www.wikidata.de-de.nina.az
Grafin Cosel ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Grafin Cosel Begriffsklarung aufgefuhrt Anna Constantia Grafin von Cosel geb von Brockdorff 17 Oktober 1680 in Depenau 31 Marz 1765 in Stolpen war neben Aurora von Konigsmarck die bekannteste Matresse Augusts des Starken Anna Constantia Grafin von Cosel erste Halfte des 18 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachkommen 3 Ratsel 4 Verfilmungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnna Constantia wuchs als Tochter des Ritters Joachim von Brockdorff und seiner Frau Anna Margarethe Tochter des reichen Hamburgers Leonhard Marselis auf Gut Depenau auf Die Ehe Brockdorffs der aus einer der altesten Adelsfamilien Holsteins stammte mit der burgerlichen Kaufmannstochter galt als unstandesgemass Fur ein Madchen der Barockzeit erhielt Anna Constantia eine ungewohnlich umfassende Ausbildung Sie lernte mehrere Sprachen erhielt Unterricht in Mathematik und in klassischer Bildung ritt im Damen und Herrensattel und besass eine Leidenschaft fur die Jagd Sie galt als ungestum und eigensinnig Man sagte dass sie Pfeife rauchte und sehr gut mit Gewehren umgehen konnte Anna Constantia wurde 1694 von ihren Eltern an den Hof des Herzogs Christian Albrecht nach Schloss Gottorf bei Schleswig geschickt wo sie eine hofische Ausbildung bekommen sollte Die 14 Jahrige diente der zehn Jahre alteren Tochter des Herzogs Sophie Amalie als Hoffraulein Als die Herzogstochter im folgenden Jahr als Braut des kunstsinnigen Herzogs Anton Ulrich nach Wolfenbuttel zog begleitete Anna Constantia sie an die Welfen Residenz Hier ergaben sich Schwierigkeiten als sie moglicherweise von Prinz Ludwig Rudolf dem jungeren Bruder des Erbprinzen schwanger wurde Nach der Geburt ihres Kindes 1702 wurde sie vom Hof verbannt und zuruck zu ihren Eltern nach Depenau geschickt Der Verbleib ihres Kindes ist nicht bekannt 1699 lernte Anna Constantia den um zwolf Jahre alteren Direktor des sachsischen Generalakzise Kollegiums Adolph Magnus von Hoym in Wolfenbuttel kennen der um ihre Hand anhielt Nach langerer Verlobungszeit und der Heirat am 2 Juni 1703 lebte das Ehepaar auf Schloss Burgscheidungen Doch bereits ein Jahr spater strebte Hoym eine Trennung von seiner Ehefrau an die er als herrschsuchtig und hinterhaltig beschrieb Im Januar 1705 reichte er die Scheidung ein 1706 wurde die Ehe geschieden Ein weiterer Grund fur die Trennung konnte gewesen sein dass Anna Constantia ihrem Mann die Existenz ihres Kindes verschwiegen hatte nbsp Portrat von Anna Constantia Grafin von Cosel 1705 nbsp Gedenktafel am Ort ihrer Verhaftung im damals preussischen Halle Saale nbsp Anna Constantia wahrend ihrer Exilzeit auf Burg StolpenAm 7 Dezember 1704 wurde August der Starke bei einem Brand im Hause Hoym auf die attraktive Anna Constantia aufmerksam und holte sie an den Hof obwohl er sich zu dieser Zeit noch in einer Beziehung mit Furstin Teschen befand Freiherr von Hoym warnte August den Starken vor Anna Constantia die er fur ganzlich ungeeignet hielt das Amt einer offiziellen Maitresse en titre zu ubernehmen Augusts rechtmassige Ehefrau Christiane Eberhardine von Brandenburg Bayreuth hatte sich zu jener Zeit langst vom Hof zuruckgezogen und lebte auf Schloss Pretzsch Im Dezember 1705 ubergab August der Starke Anna Constantia ein schriftliches Eheversprechen das sie im Falle des Todes der Kurfurstin als seine Frau zur Linken also zu seiner morganatischen Ehefrau erklarte und eventuelle Kinder legitimierte Anna Constantia hatte auf diesem schriftlichen Versprechen bestanden denn nach der heimlichen Geburt eines unehelichen Kindes und ihrer Scheidung wollte sie wahrscheinlich nicht auch noch als Matresse Karriere machen ohne zumindest die Aussicht auf die Ehre einer Ehefrau zu haben In diesem folgenreichen Dokument wurde auch ihre Versorgung geregelt So sollte sie 100 000 Taler jahrlich als Pension und das Rittergut Pillnitz erhalten Im Februar 1706 einen Monat nach der Scheidung von Hoym wurde Anna Constantia auf dessen Bitten vom Kaiser zur Grafin von Cosel ernannt 1 Um 1706 beauftragte der Kurfurst seinen Baumeister Matthaus Daniel Poppelmann mit der Neugestaltung des Turkischen Hauses heute der Mittelbau des Taschenbergpalais zum Wohn und Reprasentationssitz fur die Grafin Cosel Anna Constantia war nun der Mittelpunkt des sachsischen Hofes und galt als schon ehrgeizig und intelligent aber auch als aufbrausend hochmutig und dunkelhaft Sie machte sich einige Feinde indem sie Intrigen und Verfehlungen der Minister aufdeckte Nach Auffassung des Hofes mischte sich Anna Constantia mittlerweile zunehmend in die Politik ein Besonders ihr Versuch Augusts Ambitionen auf die polnische Krone durch ihre dem Kaiser Karl VI verpflichtete Politik zu beeinflussen stiess auf erheblichen Widerstand der Minister insbesondere des dirigierenden Ministers Jacob Heinrich von Flemming Ihre Eigenmachtigkeit ging so weit dass sie Abschriften von Dokumenten des Geheimen Kabinetts an den Kaiserlichen Gesandten in Sachsen weitergab wofur ihr der Titel einer Reichsfurstin von Gorlitz versprochen wurde Das Wappen hatte man schon entworfen der Entwurf ist im sachsischen Staatsarchiv erhalten Der Kurfurst im protestantischen Kernland Sachsen kampfte hartnackig um die Wiedergewinnung des Konigstitels im katholischen Polen den er nach der Niederlage gegen die Schweden im Grossen Nordischen Krieg verloren hatte August war aus rein politischen Grunden zum Katholizismus ubergetreten die Protestantin Anna Constantia hingegen missbilligte seine Ambitionen Sie warnte August eindringlich davor sich auf die Machtspiele polnischer Furstenhauser einzulassen nur um erneut Konig von Polen werden zu konnen Dank ihrer umfassenden Bildung und politischen Erfahrung sah sie das Debakel voraus das August letztlich auch erlitt Es krankte August in seinem Stolz dass eine Frau die Lage realistischer eingeschatzt hatte als er selbst Augusts Streben nach der polnischen Krone sollte auch dazu dienen dem Kurfurstentum Sachsen mehr Macht und Bedeutung im Reich zu verschaffen als der Nachbarstaat Preussen zunehmend machtiger wurde Um dem polnischen Adel Entgegenkommen zu demonstrieren erschien auch die Wahl einer katholischen Matresse aus Polen opportun August entschied sich schliesslich fur Grafin Maria Magdalena von Donhoff Die Zugestandnisse die August dem polnischen Adel machen musste schmalerten die angestrebte Bedeutung der wiedergewonnenen Konigswurde Unter August III verlor Sachsen die polnische Krone endgultig und der Versuch die traditionelle Wahl in eine Erbmonarchie zu verwandeln war gescheitert Polen wurde spater unter Preussen Russland und Osterreich mehrfach aufgeteilt und verschwand als souveraner Staat fur 123 Jahre von der Landkarte Anna Constantias Eifersucht und ihre Versuche die neue Matresse des Fursten zu bekampfen veranlassten August schliesslich dazu sich ganzlich von der Grafin Cosel abzuwenden Weil die Grafin jede Anstrengung einer gutlichen Trennung zuruckwies entschied sich der Kurfurst fur drastische Mittel 1713 verbannte August Anna Constantia vom Dresdner Hof nach Schloss Pillnitz die Ubersiedlung nach Zabeltitz lehnte sie ab Am 12 Dezember 1715 reiste sie nach Berlin um den von August zuruckgeforderten Ehevertrag zu beschaffen Weil sie Pillnitz nicht verlassen durfte galt diese Reise als Flucht Damit hatte sie eine Situation geschaffen die der Kurfurst nicht hinnehmen konnte Das schriftlich fixierte Eheversprechen das August ihr seinerzeit hatte ausstellen lassen wurde ihr nun zum Verhangnis Ware ein solches Dokument publik geworden zumal in Preussen hatte dies eine europaweite Blamage des sachsischen Kurfursten und Konigs von Polen zur Folge gehabt August war somit zum Handeln gezwungen und bot dem preussischen Konig im Austausch gegen die Auslieferung der Grafin nach Sachsen geflohene preussische Deserteure an Fur gewohnlich wurden Deserteure in Preussen hingerichtet weshalb der Kurfurst zunachst zogerte Das Abwenden der befurchteten Blamage motivierte ihn dann doch dazu die Deserteure anzubieten Nachdem der preussische Konig zudem versichert hatte dass die zuruckgefuhrten Soldaten nicht hingerichtet wurden stimmte August dem Handel zu Die Grafin von Cosel kam am 21 November 1716 uber Halle und Nossen zuruck nach Dresden Sie wurde vom Konig unter Arrest gestellt und am 24 Dezember 1716 auf die Burg Stolpen uberstellt wo sie die restlichen 48 Jahre bis zu ihrem Tod lebte August beliess der Grafin ihren gesamten Besitz Sie bezog weiterhin Einnahmen aus ihren Landgutern z B das Spitzhaus in Radebeul mit Weinbergen Ihr Vermogen belief sich nach damaligen Akten auf mehr als 500 000 Taler Als sie im Jahre 1718 ihr Vermogen offenlegen musste zahlte man 828 582 Taler 2 Die Grafin Cosel hielt sogar Hof in dem fur sie ausgebauten Zeughaus das sie bis 1743 bewohnte Nachdem das Zeughaus durch einen Blitzeinschlag niedergebrannt war zog sie in den Johannisturm um Im selben Jahr hob der Dresdner Hof die Kuratel auf Die Grafin zog es jedoch vor auf der Festung Stolpen zu bleiben Warum sie die Festung nicht verliess ist nicht eindeutig geklart Ihre Kinder wurden am Dresdner Hof vorzuglich erzogen wie alle Kinder Augusts bestens versorgt und spater standesgemass verheiratet Auch geht aus dem Briefverkehr den die Grafin ab 1728 mit den Ministern Wackerbarth Lowendal und Watzdorf fuhrte hervor dass ihr eine Ruckkehr an den Dresdner Hof viel bedeutet hatte nbsp Osterburg Weida Erwahnung der nicht realisierten Einquartierung der Grafin Cosel im Jahr 1745 nbsp Grab der Grafin Cosel 1903 In spateren Lebensjahren beschaftigte sich die Grafin mit Religionen und lebte zuletzt nach judischen Regeln 3 Einen Glaubensubertritt hatte sie wohl nicht erwogen und hatte auch keine Moglichkeiten dazu 3 Anna Constantia von Cosel starb am 31 Marz 1765 84 jahrig auf der Burg Stolpen Nachkommen BearbeitenAnna Constantia und August der Starke hatten drei Kinder Augusta Constantia Grafin von Friesen geb von Cosel 1708 1728 ab 1725 Ehefrau von Heinrich Friedrich von Friesen Friederike Alexandra Grafin Moszynska geb von Cosel 1709 1784 ab 1730 Ehefrau von Johann Xantius Anton Moszynski Friedrich August Graf von Cosel 1712 1770 4 Erbe des mutterlichen Gutes Depenau Erwerber von Schloss Saabor in Schlesien er heiratete 1749 Grafin Friederike Christiane von Holtzendorff Erbin von Schloss Barenstein Sie liessen ab 1762 das Coselpalais in Dresden erbauen Das Paar hatte funf Kinder Als Witwe verkaufte Friederike Christiane Gut Depenau 1783 an den franzosischen Marschall Graf Nikolaus von Luckner Ratsel BearbeitenDie Schmetterlingstaler eine Munzserie Friedrich Augusts aus der Zeit der Grafin Cosel und die sogenannten Coselgulden und Coseldukaten geben zumindest teilweise Ratsel auf Die Fragen sind ob die Schmetterlingstaler auf hoheren Befehl gepragt wurden und ob die Coselgulden so ausgefuhrt werden sollten oder die Erscheinung im Munzbild der Ruckseite auf einer Zufalligkeit beruht Das Ratsel um die Schmetterlingstaler ist noch ungelost 5 6 Verfilmungen BearbeitenGrafin Cosel Originaltitel Hrabina Cosel polnischer Film von 1968 mit Jadwiga Baranska als Titelheldin Regie Jerzy Antczak Sachsens Glanz und Preussens Gloria sechsteiliger DDR Fernsehfilm von 1985 und 1987 mit Marzena Trybala Regie Hans Joachim Kasprzik Grafin Cosel Aufstieg und Fall einer Matresse deutscher Fernsehfilm von 2005 mit Julia Reinecke Julia Maria Kohler und Silvia Riegler als Titelheldinnen Regie Dirk Otto Literatur BearbeitenGabriele Hoffmann Constantia von Cosel und August der Starke Die Geschichte einer Matresse 1984 ISBN 978 3 404 61118 8 Cornelius Gurlitt August der Starke Kosel oder Cosel Cossel In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 15 Leipzig 1737 Sp 1569 f Walter Fellmann Matressen Heinrich Theodor Flathe Cosel Anna Constanze Grafin von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 4 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 512 Oscar Wilsdorf Grafin Cosel Ein Lebensbild aus der Zeit des Absolutismus Verlag von Heinrich Minden Dresden und Leipzig 1892 Digitalisat Friedrich Regensberg Die Gefangene von Schloss Stolpen Biographische Skizze In Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens Jahrgang 1901 Zweiter Band S 185 197 Thomas Kuster Anna Constantia Hoym Reichsgrafin Cosel In Der Aufstieg und Fall der Matresse im Europa des 18 Jahrhunderts Eine Darstellung anhand ausgewahlter Personlichkeiten phil Dipl Innsbruck 2001 Elena de F Oliveira Anna Constantia von Cosel 1680 1765 Schon klug weggesperrt Schicksalsjahre einer Reichsgrafin In Eva Maria Bast Elena de F Oliveira Melanie Kunze Hrsg Dresdner Frauen Historische Lebensbilder aus der Stadt an der Elbe Bast Medien Uberlingen 2018 ISBN 978 3 946581 59 8 S 32 39 Historische Romane uber das Leben der Grafin CoselJozef Ignacy Kraszewski Grafin Cosel Ein Frauenschicksal am Hofe August des Starken polnische Ausgabe erschienen 1874 deutschsprachige Ausgabe LeiV Leipzig 1995 ISBN 3 89603 999 7 Viola Roggenkamp Die Frau im Turm S Fischer 2009 ISBN 978 3 10 066064 0 Katja Doubek Die Grafin Cosel Liebe und Intrigen am Hof August des Starken Piper Munchen 2006 ISBN 978 3 492 25095 5 Matthias Unger Auf den Spuren der Grafin Cosel G amp M Donhof Arnstadt 1995 ISBN 3 86162 020 0Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Constantia von Cosel Quellen und Volltexte nbsp Commons Anna Constantia Grafin von Cosel Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Constantia von Cosel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Christiane Kopka 31 03 1765 Todestag von Anna Constantia von Cosel WDR ZeitZeichen vom 31 Marz 2015 Podcast verfugbar bis 28 Marz 2025 Einzelnachweise Bearbeiten Das entsprechende Grafendiplom war bereits im 19 Jahrhundert nicht auffindbar und seine tatsachliche Ausstellung angezweifelt worden vgl Karl von Weber Anna Constanze Grafin von Cossell In Archiv fur die sachsische Geschichte Bd 9 1871 S 15 Christian Frey Die Matresse die August den Starken kirre machte Sie war intelligent und exzentrisch Und verdrehte Sachsens Herrscher so den Kopf dass er sich um Kopf und Kragen kompromittierte Die Grafin Cosel war eine der beruhmtesten Matressen ihrer Zeit In Die Welt 31 Marz 2015 abgerufen am 5 Oktober 2021 a b Jens Gaitzsch 2012 Wie judisch war die Grafin Cosel Jahrbuch Staatliche Schlosser Burgen und Garten Sachsen Band 17 2010 2011 S 129 135 urn nbn de bsz 14 qucosa2 377563 Die Cosel schen Erben Helmut Kahnt Das grosse Munzlexikon von A bis Z 2005 S 79 Walther Haupt Sachsische Munzkunde Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1974 S 246 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 07 26 min 4 5 MB Text der gesprochenen Version 24 August 2006 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Person GND 118676970 lobid OGND AKS LCCN n85117386 VIAF 74647068 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cosel Constantia vonALTERNATIVNAMEN Cosel Anna Constantia Grafin von Brockdorff Anna Constantia von Geburtsname KURZBESCHREIBUNG Matresse Augusts des StarkenGEBURTSDATUM 17 Oktober 1680GEBURTSORT DepenauSTERBEDATUM 31 Marz 1765STERBEORT Stolpen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Constantia von Cosel amp oldid 239352187