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Die Blatterhohle Katasternummer 4611 090 vormals 4710 114 ist der heute noch zugangliche Teil einer ursprunglich grosseren Felshohle Sie liegt am Weissenstein im Lennetal in der westfalischen Stadt Hagen Die dort entdeckten Menschenreste aus der spaten Altsteinzeit fruhen und spaten Mittelsteinzeit und der Jungsteinzeit sind von grosser Bedeutung fur die archaologische Forschung Im Sommer 2010 wurde die Finanzierung eines Forschungsprojektes von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Erforschung dieser Hohle genehmigt das an der Universitat zu Koln betreut wird Seit 2014 erfolgen die Untersuchungen unter dem Dach eines Forschungsverbundes aus mehreren Universitaten dem Landschaftsverband Westfalen Lippe dem Land Nordrhein Westfalen und der Stadt Hagen BlatterhohleEingang zur Blatterhohle Zustand im Sommer 2005 Eingang zur Blatterhohle Zustand im Sommer 2005 Lage Sauerland DeutschlandGeographischeLage 51 21 30 N 7 33 4 O 51 358333333333 7 5511111111111 Koordinaten 51 21 30 N 7 33 4 OBlatterhohle Nordrhein Westfalen Katasternummer 4611 090Entdeckung 1983Gesamtlange 91 5 mNiveaudifferenz 7 mBesonderheiten Menschenreste aus dem Beuronien hier etwa 9200 8650 v Chr und der jungeren Neusteinzeit hier etwa 3900 3000 v Chr Website Webseite des historischen Centrums Hagen Inhaltsverzeichnis 1 Lage der Hohle 1 1 Teil einer Geschichtslandschaft 1 2 Naturschutzgebiet 2 Fundgeschichte 3 Bedeutung der Funde 4 Archaologische Befunde 5 Erforschung 6 Aufbewahrung der Funde 7 Bekannte Hohlen in der Umgebung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 10 1 Fotos Videos und virtuelle Rundgange 11 EinzelnachweiseLage der Hohle BearbeitenDie Hohle befindet sich in einem sich zum Canyon verengenden Seitental der Lenne am Weissenstein in Hagen Holthausen 1 Die grossen leuchtend weissen Kalkfelsen des Weissensteins bilden eine weithin sichtbare Landmarke im unteren Lennetal Topographisch steht das Felsmassiv am Anfang des Flussbereichs der Lenne der sich ab Hohenlimburg nach Suden zu einem tiefen Gebirgstal verengt Nordlich vom Weissenstein offnet sich das Lennetal zu einer weiten Terrassenlandschaft die durch das Ruhrtal und die sudlichen Auslaufer des Ardeygebirges mit dem beherrschenden Syberg abgeschlossen wird In ihrer ursprunglichen Form entsprach die Blatterhohle offenbar einem Abri bzw einer grossen Portalhohle deren Eingangsbereich etwa wahrend der spaten Mittelsteinzeit einsturzte Nach neueren Erkenntnissen kommen solche Felsdacher und Uberhange an Felswanden im sauerlandischen Massenkalk haufig vor Da sie von meterhohen Hangsedimenten verschuttet sind wurden sie bis auf die Blatterhohle in diesem Gebiet noch nicht wissenschaftlich untersucht Nach der Grabungskampagne im Sommer 2012 zeichnet sich die Decke einer mit Sediment vollstandig verfullten grosseren Portalhohle immer deutlicher ab Teil einer Geschichtslandschaft Bearbeiten Die Umgebung der Blatterhohle zahlt zu den bedeutendsten Geschichtslandschaften in Nordrhein Westfalen Direkt gegenuber der Blatterhohle befindet sich das imposante Felsentor der Hunenpforte der Rest einer gewaltigen Einsturzhohle In Blickrichtung vom Weissenstein nach Suden auf das Schloss Hohenlimburg endet die aus mitteldevonischem Massenkalk aufgebaute Felsformation mit dem Raffenberg der die Ruine einer kurkolnischen Landesburg aus dem 13 Jahrhundert tragt Die sich daran anschliessenden Gebirgszuge gehoren bereits zum sauerlandischen Bergland Sudlich wird das Tal durch den Burgberg der 1242 erstmals urkundlich erwahnten Hohenlimburg abgeriegelt In diesem engen Talabschnitt liegt die Oeger Hohle in der zahlreiche archaologische Funde seit dem Jungpalaolithikum jungere Altsteinzeit und vor allem aus der Jungsteinzeit entdeckt wurden Seit dem Mittelalter ranken sich um die romantisch gelegenen Felsformationen im Lennetal zahlreiche Sagen Legenden und Mythen Viele der im Volksglauben uberlieferten Geschichten handeln von Riesen Raubrittern Zwergen Werwolfen Gespenstern und Weissen Frauen die im Umfeld des Weissensteins der Hunenpforte und des Raffenberges ihr Unwesen getrieben haben sollen Naturschutzgebiet Bearbeiten Bei den Kalkbuchenwaldern auf dem Weissenstein die einer einzigartigen Vegetation mit Orchideen und anderen geschutzten Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bieten handelt es sich um ein Naturschutzgebiet von europaischem Rang NSG Mastberg und Weissenstein Der am Fusse des Weissensteins liegende Barmer Teich ist einer der wenigen verkarsteten Quellteiche in Europa und die einzige Vauclusequelle in Westfalen Strassenbau und andere Baumassnahmen haben diesen Teich in den 1960 70er Jahren in Teilen zerstort Wie der gesamte Weissenstein stehen auch die Reste des Barmer Teiches unter Natur und Landschaftsschutz Fundgeschichte BearbeitenAls archaologischer Fundplatz wurde die nahere Umgebung der Blatterhohle bereits vor 1930 bekannt nachdem der Hagener Lehrer Albert Schafer auf dem Weissenstein und auf den Feldern in seinem Umfeld zahlreiche Steinartefakte entdeckte Aus Hohlen an der Hunenpforte sind steinzeitliche Artefakte und prahistorische Keramikscherben bekannt Sie wurden in die spate Altsteinzeit in die Jungsteinzeit und in die Eisenzeit datiert 1983 entdeckte der Arbeitskreis Kluterthohle AKKH ein mit Laub verfulltes Loch das unter der Katasternummer 4710 114 spater umgruppiert zu 4611 090 dokumentiert wurde Die Hohle wurde als Blatterloch in der Hohlenkataster eingetragen Da der Weissenstein unter Naturschutz steht wurde von weiteren Befahrungen durch die Hohlenforscher abgesehen Im Februar 2004 wurde der AKKH von der Stadt Hagen im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Steinbruchs Donnerkuhle beauftragt die hydrologische Situation im Allgemeinen und den Grundwasserspiegel am Weissenstein im Besonderen zu untersuchen Nach Einbau eines Hohlenschutztors wurden zur Uberwindung einer Engstelle etwa 20 Tonnen Sediment uberwiegend Trummer und Felsschutt im verschutteten Eingangsbereich der Hohle in etwa 250 Stunden entnommen Da bei diesen Arbeiten Tierschadel und Kleinknochen gefunden wurden entschloss sich der AKKH das abgetragene Material in einer Halle fur weitere Untersuchungen zwischenzulagern Im weiteren Verlauf der Grabungen und zwar an eine eng begrenzten Stelle im Hohleninneren die spater bei wissenschaftlichen Grabungen eingehend untersucht wurden wurden Menschenknochen Schadel und Langknochen gefunden Die Grabungen wurden zunachst eingestellt Nach Anzeige des Fundes bei der Unteren Denkmalbehorde bekam der AKKH die Freigabe die Forschungen unter wissenschaftlicher Aufsicht fortzusetzen Dabei gelang der Durchbruch in einen offenen mit Sinter geschmuckten Gangbereich nbsp 2004 in der Blatterhohle gefundener Schadel einer SteinzeitfrauDie Menschenknochen wurden zunachst seitens der Rechtsmedizin auf alter als 100 Jahre bestimmt Ein fur die Strafverfolgung relevantes Verbrechen war damit auszuschliessen Ralf Blank vom Historischen Centrum Hagen erkannte in den Knochen steinzeitliche Funde andere Fachleute hielten sie aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes fur wenige 100 Jahre alt Keine der beteiligten Stellen war bereit die Kosten fur eine Altersbestimmung der Funde zu ubernehmen Nach der Vermessung der Hohle durch den AKKH erstellte dieser einen ersten detaillierten Hohlenplan Im August 2004 gab der AKKH auf eigene Rechnung eine erste Datierung der Knochen nach der Radiokohlenstoffmethode in Auftrag die Kosten wurden dem AKKH durch die Stadt Hagen erstattet Anfang September 2004 wurde die alteste Knochenprobe auf ein Alter von 10 700 Jahren die jungste auf 5 600 Jahre datiert Insgesamt konnten die Skelettreste in unterschiedliche Abschnitte der Mittelsteinzeit und der Jungsteinzeit datiert werden Weitere Datierungen die von der Stadt Hagen nach geausserten Zweifeln unter anderem an der University of Oxford in Auftrag gegeben wurden bestatigten teilweise auf das Jahr genau die ersten Radiokarbondaten Im November 2004 wurde ein Teil der Fundstucke erstmals im neu eroffneten Hagener Museum fur Ur und Fruhgeschichte Schloss Werdringen ausgestellt In einem Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Hagen und dem Arbeitskreis Kluterthohle wurde Anfang 2005 die weitere Zusammenarbeit geregelt Aufgrund des Vertrages verblieben die Funde in Hagen obwohl der AKKH nach 984 BGB halftiger Eigentumer der Funde ist Daraufhin wurde die Blatterhohle durch den AKKH mit einem zweiten Tor und einer Alarmanlage versehen Die benachbarten Hohlen Hufeisenhohle und Sallowskihohle wurden ebenfalls vom AKKH verschlossen Weitere Datierungen und Funde bestatigten 2005 bis 2006 diese ersten Analysen die durch weitere Ergebnisse erganzt wurden Anfang 2005 bildete sich eine Arbeitsgruppe aus Hohlenforschern und Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachrichtungen unter der Leitung von Jorg Orschiedt Sie untersucht seitdem die Funde und fuhrt systematische Grabungen und Prospektionen im Fundgebiet durch Umfangreiche Grabungen erfolgen auch vor der Hohle Die ersten Grabungen und Untersuchungen wurden bis 2009 durch die Stadt Hagen finanziert und gefordert Die neu entdeckten Teile wurden im Marz 2006 durch den Arbeitskreis Kluterthohle vermessen und ein kompletter Plan erstellt Ein zweiter Hohlenteil mit 5 m Ganglange und weiteren Menschenknochen wurde 2007 entdeckt Der zweite Eingang wurde sofort vom AKKH verschlossen 2009 wurde nach Aufmeisselung eines engen Schachtspaltes am Ende der Hohle durch den AKKH eine 10 m lange Fortsetzung entdeckt in der bisher keine Menschenknochen entdeckt wurden Die wissenschaftlichen Grabungen und Untersuchungen werden bis heute fortgefuhrt Parallel zu den Grabungen erfolgen unter anderem auch genetische Untersuchungen die teilweise am Max Planck Institut Leipzig und an der Johannes Gutenberg Universitat zu Mainz durchgefuhrt werden Bedeutung der Funde BearbeitenDie bis zu 11 300 Jahre alten mittelsteinzeitlichen Funde sowie 2022 entdeckte Menschenreste der spaten Altsteinzeit vor rund 12 000 Jahren aus der Blatterhohle sind die bisher fruhesten direkten archaologischen Nachweise des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens in Westfalen und im Ruhrgebiet Daruber hinaus zahlen diese Funde zu den fruhesten Menschenresten aus der Nacheiszeit in Europa Vergleichbar alte Menschenreste aus der Mittelsteinzeit sind vor allem aus Hohlen in Belgien und Suddeutschland bekannt 2011 wurde das Schadelteil eines jugendlichen Menschen aus der Blatterhohle auf das Alter von rund 11 300 Jahren datiert 2023 kamen auch menschliche Uberreste aus der spaten Mittelstein Zeit vor etwa 6500 v Chr zu Tage Die im mitteleuropaischen Fund Zusammenhang ebenfalls sehr selten sind und an der Grenze zum Neolithikum stehen Die Menschenreste aus der spaten Altsteinzeit darunter der Unterkiefer eines 6 7 jahrigen Kindes stellen auch in West und Mitteleuropa sehr seltene Funde dar Begleitende naturwissenschaftliche Untersuchungen die 2023 veroffentlicht wurden belegen innerhalb der Jungeren Dryas Kaltzeit eine Warmphase in der Jagergruppen aus dem heutigen Suddeutschland und Frankreich in den nordlichen Mittelgebirgsraum eingewandert sein mussen Im Gegensatz zu den Stielspitzen der Rentierjager des spatpalaolithischen Ahrensburg finden sich in der Blatterhohle charakteristische Ruckenspitzen zusammen mit Rothirsch und anderen Tieren wie sie auch in Frankreich zusammen mit einer fur eine Warmphase typischen Tierwelt gefunden wurden Altersmassig vergleichbare Funde sind in Nordrhein Westfalen bisher nur aus der rund 30 Kilometer entfernt im Honnetal liegenden Balver Hohle bekannt In unhorizontierten Altfunden einer Grabung von 1939 wurde hier uber die Radiokohlenstoffmethode im Jahre 2003 das kleine Schadelfragment eines Menschen auf ein Alter von 10 400 Jahren datiert Anders als in der Blatterhohle sind die naheren Fundumstande und weitere Befunde nicht bekannt Der Schadelrest ist im Westfalischen Museum fur Archaologie in Herne ausgestellt Auch die jungsteinzeitlichen Funde aus der Blatterhohle haben grosse Bedeutung Bestattungen aus dieser Zeit die der Michelsberger Kultur zuzurechnen sind sind in Europa selten Mit ihrer Datierung in eine Zeit zwischen 4000 und 3000 v Chr konnen die Skelettreste von jungsteinzeitlichen Menschen aus der Blatterhohle in das Ende der Michelsberger Kultur und in eine fruhe Phase der Wartberg Kultur eingeordnet werden Die Kultur erstellte auch Galeriegraber unter anderem in Ostwestfalen am Nordrand des Sauerlandes und in Nordhessen Aufgrund der Zusammensetzung Datierung und Fundsituation ihrer steinzeitlichen Relikte zahlt die Blatterhohle zu den wichtigsten archaologischen Fundorten in Deutschland 2 Daruber hinaus sind die Funde von grosser Bedeutung fur die internationale Steinzeitforschung Mit den Relikten und Befunden in der Blatterhohle vergleichbare Fundkomplexe sind bisher nur aus Hohlen in Suddeutschland und Belgien bekannt geworden Die jungneolithischen Befunde zeigen eine Parallelgesellschaft aus Jagern Sammlern und landwirtschaftlich orientierten Menschen Sie wurden in dieser Form bislang selten archaologisch nachgewiesen Archaologische Befunde BearbeitenDie bisherigen archaologischen Untersuchungen identifizierten mindestens drei Nutzungsphasen der Hohle Spatpalaolithikum Fruhmesolithikum und Jungneolithikum Auf dem Vorplatz der Blatterhohle ist ein nahezu vollstandige Schichtenabfolgen vom bislang Spatpalaolithikum mit zum Endmesolithikum aufgeschlossen worden Sie ist fur den Mittelgebirgsraum derzeit einzigartig und ermoglicht auch klimatische Aussagen Die bisher im Innenraum der Hohle geborgenen mittelsteinzeitlichen Menschenreste Tierknochen und Steinartefakte datieren vor allem in einen fruhen Abschnitt von bis zu 11 300 Jahren Bei Grabungen auf dem Vorplatz konnte ausserdem uber Feuerstellen und Fundschichten eine Stratigrafie von der fruhen bis zur spaten Mittelsteinzeit sowie erstmals 2016 auch aus der spaten Altsteinzeit freigelegt und datiert werden Dieser Befund ist fur den Mittelgebirgsraum nordlich der Alpen bislang einzigartig Die jungsteinzeitlichen Funde stammen aus einem Zeitraum zwischen 4000 und 3000 v Chr und dokumentieren eine Nutzung der Hohle als Begrabnisstatte Sie liefern Erkenntnisse uber Menschen aus der Ubergangszeit vom Jung zum Spatneolithikum Die mittelsteinzeitlichen Skelettreste stammen von zahlreichen Individuen darunter auch Kleinkinder und Jugendliche die zu unterschiedlichen Zeiten im Fruhmesolithikum in der Hohle deponiert wurden Die jungsteinzeitlichen Menschenreste reprasentieren ebenfalls verschiedene Altersgruppen darunter Kinder Jugendliche sowie erwachsene Manner und Frauen bis zum Greisenalter Weitere Befunde sind zu erwarten Tiefer gelegene Sedimente in der Hohle und auf ihrem Vorplatz lassen altere Fundschichten vermuten Bei den Grabungen entdeckte Steinartefakte aus Tiergangen und einzelne C14 datierte Knochen und Holzkohlen aus Bohrungen in tieferen Schichten reichen bislang bereits in das spate Jungpalaolithikum Im Umfeld der Hohle befinden sich weitere zum Teil verschuttete Felsdacher und Hohlen die ebenfalls untersucht werden Daruber hinaus liegen mehrere Oberflachenfundplatze im naheren Umkreis die zahlreiche Artefakte aus dem Mittelpalaolithikum und aus den folgenden prahistorischen Epochen lieferten Wie die Blatterhohle wurden auch die anderen Fundplatze in ihrer Umgebung ab 2004 unter verscharften Bodendenkmalschutz gestellt Nach Meldungen in der Presse und im Fernsehen durfen sie nur noch fur wissenschaftliche Untersuchungen und nach einer vorherigen Genehmigung abgesucht und besichtigt werden um zu verhindern dass wichtige archaologische Funde in Privatsammlungen und im Antiquitatenhandel verschwinden Die Blatterhohle und weitere Fundpunkte sind deshalb unter anderem durch Alarmanlagen Sensoren und Kameras gesichert Bisher wurden nach Meldungen bereits mehrere Strafanzeigen wegen illegaler Fundsuche und Raubgraberei gestellt Einige dieser Personen wurden daraufhin auch belangt Erforschung BearbeitenDie Funde und der Fundort werden seit 2004 von einem internationalen Forschungsteam untersucht Neben der Analyse von Knochen Zahnen Pollen und Sedimenten in verschiedenen Laboren werden seit 2006 auch grossere Grabungen in der Hohle auf ihrem Vorplatz und in ihrem Umfeld durchgefuhrt Eine erste zusammenfassende wissenschaftliche Veroffentlichung der bis 2005 bei der Untersuchung der menschlichen Uberreste gewonnenen Ergebnisse wurde im Januar 2007 von den Archaologen Jorg Orschiedt und Flora Groning vorgelegt siehe Literatur Die Ausgrabungen im Juli und August 2006 bestatigten dass der Eingangsbereich zur Hohle ursprunglich viel grosser gewesen war als durch die heutige Situation vermittelt wird Das eigentliche Portal der Hohle liegt nach den Untersuchungen unter meterhohen Sedimenten von Hang und Frostschutt verborgen Auf dem Vorplatz der Hohle wurden im Sommer 2006 bei wissenschaftlichen Ausgrabungen wichtige Befunde festgestellt die neue Hinweise auf die Nutzung der Blatterhohle geben Neben den Spuren einer Feuerstelle wurden bei der Grabung im August 2006 mehrere charakteristische Mikrolithen viele andere Steinartefakte zahlreiche Knochenreste von Wildtieren und das Teil eines menschlichen Schadeldaches entdeckt Auch die Untersuchung von Sedimenten um Tierbaue in der Hohle lieferte eine grosse Zahl weiterer steinzeitlicher Funde weitere menschliche Fragmente Keramik und Steinartefakte darunter wiederum Mikrolithen aus der Mittelsteinzeit Bei den Grabungen im Sommer 2007 wurden in der Hohle weitere Steinwerkzeuge und Knochen entdeckt Wichtig ist der Befund von drei grossen Wildschweinschadeln die zusammen mit einem Teil gefunden wurden das genau an den Schadel des mittelsteinzeitlichen Menschen angepasst werden konnte Nach Meinung der Archaologen deutet das auf eine Deponierung in der fruhen Mittelsteinzeit hin Allerdings wurden auch Steinwerkzeuge gefunden die offenbar alter sind und aus der spaten Altsteinzeit stammen Im Fruhjahr und Sommer 2008 liefen weitere Grabungen in der Hohle und auf ihrem Vorplatz uber die bisher noch keine Veroffentlichungen vorgelegt wurden Bekannt wurde dass einer der drei grossen Wildschweinschadel die zusammen mit den menschlichen Uberresten aus der fruhen Mittelsteinzeit 2007 in der Hohle entdeckt wurden nach einer C14 Datierung das gleiche Alter besitzt Dies wird als Hinweis gewertet dass die Schadel als Beigabe fur eine oder mehrere Bestattungen gedient haben Aus der fruhen Nacheiszeit sind vergleichbare Befunde in Europa bisher unbekannt Seit Sommer 2010 werden die Forschungsarbeiten durch die DFG finanziert Ein eigenes Projekt an der Universitat Koln steht unter der Leitung des Archaologen Jorg Orschiedt der auch in den vorausgegangenen Jahren die Erforschung betreute Genetische Untersuchungen eines internationalen Forschungsteams ab 2012 erbrachten fur die Blatterhohle erstmals den Nachweis einer neolithischen Parallelgesellschaft aus Jager Sammlern sowie einer agrarisch orientierten Bevolkerung Aufbewahrung der Funde Bearbeiten nbsp Archaologiemuseum Hagen Wasserschloss Werdringen Ausstellungsort mehrerer Funde aus der BlatterhohleDas Fundmaterial wird im Archaologiemuseum Hagen im Wasserschloss Werdringen in Hagen aufbewahrt und dort zum Teil auch ausgestellt Die Stadt Hagen hatte sich nach der Entdeckung der Funde konsequent um einen Verbleib in Hagen bemuht Dadurch wurde verhindert dass diese wichtigen Funde wie die Fossilien aus der Ziegeleigrube Vorhalle in andere Museen gelangten Die Funde aus Vorhalle sind deshalb nur noch als Leihgaben in Hagen zu sehen In der Ausstellung Achtung Ausgrabung im LWL Archaologiemuseum in Herne 1 November 2007 10 August 2008 war der Blatterhohle ein eigener Raum gewidmet wo zeitweise auch die Originalfunde ausgestellt wurden Im Begleitheft zur Ausstellung werden die aktuellen Forschungsergebnisse vorgestellt Funde aus der Blatterhohle waren in der nordrhein westfalischen Landesausstellung 2010 11 zu sehen 3 Im 2009 eroffneten Ruhr Museum in Essen werden als Leihgaben der Stadt Hagen ebenfalls Funde aus der Blatterhohle unter anderem die Nachbildung eines Schadels prasentiert Von Juni 2010 bis Februar 2011 wurde im Historischen Centrum Hagen die Sonderausstellung Das Geheimnis der Blatterhohle Auf der Suche nach den altesten Westfalen gezeigt In der Archaologischen Landesausstellung NRW im LVR Landesmuseum in Bonn 5 September 2015 bis 4 September 2016 bildeten die jungneolithischen Menschenreste aus der Blatterhohle sowie die Gesichtsrekonstruktion eines Frauenschadels ein zentrales Ausstellungsthema Bekannte Hohlen in der Umgebung BearbeitenOeger Hohle Hagen Hohenlimburg zum Teil zerstort Hunenpforte Hagen Hohenlimburg Einsturzhohle mit Hohlensystem Balver Hohle Balve Markischer Kreis Hohler Stein Ruthen Kreis Soest Martinshohle Iserlohn Letmathe Markischer Kreis zerstort Grurmannshohle Iserlohn Letmathe Markischer Kreis Dechenhohle Iserlohn Letmathe Markischer Kreis Schauhohle Kluterthohle Ennepetal Ennepe Ruhr Kreis Schauhohle Heinrichshohle Hemer Markischer Kreis Schauhohle Reckenhohle Balve Binolen Markischer Kreis Schauhohle Siehe auch BearbeitenListe von Hohlen in Hagen Liste von Hohlen im SauerlandLiteratur BearbeitenMichael Baales Wolfgang Heuschen et al Western visitors at the Blatterhohle city of Hagen southern Westphalia during the Younger Dryas A new final palaeolithic assemblage type in western Germany In PLoS ONE 18 5 2023 e0284479 doi 10 1371 journal pone 0284479 Jorg Orschiedt Flora Groning Die menschlichen Skelettreste aus der Blatterhohle Stadt Hagen In Frank M Andraschko Barbara Kraus Birte Meller Hrsg Archaologie zwischen Befund und Rekonstruktion Ansprache und Anschaulichkeit Festschrift fur Prof Dr Renate Rolle zum 65 Geburtstag Schriftenreihe Antiquitates 39 Kovac Hamburg 2007 ISBN 978 3 8300 2711 9 S 349 361 Jorg Orschiedt Flora Groning Thorsten M Buzug Virtuelle Rekonstruktion und stereolithographisches Modell eines jungneolithischen Schadelfundes aus der Blatterhohle in Hagen Nordrhein Westfalen In Archaologische Informationen Band 30 Nr 1 2007 S 1 7 online PDF Datei 168 kB Die Blatterhohle In Ralf Blank Stephanie Marra Gerhard E Sollbach Hagen Geschichte einer Grossstadt und ihrer Region Klartext Essen 2008 ISBN 978 3 89861 893 9 S 57 60 und 64 66 Jorg Orschiedt Jan F Kegler Birgit Gehlen Werner Schon Flora Groning Die Blatterhohle in Hagen Westfalen Vorbericht der ersten archaologischen Untersuchungen In Archaologisches Korrespondenzblatt Band 38 Nr 1 2008 S 13 32 Jorg Orschiedt Birgit Gehlen Werner Schon Flora Groning Die Blatterhohle Eine neu entdeckte steinzeitliche Fundstelle in Hagen Westfalen In Thomas Otten Hansgerd Hellenkemper Jurgen Kunow Michael M Rind Hrsg Fundgeschichten Archaologie in Nordrhein Westfalen Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein Westfalen 9 von Zabern Mainz 2010 ISBN 978 3 8053 4204 9 S 52 54 Jorg Orschiedt Birgit Gehlen Werner Schon Flora Groning Die Blatterhohle in Hagen In Michael Baales Ralf Blank Jorg Orschiedt Hrsg Archaologie in Hagen Eine Geschichtslandschaft wird erforscht Klartext Essen 2010 ISBN 978 3 8375 0423 1 S 127 149 Jorg Orschiedt Ruth Bollongino Olaf Nehlich Flora Groning Joachim Burger Parallelgesellschaften Palaogenetik und stabile Isotopen an mesolithischen und neolithischen Menschenresten aus der Blatterhohle In Archaologische Informationen Band 37 2014 S 23 31 doi 10 11588 ai 2014 0 18188 https journals plos org plosone article id 10 1371 2Fjournal pone 0284479Weblinks BearbeitenEntdeckungsgeschichte der Blatterhohle Projektseite des Historischen Centrums Hagen Ausstellung uber die Blatterhohle im Rahmen von Ruhr 2010 DFG Projekt 2 Audiobeitrag der Uni Hamburg zur BlatterhohleTextpassagen und Inhalte der Seite wurden mit freundlicher Genehmigung von der Projektseite des Historischen Centrums Hagen ubernommen Fotos Videos und virtuelle Rundgange Bearbeiten nbsp Commons Blatterhohle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bildergalerie von Funden aus der Blatterhohle auf Spiegel de Laserscan und virtueller Rundgang durch die Blatterhohle Fernsehbericht des WDR 2011 uber die Grabungen in der Hohle https www youtube com watch v za1fw eH1UcEinzelnachweise Bearbeiten Kultur und Dorfgemeinschaft Hagen Holthausen e V Blatterhohle 1 Andreas Fasel Schlupfloch in die Vergangenheit 27 September 2017 welt de abgerufen am 10 Mai 2019 Andreas Fasel Fruhe Parallelgesellschaft 13 September 2015 welt de abgerufen am 10 Mai 2019 Normdaten Geografikum GND 7789620 8 lobid OGND AKS VIAF 197647204 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blatterhohle amp oldid 239385492