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Baalberger Kultur Zeitalter JungneolithikumAbsolut 4000 v Chr bis 3150 v Chr AusdehnungHauptsachlich Harzvorland bis ins Thuringer Becken Schwerpunkt Nordharz und unteres SaalegebietLeitformenHenkelkannen Amphoren Tassen Trichterbecher Trichterrandschalen Die Baalberger Kultur auch Baalberge Kultur war eine fruhe voll ausgebildete jungneolithische Kultur mit Fundstatten in Mitteldeutschland und Bohmen Benannt wurde sie nach dem Erstfund im Schneiderberg von Baalberge Salzlandkreis in Sachsen Anhalt Sie wird zu den Trichterbecherkulturen gerechnet und ist in Deutschland deren fundreichste Erscheinung Im Mittelelbe Saale Gebiet fallt sie in die Trichterbecherphasen TRB MES II und III Aufgrund der Probleme beim Kulturbegriff in der Archaologie wird heute vor allem vom Baalberger Keramikstil gesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Siedlungsforschung 3 Siedlungen 4 Materielle Kultur 5 Wirtschaftsweise 6 Grab und Bestattungssitten 7 Religion und Kult 8 Chronologisch kulturelle Einbindung 9 Literatur 10 WeblinksForschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Der Schneiderberg in Baalberge ist der namensgebende Fundort fur die Baalberger KulturAls selbststandige Gruppe wurde die Baalberger Kultur zuerst von Nils Niklasson und Paul Kupka auf Grund der Gefasstypen erkannt Zuvor war sie dem Bernburger Typ zugeordnet Kupka fasste die zum Bestand der Baalberger Kultur gehorenden Funde unter dem Namen mitteldeutsche Pfahlbaukeramik zusammen Durch Paul Grimm erfolgte die erste Aufteilung in eine Fruh Hoch Spa und Voraunjetitzer Stufe 1937 Paul Kupka und C J Becker parallelisierten die Baalberger Gruppe mit der nordischen Trichterbecherkultur Joachim Preuss unterschied innerhalb der Baalberger Kultur eine altere und eine jungere Phase nach Totenorientierung und Gefassprofilierung Typenkombination und Horizontalstratigraphie im Graberfeld von Zauschwitz Kr Borna Naturwissenschaftliche Daten belegen allerdings dass die chronologische Teilung nicht relevant ist und es sich nach Johannes Muller eher um soziale Gruppen handelt die im entsprechenden Typenspektrum sichtbar werden Siedlungsforschung BearbeitenDas Siedlungsgebiet ist in sich geschlossen wobei das Hauptverbreitungsgebiet im mittleren Elbe Saale Gebiet MES liegt Weitere Fundstellen befinden sich in Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg in Bohmen und mit Einzelfunden bis Niederosterreich Das Verbreitungsgebiet reicht weiter nach Norden als das der Rossener Kultur Siedlungen BearbeitenSiedlungen sind nur unzureichend bekannt Meist durch Gruben mit typischem Siedlungsinventar Ton Stein Knochenmaterial Herdstellen und zusammenhangenden Pfostenlochern weniger Einzelhauser in zum Teil ausgedehnten Siedlungen Braunsdorf Kr Merseburg Hausformen rechteckig bis quadratisch mittlere Grosse Rechteckig bis ovale Grubenhauser Siedlungsgruben Nutzung als Vorrats Abfall und Opfergruben Grosste Siedlung in Pirkau Kr Hohenmolsen Notbergungen aber keine Belege fur Hauser Funde wurden auf der umwallten Siedlung von Halle Saale Dolauer Heide gemacht Materielle Kultur Bearbeiten nbsp Krug der Baalberger Kultur aus Winningen Sachsen Anhalt Museum fur Vor und Fruhgeschichte BerlinWeitgehend unverzierte Ware die einen klar in Hals Schulter und Unterteil gegliederten Gefassaufbau aufweist Kraftige Profilierung rundbauchig alle Gefasse mit deutlich abgesetztem Standboden Einstich und Stempelmuster in Hals und Schulterbereich Hauptformen Amphoren Henkelkannen Tassen Trichterbecher und Trichterrandschalen Die Gefasstypen soweit sie als Grabkeramik Verwendung fanden werden sehr gut durch die Funde von Halle Saale Dolauer Heide reprasentiert Typisch fur die Baalberger Kultur ist eine graubraune lederartige Oberflache Im Bruch weisen die Scherben eine dunkelgraue bis schwarze Farbung auf Der gesamte Keramikbestand bildet im Verbreitungsgebiet der Baalberger Kultur einen in sich geschlossenen Formenkreis Amphoren zwei vier und mehrhenklig Gefassform variiert zwischen eiformig doppelkonisch und rundbauchigKannen Baalberge erste Kultur die Kannen aufweist Hals meist trichterformig gestaltetTassen meist kleiner StandflacheTrichterbecher hohe schlanke Trichterbecher mit kleiner StandflacheSchalen schragwandige Schalen ausladende Trichterrandschalen mit abgesetztem Boden und KnickwandschalenTongerate konische Schopfer oder LoffelchenSteingerate kurze gedrungene rundnackige Axt aus geschlossenem Fund von Chorau Kreis Kothen und Warle Kreis Wolfenbuttel Flache Felsgesteinbeile mit rechteckig abgerundetem Querschnitt Feuersteinkleingerat wie Querschneider dreieckige Pfeilspitzen Quenstedt Kreis Hettstedt Klingen und Klingenschaber Die Kupferfunde der Baalberger Kultur gehoren mit zu den altesten Nachweisen im mitteldeutschen Endneolithikum Wirtschaftsweise BearbeitenAngebaut wurden Emmer Einkorn Zwergweizen und Gerste Haustiere waren Rinder Schweine Schafe und Ziegen Grab und Bestattungssitten BearbeitenBei den Grabformen handelt es sich hauptsachlich um Einzelgraber Ein grosseres Graberfeld befindet sich in Zauschwitz Landkreis Leipzig Daneben kommen Doppel Schalkenburg bei Quenstedt und Grubenbestattungen vor Eine Sonderform stellen Siedlungs und Teilbestattungen dar An Grabformen erscheinen einfache Erdgraber sowie als Neuerung Anlagen mit Grabarchitektur Auch die ersten mitteldeutschen Hugelgraber zahlen zu dieser Kultur Baalberge ist die erste Kultur die im Grabbau megalithische Einflusse in Form von Grabchenanlagen Hugeln mit Einfassungen und Steinkisten erkennen lasst Dazu zahlen seltene schwere entweder in den Boden eingesenkte oder oberirdisch errichtete Steinkisten sowie Plattengraber Andere Grabanlagen lassen Steinpackungen Holzeinbauten oder die Kombination von Stein und Holzbau erkennen Hugelgraber Enthalten Erd und Steinkistengraber als Primarbestattungen Im Grabhugel Pohlsberg von Latdorf Salzlandkreis fand sich eine eingesenkte Steinkiste die von einem 25 m langen trapezformigen Hunenbett umgeben war In den Erdgrabern der Baalberger Kultur sind Korpergraber ublich Die Toten liegen sehr einheitlich in west ost orientierter Hockerlage Einige Korpergraber werden von viereckigen und trapezformige Grabchen umschlossen 1966 verzeichnete J Preuss 116 Grabenanlagen im mitteldeutschen Verbreitungsgebiet Die 1952 von W Matthias ausgegrabene Grabanlage von Stemmem ist 16 4 m lang und knickt an beiden Enden rechtwinklig ab Sie wurde zuerst als Umfassungsgraben einer Baalberger Bestattung angesehen 1983 fuhrte G Mobes eine Reihe von Neufunden aus Thuringen auf In Grossbrembach bei Sommerda umschloss eine annahernd viereckige Anlage mit abgerundeten Ecken bei Abmessungen von 10 8 l0 4 m zwei Sud Nord ausgerichtete rechte Hocker Das Grabchen wird als teils flach teils muldenformig eingetieft beschrieben Helle Bander in der humosen Einfullung lassen an ein Zufliessen durch Wasser denken Aunjetitzer Steinpackungsgraber am Rand belegen dass der Flachhugel noch gut erkennbar gewesen sein muss Eine ahnliche Anlage wurde 1974 auf dem Sommerberg bei Grossfahner in der Nahe von Erfurt untersucht Es handelte sich um ein Trapez gebildet aus einem bis zu 2 3 m breiten Graben in den Abmessungen von 19 17 15 5 14 5 m Die Westseite wurde von einer kleinen schnurkeramischen Totenhutte mit mehreren Skeletten uberlagert Ein schnurkeramisches Grab im Zentrum verrat ebenfalls dass diese ungefahr 1000 Jahre nach ihrer Errichtung noch sichtbar gewesen sein muss Auch hier wurden gebanderte Einfullungen festgestellt Als Grabbeigaben wurden Gefasse darunter Kombinationen von Kanne und Tasse gefunden Religion und Kult BearbeitenEin Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod oder im Grab ist durch Grabbeigaben belegt Kultische Befunde Erfurt Melchendorf angekohlte menschliche und tierische Skelettreste in einer Grube Wansleben Kreis Eilsleben Schadeldeponierung aufrechtstehender menschlicher Schadel zwischen zwei Sandsteinplatten daruber Deckplatte mit Rindergehorn Chronologisch kulturelle Einbindung BearbeitenAltere Auspragung der Trichterbecherkultur zwischen 3 800 u 3 400 v Chr Der Baalberger Keramikstil gehort den mitteldeutschen Trichterbecherphasen TRB MES II 3800 3500 v Chr und TRB MES III 3500 3350 v Chr an Er entwickelt sich aus der Phase TRB MES I 4100 3800 v Chr in der sudostliche und westliche Einflusse zu Innovationen fuhren Michelsberg und Spatlengyel Es folgt eine komplexere Gesellschaft ab 3350 v Chr in der Phase TRB MES IV mit unterschiedlichen Zierstilen Salzmunde Walternienburg Bernburg Literatur BearbeitenAllgemeiner Uberblick Hermann Behrens Die Jungsteinzeit im Mittelelbe Saale Gebiet Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle Band 27 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1973 veraltet Francois Bertemes Oliver Ruck Hrsg Neue Forschungen und Aspekte zur Baalberger Kultur Alteuropaische Forschungen Neue Folge Band 9 Beier amp Beran Langenweissbach 2016 ISBN 978 3 95741 061 0 Paul Grimm Die Baalberger Kultur in Mitteldeutschland In Mannus Band 19 1937 S 155 187 Thomas Kubenz Baalberger Kultur S 113 128 In Hans Jurgen Beier und Ralph Einicke Hrsg Das Neolithikum im Mittelelbe Saale Gebiet Eine Ubersicht und ein Abriss zum Stand der Forschung Verlag Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1994 ISBN 3 930036 05 3 Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik Hrsg Typentafeln zur Ur und Fruhgeschichte Redaktion R Feustel S Barthel Weimar 1972 Gerhard Mildenberger Studien zum mitteldeutschen Neolithikum Leipzig 1953 Joachim Preuss Das Neolithikum in Mitteleuropa Kulturen Wirtschaft Umwelt vom 6 bis 3 Jahrtausend v u Z Weissenbach Beier und Beran 1996 Joachim Preuss Die chronologische Stellung der Baalberger Salzmunder und Walternienburger Gruppe innerhalb der Trichterbecherkultur Mitteldeutschlands In Academie Tchecoslovaque des Sciences Hrsg L Europe a la fin de l age de la pierre Actes du Symposium consacre aux problemes du Neolithique europeen Prague Liblice Brno 5 12 10 1959 Prag 1961 S 405 413 Joachim Preuss Die Baalberger Gruppe in Mitteldeutschland Berlin 1966 Chronologie Jan Lichardus Rossen Gatersleben Baalberge Ein Beitrag zur Gliederung des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecher Kulturen Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde Band 17 Bonn 1976 Rezension von Ulrich Fischer in Germania Band 56 1978 S 574 581 Johannes Muller Radiocarbonchronologie Keramiktechnologie Osteologie Anthropologie Raumanalyse Beitrage zum Neolithikum und zur Fruhbronzezeit im Mittelelbe Saale Gebiet 80 Ber RGK 1999 25 211 Johannes Muller Soziochronologische Studien zum Jung und Spatneolithikum im Mittelelbe Saale Gebiet 4100 2700 v Chr Vorgeschichtliche Forschungen Band 21 Rahden Leidorf 2001 Materielle Kultur Heinz Knoll Die Trichterbecher und ihre Beziehungen zu einigen neolithischen Kulturen Mitteldeutschlands In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 38 1954 40 48 Paul Kupka Alter Wesen und Verbreitung der mitteldeutschen Steinzeittonware Nachtragliches und Erganzendes In Beitrage zur Geschichte Landes und Volkskunde der Altmark Band 5 1925 1930 1928 S 201 262 Paul Kupka Die Wurzeln der mitteldeutschen Steinzeittonware In Beitrage zur Geschichte Landes und Volkskunde der Altmark Band 4 1915 1925 1922 S 364 384 Paul Kupka Neue aufschlussreiche Schonfelder Graber von Kleimoringen im Kreis Stendal In Beitrage zur Geschichte Landes und Volkskunde der Altmark Band 7 1938 1941 1940 S 139 167 Detlef W Muller Fruhes Kupfer und Baalberge Betrachtungen zu einem Grabfund aus Unseburg Kr Stassfurt In Ausgrabungen und Funde Band 35 1990 S 166 171 Nils Niklasson Neuere Ausgrabungen in Rossen In Mannus Band 11 12 1920 21 S 309 337 Nils Niklasson Studien uber die Walternienburg Bernburger Kultur 1 Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 13 Halle Saale 1925 Online Bauwerke Kirstin Funke Die Trapezgrabenanlagen der Baalberger Kultur von Grosslehna Altranstadt und Zwenkau Lkr Leipziger Land 2 Bande Halle Saale 2000 Oliver Ruck Die baalbergezeitliche Kreisgrabenanlage Belleben I Salzlandkreis Sachsen Anhalt Die Ausgrabungen 2009 bis 2011 Vorbericht und erste Ergebnisse In Martin Hinz Johannes Muller Hrsg Siedlung Grabenwerk Grosssteingrab Fruhe Monumentalitat und Soziale Differenzierung Band 2 Rudolf Habelt Verlag Bonn 2012 ISBN 978 3 7749 3813 7 S 389 410 Grabanlagen und Bestattungssitten Ulrich Fischer Die Graber der Steinzeit im Saale Gebiet Studien uber neolithische und fruhbronzezeitliche Grab und Bestattungsformen in Sachsen Thuringen Vorgeschichtliche Forschungen Band 15 Berlin 1956 Paul Hofer Baalberge In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 1 1902 S 16 49 Dieter Kaufmann Arno Bromme Ein Graberkomplex der Baalberger Gruppe in der Dolauer Heide bei Halle Saale In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 56 1972 S 39 57 Joachim Preuss Ein Grabhugel der Baalberger Gruppe von Preusslitz Kr Bernburg In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 41 42 1958 S 197 202 Erhard Schroter Baalberger Graber auf der Schalkenburg bei Quenstedt Kr Hettstedt In Ausgrabungen und Funde Band 21 1976 S 229 233 Thomas Weber Die Hauser der Toten In Archaologie in Sachsen Anhalt 3 1993 Anthropologie Kirstin Funke Die Bevolkerung der Baalberger Kultur Eine Anthropologisch Archaologische Analyse Halle Saale 2007 PDF 49 0 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Baalberger Kultur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum Digital Sachsen Anhalt Objekte in Beziehung zu Baalberger Kultur 4100 3500 v Chr Chronik der Gemeinde Baalberge Die Ausgrabungen am Schneiderberg 1901 Die mitteldeutschen Kreisgrabenanlagen der Trichterbecherzeit Genese Funktion und gesellschaftliche Bedeutung Grosssteingrab Bierberg bei Latdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baalberger Kultur amp oldid 238369028