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Matthaus Daniel Poppelmann 3 Mai 1662 in Herford 17 Januar 1736 in Dresden war ein deutscher Baumeister des Barocks und des Rokokos Er stand in Diensten von Kurfurst August dem Starken von Sachsen und pragte den Dresdner Barock Sein beruhmtestes Werk ist der Dresdner Zwinger Matthaus Daniel Poppelmann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Familie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Das Daniel Poppelmann Haus das Herforder Stadtmuseum Poppelmanns Geburtshaus ist ein spatgotisches Haus in der Herforder Neustadt Poppelmann stammte aus einer Kaufmannsfamilie aus dem westfalischen Herford das ihm zu Ehren 1975 ein Museum einrichtete das Daniel Poppelmann Haus Er war dort Schuler des Gymnasium Fridericianum Mehrere seiner Vorfahren waren Ratsleute der Stadt gewesen das Vermogen der Familie war jedoch durch den Dreissigjahrigen Krieg geschwunden Sein Vater besass nur noch einen kleinen Laden Im Jahr 1680 trat Poppelmann im Alter von 18 Jahren in das sachsische Bauamt ein Im Gegensatz zu anderen Furstenhofen wo man ein oder zwei Hofarchitekten beschaftigte war das Oberbauamt in Dresden schon damals eine ausserordentlich umfangreiche Behorde Poppelmann wurde als unbezahlte Hilfskraft eingestellt was er auch sechs Jahre blieb Trotzdem muss er bereits uber einige Erfahrungen im Bauwesen verfugt haben bevor er nach Dresden kam Als erster bedeutender Baumeister der fruhen Neuzeit war er nicht Kunstler oder Militaringenieur sondern diente sich in einer Behorde hoch Im Jahr 1686 wurde er zum Baukondukteur befordert Seinen Lebensunterhalt verdiente er zu dieser Zeit mit dem Bau von Burgerhausern Dafur musste er jedoch zuerst Schulden machen und die Hauser auf eigene Rechnung bauen bevor er sie nach der Fertigstellung gewinnbringend verkaufen konnte Daneben beantragte er 1687 eine Lizenz zum Alkoholausschank Beeinflusst wurde er in dieser Zeit vor allem von den Oberlandbaumeistern Wolf Caspar von Klengel der als Begrunder des Sachsischen Barock gilt und seinem Nachfolger Johann Georg Starcke Sparliche Informationen zeigen dass Poppelmann oft zu sehr profanen Tatigkeiten wie Abbrucharbeiten eingesetzt wurde und auch Probleme mit seinen Vorgesetzten hatte Seine Karriere begann 1705 als er zum Landbaumeister befordert wurde und die Planung eines neuen Residenzschlosses ubertragen bekam Im Jahr 1710 schickte August der Starke Poppelmann auf eine Bildungsreise nach Wien Rom und Neapel und 1715 auf eine zweite nach Paris Belgien und Holland Matthaus Daniel Poppelmann wurde 1718 als Nachfolger von Johann Friedrich Karcher Oberlandbaumeister In dieser Stellung entfaltete er eine umfangreiche Bau und Verwaltungstatigkeit welcher Dresden die glanzendsten und fantasievollsten Schopfungen des Rokokostils verdankt Etwa ab 1730 zog August der Starke aber fur reprasentative Projekte jungere Architekten wie Zacharias Longuelune vor und Poppelmann widmete sich vor allem der Leitung des Oberbauamtes Im Oktober 1734 schied Matthaus Daniel Poppelmann aus dem Oberbauamt aus Sein Nachfolger wurde Johann Christoph Knoffel Poppelmann wurde einige Monate spater schwer krank und starb am 17 Januar 1736 Er wurde in der Gruft der Matthauskirche in Dresden beigesetzt Werk Bearbeiten nbsp Wallpavillon des Zwingers 1709 1728 nbsp Jagdschloss Moritzburg 1723 1733 nbsp Poppelmanns Wasserpalais von Schloss Pillnitz 1720 1723 mit der grandiosen Treppenanlage die Longuelune als Schiffstreppe bis zur Elbe hinunter verlangerte Als sein Hauptwerk gilt der Zwinger in Dresden 1711 1728 den er zusammen mit dem Bildhauer Balthasar Permoser schuf In diesem formal einzigartigen Gebaude eines befestigten Turnierplatzes kam es zu einer einmaligen ekstatischen Verbindung von Architektur und Plastik Uber dieses von ihm geschaffene Bauwerk liess Poppelmann 1729 eine Sammlung von Kupferstichen herausgeben Es besteht aus einem Erlauterungstext mit 22 Kupferstichen zum Zwinger und jeweils einem Stich vom Hollandischen Palais und dem Grossen Fass auf der Festung Konigstein Poppelmann beabsichtigte als Fortsetzung dieses Werkes die Herausgabe weiterer Stiche uber andere Barockbauten Dazu kam es nicht mehr Weitere bedeutende Werke sind Japanisches Palais in Dresden 1715 Schloss Pillnitz 1720 1723 Schloss Grosssedlitz seit 1720 Schloss und Hofgestut Graditz seit 1722 Stift Joachimstein 1722 1728 Umbau des Jagdschlosses Moritzburg 1723 1733 Dresdner Augustusbrucke 1727 1731 und die erst nach Poppelmanns Tod fertiggestellte Dreikonigskirche in Dresden 1732 1739 Das zwischen 1714 und 1721 von Poppelmann erbaute Schloss Nischwitz wurde 1750 von Knoffel umgestaltet Daneben lieferte Poppelmann zahlreiche spater ausgefuhrte Plane zum Beispiel fur den Umbau des Spitzhauses und der Spitzhaustreppe in Radebeul Nie gebaut wurde jedoch das Dresdner Residenzschloss Ab 1705 liess sich August der Starke von Poppelmann immer wieder neue spektakulare Entwurfe vorlegen konnte sich aber nie entschliessen das gewaltige Vorhaben zu beginnen siehe Die Errichtung des Zwingers Als Oberlandbaumeister im sachsischen Oberbauamt war Poppelmann aber auch fur alle profanen Staatsbauten wie Deiche Strassen oder Brucken verantwortlich So liess er zwischen 1713 und 1720 fur die neueingerichtete Eilpostlinie Leipzig Dresden mehrere steinerne Brucken bauen unter anderem die Poppelmannbrucken in Grimma Nossen und Waldheim die im Unterschied zur alten Dresdner Augustusbrucke noch in Teilen stehen Poppelmann besuchte zur Vorbereitung und wahrend der Ausfuhrung des Zwingerbaus verschiedene europaische Stadte um mit eigenen Architekturstudien projektbezogene Anreize und vergleichende Eindrucke aufzunehmen Er reiste 1710 auf Kosten seines Auftraggebers uber Prag Wien und Florenz nach Rom und Neapel Der Kurfurst verfugte am 4 Januar 1710 dass der Landbaumeister Poppelmann nachher nach Wien und Rom gehen soll umb deren Orthen sich der itzigen Arth des Bauens sowohl an Palaesten alss Garthen zu ersehen Zu den Vorbildern Poppelmanns werden Sakralbauten des Bohmischen Barock ebenso gezahlt wie die in Wien tatigen Baukunstler Johann Bernhard Fischer von Erlach und Andrea Pozzo 1 In Prag studierte er die kuhnen Bauten von Christoph Dientzenhofer St Nikolaus auf der Kleinseite und die Klosterkirche Breunau 2 Auf der Reise besuchte er auch die Klosterkirche in Osek im Erzgebirge Fur den Wallpavillon des Zwingers werden neben der Breunauer Klosterkirche Werke von Lucas von Hildebrandt und Francesco Borromini als Vorbilder genannt 3 Im Jahre 1715 ging Poppelmann zum Zwecke aktueller Architekturstudien nach Frankreich Er suchte neben dem Schloss und Park von Versailles zahlreiche andere Ziele auf darunter den Park von Schloss Saint Cloud mit den Wasserspielen von Andre Le Notre Dieser hatte auch den Park von Versailles geschaffen und war als oberster Gartenarchitekt von Ludwig XIV eine fachliche Autoritat in der zeitgenossischen Gartenbaukunst Fur die Erweiterungsplane des Dresdner Zwingers waren die Eindrucke Poppelmanns im Lustpark von Marly le Roi von nicht unwesentlichem Einfluss weil der Architekt Jules Hardouin Mansart dort einen umfangreichen Komplex von Wasserspielen errichtet hatte Die Ruckreise Poppelmanns erfolgte uber die Niederlande Rotterdam Delft Leiden Haarlem und Amsterdam Bei Apeldoorn besuchte er das Schloss Het Loo das lange Flugel und pavillonahnliche Eckgebaude besitzt Der Zwinger zeigt ahnliche Strukturen 4 Poppelmann wurde zum Vertreter des von Italien her gepragten und uber Wien und Prag vermittelten beschwingten Hochbarock Zacharias Longuelune fuhrte ab 1713 den franzosischen klassizistischen Barock in Dresden ein Der schon der nachsten Generation angehorende Johann Christoph Knoffel entwickelte die zuruckhaltendere am franzosischen Klassizismus orientierte Auffassung Longuelunes fort und begrundete das sachsische Rokoko 1728 avancierte er neben den beiden Vorgenannten zum dritten Oberlandbaumeister 1738 sollte Knoffel Christine Eleonore Stenger heiraten eine Enkelin seines Vorgangers Poppelmann Im Oberbauamt wurden stets mehrere Architekten getrennt mit Entwurfen beauftragt und anschliessend wurde in der Regel nicht einer ausgewahlt sondern unterschiedliche Formenelemente der einzelnen Entwurfe miteinander kompiliert wobei August der Starke und der Generalbauintendant Graf Wackerbarth oft selbst mitwirkten Dieses kollegialische Verfahren fuhrte zur Synthese vieler Stileinflusse 5 Daneben gab es auch kuriose Auftrage vom koniglichen Hof wie zum Beispiel eine Schmuckarchitektur rund um das grosste Weinfass Europas 238 000 Liter auf der Festung Konigstein oder der Bau eines uberdimensionalen Stollenofens fur das Zeithainer Lustlager im Jahr 1730 als August der Starke seinen mehr als 20 000 Gasten darunter Friedrich Wilhelm I von Preussen einen 1 8 Tonnen schweren Dresdner Stollen vorsetzen liess 6 Uberhaupt baute Poppelmann immer wieder fur diverse Festivitaten des Hofes kurzlebige Architekturen und Kulissen die teilweise auf Zeichnungen festgehalten sind Fur das Zeithainer Lustlager etwa mussten eine Zeltstadt ein Exerzierplatz mehrere kleine Palais und ein Theater errichtet werden Ein weiteres Dresdner Bauwerk ist das Gebaude Grosse Meissner Strasse 15 ein um 1685 errichtetes nach Planen von George Bahr 1723 umgebautes Burger und Brauhaus mit Innenhof das 1734 vom Sachsischen Hof erworben und nach Planen von Poppelmann und Andreas Adam zu einer grossen geschlossenen Doppelhofanlage umgebaut wurde elbseitig errichtete Poppelmann zudem einen palaisartigen Neubau seitdem nutzte man es als Kanzleigebaude die Regierung Es ist erhalten und bildet heute den Mittelteil des Hotel Bellevue 7 Weitere Dresdner Wohnhauser sind das vor 1716 erbaute Dinglingerhaus am Judenhof sowie die Hauser Rampische Strasse 19 8 und 33 9 Um 1727 erbaute er eine Freitreppe im Barockgarten Grosssedlitz die wegen ihrer musizierenden Putten den Namen Stille Musik bekam 1731 gestaltete er auf der Festung Konigstein einen Beobachtungsturm zum Aussichtspavillon Friedrichsburg mit Festsaal im Obergeschoss um Das Zittauer Haus zur Goldenen Sonne am Markt 9 verweist stilistisch und auch mit seinem sandsteinernen Baudekor auf Poppelmann und Permosers Zwingerschule 10 Anlasslich seines 350 Geburtstages brachte die Deutsche Post 2012 eine Sonderbriefmarke heraus Nach Poppelmann wurde der Asteroid 39464 Poppelmann benannt nbsp Zwinger nbsp Zwingerhof nbsp Kronentor des Zwingers nbsp Alte Augustusbrucke Dresden nbsp Japanisches Palais Dresden 1715 nbsp Rampische Strasse 33 Dresden nbsp Grosse Meissner Str 15 Dresden nbsp Dinglinger Haus nbsp Poppelmannbrucke Grimma nbsp Dreikonigs kirche Dresden nbsp Die Stille Musik genannte Treppe im Barockgarten Grosssedlitz nbsp Friedrichsburg auf der Festung KonigsteinFamilie Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Matthaus Daniel Poppelmann an der Matthauskirche Dresden Matthaus Daniel Poppelmann war in erster Ehe mit Catharina Margarethe Stumpf verheiratet Sie hatten sieben Kinder Rahel Dorothea um 1693 nach 1761 verheiratet mit Hof und Justizrat Georg David Wilcke Johann Adolph 1694 1773 Hofmaler in Dresden 5 Kinder darunter Matthes Daniel Baukondukteur Johann David Hofmaler Erdmuth Sophie 1695 verheiratet mit Hof und Legationsrat Johann Ernst Heubel Carl Friedrich um 1697 1750 Baumeister Eleonore Dorothea nach 1730 verheiratet mit dem Arzt Johann Hieronymus Stenger zwei Tochter darunter Christina verheiratet mit Johann Christoph Knoffel Baumeister Christian Wilhelm 1701 1782 Oberpostmeister Chef der Dresdner und Bautzener Post verheiratet mit Johanna Salome Busse 22 Kinder unter den Nachkommen viele sachsische Beamte Luise Catharina 1712 1775 verheiratet mit dem Arzt Johann Wilhelm Sparmann Tochter Sophie Friederike Hensel SchauspielerinNach dem Tod seiner Frau heiratete er 1713 Anna Christina Moller geborene Ott eine wohlhabende Kaufmannswitwe die 1729 wahrend einer Kur in Karlsbad starb und am 17 Juli in der Stadtkirche in Johanngeorgenstadt beigesetzt wurde Literatur BearbeitenFriedrich Dieckmann Poppelmann oder Die Gehause der Lust Ein Streifzug zum 350 Geburtstag von Matthaus Daniel Poppelmann Sandstein Verlag Dresden 2012 ISBN 978 3 942422 96 3 Hermann Heckmann Matthaus Daniel Poppelmann und die Barockbaukunst in Dresden Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1986 ISBN 3 421 02874 5 Klaus Mertens Poppelmann Matthaeus Daniel In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 570 572 Digitalisat Kurt Milde Klaus Mertens Gudrun Stenke Hrsg Matthaus Daniel Poppelmann 1662 1736 und die Architektur der Zeit Augusts des Starken Fundus Reihe 125 Verlag der Kunst Dresden 1990 ISBN 3 364 00192 8 Richard Steche Poppelmann Matthaus Daniel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 26 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 420 f Katalog zur Ausstellung Poppelmann 3DWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Matthaus Daniel Poppelmann Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Matthaus Daniel Poppelmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek M D Poppelmanns Privatbibliothek Aufstellung der TU Dresden Virtuelle BibliothekM D PoppelmannEinzelnachweise Bearbeiten Hagen Bachler und Monika Schlechte Fuhrer zum Barock in Dresden Dortmund 1991 S 184 Hermann Heckmann Matthaus Daniel Poppelmann und die Barockbaukunst in Dresden Berlin 1986 S 44 45 Michael Kirsten Der Dresdner Zwinger DKV Kunstfuhrer Nr 576 0 1 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin o J S 20f Hermann Heckmann Matthaus Daniel Poppelmann und die Barockbaukunst in Dresden Berlin 1986 S 90 93 Bachler Schlechte Fuhrer zum Barock in Dresden S 20f Die Geschichte des Dresdner Christstollen Backerei amp Konditorei Gnauck abgerufen am 15 Juli 2014 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Dresden bearb v Friedrich Kobler Heinrich Magirius Mathis Nitzsche und Hartmut Ritschel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03110 3 S 123 Stefan Hertzig Das Dresdner Burgerhaus in der Zeit Augusts des Starken Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e V Dresden 2001 ISBN 3 9807739 0 6 S 162f Stefan Hertzig Das Dresdner Burgerhaus in der Zeit Augusts des Starken Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e V Dresden 2001 ISBN 3 9807739 0 6 S 130 133 Gottfried Kiesow Barock in Sachsen Vorwort Monumente Edition Seite 2Normdaten Person GND 11874125X lobid OGND AKS LCCN n86081030 VIAF 62344067 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Poppelmann Matthaus DanielKURZBESCHREIBUNG deutscher Baumeister des BarockGEBURTSDATUM 3 Mai 1662GEBURTSORT HerfordSTERBEDATUM 17 Januar 1736STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthaus Daniel Poppelmann amp oldid 237927000