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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Landesburg Begriffsklarung aufgefuhrt Als Landesburg oder landesherrliche Burg werden solche Burganlagen bezeichnet die ein Landesherr wie zum Beispiel ein Bischof Herzog oder Furst zur Sicherung und Ausweitung seiner Hoheitsrechte nutzte Sie waren damit die zentralen und wichtigsten Burgen der grossen Landesherrschaften Meist waren Landesburgen Eigentum des Landesherrn doch bisweilen werden auch solche Burgen damit bezeichnet die ihm als Offenhaus zur Verfugung standen 1 Auch die Grossburgen des 8 bis 10 Jahrhunderts im meist stadtelosen Gebiet ostlich des Rheins werden manchmal als Landesburgen bezeichnet weil sie wichtige Funktionen bei der Erschliessung des Landes erfullten 2 Die kurkolnische Landesburg Linn war gegen Kleve Moers und Berg gerichtet Die Landesburg Bruggen sicherte das Julicher Territorium nach Norden Nordlichste Bastion der Grafen von Berg die Landesburg AngermundDie Entstehung von Landesburgen begann im spaten Mittelalter und wurde durch den damaligen Verfall der koniglichen Zentralmacht sowie die damit einhergehende Verlagerung von Gewalten aus fruheren Grossraumen in regionale Raume 3 begunstigt Zu Beginn der Entwicklung nutzten regionale Herrscher Allodialburgen als ein Mittel zur Bildung und Wahrung von zusammenhangenden Territorien In diesem Zusammenhang kamen solchen Wehranlagen die Funktion einer Territorialburg zu Ein Beispiel dafur ist die Burg Zulpich die von den Kolner Erzbischofen zur Sicherung ihrer Besitzungen gegen Ubergriffe der Grafen von Julich errichtet wurde Oft entstanden Landesburgen auch als Gegenburg zu entsprechenden Anlagen von benachbarten und rivalisierenden Territorialherren 4 Landesburgen waren somit ein Stutzpunkt dynastischer Gebietspolitik und ein Zentrum politisch militarischer Herrschaftsausubung Letzteres wurde dadurch sichergestellt dass landesherrliche Burgen meist eine standige Besatzung von Burgmannen vorweisen konnten und damit als Garnison dienten 5 Neben der Bedeutung als Instrument von Territorialpolitik kam den Landesburgen auch eine zentrale Rolle als Ort von Verwaltungsgeschaften und der Rechtspflege zu indem dort eine Kanzlei und eine Kammerei beheimatet waren Wenn der Landesherr einen Vertreter wie einen Burggrafen oder Amtmann mit der Wahrnehmung der regionalen Landesherrschaft beauftragt hatte nutzte dieser die Landesburg als Wohn und Herrschaftssitz In solchen Fallen spricht man von einer Amtsburg die den administrativen Mittelpunkt der im Spatmittelalter entstandenen Amtsbezirke darstellte Lag die landesherrliche Macht hingegen in den Handen eines Vogtes der auf einer Landesburg ansassig war ist fur die Burg die Bezeichnung Vogteiburg gelaufig Nutzte wiederum der Landesherr die Burg selbst als wenngleich auch nur zeitweiligen Aufenthaltsort wird eine solche Anlage auch Residenzburg genannt Sie besass dann entsprechende Baulichkeiten wie zum Beispiel einen Saalgeschossbau oder einen Palas um den Herrscher und sein Gefolge fur eine begrenzte Zeit adaquat beherbergen zu konnen Anschauliche Beispiele fur solche Residenzburgen sind die kurkolnische Burg Lechenich die Julicher Burg Bruggen sowie die Burgen Angermund im gleichnamigen Dusseldorfer Stadtteil und Windeck die den Grafen von Berg gehorten Einige Landesburgen nahmen weitere Funktionen wahr Sie dienten auch als Munzstatte Zollburg Vorratslager oder Hafenplatz und besassen deshalb grosse finanzielle und wirtschaftliche Bedeutung nicht nur fur die sie umgebenden Burgflecken Siedlungen und Stadte sondern fur das gesamte Landesterritorium Nachdem sich die grossen Landesherrschaften herausgebildet hatten dienten viele Landesburgen vor allem der Sicherung ihrer Grenzen Die Kolner Erzbischofe umgaben beispielsweise ihr gesamtes Gebiet mit starken Grenzfesten So war die Burg Linn im heutigen Krefeld gegen Begehrlichkeiten der Klever Herzoge der Grafen von Moers und der Grafen von Berg gerichtet Die Kempener Burg sicherte das kurkolnische Gebiet gen Nordwesten wahrend Lechenich und Zulpich gegen die starksten Rivalen Kurkolns die Julicher Grafen gerichtet war Die Burg Andernach nahm hingegen Abwehr und Sicherungsaufgaben gegenuber Kurtrier wahr Landesburgen entstanden Im 14 Jahrhundert 4 haufig auf den Fundamenten zerstorter oder verfallener Vorgangerbauten Diese Nachfolger waren meist jedoch wesentlich grosser als die ursprungliche Anlage Sie wurden laufend ausgebaut und modernisiert um gegen die jeweilige Waffentechnik gewappnet zu sein und den Bedurfnissen der Zeit zu genugen 4 Oft wurden Landesburgen in die Befestigung einer Stadt integriert nutzten damit schon vorhandene Wehrhaftigkeit und verstarkten diese zugleich Gut erkennbar war dies unter anderem bei den Burganlagen von Andernach Kempen und Rheinbach Literatur BearbeitenHorst Wolfgang Bohme Territorialburg In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen Philipp Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010547 1 S 241 doi 10 11588 arthistoricum 535 Stefan Frankewitz Geldrische Landesburgen vom 13 bis zum Ende des 15 Jahrhunderts In Johannes Stinner Karl Heinz Tekath Hrsg Gelre Geldern Gelderland Geschichte und Kultur des Herzogtums Geldern Verlag des Historischen Vereins fur Geldern und Umgebung Geldern 2001 ISBN 3 921760 35 6 S 185 204 Jens Friedhoff Horst Wolfgang Bohme Landesburg In Horst Wolfgang Bohme Reinhard Friedrich Barbara Schock Werner Hrsg Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen Philipp Reclam Stuttgart 2004 ISBN 3 15 010547 1 S 175 doi 10 11588 arthistoricum 535 Richard Klapheck Die Baukunst am Niederrhein Band 1 Dusseldorf 1915 1916 S 46 66 Digitalisat Hanns Ott Rheinische Wasserburgen Geschichte Formen Funktionen Weidlich Wurzburg 1984 ISBN 3 8035 1239 5 S 133 171 Einzelnachweise Bearbeiten S Frankewitz Geldrische Landesburgen vom 13 bis zum Ende des 15 Jahrhunderts H W Bohme et al Worterbuch der Burgen Schlosser und Festungen 2004 S 11 H Ott Rheinische Wasserburgen 1984 S 126 a b c Brigitte und Walter Janssen Burgen Schlosser und Hofesfesten im Kreis Neuss Kreisverwaltung Neuss Neuss 1980 ISBN 3 9800327 0 1 S 75 Friedrich Wilhelm Krahe Burgen des deutschen Mittelalters Grundrisslexikon Flechsig Wurzburg 2000 ISBN 3 88189 360 1 S 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landesburg amp oldid 234422804