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Die Burg Angermund auch Kellnerei oder Alte Kellnerei genannt ist eine Wasserburg am Angerbach im Dusseldorfer Stadtteil Angermund Sie liegt sudlich des historischen Ortskerns und zahlt zu den bedeutendsten Baudenkmalern Dusseldorfs 1 Westseite der Burg AngermundDer Kolner Erzbischof Philipp von Heinsberg kaufte in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts eine Burg die ein Nachfolger Engelbert I von Koln als Lehen an seinen Bruder Adolf III von Berg vergab Dessen Familie die Grafen von Berg nutzte die Anlage mit einer kurzen Unterbrechung im 15 Jahrhundert 1 bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts durchgangig als Landesburg und als einen der nordlichsten Grenzposten ihres Territoriums Nach Ende des Herzogtums Berg im Jahr 1806 folgte eine fast nur landwirtschaftliche Nutzung Als diese in den 1970er Jahren aufgegeben worden war drohte die Burg zu verfallen Von 1982 bis 1985 wurde sie dann zu einer modernen Wohnanlage umgebaut Seit dem 21 September 1999 ist sie als Bodendenkmal geschutzt und seit dem 23 Februar 1984 steht sie zusatzlich als Baudenkmal unter Denkmalschutz 2 3 Sie wird heute privat bewohnt und kann nicht besichtigt werden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenGeschichte BearbeitenIm 7 und 8 Jahrhundert war das Angerland genannte Gebiet um das heutige Angermund Grenzland der Territorien von Franken und Sachsen Um die Grenze zu schutzen bauten die Franken Wallburgen und legten befestigte Hofe an Es ist deshalb wahrscheinlich dass schon lange Zeit vor der Burg Angermund ein wehrhafter frankischer Hof an der Anger existierte 4 Die Burg selbst geht auf eine Grundung aus der Stauferzeit zuruck die der Kolner Erzbischof Philipp von Heinsberg nach seinem Amtsantritt 1167 als Allod fur 40 Silbermark 5 erwarb Eine erste schriftliche Erwahnung fand das Allodium de Angermonde 6 im Jahr 1188 7 wo es unter den Erwerbungen des Erzbischofs zu finden ist Philipp von Heinsberg kaufte wahrend seiner Amtszeit zahlreiche Burgen und Allodien um ein zusammenhangendes kurkolnisches Territorium zu schaffen und auf diese Weise der Ausweitung des kaiserlichen Reichsterritoriums sowie des Gebiets der Grafen von Berg am Niederrhein entgegenzuwirken 4 8 Diese Einstellung Kurkolns anderte sich 1216 mit dem Amtsantritt des Erzbischofs Engelbert von Berg Dieser vergab die Anlage zur Sicherung des umliegenden Bezirks als kurkolnisches Lehen an seinen Bruder Adolf III von Berg 9 Nach dessen Tod 1218 erbte Erzbischof Engelbert die weltlichen Territorien seines Bruders und baute die Burg Angermund zu einer Grenzfeste aus Dazu liess er den heute noch erhaltenen Hauptbau errichten und die Anlage mit einem machtigen Rundturm befestigen Ausserdem durfte sie auch als Zollstatte gedient haben 10 Der Namen der Burg ist nicht wie fruher angenommen von einer Mundung in den Rhein sondern von der Verbindung mit dem altdeutschen Wort Munt Schutz Burg abgeleitet 7 Nachdem Engelbert im November 1225 ermordet worden war kam Angermund an den Herzog Heinrich IV von Limburg Er hatte Irmgard von Berg die Erbtochter Adolfs III geheiratet Seine Witwe schloss 1247 mit ihrem Sohn Adolf IV einen Vergleich der ihr neben Schloss Burg auch die Burg Angermund sicherte Erst nach ihrem Tod kam Adolf IV selbst in den Besitz Er vergrosserte den zur Burg gehorigen Landbesitz durch Zukaufe und legte damit den Grundstein fur das um 1350 11 eingerichtete Amt Angermund Nach dem Tod Adolfs VI von Berg im Jahr 1348 wahlte seine Ehefrau Agnes von Kleve die Burg als ihren Witwensitz 12 Die Burganlage wurde nordlichstes Bollwerk der bergischen Grafen und spateren Herzoge Sie war ab Mitte des 15 Jahrhunderts zugleich Sitz eines bergischen Kellners dem die wirtschaftliche Verwaltung der umliegenden Guter oblag Spater wurde er durch einen Amtmann und einen Richter unterstutzt Im Laufe der Zeit ging der Begriff der Kellnerei auf die Burg uber In ihrem runden Turm befand sich ein Gefangnis in dem die Familie von Berg nicht nur politische Widersacher wie den Grafen von Limburg oder den Grafen von Arnsberg sondern auch vermeintliche Hexen und im 16 Jahrhundert den Wiedertaufer Johannes Campanus einsperren liess 5 nbsp Nordwestliches TeilstuckSchon fruh hatte sich nordlich der Wehranlage eine Siedlung von Horigen Pachtern Burgmannen und Handwerkern gebildet Sie erhielt im 15 Jahrhundert stadtahnliche Rechte und bildete die Freiheit Angermund 11 Aus ihr entstand der heutige Stadtteil Wahrend des 14 Jahrhunderts wurde die Lehnshoheit Kurkolns uber die Burg Angermund praktisch unwirksam wenngleich erst Erzbischof Ruprecht 1469 die kolnischen Anspruche ganzlich aufgab 11 13 1479 begannen dort die geschichtstrachtigen Verhandlungen uber die 1511 vollzogene Vereinigung der Herzogtumer Julich Berg Ravensberg und Julich Kleve Mark 14 Die zeitweise auch als Jagdsitz genutzte Anlage erlitt in der Folgezeit vor allem im 17 Jahrhundert zahlreiche Beschadigungen durch Beschuss Plunderungen und Einquartierungen von Soldaten So besetzte 1651 Kurfurst Friedrich Wilhelm von Brandenburg neben Heltorf und Pempelfort auch Angermund 5 Mit 200 Landschutzen belagerte er die Burg ehe ihre Besatzung kapitulierte 5 In spateren Jahren nahm die militarische Bedeutung der Burg aber immer weiter ab und sie wurde mit baulichen Veranderungen immer mehr an ihre Verwaltungsfunktion angepasst So wurden 1716 einige Lagerhauser sowie der wuchtige Rundturm aus dem 13 Jahrhundert niedergelegt und das Hauptgebaude 1780 unter Einbezug alter Bausubstanz neu errichtet Bis 1806 blieb Burg Angermund bergischer Verwaltungssitz ehe Maximilian I Joseph das Herzogtum Berg im Marz jenem Jahres an Frankreich abtrat Danach wurde sie fast nur noch landwirtschaftlich genutzt was der Bausubstanz nicht zutraglich war Im 19 Jahrhundert kauften die Fursten von Hatzfeld die Burg und verausserten sie Mitte des 20 Jahrhunderts an die Bonner Gesellschaft Rheinisches Heim 15 Die Anlage wurde noch bis in die 1970er Jahre als landwirtschaftlicher Betrieb gefuhrt Zudem befand sich im Burgkeller eine Gastronomie die gleichzeitig mit dem Hofbetrieb eingestellt wurde Die im schlechten baulichen Zustand befindliche Anlage verfiel durch den Leerstand immer mehr ein Brand tat sein Ubriges und zerstorte dabei wertvolle Stuckdecken aus dem 18 Jahrhundert 1983 begannen Arbeiten zu der Sanierung der Burg und ihrer Umgestaltung zu einer modernen Wohnanlage Die zerstorten Stuckdecken wurden dabei rekonstruiert aber auch noch erhaltene historische Bausubstanz wie zum Beispiel ein erhaltener Kamin im Nordteil des Hauptgebaudes beseitigt Wie marode die Mauern zum Teil schon waren zeigte sich wahrend der Arbeiten als die Hoffassade im mittleren Teil des Hauptgebaudes einsturzte Sie wurde nach altem Vorbild wiederaufgebaut Alte Stalle und Scheunen an der West und Sudseite des Burgareals mussten modernen Gebauden weichen 1985 waren die Arbeiten beendet Beschreibung Bearbeiten nbsp Grundriss der Burg am Ende des 19 JahrhundertsBurg Angermund ist eine Ringburg mit Randhausbebauung auf einem langlich ovalen Grundriss Ihr Name leitet sich von der Anger und Munt her und kann somit als Schutz Burg an der Anger gedeutet werden Die Anlage ist von einem breiten Wassergraben umgeben der vom Angerbach gespeist wird Ihr Areal ist von einer zwei Meter 5 dicken Ringmauer umgeben die aus Kalkstein Tuff und vereinzelten Ziegelstucken besteht Sie stammt noch aus der Erbauungszeit des 13 Jahrhunderts Ihr einstiger Wehrgang existiert aber nicht mehr Zugang zur Burg gewahrt ein Torbau im Nordosten zu dem eine gemauerte Brucke aus Backstein fuhrt Das Tor wurde im 15 Jahrhundert errichtet aber nach Kriegsschaden 1635 erneuert Davon kundet diese Jahreszahl gemeinsam mit dem Ravensberger Wappen uber der Tordurchfahrt Daneben zeugen an der Feldseite zwei Schlusselscharten von der einstigen Wehrhaftigkeit des Baus Das zweigeschossige Hauptgebaude aus Bruchstein steht an der Westseite und besitzt ein pfannengedecktes Dach mit Gauben Das Gebaude besteht aus drei Teilen von denen der nordliche der alteste ist und aus dem 13 Jahrhundert stammt Er besitzt im Obergeschoss an der nordwestlichen Aussenseite ein vermauertes Biforienfenster aus der Zeit der Spatromanik wahrend die Hoffassade gotische Kreuzstockfenster zeigt An der sudlichen Grabenseite sind noch die zwei Kragsteine eines ehemaligen Aborterkers zu sehen Im Inneren des Obergeschosses ist ein grosser Saal mit einem grossen Kamin erhalten der in den 1980er Jahren restauriert worden ist Noch bis 1716 besass die Burg einen 26 Meter 5 hohen Rundturm 16 dessen Mauern funf Fuss 17 dick waren Literatur BearbeitenPaul Clemen Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Dusseldorf Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 3 Abt 1 L Schwann Dusseldorf 1894 S 81 82 Digitalisat Claudia Euskirchen Bearb Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen I Rheinland Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2005 ISBN 978 3 422 03093 0 S 313 Karl Emerich Kramer Burgen in und um Dusseldorf 1 Auflage Mercator Duisburg 1980 ISBN 3 87463 090 0 S 13 14 Benedikt Mauer Burg Angermund In Kai Niederhofer Red Burgen AufRuhr Unterwegs zu 100 Burgen Schlossern und Herrensitzen in der Ruhrregion Klartext Essen 2010 ISBN 978 3 8375 0234 3 S 99 101 Theo Volmert Rittersitze und Schlosser an der Anger In Die Quecke Angerlander Heimatblatter Nr 45 September 1975 S 1 34 Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Konrad Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 18 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burg Angermund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Jens Friedhoff zu der Burg Angermund in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Fotos und Kurzhistorie der BurgFussnoten Bearbeiten a b Benedikt Mauer Burg Angermund 2010 S 99 Baudenkmal Burg Angermund in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Dusseldorf beim Institut fur Denkmalschutz und Denkmalpflege Zugriff am 15 Oktober 2015 Bodendenkmal Burg Angermund in der Denkmalliste der Landeshauptstadt Dusseldorf beim Institut fur Denkmalschutz und Denkmalpflege Zugriff am 15 Oktober 2015 a b Theo Volmert Aus der Geschichte des alten Amtes Angermund In Die Quecke Angerlander Heimatblatter Nr 26 27 Juli 1956 S 7 PDF 11 1 MB a b c d e f Karl Emerich Kramer Burgen in und um Dusseldorf 1980 S 13 Konstantin Hohlbaum Hrsg Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Koln Band 4 Heft 12 DuMont Schauberg Koln 1887 S 61 Digitalisat a b Geschichte von Angermund Teil 1 Memento vom 8 September 2016 im Internet Archive Bernd Brinken Burgen und Schlosser zwischen Ruhr und Sieg Ein Kunst und Reisefuhrer durch das Bergische Land Struder Neuwied 1961 S 6 7 Bernd Brinken Burgen und Schlosser zwischen Ruhr und Sieg Ein Kunst und Reisefuhrer durch das Bergische Land Struder Neuwied 1961 S 7 Walther Zimmermann Hugo Borger Hrsg Handbuch der historischen Statten Deutschlands Band 3 Nordrhein Westfalen Kroners Taschenausgabe Band 273 Kroner Stuttgart 1963 DNB 456882847 S 25 a b c Eintrag von Jens Friedhoff zu der Burg Angermund in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Albrecht Brendler Die Entwicklung des Bergischen Amtes Angermund In Rheinische Vierteljahrsblatter Jahrgang 63 1999 S 147 Digitalisat Jens Wroblewski Andre Wemmers Theiss Burgenfuhrer Niederrhein Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1612 6 S 18 Benedikt Mauer Burg Angermund 2010 S 100 Alfred Lauer Bergische Burgen und Schlosser RGA Remscheid 1998 ISBN 3 923495 37 4 S 22 Jens Friedhoff bezeichnet ihn in dem Ebidat Eintrag als Bergfried Theo Volmert Aus der Geschichte des alten Amtes Angermund In Die Quecke Angerlander Heimatblatter Nr 26 27 Juli 1956 S 9 PDF 11 1 MB Burgen Schlosser und Ritterguter an der Anger Haus Anger Burg Grafgenstein Haus zum Haus Burg Angermund Haus Bilkrath Schloss Heltorf Rittersitz Gross Winkelhausen Gut Kesselsberg Sandmuhle Haus Bockum Haus Remberg Biegerhof Medefurter Hof Haus Angerort 51 32875 6 795 Koordinaten 51 19 43 5 N 6 47 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Angermund amp oldid 218431141