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Boddeken ist eine historische Ansiedlung im Nordosten der Stadt Buren im Kreis Paderborn Das ehemalige Kloster und heutige Gut Boddeken liegt in einem Karsttal der Paderborner Hochflache an der Kreuzung der Landesstrassen L751 und L 818 etwa 2 km sudostlich der Wewelsburg Die Talflachen des Guts werden von einem Zufluss der Dahlgosse einem wenige Kilometer nordlich bei Niederntudorf in die Alme mundenden Temporargewasser durchflossen Ehemaliges Kloster und heutiges Gut BoddekenIm Innenhof des ehemaligen Klosters BoddekenAlte Darstellung bei Alexander Duncker 19 Jh Bildnis des St Augustinus am Torhaus des ehemaligen KlostersDarstellung des heiligen Meinolf am Torhaus in BoddekenLandesstrasse L751 818 mit Gut Boddeken und der Ruine der ehemaligen KlosterkircheIn der Geschichte des Hochstifts Paderborn zahlte das 1802 durch Preussen aufgeloste Kloster Boddeken zu den bedeutendsten Ordenshausern Westfalens Im 15 Jahrhundert gehorte es sogar zu den einflussreichsten Klostern Deutschlands mit europaischem Wirkungsgrad Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Heutige Nutzung 3 Literatur 3 1 Allgemeines 3 2 Bibliothek und Buchproduktion 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGegrundet wurde das alteste Kloster des Hochstiftes Paderborn im Jahre 836 durch den Paderborner Archidiakon Meinolf als Frauenstift Nur die 815 gegrundete Abtei Corvey war alter erlangte aber schon bald ihre Unabhangigkeit vom Paderborner Bischof Wenig ist uber die Fruhzeit des Hauses bekannt Die Grundung steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Translatio der Reliquien des hl Liborius von Le Mans nach Paderborn Meinolf gelobte den Bau des Frauenklosters in Bodicon Die Legende erzahlt dass sich Meinolf an diesem Ort ein Hirsch mit einem Kreuz im Geweih gezeigt habe Das Kanonissenstift wurde uber die Jahre zu einem einflussreichen und wohlhabenden Kloster Mehr und mehr wurden nur Frauen mit adeligem Hintergrund aufgenommen Seit dem 11 Jahrhundert kam die Bezeichnung als Kanonissenstift auf Es scheinen wirtschaftliche Schwierigkeiten gewesen zu sein die das Kloster im 14 Jahrhundert in den Niedergang trieben Auch gerieten ursprunglich religiose Aufgaben durch die Versorgungsfunktion des Hauses fur adelige Frauen in den Hintergrund Die innere Neugrundung folgte Anfang des 15 Jahrhunderts durch die Reformbewegung der Windesheimer Kongregation Zunachst ubertrug 1408 09 der Paderborner Furstbischof Wilhelm 1382 1428 die Rechte an niederlandische Augustiner Chorherren aus dem Kloster Windesheim bei Zwolle Diese schlossen sich den Reformbewegungen an und machten aus dem Kloster eines der grossten deutschen Kloster mit mehr als 40 Chorherren und uber 170 Laienbrudern Im Zuge der Reformtatigkeit entstand durch Ankauf Schenkungen und vor allem durch die Schreibtatigkeit der Kanoniker eine umfangreiche Klosterbibliothek 1 Die Chorherren folgten einem sehr bescheidenen und arbeitsreichen Kodex der nicht nur das Kloster selbst zur Blute fuhrte sondern auch viele andere Kloster Europas befruchtete Chorherren aus Boddeken wanderten auch in die Schweiz und nach Frankreich aus Das Reformkloster selbst war Anziehungspunkt fur viele Besucher Mit diesem Wiederaufbau und Ruhm eng verbunden ist der im papstlichen Italien geschulte Kirchenreformer und Historiker Gobelin Person der 1421 in Boddeken starb Bis 1430 unterstand Boddeken dem Neusser Kapitel der Augustiner Chorherren 2 1443 besiedelten Chorherren aus Boddeken das verlassene Kloster Kirschgarten in Worms und machten es zu einem regionalen Zentrum der kirchlichen Erneuerung 1447 wurde das Kloster Honingen in der Pfalz dem Boddeker Konvent unterstellt Die Reformationszeit hatte anders als in anderen Teilen des Hochstifts Paderborn keine nachhaltigen Auswirkungen Dennoch konnte das Kloster an seiner Blutezeit nicht mehr anknupfen Aus der Zeit zwischen 1502 und 1543 berichtete der Laienbruder Gobel aus dem Klosterleben Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 besetzten preussische Truppen am 3 August 1802 das Hochstift Paderborn Am 19 Februar 1803 losten Beamte und Soldaten das Augustinerkloster auf und der Gutshof mit uber 670 Morgen Wirtschaftsflache ging im Rahmen der Sakularisation als Staatsdomane an den Fiskus 3 Chorherr Welschof schrieb seine damalige Entrustung nieder 4 Es sah recht heidnisch aus und man sollte geglaubt haben es ware Nabuchodonosor welcher S C den Tempel zu Jerusalem ausplundern liess auf der tube gewesen als man den Herrn Kommissarius mit seinem Referendair und Schreiber und Administrator Gunst mit seiner Frau und Verwalter und mit seinem Vater dem Landvogt zu Neuhaus mitten zwischen den heiligen Gefassen den Kelchen Patenen Monstranzen Ciborien Weihrauchfassern Messekenchern Waschetellern Reliquienkasten und Leuchtern welche entehrt und entheiligt auf der Erde herumlagen sitzen essen und trinken sah Johannes Henricus Welschof Familienchronik Welschof Die Domane wurde 1822 vom ersten Landrat des Kreises Buren Josef von Hartmann erworben und ging spater durch Heirat an die Familie von Mallinckrodt 5 Es ist der Geburtsort des Landrates Clemens von Droste zu Hulshoff und des Malers Ludwig Erdmann Heutige Nutzung BearbeitenDie Gutsverwaltung von Mallinckrodt verwaltet die bis heute der Familie von Mallinckrodt gehorende Gesamtanlage 6 Das Gut mit seinen Flachen wird weiterhin als landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet Seit 1978 befindet sich im Ostflugel des ehemaligen Konventsgebaudes ein Fachinternat mit 51 Platzen fur Kinder 7 Seit 2008 besteht auf Boddeken erganzend zum Internat eine private Wohngrundschule 8 Die Anlage ist nur teilweise und von aussen offentlich zuganglich 9 Literatur BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Wilhelm Schmidt Leben des heiligen Meinolph Diakonus an der Kirche zu Paderborn Stifter des Kloster Boddeken 793 857 2 berichtigte und vermehrte Auflage Paderborn 1884 1855 Hubert Vogel Die Wewelsburg und das ehemalige Kloster Boddeken Paderborn 1899 Johannes Poppelbaum Der heilige Meinolphus und seine Stiftung nach alten und neuen Quellen dargestellt Paderborn 1913 Eugen Schatten Kloster Boddeken und seine Reformtatigkeit im 15 Jahrhundert Borgmeyer Munster 1918 Digitalisat Reinhard Oberschelp Beitrage zur Geschichte des Kanonissenstiftes Boddeken 837 1408 In Westfalische Zeitschrift 118 1968 S 157 188 Alfred Cohausz Aus den letzten Tagen des Klosters Boddeken In Die Warte 9 1976 S 20f Das Leben des heiligen Meinolf Eine niederdeutsche Handschrift Hrsg und ubers von Heinrich Ruthing Paderborn 1991 Heinrich Ruthing Die Chronik Bruder Gobels Aufzeichnungen eines Laienbruders aus dem Kloster Boddeken 1502 bis 1543 Bielefeld 2005 ISBN 3 89534 567 9 Heinrich Ruthing Die Inschrift an der mittelalterlichen Pforte des Klosters Boddeken In Die Warte 66 2005 S 2 4 Gudrun Gleba Rezension zu Ruthing Heinrich Hrsg Die Chronik Bruder Gobels Aufzeichnungen eines Laienbruders aus dem Kloster Boddeken 1502 bis 1543 Bielefeld 2005 In H Soz u Kult 3 Mai 2006 Johannes Probus Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken Aufzeichnungen aus dem Kloster Boddeken 1409 bis 1457 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen 36 Hrsg und ubers von Heinrich Ruthing Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2016 ISBN 978 3 7395 1036 1 Vivien Bienert Gestiftet fur Gottes Lohn Der Reliquienschrein des heiligen Meinolphus in Boddeken Westfalen In Klaus Gereon Beuckers Dorothee Kemper Hrsg Mittelalterliche Reliquiare und ihre Typen zwischen Innovation und Tradition Objekte und Eliten in Hildesheim 1130 bis 1250 2 Regensburg 2017 S 183 194 Bibliothek und Buchproduktion Bearbeiten Wolfgang Oeser Die Handschriftenbestande und die Schreibtatigkeit im Augustiner Chorherrenstift Boddeken In Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel 48 1965 S 2383 2448 Renate Kroos Beitrage zur Geschichte der Klosterbibliothek Boddeken In Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel Frankfurter Ausgabe 89 1968 Archiv fur Geschichte des Buchwesens 62 S 2913 2918 Joachim Vennebusch Einbandstempel des Chorherrenstifts Boddeken und des Fraterhauses in Munster In Archiv fur Geschichte des Buchwesens 23 1982 S 1421 1428 Johannes Schilling Hinweise und Funde Eine Lactanz Inkunabel aus dem ehemaligen Augustinerchorherrenstift Boddeken In Westfalen 64 1986 S 125f Heinrich Ruthing Eine neue Handschrift der mittelniederdeutschen Lebensbeschreibung des hl Meinolf von Boddeken In Westfalische Zeitschrift 141 1991 S 329 335 Erzsebet Soltesz Gotische Blindstempeleinbande der Klosterbuchbinderei Boddeken in der Szechenyi Nationalbibliothek zu Budapest In Gutenberg Jahrbuch 72 1997 S 298 302 Hermann Josef Schmalor Spatmittelalterliche Bucheinbande aus der Werkstatt des Augustiner Chorherrenstifts Boddeken in der Erzbischoflichen Akademischen Bibliothek Paderborn In Johannes Altenberend Hrsg Kloster Stadt Region Festschrift fur Heinrich Ruthing Sonderveroffentlichung des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg 10 Bielefeld 2002 S 219 234 Hermann Josef Schmalor Handschriften und Fruhdrucke aus den Augustiner Chorherrenstiften Boddeken und Dalheim in der Erzbischoflichen Akademischen Bibliothek Paderborn Veroffentlichungen der Erzbischoflichen Akademischen Bibliothek Paderborn 13 Paderborn 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gut Boddeken Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Heilige Meinolf und Boddeken Texte zur Ausstellung des Vereins fur Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn in der Sparkasse Paderborn 15 bis 28 November 1991 Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Kloster Boddeken bei burgen und schloesser netEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Oeser Die Handschriftenbestande und die Schreibtatigkeit im Augustiner Chorherrenstift Boddeken In Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 7 1967 S 317 ff Wolfgang Oeser Die Handschriftenbestande und die Schreibtatigkeit im Augustiner Chorherrenstift Boddeken 1967 S 318 Anm 2 www wewelsburg alte muehle de Gut Boddeken lwl org Johannes Henricus Welschof Chorherr in Kloster Boddeken Memento vom 10 Oktober 2007 im Internet Archive Wolfgang Feige Das Burener Land mit einem Stadtrundgang und drei Radwanderungen Landschaftsfuhrer des Westfalischen Heimatbunds Bd 16 Westfalischer Heimatbund und Heimatverein Buren Hrsg Buren 2008 S 100 Wolfgang Feige Das Burener Land mit einem Stadtrundgang und drei Radwanderungen Landschaftsfuhrer des Westfalischen Heimatbunds Bd 16 Westfalischer Heimatbund und Heimatverein Buren Hrsg Buren 2008 S 98 Wolfgang Feige Das Burener Land mit einem Stadtrundgang und drei Radwanderungen Landschaftsfuhrer des Westfalischen Heimatbunds Bd 16 Westfalischer Heimatbund und Heimatverein Buren Hrsg Buren 2008 S 102 www gut boeddeken de Garten am Kloster Boddeken bei LWL GeodatenKultur des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe51 595897222222 8 6790222222222 Koordinaten 51 35 45 N 8 40 44 O Normdaten Geografikum GND 4268479 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boddeken amp oldid 238779692