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Die Galeriegrab Calden I auch als Steinkiste von Calden bekannt ist eine Megalithanlage vom Typ Galeriegrab Sie stammt aus dem Neolithikum und liegt in der Nahe von Calden im Landkreis Kassel Hessen zwischen den Verbreitungszentren der Wartbergkultur bei Fritzlar in Nordhessen und Warburg in Ostwestfalen Galeriegrab Calden IDas umgesetzte Galeriegrab Calden I Das umgesetzte Galeriegrab Calden IGaleriegrab Calden I Hessen Koordinaten 51 24 11 2 N 9 23 57 8 O 51 403111111111 9 3993888888889 Koordinaten 51 24 11 2 N 9 23 57 8 OOrt Calden Hessen DeutschlandEntstehung um 3400 v Chr Der Zerstorungsgrad und das scheinbar unspezifische keramische Fundmaterial fuhrten dazu dass die Anlage in der wissenschaftlichen Diskussion zunachst keine Rolle spielte Nachdem im Jahre 1947 offenbar ein grosser Findling angepflugt worden war erfolgte 1948 eine erste Untersuchung durch Otto Uenze 1905 1962 1988 wurden die neuen Grabungen im Rahmen des Calden Projektes begonnen Die entdeckten Deckplatten der Steinkiste wurde am sudlichen Ortsrand von Calden rekonstruiert Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 2 Lage 3 Beschreibung 4 Bestattungen 5 Grabbeigaben 5 1 Keramik 5 2 Beigaben 6 Datierung 7 Menhir in Grabnahe 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseFundgeschichte BearbeitenNahe der Quellfassung der Calde meldete ein Lehrer dem hessischen Landesmuseum zunachst die Vermutung eines archaologischen Fundes Daraufhin wurde ein Probeschnitt angelegt der auf eine kaiserzeitliche Siedlung traf Nachdem 1948 der Steinfund im Acker geborgen wurde untersuchte der zustandige Denkmalpfleger die Fundstelle Man entdeckte Schadel und andere menschliche Knochen die eine weitere archaologische Untersuchung rechtfertigten Das Amt fur Bodenaltertumer in Marburg grub die Anlage aus Aus den Standspuren der Wandplatten konnte man auf eine Lange von 12 m und eine Breite von 2 m schliessen wenn man die kleine Vorkammer einrechnet Eine Lucke zwischen den Wandplatten wurde durch Trockenmauerwerk aus Kalkstein gefullt Die Grabsohle ist lehmtennenartig gestampft Die Anlage ist in den Boden eingetieft Der Erhaltungszustand war insgesamt schlecht Daher wurden die wenigen erhalten Quarzite darunter auch zwei seltene Deckplatten gegenuber der Gesamtschule Calden aufgerichtet Die Decksteine verdanken ihre Erhaltung dem Umstand dass sie vermutlich im 3 Jahrhundert n Chr wesentlich tiefer eingegraben wurden um den Ackerbau nicht zu storen Lage BearbeitenDas Galeriegrab liegt sudlich des Ortes in einem kleinen Tal in unmittelbarer Nahe zweier Quellen Beschreibung BearbeitenLediglich zwei der Wandsteine befanden sich noch in situ zwei weitere waren in den Innenraum gekippt Mit Hilfe der Fundamentgraben der Wandsteine und der erhaltenen Steine liess sich der Grundriss der in der romischen Kaiserzeit und im Mittelalter gestorten Anlage rekonstruieren Vor dem nach Sudosten orientierten Zugang fanden sich im Bereich einer grossflachigen Storung zwei Decksteine Die Anlage bestand aus etwa 20 Wandsteinen aus Tertiarquarzit und etwa 10 Decksteinen Die Lange betrug 12 6 m die Breite 3 m Der Schlussstein am einen Ende der Anlage lag um ca 1 2 m zuruckgesetzt zwischen Anten Das entspricht dem Bauschema der Galeriegraber vom Typ Zuschen und weist auf einen Zugang in Form eines Seelenloches Die Standspuren des Schlusssteines am anderen Ende haben sich nicht erhalten Die lichte Hohe des Innenraumes lasst sich auf 1 0 bis 1 5 m veranschlagen In seinen Abmessungen entspricht Calden I dem etwa einen Kilometer entfernten Calden II lediglich die Langen scheinen zu differieren Angesichts der unterschiedlichen Abmessungen in der Nekropole von Warburg scheint hier eine dogmatische Bautradition vorzuliegen Bestattungen BearbeitenTrotz der Storungen waren Teile der Bestattungsschicht intakt Die Zahl der Bestattungen wird vom Ausgraber auf 40 bis 80 geschatzt Mindestens 40 Schadel wurden gefunden Dem Anthropologen Czarnetzki lagen in den 60er Jahren die Reste von mindestens 30 Individuen vor Nach Otto Uenzes Beschreibung von 1951 fand man im Grab Reste von 40 Toten wahrend er 1956 von 80 Toten schrieb Die menschlichen Knochen lagen sowohl verstreut durcheinander als auch im Verband Obwohl keine vollstandigen Skelette angetroffen wurden lassen Skelettelemente im anatomischen Zusammenhang eine Rekonstruktion der Lagerung zu An einigen Fundstellen liess sich nachvollziehen dass die Bestatteten in mehreren nebeneinander liegenden Querreihen mit dem Kopf zum Eingang liegend in bis zu vier Schichten ubereinander bestattet waren Dies entspricht dem Befund in den Galeriegrabern Altendorf Calden II und Wewelsburg I Schadel und Korper waren vielfach voneinander getrennt Die Schadel wurden an den Wanden aufgereiht Czarnetzki geht davon aus dass von den 26 naher bestimmbaren Schadeln zwei von Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren 19 von Erwachsenen im Alter von 20 bis 40 Jahren und funf von Erwachsenen im Alter von 40 bis 60 Jahren sind Aufgrund von Knochenfunden lassen sich noch vier Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren nachweisen Das durchschnittliche Sterbealter 1 der in Calden freigelegten Bestatteten lag bei 30 Jahren Die Korpergrosse war anthropologisch betrachtet auffallend gering Bei Mannern lag sie nur bei 1 62 bis 1 65 m und bei den weiblichen Funden zwischen 1 50 und 1 59 m Zudem fallen bei den Funden die bemerkenswerten Hirnschadellangen und die Nasenbreiten auf Die Zahne sind stark abgenutzt Jeder 9 Zahn ist karios Zahnerkrankungen der Wurzel und Zahnstein sind zu belegen Aufgrund der Kurze der Untersuchung und des Zerstorungsgrades wird davon ausgegangen dass die ursprunglichen Bestattungen unvollstandig erfasst wurde Die Gesamtzahl wird man vorsichtig auf 100 bis 200 geschatzt Grabbeigaben BearbeitenKeramik Bearbeiten In der Kammer selbst wurde keine Keramik gefunden Die gemachten Funde stammen aus dem Bereich der kaiserzeitlichen Storung im Eingangsbereich Calden II verweist darauf dass die Keramik der Wartbergkultur anders als in zeitnahen anderen Kulturen vor der Kammer verblieb Lediglich ein kleiner Trichterbecher mit Innenosen konnte vollstandig rekonstruiert werden Vergleichbare Gefasse sind in der nordwestdeutschen Tiefstichkeramik sowie der Baalberger Kultur nachweisbar Die ubrigen Gefassreste stammen zumeist von Trichterrandgefassen die mitunter eine randbegleitende feine Einstichreihe zeigen Ob eine Arkadenrandscherbe im Kontext mit der Anlage steht ist unklar Angesichts der typochronologischen Bezuge des Osenbechers ist dies jedoch nicht auszuschliessen Beigaben Bearbeiten Die Toten wurden mit Schmuck und Ausrustungsgegenstanden beigesetzt Hierzu gehoren durchbohrte Tierzahne Braunbar Hund Rind Rothirsch Schwein seltener Wildkatze Unterkieferhalften von Tieren Fuchs in einem Fall Reh Feuersteinklingen und eine grosse Zahl von Pfeilbewehrungen aus Feuerstein und Kieselschiefer die das zeitgenossische Formenspektrum abdecken Zu den Besonderheiten zahlt eine axtformige durchbohrte Bernsteinperle sowie ein Bruchstuck aus Roteisenstein Spuren gruner Patina auf dem Boden der Kammer deuten auf das Vorhandensein von Kupfergegenstanden unter den Beigaben hin Die Funde werden im Hessischen Landesmuseum in Kassel aufbewahrt Datierung BearbeitenZwei 14C Datierungen an Menschenknochen geben als fruhestmoglichen Zeitpunkt das 34 Jahrhundert v Chr fur diese Bestattungen Dies entspricht den Ergebnissen aus der Nekropole von Warburg Der Beginn der Belegung durfte spatestens um 3400 v Chr begonnen haben Das Fehlen von Formen wie sie in der Hauptnutzungsphase B des nahe gelegenen Erdwerks und in der Anlage Calden II vorliegen deutet an dass die Nutzung zu dieser Zeit um 3200 bereits ihr Ende gefunden hatte Menhir in Grabnahe BearbeitenWahrend der Ausgrabung wurde von einem grossen Stein berichtet der etwa 40 Jahre zuvor 34 m nordostlich der Anlage geborgen worden war Die Masse wurden mit 4 0 0 6 0 6 m angegeben 1948 war an der Entnahmestelle noch eine Mulde im Acker erkennbar Der Verbleib des Steines konnte nicht festgestellt werden Angesichts der Abmessungen ist die Deutung als Menhir erwagenswert zumal ahnliche Befunde mittlerweile von einer ganzen Reihe grob zeitgleicher Galerien bekannt sind Grossenrode I und II Odagsen Muschenheim und Gudensberg Grab und fraglicher Menhir konnten im Zusammenhang mit ihrer Lage im Quellbereich als Bestandteile eines kleinen religiosen Bezirkes gedeutet werden Siehe auch BearbeitenGaleriegrab Calden IILiteratur BearbeitenAlfred Czarnetzki Die menschlichen Skelettreste aus vier neolithischen Steinkisten Hessens und Niedersachsens Unpublizierte Dissertation Tubingen 1966 S 49 71 Alfred Czarnetzki Vier neolithische Steinkistenpopulationen aus Hessen und Niedersachsen In Ilse Schwidetzky Hrsg Die Anfange des Neolithikums vom Orient bis Nordeuropa 8b Anthropologie Teil 2 Fundamenta Reihe B Band 3 Bohlau Koln 1978 ISBN 3 412 04677 9 S 228 230 Albrecht Jockenhovel in Fritz Rudolf Herrmann Albrecht Jockenhovel Die Vorgeschichte Hessens Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 8062 0458 6 S 337 Irene Kappel Steinkammergraber und Menhire in Nordhessen Staatliche Kunstsammlungen Kassel 1978 S 35 39 Fuhrer zur nordhessischen Ur und Fruhgeschichte 5 Susan Klingner Michael Schultz Physical strain on megalithic grave builders from Wartberg and Funnel Beaker Culture in Northern Germany Erwitte Schmerlecke Vollinghausen Calden I Grossenrode II and Rheine In Johannes Muller Martin Hinz Maria Wunderlich Hrsg Megaliths Societies Landscapes Early Monumentality and Social Differentiation in Neolithic Europe Proceedings of the international conference Megaliths Societies Landscapes Early Monumentality and Social Differentiation in Neolithic Europe 16th 20th June 2015 in Kiel Fruhe Monumentalitat u soziale Differenzierung Band 18 3 Habelt Bonn 2019 ISBN 978 3 7749 4213 4 S 1083 1097 Online Jorg Lindenthal Kulturelle Entdeckungen Archaologische Denkmaler in Hessen Jenior Kassel 2004 S 47f ISBN 3 934377 73 4 Dirk Raetzel Fabian Calden Erdwerk und Bestattungsplatze des Jungneolithikums Architektur Ritual Chronologie Mit Beitragen von Gerd Nottbohm Kerstin Pasda Gesine Weber und Jaco Weinstock Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie 70 Bonn Habelt 2000 ISBN 3 7749 3022 8 Kerstin Schierhold Studien zur Hessisch Westfalischen Megalithik Forschungsstand und perspektiven im europaischen Kontext Munstersche Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie Band 6 Leidorf Rahden Westf 2012 ISBN 978 3 89646 284 8 S 286 288 Waldtraut Schrickel Westeuropaische Elemente im neolithischen Grabbau Mitteldeutschlands und die Galeriegraber Westdeutschlands und ihre Inventare Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie des Mittelmeer Kulturraumes Band 4 Habelt Bonn 1966 Waldtraut Schrickel Katalog der mitteldeutschen Graber mit westeuropaischen Elementen und der Galeriegraber Westdeutschlands Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie des Mittelmeer Kulturraumes Band 5 Habelt Bonn 1966 Winrich Schwellnus Wartberg Gruppe und hessische Megalithik Ein Beitrag zum spaten Neolithikum des Hessischen Berglandes Materialien zur Vor und Fruhgeschichte von Hessen 4 Wiesbaden 1979 Otto Uenze Das Steinkammergrab von Calden Kr Hofgeismar In Steinzeitliche Grabungen und Funde Hrsg Otto Uenze Kurhessische Bodenaltertumer 1 Marburg 1951 22 31 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Galeriegrab Calden I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Eco Pfad Archaologie Calden Reisefuhrer The Megalithic Portal Calden 1 Grosssteingraeber de Das Galeriegrab Calden 1 strahlen org ungesetztes und teilrekonstruiertes Grosssteingrab Calden 1 Calden bei Kassel Dirk Raetzel Fabian Das Galeriegrab Calden I Eco Pfad Archaologie CaldenEinzelnachweise Bearbeiten In den Korpergrabern der Bandkeramik begegnet uns lediglich ein selektierter Personenkreis Da wir es also mit einer Auswahl zu tun haben mussen palaeodemographische Analysen z B die durchschnittliche Lebenserwartung betreffend mit grosster Zuruckhaltung betrachtet werden sh auch Graberfeld Norbert Nieszery Linearbandkeramische Graberfelder in Bayern von VML Verlag Marie Leidorf 1995 ISBN 3 924734 34 8VGaleriegraber in HessenCaldener Gruppe Calden I1 Calden IILahn Gruppe Mensfelden Niedertiefenbach Niederzeuzheim Oberzeuzheim I1 Oberzeuzheim II SchadeckMittelhessische Graber Ebsdorf Giessen Kleinlinden2 Lohra Muschenheim Heiliger Stein Zuschener Gruppe Altendorf2 Gleichen Gudensberg Lautariusgrab Zuschen I Zuschen II2 Zuschen III2 Zuschen IV21umgesetzt 2zerstort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Galeriegrab Calden I amp oldid 233396776