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Das Grosse Campement bei Muhlberg auch Lustlager von Zeithain genannt war eine grandiose Truppenschau Augusts des Starken verbunden mit der Darstellung koniglicher Pracht die vom 31 Mai bis zum 28 Juni 1730 unweit der Stadte Riesa und Grossenhain zwischen den Orten Zeithain Glaubitz und Streumen stattfand Lager bei Zeithain Gemalde von Johann Alexander Thiele 1730 Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung und Verlauf 2 Bemerkenswertes 2 1 Der Anlass fur die Flucht Friedrichs des Grossen 2 2 Ein FIFAT von nie gesehener Grosse 3 Nachfolgeveranstaltungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBedeutung und Verlauf Bearbeiten nbsp Kurfurstlich Sachsischer Oberst der Prunk Kurassiere beim Lager von Zeithain nbsp Zeithainer Riesenstollen mitBackofenNach dem 1721 nach zwanzig Jahren siegreich abgeschlossenen Grossen Nordischen Krieg beschloss August der Starke eine Neuorganisation und ausrustung der sachsischen Truppen Die schwedische Armee war zuvor funf Jahre bis 1706 durch seine Lande gezogen und hatte ihn zunachst zur Abdankung gezwungen Das Ergebnis der Neuorganisation wurde in einer Truppenschau mit Feldlager der gesamten 27 000 Mann starken sachsischen Armee im Juni 1730 vorgestellt die in der Nahe von Zeithain stattfand Das Zeithainer Lustlager war eine organisatorische und logistische Meisterleistung die europaweit fur Aufsehen sorgte Es war nicht nur die grosste Truppenschau Europas es galt vor allem als das gigantischste Barockfest seiner Zeit das Spektakel des Jahrhunderts welches wegen seiner Pracht und Uppigkeit bis heute Inbegriff barocker Lebensart ist Zum Einsatz kamen dabei auch osmanische Staatszelte von denen heute zwei in der Turckischen Cammer im Dresdner Residenzschloss zu besichtigen sind Barocke Obelisken aus Sandstein markierten zudem weithin sichtbar das Lager von denen heute noch vier Obelisken drei zwischen Glaubitz Streumen und Marksiedlitz und ein Obelisk in der Gemarkung Zeithain etwa 2 km nordlich des alten Ortskernes erhalten sind und inzwischen saniert wurden 1 Vor 48 geladenen europaischen Fursten und deren Militars prasentierte August seine Armee im Manover organisiert vom Generalfeldmarschall Graf Wackerbarth worauf grossartige Festlichkeiten folgten abgeschlossen mit einem Feuerwerk bei Riesa Das Zeithainer Lustlager stellte nicht nur die militarische Leistungsfahigkeit sondern auch den hohen Stand der sachsischen Kunst und Kultur zur Schau Der anwesende Soldatenkonig Friedrich Wilhelm I in Preussen notierte hierzu anerkennend Die drei Regimenter Kronprinz gut Weissenfeld gut sehr gut Pflugk sehr miserabel schlecht Befehlsgebung gut Von der Kavallerie habe ich Kommandos gesehen die finde ich sehr propre Ein besonderer Hohepunkt des Festes war ein vom Dresdner Backermeister Johann Andreas Zacharias und sechzig Backerknechten gebackener Riesenstollen Er war 1800 Kilogramm schwer 18 Ellen lang etwa 7 Meter 8 Ellen etwa 3 Meter breit und 30 Zentimeter dick Er war in einem eigens dafur von Matthaus Daniel Poppelmann gebauten Ofen gebacken und vom Backhaus in Moritz aus auf einem von acht Pferden gezogenen Wagen in Augusts Lager gebracht worden Dort wurde das Backwerk mit dem beruhmten Grossen Stollenmesser angeschnitten in 24 000 Portionen aufgeteilt und an die Gaste ausgegeben Bei Streumen heute in der Gemeinde Wulknitz wurde ein prachtiges Opernhaus speziell fur das Lustlager errichtet Komodien wurden aufgefuhrt Opern gezeigt Ein funfstundiges Feuerwerk am 24 Juni tauchte den Fluss und die Stadt Riesa in bunte Farben Mehrere Monate zuvor hatten 200 Zimmerleute begonnen aus 18 000 Holzstammen und ebenso vielen Brettern ein 80 Ellen hohes und 200 Ellen breites Gerust auf der Riesaer Flussseite gegenuber dem eigens hierfur umgebauten Promnitzer Schloss aufzubauen das mit 6000 Ellen Leinwand bespannt und bemalt wurde um einen Feen Palast darzustellen Die Illumination erfolgte durch 400 Zimmerleute Neben dem Palast befanden sich unter anderem 60 Kanonen zum Bollern 48 Morser zum Leuchtkugel Werfen 80 Raketenkasten und 24 grosse Feuerrader Zu gleicher Zeit segelte eine bis an die Mastbaumspitzen illuminierte Flotte von feuerspeienden Walfischen und Delphinen angefuhrt an den in einem Pavillon versammelten hohen Gasten vorbei deren Ruhm und Glanz von der koniglichen Kapelle auf dem Hauptschiff mit Lobgesangen gepriesen wurde 2 Im Nachgang des Festes wurde in der Offentlichkeit Sachsens das Fest als pure Verschwendung von Geld gesehen und der Konig geriet in starke Kritik Seine Minister versuchten nun das Fest aus der offentlichen Wahrnehmung zu nehmen zumal auch sich der Erfolg in Grenzen hielt Bemerkenswertes BearbeitenDer Anlass fur die Flucht Friedrichs des Grossen Bearbeiten Historische Bedeutung erlangte das Lustlager auch durch einen wahrend der Manovertage ausgetragenen heftigen Streit zwischen dem Soldatenkonig Friedrich Wilhelm I und seinem Sohn dem damaligen Kronprinzen Friedrich Der Konig zuchtigte seinen Sohn vor Untergebenen Dieser verliess Zeithain daraufhin fluchtartig Wahrend des Lagers offenbarte Friedrich seinem Freund Hans Hermann von Katte auf Schloss Promnitz an der Elbe den Plan nach Frankreich zu fliehen um sich der Erziehungsgewalt seines strengen Vaters zu entziehen Katte versuchte ihn zwar davon abzuhalten begleitete ihn aber schliesslich doch und wurde dafur spater hingerichtet August Christoph von Wackerbarth hatte uber Spione das Feldpostamt in Glaubitz unterstand ihm von den Fluchtplanen erfahren und diese Friedrich Wilhelm I mitteilen lassen Heinrich von Bruhl hatte dabei wohl eine entscheidende Rolle gespielt Dadurch wurden beide Freunde alsbald aufgegriffen Heinrich von Bruhl hatte sich damit einen Feind geschaffen der ihn dies Jahre spater im Siebenjahrigen Krieg spuren liess Ein FIFAT von nie gesehener Grosse Bearbeiten nbsp Karte mit der ungefahren Lage des Lagers um 1730Eines der grossen Ereignisse war das abschliessende mehrstundige Feuerwerk auf der Elbe bei Riesa Dieses konnten die furstlichen Befehlshaber von Schloss Promnitz aus auf der gegenuberliegenden Elbseite von Riesa gelegen besehen wobei Menschenleben so wenig als Geld geschont ward denn in einem Wallfische und vier Delphinen welche Flammen spien und die Elbe gleichsam in ein Feuermeer verwandelten steckten Baugefangene die das Leben verwirkt hatten und wenn sie das Feueramt im Bauche jener Ungeheuer glucklich verwalteten was jedoch nicht immer der Fall war denn mehrere verbrannten die Freiheit erhielten Eins der glanzendsten Stucke jenes Feuerwerkes sollte nachst eben erwahntem Feuerspeien ein Vivat von nie gesehener Grosse sein August liess selbst deshalb den commandirenden Oberstlieutenant Jauch kommen und scharfte ihm die kolossale Darstellung jenes Vivats nachdrucklichst ein Jauch that wie ihm befohlen Auch war an des Vivats Grosse nichts desto mehr aber an der Schreibart auszusetzen denn es brannte FIFAT in Brillantfeuer Allgemeines Gelachter war die Folge nur nicht bei August dem Starken der Jauch befahl irgend einen aufzugattern welcher dem dummen Streiche ein kluges Mantelchen umzugeben vermochte Aus dem schandlichen FIFAT wurde ein ehrenvolles FAUSTA IUBILA FECERUNT AUGUSTI TEMPORA deutsch Freudige Feste schufen Augusts gluckliche Zeiten filtriert 3 und August ermangelte nicht seinen hohen Gasten damit das Verstandnis zu eroffnen wahrend Jauch bis an sein Lebensende den Scherznamen Fifat erhielt 4 Nachfolgeveranstaltungen Bearbeiten nbsp Der Ort des Lagers 2009 mit zwei der drei barocken Obelisken nbsp Glaubitzer Obelisk nach der Sanierung 20161994 wurde das Dresdner Stollenfest ins Leben gerufen das heute als Hohepunkt des Dresdner Striezelmarktes gilt Die AG Militarhistorik Zeithain e V veranstaltet seit 1998 ein Zeithainer Lustlager fur Liebhaber und Sammler historischer Militarfahrzeuge Seit 2022 findet ein Reenactment auf dem historischen Gelande statt das sich der Nachstellung des Lagers von 1730 widmet Siehe auch BearbeitenListe der kursachsischen Regimenter der Fruhen NeuzeitLiteratur BearbeitenHans Beschorner Beschreibungen und bildliche Darstellungen des Zeithainer Lagers von 1730 In Neues Archiv fur sachsische Geschichte und Altertumskunde 27 1906 S 103 151 SLUB Dresden Online Hans Beschorner Das Zeithainer Lager von 1730 In Neues Archiv fur sachsische Geschichte und Altertumskunde 28 1907 S 50 113 SLUB Dresden Online und S 200 252 Online Umbstandtliche und exacte Beschreibung alles dessen was sich in dem Konigl Polln Faldlager bey Radiwitz und Muhlberg alltaglichen zugetragen Vom 31 Meyen bis den 28ten Juni 1730 Deutsche Handschrift auf Papier 122 Seiten mit 7 Tafeln mit Gesamtplan der Anlage Aufmarschplan Details der Bauwerke Darstellung des Feuerwerks Wolfgang Huth Das Lustlager bei Zeithain In Heimatverein Elsterwerda und Umgebung e V Heimatverein zur Erforschung der sachsischen Stahlwerke Groditzer Stahlwerke GmbH Hrsg 250 Jahre Flosskanal Grodel Elsterwerda 1748 1998 Lampertswalde 1997 S 94 97 Johann Konrad Stoessel Genau recognoscirender und auffrichtig rapportirender Prodromus zur Kundschafft der Gegend und Situation des Districts zwischen Hayn und Muhlberg und sonderlich des bey Radewitz Glaubitz Zeithayn Gorisch et c ohnweit Tieffenau Anno 1730 fur die Konigl Pohln und Churfl Sachss Armee formirten Campements Dresden 1730 Online ULB Sachsen Anhalt Renate Schonfuss Krause Zeithainer Lustlager kein Lustlager fur Lotzdorfer und sachsische Bauern In Lotzdorfer Impressionen Artikelserie zur Geschichte von Radeberg und Lotzdorf August 2020 Online Ressource Ratsel am Fuss der Obelisken In Sachsische Zeitung Riesa 19 Dezember 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zeithainer Lustlager Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grundrisse verschiedener Belagerungen und Kriegsubungen des Lagers bei Zeithain im Digitalen Archiv Marburg AG Militarhistorik Zeithain e V lustlager infoEinzelnachweise Bearbeiten Birgit Ulbricht Flammender Stein Sachsische Zeitung Grossenhain 7 Januar 2016 Finaler Feinschliff Karl Preusker Blicke in die vaterlandische Vorzeit 3 Band J C Hinrichs Leipzig 1844 S 118 Online Version So zutreffend und abweichend vom Anekdoten Lexikon in Bayerische Landbotin 1833 S 725 Das grosse deutsche Anekdoten Lexikon Erfurt 1843 44 Reprint Leipzig 1985 S 302 51 333427085 13 377892971111 Koordinaten 51 20 0 3 N 13 22 40 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zeithainer Lustlager amp oldid 234373442