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Kaspar von Furstenberg 11 November 1545 auf Burg Waterlappe bei Ense 5 Marz 1618 in Arnsberg war kurkolnischer Drost zu Bilstein Fredeburg und Waldenburg sowie Kurmainzer Amtmann zu Fritzlar und Naumburg Ausserdem war er Rat der Furstbischofe von Paderborn der Kolner und Mainzer Kurfursten Seit 1613 war er Landdrost des Herzogtums Westfalen Kaspar von FurstenbergInhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Besitz und Bauten 3 Im Dienst verschiedener Herren 3 1 Kurkoln 3 1 1 Rat und Gesandter 3 1 2 Hexenprozesse 3 1 3 Truchsessischer Krieg 3 2 Paderborn 3 3 Kurmainz 4 Landdrost des Herzogtums Westfalen 5 Bemuhung um Standeserhohungen 6 Schreibkalender 7 Grabmal 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung Bearbeiten nbsp Elisabeth von Furstenberg 1547 1587 Kaspar war Sohn des Bilsteiner Amtmannes Friedrich von Furstenberg aus der Familie von Furstenberg und seiner Ehefrau Elisabeth von Westphalen Neben Kaspar hatte das Paar zahlreiche weitere Kinder Unter diesen waren Friedrich spater Domherr in Mainz und Dietrich der spatere Furstbischof von Paderborn sowie die Tochter Ottilia spater Abtissin von Oelinghausen und Neuenheerse Auch die Schwester Anna war Abtissin in Oelinghausen Zu den Besonderheiten der adeligen Familie Furstenberg gehorte seit dem 16 Jahrhundert dass fast alle mannlichen Angehorigen eine akademische Ausbildung erhielten Die meisten von ihnen wahlten dabei die Jurisprudenz Zusammen mit seinen Brudern erhielt Kaspar von Furstenberg eine Ausbildung durch den Dortmunder Humanisten Friedrich Beurhaus Dieser begleitete ihn sogar wahrend der ersten Studienjahre nach Koln Dort studierte Kaspar die Rechtswissenschaften Er schloss das Studium mit einer Promotion 1563 ab und erlangte 1566 das Lizentiat der Rechte 1 Im Jahr 1573 heiratete er Elisabeth die aus der im Bistum Paderborn einflussreichen Familie von Spiegel zu Peckelsheim stammte Aus dieser Ehe stammten insgesamt acht Kinder Unter ihnen waren der Erbe Friedrich von Furstenberg und Johann Gottfried von Furstenberg Domherr in Mainz Helena war Priorin im Kloster Uberwasser in Munster Nach dem Tod seiner Frau fuhrte die burgerliche Anna Busse aus Medebach den Haushalt Kaspars Nach langem Zogern schloss er mit dieser 1598 eine morganatische Ehe Die mit dieser schon vorher gezeugten Kinder wurden legitimiert Die weiteren Kinder wurden zwar ehelich geboren waren den Nachkommen aus erster Ehe aber erbrechtlich nicht gleichgestellt und waren auch nicht adelig Insgesamt gingen neun Kinder aus der zweiten Ehe hervor Drei von ihnen traten in den geistlichen Stand ein Auch aus der Zeit vor seiner ersten Heirat stammte ein uneheliches Kind 2 Obwohl gelehrt war er dem guten Leben zugetan Er spielte und tanzte gern und war dem Alkohol zugetan Es kam vor dass er wegen Trunkenheit vom Pferd fiel oder eine Reise unterbrechen musste Die Jagd interessierte ihn dagegen weniger 3 Besitz und Bauten Bearbeiten nbsp Burg SchnellenbergDa der erstgeborene Sohn Friedrich auf die Nachfolge seines Vaters verzichtete wurde der Zweitgeborene Kaspar 1567 Erbe seines Vaters Mit dem Erbe verbunden waren allerdings auch die hohen Schulden vor allem aus der 1564 erworbenen erblichen Pfandschaft der Amter Bilstein und Waldenburg Damit waren diese der direkten Kontrolle durch die Kurfursten entzogen Das Amt Fredeburg erwarb er 1584 als Pfand von den Kolner Kurfursten Er besass die Burg Waterlappe Seinen Lebensmittelpunkt hatte er auf Burg Bilstein Wichtig wurde ihm diesen Besitz in Richtung von Attendorn zu erweitern Er erhielt das Gut Hespecke von den Kolner Kurfursten zu Lehen Ausserdem erwarb er verschiedene Fischereirechte und das Recht auf Holznutzung in der Lenhauser Mark Von besonderem Interesse fur ihn war der Erwerb der Burg Schnellenberg bei Attendorn Durch Kauf kam die Burg 1594 in seinen Besitz Die Burg selbst war ein Lehen der Kurfursten Hinzu kam aber auch betrachtlicher Eigenbesitz Vom Besitz der Burg leitete Kaspar seinen Anspruch ab zur Reichsritterschaft zu gehoren Die Burg schmuckte er demonstrativ mit dem Reichsadler Die wahrend der truchsessischen Wirren entstandenen Kriegsschaden wurden beseitigt und besonders Schnellenberg erhielt eine kostbare Innenausstattung im Stil der Spatrenaissance Der Altar der Burgkapelle wurde von Kaspars Bruder Dietrich geweiht Auch die Burg Waterlappe liess er neu erbauen beim Gut Hengstebeck in der Nahe von Bilstein liess er einen Garten anlegen Insbesondere der Ausbau von Schnellenberg war aufwandig und hat die Finanzen von Kaspar stark belastet Er beschaftigte auswartige Handwerker Kunsthandwerker und Kunstler Zum Besitz gehorten auch stadtische Hauser in Attendorn in Werl Soest Meschede und Paderborn Ausserdem erwarb Kaspar ein Anwesen mit ausgedehnten Weinbergen in Mainz und hatte auch Besitz im Rheingau In seinem Gebiet liess er auch Bergbau betreiben So besass er ein Eisenbergwerk bei Hundem Daneben gelang es Furstenberg 1573 die Erbvogteirechte uber das Kloster Grafschaft zu erringen 4 Gegen den Willen der dortigen Monche trennte er das Kirchspiel Oberkirchen als eigenen Gerichtsbezirk ab der seit 1602 endgultig unter die Kontrolle der Familie von Furstenberg geriet Verwaltet wurde der Besitz durch genaue Buch und Registerfuhrung Uber seine Erwerbungen gab Kaspar am Ende jedes Jahres in seinen Tagebuchern genau Auskunft 5 Im Dienst verschiedener Herren BearbeitenKaspar diente mehreren geistlichen Fursten als Amtstrager und Rat Insbesondere durch diese Dienste erwarb er sich erhebliches Ansehen Kurkoln Bearbeiten Rat und Gesandter Bearbeiten Als Rat seit 1570 des Kurfursten von Koln als Herzog von Westfalen nahm Kaspar von Furstenberg an insgesamt neun Reichstagen teil Insbesondere im Herzogtum Westfalen das den Kurfursten von Koln unterstand hatte er erheblichen Einfluss Durch den Besitz der Amter Waldenburg Bilstein und Fredeburg kontrollierte er uber ein Viertel des gesamten Herzogtums Im Auftrag des Kurfursten wurde Kaspar auch zu Gesandtschaften so 1572 nach Hessen zur Klarung von Grenzstreitigkeiten eingesetzt Er war auch Gesandter beim Kreistag des niederrheinisch westfalischen Reichskreis Er war daneben zusammen mit seinem Landesherren seit 1600 an einer Reihe von Zusammenkunften der geistlichen Kurfursten und an allgemeinen Kurfurstentagen zugegen Er war beteiligt an den Verhandlungen zur Grundung der katholischen Liga Obwohl er bereits 1604 aus Altersgrunden sein Amt als Rat aufgab wurde er von den Kolner Kurfursten weiterhin herangezogen Im Jahr 1612 nahm er an der Kronung von Kaiser Matthias in Frankfurt teil 6 Hexenprozesse Bearbeiten Zu Kaspars Aufgaben gehorte in seinen Amtern auch die Rechtsprechung bis hin zur Blutsgerichtsbarkeit Wahrend seiner Amtszeit als Droste der Amter Bilstein Fredeburg und Waldenburg und Besitzer des Patrimonialgerichts Oberkirchen fand eine Reihe von Hexenprozessen statt an denen Kaspar von Furstenberg teilweise direkt beteiligt war Anfangs zeigte er vergleichsweise wenig Eifer vermeintliche Hexen zu verfolgen Er musste sich dafur sogar bei Kurfurst Salentin von Isenburg rechtfertigen Dies andere sich spater radikal Insbesondere seit 1590 kam es zu zahlreichen Prozessen wobei im Fall der Dorothea Becker es auch um personliche Grunde ging Die angeblichen Hexen und Zauberer wurden peinlich verhort bei Schuldspruch lebendig verbrannt oder des Landes verwiesen Allein in dem Jahr 1590 wurden in der Herrschaft Bilstein 28 Personen angeklagt und davon mindestens 21 hingerichtet Weitere Prozesse folgten Im Amt Fredeburg wurden von 50 Angeklagten zwischen 1595 und 1600 die meisten hingerichtet Ahnlich war die Situation auch in anderen Teilen seines Machtbereichs Neben verschiedenen anderen Faktoren spielte dabei eine Rolle dass Kaspar eine angebliche Hexe fur den Tod seiner Ehefrau verantwortlich machte 7 8 Truchsessischer Krieg Bearbeiten nbsp Gebhard von TruchsessKaspar diente auch Kurfurst Gebhard von Truchsess zunachst als Rat Als dieser um 1582 begann sich dem Protestantismus zuzuwenden aber am Herrschaftsanspruch uber Kurkoln festhielt wandte sich Kaspar von diesem ab Er stellte sich auf die Seite der Verfechter des alten Glaubens und des Domkapitels Die anderen Mitglieder der Landstande des Herzogtums Westfalen dagegen versuchten meistens eine klare Entscheidung zu vermeiden Der Kurfurst konnte daher im Februar 1583 im Herzogtum Westfalen einziehen und in seiner Residenzstadt Arnsberg einen Landtag abhalten Dort kam sogar ein Beschluss zu Stande in dem sich die Stande verpflichteten den Kurfursten bei der Durchsetzung der Religionsfreiheit zu unterstutzen Kurz darauf wurde Gebhard von Truchsess vom Papst exkommuniziert der Kaiser hat ihn als Kurfursten ab und dafur Ernst von Bayern eingesetzt Gebhard von Truchsess ging mit Truppen gegen Kaspar von Furstenberg vor Ohne eigene Soldaten fiel die Burg Bilstein am 11 Juni 1583 in die Hande der kurfurstlichen Truppen Kaspar sah sich gezwungen aus dem Land zu fliehen Er schloss sich den Einheiten von Ernst von Bayern an Mit diesen zog er 1584 wieder im Herzogtum Westfalen ein Nicht zuletzt seine Unterstutzung des neuen Landesherren Ernst von Bayern war der Grund weshalb Kaspar die Pfandschaft des Amtes Fredeburg ubertragen wurde Auch in den folgenden Jahren kam es noch zu kriegerischen Bedrohungen durch Anhanger von Truchsess aber auch durch niederlandische Truppen Kaspar sah sich gezwungen die Burg Waterlappe durch Soldner schutzen zu lassen 9 Paderborn Bearbeiten Auch seinem Bruder Dietrich von Furstenberg seit 1585 Furstbischof von Paderborn diente Kaspar von Furstenberg als Rat Als Berater des Furstbischofs spielte Kaspar eine wichtige Rolle bei der Zuruckdrangung des Protestantismus und der Rekatholisierung des Bistums Paderborn Nicht zuletzt forderte er die Ansiedlung der Jesuiten als Orden der Gegenreformation Zur Sicherung der Macht des Bischofs bearbeitete Furstenberg auch die Paderborner Polizeiordnung Auch an der Munzordnung war er beteiligt Er unterstutzte seinen Bruder auch bei Konflikten mit verschiedenen Landstadten insbesondere bei dessen Auseinandersetzung mit der Stadt Paderborn Kaspar beriet seinen Bruder auch bei der Hexenverfolgung Zu diesem Zweck hielt er sich mehrere Wochen oder Monate im Jahr im Hochstift Paderborn auf 10 11 Kurmainz Bearbeiten Daneben diente er seit 1588 dem Kurfursten von Mainz ebenfalls als Rat Er wurde auch zum Amtmann der kurmainzer Amter Fritzlar und Naumburg ernannt Die Absicht war die Selbststandigkeitsbestrebungen von Fritzlar einzudammen und den katholischen Glauben in dieser Gegend zu erhalten Vorteilhaft war dass diese Amter nur etwa eine Tagesreise von Burg Bilstein entfernt lagen In Fritzlar ging er gegen Taufer vor Er aber jedes Jahr nur kurz in seinen Mainzer Amtern und uberliess das Tagesgeschaft dem Schultheiss von Fritzlar Allerdings hielt er sich regelmassig fur mehrere Wochen am Hof in Mainz auf 12 Landdrost des Herzogtums Westfalen BearbeitenBereits im Jahr 1600 war der Landdrost des Herzogtums Westfalen Graf Eberhard zu Solms Lich der gleichzeitig Stellvertreter des Kurfursten wie auch hochster Vertreter des landsassigen Adels war gestorben Aus verschiedenen Grunden wurde die Position in den folgenden Jahren nicht besetzt Der Druck der Stande wurde indes so gross dass Kurfurst Ferdinand von Bayern Kaspar von Furstenberg 1613 trotz Alter und angegriffener Gesundheit zum Landdrosten ernannte Das Amt ubte er bis 1618 aus 13 Bemuhung um Standeserhohungen Bearbeiten nbsp Grabmal Kaspar von Furstenberg heute Altar der Laurentiuskirche in ArnsbergSein Ansehen fuhrte mehrfach zu Ansatzen Kaspar von Furstenberg die Grafenwurde zu verschaffen was allerdings stets scheiterte 14 Konkreter war seinen Bemuhungen um Anerkennung seines Anspruchs auf Zugehorigkeit zur Reichsritterschaft Dieser stutzte sich neben dem Besitz der Burg Schnellenberg auf einige angebliche familiare Uberlieferungen Ihm gelang es auch 1595 in die Ritterschaft der Wetterau aufgenommen zu werden Seither entrichtete er regelmassig seine entsprechenden Abgaben Die Nachkommen haben bis ins 19 Jahrhundert am Anspruch der Reichsritterschaft festgehalten Tatsachlich aber blieben die Furstenbergs Angehorige des landsassigen Niederadels ohne tatsachliche Reichsunmittelbarkeit 15 Schreibkalender BearbeitenKaspar hat von 1572 bis 1610 tagebuchahnliche Aufzeichnungen in Schreibkalender eingetragen Festgehalten hat er in Hochdeutsch Latein oder Griechisch Termine und Begebenheiten ausserdem hat er uber sein Handeln Rechenschaft abgelegt und seinen Nachfolgern Hinweise hinterlassen Diese Schreibkalender sind ein wichtiges historisches Zeugnis fur das Leben eines bedeutenden Adeligen in der Zeit der Reformation und Gegenreformation 16 Grabmal BearbeitenIn der ehemaligen Arnsberger Stiftskirche Wedinghausen befindet sich sein Grab Das Grabmal liess Friedrich von Furstenberg vom Bildhauer Heinrich Groninger zu Ehren seines Vaters errichten Spater wurde daraus der Hochaltar der Kirche Siehe auch BearbeitenFreiherren von FurstenbergLiteratur BearbeitenAlfred Bruns Bearb Die Tagebucher Kaspars von Furstenberg 2 Bd 2 Aufl Munster 1987 Alfred Bruns Kaspar von Furstenberg 1545 1618 In Michael Gosmann Hrsg Furstenbergische Skizzen Streifzug durch 700 Jahre westfalische Familien und Landesgeschichte Arnsberg 1995 ISBN 3 930264 09 9 S 43 46 Josef Bernhard Nordhoff Furstenberg Caspar von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 245 f Gerhard Theuerkauf Kaspar von Furstenberg In Helmut Lahrkamp u a Furstenbergsche Geschichte Bd 3 Die Geschichte des Geschlechts von Furstenberg im 17 Jahrhundert Munster 1971 S 1 28 Franz Ignaz Pieler Leben und Wirken Caspar s von Furstenberg Nach dessen Tagebuchern Paderborn 1873 Digitalisat Thomas Poggel Schreibkalender und Festkultur in der Fruhen Neuzeit Kultivierung und Wahrnehmung von Zeit am Beispiel des Kaspar von Furstenberg 1545 1618 Jena 2013 Acta Calendariographica Forschungsberichte 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaspar von Furstenberg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Horst Conrad Splendor Familiae Generationendisziplin und Politik bei der Familie von Furstenberg Eine Skizze In Sudwestfalenarchiv 6 Jg 2006 S 112 Theuerkauf S 19f Theuerkauf S 24f Hans Mieles Kaspar von Furstenberg Drost von 1567 bis 1618 aus Bilstein Land Burg und Ort S 81 Lennestadt 1975 Theuerkauf S 4 9 Theuerkauf 9f S 11 12 Theuerkauf S 10f Rainer Decker Die Hexenverfolgungen im Herzogtum Westfalen In Hexen Gerichtsbarkeit im kurkolnischen Sauerland Schmallenberg o J ca 1984 S 192 194 Theuerkauf S 12 14 Theuerkauf S 15 Hermann Josef Schmalor Dietrich und Kaspar von Furstenberg Zwei markante Personlichkeiten der westfalischen Geschichte In Oelinghauser Beitrage 2019 Arnsberg 2019 S 30 Theuerkauf S 15f Theuerkauf S 14f Theuerkauf S 17 Theuerkauf S 17f Edition vgl Bruns 1987 Normdaten Person GND 118800108 lobid OGND AKS LCCN n85222406 VIAF 79058868 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Furstenberg Kaspar vonKURZBESCHREIBUNG LanddrosteGEBURTSDATUM 11 November 1545GEBURTSORT Burg Waterlappe bei EnseSTERBEDATUM 5 Marz 1618STERBEORT Arnsberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaspar von Furstenberg amp oldid 237017356