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Die Angrivarier auch Angrevarier Angarier Engern lateinisch Angrivarii Angarii altgriechisch Ἀggrioyarioi Angriouarioi waren ein germanisches Volk das an der mittleren Weser vornehmlich auf dem rechten Ufer zwischen Steinhuder Meer und dem Zufluss der Aller wohnte und nordlich an die Chauken an der unteren Weser und Dulgubnier in der heutigen Luneburger Heide sudlich an die Cherusker 1 westlich an die Ampsivarier und Westfalen sowie ostlich an die erst seit den Sachsenkriegen belegten Ostfalen grenzte Das Stammesherzogtum Sachsen um das Jahr 1000 Engern in der Mitte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Angrivarier 2 Die Landschaft Engern 3 Herzogtum Engern 4 Wappen 5 Land Engern 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte der Angrivarier BearbeitenAls Germanicus im Jahre 16 n Chr gegen die Cherusker vorruckte Germanicus Feldzuge sollen die Angrivarier laut Tacitus in seinem Rucken einen Aufstand erregt haben der durch Stertinius bald zur Ruhe gebracht wurde 2 Da die Stelle nur in einem Textzeugen uberliefert ist und Germanicus eigentlich gerade erst die Ems uberquert hatte und auf die Weser und das Siedlungsgebiet der Angrivarier zumarschierte haben Historiker Angrivarier in Ampsivarier emendiert 3 Diese Emendation ist jedoch nicht unumstritten Im weiteren Verlauf des Feldzuges nach der Schlacht bei Idistaviso an der Weser stellten sich die Angrivarier gemeinsam mit den Cheruskern in der Schlacht am Angrivarierwall den Romern entgegen 4 Nach Auflosung des cheruskischen Bundes erweiterten sie ihre Grenzen sudwarts und entrissen unter Kaiser Nerva mit den Chamaven den Brukterern die Gegend nordlich der Lippe und an der Quelle der Ems Spater breiteten sie sich noch weiter nach Suden und Westen aus schlossen sich unter dem auch auf das Land Angaria Engern ubergegangenen Namen der Angrivarier oder Engern dem Sachsenbund an und bildeten deren mittleren Teil 1 Widukind von Corvey berichtet dass der sachsische Stamm in drei grosse Teilstamme aufgeteilt war namlich die Westfalen die Ostsachsen Ostfalen und die Engern Diese Dreiteilung wird dadurch bestatigt dass in den Sachsenkriegen nach den Reichsannalen die Teilstamme unter ihrem jeweiligen Heerfuhrer separate Vereinbarungen trafen Im Jahr 775 unterwarfen sich die Engern im Raum Buckeburg mit ihrem Anfuhrer Bruno nach einer Niederlage Karl dem Grossen und nahmen das Christentum an 5 Die Landschaft Engern BearbeitenAus dem Siedlungsgebiet der Angrivarier deutsch Engern formte sich im Mittelalter die Provinz Angaria deutsch Engern eine der drei grossen Provinzen im Stammesherzogtum Sachsen zwischen Westfalen und Ostfalen Die Provinz Engern war der zentrale beiderseits der Weser gelegene Teil des Herzogtums Die Provinz lag zwischen Westfalen im Westen und grenzte im Osten an Ostfalen Es umfasste in etwa das gesamte Einzugsgebiet der Weser ab der Vereinigung von Werra und Fulda abzuglich Aller und Leine oberhalb ihres Zusammenflusses im Osten Im nordlichen Westen war die Hunte Grenzfluss 6 Herzogtum Engern Bearbeiten nbsp TABULA ANGARIAE IN DIOECESI PATERBORNENSI Karte des Christian Ulrich Grupen 1740Im Jahr 1180 wurde das Herzogtum Sachsen auf dem Gelnhauser Reichstag geteilt Das Bistum Paderborn und jene Teile die im Bereich des Erzbistums Koln lagen wurden dabei zu einem neuen Herzogtum zusammengefasst und unterstanden zunachst dem Erzbistum Koln Der andere Teil kam als Herzogtum Westphalen und Engern an den Askanier Bernhard III Grund fur die Teilung war die Achtserklarung gegen Heinrich den Lowen Die Bezeichnung Engern wurde bis 1806 im Titel des Herrschers des jungeren Herzogtums Sachsen Herzog von Sachsen Engern und Westfalen gefuhrt siehe Geschichte Sachsens Mit der Ubernahme Westphalens 1815 kam die Titulatur Westfalen und Engern an den preussischen Konig Friedrich Wilhelm III Der Gau Engern der in der sachsischen Provinz Westfalen lag ist mit der Provinz historisch verbunden jedoch nicht mit ihr identisch 7 Der Name Engern hat sich als Name des Mittelteils des Herzogtums Sachsen nur bis in das ausgehende Mittelalter erhalten 1 Auch konnte der Name der Stadt Enger damit in Verbindung stehen wenn auch einiges gegen diese Vermutung spricht 8 Wappen Bearbeiten nbsp Herzogtum EngernDer Schild zeigt im silbernen Felde drei zu zwei und eins gestellte rote Seeblatter Im Mittelalter wurde nachtraglich ein Wappen ersonnen um die Nachkommenschaft und damit einen Legitimitatsanspruch auf Engern nachzuweisen So findet es sich u a im Grossen Wappen des Konigreichs Preussen des Kurfurstentums Sachsen und des Herzogtums Anhalt sowie diverser sachsischer Herzogtumer wieder Das Restherzogtum Sachsen Wittenberg fuhrte es sowie daraus abgeleitet die Grafschaft Brehna Ebenso findet es sich in mehreren Gemeindewappen der Region zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald wie z B Lohne sowie Grafschaft und Stadt Tecklenburg Land Engern Bearbeiten nbsp Das Land Engern im 17 Lander Modell nach RutzIn seinem 17 Lander Modell schlug der Geograph Werner Rutz 1995 die Errichtung eines Engern genannten Landes vor 9 das in der Hauptsache aus Ostwestfalen Lippe und den ostlich angrenzenden niedersachsischen Gemeinden bestehen sollte also in etwa dem sudlichen Teil des historischen Engern entsprache Siehe auch BearbeitenAngrivarierwall Stift EngerLiteratur BearbeitenReinhard Wenskus Angriwarier In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 1 Walter de Gruyter Berlin New York 1973 ISBN 3 11 004489 7 S 333 online Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein fur das Land Lippe Hrsg Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde Bd 48 50 Meyersche Hofbuchhandlung Verlag Max Staerke Detmold 1995 Maximilian Ihm Angrivarii In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 2 Stuttgart 1894 Sp 2192 f Einzelnachweise Bearbeiten a b c Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 1 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1888 S 582 Tacitus Annales 2 8 Wilhelm Pfitzner Die Annalen kritisch beleuchtet I Halle 1869 Karl Nipperdey P Cornelius Tacitus erklart von Karl Nipperdey Erster Band Ab Excessu divi Augusti I VI Berlin 1915 Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisches Handworterbuch II Berlin 1913 Tacitus Annales 2 19 Werner Besch Hrsg Sprachgeschichte ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung Verlag Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 015882 5 Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 5 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1888 S 628 Leopold von Ledebur Allgemeines Archiv fur die Geschichtskunde des Preussischen Staates Band 13 Verlag Mittler Berlin Posen Bromberg 1834 S 248 Wilhelm Weitz Vom sachsischen Volksfuhrer Widukind und der Kultstatte Enger Hrsg Stadt Enger in Westfalen Enger Bielefeld 1938 Werner Rutz Die Gliederung der Bundesrepublik in Lander ein neues Gesamtkonzept fur den Gebietsstand nach 1990 Nomos Verlagsgesellschaft Baden Baden 1995 S 82 95 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angrivarier amp oldid 218631212