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Das von 1990 bis 1992 untersuchte Galeriegrab Calden II liegt im nordhessischen Landkreis Kassel etwa 100 m sudlich des Erdwerks von Calden und weist enge Verbindungen zur Galerie I auf Chronologisch ist es junger und zeigt Parallelen zur Nutzungsphase B des Erdwerks Galeriegrab Calden IIDas rekonstruierte Galeriegrab Calden II Das rekonstruierte Galeriegrab Calden IIGaleriegrab Calden II Hessen Koordinaten 51 23 51 8 N 9 22 56 8 O 51 39773 9 38244 Koordinaten 51 23 51 8 N 9 22 56 8 OOrt Calden Hessen DeutschlandEntstehung um 3100 v Chr Schema einer Galerie am Beispiel Pierre aux Fees Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 3 Funde 3 1 Bestattungen 3 2 Beigaben 4 Zeitstellung 5 Galeriegrab I und II im Vergleich 6 Spatere Aktivitaten 7 Literatur 8 WeblinksLage BearbeitenDas Galeriegrab II liegt ausserhalb des doppelten Grabenringes des Erdwerks unter einem Wirtschaftsweg Die Anlage wurde 1969 beim Verlegen einer Wasserleitung angeschnitten Eine spatere Kontrolle liess den Verdacht auf ein Galeriegrab aufkommen zumal 1969 bereits Quarzitblocke und menschliche Knochen zutage gekommen waren Suchschnitte bestatigte den Verdacht In der Folge wurde die Megalithanlage parallel zum Erdwerk untersucht Beschreibung BearbeitenDie jungsten Eingriffe und altere Storungen von der Bronzezeit bis ins Mittelalter haben die Anlage mehr als Galeriegrab I in Mitleidenschaft gezogen Dass eine Rekonstruktion moglich ist liegt an der Konstruktionsweise Ahnlich wie beim Erdwerk wurden die Fundamentgraben der Tragsteine in den anstehenden Muschelkalk eingetieft Gleiches gilt fur die Grabsohle so dass sich die Befunde gegenuber spateren Storungen als extrem robust erwiesen Das Galeriegrab ist Sudwest Nordost orientiert der Zugang befindet sich im Nordosten Die Aussenlange betragt 11 9 m die maximale Breite 3 8 m Anhand der Standspuren und der Ausbruchgruben zum Entfernen von Steinen kann die Anzahl der ehemaligen Wandsteine auf 18 festgelegt werden je acht Seiten und je ein Endstein Erhaltene Tragsteine ermoglichen eine Rekonstruktion der lichten Hohe der Kammer Sie lag bei etwa 1 4 m im Zugangsbereich und 1 05 m im hinteren Teil Wie beim Galeriegrab I bleibt auch die Gestaltung des Zugangs unsicher Anhand der Parallelen im nordhessischen Gebiet der Galeriegraber vom Typ Zuschen ist ein antenartiger Zugang und ein Seelenloch die wahrscheinlichste Variante Die Zahl der Decksteine bleibt ungewiss wobei sieben eine denkbare Menge darstellt Die Anlage durfte uberhugelt gewesen sein Zahlreiche Kalk und Sandsteinplatten um die Anlage sprechen fur einen von Trockenmauerwerk gefassten Hugelfuss und im Zugangsbereich fur eine ebensolche Fassade Funde BearbeitenBestattungen Bearbeiten Trotz der Storungen waren die Bestattungen im hinteren Kammerdrittel gut erhalten Das Ritual scheint in grossen Teilen deckungsgleich mit dem im Galeriegrab I festgestellten gewesen zu sein Beobachtungen wahrend der Grabung und anthropologische Analysen bestatigen dass die Toten in gestreckter Ruckenlage koaxial zur Anlagenachse mit dem Kopf zum Zugang Nordosten niedergelegt wurden Nebenbei gibt es Anzeichen fur eine Orientierung von Kinderleichen quer zur Achse Vereinzelt auftretender Leichenbrand belegt die birituelle Bestattungsweise ein in der Wartbergkultur mehrmalig auftretender Befund Die Individuenzahl liegt bei mindestens 78 Bezogen auf die gesamte Kammer kann von 200 Bestatteten ausgegangen werden Beigaben Bearbeiten Auch die Beigabensitte entspricht der von Galeriegrab I Die Keramikfunde konzentrieren sich auf den Bereich vor dem Zugang mit Indizien fur eine in situ Zerscherbung Zu den Gefassen zahlen eine Tontrommel mit Buckel und Lochverzierung letztere im Fussbereich eine tiefstichverzierte und eine kalottenformige Schale mit Bandhenkel ein Kragenflaschenfragment sowie Randscherben von eiformigen Topfen mit tiefen Einstichen unterhalb des Randes wie sie als Leitform der Nutzungsphase B des Erdwerks auftreten Ebenfalls im Zugangsbereich wurde das Fragment eines grossen Rechteckbeiles aus Wiedaer Schiefer gefunden Aus dem Kammerinneren stammt eine zweite Tontrommel die wohl im Rahmen des Totenkultes eingesetzt wurde Die ubrigen Funde in der Bestattungsschicht bestehen aus durchbohrten Zahnen von Braunbar Dachs Fuchs Hund Pferd und Wolf unretuschierten Feuersteinklingen sowie einer Reihe von triangularen und querschneidigen Pfeilspitzen aus Feuerstein und Kieselschiefer Bemerkenswert sind eine ringformige Bernsteinperle und eine polierte durchbohrte Knochenscheibe Zeitstellung BearbeitenZwei 14C Datierungen an menschlichen Knochen ergaben gegenuber Galeriegrab I ein deutlich jungeres Alter um 3100 v Chr Das Ergebnis stimmt mit der Keramik der Nutzungsphase B des Erdwerks und der typochronologischen Datierung der Tiefstichkeramik uberein Galeriegrab I und II im Vergleich BearbeitenDas Baumaterial wurde durch die lokale Verfugbarkeit des Tertiarquarzits bestimmt In den Kammerabmessungen sind deutliche Affinitaten vorhanden Augenfallig wird dies bei den Kammerbreiten die kaum auf Zufall beruhen durften Der Abstandswert fur die Mitte der Fundamentgraben der zwischen 2 65 und 2 80 schwankt entspricht dem Doppelten des Masses das fur die Breite der Zugange ins Erdwerk ermittelt wurde In der Lange scheint Galeriegrab I die spatere Anlage II um ein Wandsteinpaar ubertroffen zu haben Grabritus und Beigabensitte entsprechen sich bis ins Detail Wobei Leichenbrand in Galeriegrab I nicht beobachtet wurde was aber moglicherweise auf die damalige Grabungstechnik 1948 zuruckzufuhren ist Galeriegrab I wurde nach der Keramik und den 14C Daten zu urteilen am Beginn der Wartbergkultur um oder vor 3400 v Chr errichtet Fur Galeriegrab II gibt es dagegen keine Indizien die eine Konstruktion wesentlich vor 3200 v Chr zulassen Die Anlagen folgen demnach aufeinander verbunden durch eine Tradition in Architektur und Ritus Spatere Aktivitaten BearbeitenWann die Demontage des Galeriegrabes begann ist nicht zu ermitteln Becherscherben im Storungsbereich oberhalb eines verkippten Wandsteines gehoren in die Zeit der Einzelgrabkultur 2800 2300 v Chr Am Ende der mittleren Bronzezeit 1600 1300 v Chr wurde ein Stein entfernt In der entstandenen Grube wurde ein Feuer entfacht und nach dem Erkalten der Glut ein sechs Monate altes Schaf niedergelegt und mit einer Steinpackung abgedeckt Es ist denkbar dass zu diesen rituellen Aktivitaten auch die Versenkung des unmittelbar benachbarten Wandsteines gehorte fur den eine Grube in den anstehenden Kalk des Kammerbodens geschlagen wurde Ein dichtes Scherbenlager belegt Aktivitaten am Galeriegrab bis in die Eisenzeit Fur den besonders massiven sudostlichen Abschlussstein ist schliesslich eine Entfernung im Hochmittelalter nachweisbar Literatur BearbeitenDirk Raetzel Fabian Die archaologischen Ausgrabungen bei Calden 1988 1992 Vom Befund zur Interpretation Jahrbuch 93 des Landkreises Kassel Kassel 1992 7 14 Kerstin Schierhold Studien zur Hessisch Westfalischen Megalithik Forschungsstand und perspektiven im europaischen Kontext Munstersche Beitrage zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie Band 6 Leidorf Rahden Westf 2012 ISBN 978 3 89646 284 8 S 288 291 Otto Uenze Das Steinkammergrab von Calden Kr Hofgeismar In Steinzeitliche Grabungen und Funde Hrsg Otto Uenze Kurhessische Bodenaltertumer 1 Marburg 1951 22 31 gemeint ist Calden I Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Galeriegrab Calden II Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Eco Pfad Archaologie Calden Reisefuhrer The Megalithic Portal Calden 2 strahlen org rekonstruiertes Grosssteingrab Calden 2 Calden bei Kassel Dirk Raetzel Fabian Das Galeriegrab Calden II Eco Pfad Archaologie CaldenVGaleriegraber in HessenCaldener Gruppe Calden I1 Calden IILahn Gruppe Mensfelden Niedertiefenbach Niederzeuzheim Oberzeuzheim I1 Oberzeuzheim II SchadeckMittelhessische Graber Ebsdorf Giessen Kleinlinden2 Lohra Muschenheim Heiliger Stein Zuschener Gruppe Altendorf2 Gleichen Gudensberg Lautariusgrab Zuschen I Zuschen II2 Zuschen III2 Zuschen IV21umgesetzt 2zerstort Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Galeriegrab Calden II amp oldid 233396866