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Der Schneiderberg ist ein mehrphasig genutzter Grabhugel des Neolithikums und der Bronzezeit in Baalberge einem Ortsteil von Bernburg Saale im Salzlandkreis Sachsen Anhalt Bei einer Grabung im Jahr 1901 wurden hier erstmals Keramikgefasse einer archaologischen Kultur entdeckt die spater den Namen Baalberger Kultur 3900 3400 v Chr erhielt Der Schneiderberg wurde damit zum namensgebenden Fundort fur diese Kultur Weitere Bestattungen in diesem Hugel wurden spater von der Walternienburger Kultur 3350 3100 v Chr der Kugelamphorenkultur 3100 2650 v Chr der Schnurkeramik 2800 2050 v Chr und der fruhbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur 2300 1550 v Chr angelegt Die Funde aus dem Grabhugel befinden sich heute im Schlossmuseum Bernburg Schneiderberg Baalberge Der Schneiderberg Der SchneiderbergSchneiderberg Baalberge Sachsen Anhalt Koordinaten 51 46 3 9 N 11 47 46 O 51 767738 11 796115 Koordinaten 51 46 3 9 N 11 47 46 OOrt Bernburg OT Baalberge Sachsen Anhalt DeutschlandEntstehung 3900 bis 3400 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Forschungsgeschichte 4 Beschreibung 4 1 Der Hugel 4 2 Das zentrale Plattengrab der Baalberger Kultur 4 3 Das Plattengrab der Walternienburger und der Kugelamphorenkultur 4 4 Die Steinkiste der Schnurkeramik 4 5 Die bronzezeitlichen Graber 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Schneiderberg Der Schneiderberg befindet sich im Norden von Baalberge direkt sudlich einer Gartensparte Wenige Meter sudwestlich befindet sich eine nach ihm benannte Gaststatte In und um Baalberge existierten ursprunglich noch mehrere weitere Grabhugel die aber alle im spaten 18 und im 19 Jahrhundert zerstort wurden Sudostlich des Orts bei der Bockwindmuhle lag der Lange Berg der 1853 abgetragen wurde von dem aber noch einige Details zu den Grabern und zu den Beigaben bekannt sind Am heutigen Friedhof lag der Schinderberg der 1793 zerstort wurde Zwischen Baalberge und Bernburg lag der Evangelienberg 1794 wurde ein Grabhugel bei Ronitz abgetragen Ein weiterer zerstorter Grabhugel war der Tochauer Berg bei Kleinwirschleben In der weiteren Umgebung befinden sich noch einige erhaltene Grabhugel so etwa 6 2 km westlich der Grabhugel Stockhof bei Grona und in nordlicher Richtung 4 km entfernt der Pohlsberg 4 3 km entfernt der Pfingstberg und 4 6 km entfernt das Spitze Hoch alle bei Latdorf sowie 4 2 km nordostlich der Fuchsberg bei Weddegast Ebenfalls nordlich liegen die drei Grosssteingraber Steinerne Hutte bei Latdorf 4 8 km entfernt Heringsberg bei Grimschleben 6 6 km entfernt und Bierberg bei Gerbitz 6 9 km entfernt Unmittelbar ostlich und sudostlich des Schneiderbergs existierte in der spaten Bronze und fruhen Eisenzeit eine grossere Siedlung Zugehorige Funde stammen von einem nur wenige Meter sudostlich des Schneiderbergs gelegenen Einfamilienhaus 1 von mehreren Stellen des ostlich davon gelegenen Gelandes der Agrargenossenschaft Baalberge vom nordlich angrenzenden Feld von der sudlich der Agrargenossenschaft liegenden Schule und von einem weitere 200 m sudlich befindlichen Grundstuck 2 Name BearbeitenErstmals uberliefert wurde die Existenz des Schneiderbergs von Johann Christoph Bekmann in seiner 1710 erschienenen Historie des Furstenthums Anhalt Er berichtet von zwei Grabhugeln die er als Baals Berge bezeichnet Es handelt sich dabei vermutlich um den Schneiderberg und den im 19 Jahrhundert zerstorten Langen Berg Bekmann spekulierte ob die Bezeichnung auf den phonizischen Gott Baal zuruckgehen konnte oder auf das Wort Pahl bzw Pfahl im Sinne von Grenzpfahl und die Grabhugel somit als Grenzmarkierungen gedient haben konnten Paul Hofer lehnte diese Herleitungen ab und vermutete vielmehr dass Baal auf das mittelhochdeutsche bal bzw altsachsische balu ubel schlecht schadlich zuruckgeht vermutlich in dem Wissen dass es sich um alte heidnische Begrabnisplatze handelt Bestatigt wird seine Vermutung dadurch dass der Ort Baalberge bereits in Urkunden des 10 Jahrhunderts in der Schreibweise Balberg auftaucht Da Baalberge zudem in einer weithin ebenen Gegend liegt kann die Endung berge nicht von einer naturlichen Erhebung abgeleitet sein Hofer folgerte daher dass die beiden Grabhugel von alters her als Baalberge bekannt waren und der angrenzende Ort seinen Namen von ihnen ableitete 3 Da Bekmann zudem der Name Schneiderberg unbekannt war vermutete Hofer weiterhin dass dieser Name jungeren Datums ist 4 Er taucht erstmals in der Baalberger Kirchenchronik von 1742 auf Forschungsgeschichte BearbeitenIm Jahr 1901 fanden am Schneiderberg umfangreiche Grabungen durch den Bernburger Altertumsverein unter Leitung von dessen Vorsitzenden Ferdinand Kalber statt Ein weiterer Teilnehmer war Paul Hofer von dem der einzige ausfuhrlichere Grabungsbericht stammt Der Hugel sollte eigentlich grossflachig geoffnet werden dieses Vorhaben wurde jedoch durch einen trigonometrischen Punkt auf der Kuppe des Hugels eingeschrankt Es wurden also nur einzelne Suchschnitte angelegt Die im Hugel angetroffenen Bestattungen zeigten eine sehr lange Nutzungsdauer an So fanden sich Graber der Walternienburger Kultur der Kugelamphorenkultur der Schnurkeramik und auch noch aus der Bronzezeit Am Boden des Hugels wurde schliesslich das alteste Steinplattengrab entdeckt das wegen seiner zentralen Lage allerdings nicht komplett ausgegraben werden konnte denn direkt uber ihm befand sich der Vermessungspunkt In diesem Grab fielen zwei Gefasse auf die dem Toten beigegeben worden waren siehe unten und deren Form den Ausgrabern bis dahin unbekannt war Hofer glaubte Ahnlichkeiten zur Keramik der norddeutschen Trichterbecherkultur ausmachen zu konnen Der deutlichste Unterschied war allerdings dass den Stucken aus Baalberge die typische Verzierung der norddeutschen Keramik fehlte Gemass seiner Argumentation seien die beiden Gefasse daher wohl am ehesten der Bernburger Kultur zuzuordnen da diese die Verzierungen aus dem Norden zwar ubernimmt sie aber stark verflacht und oftmals vollig weglasst In den folgenden Jahren tauchten aber immer mehr ahnliche Gefasse auf und eine Zuordnung zur Bernburger Kultur erschien immer zweifelhafter Eine erste systematische Ubersicht der fraglichen Funde stellte 1922 Paul Kupka zusammen Kupka trug insgesamt 43 Fundorte zusammen von denen Keramik stammt die durch drei gemeinsame Merkmale gekennzeichnet ist Ihren Aufbau ihre sparliche Verzierung und ihre Auffindung in Einzelgrabern mit Korperbestattung Bezuglich der Graber trifft Kupka die Einschrankung dass die Keramik sowohl in Dolmen Steinkistengrabern und Flachgrabern aufgefunden wurde Er unterscheidet funf Gefassformen Trichterhalsamphoren vierosige Vasen Henkelkruge bauchige einhenklige Topfchen und Kummen Halbkugel und konische Gefasse Von den verschiedenen Autoren waren diese ursprunglich der Bernburger Kultur der Rossener Kultur der Schnurkeramik der Megalithkeramik Trichterbecherkultur der Bronzezeit und sogar der Latenezeit zugeordnet worden Kupka schloss sich schliesslich einer weiteren Zuordnung an namlich der zur Pfahlbaukeramik suddeutsche Michelsberger Kultur und definierte einen spezifisch mitteutsche Pfahlbaukeramik Diese Deutung Kupkas fand jedoch keinen grossen Anklang und bereits 1925 erkannte Nils Niklasson die Eigenstandigkeit der Baalberger Keramik Er definierte ausgehend von den Funden aus dem Baalberger Schneiderberg und dem Pohlsberg bei Latdorf den Typus der Kannen vom Baalberger Typ Zu dieser Hauptform erganzt er noch acht oder vierhenkelige Amphoren und kleine Henkeltopfchen Uber die Definition eines neuen Gefasstyps ging Niklassons Arbeit aber zunachst nicht hinaus Er erkannte zwar dass der Baalberger Typ in keine der bis dahin definierten archaologischen Kulturen so recht hineinpassen wollte eine neue Regionalgruppe oder eigenstandige Kultur leitete er aus den Funden allerdings noch nicht ab Diesen letzten Schritt unternahm erst Paul Grimm Ab 1929 beschaftigte dieser sich in Zusammenarbeit mit Niklasson genauer mit dem Baalberger Typ und veroffentlichte seine Ergebnisse 1937 Mit 163 Fundorten hatte er eine erheblich grossere Ausgangsbasis als Kupka Dies erlaubte ihm nun auch eine innere Gliederung der Baalberger Keramik und Aussagen zur relativen Chronologie was aber beides durch neuere Arbeiten von Joachim Preuss Jan Lichardus und zuletzt Johannes Muller stark revidiert wurde nbsp Untersuchung des spatbronze fruheisenzeitlichen Siedlungsareal sudostlich des Schneiderbergs im Vorfeld der Errichtung eines Einfamilienhauses Mazz 2012Nachdem im Herbst 1989 im Vorfeld der Errichtung einer Geratehalle etwa 120 m ostlich des Schneiderbergs Siedlungsspuren entdeckt worden waren wurde die Stelle von Februar bis September 1990 durch Mitarbeiter des Landesmuseums fur Vorgeschichte Halle Saale und des Schlossmuseums Bernburg unter Leitung von Karin Wagner archaologisch untersucht Eine kurze Nachuntersuchung erfolgte 1991 Die Aufarbeitung und Publikation dieser Grabung erfolgte Ende der 1990er Jahre durch Andreas Neubert 5 6 7 Das untersuchte Areal durfte Teil einer grosseren spatbronze fruheisenzeitlichen Siedlung sein In fruheren Jahren wurden ostlich und sudlich der untersuchten Stelle immer wieder Lesefunde und undokumentierte Funde bei Baumassnahmen gemacht Westlich der Geratehalle und damit naher am Schneiderberg wurde 2012 im Zuge der Errichtung eines Einfamilienhauses ein weiteres Stuck dieser Siedlung in einer Rettungsgrabung unter Leitung von U Trebstein untersucht Die Publikation erfolgte 2021 durch Caroline Janick 8 Im Juni 1993 wurden am Schneiderberg geoelektrisch tomografische Messungen durchgefuhrt um dieses damals in der Archaologie noch recht neue Verfahren zu testen Auf den Messbildern waren die zentrale Grabkammer und etwas weniger deutlich die Grabungsschnitte von 1901 zu erkennen 9 Im Marz 1997 wurde der Schneiderberg beim Anlegen eines Wanderwegs angeschnitten Dabei wurde eine abgebrochene Feuersteinklinge geborgen Die untere Denkmalschutzbehorde Bernburg verhangte daraufhin einen Baustopp und ordnete die Wiederherstellung des ursprunglichen Zustands des Hugels an 10 Beschreibung BearbeitenDer Hugel Bearbeiten nbsp Die Oberseite des Hugels bildet ein Plateau nbsp Ein Vermessungsstein steht in der Mitte des Plateaus nbsp 1958 wurde am Hang des Hugels ein Gedenkstein zum tausendjahrigen Bestehen von Baalberge aufgestellt nbsp Grundriss und Querschnitt des Schneiderbergs nbsp Funde aus dem SchneiderbergDer Hugel hat eine Hohe von 5 57 m und einen Umfang von 133 m Seine Oberseite ist abgeflacht und bildet ein Plateau mit einem Durchmesser von 8 m und einer leichten Erhohung im Osten An dieser Stelle befindet sich ein moderner Vermessungsstein 11 Der Hugel war ursprunglich von einem Graben umgeben der aber im 19 Jahrhundert aufgeschuttet wurde Hierzu wurde Erde von der Nordseite des Schneiderbergs verwendet 12 Nach Beendigung der Grabungen von 1901 wurden alle Schnitte wieder aufgefullt und die aussere Gestalt des Grabhugels wieder in die Form gebracht die sie vor der Untersuchung hatte Die einzigen bekannten Funde die aus der Hugelschuttung und nicht aus einem der Graber stammen waren zwei Keramikscherben der Walternienburger Kultur die im Nordwesten des Hugels gefunden wurden 13 1958 wurde auf dem Schneiderberg ein Gedenkstein zum tausendjahrigen Bestehen des Orts Baalberge aufgestellt Das zentrale Plattengrab der Baalberger Kultur Bearbeiten Das zentrale und ursprungliche Grab befindet sich ebenerdig direkt im Zentrum des Hugels Es ist etwa ost westlich ausgerichtet und mit Steinplatten verkleidet Die Wandplatten haben eine Dicke von etwa 0 25 m und umschliessen eine Kammer von 1 50 m Lange 0 80 m Breite und 0 80 m Hohe Die Deckplatte hat eine Dicke von 0 3 m eine geschatzte Lange von 3 m und eine Breite von 2 30 m Sie ragt also an allen Seiten etwa 50 cm uber die Wandplatten hinaus 14 Da das Grab zum Teil unter dem Vermessungsstein liegt konnte nur seine westliche Halfte freigelegt werden Um ins Innere der Kammer zu gelangen musste eine Ecke der Deckplatte abgeschlagen werden Die Pflasterung der Kammer bestand aus gestampfter Erde die Wande waren unverziert 14 Vom Begrabnis wurden nur noch einige sehr schlecht erhaltene Knochenreste angetroffen An Grabbeigaben wurden zwei Gefasse der bis dahin unbekannten Baalberger Kultur gefunden Es handelt sich um eine Kanne von 16 cm Hohe und eine Tasse von 7 5 cm Hohe Beide Gefasse sind dreigliedrig mit scharfem Bauch Schulter Umbruch und einem zylindrischen Hals 15 Das Plattengrab der Walternienburger und der Kugelamphorenkultur Bearbeiten Das zweite Grab liegt ostlich der Baalberger Kammer etwa 30 cm uber Bodenniveau Es ist ungefahr nord sudlich orientiert und ebenfalls mit Steinplatten verkleidet Die Deckplatte aus Sandstein war 2 63 m lang 1 32 m breit und 0 50 m dick Ihre Masse wurde auf 41 60 Zentner 2050 3000 kg geschatzt Die Seitenwande der Kammer bilden Steinplatten die an den Langseiten trapezformig sind Die ostliche hat eine Lange von 1 90 m sowie eine Hohe von 1 05 m im Norden und 0 85 m im Suden Auf der Innenseite weist sie eine Leiste von 1 10 m Lange 0 60 m Hohe und 3 cm Dicke auf Die westliche Platte hat eine Lange von 2 05 m sowie eine Hohe von 0 95 m im Norden und 0 60 m im Suden Die beiden Platten haben eine Dicke von 22 bzw 37 cm Die sudliche Schmalseite wird von zwei hintereinander aufgestellten dunnen Platten von jeweils 3 cm Dicke begrenzt die mit Lehm verschmiert sind An den Aussenseiten der Wandplatten ruhten grosse Steine deren Zwischenraume mit Trockenmauerwerk ausgefullt waren Die Grabkammer hat eine Hohe von 0 75 m und wird von Norden aus gesehen nach 0 75 m durch eine 0 1 m dicke Querplatte in zwei Bereiche geteilt Den ursprunglichen Zugang zu den beiden Grabern bildeten die beiden Schmalseiten 16 Im nordlichen Bereich fanden die Ausgraber schlecht erhaltene Skelettreste die bei Beruhrung sofort zerbroselten sowie als einzige Grabbeigabe eine zweigliedrige Tasse mit einem tief liegenden scharfen Umbruch Sie hat eine Hohe von 15 5 cm und einen oberen Durchmesser von 14 8 cm Der lange Henkel hat eine Breite von 5 cm Das Gefass weist als Verzierung im unteren Bereich ein Band aus stehenden Dreiecken und daruber ein Band aus bogenformigen Kerben sowie im oberen Bereich drei umlaufende Hohlkehlen auf 17 Hofer ordnete es der Bernburger Kultur zu tatsachlich gehort es aber der Walternienburger Kultur an Als weiter Fund trat das Bruchstuck eines Feuerstein Meissels auf Es ist geschliffen und hat einen rechteckigen Querschnitt Es hat eine Breite von 2 0 cm eine Dicke von 1 2 cm und eine erhaltene Lange von 4 6 cm was wohl kaum einem Drittel des vollstandigen Werkzeugs entspricht Hofer vermutete daher dass es nicht als Grabbeigabe gedacht war sondern dass es sich um ein bei der Bearbeitung der Steinplatten zerbrochenes Werkzeug handelt 18 Ein halbrundes Loch mit einer Breite von 50 cm in der Trennplatte ermoglichte den Zugang zum sudlichen Teil der Kammer der eine Lange von 1 35 und eine Breit von 0 7 m hat Auch hier waren die Skelettreste nur sehr schlecht erhalten Als Grabbeigaben wurden zwei Kugelamphoren gefunden Die grossere hatte eine Hohe von 33 cm und einen Umfang von 105 cm Der Hals weist als Verzierung ein Zickzackband und ein Rautengitter auf die Schulter ein Gitterband und schrag verlaufende Striche die kleinere Amphore hat eine Hohe von 20 cm einen Umfang von 66 cm und einen Mundungsdurchmesser von 7 7 cm Der Hals ist mit einem Rautengitter verziert die Schuter mit einer Punktreihe einer horizontalen Linie und senkrechten Streifen Die kleinere Amphore war bis zum Rand mit Gerste gefullt die ein Hamster hier eingelagert hatte 19 Nach Beendigung der Ausgrabungen in diesem Teil des Hugels wurde die grosse Grabplatte durch die Gemeinde Baalberge entfernt und fur einen Bismarck Stein verwendet der 1902 an der Kirche des Orts eingeweiht wurde 1953 wurde er jedoch geschleift und beim damaligen Karosseriewerk versenkt Seine genaue Lage ist unbekannt Die Steinkiste der Schnurkeramik Bearbeiten Am Westhang des Hugels wurde etwa auf halber Hohe in nur 50 cm Tiefe unter der Oberflache bzw 2 50 m unterhalb der Hugelspitze eine kleine Steinkiste aus Rogenstein entdeckt die etwa nordost sudwestlich orientiert war Die Kiste war 1 05 m lang ihre Breite betrug 0 70 m im Sudwesten und 0 60 m im Nordosten Ihre Hohe betrug 0 50 m Die Wandplatten hatten Dicken von 5 7 und 8 cm die beiden Deckplatten waren 5 und 7 cm dick Auch den Boden bildete eine Platte 20 Die Bestattung war etwas besser erhalten als in den alteren Grabern Sie bestand aus einem Skelett in rechter Hockerlage ausgerichtet nach Suden mit Blick nach Osten Der Kopf ruhte auf einem flachen Stein Als Grabbeigaben wurden zwei typische Gefasse der Schnurkeramik gefunden Das erste stand vor dem Gesicht des Toten Es handelte sich um einen Osenbecher mit einer Hohe von 15 5 cm Sein Hals war mit Strichreihen verziert In seinem Inneren wurde ein grosses Feuersteinmesser gefunden Das zweite Gefass stand in der Nordostecke vor den Fussen des Toten Es handelte sich um einen Becher von 10 8 cm Hohe mit Schnurverzierung am Hals 21 Die bronzezeitlichen Graber Bearbeiten Etwa in der Mitte des Hugels liegt oberhalb des Zentralgrabs und leicht nach Westen versetzt eine Gruppe Grabkammern der fruhbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur Diese waren in drei Schichten angeordnet Die Graber der beiden oberen Schichten waren beraubt weshalb sie von Hofer nur kurz beschrieben aber im Grabungsplan nicht aufgenommen wurden Die erste Schicht von Grabern befand sich in einer Tiefe von nur 0 75 1 00 m unter der Hugelspitze Sie bestand aus drei Steinkisten von denen die grosste eine Deckplatte mit einer Lange von 1 00 m einer Breite von 0 75 m und einer Dicke von 0 25 m besass Die zwei daneben liegenden Kisten hatten Deckplatten mit 0 75 m Lange und 0 50 m Breite Alle drei Graber waren vollstandig fundleer Die zweite Schicht von Grabern lag in einer Tiefe von etwa 1 50 m unter der Hugelspitze Diese Gruppe bestand aus sechs Steinkisten die unter dem Hugelplateau und sudlich davon lagen Die einzigen Funde dieser gestorten Bestattungen waren einige Keramikscherben die von Hofer nicht naher beschrieben wurden 22 Ungestort war hingegen eine dritte Schicht von Grabern Diese lagen 2 50 m unter der Hugelspitze und waren nach oben hin durch dicke Steinpackungen geschutzt Die Grabergruppe war nordwest sudostlich orientiert und bestand aus mindestens vier oder funf Kammern Den nordwestlichen Bereich bildeten zwei nebeneinander liegende und einander sehr ahnliche Graber Das nordostliche hatte eine Gesamtlange von 2 00 m eine Breite von 0 98 m und eine Hohe von 0 70 m Durch zusatzliche Steinplatten an den Langseiten war seine Breite aber auf 0 67 m verengt Weiterhin wurde durch eine quergestellte Platte vom eigentlichen Grab eine kleine fundleere Vorkammer abgetrennt In der 1 50 m langen Grabkammer wurde ein schlecht erhaltenes Skelett gefunden das in rechter Hockerlage nach Westen ausgerichtet mit dem Gesicht nach Suden bestattet war Grabbeigaben wurden nicht gefunden 23 Das sudwestlich hiervon gelegene Grab war mit dem ersten zeitgleich erbaut worden denn beide teilten sich eine gemeinsame Langseite sowie eine gemeinsame Deckplatte von 0 25 m Dicke Dieses Grab hatte eine Lange von 1 75 m eine Breite von 0 80 m und eine Hohe zwischen 0 60 m und 0 70 m Von der Bestattung waren nur noch einige nicht naher beschriebene Skelettreste vorhanden Als einzige Grabbeigabe wurde ein Stuckchen Bronze gefunden 23 Sudostlich dieser beiden Graber befand sich eine einzelne Kammer Sie hatte eine Lange von 1 50 m und eine Breite von 1 38 m im Nordosten bzw 1 08 m im Sudwesten Der einzige hierin gefundene Gegenstand war eine Tasse der alteren Bronzezeit mit tief angesetztem Henkel und gerundeten Umbruchen 23 Weiter nach Sudosten schloss sich eine weitere Grabkammer an Sie hatte eine Lange von 2 90 m eine Breite von 0 80 m und eine Hohe von 0 50 m Diese Kammer war nordnordost sudsudwestlich ausgerichtet Die Deckplatte bestand aus Roggenstein und hatte eine Dicke von lediglich 2 5 3 cm Im Inneren der Kammer wurden Reste von Eichenholz entdeckt die wohl zu einer Deckenbohle nicht aber zu einem kompletten Sarg gehorten Am Sudende wurden zudem funf Eichenpfahle gefunden die eine Hohe von 50 cm und eine Dicke von 20 cm hatten Sie waren unten zugespitzt und mit einer Lehmschicht befestigt Die Pfahle dienten sicherlich als Stutze entweder direkt fur die Steinplatte oder fur die holzerne Bohle Von der Bestattung wurden einige Reste gefunden darunter im Suden ein zerbrochener Unterkiefer mit gut erhaltenen Zahnen Grabbeigaben wurden in der Kammer selbst nicht gefunden auf der Oberseite der Deckplatte lagen hingegen mittig zwei Bronzedolche Der kleinere war schlecht erhalten und bestand nur noch aus einem 7 4 cm langen Bruchstuck von der oberen Klinge mit drei Nieten Der Griff war nicht erhalten Der grossere Dolch hatte eine Lange von 30 cm Er weist sechs Nieten und einen sprossenartigen Griff mit ovalem Krauf auf Beide Dolche datieren in die altere Bronzezeit Periode I 24 1 50 m sudlich dieses Grabes wurde eine zweite Reihe von in Lehm gesetzten Holzpfahlen entdeckt Diese gehorten wahrscheinlich zu einer weiteren Grabkammer die aber nicht naher untersucht wurde 25 Literatur BearbeitenHermann Behrens Grosse Grabhugel Grosssteingraber und grosse Steine im unteren Saalegebiet Museum Schloss Bernburg Bernburg 1963 Hans Jurgen Beier Die Grab und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur Halle Saale 1984 S 102 Hans Jurgen Beier Die Kugelamphorenkultur im Mittelelbe Saale Gebiet und in der Altmark Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle Band 41 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1988 ISBN 978 3 326 00339 9 S 113 114 Johann Christoph Bekmann Historie des Furstenthums Anhalt Zerbst 1710 S 140 Online Walther Bremer Baalberg In Max Ebert Hrsg Reallexikon der Vorgeschichte Band 1 de Gruyter Berlin 1924 S 308 Carl Engel Bilder aus der Vorzeit an der mittleren Elbe 1 Stein und Bronzezeit Hopfer Burg 1930 S 120 Wilhelm Albert von Brunn Kenntnis und Pflege der Bodendenkmaler in Anhalt In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 41 42 1958 S 28 71 Wilhelm Alber von Brunn Die Bernburger Grabhugel Ihre Geschichte und ihre Bedeutung fur die Vertikalstratigraphie des Spatneolithikums In Prahistorische Zeitschrift Band 52 1977 S 4 27 Karsten Falke Andreas Neubert Baalberge 8 Fruhjahrsexkursion des Arbeitskreises Archaologie im Bernburger Land und des Vereins fur Anhaltische Landeskunde am 26 April 2014 Online Ulrich Fischer Die Graber der Steinzeit im Saalegebiet Studien uber neolithische und fruhbronzezeitliche Grab und Bestattungsformen in Sachsen Thuringen Vorgeschichtliche Forschungen Band 15 De Gruyter Berlin 1956 S 48 54 Fabian Gall Steinzeitlandschaft Latdorf Kleine Hefte zur Archaologie in Sachsen Anhalt Band 1 Landesamt fur Archaologie Sachsen Anhalt Landesmuseum fur Vorgeschichte Halle Saale 2003 ISBN 3 910010 70 9 S 8 9 Paul Grimm Die Baalberger Kultur in Mitteldeutschland In Mannus Band 19 1937 S 155 187 Paul Hofer Baalberge In Jahresschrift fur die Vorgeschichte der sachsisch thuringischen Lander Band 1 1902 S 16 49 Online F Jacobs et al Geoelektrisch tomographische Messungen an ortsfesten Bodendenkmalen Theoretische Grundlagen und erste Ergebnisse In Ausgrabungen und Funde Band 39 Heft 4 1994 S 169 179 Caroline Janick Neue Untersuchungen zur spatbronze fruheisenzeitlichen Besiedlung in der Gemarkung Baalberge Salzlandkreis Der Fundplatz Einfamilienhaus am Schneiderberg In Archaologie in Sachsen Anhalt Band 10 2021 S 251 260 Paul Kupka Die Wurzeln der mitteldeutschen Steinzeittonware In Beitrage zur Geschichte Landes und Volkskunde der Altmark Band 4 1922 S 364 384 Hans Lucas bearbeitet von Ulrich Fischer Kataloge zur Mitteldeutschen Schnurkeramik Band 2 Saalemundungsgebiet Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte in Halle Band 20 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1965 S 3 Gerhard Mildenberger Studien zum mitteldeutschen Neolithikum Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Dresden Band 2 1953 S 23 24 Andreas Neubert Zur spatbronzezeitlichen Besiedlung bei Baalberge Lkrs Bernburg ein Vorbericht In Stratum Band 2 1997 S 15 26 Andreas Neubert Studien zu einer spatbronzezeitlichen Siedlung Am Schneiderberg Geratehalle bei Baalberge Ldkr Bernburg Sachsen Anhalt Magisterarbeit Halle Saale 1998 Andreas Neubert Zur spatbronzezeitlichen Besiedlung von Baalberge Ldkr Bernburg In Archaologische Berichte aus Sachsen Anhalt Band 1997 I 1999 S 343 364 Nils Niklasson Der stratigrafische Aufbau des Baalberger Hugels bei Bernburg des Pohlsberges bei Latdorf und des Derfflinger Hugels bei Kalbsrieth In Mannus Band 16 1924 S 49 Nils Niklasson Studien uber die Walternienburg Bernburger Kultur 1 Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 13 Halle Saale 1925 Online Joachim Preuss Die Baalberger Gruppe in Mitteldeutschland Akademie Verlag Berlin 1966 Hans Priebe Die Westgrenze der Kugelamphoren In Mitteldeutsche Volkheit Band 6 1939 S 10 Andreas Sattler Die Graber der Aunjetitzer Kultur im Saalegebiet Zum Totenritual auf Grundlage der alteren Befunde Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie Band 267 Habelt Bonn 2015 ISBN 978 3 7749 3941 7 S 89 Waldtraut Schrickel Katalog der mitteldeutschen Graber mit westeuropaischen Elementen und der Galeriegraber Westdeutschlands Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie des Mittelmeer Kulturraumes Band 5 Rudolf Habelt Bonn 1966 S 391 392 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schneiderberg Baalberge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien baalberge de Chronik der Gemeinde Baalberge Die Ausgrabungen am Schneiderberg 1901 grosssteingraeber de Der Schneiderberg Baalberge bei Bernburg The Megalithic Portal Schneiderberg Baalberge Museum Digital Sachsen Anhalt Schneiderberg Baalberge archaeologie bernburg de BodendenkmaleEinzelnachweise Bearbeiten Caroline Janick Neue Untersuchungen zur spatbronze fruheisenzeitlichen Besiedlung in der Gemarkung Baalberge Salzlandkreis Der Fundplatz Einfamilienhaus am Schneiderberg 2021 S 252 256 Andreas Neubert Zur spatbronzezeitlichen Besiedlung von Baalberge Ldkr Bernburg 1999 S 355 356 Paul Hofer Baalberge 1902 S 16 17 Paul Hofer Baalberge 1902 S 17 Andreas Neubert Zur spatbronzezeitlichen Besiedlung bei Baalberge Lkrs Bernburg ein Vorbericht 1997 Andreas Neubert Studien zu einer spatbronzezeitlichen Siedlung Am Schneiderberg Geratehalle bei Baalberge Ldkr Bernburg Sachsen Anhalt 1998 Andreas Neubert Zur spatbronzezeitlichen Besiedlung von Baalberge Ldkr Bernburg 1999 Caroline Janick Neue Untersuchungen zur spatbronze fruheisenzeitlichen Besiedlung in der Gemarkung Baalberge Salzlandkreis Der Fundplatz Einfamilienhaus am Schneiderberg 2021 F Jacobs et al Geoelektrisch tomographische Messungen an ortsfesten Bodendenkmalen 1994 S 174 177 C Hornig Archaologische Fundchronik des Landes Sachsen Anhalt 1998 In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 82 1998 S 231 232 Online Paul Hofer Baalberge 1902 S 19 20 Paul Hofer Baalberge 1902 S 29 30 Paul Hofer Baalberge 1902 S 20 a b Paul Hofer Baalberge 1902 S 30 31 Paul Hofer Baalberge 1902 S 31 32 Paul Hofer Baalberge 1902 S 23 24 27 28 Paul Hofer Baalberge 1902 S 24 Paul Hofer Baalberge 1902 S 28 29 Paul Hofer Baalberge 1902 S 25 27 Paul Hofer Baalberge 1902 S 35 Paul Hofer Baalberge 1902 S 35 36 Paul Hofer Baalberge 1902 S 20 21 a b c Paul Hofer Baalberge 1902 S 21 Paul Hofer Baalberge 1902 S 21 23 Paul Hofer Baalberge 1902 S 23 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schneiderberg Baalberge amp oldid 232309310