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Das Stift Enger in Enger im Kreis Herford in Nordrhein Westfalen wurde 947 von Konigin Mathilde gegrundet Geweiht war es zunachst Maria und Laurentius spater auch Dionysius Es gilt als die Grablege von Herzog Widukind Im Jahr 1414 wurde das Stift nach Herford verlegt Dort wurde die Kirche St Johannis in der Neustadt Stiftskirche Die Kirche in Enger wurde im Zuge der Reformation Pfarrkirche der evangelisch lutherischen Gemeinde von Enger Stiftskirche EngerTympanon der StiftskircheTurm der StiftskircheChorraum der Stiftskirche Enger Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zusammensetzung des Konvents 3 Kirche 4 Ausstattung 4 1 Widukindepitaph 4 2 Weitere Innenausstattung 4 3 Dionysiusschatz 4 4 Codex Wittekindeus 4 5 Orgel 5 Glocken 6 Propste 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksGeschichte BearbeitenNachdem Konigin Mathilde sich nach dem Tod von Heinrich I auf ihre ererbten Besitzungen zuruckgezogen hatte grundete sie in Enger 947 ein Kollegiatstift fur Sakularkanoniker Konig Otto I stattete es mit erheblichem Landbesitz aus und gestand ihm freie Wahl des Propstes und Immunitat zu Im Jahr 968 nach dem Tod Mathildes wurde das Stift dem gerade neu gegrundeten Erzbistum Magdeburg unterstellt obwohl es auf dem Territorium des Bistums Osnabruck lag Damit verlor es seine ursprungliche Unabhangigkeit Otto stattete das Stift auch mit Reliquien des heiligen Dionysius von Paris aus 1 Das Datum der Translation der Reliquien ist unbekannt Ottos I Schenkungen fur das Kanonikerstift in Enger setzten nach den erhaltenen Urkunden 947 ein und reichen uber 950 und 966 bis 968 Dabei fallt auf dass das Stift zunachst ein anderes Patrozinium als das heute bekannte besessen haben muss Offensichtlich wurde der hl Dionysius ursprunglich in Enger nicht verehrt Das Patrozinium wird in der Urkunde D 91 im Jahr 947 als Mariae sanctique Laurentii martiris bezeichnet Ursprunglich gab es in Enger daher wohl ein Laurentius Patrozinium Ein solches Patrozinium gab es ab 955 auch in Merseburg 2 Im Jahr 1414 wurde das Stift wegen zahlreicher Uberfalle und kriegerischer Auseinandersetzungen in das befestigte Herford verlegt Die Kanoniker nahmen die bedeutendsten Kunstwerke darunter auch der Codex Wittekindeus sowie die angeblichen Gebeine Widukinds mit Mit dem Umzug der Kanoniker wurde die Stiftskirche von Enger Pfarrkirche Kirchenheilige wurden in Herford Johannes Baptist und Dionysius Ab 1530 setzte sich die Reformation im Stift durch 1549 war nur noch ein Mitglied katholisch Dieser Zustand wurde nach 1672 festgeschrieben Im 18 Jahrhundert wurde die Halfte der Stiftsstellen zur Versorgung preussischer Beamter genommen Am 1 Dezember 1810 wurde das Stift aufgehoben Das Archiv mit etwa 500 Urkunden und Akten wurde 1822 in das Mindener Regierungsarchiv und von da aus im Jahr 1852 ins Staatsarchiv Munster verbracht Auch wenn ausser der Kirche von den Stiftsgebauden nichts mehr erhalten ist haben die Hausstellen der Kanoniker rund um die Kirche auf dem so genannten Kirchenrundling das Bild des Ortes bis in die Gegenwart hinein gepragt Die ehemalige Stiftskirche ist heute eine evang luth Pfarrkirche Zusammensetzung des Konvents BearbeitenDie Konventualen waren in der Regel burgerlicher Herkunft und stammten zunachst vor allem aus Herford und Umgebung Mit der Veranderung der Funktion als Versorgungsstellen von Beamten dehnte sich der Einzugsbereich erheblich aus Als Amter begegnen uns Propst Dekan Custos und Thesaurius Scholasticus und Cellerarius Es gab seit dem Hochmittelalter durchgangig 12 Kanoniker je vier Priester Diakone sowie Subdiakone Seit dem Spatmittelalter kamen funf Vikare und vier Benefiziaten hinzu An dieser Einteilung anderte sich bis 1810 nichts mehr Kirche Bearbeiten nbsp Grundriss der Stiftskirche EngerNach der Uberlieferung durch Konigen Mathilde 896 968 die Gattin Heinrichs I soll Herzog Widukind die erste Kirche errichtet haben Nach archaologischen Untersuchungen ist dies nicht ausgeschlossen denn es wurden Reste einer Saalkirche mit Rechteckchor aus dem 9 oder 10 Jahrhundert gefunden Mathilde selber grundete hier ein Kanonissenstift und wurde spater heiliggesprochen Die heutige Kirche wurde in zwei Bauabschnitten errichtet Vom Leiter der Ausgrabungen Uwe Lobbedey wurden die erhaltenen romanischen Querhaus und Chor aus dem 12 Jahrhundert als Bauphase IV bezeichnet das gotische Hallenlanghaus aus dem 14 Jahrhundert als Bauphase V Im Chor von Bau I konnten drei symmetrisch angeordnete Graber lokalisiert werden sogenannte Stiftergraber Je eines in der nordostlichen Grab 447 und sudostlichen Ecke Grab 462 und eines in der Mitte des Chors Sie sind eindeutig alter als Bau II konnen aber nicht alter sein als die alteste Kirche denn abgesehen von ihrer eindeutigen Lage sprechen auch Mortelbrockchen an der Sohle der Grabfullung dafur dass die Graber nachtraglich innerhalb von Bau I angelegt wurden Ob es sich beim zentralen Stiftergrab um das des dux Widukind handelt ist in der Literatur erheblich umstritten Wie fur eine mittelalterliche Kloster bzw Stiftskirche nicht ungewohnlich besass der Engeraner Sakralbau keinen Turm Der fur Westfalen ungewohnliche freistehende Turm wird im Kern als spatmittelalterlich eingeschatzt wurde erst nachtroglich zum Glockenturm und 1843 aufgestockt Ausstattung BearbeitenWidukindepitaph Bearbeiten nbsp Widukind EpitaphIn der Kirche befindet sich unter anderem ein Epitaph aus dem Jahr 1100 der als eine der altesten Grabplastiken in Deutschland gilt und nach der Uberlieferung die Grabstelle von Herzog Widukind bezeichnet Es handelt sich um ein romanisches Bildnis einer liegenden Person mit Krone und Zepter Der Unterbau stammt aus der Fruhrenaissance Trotz umfangreicher Forschung zur Person Widukinds ist allerdings unklar ob er uberhaupt in Enger begraben wurde oder nicht doch seine letzten Jahre auf der Insel Reichenau verbrachte und dort auch begraben wurde Man fand bei den archaologischen Ausgrabungen in den 1970er Jahren im Chor der ursprunglichen Kirche drei Graber verwandter mannlicher Toter aus der Entstehungszeit die man als der Stifterfamilie zugehorig gedeutet hat Damit ist die Wahrscheinlichkeit dass Widukind in Enger begraben worden ist wieder etwas gestiegen Dagegen spricht dass die altesten Urkunden des Stifts aus dem 10 Jahrhundert das Grab nicht erwahnen Erste schriftliche Hinweise stammen aus dem Jahr 1216 Damals glaubte man bei einer Grabung die Gebeine gefunden zu haben 3 Das Grabmal bot der SS Veranlassung hier ab 1934 die Errichtung einer nationalen Gedenk und Wallfahrtsstatte zu planen Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Realisierung 4 Weitere Innenausstattung Bearbeiten nbsp Schnitzaltar im Chorraum der StiftskircheNeben dem Epitaph sind noch einige gotische Einrichtungsgegenstande wie Kreuze Altaraufsatze und ahnliches nach dem Wegzug der Kanoniker in Enger geblieben oder kamen spater hinzu Aus der Zeit nach dem Wegzug der Kanoniker stammt der Schnitzaltar von Hinrik Stavoer aus dem Jahre 1525 Ein Taufstein stammt von 1677 An der Ostwand des nordlichen Querhauses ist mit dem Schwarzen Gesicht ein dunkler Reliefstein angebracht der die Gesichtszuge des hl Mauritius zeigt Er symbolisierte die vormalige Zugehorigkeit des Kanonikerstifts Enger zu Magdeburg wo der Heilige Patron war Dionysiusschatz Bearbeiten Die grossten Kostbarkeiten die fruher im Besitz des Stifts waren und sich heute teilweise im Kunstgewerbemuseum Berlin befinden werden traditionell als Dionysiusschatz bezeichnet Dazu gehorte ein romanisches Vortragekreuz aus Holz mit Gold uberzogen Des Weiteren eine romanische Aquamanile eine Kanne in Vogelform mit gekrontem Menschenleib Bemerkenswert ist ein in Taschenform gearbeitetes Reliquiar aus dem 8 Jahrhundert mit aus Holz bestehendem Kern sog Engerer Burse Auf der Vorderseite ist es mit Goldblech uberzogen und mit Edelsteinen und Gemmen geschmuckt Die ubrigen Seiten bestehen aus vergoldetem Silberblech und sind mit getriebenen Brustbildern in zweireihigen Arkaden versehen Hinzu kommen weitere Reliquiare und anderes liturgisches Gerat nbsp Bursenreliquiar sog Engerer Burse nbsp Vortragekreuz nbsp Sog Taufschale Widukinds nbsp Figur des hl Dionysius am linken VierungspfeilerCodex Wittekindeus Bearbeiten Zum Besitz des Stifts gehorte auch der der so genannte Codex Wittekindeus der sich heute in der Staatsbibliothek in Berlin befindet Nach der Uberlieferung gehorte er zu den Taufgeschenken Karls des Grossen an Widukind Tatsachlich aber stammt er aus der Zeit Otto des Grossen und war zunachst im Besitz des Magdeburger Domes Der Codex war in Fulda entstanden und in Magdeburg gebunden worden Der Codex lehnte sich eng an eine Handschrift aus der Zeit Karls des Grossen an und gilt als eines der bedeutendsten Werke der ottonischen Buchmalerei uberhaupt Er wurde im 17 Jh als Huldigungsgeschenk des 1647 brandenburgisch gewordenen Herfords dem Grossen Kurfursten ubergeben und wird seitdem in der Berliner Staatsbibliothek Theol lat fol 1 aufbewahrt 5 Orgel Bearbeiten nbsp Prospekt der WestemporenorgelDie Orgel wurde 1974 von der Orgelbaufirma Gustav Steinmann Vlotho erbaut Das Instrument hat 34 Register auf drei Manualwerken und Pedal I Ruckpositiv C 1 Viola di Gamba 8 2 Rohrgedackt 8 3 Spitzprinzipal 4 4 Nasat 22 3 5 Gemshorn 2 6 Terz 13 5 7 Oktave 1 8 Plein Jeu V9 Cromorne 8 Tremulant II Hauptwerk C 10 Bordun 16 11 Prinzipal 8 12 Spillpfeife 8 13 Oktave 4 14 Gemshorn 4 15 Waldflote 2 16 Mixtur V VI17 Trompete 8 III Schwellwerk C 18 Holzgedackt 8 19 Quintade 8 20 Prinzipal 4 21 Rohrflote 4 22 Sesquialtera II 22 3 23 Oktave 2 24 Quinte 11 3 25 Scharffzimbel IV26 Regal 8 Tremulant Pedalwerk C 27 Prinzipalbass 16 28 Subbass 16 29 Gemsoktave 8 30 Oktave 4 31 Nachthorn 2 32 Rauschpfeife IV33 Posaune 16 34 Schalmey 4 Koppeln I II III II I P II P III PGlocken BearbeitenIm Turm der Stiftskirche hangen drei grosse Bronze Glocken die Wigbert Glocke die Helden Glocke und die Wittekinds Glocke 6 Propste BearbeitenAdelger 950 Siegfried vor 1094 Ulrich 1121 Otto 1171 Heinrich longus 1194 ca 1202 Siegfried von Ampfurth 1202 1208 Wilbrand von Dassel 1249 1250 Volkwin von Schwalenberg 1252 1262 Gunther I von Schwalenberg 1268 1305 09 Gebhard von Schraplau 1310 Volrad von Hessen 1343 1344 Heinrich von Wederden 1366 Johann von Ockenbrock 1371 Bernhard von Ostinchusen 1418 Hartlieb Conekamp 1422 1423 Richard Richarding oder Richardi 1435 1449 Heinrich Keserling 1462 1471 Konrad Thus vor 1489 Hermann Ovelsuster 1489 1508 Bernhard Dorinck 1508 1525 Ludolf von Varendorff 1545 1568 7 8 Einzelnachweise Bearbeiten Wentz Gottfried Schwinekoper Berent Das Erzbistum Magdeburg Band 1 Teil 1 Das Domstift St Moritz in Magdeburg Teil 2 Die Kollegiatstifte St Sebastian St Nicolai St Peter und Paul und St Gangolf in Magdeburg Berlin 1972 S 231 Teildigitalisat Kruger Karl Heinrich Dionysius und Vitus als fruhottonische Konigsheilige Zu Widukind 1 33 in Fruhmittelalterliche Studien 8 1974 S 142 u 149 Gabriele Bohm Mittelalterliche figurliche Grabmaler in Westfalen von den Anfangen bis 1400 Berlin Hamburg Munster 1993 S 33 35 Beitrag zu Widukind Geschichte und Mythos 1 2 Vorlage Toter Link www mdr de Insignien der Macht Kunst und Schriftkultur der Romanik Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2014 Suche in Webarchiven vgl Artikel zur Sanierung des Turmes Wentz Gottfried Schwinekoper Berent Das Erzbistum Magdeburg Band 1 Teil 1 Das Domstift St Moritz in Magdeburg Teil 2 Die Kollegiatstifte St Sebastian St Nicolai St Peter und Paul und St Gangolf in Magdeburg Berlin 1972 S 438 Teildigitalisat Hengst Klosterbuch S 293 Literatur BearbeitenCarl Wilhelm Clasen Enger Die ehemalige Kollegiatstiftskirche St Dionysii Grosse Baudenkmaler Heft 167 Munchen Berlin 1961 Karl Hengst Hrsg Westfalisches Klosterbuch Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Kloster von ihrer Grundung bis zur Aufhebung Teil 1 Munster 1992 S 288 294 Uwe Lobbedey Vorbericht uber die Grabung in der Stiftskirche zu Enger in Die Ausgrabungen in der Stiftskirche zu Enger I Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 1 Munster 1979 S 9 18 A Ludorff Die Bau und Kunstdenkmaler des Kreises Herford Munster 1908 Die Kirche zu Enger und ihre Beziehungen zu Wittekind Bielefeld 1902 ULB Munster Fred Kaspar Peter Barthold Pfarrturm und Stiftskirche Geteilte Baulasten und gemeinsame Aufgaben Der Turm neben der Stiftskirche Enger Kr Herford In Mareike Liedmann und Verena Smit Hrsg Zugange zu Archaologie Bauforschung und Kunstgeschichte nicht nur in Westfalen Festschrift fur Uwe Lobbedey zum 80 Geburtstag Regensburg 2017 S 177 194 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche Enger Sammlung von Bildern Webseite der Gemeinde Enger52 139586 8 558736 Koordinaten 52 8 22 5 N 8 33 31 4 O Normdaten Korperschaft GND 7781921 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stift Enger amp oldid 234130196