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St Johannis ist die evangelisch lutherische Pfarrkirche der 1220 gegrundeten Herforder Neustadt Seit 1414 war sie zusatzlich Stiftskirche des ursprunglich in Enger ansassigen weltlichen Kollegiatstifts St Johann und Dionys Dieses bestand bis zur Sakularisation von 1802 Sie ist nicht zu verwechseln mit der benachbarten katholischen Kirche St Johannes Baptist Innerhalb des Kirchenkreises Herford gehort die Johanniskirche zusammen mit dem Herforder Munster und der Jakobikirche zur Kirchengemeinde Herford Mitte St Johannis in HerfordInnenansichtDetailansicht Chor mit Altar und historischen FensternBlick nach Westen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur und Ausstattung 2 1 Fenster 2 2 Innenraum 2 3 Orgel 2 4 Glocken 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Grabsteine bei St Johannis 2023 Die Johanniskirche in der heutigen Form wurde in mehreren Bauabschnitten als Westfalisches Quadrat im Stil der Gotik erbaut Vermutlich an der Stelle eines alteren Friedhofs und einer Kapelle wurde bald nach 1220 durch das Stift Herford eine neue Kirche erbaut die kurze Zeit spater als Pfarrkirche fur die Neustadt bezeichnet wurde Der Bau erfolgte in zwei Etappen die insbesondere an der abweichenden Form der westlichen Gewolbe und den Kapitellen der westlichen Saulen leicht ablesbar sind Die westlichen Joche und die beiden Turmnebenraume stammen noch vom Ursprungsbau aus der Zeit um 1250 Ab etwa 1320 wurde die Kirche um ein Joch nach Osten erweitert und ein neuer Chor errichtet Diese Raumteile zeigen bereits erheblich spatere Formen Auch der ursprungliche Turm wurde wohl erst in diesem Zeitraum errichtet 1 Wegen der unsicheren Lage wurde im Jahre 1414 das Stift St Dionys von Enger in das befestigte Herford verlegt Stiftskirche wurde die Johanniskirche Die Stiftsherren brachten damals nicht nur den beruhmten Dionysius Schatz mit Taufgaben Karls des Grossen an Widukind nach Herford sondern auch die Gebeine des Sachsenherzogs Widukind die bis 1810 in der Johanniskirche ruhten Heute befinden sich die Taufgaben im Kunstgewerbemuseum Berlin Widukinds vermeintliche Gebeine wurden wieder in die Engeraner Stiftskirche gebracht Auf Grund der neuen Funktion als Stiftskirche wurde in der Kirche eine Chorschranke Lettner zwischen dem Bereich der Kanoniker und der Laien errichtet Ausserdem wurden Seitenaltare errichtet um den zahlreichen Priestern stille Messen und Gebete zu ermoglichen Auch der Turm wurde um ein Geschoss erhoht so dass er mit knapp 90 m der hochste Herfords wurde In der Zeit der Reformation wurden zahlreiche Gegenstande in Stift und Kirche im Zuge des Herforder Bildersturms von 1532 zerstort Das Stift selbst bestand als protestantische Einrichtung weiter Im 18 Jahrhundert hatten der Konig von Preussen der Kurfurst von der Pfalz und das Kapitel selbst abwechselnd das Recht bei Vakanz neue Kanoniker zu bestimmen 2 Der Turm wurde beim grossen Stadtbrand von 1638 durch Funkenflug in Brand gesetzt und zerstort Der daraufhin errichtete 85 m hohe Turm neigte sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte und erlangte als schiefer Turm von Herford Bekanntheit Wegen Einsturzgefahr musste der Turmhelm 1885 abgetragen werden und wurde durch einen neuen ersetzt mit dem die Gesamthohe nur noch 80 m betrug Das Bauwerk verfiel jedoch weiterhin Zusatzlich fuhrte der Bau der stadtischen Kanalisation zu einem gravierenden Absinken des Grundwasserspiegels wodurch die Eichenpfahle der Fundamentierung verrotteten Daraufhin musste der Turm zwischen 1906 und 1910 vollstandig abgetragen neu fundamentiert und neu errichtet werden Der Turmneubau wurde zwar mit altem Material und in alter Form errichtet erhielt jedoch ein Geschoss weniger 7 m als sein Vorganger Er hat jetzt nur noch eine Hohe von 71 m ist damit jedoch nach wie vor der hochste Kirchturm Herfords Der Kirchenraum selbst konnte durch Unterfangen mit Beton gerettet werden 3 Seit 1981 steht die Kirche unter Denkmalschutz 4 Seit 2008 wird sie aus Kostengrunden nicht mehr beheizt 2019 wurden am Rande der Kirche Graber entdeckt Die erhaltenen Grabsteine stammen teilweise aus dem 16 Jahrhundert 5 Architektur und Ausstattung Bearbeiten nbsp GrundrissFenster Bearbeiten Die Glasfenster die zu den altesten in Westfalen gehoren stammen zum Teil noch aus dem 14 und 15 Jahrhundert und wurden durch den couragierten Einsatz des damaligen Pfarrers Helmut Gaffron im Mai 1940 vor der Zerstorung gerettet Die jungeren nicht gesicherten Fenster wurden bei Erschutterungen durch Bombeneinschlage in der Nahe der Kirche Hamelinger Str zerstort Innenraum Bearbeiten Die kunstlerisch wertvolle Inneneinrichtung stammt aus dem 16 und 17 Jahrhundert 6 Charakteristisch sind die aus Holz geschnitzten Amtsstuhle der Handwerkerzunfte der Neustadt Die Barockkanzel wurde vom Burgermeister Daniel Poppelmann gestiftet einem direkten Vorfahren des 1662 in Herford geborenen Matthaus Daniel Poppelmann Orgel Bearbeiten Die Orgel wurde 1955 durch die Firma Gustav Steinmann Orgelbau erbaut Das Schleifladen Instrument verfugt uber 26 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Die Trakturen sind mechanisch 7 nbsp Blick auf die OrgelI Hauptwerk C g3Pommer 16 Prinzipal 8 Spillflote 8 Oktave 4 Gemshorn 4 Nasat 2 2 3 Waldflote 2 Mixtur V VITerz Zimbel IIITrompete 8 II Brustwerk C g3Holz Gedackt 8 Rohrflote 4 Prinzipal 2 Quinte 11 3 Sesquialtera IIOktave 1 Scharff III IVVox humana 8 Tremulant Pedal C f1Subbass 16 Oktavbass 8 Pommer 8 Quintade 4 Nachthorn 2 Rauschpfeife IVPosaune 16 Clarine 4 Koppeln II I I P II PGlocken Bearbeiten nbsp Grosse BetglockeFunf Glocken hangen im Turm Die Glocken I II und III wurden zwischen 1639 und 1646 von der Glockengiesserfamilie Hemony angefertigt die Glocke IV ehemals Viertelschlagglocke bereits 1496 und stammt aus dem Umkreis des Gerhard van Wou Die funfte und kleinste dient dem Viertelstundenschlag fur den Stundenschlag die Glocke II im Turm und hangt in einer kleinen Offnung am ostlichen Zifferblatt Sie wurde erst in den 1990er Jahren gegossen Die ubrigen vier Glocken werden schwingend gelautet und sind auf zwei Glockenstuben verteilt in der oberen hangt die kleinere Glocke ursprunglich als Viertelschlagglocke gegossen in der unteren die drei grossen Glocken Alle vier Glocken zusammen erklingen nur zu besonderen Anlassen Am Heiligabend und am Pfingstsonntag um 12 Uhr mittags erklingen die Glocken der Stadt Herford fur 20 Minuten 8 Die Glocken I II und III standen unter Reichsdenkmalschutz und mussten daher nicht wahrend des Zweiten Weltkriegs im Rahmen der Metallspende des deutschen Volkes abgeliefert werden Die Glocke IV hingegen wurde zwar requiriert jedoch nicht wie viele andere Glocken im Turm zerschlagen sondern am Stuck abtransportiert Durch gluckliche Zufalle uberstand sie den Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedhof und konnte nach 1945 wieder zuruckgefuhrt werden 9 Nr Bezeichnung Funktion Gussjahr Giesser Durchmesser mm Masse kg Schlagton HT 1 16 Glockenstuhl 1 Betglocke 1646 Francois amp Petrus Hemony 1 504 2 200 c1 6 untere Glockenstube2 Feuerglocke Stundenglocke 1639 1 344 1 550 d1 23 Predigtglocke 1 190 1 000 e1 04 Katharina Festtagsglocke 1496 unbekannt van Wou Schule 980 a1 4 obere GlockenstubeI Viertelstundenglocke 1990er Glocken und Kunstgiesserei Rincker c2 Turmhelm Ostseite Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Johannis Herford Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Urkundenregesten aus dem Archiv des Stifts St Johann und Dionys in Herford Digitale Westfalische Urkunden Datenbank DWUD St Johannis in HerfordLiteratur BearbeitenHelga Besche St Johannis in Herford Grosse Baudenkmaler Heft 358 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1989 Dirk Strohmann Konservierung und Schutzverglasung der Ornamentfenster im Langhaus der Herforder Johanniskirche in Denkmalpflege in Westfalen Lippe 2022 1 ISSN 0947 8299 S 10 15 lwl org Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Schuler Zur Baugeschichte der Neustadter Johanniskirche in Herford Herforder Jahrbuch XIX XX Band Maximilian Verlag Herford und Bonn 1979 S 128 138 Nicolas Rugge Im Dienst von Stadt und Staat Der Rat der Stadt Herford und die preussische Zentralverwaltung im 18 Jahrhundert Burgertum Beitrage zur europaischen Gesellschaftsgeschichte Band 15 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2000 S 28 online Wolfgang Schuler Zur Baugeschichte der Neustadter Johanniskirche in Herford Herforder Jahrbuch XIX XX Band Maximilian Verlag Herford und Bonn 1979 S 128 138 Liste der Baudenkmaler der Stadt Herford PDF 78 kB Archaologen entdecken alte Graber In westfalen blatt de Gregor Rohmann Hrsg Bilderstreit und Burgerstolz Herforder Kirchen im Zeitalter der Glaubenskampfe Herforder Forschungen Band 20 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2006 ISBN 978 3 89534 640 8 Nahere Informationen zur Orgel abgerufen am 5 September 2014 Claus Peter Westfalen In Kurt Kramer Hrsg Die deutschen Glockenlandschaften Deutscher Kunstverlag Munchen 1989 S 55 Brasse Friedrich Glocken in Herford In Herforder Verein fur Heimatkunde Hrsg Lebendiges Zeugnis Historische Betrachtungen zu Glocken Kirchen und Friedhofen in Herford Busse Seewald Herford 1980 S 9 52 116472222222 8 6741666666667 Koordinaten 52 6 59 3 N 8 40 27 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Johannis Herford amp oldid 236185586