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Das Spitzhaus ist ein ehemaliges Lusthaus in der sachsischen Stadt Radebeul Das weithin sichtbare Gebaude liegt auf der Hangkante des Elbtalkessels uber der Hoflossnitz im Stadtteil Oberlossnitz SpitzhausNach dem Auftreten der Reblaus in der Lossnitz als fiskalischer Weinbergsbesitz in Privathand verkauft wurde das Spitzhaus zu einem Ausflugslokal umgewidmet und stark erweitert Das denkmalgeschutzte 1 Wahrzeichen Radebeuls in der Spitzhausstrasse 36 dient auch nach der Sanierung und Wiedereroffnung im Jahr 1997 als Ausflugsgaststatte mit einem weiten Ausblick Hohe 241 3 m 2 uber das Elbtal und bis nach Dresden Das Spitzhaus liegt damit 100 Hohenmeter uber dem Niveau der Hoflossnitz Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Spitzhaus aus Richtung Hoflossnitz nbsp Hoflossnitz mit dem Weinberg Goldener Wagen links im Hintergrund der Hoflossnitz sowie Bismarckturm Spitzhaus und Weinberg Spitzhaus rechts Der ursprungliche Kernbau 3 ein zweigeschossiger fast quadratischer Baukorper mit etwa 9 5 9 5 Metern Lange und funf Rundbogenfenstern zur Talseite sowie einer markanten Turmspitze ist heute noch im Zentrum des Gebaudes zu erkennen Die ehemalige zweiarmige Freitreppe in das Obergeschoss der nordlichen Zugangsseite ist jedoch schon lange verschwunden Obenauf hat er ein geschweiftes Zeltdach mit einem achteckigen Dachreiter mit kupferner Spitze Im Jahr 1901 wurden auf beiden Seiten des Kernbaus parallel zur Hangkante zweigeschossige Gebaudeflugel angesetzt die ebenfalls mit Rundbogenfenstern ausgestattet wurden und auf den hangseitigen Gebaudeecken Erker mit geschweiften Hauben erhielten Dieser Umbau erfolgte noch aus dem Geist der Ursprungszeit 4 Im Jahr darauf folgte der Bau der grossen eckigen Veranda auf der Talseite der stilistisch ohne Rucksicht auf die historische Substanz 4 nur der Zweckmassigkeit verpflichtet war Ausfuhrendes Unternehmen war die Bauunternehmung von Adolf Neumann Ursprunglich aus Holz wurde diese in spateren Jahren massiv umgebaut Im Jahr 1922 wurden auf der Bergseite Nebengelasse an das Gebaude angebaut die die barocke Freitreppe in ihrer Wirkung beeintrachtigten Weitere Anbauten auf der Nordseite folgten 1928 in deren Folge die Freitreppe abgerissen wurde Aus dem gleichen Jahr ist die Relieftafel am Eingang aus Sandstein mit einer Einrahmung aus Betonwerkstein auf der sich eine Darstellung des historischen Spitzhauses befindet sowie die Initialen AF und die Jahreszahlen 1622 und 1928 Auf der Talseite entstand 1924 im Weinberg unterhalb des Gebaudes auf der Sudwestecke eine grosse Substruktion auf der eine von dem ubrigen Gebaude getrennte Terrasse entstand Bei der Sanierung und den Umbauten im Jahr 1997 erfolgte eine gewisse Symmetrisierung der Talansicht Das gesamte Areal von der Hoflossnitz uber die Spitzhaustreppe bis hin zum Bismarckturm und dem 140 Meter ostlich stehenden Spitzhaus steht als denkmalpflegerische Sachgesamtheit Ensembleschutz unter Denkmalschutz 5 Daruber hinaus gilt die gesamte im Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul 6 liegende Frei und Weinbergsflache einschliesslich der Weinberge Goldener Wagen und Spitzhaus als Werk der Landschafts und Gartengestaltung 5 Geschichte Bearbeiten nbsp Spitzhaus von der Westseite aus mit Blick in das Elbtal Stich um 1800 nbsp Spitzhaus von der Nordost seite aus vor dem Umbau 1901 nbsp Spitzhaus von der Nordostseite aus nach dem Umbau 1903An der Stelle eines Anfang des 17 Jahrhunderts auf einem Bergsporn uber der Hoflossnitz liegenden kurfurstlichen Vorwerks soll 1622 Kurfurst Johann Georg I 7 ein kleines fast quadratisches Weinberghaus im Stil der Spatrenaissance Manierismus errichtet haben 8 Gemass seiner Lage auf dem Bergsporn erhielt das Gebaude in der Folge den Namen Hohes Haus beziehungsweise auch Hochhaus Das Weinbergsanwesen ging an den Obristen Bose der bis 1657 den Weinberg bewirtschaftete Im Jahr 1668 erwarb der Dresdner Kaufmann Paul Friedrich Landsberger das Anwesen Landsbergischer Weinberg Dieser liess um 1672 das Gebaude mit einem hohen sogenannten welschen Zeltdach versehen das aufgrund der Ahnlichkeit mit dem Dach der Moritzburger Schlosskapelle dem Baumeister Wolf Caspar von Klengel zugewiesen wird und dem Gebaude den Namen Spitziges Haus einbrachte Landsbergers Erben darunter Johann Friedrich Landsberger ubernahmen 1688 das Anwesen Weitere Eigentumer wurden 1699 Freiherr von Rechenberg dann die Familie von Wolframsdorf nach der der zugehorige Weinberg lange Zeit Wolframsdorfischer Weinberg hiess so auf der Karte von Hans August Nienborg aus dem Jahr 1714 Der Kammerherr Georg von Wolframsdorf schenkte das Gebaude am 24 Juli 1706 dem General der Kavallerie und Gouverneur der Festungen Konigstein und Sonnenstein Jacob Heinrich von Flemming der es im Jahr darauf der von ihm verehrten Reichsgrafin von Cosel schenkte Diese gab es 1710 an ihren Gonner den Kurfursten August den Starken weiter Zu jener Zeit soll das Gebaude wie man in alten Chroniken liest etwas heruntergekommen gewesen sein August der Starke plante eine Einbeziehung des Gebaudes auf dem kurfurstlichen Hochhauser Vorwerk von Hochhaus welches in Kriegszeiten wegen der guten strategischen Lage militarisch genutzt wurde als weiteres Lustschlosschen in Erganzung zu Schloss Hoflossnitz wo er seine Festgesellschaften empfing doch erst unter seinem Sohn Kurfurst August III wurde das Gebaude 1749 nach Planen von Matthaus Daniel Poppelmann im Stil des Barock umgestaltet Es erhielt bei diesem Umbau auch eine neue Turmabdeckung aus Kupfer an Stelle der vorherigen blechernen sowie zwei Kamine im Inneren ferner kam die zweiflugelige Freitreppe zur Erschliessung des ursprunglich ausgemalten Festsaals im Obergeschoss hinzu Von Poppelmann stammt auch die Idee einer 365 Stufen umfassenden Jahrestreppe von Schloss Hoflossnitz zum Spitzhaus einschliesslich der zwolf Plattformen Realisiert wurden sogar 390 Stufen womit es sich um die grosste barocke Treppenanlage Sachsens handelt Sie uberwindet auf 220 m Lange 76 m Hohe Damit wurde das Hohe Haus zu einem gut erreichbaren Gastehaus der sachsischen Kurfursten das wegen seiner einzigartigen Aussicht gern besucht wurde Neben dem mit Gemalden ausgeschmuckten Festsaal gab es im Turmgeschoss Privatgemacher Das Gastebuch welches im Sachsischen Staatsarchiv aufbewahrt wird nennt Namen wie Kaiser Joseph II Konig Karl X von Frankreich und Konig Otto I von Griechenland Auch Wilhelm I von Preussen damals noch Kronprinz und spater deutscher Kaiser wohnte dort Von 1835 bis zu seiner Ernennung als Bergvoigt auf der Hoflossnitz 1863 arbeitete Johann Gottlob Mehlig als Hofewinzer auf dem Hohen Haus Von ihm stammt eine als funfbandiges Tagebuch geschriebene Chronik uber die Natur und Weltbegebenheiten 9 die heute als Raritat im Stadtarchiv Radebeul verwahrt wird und zu den wichtigen Quellen zur Regionalgeschichte sowie zu den Witterungsbedingungen des Weinbaugebiets der Lossnitz gehort Nach der amtlichen Feststellung der Reblauskatastrophe in der Oberlossnitz 1887 war die Zeit des Weinbaus vorerst voruber und die koniglichen Anbauflachen wurden aufgelassen Der Sachsische Hof versteigerte 1888 4 oder 1889 8 das turmartige Spitzhaus in Privathand Der Striesener Kaufmann Friedrich Herrmann Hennicke kam 1889 7 oder 1898 8 in seinen Besitz und erhielt ein Jahr spater eine Schankerlaubnis 1901 1902 liess er durch den Dresdner Baumeister Richard Beyer die beiden Flugel mit den Eckerkern anbauen die dem Haus sein kunftiges charakteristisches Aussehen gaben und die Kapazitat des inzwischen beliebten Ausflugslokals erweiterten Kurz darauf folgte die verglaste Veranda Zahlreiche weitere Um und Ausbauten folgten in den 1920er Jahren 1928 verschwand die barocke Freitreppe auf der Nordseite Ab 1960 wurde das Haus von den volkseigenen Feinstrumpfwerken Oberlungwitz 8 die spater dem Strumpfkombinat Esda in Thalheim 4 angeschlossen wurden als Ferienheim genutzt Der Gaststattenbetrieb war zu dieser Zeit stark eingeschrankt Ein Teil der Veranden wurde zu Zimmern umgebaut Nach der politischen Wende 1990 wurde es wieder eine private Gaststatte und ging nach der Schliessung 1995 in den Besitz der Stadt Radebeul uber 1996 erwarb die Gastronomenfamilie Andreas per Erbbaurechtsvertrag die bekannte Ausflugsgaststatte und offnete sie nach Umbau und Sanierung 1997 wieder Literatur BearbeitenFrank Andert Red Stadtlexikon Radebeul Historisches Handbuch fur die Lossnitz Hrsg Stadtarchiv Radebeul 2 leicht geanderte Auflage Stadtarchiv Radebeul 2006 ISBN 3 938460 05 9 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Band 1 Mitteldeutschland Wasmuth Berlin 1905 S 230 Oberlossnitz Spitzhaus Barbara Bechter Wiebke Fastenrath u a Bearb Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 736 737 Cornelius Gurlitt Die Kunstdenkmaler von Dresdens Umgebung Theil 2 Amtshauptmannschaft Dresden Neustadt In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen Band 26 C C Meinhold amp Sohne Dresden 1904 S 148 f Digitalisat Oberlossnitz Spitzhaus Blatt 166 Blatt 165 Volker Helas Bearb Stadt Radebeul Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Grosse Kreisstadt Radebeul Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Sachsen Sax Verlag Beucha 2007 ISBN 978 3 86729 004 3 Gert Morzinek Historische Streifzuge mit Gert Morzinek Die gesammelten Werke aus 5 Jahren StadtSpiegel premium Verlag Grossenhain 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spitzhaus Sammlung von Bildern Webprasenz des Panorama Restaurants SpitzhausEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal ID 08950375 PDF inklusive Kartenausschnitt Abgerufen am 11 Marz 2021 C C Meinhold amp Sohne Hrsg Meinholds Plan der Lossnitz mit den Ortschaften der Umgebung C C Meinhold amp Sohne Dresden um 1903 Massstab 1 12 500 Volker Helas Bearb Stadt Radebeul Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Grosse Kreisstadt Radebeul Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Sachsen Sax Verlag Beucha 2007 ISBN 978 3 86729 004 3 S 16 a b c d Volker Helas Bearb Stadt Radebeul Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Grosse Kreisstadt Radebeul Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Sachsen Sax Verlag Beucha 2007 ISBN 978 3 86729 004 3 S 276 278 a b Volker Helas Bearb Stadt Radebeul Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Grosse Kreisstadt Radebeul Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Sachsen Sax Verlag Beucha 2007 ISBN 978 3 86729 004 3 Darstellung im Kartenanhang Begrundung gemass 21 Abs 3 Sachsisches Denkmalschutzgesetz zur Satzung fur das Denkmalschutzgebiet Historische Weinberglandschaft Radebeul a b Aus der Chronik des Spitzhauses MALLE GmbH 7 April 2009 archiviert vom Original am 20 November 2004 abgerufen am 26 April 2009 a b c d Frank Andert Red Stadtlexikon Radebeul Historisches Handbuch fur die Lossnitz Hrsg Stadtarchiv Radebeul 2 leicht geanderte Auflage Stadtarchiv Radebeul 2006 ISBN 3 938460 05 9 S 186 187 Frank Andert Red Stadtlexikon Radebeul Historisches Handbuch fur die Lossnitz Hrsg Stadtarchiv Radebeul 2 leicht geanderte Auflage Stadtarchiv Radebeul 2006 ISBN 3 938460 05 9 S 132 51 113813888889 13 666933333333 Koordinaten 51 6 49 7 N 13 40 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spitzhaus amp oldid 229811192