeiten innerhalb dieses Gebiets politisch war es aber seit dem Fruhmittelalter territorial zersplittert Den sachsischen Herzogen gelang es bis zum Ende des alten Herzogtums Sachsen 1180 nicht eine zentrale politische Ordnung zu schaffen Als Rechtsnachfolger scheiterten daran auch die Kolner Erzbischofe die als Herzoge von Westfalen nur ein vergleichsweise kleines Gebiet im Suden kontrollieren konnten Die Unterschiede verstarkten sich mit der konfessionellen Spaltung in protestantische und katholische Territorien Das napoleonische Konigreich Westphalen griff zwar auf den Namen zuruck umfasste aber nur einige als westfalisch geltende Gebiete Erst mit der preussischen Provinz Westfalen entstand ein einheitliches politisches Gebilde Wie der heutige Landesteil von Nordrhein Westfalen war die Provinz deutlich kleiner als das kulturelle Westfalen der fruhen Neuzeit Inhaltsverzeichnis 1 Urgeschichte 1 1 Jager Sammler und Fischer seit mindestens 300 000 Jahren 1 1 1 Homo heidelbergensis Homo neanderthalensis 1 1 2 Spate Altsteinzeit anatomisch moderner Mensch Federmessergruppen und Ahrensberger Kultur 1 1 3 Mesolithikum 1 2 Neolithikum Bodenbearbeitung Viehhaltung ab ca 5500 v Chr 1 2 1 Ubergangsphase Hirten und Bauernkulturen 1 2 2 Metallzeiten 2 Romer und Germanen 3 Mittelalter 3 1 Fruhmittelalter 3 1 1 Sachsische Expansion 3 1 2 Sachsenkriege Karls des Grossen 3 1 3 Eingliederung in den Frankischen Reichsverband und Christianisierung 3 1 4 Westfalen in ottonischer und salischer Zeit 3 2 Hoch und Spatmittelalter 3 2 1 Reichs und Territorialpolitik 3 2 2 Territorialisierung im Spatmittelalter 3 2 3 Westfalische Stadte 3 2 3 1 Stadtentstehung und Stadtegrundungen 3 2 3 2 Stadtebunde und Hanse 3 2 4 Femegerichte Ritterbunde und Landstande 4 Fruhe Neuzeit und Glaubenskriege 4 1 Westfalischer Reichskreis 4 2 Reformation und Gegenreformation in den Stadten und Territorien 4 2 1 Humanismus und Stadtereformation 4 2 2 Furstenreformation und Gegenreformation 4 2 3 Der Sonderfall Das Tauferreich in Munster 4 3 Dreissigjahriger Krieg 4 4 Hexenverfolgungen 4 5 Westfalen im 18 Jahrhundert 4 5 1 Das preussisch protestantische Westfalen 4 5 2 Das katholische Westfalen der geistlichen Staaten 4 5 3 Zeitalter der Aufklarung in Westfalen 4 5 4 Westfalen im Siebenjahrigen Krieg 4 6 Das Ende des alten Reiches und das Konigreich Westphalen 4 6 1 Das Ende der geistlichen Staaten 4 6 2 Grossherzogtum Berg Konigreich Westphalen und die Rheinbundreformen 5 Preussische Provinz Westfalen 6 Literatur 6 1 Zeitschriften 6 2 Monographien 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUrgeschichte BearbeitenJager Sammler und Fischer seit mindestens 300 000 Jahren Bearbeiten Homo heidelbergensis Homo neanderthalensis Bearbeiten nbsp Der Faustkeil von SalzuflenDie fruheste Geschichte ist in Westfalen fast ausschliesslich durch Steingerate belegt Zu den altesten Artefakten Westfalens zahlt der Faustkeil von Salzuflen der in die Zeit vor 350 000 bis 300 000 Jahren datiert 1 Dieser wird der Epoche des Homo heidelbergensis zugeschrieben Um einiges jungere Funde auf dem Gebiet Westfalens belegen die Anwesenheit von Neandertalern Homo neanderthalensis wahrend der Mittleren Altsteinzeit wie etwa der auf rund 160 000 Jahre datierte Quarzit Faustkeil Velen II benannt nach dem Fundort Velen Ramsdorf Kreis Borken Mit dem Gletschervorstoss der Drenthe Vereisung vor etwa 160 000 Jahren gelangte Feuerstein aus Skandinavien in grossen Mengen nach Westfalen Dieses Material stand nun in unbegrenzter Menge der Werkzeugherstellung zur Verfugung insbesondere im nordlichen Westfalen und pragte stark die technologische Entwicklung in Westfalen fanden sich bisher fast ausschliesslich Steingerate so dass der Beitrag zur Forschung an den kulturellen Mustern der Neandertaler sehr gering ist Im Munsterland im Ruhrgebiet und im Sauerland deuten archaologische Funde auf Jagdlager hin In einer Sandgrube bei Warendorf wurde ein kleines Schadelteil eines Neandertalers im Verbund mit Mousterien Werkzeugen gefunden Der 20 bis 30 Jahre alte Mann starb an Hirnhautentzundung 2 Zu den wichtigsten Fundstellen der Mittleren Altsteinzeit in Europa gehort die Balver Hohle Hier wurden uber vier grosse Schichten entdeckt die sich nach mehreren Nutzungsphasen durch Jagergruppen in einem Zeitraum von rund 50 000 Jahren abgelagert hatten Wahrend der Eem Warmzeit vor etwa 126 000 bis 115 000 Jahren wurde die Hohle erstmals von Neandertalern genutzt die zuletzt vor rund 40 000 Jahren dort uberwinterten Da wahrend der letzten Phase der Weichsel Kaltzeit die polare Vereisung erneut sehr weit sudwarts vordrang und das Gebiet Westfalens zur Kaltesteppe Tundra wurde war die Region nun schwerer fur Menschen bewohnbar die Jagd war nun unabdingbar Dennoch stammt die Masse der mittelpalaolithischen Artefakte aus dieser Epoche Die Zeit vor etwa 100 000 Jahren eine durch Klingenherstellung gekennzeichnete Epoche ist dabei nur durch wenige Funde belegt wie durch den Mittelteil einer solchen Klinge der sich bei Hamm Uentrop fand Hingegen gehort die Hauptmasse der Funde den nachfolgenden Keilmessergruppen an etwa 80 000 bis 50 000 Jahre Faustkeile wurden zwar im altesten Abschnitt dieser Kaltzeit weiterhin hergestellt doch verschwanden sie danach aus dem Repertoire Vor allem bei Wadersloh im Kreis Warendorf fand sich eine umfangreiche Serie der charakteristischen beidflachig bearbeiteten Gerate ebenso wie ein Ensemble aus Greven Bockholt Kreis Steinfurt wo neben bifazialen Stucken auch die fur die Neandertaler typische Levalloistechnik belegt ist Es wird angenommen dass nur wenige hundert Menschen in Westfalen existierten die sehr mobil lebten um Rohmaterialien zu finden Sammel und Jagdgebiete aufzusuchen und soziale Kontakte mit anderen Gruppen zu pflegen 3 Spate Altsteinzeit anatomisch moderner Mensch Federmessergruppen und Ahrensberger Kultur Bearbeiten Erst in der Spaten Altsteinzeit kam es zu einer Besiedlung durch Rentierjager Aus der Mittelsteinzeit liegen besonders viele Fundplatze vor Aus dieser Zeit stammen auch die altesten Skelettfunde von anatomisch modernen Menschen die 2004 in der Blatterhohle bei Hagen entdeckt wurden Ihr Alter wurde durch die C 14 Methode auf mehr als 10 700 Jahre datiert Vor etwa 300 000 Jahren erschien in Westfalen der Megaloceros giganteus ein Riesenhirsch von dem in Westfalen etwa zwei Dutzend Uberreste ausgegraben worden sind wie etwa im Emschertal in Herne Das Geweih der Hirschart die wahrend der gesamten Weichsel Kaltzeit dort lebte weist Bearbeitungsspuren auf und wurde auf 11 890 147 cal BC datiert Ahnliche Bearbeitungsspuren weist ein Geweih derselben Art aus Paderborn Sande auf das auf 11 966 177 cal BC datiert wurde Jager der fruhen Federmesser Gruppen hatten offenbar eine Geweihstange weiterverarbeitet Eine Widerhakenspitze aus Bergkamen Oberaden heute im Gustav Lubcke Museum in Hamm misst 25 3 cm es stammt moglicherweise von einem Elchknochen und wurde auf 11 050 110 cal BC altersbestimmt Wahrscheinlich ist es ein Fischstecher keine Harpune Die Jager und Fischer die diese Werkzeuge anfertigten gehorten den spaten Federmesser Gruppen an Die Fundstatte Hohler Stein bei Ruthen Kallenhardt Kreis Soest ist in Westfalen die einzige Statte der Ahrensburger Kultur die zur jungeren Dryaszeit gehort einer letzten Kaltphase Ahnlich wie zuvor war das Ren das wichtigste Jagdtier Die Jager nutzten den Wechsel der Herden im Fruhjahr bei dem die Tiere in die Mittelgebirge zogen um dort ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen und den Mucken auszuweichen zur Jagd Dabei konnten zwei Fragmente auf die Zeit um 9894 146 bzw 9947 127 cal BC datiert werden Wenig spater verschwanden die Rentierherden aus Westfalen 4 Mesolithikum Bearbeiten nbsp Durchlochter Eckzahn eines kleinen Wolfes oder Hundes 10800 9600 v Chr Fundort Ruthen Kallenhardt Hohler SteinDatierbare Artefakte aus dem Mesolithikum der nachkaltzeitlichen Epoche der Jager und Sammler sind in Westfalen nur aus der Blatterhohle bei Hagen und der 2011 entdeckten Fundstelle Werl Buderich Kreis Soest sowie aus dem Weitkamp in Oelde Kreis Warendorf um 8000 v Chr bekannt 5 Oelde Weitkamp ist die alteste mesolithische Fundstelle Westfalens Der Fundort Riegersbusch ostlich von Hagen Eilpe gelegen barg 700 Steinartefakte die Beziehungen nach Brandenburg aber auch nach Suddeutschland nahelegen Ein Weidestuck das dem gleichen Fundhorizont angehort konnte auf 8603 40 cal BC datiert werden Anhand eines Elchgeweihstuckes das als Werkzeug genutzt wurde konnte der beinahe gleichzeitige Einfluss der Maglemose Kultur des Nordens nachgewiesen werden 8993 116 cal BC Neolithikum Bodenbearbeitung Viehhaltung ab ca 5500 v Chr Bearbeiten Ubergangsphase Hirten und Bauernkulturen Bearbeiten nbsp Um 5300 bis 4800 v Chr beigesetzte Frau des Fruhneolithikums Fundort Willebadessen Lowen Archaologiemuseum Herne in HerneIm 6 Jahrtausend v Chr begann der Ubergang zur Landwirtschaft und zur Viehzucht vor allem im Hellweggebiet Dabei ist der fruhe Ubergang vom Jagen Fischen und Sammeln zur Bodenbearbeitung und Viehhaltung des Neolithikums bedingt durch die vielfach sandigen Boden Westfalens kaum zu fassen jedoch wird angenommen dass er erheblich spater einsetzte als auf den sudlicher gelegenen Lossboden Weiter im Norden entstanden die spatmesolithischen Kulturen Swifterbant und Ertebolle die allerdings Keramik und Viehhaltung von den Bauern des Sudens ubernahmen Die T formigen Geweihaxte aus Rothirschgeweih wurden dabei sowohl von endmesolithischen als auch von neolithischen Gruppen genutzt Aus Westfalen sind etwa 20 dieser Werkzeuge bekannt die einen Schaft aufweisen Funf von ihnen liessen sich auf die Zeit zwischen etwa 5000 und 3600 cal BC datieren Nur der zweitalteste Fund 4898 42 cal BC aus der Sandgrube Schencking in Greven kann wohl aufgrund von Alter und Lage Mesolithikern zugewiesen werden Die ubrigen Stucke werden eher der neolithischen Rossener bzw Michelsberger Kultur zugeordnet 6 Daraus wird gefolgert dass das nordliche Westfalen noch den jagerischen Traditionen verhaftet war wenn auch Innovationen ubernommen wurden wahrend der sudliche Teil bereits von Bauern und Hirten bewohnt war Aus der Jungsteinzeit sind Siedlungen der Bandkeramik der Rossener und der Michelsberger Kultur belegt Bestattungen der alteren jungsteinzeitlichen Kulturen sind aus Westfalen bisher noch nicht bekannt Aus der spaten Michelsberger Kultur liegen jedoch mehrere besonders gut erhaltene Skelettreste von Menschen aus der Blatterhohle bei Hagen vor Sie zahlen zu den sehr wenigen bekannten Bestattungen aus dieser Zeit in Europa nbsp Schadel einer etwa 18 bis 20 Jahre alten Frau entdeckt im Jahr 2004 in der Blatterhohle bei Hagen Hohenlimburg Jungneolithikum ca 3600 v Chr Aus spateren Abschnitten der Jungsteinzeit fanden sich so genannte Megalithgraber und Bestattungen der Becherkulturen Die Hellwegborden sind dabei der Grenzraum zwischen den Anlagen der Trichterbecherkultur Halen Heiden und den hessisch westfalischen Galeriegrabern der Wartberg Kultur Calden Warburg Rimbeck Das sudlichste Grosssteingrab im westfalischen Raum findet sich daher bei Altlunen an der Lippe Zwischen den Gebieten der Trichterbecher und der Wartbergkultur bestand die Soester Gruppe zu der funf Megalithanlagen gehoren die ab 3700 v Chr errichtet wurden Zahlreiche Steinwerkzeuge deuten darauf hin dass die wahrend der Jungsteinzeit in Westfalen lebenden Menschen vom Bergbau auf Feuerstein und anderen Rohstoffen profitierten Diese Rohstoffe und fertigen Steinwerkzeuge wurden uber weite Entfernungen transportiert Die Feuersteinstrasse verweist auf eine Art von regularem Austausch mit diesen Geratschaften In mehreren Siedlungen und Grabern in Westfalen wurden Flintgerate von der Maas vom Lousberg bei Aachen und aus Frankreich sowie Plattenhornstein aus Suddeutschland Feuersteinbergwerk von Abensberg Arnhofen Baiersdorf entdeckt Aus den Alpen genauer vom 3841 m hohen Monviso stammen Beilklingen aus Nephrit und Jadeit vom Balkan und aus Bohmen der Amphibolit der in der Bandkeramik und in der Rossener Kultur zur Herstellung von Dechselklingen und Breitkeilen benutzt wurde 7 Metallzeiten Bearbeiten Der Ubergang zur Metallzeit war fliessend So spielten Gegenstande aus Kupfer als Grabbeigaben etwa in den Megalithgrabern eine Rolle Eine nennenswerte Verwendung von Bronze fand seit etwa dem letzten Drittel des dritten Jahrtausends in der Kultur der Glockenbecherleute statt und setzte sich bis zum Ende des Jahrtausends weitgehend durch Ohne eigene Vorkommen war man dabei auf den Import von Metall angewiesen Zahlreiche Importe aus dem Nordseeraum bis hin zu den britischen Inseln aber auch aus Suddeutschland und Spanien belegen dies Daher werden in Westfalen die andernorts Kupfer und Bronzezeit genannten Epochen dem Neolithikum zugerechnet Im zweiten Jahrtausend war die Kultur in Westfalen zunachst deutlich einheitlicher als in der vorangehenden Epoche Allerdings bildete die Lippe schliesslich wieder eine Kulturgrenze Wahrend man im Norden die Toten in Steinkammergrabern bestattete breitete sich im Suden die Urnenfelderkultur aus Aus dem 8 Jahrhundert v Chr stammt etwa die Bronzeamphore aus Gevelinghausen Deren etruskische Stilelemente belegen Handelsbeziehungen bis in den Mittelmeerraum nbsp Karte der Wallanlagen auf dem WilzenbergAllmahlich bildeten sich in dieser Zeit Vorstufen der spateren Kelten und Germanen aus Im Siegerland etwa dominierte die Hallstattkultur wahrend in das nordliche Westfalen pragermanische Gruppen einwanderten Die Hallstattleute begannen die Eisenerzvorkommen im westfalischen Bergland ebenso auszubeuten wie die Salzvorkommen des Hellwegs Eisen und Salz wurden etwa zum Austausch gegen Bernstein zu begehrten Exportgutern Bleicher bezeichnet das Siegerland und Sudwestfalen gar als Ruhrgebiet der damaligen Zeit Der Siedlungsschwerpunkt verlagerte sich in dieser Zeit deutlich nach Suden Vor allem dort entwickelte sich eine differenzierte Gesellschaft mit einer Adelsschicht grosseren Gutern einer Gauherrschaft und Orten mit zentraler Bedeutung Seit etwa 250 v Chr entstanden zahlreiche Fliehburgen die moglicherweise teilweise standig besiedelt waren Keltisch beeinflusste oppidae in diesem Sinne waren die Herlingsburg bei Schieder Lipper Bergland eine Anlage auf dem Wilzenberg in Sudwestfalen oder die Burg Aue im Wittgensteiner Land Einige dieser Anlagen hatten moglicherweise auch uberlokale kultische Bedeutung wie die Anlage des Istenberg bei den Bruchhauser Steinen oder dem Wilzenberg Viele der Burgen wurden durch die Expansion germanischer Stamme zerstort aber meist bald wiederaufgebaut Die romischen Geschichtsschreiber der beginnenden Kaiserzeit rechneten alle Einwohner Westfalens den Germanen zu Dabei dominierten die Brukterer im heutigen Munsterland die Angrivarier und Cherusker im Wesergebiet die Marser und Chattuarier am Hellweg und im Sauerland Trotz gewisser lokaler Unterschiede gehorten diese Stamme den Rhein Weser Germanen Istwaonen an 8 Romer und Germanen Bearbeiten nbsp In Kalkriese gefundener Teil eines Gesichtshelms eines romischen ReitersSeitdem Nero Claudius Drusus im Jahr 12 v Chr den Rhein uberschritten hatte begann ein fast dreissig Jahre anhaltender Konflikt um die Vorherrschaft in der Germania magna Die Grunde sind nicht eindeutig Teilweise wird behauptet dass die Romer von Beginn an eine Eroberung bis zur Elbe im Sinn hatten Es spricht viel dafur dass der Ursprung der Auseinandersetzungen in zunachst begrenzten Strafexpeditionen zu suchen ist Nicht zuletzt das Bundnis der einflussreichen Stamme der Cherusker Sueben und Sugambrer fuhrte zur Ausweitung des Krieges auf weite Teile des freien Germaniens Dabei war im Nordwesten der Flusslauf der Lippe als naturlicher Verkehrsweg ein wichtiges Einfallstor fur die Romer Nicht zufallig entstand mit Vetera beim heutigen Xanten ein wichtiges linksrheinisches Militarlager gegenuber der Flussmundung Von den Versuchen jenseits des Rheins Fuss zu fassen zeugen verschiedene Romerlager Eines der fruhsten Standlager 11 v Chr lag bei Oberaden Romerlager Oberaden mit Nebenlager Beckinghausen es hatte Platz fur zwei Legionen und die zugehorigen Auxiliartruppen Nachdem der Feldzug des Drusus gegen die Sugamber erfolgreich verlaufen war verlagerte sich der Schwerpunkt des Krieges zunachst aus Westfalen nach Suden ehe er sich gegen die Cherusker richtete Die Feldzuge des Drusus waren so erfolgreich dass die Romer Germanien zeitweise bereits fast als eroberte Provinz ansahen Fur die romische Herrschaft bildete auch nach Aufgabe von Oberaden die Lippe mit ihren Lagern das Ruckgrat ihrer Herrschaft Am bedeutendsten war das Romerlager Haltern bestehend aus Hauptlager verschiedenen Kastellen und einem Hafen Weitere Lager waren das Romerlager Holsterhausen das Romerlager Olfen und das Romerlager Anreppen Um das Jahr 1 kam es zu einem Aufstand germanischer Stamme der von Tiberius dem Bruder des Drusus bis etwa 5 n Chr niedergeschlagen wurde Bezeichnend fur die Siegesgewissheit der Romer war dass mit Publius Quinctilius Varus ein Mann zum Statthalter ernannt wurde der sich eher als Verwaltungsexperte und weniger als Militar einen Namen gemacht hatte Unter der Fuhrung des Cheruskers Arminius kam es 9 n Chr erneut zu einem Bundnis der germanischen Stamme und schliesslich zum offenen Aufstand der fur die Romer in der Varusschlacht mit einer Katastrophe endete Spatestens seit dem 19 Jahrhundert haben Lokalhistoriker aus unterschiedlichen Teilen Westfalens behauptet den Ort der Schlacht lokalisiert zu haben Davon zeugt heute noch das Hermannsdenkmal in der Nahe von Detmold Archaologische Funde in der Fundregion Kalkriese bei Bramsche im Landkreis Osnabruck belegen dass die Auseinandersetzung an ganz anderer Stelle stattgefunden haben kann Der Expansionsversuch Roms in das Gebiet des freien Germaniens war mit dieser Niederlage faktisch gescheitert obwohl auch in den folgenden Jahrzehnten die Romer mit verschiedenen teilweise ausgedehnten Militarexpeditionen etwa durch Germanicus 14 16 n Chr Prasenz zeigten Im Gegensatz zum Rheinland mit seinen Romerstadten blieb das Gebiet Westfalens ein agrarisches Gebiet 9 Mittelalter Bearbeiten nbsp Sachsen um 1000Fruhmittelalter Bearbeiten Sachsische Expansion Bearbeiten Fur einen Grossteil der Zeit zwischen den romischen Expansionsversuchen und dem Ende der Volkerwanderungszeit fehlen schriftliche Quellen uber die Entwicklung im Raum Westfalen weitgehend Dies anderte sich allmahlich wahrend der Ara der merowingischen Konige So behauptete Theudebert I 534 in einem Schreiben an den ostromischen Kaiser Justinian I dass er eine Oberhoheit uber sachsische Gebiete ausube doch diente der Brief vor allem propagandistischen Zwecken 10 Einige Jahrzehnte spater stellte Chlothar I mit einem Feldzug der bis zum Fluss Diemel reichte die zeitweise verweigerte Tributpflicht der Sachsen wieder her Mit zunehmender Schwachung der merowingischen Herrscher entstand eine machtpolitische Lucke die von den Sachsen genutzt wurde um ihren Herrschaftsbereich auszudehnen Dies erfolgte uber einen langen Zeitraum nicht in erster Linie durch Eroberung sondern durch einen allmahlichen Anschluss ansassiger Stamme so dass die Sachsen kein homogener Stamm sondern ein aus verschiedenen Gruppen zusammengewachsenes Volk waren Noch gegen Ende des 7 Jahrhunderts lebten in diesem Gebiet nichtsachsische germanische Stamme teils frankischer Herkunft wie die Brukterer An ihrem Ende stand die Ausdehnung des sachsischen Gebietes bis an die untere Ruhr Unterwerfung der Brukterer 693 695 Im Unterschied zu den christianisierten Franken hielt die Mehrzahl der Sachsen noch an ihrem heidnischen Glauben fest Im 8 Jahrhundert befanden sich wichtige Zentren der Sachsen in Westfalen In Marklo einem nicht sicher zu identifizierenden Ort wurden die zentralen Stammesversammlungen abgehalten wenn man der Vita Lebuini folgt der einzigen Quelle Die heilige Irminsul bei Obermarsberg war die wichtigste religiose Statte der Sachsen Laut der Sachsengeschichte Res gestae Saxonicae des Widukind von Corvey gliederte sich das von ihm beschriebene Volk der Sachsen vor den Sachsenkriegen Karls des Grossen in die Teilstamme der Westfalen Engern und Ostfalen Sachsenkriege Karls des Grossen Bearbeiten Die frankische Gegenreaktion auf die sachsische Expansion setzte bereits unter Karl Martell ein und wurde von dessen Nachfolgern fortgesetzt Die Auseinandersetzungen mit dem sich ausbreitenden Frankenreich unter Karl dem Grossen wurden auch in der Region ausgetragen Hauptgegner war dabei zeitweise Widukind In den Annales regni Francorum wird unter anderem von der Eroberung der Syburg uber der Ruhr im Suden des heutigen Dortmunder Stadtgebiets berichtet Im Zusammenhang eines sachsischen Aufstandes in der Gegend von Lubbecke 775 erscheint erstmals schriftlich in den Reichsannalen Karls des Grossen der Begriff Westfalen als Bezeichnung fur einen sachsischen Teilstamm In den Sachsenkriegen wurde nicht zuletzt die Eresburg beim heutigen Marsberg 772 von Karl erobert Dabei wurde die Irminsul zerstort und an ihrer Stelle wenige Jahre spater eine Kirche errichtet An den Lippequellen Bad Lippspringe haben sich die Sachsen 775 76 erstmals unterworfen In der Folge entstand an der Stelle des heutigen Paderborns eine befestigte Konigspfalz Zur Feier des Sieges fand dort 777 eine frankisch sachsische Reichsversammlung und eine Synode statt Allerdings waren die Sachsen noch nicht vollstandig unterworfen Verschiedentlich kam es zu Aufstanden Der Aufstand von 782 der mit der Schlacht am Suntel seinen Hohepunkt erreichte endete mit den Massenhinrichtungen des Verdener Blutgerichts Die Wende kam 785 als in Paderborn erneut ein Reichstag stattfand Widukind sich unterwarf und getauft wurde In den 790er Jahren kam es erneut zu Aufstanden 794 Schlacht auf dem Sintfeld bei Bad Wunnenberg Anschliessend war Westfalen aus Sicht der Franken befriedet Eingliederung in den Frankischen Reichsverband und Christianisierung Bearbeiten nbsp Klosterkirche Corvey nbsp Die alteste im Original erhaltene Urkunde Westfalens Corvey 813Beim demonstrativen Reichstag der siegreichen Franken von 799 im westfalischen Paderborn fand ein Treffen von Karl dem Grossen und Papst Leo III statt Dabei wurde die romische Kaiserkronung fur das Folgejahr vereinbart Zeitnah dargestellt wurde das Treffen im Paderborner Epos Es folgte die gewaltsame systematisch durchgefuhrte Christianisierung Westfalens Vor der frankischen Herrschaft hatten Missionare wie Suitbert oder Bonifatius meist nur in noch nichtsachsischen Gebieten vorubergehend Erfolg gehabt Die christliche Religion war unter Karl dem Grossen dann Teil der Herrschaftsstrategie der Eroberer Grundlage dazu war der Aufbau einer Kirchenorganisation Am Anfang stand die Einteilung des sachsischen Gebiets in Missionsbezirke und die Ernennung von Bischofen Erster Bischof von Munster wurde Liudger aus dessen Domburg die spatere Stadt hervorging Weitere Bischofssitze wurden Osnabruck Minden und Paderborn Fur das Sauerland und den Hellwegraum war der Erzbischof von Koln fur die Christianisierung zustandig Auch Klostergrundungen sollten die christliche Religion weiter festigen Eines der ersten Kloster wurde in Obermarsberg gegrundet Insbesondere Corvey Werden und das Stift Herford entwickelten sich zu reichen und machtigen Klostern und waren kulturelle und religiose Zentren Weitere fruhe Klostergrundungen waren etwa Boddeken durch den spater heiliggesprochenen Meinolf Vreden Freckenhorst Meschede Liesborn Nottuln und Schildesche 11 Wichtiger fur die Durchsetzung der neuen Religion auch in der Bevolkerung war die Grundung von Pfarreien Zu den altesten Urpfarreien im Kolner Zustandigkeitsbereich gehoren Wormbach bei Schmallenberg Soest Dortmund und im aussersten Osten Geseke Im Bistum Munster war es neben der Bischofsstadt der Ort Rheine zum Bistum Osnabruck gehorten die Urpfarreien Ibbenburen Bunde und Wiedenbruck im Bistum Paderborn waren es ausser der Bischofsstadt Eresburg Marsberg sowie Steinheim Nach der endgultigen Zerschlagung des sachsischen Widerstands gehorte Westfalen als Teil des Herzogtums Sachsen seit dem Ende des 8 Jahrhunderts dann zum Machtbereich des karolingischen Grossreiches Zwar wurde der sachsische Adel nicht beseitigt auch verfugte das Gebiet mit dem Lex Saxonum uber eine eigene Rechtsquelle aber die Selbstverwaltung durch die traditionellen Thinge wurde ausgeloscht und seit dem Reichstag in Lippspringe 782 wurde das Land in die Gerichts und Verwaltungseinheiten der Grafschaften eingeteilt Da es in Westfalen nur wenig Konigsgut gab beruhte die Grafenverfassung notgedrungen auf den Besitzungen des einheimischen Adels Daneben gab es allerdings durchaus einige Konigshofe Pfalzen gab es etwa auf der Eresburg Herstelle und Paderborn Westfalen in ottonischer und salischer Zeit Bearbeiten nbsp Hitda Codex angefertigt zwischen 1000 und 1035 fur das Stift St Walburga in MeschedeZwar hielt noch Ludwig der Deutsche zwei Mal einen Reichstag in Paderborn ab aber insgesamt stand Westfalen selbst am Rande der politischen Entwicklung Innerhalb dieses Raumes vollzogen sich freilich tiefgreifende und fur lange Zeit pragende Entwicklungen Wahrend in anderen Teilen des ostfrankischen Reiches der Niedergang der Konigsmacht durch den Aufstieg neuer starker Herzogtumer teilweise kompensiert wurde blieb diese Entwicklung in Westfalen weitgehend aus Zwar war das Gebiet Teil des Herzogtums Sachsen aber dessen Herrscher verfugten im sudlichen Teil ihres Gebietes nur uber einen relativ geringen Einfluss Dies spiegelt sich auch in ihrer Titulatur wider dux orientalium Saxonum Herzog von Ostsachsen 12 Doch konnte Konig Heinrich I der auch als Konig sachsischer Herzog blieb durch die Heirat mit der spater geheiligten Mathilde aus Enger seinen Einfluss in Westfalen ausdehnen Auch fur die nachfolgenden ottonischen Konige waren der Hellweg und die Konigspfalz Dortmund eine wichtige Verbindung zwischen dem Rhein und den Stammsitzen der Ottonen Nach dem Ubergang der Konigswurde an die Salier geriet Westfalen noch deutlicher ins Abseits Die Folge war dass verschiedene Grafengeschlechter andere Territorialherren und zunehmend auch kirchliche Wurdentrager in ihren Gebieten begannen eine eigenstandige Politik zu betreiben und versuchten ihren Besitz zu Lasten ihrer Nachbarn auszudehnen Das zunachst wichtigste und starkste Grafenhaus war das der Grafen von Werl Ihre Besitzungen reichten vom heutigen Schleswig Holstein im Norden bis ins Sauerland im Suden und sie hatten zudem als Vogte im Bistum Paderborn auch ausserhalb ihres eigentlichen Herrschaftsgebiets erheblichen Einfluss Ihre Bedeutung zeigt sich auch in ehelichen Verbindungen mit dem Konigshaus und anderen hochadeligen Geschlechtern Hoch und Spatmittelalter Bearbeiten Reichs und Territorialpolitik Bearbeiten Seit der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts begann die Reichspolitik direktere Folgen fur Westfalen zu haben So spielte sich die Niederschlagung des Aufstandes von Otto von Northeim 1073 im sudlichen Westfalen ab Die koniglichen Truppen sturmten die Burg auf dem Desenberg bei Warburg und verheerten die benachbarten Gebiete des Paderborner Landes und des Sauerlandes Auch die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Investiturstreit zwischen Heinrich IV und dem Gegenkonig Rudolf von Rheinfelden 1077 wurden teilweise auf westfalischem Gebiet ausgetragen Dabei standen die Grafen von Werl die sich nach ihrer Ubersiedlung nach Arnsberg auch als Grafen von Arnsberg bezeichneten auf der kaiserlichen Seite Ebenfalls noch im Zusammenhang der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst verbundeten sich 1112 die Erzbischofe von Mainz und Koln mit dem neuen sachsischen Herzog Lothar von Supplingenburg gegen Heinrich V Die Aufstandischen besiegten den Kaiser in der Schlacht am Welfesholz Anschliessend wandte sich Lothar ins Bistum Munster das dem Kaiser treu geblieben war und eroberte den Bischofssitz Munster Dortmund mit seiner Konigspfalz wurde 1113 im Auftrag Heinrichs V befestigt jedoch im Oktober 1114 von Lothar von Supplingenburg und seinen Verbundeten zerstort Bereits im Folgejahr konnte Heinrich das konigliche Dortmund zuruckerobern und erneut befestigen lassen 13 Graf Friedrich von Arnsberg einer der machtigsten westfalischen Adeligen dieser Zeit wechselte verschiedentlich die Fronten und verlor teilweise in diesen politischen Zusammenhangen einen betrachtlichen Teil seines Herrschaftsgebiets Sowohl Lothar wie auch der Erzbischof von Koln konnten erfolgreich Burgen in Arnsberg erobern Nach dem Tod Friedrichs war die starke Stellung der Werl Arnsberger Grafen gebrochen Ein weiteres machtiges Geschlecht mit einer Tendenz zur Territorialbildung waren die Grafen von Cappenberg an der Lippe 14 Nicht zuletzt ihre Verwandtschaft mit den Staufern Otto von Cappenberg war Taufpate des spateren Konigs Friedrich I 13 wie auch ihre weiten Besitzungen verliehen ihnen Macht und Einfluss Neben zahlreichen Oberhofen in Westfalen beispielsweise in und um Cappenberg an der Lippe in Mengede an der Emscher in Varlar und Coesfeld sowie am Niederrhein hatten die Cappenberger auch reichen Besitz in der Wetterau und in Schwaben 15 Ein Wandel ergab sich als die Grafen Otto und Gottfried von Cappenberg letzterer zu dieser Zeit verheiratet mit Ida Tochter Friedrichs von Arnsberg unter dem Einfluss Norberts von Xanten ihren Besitz dem Pramonstratenserorden ubergaben und selbst in das damit neu gegrundete Kloster Cappenberg eintraten 14 Die mit der Klostergrundung verbundene Unterstellung Cappenbergs unter den Bischof von Munster festigte die bischofliche Position an der Lippe erheblich 16 nbsp Darstellung der Schlacht von Worringen im Codex Manesse Zurich 1305 bis 1340Die starksten Krafte wurden seit der Herrschaft Lothars III somit die Bischofe von Munster Paderborn und Minden Im sudlichen Westfalen waren die folgenden Jahrhunderte von der Expansion der Erzbischofe von Koln gepragt Nach der Entmachtung des Sachsenherzogs Heinrichs des Lowen durch Friedrich Barbarossa 1180 wurde die Herzogswurde in Sachsen geteilt In der Gelnhauser Urkunde 17 wurde festgelegt dass der ostlich der Weser gelegene Teil des Herzogtums an die Askanier fallen sollte Herzog von Westfalen und Engern wurde der Erzbischof von Koln zu diesem Zeitpunkt Philipp I von Heinsberg Sein nominales Herrschaftsgebiet umfasste das zum Kolner Bistum gehorige Sudwestfalen und das Bistum Paderborn Das Bistum Munster wurde nicht erwahnt Aber auch in Paderborn hatten die Kolner keine direkte Macht Das als Herzogtum Westfalen direkt vom Erzbischof beherrschte Gebiet war zunachst ein relativ kleines Territorium um Werl Ruthen und Brilon vom Hellweg Erwitte und Geseke entlang der Mohne sowie Medebach Winterberg und Attendorn im Sauerland Es war seit 1102 in den unmittelbaren Besitz der Erzbischofe von Koln gelangt und zum grossen Teil 1180 aus Besitzungen Heinrichs des Lowen ubertragen worden Spater wuchs das Gebiet durch verschiedene Erwerbungen weiter an Ihren Abschluss fand die Entwicklung mit der Schenkung der Grafschaft Arnsberg im Jahr 1368 durch den letzten Grafen Gottfried IV Bereits etwa 1228 hatten die Kolner Bischofe die Herrschaft im Vest Recklinghausen ubernommen Beide westfalischen Territorien der Kolner lagen geografisch weit auseinander und wurden getrennt verwaltet Zwar ubten die Erzbischofe die herzogliche Gewalt fur das gesamte so definierte Westfalen aus doch die politische Macht der einzelnen Territorien war zwischen Grafen und Bischofen aufgeteilt Eine besondere Entwicklung erfuhr die Grafschaft Mark mit ihrem Territorium in Sud Westfalen Deren Herrschern gelang eine beachtliche Erweiterung ihres Gebiets Da sich die Interessen der Grafen immer wieder mit denen des Kolner Erzstuhls uberschnitten pragte die Konkurrenz von Mark und Koln fast zweihundert Jahre die Entwicklung im sudlichen Westfalen Dabei spielten auch auswartige Machte insbesondere die Herzoge von Burgund als Verbundete der Grafen von der Mark eine nicht unerhebliche Rolle Die Schlacht von Worringen 1288 beendete die Expansion der Kolner weitgehend wahrend die Grafen der Mark nunmehr die eindeutig fuhrende Rolle einnahmen Territorialisierung im Spatmittelalter Bearbeiten nbsp Hochstift Minden um 1500Vor allem zwischen dem spaten 13 und dem Ende des 15 Jahrhunderts war Westfalen gepragt vom Aufstieg kleinerer oder grosserer geistlicher oder weltlicher Herrschaften die ihre Gebiete mit mehr oder weniger Erfolg zu Territorialstaaten ausbauen konnten Das Hochstift Munster legte die Grundlagen fur das Niederstift ausserhalb der spateren preussischen Provinz Westfalen Innerhalb dieses Gebietes fielen die meisten kleineren Herrschaften an das Bistum das seit dem 15 Jahrhundert uber ein weitgehend geschlossenes Gebiet verfugte Unabhangig blieben lediglich Steinfurt Gemen und Anholt Allerdings war das Bistum wahrend der munsterschen Stiftsfehde 1450 1457 noch einmal Spielball auswartiger Interessen Kolner Erzbischofe Grafen von der Mark Grafen von Hoya Herzoge von Burgund die um die Besetzung des Bischofsstuhls stritten Das Hochstift Paderborn stand lange Zeit unter Druck der Kolner Erzbischofe uber mehrere Jahrhunderte ereigneten sich Ubergriffe an der Bistumsgrenze am Hellweg zwischen Geseke und Salzkotten ehe die Niederlage Kolns in der Schlacht von Worringen dem ein Ende machte In der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts erwarb Paderborn die Reste der Besitzungen der ehemals bedeutenden Grafen von Schwalenberg Im Inneren gelang es den Bischofen die Macht der Herren von Buren einzuschranken In einer deutlich schlechteren Position befand sich das Hochstift Minden das umgeben von machtigen Nachbarn wie den Grafen von Schaumburg oder den Herzogen von Braunschweig kaum expandieren konnte Wahrend die kirchliche Zustandigkeit bis in die Luneburger Heide reichte war das weltliche Territorium ungleich kleiner Es deckte sich fast mit dem heutigen Kreis Minden Lubbecke nbsp Entwicklung der Grafschaft Mark vom 12 bis 15 JahrhundertDie Grafen von der Mark erwarben zahlreiche Gebiete im sudlichen Westfalen und am Hellweg Ihr Gebiet umfasste schliesslich in etwa das Gebiet der heutigen Stadte Hagen Bochum und Herne grosse Teile des heutigen Dortmunder Stadtgebietes die sudlich der Lippe gelegenen Teile der Stadt Hamm und des Kreises Unna das Gebiet des Ennepe Ruhr Kreises die sudlich der Emscher gelegenen Teile der Stadt Gelsenkirchen und des Kreises Recklinghausen Soest mit seiner Borde und den grossten Teil des heutigen markischen Kreises Die Grafen von der Mark erbten die Grafschaft Kleve und vereinten diese erstmals 1398 in Personalunion Erbstreitigkeiten innerhalb des Hauses fuhrten zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Haupterben der beiden Grafschaften Adolf II und seinem Bruder Gerhard Gerhard setzte sich in weiten Teilen der Grafschaft durch durfte sich jedoch nur als Graf zur Mark bezeichnen und sein Bruder behielt formal die Oberhoheit Erst nach dem Tod Gerhards 1461 blieben beide Territorien endgultig vereint 1417 hatte Kaiser Sigismund Adolf II in den Herzogsstand erhoben Neben der Grafschaft Mark waren die Grafschaften Ravensberg und Tecklenburg die wichtigsten weltlichen Herrschaftsgebiete in Westfalen Die Grafen von Ravensberg erwarben als Pfand etwa 1408 Enger und erlangten die weltliche Hoheit uber das Stift Herford Allerdings fiel Ravensberg nach dem Tod des letzten Grafen 1437 an die Herzoge von Julich Im Jahr 1521 kam es schliesslich zur Personalunion der Gebiete Julich Berg inklusive Ravensberg und Kleve Mark und damit zur Entstehung einer beachtlichen Machtposition des Hauses Mark im Reich Die sogenannten Vereinigten Herzogtumer erreichten zwischen 1538 und 1543 ihre grosste territoriale Ausdehnung Sie bestanden in dieser Zeit aus den Herzogtumern Julich Kleve Berg Geldern den Grafschaften Mark Ravensberg Zutphen und der Herrschaft Ravenstein und dem Kondominat Lippstadt Dadurch verschob sich der Machtschwerpunkt des westfalischen Adelsgeschlechtes von der Mark weiter nach Westen Schon 1391 hatte das Haus seine Hauptresidenz vom westfalischen Hamm auf die Schwanenburg nach Kleve verlegt Westfalische Stadte Bearbeiten Stadtentstehung und Stadtegrundungen Bearbeiten nbsp Gegrundet als ottonische Pfalzkirche erhielt St Reinoldi in Dortmund im Spatmittelalter einen Turm der lange das hochste Gebaude Westfalens warEine gewisse Gegenbewegung zur Territoriumsbildung war mit der Entstehung der mittelalterlichen Stadt und eines stadtischen Selbstbewusstseins verbunden Wahrend die Stadte des Rheinlandes haufig in direkter oder indirekter Tradition der Stadte des romischen Reiches standen hatte es im sachsischen Westfalen keine Stadte gegeben Die altesten Stadtgrundungen waren hier die Bischofssitze Osnabruck Munster Paderborn und Minden spater kamen Dortmund und Soest sowie zahlreiche weitere Stadte hinzu Die grosste Stadt war im 15 Jahrhundert Soest mit 10 000 bis 12 000 Einwohnern gefolgt von Dortmund und Munster mit 7 000 bis 9 000 Einwohnern sowie Paderborn und Minden mit jeweils etwa 4 000 Einwohnern Hier entwickelte sich schon bald ein burgerliches Selbstbewusstsein So ubte die Burgerschaft in Munster bereits 1180 das Steuererhebungsrecht aus 1278 verliess der Bischof die Stadt und residierte seither auf Burg Wolbeck Kaum anders in Paderborn wo der Bischof nach Auseinandersetzungen mit den Burgern 1275 die Stadt verliess und sich in Neuhaus niederliess Um die Dortmunder Kaiserpfalz entwickelte sich allmahlich eine Siedlung und spatestens am Ende des 10 Jahrhunderts muss ein Markt bestanden haben Eine Stadtmauer bestand 1150 In der Mitte des 12 Jahrhunderts verlieh Konrad III Dortmund die Stadtrechte die 1236 von Kaiser Friedrich II bestatigt wurden Von Anfang an war Dortmund weder einem Bischof noch einem weltlichen Herrscher ausser dem Kaiser unterstellt und ist damit die einzige Reichsstadt in Westfalen Gegen den Versuch die Souveranitat der Stadt einzuschranken konnte sich Dortmund Ende des 14 Jahrhunderts in der Grossen Dortmunder Fehde gegen kriegerische Angriffe der benachbarten Grafschaft Mark und des Erzbistums Koln durchsetzen Dagegen stand Soest als Teil des Herzogtums Westfalen zunachst unter der Herrschaft der Erzbischofe von Koln Um 1100 gab es in Soest einen standigen Markt und Marktgerichtsbarkeit In der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts war bereits das Soester Stadtrecht ausgebildet das in der Folge von etwa 60 westfalischen Stadten aber auch von Lubeck ubernommen wurde Soest loste sich wahrend der Soester Fehde 1444 bis 1449 von der Vorherrschaft des Kolner Erzbischofs und unterstellte sich dem Herzog von Kleve Mark Den genannten altesten westfalischen Stadten war gemeinsam dass sie nicht auf einen Grundungsakt zuruckgingen sondern sich aus kleinen an Bischofs oder Konigssitze angelehnten Siedlungen entwickelten Ahnlich entstanden auch Geseke Hoxter Herford und Medebach Daneben wurden vor allem im 13 Jahrhundert zahlreiche Stadte von den jeweiligen Territorialherren angelegt Fruhe Beispiele sind etwa Lippstadt 1185 Lemgo vor 1200 und Rheda als Grundungen der lippischen Grafen Die Kolner Erzbischofe bauten in dieser Phase Werl zu einer Stadt aus Brilon Ruthen Geseke und Attendorn wurden zu Beginn des 13 Jahrhunderts ebenfalls zu Stadten erweitert Im Bistum Munster gehen Coesfeld und Warendorf auf altere Siedlungen zuruck die gegen Ende des 12 Jahrhunderts zu Stadten erhoben wurden Ahnliches gilt auch fur Ahlen Beckum Bocholt und Telgte alle mit Stadtrechten bis 1240 Im Bistum Paderborn ging die Stadtentwicklung zunachst nicht so sehr von den Bischofen sondern wie in Warburg Buren und Brakel von lokalen Adelsgeschlechtern aus Die Grafen von Arnsberg verliehen der unterhalb ihrer Burg entstandenen Siedlung Arnsberg 1237 Stadtrechte Einen Sonderfall unter den Stadtgrundungen des Mittelalters in Westfalen nimmt die Stadt Hamm ein die Grundung Hamms geht auf ein reichspolitisches Ereignis zuruck die Ermordung des Kolner Erzbischofs und Reichsverwesers Engelbert I von Koln im Jahr 1225 durch dessen Verwandten Friederich von Altena Isenberg Graf Friedrich von Altena Isenberg wurde fur diesen Frevel auf das Rad geflochten seine Besitzungen Burg und Stadt Nienbrugge sowie seine Isenburg bei Hattingen wurden als Suhne zerstort Adolf I Graf von Altena Mark ebenfalls ein Verwandter Friedrichs und des Ermordeten Engelberts ergriff nun die Partei des Erzbistums und gelangte so in den Besitz des grossten Teils der Altena Isenbergschen Erbguter Er siedelte nach Vollstreckung des Urteils an Nienbrugge die heimatlos gewordenen Nienbrugger nur wenige hundert Meter flussaufwarts am Zusammenfluss von Lippe und Ahse in seiner neuen Planstadt an Am Aschermittwoch 1226 verlieh ihr der Graf das vom Lippstadter Recht abgeleitete Stadtrecht Die Grafen von Ravensberg erhoben 1214 Bielefeld zur Stadt Wahrend die alteren Grundungsstadte oft als Handels und Gewerbestadte dem Vorbild der gewachsenen Stadte ahnelten waren die Stadtgrundungen zwischen 1240 und 1290 deutlich kleiner und der Fernhandel spielte nur eine geringe Rolle Die nach 1290 gegrundeten Stadte zahlten meist zum Typus von bewusst geschaffenen Minderstadten Diese werden je nach Region Wigbolde Freiheiten oder Flecken genannt hatten zwar im Kern stadtahnliche Rechte meist aber keine Stadtmauer und waren von ihrem Ausseren und ihrer inneren Struktur von grosseren Dorfern kaum zu unterscheiden 18 Stadtebunde und Hanse Bearbeiten Kennzeichnend fur die Entwicklung eines stadtischen Selbstbewusstseins war die Entstehung von Stadtebunden Zum Schutz der Kaufleute schlossen 1246 etwa Munster Osnabruck Coesfeld Minden und Herford den Ladbergener Stadtebund 1253 taten sich Soest Dortmund Munster und Lippstadt im sogenannten Werner Bund zusammen Ein Jahr spater traten zahlreiche westfalische Stadte dem Rheinischen Bund bei Spatestens im 14 Jahrhundert hatten die Stadte durch Fernhandel und spezialisiertes Handwerk wirtschaftlich die alten Grafschaften uberrundet nbsp Osnabruck und Soest aus Matthaus Merian Topographia Westphaliae Westphalen 1647 Diese wirtschaftliche Bedeutung zeigt sich nicht zuletzt an der Beteiligung westfalischer Stadte an der Hanse Insgesamt beanspruchen etwa 80 heutige westfalische Stadte und Gemeinden die Zugehorigkeit zur Hanse Allerdings war die Qualitat dieser Mitgliedschaft hochst unterschiedlich Die wichtigsten und aktivsten Hansestadte waren Dortmund Soest Munster und das damals noch zu Westfalen zahlende Osnabruck Als Vorort des so genannten westfalisch preussischen Drittels fungierte zunachst Dortmund ehe diese Position zeitweise und schliesslich auf Dauer an Koln uberging Daneben spielten noch einige weitere Stadte eine gewisse Rolle Neben solchen Stadten die zu den Hansetagen geladen wurden gab es zahlreiche Beistadte die zwar an den Handelsprivilegien teilhatten aber innerhalb der Hanse nicht mitsprechen konnten Dazu gehorten im 16 Jahrhundert Bielefeld Herford und Minden Beistadt von Osnabruck war Wiedenbruck Munster hatte Coesfeld Rheine Warendorf Borken Bocholt Dulmen Haltern Ahlen Beckum Werne und Telgte als Beistadte zu Soest gehorten Lippstadt Arnsberg Werl Ruthen Brilon und Geseke Hinzu kamen auch Paderborn und Warburg Hamm und Unna stiegen von Dortmunder Beistadten zu Prinzipalstadten auf die ihrerseits nun Kamen Lunen Schwerte Iserlohn Ludenscheid Breckerfeld Altena Neuenrade Plettenberg Bochum Hattingen Wattenscheid Wetter Blankenstein Westhofen und Horde als Beistadte beanspruchten Hinter Dortmund standen damals nur noch Essen Dorsten und Recklinghausen Hinzu kamen dabei noch zahlreiche mit der Hanse verbundene Orte die wiederum den Beistadten zugeordnet waren Zu dieser Zeit war der Hohepunkt der Hanse langst uberschritten Femegerichte Ritterbunde und Landstande Bearbeiten Nicht nur die Expansion der Stadte sondern auch andere Faktoren begrenzten die Herrschaft der Landesherren Im Bereich der Gerichtsbarkeit standen die landesherrlichen Gogerichte vor allem im 14 und 15 Jahrhundert in Konkurrenz zu den westfalischen Femegerichten Diese Gerichte konnten entstehen da es in Westfalen einerseits keine wirkliche herzogliche Gewalt gab und andererseits die bestehenden Gerichte vielfach wenig effektiv waren Die Femegerichte die ursprunglich fur die recht zahlreichen personlich freien Einwohner Westfalens zustandig waren wurden im Laufe der Zeit auch immer starker von Auswartigen in Anspruch genommen Dass das spatmittelalterliche Territorium noch kein vollstandiger Staat im modernen Sinn war zeigt auch das Verhalten von Teilen der Ritterschaft und des Adels So kam es im Grenzgebiet zwischen dem Herzogtum Westfalen und Hessen im 14 Jahrhundert zur Bildung von Ritterbunden wie dem Benglerbund Auch wenn diese teilweise politische Ziele verfolgten ahnelten sie doch eher Raubrittern Von langfristig grosserer Bedeutung war das Entstehen von Landstanden Im Herzogtum Westfalen etwa sahen sich die Erzbischofe von Koln im 15 Jahrhundert mehrfach zu Vereinbarungen Erblandesvereinigungen mit dem Adel und Stadten gezwungen Diese fuhrten zur Entstehung von Landtagen die sich im Herzogtum Westfalen bis 1482 belegen lassen Gegliedert war die Versammlung in die Ritter und die Stadtekurie Ahnlich verlief auch die Entwicklung in anderen Territorien auch wenn die Zusammensetzung davon abweichen konnte In den geistlichen Gebieten gehorten dazu meist der landsassige Adel und der Klerus Die Masse der Bauern war nur selten vertreten Das wichtigste Recht war zweifellos die alljahrliche Steuerbewilligung In den geistlichen Gebieten sahen sich Bischofe zudem vor ihrem Amtsantritt zu Wahlkapitulationen gezwungen die vor allem die Rechte und Privilegien der Landstande garantierten 19 Fruhe Neuzeit und Glaubenskriege BearbeitenWestfalischer Reichskreis Bearbeiten Im Zuge der Reichsreform Maximilian I wurden im Jahr 1512 auf dem Reichstag zu Koln neue Reichskreise gebildet Diese waren zustandig fur die Wahl von Vertretern in das Reichsregiment des Reichskammergerichts und seit der Reichsexekutionsordnung auch fur die Sicherung des Landfriedens Friedenssicherung und Munzpolizei Unter den Reichskreisen war auch der Niederrheinisch Westfalische Reichskreis Er umfasste die Gebiete von der ostfriesischen Nordseekuste uber Niederrhein Munsterland bis ins Sauerland in etwa die Gebiete von der Weser bis zur Maas Von den westfalischen Territorien gehorten dazu die Grafschaften Mark und Ravensberg Steinfurt Bentheim und Lippe Hinzu kamen die geistlichen Gebiete Osnabruck Munster Minden Paderborn Corvey Herford und das Stift Verden an der Aller es galt als das nordostlichste Gebiet des Westfalischen Reichskreises und ragt in den Niedersachsischen Reichskreis hinein sowie die Stadte Dortmund Soest und Herford Zum kurrheinischen Kreis gehorten als Teil des Kurfurstentums Koln das Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen Reformation und Gegenreformation in den Stadten und Territorien Bearbeiten Humanismus und Stadtereformation Bearbeiten nbsp Rathaus in Paderborn im Stil der WeserrenaissanceDie Reformation war zunachst ein urban event engl stadtisches Ereignis Arthur Geoffrey Dickens 20 Dies gilt im Prinzip auch fur Westfalen Vorlaufer der Reformation waren die katholischen Reformbewegungen des 15 Jahrhunderts etwa die Devotio moderna die auch in Westfalen von Bedeutung waren Entsprechende Fraterhauser gab es etwa in Munster 1401 und Herford 1428 Kloster der Augustiner Eremiten des Ordens dem auch Martin Luther angehorte gab es in Herford und Lippstadt Zur Vorgeschichte gehoren auch die Verbreitung der Renaissance als Baustil entwickelte sich in Westfalen die Weserrenaissance des Humanismus und die Durchsetzung des Buchdrucks Gebildete Humanistenzirkel gab es auch in Westfalen Zu ihnen gehorte der Munsteraner Domherr Rudolf von Langen der im Geist des Humanismus der alten Domschule dem heutigen Gymnasium Paulinum zu neuem Ansehen verhalf Dazu gehort in Munster auch Jacob Montanus der ein Anhanger der Devotio moderna war Bereits 1521 offnete er sich den reformatischen Ideen und stand in engem brieflichem Kontakt mit Luther und Melanchthon Ahnliches gilt fur den Munsteraner Gymnasiallehrer Adolf Clarenbach der 1529 in Koln als Ketzer verbrannt wurde und fur Johann Glandorf der schliesslich nach Wittenberg ging Ausgangspunkte fur die Reformation in Westfalen waren das Fraterhaus der Devotio moderna in Herford sowie die Kloster der Augustiner Eremiten So gilt der Lippstadter Katechismus von 1534 Johann Westermann als erstes eigenstandiges westfalisches reformatorisches Zeugnis In Herford gab es erste reformatorische Predigten bereits 1521 Diese vermischten sich mit sozialen Konflikten die 1525 schliesslich zur Aufnahme von Handwerkern in den Stadtrat fuhrten Durchgesetzt war die Reformation in der Stadt jedoch erst um 1530 Seit 1525 fasste sie auch in Dortmund Fuss In Osnabruck nahm die Reformation um diese Zeit teilweise gewaltsame Zuge an In Soest folgten reformatorische Bewegungen etwas spater Dort fand protestantische Bildethik ihren Ausdruck in den Kupferstichen Heinrich Aldegrevers Entscheidend war fur die Stadt der Aufstand der Handwerker von 1531 Bis auf das Patroklistift wurden alle Pfarrkirchen protestantisch und 1532 wurde die Soester Kirchenordnung erlassen Sie entstand unter der Leitung von Gerd Omeken der zuvor bereits in Lippstadt na gebruke der hilligen Wittembergischen Kerken Gottesdienste organisiert hatte Mit dem Archigymnasium entstand 1533 eine zentrale protestantische Bildungsstatte Aus dem Patroklistift kam mit Johannes Gropper allerdings auch einer der wichtigsten westfalischen Theologen der Gegenreformation des 16 Jahrhunderts Relativ ungewohnlich war mit Johannes Varnhagen der Reformator Iserlohns der weder Humanist noch Anhanger der Devotio moderna war sondern an der streng katholischen Universitat Koln studiert hatte ehe er ab 1526 in Iserlohn in protestantischem Sinn predigte In dieser Stadt dauerte es allerdings bis 1558 ehe sich die Reformation wirklich durchgesetzt hatte Zeitweise durchaus erfolgreich war die religiose Erneuerungsbewegung auch in Paderborn Dort kam es 1528 zu einer sozialen Volkserhebung in deren Folge sich die reformatorischen Ideen verbreiteten Der Hohepunkt ihrer Bedeutung war bereits 1532 erreicht als der neue Bischof Hermann von Wied die Bewegung unterdruckte und die Reformation verbot Furstenreformation und Gegenreformation Bearbeiten nbsp Gebhard I von WaldburgIn den Paderborner Ereignissen spiegelte sich ein grundsatzlicher Wandel der Reformation nicht nur in Westfalen wider Uber Erfolg und Misserfolg entschieden nicht mehr autonome stadtische Bewegungen sondern der Wille des jeweiligen Landesherrn Furstenreformation Durch den lehnsrechtlichen Einfluss des hessischen Landgrafen Philipp I wurde etwa der Protestantismus in den Wittgensteiner Grafschaften durchgesetzt Auch im Siegerland wurde die Reformation vor allem durch Graf Wilhelm I von Nassau Dillenburg gefordert Wahrend sich im Gebiet der Mark des Bergischen Landes und Minden Ravensberg der Protestantismus durchsetzte scheiterten diese Versuche in den geistlichen Territorien der Bistumer Paderborn und Munster Wie stark die Konfession von den jeweiligen Landesherren abhangig war zeigt sich am Beispiel des Herzogtums Westfalen Dieses Gebiet stand als kolnischer Besitz durch den Ubertritt zweier Erzbischofe zum Protestantismus kurz vor einem Konfessionswechsel Im Fall des Hermann von Wied beendete die Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg und der Amtsverzicht des Erzbischofs 1547 diese Entwicklung Etwa vierzig Jahre spater konnten die reformatorischen Absichten von Gebhard Truchsess von Waldburg erst durch den kolnischen Krieg und die Niederlage Gebhards 1588 beendet werden Auf der anderen Seite konnte der Calvinismus in einigen Teilen Westfalens im 17 Jahrhundert deshalb Fuss fassen weil sich ein Teil des Adels von dieser Variante des Protestantismus angesprochen fuhlte Dabei spielte die verwandtschaftliche Beziehung zu den bereits calvinistischen Niederlanden eine beachtliche Rolle So traten die Grafen von der Lippe oder Graf Arnold II von Bentheim zum reformierten Glauben uber Auch in der Grafschaft Siegen wandten sich die Landesherren der Lehre Calvins zu und die Nassau Dillenburger wurden nach der Ruckwendung der Kurpfalz zum lutherischen Bekenntnis gar zur politischen Vormacht des Calvinismus im Reich Die katholisch gebliebenen Territorien Westfalens wurden im 16 und 17 Jahrhundert von der Gegenreformation gepragt Dieser Begriff aus dem 18 Jahrhundert stammt von dem Iserlohner Rechtswissenschaftler Johann Stephan Putter Wichtige intellektuelle und geistige Trager der Gegenreformation waren auch in Westfalen die Jesuiten die in politisch wichtigen Stadten wie Arnsberg oder Munster zum Teil bedeutende Niederlassungen unterhielten Als Motoren der katholischen Glaubensverbreitung trugen dieser und andere Orden etwa die Pramonstratenser oder Minoriten zur Reform oder Grundung von Gymnasien bei Dazu zahlte das Gymnasium Paulinum in Munster spater auch das Gymnasium Laurentianum in Arnsberg und das Gymnasium Petrinum in Brilon Auf der anderen Seite entstanden in Minden Soest Osnabruck oder Dortmund humanistische Schulen die zugleich der Verbreitung der Reformation dienten Von einigen calvinistischen Landesherren wurden ebenfalls neue Bildungsinstitute gegrundet die einerseits humanistischen Idealen verpflichtet waren andererseits aber auch der Festigung des Glaubens dienten Dazu gehorte etwa die Hohe Schule zu Burgsteinfurt im heutigen Steinfurt Dieses spielte fur das reformierte Nordwestdeutschland und die benachbarten Niederlande eine wichtige Rolle im Bildungswesen Der Sonderfall Das Tauferreich in Munster Bearbeiten Sowohl in westfalischer aber auch gesamteuropaischer Hinsicht war das Tauferreich in Munster ein extremer Sonderfall Zunachst verlief die Entwicklung im Wesentlichen nach den ublichen Mustern der Stadtereformation Die humanistischen und reformationsfreundlichen Bestrebungen vermischten sich 1525 mit sozialen Bewegungen Hinzu kam als weiterer Faktor die politische Autonomiebestrebung der Burgerschaft gegen den bischoflichen Landesherrn In den fruhen 1530er Jahren schlossen sich die meisten Pfarrkirchen der Reformation an wahrend der Dom und einige andere dem alten Glauben treu blieben Die Taufer waren eine radikalreformatorische Bewegung die vor allem in den heutigen Niederlanden eine breite Anhangerschaft gefunden hatte und sich in zentralen Punkten vom Protestantismus lutherischer Provenienz unterschied So verwarfen die Taufer die Taufe unmundiger Kinder als unbiblisch und propagierten die Erwachsenentaufe Gerade die von Melchior Hofmann beeinflusste munstersche Spielart des Taufertums hatte zudem einen ausgepragt endzeitlichen Charakter Man erwartete das baldige Ende der Welt und sah Munster als das Neue Jerusalem an nbsp Jan van Leyden als KonigDie Dominanz der Taufer in der Stadt beruhte zunachst vor allem auf Zuzug von aussen neben den Wassenberger Pradikanten vor allem Jan Matthys und Jan Beuckelsson besser bekannt als Jan van Leyden Aber bereits zuvor hatte sich Bernd Rothmann der Reformator Munsters tauferischem Gedankengut geoffnet Neben dem Charisma vor allem von Jan Matthys trug dies zur Akzeptanz der neuen Lehre bei vielen Einwohnern Munsters bei Vor allem der einflussreiche Tuchhandler Bernd Knipperdolling machte sich zum Fursprecher der Taufer Nach der Flucht zahlreicher Katholiken und Lutheraner gelang es den Taufern bei der Ratswahl auf formal legalem Wege die Macht in der Stadt zu erringen Spater wurde an Stelle des Rates die Ordnung der zwolf Altesten unter dem Propheten Jan Matthys und schliesslich Jan van Leiden als Konig gesetzt Wahrend der Herrschaft der Taufer wurden Gutergemeinschaft und Vielehe eingefuhrt und kam es zu gewaltsamen Exzessen Erst nachdem Truppen des Bischofs Franz von Waldeck und seiner Verbundeten die Stadt ein Jahr lang belagert hatten gelang die Ruckeroberung Munsters nach Verrat Es folgten grausige Hinrichtungen der Anfuhrer der Tauferbewegung Damit war die reformatorische Bewegung in Munster endgultig besiegt das Hochstift Munster blieb auf Dauer ein katholisches Gebiet Zwar gab es auch in einigen anderen westfalischen Stadten Anhanger des Taufertums aber diese blieben vor allem nach dem Ende des Tauferreichs eine Randerscheinung In der Regel wurden politisch aktive Taufer aus den Stadten vertrieben Als Ausnahme von dieser Regel wurde 1558 Dortmund Peter von Rulsem hingerichtet ein Taufer der nicht von seiner missionierenden Tatigkeit ablassen wollte 21 Dreissigjahriger Krieg Bearbeiten nbsp Alexander II von Velen im Harnisch in Adolphus Brachelius Historia nostri temporis Amsterdam 1652 nbsp Herzog Christian von BraunschweigIn die internationalen Konflikte die auch mit der Glaubensspaltung verbunden waren wurde auch Westfalen einbezogen Dies gilt etwa fur die Auswirkungen des Achtzigjahrigen Krieges zwischen den Niederlanden und Spanien Im Winter 1598 99 besetzten spanische Truppen weite Teile der Region Ambrosio Spinola versuchte dann 1605 und 1606 die spanische Hegemonie am Niederrhein und im westlichen Teil Westfalens wiederherzustellen 22 Der Dreissigjahrige Krieg begann fur Westfalen 1621 als der protestantische General Christian von Braunschweig Truppen zunachst nach Ravensberg und Ende 1621 in das Hochstift Paderborn verlegte und begann Kontributionen zu erheben Ein Jahr spater wurden die in Lippstadt liegenden spanischen Truppen von den Protestanten vertrieben und Lippstadt von Christian von Braunschweig zur Operationsbasis gegen die Stadte Soest Geseke und Paderborn gemacht Geseke konnte als einzige nicht eingenommen werden In Paderborn fiel ihm unter anderem der Domschatz in die Hande Er unternahm auch Beuteaktionen gegen das Munsterland ehe er im Mai 1622 zum Main abzog Juni Schlacht bei Hochst Im Herbst 1622 folgten Gegenaktionen der katholischen Liga Ihr General Johann Jakob von Bronckhorst zu Anholt hatte seine Basis im Herzogtum Westfalen und erhob in dieser katholischen Region hohe Kontributionen ehe er nach dem Abzug Christians von Braunschweig die verlorenen Gebiete zuruckerobern konnte Damit hatten die katholischen Truppen freie Hand in Westfalen und besetzten ihrerseits zahlreiche protestantische Stadte in der Grafschaft Mark In Paderborn veranstaltete der zuruckgekehrte Bischof Ferdinand von Bayern ein Strafgericht Im Jahr 1623 kehrten die Truppen von Braunschweigs zuruck und die beiden Armeen brandschatzten und plunderten die Stadte der jeweils anderen Konfession Im selben Jahr kam es zur ersten grossen Schlacht des Krieges in Westfalen als der katholische Feldherr Tilly zusammen mit von Bronckhorst den Truppen Christians von Braunschweig in der Schlacht bei Stadtlohn eine vernichtende Niederlage beibrachte 6 August Bezeichnend fur den Charakter des Krieges war dass die katholischen Streitkrafte auf der Suche nach Beute im grossen Stil Kloster und Stifte im westlichen Munsterland plunderten Im Oktober 1623 musste die von Christian von Braunschweig gehaltene Stadt Lippstadt kapitulieren anschliessend ruckten katholische Truppen in Ravensberg und Minden ein Damit endete die erste Phase des Krieges der Bohmisch Pfalzische Krieg in Westfalen mit einem klaren Sieg der katholischen Truppen Im folgenden Danisch niedersachsischen Krieg kam es zwar zu einigen Vorstossen der Protestanten aber diese endeten im Wesentlichen zunachst mit dem Tod Christians von Braunschweig 1626 Nach den Siegen Tillys und Wallensteins im selben Jahr gegen den Danenkonig Christian IV und seine Verbundeten befand sich Kaiser Ferdinand II auf dem Hohepunkt seiner Macht Eine Folge war der Versuch der Rekatholisierung In Westfalen wurde Kurfurst Ferdinand von Bayern mit dieser Aufgabe betraut Diese Bestrebungen endeten als 1630 die Schweden in den Krieg eintraten In Westfalen ubernahm nun der Protestant Wilhelm V von Hessen Kassel die Initiative dem vom Schwedenkonig Gustav Adolf die Hochstifte Munster und Paderborn sowie die Abtei Corvey zugesprochen wurden Wilhelm versuchte diese westfalischen Gebiete Hessen anzugliedern Hauptkontrahent auf katholischer Seite war in dieser Zeit Graf Gottfried Heinrich zu Papenheim Die am Hellweg gelegenen westfalischen Stadte waren in dieser Phase besonders stark von den Zerstorungen und Plunderungen des Dreissigjahrigen Krieges betroffen Dortmund wurde immer wieder von katholischen wie auch von protestantischen Truppen wegen seines Reichtums zu hohen Geldleistungen gezwungen Dabei war gerade die von Territorialherren unabhangige Reichsstadt tolerant gegenuber lutherischen wie katholischen Einwohnern geblieben Fur mehrere Monate nahmen 1632 die Truppen des kaiserlichen Befehlshabers Pappenheim in Dortmund Quartier Auch Pappenheim verzichtete nur gegen Losegeld auf das Niederbrennen der Stadt Ahnlich stark hatte das markische Soest unter dem Krieg zu leiden und auch die kleineren Stadte wie Bochum Hattingen Recklinghausen oder Paderborn waren betroffen Das bauerliche Land wurde immer wieder ausgeplundert Militarisch wechselten Siege und Niederlagen auf beiden Seiten ab spatestens 1634 war der Hohepunkt der hessischen Macht uberschritten Verschiedene Stadte wie Brilon Rheine Vreden und Bocholt gingen bis 1635 verloren Weitere Verluste erfolgten ein Jahr spater Mit franzosischer Unterstutzung gingen die hessischen Operationen weiter aber 1641 hatten die Hessen mit Lippstadt und Dorsten ihre wichtigsten Bollwerke verloren In den folgenden Jahren kam es zwar noch zu einigen Scharmutzeln und Plunderungen z B 1646 Zerstorung von Obermarsberg aber grundsatzlich anderte sich am Frontverlauf kaum etwas nbsp Gerard ter Borch Der Friede von MunsterDas von der breiten Heerstrasse des Hellwegs weit abgelegene Munster dagegen blieb weitgehend von den Kriegswirren verschont Nur einmal wurde die nordwestfalische Stadt von hessischen Truppen bedroht doch nicht ernsthaft beschadigt Durch ihre Unversehrtheit war die Stadt mit Osnabruck am Ende des Krieges einer der wenigen Orte in dem die Friedensverhandlungen stattfinden konnten obwohl sich besonders die spanischen Gesandten wiederholt uber die Provinzialitat des Tagungsortes ausserten Am 24 Oktober 1648 wurde in Munster und Osnabruck der Westfalische Frieden geschlossen Er beendete den Dreissigjahrigen Krieg und begrundete ein neues politisches System in Europa Der Friede war ein gesamteuropaisches Ereignis hatte aber auch Auswirkungen auf Westfalen Dies betraf etwa die Bestimmung zur konfessionellen Landkarte es wurde der Stand des Jahres 1624 zu Grunde gelegt Wichtig war fur Westfalen die Sakularisation des Hochstifts Minden und dessen Ubergang an das Kurfurstentum Brandenburg das damit seine westfalischen Besitzungen und seinen Einfluss in der Region erweitern konnte Ansonsten anderte sich am Bestand der westfalischen Territorien kaum etwas Hexenverfolgungen Bearbeiten nbsp Der Hexenrichter Heinrich von SchultheissDer Hexenglaube erreichte im 16 und 17 Jahrhundert seinen Hohepunkt In Teilen Westfalens war die Hexenverfolgung besonders intensiv In der Grafschaft Lippe und in der Stadt Lemgo fielen 430 Personen den Hexenverfolgungen zum Opfer Viele Opfer gab es auch im Vest Recklinghausen dem Hochstift Paderborn und im kurkolnischen Westfalen Hexenverfolgung im Herzogtum Westfalen In diesem Gebiet wurden 900 Menschen in Hexenprozessen verbrannt Besonders viele Hinrichtungen gab es in Bilstein Fredeburg Geseke Hallenberg Menden Oberkirchen Ruthen Minden Herford und Werl Den Hohepunkt erreichten die Prozesse im Herzogtum wahrend des Dreissigjahrigen Krieges allein aus den Jahren 1628 bis 1631 sind 600 Prozesse bekannt In Balve wurden in dieser Zeit 280 Menschen hingerichtet Im Herzogtum stand hinter den Prozessen nicht in erster Linie der Volksglaube sondern die staatliche Autoritat Vor allem Kurfurst Ferdinand von Bayern und der Landdrost Kaspar von Furstenberg trieben die Prozesse voran In ihrem Auftrag waren juristisch Gebildete als Hexenkommissare und richter tatig Dazu gehorten etwa Franz Buirmann und Heinrich von Schultheiss Dieser gab auch in einer veroffentlichten Abhandlung eine Begrundung fur die angebliche Notwendigkeit der Verfolgungen Freilich wurde auch in Westfalen fruh Kritik an Hexenprozessen und Folter geubt Zu den Kritikern gehorten etwa Johann Weyer Anton Praetorius Hermann Loher und Michael Stappert Besonders bekannt wurde Friedrich Spee mit der Schrift Cautio criminalis Die letzten Hinrichtungen fanden im Herzogtum Westfalen 1708 in Geseke und 1728 in Winterberg statt ein letzter Hexenprozess endete 1732 in Brilon mit einem Freispruch 23 Westfalen im 18 Jahrhundert Bearbeiten Im 18 Jahrhundert blieb Westfalen ein territorial zersplittertes Gebiet Gemeinsam war die Zugehorigkeit zum Heiligen Romischen Reich Vor allem dessen Reichsgerichte der Reichshofrat und das Reichskammergericht spielten auch fur Westfalen noch eine wichtige Rolle So fuhrten etwa die Bauern der Wittgensteiner Herrschaft zwischen 1696 und 1803 immer wieder durchaus erfolgreiche Prozesse gegen ihre Landesherren die versuchten die bauerlichen Rechte zu beschneiden nbsp Clemens August I Kurfurst von Koln Bischof von Munster Paderborn Osnabruck und Hildesheim Auch wenn das Heilige Romische Reich weiterbestand verloren seine politischen Institutionen doch an Gewicht So nahm nach dem Dreissigjahrigen Krieg die Bedeutung des Niederrheinisch Westfalischen Reichskreises immer mehr ab Dabei spielten die konfessionellen Gegensatze eine bedeutende Rolle Zentral aber war der seit dem 16 Jahrhundert einsetzende Einfluss von ausserwestfalischen Machten vor allem Brandenburg Preussens Kreistage fanden nur selten statt und das bislang beim Reichskreis gelegene Munzrecht ging an die Einzelgebiete uber Die Kreiswehrverfassung wie sie die Reichsdefensionsordnung von 1681 vorschrieb spielte faktisch keine Rolle mehr Grossere Kreisstande vor allem Brandenburg Preussen ubernahmen als armierte Stande die militarischen Pflichten gegenuber dem Reich auch fur kleinere nichtarmierte Herrschaften gegen eine jahrliche Zahlung mit Dadurch wurden kleinere Gebiete politisch und militarisch an die grosseren Staaten gebunden und dem Reich entfremdet Solche Preussen nahestehende Gebiete waren das Reichsstift Essen die Reichsabtei Werden die Reichsstadt Dortmund oder die Grafschaft Limburg Insgesamt war das 18 Jahrhundert durch eine tiefe Spaltung in einen protestantisch preussischen und einen katholischen Teil bestimmt Das preussisch protestantische Westfalen Bearbeiten Preussen besass in Westfalen die Grafschaften Mark und Ravensberg das sakularisierte Hochstift Minden sowie die Grafschaft Tecklenburg Direkt an Westfalen angrenzend lag zudem auch das Herzogtum Kleve Diese Gebiete waren Teil des im 18 Jahrhundert als absolutistisch regierter Staat in den Kreis der europaischen Grossmachte aufsteigenden Preussens Vor allem unter Friedrich Wilhelm I wurden die standischen Elemente starker zuruckgedrangt und die Einzelgebiete immer deutlicher zu einem Gesamtstaat zusammengefasst Seit 1723 gab es mit dem General Oberfinanz Kriegs und Domanendirektorium eine zentrale Verwaltungsbehorde mit nachgeordneten Kriegs und Domanenkammern Fur die Grafschaft Mark war dabei zunachst die Kammer in Kleve zustandig ehe 1787 eine markische Kammer in Hamm eingerichtet wurde Bekanntester Prasident war seit 1793 Freiherr vom Stein Fur Minden und Ravensberg war die entsprechende Einrichtung in Minden zustandig Unterhalb dieser Einrichtungen wurden Landkreise mit Landraten eingerichtet und losten die vorher in Westfalen ubliche Amterverfassung ab Ausserdem wurde die bisherige stadtische Selbstverwaltung weitgehend beseitigt Zudem verfugte die preussische Regierung mit der Akzise uber eine von den Landstanden unabhangige indirekt erhobene Steuer Auch nach innen wurden die obrigkeitlichen Regelungsbemuhungen weiter ausgebaut So galt etwa in der Grafschaft Mark fur die dortigen Steinkohle und Eisenbergwerke das sogenannte Direktionsprinzip das den obrigkeitlichen Einfluss garantierte die Rechte der Bergknappen garantierte und die unternehmerische Freiheit stark beschnitt Dies trug zur Wirtschaftsforderung im Zeichen des Merkantilismus bei Kennzeichen Preussens im 18 Jahrhundert war zweifellos seine starke Armee Die wichtigsten Garnisonsstadte im preussischen Westfalen waren Hamm Minden und Bielefeld Im ganzen niederrheinisch westfalischen Bereich war Wesel die starkste Festung Das katholische Westfalen der geistlichen Staaten Bearbeiten Die Territorien des katholischen Westfalens unterschieden sich deutlich vom preussischen Westfalen aber auch von den anderen zeitgenossischen geistlichen Staaten Wahrend in den suddeutschen geistlichen Staaten im 18 Jahrhundert die standische Mitherrschaft weitgehend beseitigt war spielte sie in Westfalen weiterhin eine grosse Rolle Dies engte den Gestaltungsspielraum der Landesherren in erheblichem Umfang ein Das galt vor allem fur das Steuerbewilligungsrecht der Landtage Auch der Charakter eines Wahlfurstentums schrankte die Moglichkeiten zu einer absolutistischen Herrschaftsweise in starkem Masse ein Dabei kam den Domkapiteln eine zentrale Rolle zu Diese handelten mit dem zukunftigen Landesherrn eine Wahlkapitulation eine Garantie der traditionellen Rechte und eine Art eines Regierungsprogramms aus nbsp Historischer Stahlstich vom Furstbischoflichen Schloss MunsterDie Machtfulle der Kirchenherren scheint auf den ersten Blick vor allem durch die Verwaltung verschiedener geistlicher Staaten in Personalunion durchaus eindrucksvoll So war Clemens August I aus dem Hause Wittelsbach Erzbischof von Koln und damit Landesherr im Vest Recklinghausen und im Herzogtum Westfalen daneben war er auch Bischof von Munster Paderborn Hildesheim und Osnabruck Auch seine Nachfolger Maximilian Friedrich von Konigsegg Rothenfels und Maximilian Franz von Osterreich waren Kolner und Munsteraner Oberhirten Die Selbstdarstellung unterschied sich kaum von zeitgenossischen weltlichen Landesherren Dies druckte sich etwa in ihren Bauten aus Die Nebenresidenz in Arnsberg liess Clemens August von dem Architekten Johann Conrad Schlaun umbauen Sein Nachfolger Maximilian Friedrich liess in Munster vom selben Baumeister das furstbischofliche Schloss errichten Gleichwohl kam es zu keiner wirklichen Konsolidierung dieser personlichen Machtballung So gelang es Clemens August nicht eine alle Gebiete ubergreifende Behorde nach Vorbild Preussens zu etablieren Der Schein des absolutistischen Herrschers tauschte weitgehend uber die standische Wirklichkeit hinweg Zeitalter der Aufklarung in Westfalen Bearbeiten nbsp Franz Wilhelm von SpiegelAllmahlich entstand mit der Grundung von Zeitschriften und Zeitungen eine neue Form der Offentlichkeit Schon 1710 entstand die Lippstadter Zeitung In Arnsberg wurde 1766 ein Intelligenzblatt fur das Herzogtum Westfalen gegrundet Seit 1784 erschien die Zeitschrift Westphalisches Magazin zur Geographie Historie und Statistik in Bielefeld Im Jahr 1793 begann Arnold Mallinckrodt in Dortmund mit der Herausgabe einer Zeitung die nach verschiedenen Titelanderungen spater unter dem Namen Westfalischer Anzeiger bekannt wurde Freimaurerlogen die zur Verbreitung des aufklarerischen Gedankenguts stark beitrugen entstanden seit 1778 in Munster Minden Bielefeld Bochum Hamm Hagen Schwelm und Iserlohn Dabei blieb die Loge Zu den drei Balken in Munster die einzige im katholischen Westfalen In den geistlichen Staaten Westfalens spielte die so genannte katholische Aufklarung eine wichtige Rolle Dabei spielte die Kritik an der Dominanz der romischen Kurie und der prunkvolle Schein des Barockkatholizismus eine wichtige Rolle Die katholische Aufklarung war in erster Linie eine Stromung in der zeitgenossischen Theologie Allerdings spielte sie auch fur das Handeln von Fursten und Staatsmannern eine wichtige Rolle Vor allem gegen Ende des 18 Jahrhunderts haben fuhrende Minister wie Franz von Furstenberg im Bistum Munster und Franz Wilhelm von Spiegel im Herzogtum Westfalen bzw in Kurkoln sich im Sinne der Aufklarung um Reformen bemuht Im Hochstift Paderborn war der Erfolg der Reformbewegung dagegen gering Der Versuch von Spiegels die Kloster aufzuheben scheiterte freilich am geballten Widerstand des Klerus und des Adels Erfolgreicher waren die Reformer im Bildungswesen Neben einer Neuordnung der beiden Gymnasien Laurentianum in Arnsberg und Petrinum in Brilon wurde Friedrich Adolf Sauer mit der Neuorganisation der Lehrerausbildung beauftragt und nach damals reformpadagogischen Konzepten sogenannte Industrieschulen eingerichtet In Munster gehorten die 1780 gegrundete Universitat und das Gymnasium Paulinum in diesen Zusammenhang Dasselbe hatte von Spiegel bereits einige Jahre zuvor fur die kurkolnischen Lander an der Universitat Bonn getan Vergleichbare Entwicklungen insbesondere in Hinblick auf die Reform des Bildungswesens gab es auch im protestantisch preussischen Westfalen Auch hier entstanden Lehrerseminare etwa in Petershagen 1792 wurden Schulordnungen erlassen und die Gymnasien reformiert Westfalen im Siebenjahrigen Krieg Bearbeiten nbsp Schlacht bei Minden historische Darstellung Seit dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1648 war Westfalen kein Kriegsschauplatz mehr gewesen auch wenn einige Fursten direkt oder indirekt in auswartige kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt waren Dies anderte sich mit dem Siebenjahrigen Krieg dramatisch Westfalen wurde nun zu einem Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen Osterreich Russland und Frankreich auf der einen Seite und Preussen und Grossbritannien Hannover auf der anderen Seite So kam es 1757 zur Schlacht bei Hastenbeck in der Nahe von Hameln zwischen Franzosen und Briten unter dem Befehl des Herzogs von Cumberland In der Folge kam es mit der Kapitulation von Kloster Zeven zur zeitweiligen Dominanz Frankreichs in ganz Nordwestdeutschland und damit auch Westfalens Nach der Niederlage bei Rossbach in Sachsen konnten die Franzosen ihre Position jedoch nicht halten Nach verschiedenen Wendungen wurden sie am 1 August 1759 in der Schlacht bei Minden von den Truppen des preussischen Generals Ferdinand von Braunschweig geschlagen In der Folge wendete sich das Kriegsgluck erneut und Preussen wurde beim Kloster Kamp Kamp Lintfort am 16 Oktober 1760 von den Franzosen zuruckgeschlagen Die letzte und entscheidende Schlacht auf dem niederrheinisch westfalischen Kriegsschauplatz fand am 16 Juli 1761 bei Vellinghausen Kreis Soest statt In der zweitagigen Schlacht siegte von Braunschweig mit 70 000 Mann gegen zwei franzosische Armeen mit zusammen 110 000 Mann Neben den grossen Schlachten gab es zahlreiche weitere Truppenbewegungen und Auseinandersetzungen bei einer von diesen wurde das Schloss Arnsberg 1762 durch Artilleriebeschuss vollstandig zerstort Auch die zivilen Kriegsschaden waren erheblich Man schatzt dass in Minden Ravensberg die Bevolkerungsverluste bei 10 und in der Grafschaft Mark bei 14 lagen Das Ende des alten Reiches und das Konigreich Westphalen Bearbeiten Die Franzosische Revolution von 1789 hatte mittelfristig auch das Ende des alten in viele kleine und mittlere Herrschaften zersplitterte Westfalen zur Folge Zunachst blieben Ausserungen zur Revolution aus westfalischer Sicht jedoch selten Der ehemalige Pramonstratenser Chorherr Friedrich Georg Pape aus dem Sauerland gehorte zwar zu den Jakobinern der Mainzer Republik war aber politisch nicht in der Region aktiv Die von Pape gestreuten Geruchte uber einen Jakobinerclub in Munster haben schon Zeitgenossen widerlegt Landliche und stadtische Unruhen blieben selten Im Hochstift Paderborn und in der Stadt Paderborn kam es 1792 zur Aufrichtung von Freiheitsbaumen mit der Aufschrift Liebe Burger Schuttelt endlich Euer Joch von euch und schwort bei diesem Baum frei zu sein 24 Fur viele Westfalen waren die recht zahlreichen royalistischen Emigranten der erste Kontakt mit den Auswirkungen der Revolution Vor allem nach dem Vorrucken der Revolutionsarmee 1792 nach Belgien und den Niederlanden flohen tausende Priester und Adelige nach Westfalen Allein in Munster zahlte man 1794 400 Fluchtlinge In Hamm fanden 1792 zeitweise die spateren franzosische Konige Ludwig XVIII damals Graf der Provence und Karl X Graf von Artois Aufnahme Dort waren sie mit der Aufstellung einer gegenrevolutionaren Emigrantenarmee beschaftigt Flache und Bevolkerung einiger westfalischer Territorien um 1800Territorien Flache in km Bevolkerungszahl Bevolkerungsdichte Einw pro km Stadtische Bevolkerung in Landliche Bevolkerung in Minden Ravensberg 0 2 113 160 301 74 15 0 85 0Grafschaft Mark 0 2 631 138 197 53 30 3 69 7Grafschaft Tecklenburg 00 412 0 20 047 49 10 2 89 8preuss Gebiete gesamt 0 5 886 340 000 54 Hochstift Munster 10 500 311 341 30 21 8 78 2Hochstift Paderborn 0 2 405 0 96 000 40 29 0 71 0Herzogtum Westfalen 0 3 854 125 000 33 29 0 71 0geistl Territorien gesamt 19 576 720 000 37 Grafschaft Lippe 0 1 215 0 70 849 58 18 6 81 4Dortmund Stadt u Grafschaft 00 0 78 00 6 434 83 75 0 26 0Westfalen gesamt 29 300 1 230 0000 42 Quelle 25 Das Ende der geistlichen Staaten Bearbeiten Von grosserer Bedeutung auch fur Westfalen war die franzosische Besetzung des Rheinlandes 1794 Damit war der Kurkolner Staat im Wesentlichen auf seine westfalischen Besitzungen Vest Recklinghausen und Herzogtum Westfalen zusammengeschmolzen Die Bonner Beamten der Hof und das Domkapitel flohen vor allem ins Herzogtum So wurde das Arnsberger Kloster Wedinghausen Sitz des Domkapitels und Aufbewahrungsort der Reliquien der Heiligen Drei Konige die obersten Gerichte fanden im Landsberger Hof Unterkunft wahrend die Regierung nach Brilon floh Nach dem Frieden von Campo Formio 1797 wurde das rheinische Gebiet des Kurstaates auch formell von Frankreich annektiert In Arnsberg wurde zwar 1801 Erzherzog Anton Viktor von Osterreich zum Erzbischof gewahlt politisch aber nicht mehr anerkannt da mit dem Frieden von Luneville alles auf die Sakularisation der geistlichen Herrschaften hinauslief die 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss vollzogen wurde Als Entschadigung fur die linksrheinischen Verluste wurden dem Konigreich Preussen mehrere Abteien das Hochstift Paderborn und ostliche Teile des Oberstifts Munster mit der Stadt Munster zugesprochen Das munsterische Amt Dulmen fiel an den Herzog von Croy die munsterischen Amter Ahaus und Bocholt an zwei Linien der Fursten zu Salm die dort das Furstentum Salm errichteten Weitere Teile fielen an andere Adelshauser die zum Grossteil bislang kaum Besitzungen in Westfalen gehabt hatten Das Herzogtum Westfalen ging an den Landgrafen von Hessen Darmstadt und das Vest Recklinghausen an das Herzogtum Arenberg Meppen Das Stift Corvey und die Reichsstadt Dortmund gingen in den Besitz des Hauses Oranien Nassau uber In der Folge kam es teilweise wie im ehemaligen Herzogtum Westfalen zur Sakularisation der Kloster und Stifte Grossherzogtum Berg Konigreich Westphalen und die Rheinbundreformen Bearbeiten nbsp Jerome Bonaparte als Konig von WestphalenDas 1803 entstandene System von nun ausschliesslich weltlichen Territorien hatte in dieser Form nicht lange Bestand Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt gegen Napoleon I musste Preussen im Frieden von Tilsit insbesondere im Westen empfindliche Verluste hinnehmen Im Jahr 1807 grundete Napoleon das Konigreich Westphalen mit seinem Bruder Jerome als Konig Das neue Konigreich mit der Hauptstadt Kassel umfasste den Grossteil der ehemals westelbischen Gebiete Preussens Teile von Hessen Kassel das Hochstift Osnabruck sowie die hannoverschen Herzogtumer Gottingen und Grubenhagen In Westfalen gehorten neben einigen kleineren Gebieten vor allem Minden und Ravensberg sowie das ehemalige Hochstift Paderborn zum neuen Konigreich An das Grossherzogtum Berg zu dessen Grossherzog Joachim Murat ernannt wurde fielen die Grafschaft Mark der preussische Anteil von Lippstadt die Grafschaft Tecklenburg und der preussische Teil des ehemaligen Hochstifts Munster sowie die Stadt Dortmund Hinzu kamen die Grafschaft Limburg und die Herrschaft Rheda Ende 1810 sah sich Frankreich zur Durchsetzung der Kontinentalsperre veranlasst grosse Teile Nordwestdeutschlands zu annektieren Hierbei wurden auch das Furstentum Salm das gemeinsam regierte Herrschaftsgebiet der Furstenhauser Salm Salm und Salm Kyrburg und das Herzogtum Arenberg dem franzosischen Kaiserreich einverleibt Ebenfalls das Grossherzogtum Berg und das Konigreich Westphalen mussten nunmehr Teile ihrer Gebiete an Frankreich abtreten So gehorte die Stadt Munster nunmehr zu Frankreich wahrend Bielefeld beim Konigreich Westphalen blieb Seit 1806 gehorten die westfalischen Gebiete im franzosischen Einflussbereich aber auch das zu Hessen gehorende Herzogtum Westfalen dem Rheinbund an In diesen Gebieten kam es zu einer Reihe von Reformen die sich insbesondere gegen die standischen Traditionen richteten Die Mitregierung der Landstande wurde vielerorts beseitigt aber auch die Gerichts und Verwaltungsordnungen wurden modernisiert Steuerreformen beseitigten die Vorrechte des Adels Agrarreformen wie die unbeschrankte Teilbarkeit des Bodens und die Bauernbefreiung wurden eingeleitet In den Stadten wurde der Zunftzwang aufgehoben Im Herzogtum Westfalen wurde ausserdem die kommunale Selbstverwaltung von den hessischen Behorden weitgehend beseitigt Zu Recht hat man fur dieses Gebiet von einer Phase eines nachgeholten Absolutismus gesprochen 26 Im Konigreich Westphalen war man mit der Verkundung einer Verfassung nach dem Vorbild der franzosischen Verfassung von 1799 schon einen Schritt weiter Diese Reformen waren in Westfalen der entscheidende Bruch zwischen dem Ancien Regime und der modernen Entwicklung Erst seit 1815 wurden in Westfalen mit grossen Modifikationen die preussischen Reformen eingefuhrt die in ihrer Reichweite teilweise hinter den Rheinbundreformen zuruckblieben Die verschiedenen Kriege Napoleons nach 1807 kosteten zahlreichen westfalischen Soldaten das Leben Allein von den aus dem Herzogtum Westfalen rekrutierten Soldaten starben bis 1814 auf dem spanischen Kriegsschauplatz 1 400 Soldaten und Offiziere Auch am Russlandfeldzug nahmen Einheiten aus Westfalen teil Hessen Darmstadt uberliess Napoleon 5 000 Mann die zu einem betrachtlichen Teil aus dem Herzogtum Westfalen stammten Nach der Schlacht an der Beresina waren davon noch 30 Offiziere und 240 Mann ubrig Aus dem Amt Medebach nahmen 27 Soldaten am Russlandfeldzug teil von denen keiner nach Hause kam Mit den Freiheitskriegen von 1813 brach in Westfalen das napoleonische Herrschaftssystem rasch zusammen Bereits im November des Jahres wurden grosse Teile des Grossherzogtums Berg vom preussischen Militar besetzt Schon relativ bald wurde das Zivilgouvernement fur die Lander zwischen Weser und Rhein in Munster unter Ludwig Freiherr von Vincke eingerichtet Damit war die Grundlage fur die 1816 gegrundete preussische Provinz Westfalen gelegt 27 Preussische Provinz Westfalen Bearbeiten Hauptartikel Provinz Westfalen nbsp Provinz Westfalen 1905 Erst mit der preussischen Provinz Westfalen entstand seit 1815 16 ein einheitliches politisches Gebilde Wie der heutige Landesteil von Nordrhein Westfalen war die Provinz deutlich kleiner als das kulturelle Westfalen der fruhen Neuzeit Die Provinz Westfalen bestand aus einem nahezu geschlossenen Gebiet und war verwaltungsmassig in die Regierungsbezirke Arnsberg Minden und Munster gegliedert Sie umfasste im Wesentlichen die bereits vor 1800 zu Preussen gehorigen Gebietsteile Minden die Grafschaften Mark und Ravensberg Tecklenburg sowie die nach 1803 an Preussen gelangten Hochstifte Munster und Paderborn sowie einige kleinere Herrschaften darunter die Grafschaften Nassau Siegen und Limburg Lenne Im Jahr 1816 kam noch das Herzogtum Westfalen hinzu der Landkreis Essen wurde in die Rheinprovinz eingegliedert 1851 und auch wahrend der Weimarer Republik wurden die Grenzen der Provinz geringfugig verandert Die Provinzhauptstadt und Sitz des Oberprasidenten war Munster Vor diesem Hintergrund entwickelte sich im 19 und 20 Jahrhundert gefordert auch von den Landesbehorden starker als zuvor ein westfalisches Selbstverstandnis Dieses stand dabei aber stets in Konkurrenz mit dem Nationalstaat den regionalen und lokalen Traditionen Einige der nicht in die preussische Provinz eingegliederten Territorien die lange zum westfalischen Kulturraum gehort hatten blieben unabhangige Teile des Deutschen Bundes und bildeten auch nach 1871 wie die Lander Oldenburg und Lippe eigene Bundesstaaten des Deutschen Reiches In ihnen nahm die Identifikation mit Westfalen im 19 und 20 Jahrhundert ab stattdessen entwickelte sich ein teilweise starkes eigenstandiges Landesbewusstsein In der neuen Provinz waren die katholischen und protestantischen Gebiete vereint Die preussischen Behorden stellte vor allem die Integration des katholischen Westfalens vor erhebliche Herausforderungen Fur die Langzeitwirkung der konfessionellen Spaltung spricht bis weit ins 20 Jahrhundert hinein eine sehr unterschiedliche politische Kultur in den protestantischen und katholischen Gebieten nbsp Harkorts Fabrik in den Ruinen der Burg WetterGepragt wurde die Entwicklung der Provinz wahrend des 19 Jahrhunderts vom industriellen Aufstieg des westfalischen Ruhrgebiets und der damit einhergehenden Differenzierung zwischen Stadt und Land Inflation Ruhrkampf oder grosse Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern oder Arbeitnehmern wie der Ruhreisenstreit sowie die Folgen der Weltwirtschaftskrise betrafen wahrend der Weimarer Republik nicht zuletzt auch die Industriegebiete Westfalens Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Provinz politisch gleichgeschaltet und fuhrte kein nennenswertes Eigenleben mehr Wie in ganz Deutschland wurden Regimegegner judische Einwohner und Behinderte verfolgt und getotet Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden auch aus Westfalen Juden in die Vernichtungslager transportiert Vor allem in der zweiten Kriegshalfte wurde die Provinz im Zuge der Luftangriffe auf das Ruhrgebiet Ziel von alliierten Bombardierungen und in den letzten Kriegsmonaten auch Schauplatz von Bodenkampfen Die britische Militarregierung vereinigte 1946 die Provinz Westfalen mit dem nordlichen Teil der preussischen Rheinprovinz zum neuen Land Nordrhein Westfalen das mit dem Beitritt des Landes Lippe 1947 48 seine heutige Gestalt als Bundesland bekam 28 Literatur BearbeitenZeitschriften Bearbeiten Westfalische Zeitschrift Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Altertumskunde seit 1838 zunachst Zeitschrift fur vaterlandische Geschichte und Alterthumskunde Onlinezugang Monographien Bearbeiten Karl Peter Ellerbrock Hrsg Westfalische Wirtschaftsgeschichte Quellen zur Wirtschaft Gesellschaft und Technik vom 18 bis zum 20 Jahrhundert Aschendorff Munster 2016 ISBN 978 3 402 13171 8 Gustav Engel Politische Geschichte Westfalens Koln 1968 Anselm Faust u a Red Nordrhein Westfalen Landesgeschichte im Lexikon Dusseldorf 1993 ISBN 3 491 34230 9 Manfred Groten Peter Johanek Wilfried Reininghaus Margret Wensky Hrsg Handbuch der historischen Statten Band 3 Nordrhein Westfalen Kroners Taschenausgabe Band 273 Herausgegeben von den Landschaftsverbanden Rheinland und Westfalen Lippe 3 vollig neu bearbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 27303 9 Harm Klueting Geschichte Westfalens Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8 bis zum 20 Jahrhundert Paderborn 1998 ISBN 3 89710 050 9 Wilhelm Kohl Kleine Westfalische Geschichte Dusseldorf 1994 ISBN 3 491 34231 7 Wilhelm Kohl Hrsg Westfalische Geschichte In 3 Textbanden und einem Bild und Dokumentarband Dusseldorf 1982 1984 Band 1 Von den Anfangen bis zum Ende des Alten Reiches Dusseldorf 1983 ISBN 3 590 34211 0 Band 2 Das 19 und das 20 Jahrhundert Politik und Kultur Dusseldorf 1983 ISBN 3 590 34212 9 Band 3 Das 19 und das 20 Jahrhundert Wirtschaft und Gesellschaft Dusseldorf 1984 ISBN 3 590 34214 5 Register zum Gesamtwerk Dusseldorf 1984 ISBN 3 590 34214 5 Bild und Dokumentarband Dusseldorf 1982 ISBN 3 590 34213 7 zu den benutzten Einzelbeitragen s Quellennachweis Stefan Patzold Wilfried Reininghaus Hrsg Quellenkunde zur westfalischen Geschichte vor 1800 Munster 2015 PDF 470 kB Hermann Rothert Westfalische Geschichte 3 Bande Gutersloh 1949 1951 mehrere Nachdrucke Michael Baales Hans Otto Pollmann Bernhard Stapel Westfalen in der Alt und Mittelsteinzeit Zabern Darmstadt 2013 online PDF Weblinks BearbeitenInternet Portal Westfalische Geschichte Themen und Fachportal zur Geschichte Westfalens Die altesten Westfalen Widukindus Corbeius Rerum gestarum Saxonicarum libri tres Liber I lat Die Gelnhauser Urkunde Ed Stuart Jenks Belehnung des Kolner Erzbischofs mit dem Herzogtum Westfalen Engern 1180 Memento vom 7 September 2006 im Internet Archive Die Hanse und Westfalen Karte Nordrhein Westfalen 1789 Matthaus Merian Topographia Westphaliae Das ist Beschreibung der vornembsten und bekantisten Statte und Platz im hochlobl westphalischen Craisse Faks Neudr d Ausg von 1647 Frankfurt 1926 Westfalen regional Die Rolle Westfalens zur Zeit der HanseEinzelnachweise Bearbeiten Der mittelpalaolithische Faustkeil gilt als altestes Werkzeug Westfalens so Jurgen Richter Bewusste geometrische Gestaltung bei Homo heidelbergensis Arbeitsschrittanalyse an einem Faustkeil aus Bad Salzuflen Ostwestfalen Lippe Archaologisches Korrespondenzblatt 43 1 2013 doi 10 11588 ak 2013 1 93146 Emil Hoffmann Lexikon der Steinzeit BoD 2012 S 249 Barbara Ruschoff Thale Josef Klostermann Die Neandertaler von Warendorf und ihre Umwelt In Heinz G Horn Hrsg Fundort Nordrhein Westfalen Millionen Jahre Geschichte Munster 2000 S 232 f Michael Baales Hans Otto Pollmann Bernhard Stapel Westfalen in der Alt und Mittelsteinzeit Zabern Darmstadt 2013 S 56 academia edu Michael Baales Susanne Birker Hans Otto Pollmann Wilfried Rosendahl Bernhard Stapel Erstmals datierte organische Artefakte aus dem Spatpalaolithikum Westfalens In Archaologie in Westfalen Lippe 2012 S 24 27 Dieselben Neu datierte mesolithische Fundplatze und organische Artefakte aus Westfalen daselbst S 28 ff Michael Baales Susanne Birker Hans Otto Pollmann Wilfried Rosendahl Bernhard Stapel Neu datierte mesolithische Fundplatze und organische Artefakte aus Westfalen In Archaologie in Westfalen Lippe 2012 S 28 30 Die Stucke stammen aus Werne 2 Stucke Greven Schencking Marl Sickingmuhle und Hamm Karl J Narr Die Steinzeit In Wilhelm Kohl Hrsg Westfalische Geschichte Bd 1 1984 S 82 111 Wilhelm Bleicher Die vorromischen Metallzeiten In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens Bd 1 S 114 142 der Ruhrgebietsvergleich S 135 Johann Sebastian Kuhlborn Die Zeit der romischen Angriffe In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens S 144 166 Daniel Berenger Die romische Kaiserzeit Ebd S 168 185 Epistolae Austrasiacae 20 in Epistolae in Quart 3 Epistolae Merowingici et Karolini aevi I Herausgegeben von Wilhelm Gundlach Ernst Dummler u a Berlin 1892 S 133 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat zur Klosterlandschaft Westfalens Karl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Kloster von ihrer Grundung bis zur Aufhebung 3 Bande Munster 1992 2003 Geza Jaszai Hrsg Monastisches Westfalen Kloster und Stifte 800 1800 Munster 1982 Harm Klueting Geschichte Westfalens Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8 bis zum 20 Jahrhundert Paderborn 1998 S 38 a b Norbert Reimann Das Werden der Stadt In Stadtarchiv Dortmund Gustav Luntowski Hrsg Geschichte der Stadt Dortmund Dortmunder Leistungen Band 2 Harenberg Dortmund 1994 ISBN 3 611 00397 2 S 13 66 509 512 a b Wilhelm Kohl Der Ausbau der Territorien In Ferdinand Seibt Hrsg Vergessene Zeiten Mittelalter im Ruhrgebiet Katalog zur Ausstellung im Ruhrlandmuseum Essen 26 Sept 1990 6 Jan 1991 Band 2 Pomp Essen 1990 ISBN 3 89355 052 6 S 39 43 Wolfgang Bockhorst Die Grafen von Cappenberg und die Anfange des Stifts Cappenberg In Irene Crusius Helmut Flachenecker Hrsg Studien zum Pramonstratenserorden Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 185 Studien zur Germania Sacra 25 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2003 ISBN 3 525 35183 6 S 57 74 Wilhelm Kohl Die Bistumer der Kirchenprovinz Koln Das Bistum Munster 7 4 Die Diozese Germania Sacra NF 37 4 Walter de Gruyter Berlin New York 2004 ISBN 3 11 017592 4 S 203 Online abgerufen am 16 Dezember 2012 Die Gelnhauser Urkunde Ed Stuart Jenks Memento vom 25 Februar 2007 im Internet Archive Belehnung des Kolner Erzbischofs mit dem Herzogtum Westfalen Engern 1180 Die Hanse und Westfalen Zu Westfalen im Mittelalter Wilhelm Winkelmann Fruhgeschichte und Fruhmittelalter In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens Bd 1 S 187 230 Manfred Balzer Grundzuge der Siedlungsentwicklung Ebd S 232 273 Eckhard Freise Das Mittelalter bis zum Vertrag von Verdun 843 Ebd S 275 336 Joseph Prinz Das hohe Mittelalter vom Vertrag von Verdun 843 bis zur Schlacht von Worringen 1288 Ebd S 275 336 Klaus Scholz Das Spatmittelalter Ebd S 403 468 Peter Blickle Die Reformation im Reich Stuttgart 1992 S 81 Reformation und Gegenreformation Wilhelm Kohl Das Zeitalter der Glaubenskampfe 1517 1618 In Ders Hrsg Westfalische Geschichte Bd 1 S 469 536 Jonathan Israel Der niederlandisch spanische Krieg und das Heilige Romische Reich Deutscher Nation 1568 1648 Online Version Manfred Wolf Das 17 Jahrhundert In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens Bd 1 S 539 604 Klueting Geschichte Westfalens S 235 Alwin Hanschmidt Das 18 Jahrhundert 1702 1803 In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens Bd 1 S 607 Harm Klueting Nachholung des Absolutismus Die rheinbundischen Reformen im Herzogtum Westfalen in hessen darmstadtischer Zeit In Westfalische Zeitschrift 137 1987 S 227 244 Alwin Hanschmidt Das 18 Jahrhundert 1702 1803 In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens Bd 1 S 605 686 Monika Lahrkamp Die franzosische Zeit In Wilhelm Kohl Hrsg Geschichte Westfalens Bd 2 S 1 44 Zur Literatur vergl die Nachweise im Artikel Provinz Westfalen nbsp Dieser Artikel wurde am 29 August 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte Westfalens amp oldid 237578189