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Kloster Honingen war ein Augustiner Chorherrenstift das in der heutigen rheinland pfalzischen Gemeinde Altleiningen Ortsteil Honingen lag und von dem sich ortsbildpragende Baureste erhalten haben Es bestand von ca 1120 bis 1569 Kloster HoningenKloster Honingen romanische Hauptpforte zum KlosterbereichDatenOrt AltleiningenBauherr Graf Emich II von LeiningenBauherrin Albarat von LeiningenBaustil RomanikBaujahr zwischen 1119 bis 1124Abriss 1569 bis auf wenige ResteKoordinaten 49 29 26 9 N 8 4 37 6 O 49 4908 8 0771 Koordinaten 49 29 26 9 N 8 4 37 6 OKloster Honingen Rheinland Pfalz Besonderheiten Kloster bildet die Keimzelle des Ortes Honingen der ab dem 19 Jahrhundert entstand am 7 Marz 1569 wurde das Kloster durch Brand zur Ruine innerhalb des Klosterbereichs bestand von 1573 bis 1630 die Honinger LateinschuleHoningen zu Beginn des 18 Jahrhunderts aus nordlicher Sicht Kupferstich Hinter dem Torbogen ist ein Gebaude der Lateinschule zu sehen Links erhebt sich die Klosterkirche Westfassade der Klosterkirche mit Haupteingang Turmchen und rechteckige Fenster sind nicht aus der Klosterzeit Westwand der Kirche aus dem ehemaligen Schiff heraus gesehen Rechts zugemauerte Pfeiler und Bogen vom Mittelschiff des Langhauses zum nordlichen SeitenschiffTorhaus im Innenbereich neben dem ehem KonventsgebaudeStrassenszene mit Westfassade des ehem KonventsgebaudesWestfassade des ehem KonventsgebaudesFigurenspolie ohne Kopf eingelassen in Nordmauer des heutigen FriedhofsRomanischer Kopf im heutigen Friedhofsbereich vermutlich Wasserspeier vom KlosterbrunnenSpoliensteine Tierfigur und Monchskopf eingemauert an Wohnhaus in der Hauptstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Grundung 3 Schutz unter Papst Innozenz II und Friedrich I Barbarossa 4 Der Klosterbesitz bis 1245 5 Bischofliche Ablassbriefe 6 Hessos Reformen 7 Die Zeit zwischen 1477 und 1569 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenIn diesem Eigenkloster der Leininger Grafen lebten Chorherren nach der Ordensregel des Heiligen Augustinus Organisation und Alltag gestalteten sich ahnlich wie bei den Benediktinern Statt eines Abtes stand zunachst ein Propst ab dem 15 Jahrhundert ein Prior dem Kloster vor Im Klosterbezirk der zwei Kilometer sudlich von der Burg Altleiningen im Nordosten des Pfalzerwalds lag arbeiteten und wohnten zudem Handwerker Bauern und Hirten Nach der Aufgabe des Klosters entstand an seiner Stelle die Honinger Lateinschule Zu Beginn des 19 Jahrhunderts bildete sich um die Klosterruinen herum das Dorf Honingen das ein Ortsteil von Altleiningen ist Das nahe Augustiner Chorfrauen Kloster Hertlingshausen gegrundet um 1160 war ein weiblicher Filialkonvent ebenso das 1471 gestiftete Kloster Fischbach Grundung BearbeitenWahrend der Regierungszeit des Papstes Kalixt II 1119 1124 grundete der Leininger Graf Emich II mit seiner Gattin Albarat ein Augustiner Chorherrenstift Weil es direkt dem Papst unterstellt wurde war der gesamte Grundbesitz mit dem es vom Grafenpaar ausgestattet worden war anerkanntes Kirchengut Diese Landereien gehorten bis dahin zum Lehen Heinrichs V Noch bevor er 1125 starb herrschten Erbstreitigkeiten Indem die Leininger die salische Vasallen waren eigenmachtig zum Lehen gegebenes Land der Kirche unterstellten und die erbliche Vogtei daruber erlangten blieben ihnen wichtige Verfugungsrechte erhalten vor allem uber dessen wirtschaftliches Potential das mit grundherrschaftlichen Rechten gesichert war Das Kloster wurde fur sie das kulturelle Zentrum ihrer Grafschaft Mit Burg und Kloster begrundeten die Leininger ihre Machtposition gegenuber dem letzten salischen Kaiser dessen Hauskloster die Limburg nur wenige Kilometer nordlich erbaut worden war Die Honinger Klosterkirche wurde vom Diozesanbischof Burchard II von Worms 1141 zu Ehren der Heiligen Petrus Paulus und Verena geweiht Sie stand direkt gegenuber St Jakob der Gemeindekirche der entstehenden Grafschaft Schutz unter Papst Innozenz II und Friedrich I Barbarossa BearbeitenEmich II erhielt als Grunder und Vogt von Papst Kalixt II folgende Rechte an seinem Hauskloster Atzung das heisst Bewirtung auch fur die ganze Dienerschaft bei jedem Besuch Jagd im Klosterwald Kriegholz Abgabenerhebung von den Gutern Umbau der Gebaude Kontrolle der Haushaltung und geschaftlicher Abkommen weltliche Gerichtsbarkeit Moglichkeit der Klosterreformierung Wahl des KlostervorstehersAlle Urkunden des 12 und 13 Jahrhunderts darunter Ablasse Schenkungen und Schutzbriefe uberdauerten die Klosterzeit bis auf eine einzige Der Stiftungsbrief von Kalixt II In ihm mussten die aufgefuhrten Rechte des Vogts bestimmt worden sein die mit ihrer Nennung bzw Streichung auf jungerem Papier abgeleitet werden konnten Das Verschwinden dieser Urkunde fiel erst auf als die Chorherren dem Sohn des verstorbenen Klostergrunders Graf Emich III 1143 einen von ihnen erbetenen und an sie adressierten Schutzbrief des Papstes Innozenz II Honinger Schutzbriefe ubersetzten Nach der Verlautbarung des neuen Papstes durften die Chorherren ihren Vorsteher den Propst wahlen Der Graf musste als glaubiger Christ akzeptieren dass er dieses dem Vater noch zugestandene Recht verloren hatte Emich III sorgte als Vogt fur sein Kloster indem er spater als treuer Gefolgsmann in Oberitalien vom Kaiser Friedrich I Barbarossa 1160 ein wichtiges Dokument Honinger Schutzbriefe erwirkte Der Kaiser verbot deren Besteuerung oder Eingriffe in diese Emich liess sich demnach selbst die wirtschaftliche Nutzung der Stiftsausstattung weitgehend untersagen 1173 erliess Emich III dem Kloster 30 Solidi Wormser Munzen und zehn Scheffel Hafer die ihm fur das Recht der Vogtei jedes Jahr zugestanden hatten Diese Mittel sollten zum Unterhalt eines nachtlichen Lichts gestiftet werden offenbar ein Kerzenlicht im Familiengrab der Krypta zu Ehren der verstorbenen Eltern Dazu strich er omnem exactionem jegliche Steuer und befreite die Geistlichen ab universa servilis juris condicione von der ganzen Lage des Sklavenrechts d h von aller Leibeigenenverpflichtung Zudem gewahrte er den Chorherren nun offiziell die freie Propstwahl Nach 1143 und 1160 erhielten die Chorherren noch weitere Schutzbestimmungen auf ihre Bitte hin Im Machtstreit zwischen Papst Kaiser Bischofen und Grafen musste sich das Honinger Kloster immer wieder seine Rechte sichern In der Regel war es der Papst welcher das Honinger Kirchengut mit den Schreibern seiner Kanzlei absichern liess Eine Bestatigung der Rechte von weltlicher Seite erubrigte sich solange keine Interessen Konflikte zwischen Papst und Kaiser herrschten Doch Barbarossa setzte gegenuber Alexander III Viktor IV und nach ihm zwei weitere Gegenpapste in Amt und Wurden Emich III taktierte daher als treuer Vasall der gerade die Unterwerfung der lombardischen Stadte unter das Reich unterstutzt hatte indem er den Schutz seines Klosters von Barbarossa erbat statt sich wahrend des langjahrigen Schismas 1159 1179 an einen der umstrittenen und in ihrer Position geschwachten Papste zu wenden Schon vor dem Tod Barbarossas 1190 ubernahm sein Sohn Heinrich VI die Regierung und als er selbst schon 1197 ohne grossere Auseinandersetzungen mit Rom starb brach ein Streit uber seine Nachfolge aus den Otto IV zunachst gewann 1215 wurde Friedrich II der Enkel Barbarossas vom Mainzer Erzbischof zum Konig gekront nachdem ihn bereits vier Jahre zuvor die deutschen Reichsfursten als Gegenkonig gegen Otto gewahlt hatten Dem Honinger Chorherrenstift kam erst 1225 ein weiterer Schutzbrief zu 1227 und 1228 folgten schon die nachsten jeweils auf Bitte des Konvents im Auftrag rasch aufeinanderfolgender Papste Honorius III Gregor IX und Gregor X erstellt Zu dieser Zeit verschlechterte sich das Verhaltnis zwischen Friedrich und dem Papsttum zunehmend weil er seinen Machtbereich auf das kirchliche Herrschaftsgebiet Sizilien ausweitete Spatestens als er dann 1228 gebannt wurde musste wieder mit Gegenkonig oder Schisma gerechnet werden eine wiederholte Bestatigung von Gutern und Rechten im drohenden Chaos neuer Machtverhaltnisse erschien notwendig Der Klosterbesitz bis 1245 BearbeitenDie Innozenz Schrift von 1143 legte nicht nur fest dass die Klosterguter geschutzt werden sollten sondern lokalisierte diese in den verschiedenen Orten in denen die Leibeigenen der Leininger wohnten Zur Grundausstattung ihrer geistlichen Stiftung gehorten Felder Wiesen Weinberge und Hofe deren Ertrag von ortsansassigen Bauern gewonnen und als Zehnt nach Honingen abgefuhrt wurde 1245 erreichte eine zweite Guterbestatigung aus dem Vatikan das Kloster Sie stammte von Innozenz IV und liess mit dem ersten Schutzbrief von 1143 die fruhe Entwicklung des Klostervermogens nachvollziehbar werden Die Besitzungen auf die sich das Interesse der Propstei in den hundert Jahren vor 1245 konzentrierte stellten zwei deutlich voneinander geschiedene Komplexe dar Der nordostliche Besitz erstreckte sich am Haardt Gebirge und umfasste die Dorfer Kleinkarlbach Sausenheim Bobenheim am Berg Weisenheim am Berg und Dackenheim Der nordliche Teil der Besitzungen umfasste Quirnheim mit Bossweiler Lautersheim und Kerzenheim Dazwischen schoben sich die Grunstadter und Mertesheimer Gemarkungen Grunstadt und Mertesheim waren um 1143 als Besitz des Klosters Glandern noch in fremder Hand Um die Verbindung zwischen den beiden Dorfergruppen herzustellen wurden die Muhlheim Guter von den Leiningern behelfsmassig zur Anfangsausstattung hinzugefugt Hauptanliegen Honingens war es zunachst das sudlichere Areal auszubauen und im Nutzen zu steigern und zwar durch Inkorporation der dortigen Kirchen mit dem damit verbundenen Grundbesitz Schon 1147 wurde die Kirche Dackenheims gewonnen und vier Jahre spater erfolgte die Inkorporation der Kirche in Kirchheim In der Zeit Barbarossas stockte die Erweiterung des Honinger Besitzes nach 1151 war fur ein halbes Jahrhundert keine Neuerwerbung bezeugt Erst nachdem Philipp von Schwaben der jungste Sohn Barbarossas 1208 ermordet worden war und die staufischen Interessen keinen starken Vertreter fanden kam es wieder zu einem Zuwachs an Honinger Rechten Nach dem Erwerb des Nackterhofs vor Hertlingshausen gelang es mit der 1220 erteilten Zustimmung vom staufischen Konig Friedrich II in einem mehrstufigen Rechtsverfahren die Kirche von Leistadt mit ihrer Filiale in Herxheim zu inkorporieren Damit wurde der Komplex Karlbach Sausenheim Kirchheim Dackenheim Weisenheim nach Suden hin erweitert durch den Kauf von Gutern in Freinsheim und Erpolzheim dehnte das Kloster dieses Areal nach Osten aus In den Jahren 1220 und 1221 wurden die Kirchen in Wattenheim und Hochspeyer sowie die bis dahin selbststandige Jakobskirche inkorporiert Allerdings wurde nicht nur dazugewonnen denn irgendwann in dem Jahrhundert vor 1245 waren die 1143 noch genannten Besitzungen bei Alzey und Kaiserslautern veraussert oder vertauscht worden Auch Bockenheim erschien 1245 nicht mehr unter den Dorfern in denen das Kloster Besitzungen hatte Das Chorherrenstift hatte sich demnach aus den westlichen und zu weit nordlichen Positionen zuruckgezogen im Gegenzug war der Guterbestand seines Kernbereiches mehr abgerundet und konsolidiert worden Die Bestimmungen von Innozenz IV 1245 beschrankten sich wie diejenigen von Innozenz II nicht auf die grobe Definition des Guterbestands sondern forderten daruber hinaus das ihm direkt unterstellte Stift mit Privilegien Der Reihe nach wurde Folgendes festgelegt Die Regel des hl Augustinus soll streng befolgt werden Sowohl die jetzigen als auch die kunftigen Guter des Klosters sollen unangetastet bleiben Vom selbst bebauten oder verpachteten Neuland und vom Viehfutter darf kein Zehnt erhoben werden Kleriker und Laien durfen als Konversen aufgenommen werden Nach abgelegter Profess darf niemand das Kloster ohne Erlaubnis des Propstes verlassen wenn nicht ein strengerer Orden aufgesucht wird Bei allgemeinem Interdikt ist es erlaubt die Messfeier mit leiser Stimme hinter verschlossenen Turen bei Ausschluss der Exkommunizierten und unter Einbeziehung der Landbevolkerung abzuhalten soweit das Stift nicht selbst Ursache des Interdikts ist Chrisma heiliges Ol sowie Altar Kirchen und Priesterweihen sind vom Wormser Bischof zu empfangen Neue Kapellen und Gebetsstatten in den Honinger Pfarreien durfen nur mit Zustimmung von Papst und Bischof errichtet werden Den Chorherren ist es erlaubt Leichenhofe fur auswartige Gemeinden anzulegen Es sollen keine neuen und unberechtigten Abgaben von geistlicher oder weltlicher Seite erhoben werden Die freie Bestattung beim Stift unter Wahrung der Rechte der Heimatpfarreien ist erlaubt Die Chorherren haben das Recht der freien Propstwahl Zur Wahrung des Friedens sind in allen dem Stift gehorenden Hofen und Orten Raub Diebstahl Brand Blutvergiessen Entfuhrung Mord und jegliche Gewaltanwendung verboten Alle durch vorangehende Papste Konige Fursten und andere Glaubige verliehene Freiheiten Immunitaten und Exemptionen werden erneuert Niemand darf die Kirche storen Besitz entwenden oder zuruckbehalten Die nachsten und letzten Papst Urkunden folgten in den Jahren 1261 1272 und 1486 Bischofliche Ablassbriefe BearbeitenDas Kloster wurde von bischoflicher Seite mehrmals durch Vergabe von Sundenablassen gefordert Den ersten Ablassbrief erteilte 1255 Bischof Arnold von Semigallien um die Renovierung der Klosterkirche voranzutreiben Alle die hierzu irgendwie hilfreich zur Hand gingen sollten einen 40 tagigen Nachlass ihrer Sunden erhalten Anlasslich einer Pilgerreise ins Hl Land ubergab am 6 September 1271 der Dominikanerpater Johannes Erzbischof von Tyrus dem Grafen Friedrich III von Leiningen diverse Reliquien fur das Kloster und verlieh den Verehrern der Heiligtumer bzw den Guttatern des Konvents vorbehaltlich der Zustimmung des Ortsbischofs einen Ablass 1 1321 erliess Patriarch Egidius von Alexandrien mit drei Erzbischofen und neun Bischofen denjenigen 40 Tage zeitlicher Sundenstrafen die an mehr als 30 bestimmten Festtagen die Klosterkirche besuchten sich dieser wohltatig erwiesen ihr etwas vererbten die Messe mitfeierten Gegrusset seist Du Maria beteten und den Friedhof besuchten Weitere Ablassbriefe kamen dem Kloster 1451 1455 und 1481 zugute Dass Honingen den Bischofen trotzdem nicht von allzu grosser Bedeutung erschien erweist sich an der Betrachtlichkeit des Sundenablasses der im 15 Jahrhundert fur die Pflege von Wormser Domkirche und Liebfrauenstift gewahrt wurde Der Ablass betrug exakt 5465 bzw 1624 Tage Hessos Reformen BearbeitenDas Kloster geriet seit Mitte des 14 Jahrhunderts in eine finanzielle Notlage was sich an Folgendem erkennen lasst Im Marz 1366 bestellten Prior Bertholdus und der gesamte Konvent ihren fruheren Propst Bertholdus zu ihrem Prokurator und erteilten ihm die Vollmacht ihre Einkunfte von 20 Malter Roggen und sechs Kapaunen in Dorf und Gemarkung Molsheim vornehmlich von dem Honinger Gut vor dem dortigen oder einem anderen Gericht an Dekan und Kapitel der Kirche zu Zell Mainzer Diozese zu verkaufen Dem Willen seines Klosters kam Berthold schon am nachsten Tag 15 Marz nach der Verkauf erfolgte ausdrucklich aus dringender Not 1444 verbot Bischof Friedrich von Worms dem Kloster Almosen per quaestum indulgentiarum extorsis durch Bitte um Ablasse gewahrt er wollte keinen erbetenen Ablass zur Forderung des Stifts ausstellen Die Grunde fur den finanziellen Engpass konnten mit einer verschwenderischen Lebensfuhrung der Chorherren in Verbindung mit einer ungeschickten Haushaltung erklart werden Zum anderen muss in Betracht gezogen werden dass Friedrich VII und Friedrich VIII die zu dieser Zeit die Vogtei innehatten durch Verwicklung in Fehden und Erbstreitigkeiten hochverschuldet waren Vielleicht nutzten sie das Chorherrenstift als im Familienbesitz befindliches Wirtschaftsunternehmen Dort ging mit den Verpfandungen und Verkaufen ein Zerfall der Klosterordnung einher Die Kirche verkam im Ruckblick des Chorherrn Rutger Sycamber 1456 1514 zu einem vile stabulum wertlosen Stall Im Januar 1446 forderte Dr Rudolph von Rudesheim Propst des Paulstiftes in Worms und Generalvikar in geistlichen Angelegenheiten die Honinger Klosterbewohner dazu auf die Konzilsbeschlusse von Basel auszufuhren nach denen Kleriker ihre Konkubinen innerhalb von 15 Tagen zu entlassen hatten andernfalls drohte der Verlust der geistlichen Amter Bekraftigt wurde die Ermahnung in einem Schreiben des gleichen Jahres von Bischof Reinhard von Worms Die peinliche Lage appellierte an das Pflichtbewusstsein des 11 Honinger Vogts mit Namen Hesso ein vertrauter Berater des jungen Pfalzgrafen Ludwig IV Hesso erfuhr von der Windesheimer Kongregation einer Reformbewegung der Augustinerchorherren die ihren Anfang im 1386 gegrundeten Kloster Windesheim bei Zwolle nahm Der Vogt setzte sich mit dem Bruderkonvent zu Bodecken Diozese Paderborn in Verbindung dessen Prior Arnold schon im Auftrag Ludwigs IV 1443 das Kloster Kirschgarten bei Worms nach den Windesheimer Regeln reformiert hatte So konnte Hesso 1447 zuversichtlich Massnahmen gegen die Missstande in seinem Kloster ergreifen Den Bodecker Prior Arnold und den Kirschgartener Prior Bertold berief Hesso zu sich um mit ihnen die Windesheimer Umgestaltung des Honinger Klosterlebens zu besprechen Anwesend waren zudem der Honinger Propst Heinrich und sechs seiner Chorherren Johannes Rozekedill de grinstatt Grunstadt Nicolaus de Altenliningen Altleiningen Johannes stoer de Alsheim Albsheim Petrus Rodis de treveris Trier Johannes Greber de Kirchem Kirchheim Johannes Krafft de Bobenheim presbiteri conventuales monasterii sancti Petri in Hegene priesterliche Konventualen des Klosters des Heiligen Petrus in Honingen Hesso ubergab als Vogt das Kloster mit allen Besitzungen und Rechten dem Prior von Bodecken Das Kloster sollte von nun an dem obersten Kapitel zu Windesheim im Bistum Utrecht fur immer unterworfen sein Er behielt sich und seiner Familie alle Rechte und Gewohnheiten vor welche er und seine Vorfahren uber das Kloster und dessen Guter bisher hatten namlich die Vogtei und Schirmgerechtigkeit die Jagdrechte im Klosterwald Steuererhebung von den verpachteten Gutern mit Ausnahme derjenigen welche das Kloster selbst bauen liess Auch durften die Konventsangehorigen ohne Genehmigung der Grafen von Leiningen nichts kaufen verkaufen oder verpfanden Die Zeit zwischen 1477 und 1569 BearbeitenAm 7 Juli 1447 verliessen der bisherige Propst und die sechs erwahnten Chorherren das Kloster Prior Arnold berief zur verbliebenen Gemeinschaft neue Chorherren herbei Der Bruder Hessos Graf Friedrich von Leiningen fand an der Neuerstehung der altehrwurdigen Stiftung sein Wohlgefallen und ehrte sie am Ende des Jahres mit einem Schutzbrief Dennoch musste die Klosterdisziplin auch spater noch mit ernsthaften Problemen konfrontiert worden sein 1473 wandte sich Prior Johannes IV der von 1471 bis 1488 im Amt war an den Vogt Reinhard IV von Leiningen Westerburg Er erklarte das nahe bei Honingen gelegene Dorf Zwingweiler sei seit vielen Jahren die Ursache nachlassender Ordnung indem Konkubinen die Geistlichen verfuhrten Zudem wurden die Dorfbewohner den Klostergutern grossen Schaden zufugen Deshalb wollte der Prior das Dorf aufkaufen um die Errichtung weiterer Hauser verbieten zu konnen Reinhard IV stimmte bereitwillig zu In der Folge wurden die Hauser niedergerissen so dass es spurlos vom Boden verschwand Zahlreiche Erwerbungen unter Reinhard IV zeigten einen wirtschaftlichen Aufschwung des Klosters Der Schriftsteller und Dichter Rutger Sycamber aus dem niederlandischen Venray wahrscheinlich um 1456 geboren lebte von 1476 bis 1480 und 1490 bis zu seinem Tod 1516 als Chorherr in Honingen Drei seiner aus dem Lateinischen ubersetzte Gedichte sollen hier einen kleinen Einblick in das Kloster Honingen des fruhen 16 Jahrhunderts geben Um 1500 widmete Rutger dem alten und gebrechlichen Johannes IV diese Zeilen Fur Dich werter Pater Johannes schreibe ich das folgendes Gedicht Ich weiss dass Du mir viel Gutes zugeteilt und mich an die Heiligen erinnert hast Du hast mich eingekleidet in die heiligen Gewander und in die Gemeinschaft mit guten Brudern gebracht Grundsatze stets neu belebend und anordnend war ich dennoch selbst recht trage gegenuber frommen Ratschlagen und habe sie oft missachtet Schon bereue ich nicht zuvor heilsame Gesprache mit Dir gefuhrt zu haben In meinen Geist trat besondere Hochachtung mit welcher du mich umschlossen immer wieder erwarmtest Ich danke Dir sehr dafur im Licht des Herzens betrachtend wie viel Gutes Du mir bereitet hast und ich staune Wehe uns Armen die wir die Ratschlage der Vater verschmahen wahrend das Alter grunt die wir alles Heilsame gering schatzen uber achtbares Alter lachen welches wir dennoch aus freiem Entschluss begehren Alt zu werden wunschen wir uns doch mit ganzem Herzen aber wir nennen uns unglucklich wenn es soweit ist In uns lebt nicht der Geist noch mehr dienen wir genau genommen dem verganglichen Fleisch und wunschen uns dessen Fugsamkeit kummern uns nicht um geistige Gaben werden gebogen nach jedem Wind weil wir ihm in der Tat als Standhafte nicht lieb sind Du Pater hast mich in vielem vergeblich gelehrt ich Sundiger habe die ehrwurdigen Ermahnungen nicht befolgt So werde ich gekreuzigt von vielen Qualen die der Winter mir haufig beschert mich erschuttert der schwarze Ansturm weil ich vernachlassigt habe meine Empfindung das Fleischhafte abzutoten Ich ertrage den Schaden des boshaften Verlusts R52 No 21 fol 206ra Nach Gregor Scontall 1495 und dem als geistlicher Schriftsteller bekannten Johannes von Lambsheim 1496 1497 ergriff ein Jungerer die Klosterleitung In diesem Zusammenhang schilderte Rutger seine Besorgnisse folgendermassen Im Kloster werden sehr oft auch junge Manner Priore die anderen Pflichten nachgehen es ist unschon zu uberliefern was standig in den heiligen Raumen geschieht Der Prokurator ist namlich ein Junge der Abt ist in jugendlich kindischem Alter der Cellerar ist kaum zwanzig Jahre alt Wenn das religiose Leben zugrunde geht geht auch das gesamte Vermogen des Hauses zugrunde Wir sehen solches eben in diesen Zeiten Wehe schon regieren die Jungen der Alte wird verachtet So sind die Sitten in dieser Zeit Du mogest es zum Besseren wenden Gott Und es gibt gottesfurchtige Manner im Kloster hochbetagt und ernsthaft gelehrt und erfahren die Jungen als Vater haben die nicht den eigenen Namen deklinieren konnen bartlos und ohne Frucht der Tugend Ich leide darunter weil nichts schandlicher ist als dass ein gelehrter Alter der verweichlichten Sitte von Knaben untergeben ist und dieser dient R37 No 5 fol 54raf Trotzdem fuhlte sich der Chorherr dem Kloster Honingen stark verbunden Diesen Ort geniesse ich hier ersinne ich so manches Gedicht Der Wald ergotzt und das antwortende Echo erfreut mich hier mochte ich sterben hier werden raue Verhangnisse den Sycamber hinuber zu himmlischen Freuden tragen oder was Gott abwenden moge zu den Wassern des verderblichen Acheront von denen Jesus selbst und Maria mich fernhalten mogen Dir dreifaltiger Gott seien Lob Herrschaft Ruhm und Starke Heyna beruhmter Ort Du mogest gedeihen fur viele Jahrhunderte R52 No 4 Im Zuge der Reformation existierte das Kloster jedoch nur noch wenige Jahrzehnte Arnold II Costerius war der letzte Prior 1569 trat er mit den ubrigen Konventsangehorigen aus dem Kloster und wurde von Graf Philipp I zum ersten evangelischen Pfarrer in St Jacob ernannt Am 7 Marz des gleichen Jahres wurde das Kloster aus unbekannten Grunden durch einen Brand zerstort Nach Renovierungsmassnahmen grundete hier Philipp I eine Lateinschule Honinger Lateinschule Literatur BearbeitenAndreas Beriger Neue Dokumente zum Windesheimer Kloster St Peter in Honingen aus den Werken des Rutger Sycamber von Venray 1476 1516 In Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz MHVPf 93 1995 ISSN 0073 2680 S 117 138 Karl Heinz Debus Regesten zur Geschichte des Augustiner Chorherrenstifts Honingen In MHVPf 76 1978 ISSN 0073 2680 S 19 127 Karl Heinz Debus Regesten zur Geschichte des Augustiner Chorherrenstifts Honingen In MHVPf 78 1980 S 131 180 Karl Heinz Debus Regesten zur Geschichte des Augustiner Chorherrenstifts Honingen In MHVPf 79 1981 S 107 154 Johann Georg Lehmann Geschichtliche Gemalde aus der Pfalz Das Leininger Thal das Durkheimer Thal das Neustadter Thal Richter Verlag Pirmasens 1974 ISBN 3 920784 14 6 Nachdruck der Originalausgabe von 1832 erschienen unter dem Titel Geschichtliche Gemalde aus dem Rheinkreise Bayerns Helmut Naumann Die Anfange des Stifts Honingen In MHVPf 69 1972 S 92 174 Franz Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Kloster und Abteien im jetzigen Rheinbayern Christmann Neustadt an der Haardt 1836 Elmar Worgull Neu entdeckte mittelalterliche Bauskulpturen aus dem einstigen Kloster in Honingen Eine Betrachtung uber die raren Fundstucke In Pfalzer Heimat Zeitschrift der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften in Verbindung mit dem Historischen Verein der Pfalz und der Stiftung zur Forderung der pfalzischen Geschichtsforschung Verlag der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften Speyer Speyer 2015 Heft 1 2015 S 1 11 Elmar Worgull Ein mittelalterliches Lavabo aus Honingens einstigem Kloster Bestandsaufnahme uber eine bisher unbekannte Bauskulptur In Pfalzer Heimat Zeitschrift der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften in Verbindung mit dem Historischen Verein der Pfalz und der Stiftung zur Forderung der pfalzischen Geschichtsforschung Verlag der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften Speyer Speyer 2015 Heft 2 2015 S 100 102 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Honingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien LexikonartikelEinzelnachweise Bearbeiten Franz Xaver Glasschroder Urkunden zur Pfalzischen Kirchengeschichte im Mittelalter Munchen 1903 Seite 201 Urkundenregest Nr 481 Normdaten Korperschaft GND 7641660 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Honingen amp oldid 235272961