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Der Spanische Winter 1598 99 war die Besetzung rheinisch westfalischer Gebiete durch das spanische Heer unter Admiral Mendoza im Winter 1598 99 im Rahmen des Achtzigjahrigen Krieges Der Mord an Graf Wirich VI von Daun Falkenstein am 11 Oktober 1598 durch die Spanier Grafik von Jan Luyken 1599 Inhaltsverzeichnis 1 Anlass 2 Ablauf 3 Gegenmassnahmen 4 Folgen 5 Einzelnachweise 6 Quellen 7 LiteraturAnlass BearbeitenMit dem Feldzug von 1597 gelang es den Niederlandern unter Moritz von Oranien die Spanier die sich zu dieser Zeit mit Frankreich im Krieg befanden vom Rhein zu verdrangen Diese Situation anderte sich nach dem Frieden von Vervins und dem Tod Philipps II Nun ubernahm Erzherzog Albrecht VII von Osterreich 1598 im Namen seiner Verlobten Isabella die Regierung der Spanischen Niederlande in Brussel Er ubergab die Regierungsgeschafte an Kardinal Andreas von Osterreich und das Kommando uber das spanisch niederlandische Heer Admiral Mendoza Diese Truppe stand nun fur eine Auseinandersetzung mit den Generalstaaten zur Verfugung In Brussel wurde beschlossen noch vor dem Winter an den Niederrhein zu ziehen Mendoza sollte die im Vorjahr verlorenen Gebiete zuruckgewinnen und dann von Sudosten in das feindliche Gebiet eindringen Nicht bloss kriegerische Berechnung hatten diesen Feldzugsplan veranlasst Die steigende Geldnot der spanischen Regierung hatten seit neun Jahren unter den unbezahlten Truppen den Geist der Meuterei gross gezogen und mit jeder Meuterei wurden die gehorsamen Provinzen mit Plunderungen und Gewalttaten uberzogen So schien es notig diese Peiniger auf einige Zeit zu entfernen und wo moglich kostenfrei zu ernahren Demgemass erhielt Mendoza den Auftrag wenn die Festsetzung auf den staatischen Gebiet gelinge so solle er dort Winterquartier nehmen wenn sie misslinge so habe er den Winter uber die Soldaten in den angrenzenden Reichslanden einzuquartieren und ihren Unterhalt durch Kontributionen aufzubringen 1 Ablauf BearbeitenAm 7 September uberschritt das spanische Heer bestehend aus etwa 20 000 Fusssoldaten und 2000 Reitern die Maas bei Roermond am 8 September wurde Orsoy eingenommen Teile des Heeres uberquerten anschliessend den Rhein bei Walsum Am 9 Oktober begann Mendoza mit der Belagerung von der Festung Rheinberg Am 14 Oktober gaben die niederlandischen Besatzungstruppen auf Inzwischen wurden die umliegenden Stadte Moers Dinslaken Buderich und Holten besetzt Die umliegenden Dorfer wurden geplundert Auf Befehl Mendozas ruckte am 5 Oktober eine Truppe von etwa 5000 Soldnern vor die Burg Broich und begann diese zu belagern Nach starkem Beschuss musste die Festung bereits am folgenden Morgen kapitulieren Trotz eidlicher Zusicherung des freien Abzugs wurden die rund 200 Burgleute samt Knechten Magden Frauen und Kindern vor den Toren getotet und Graf Wirich gefangen genommen Am 11 Oktober wurde er bei einem Freigang nahe dem Schloss von zwei spanischen Bewachern niedergeschlagen und erstochen Essen wurde am 20 Dezember 1598 besetzt Das Gebiet des Stifts Essen und der Abtei Werden wurden geplundert Als Nachstes war Wesel an der Reihe Der drohenden Besetzung konnte Wesel nur durch die Zahlung von 100 000 Talern und 100 Scheffeln Korn entgehen Am 30 Oktober wurde Rees am 2 November Emmerich besetzt Um dem Vordringen der Spanier einen Riegel vorzuschieben liess Moritz von Oranien in der Zwischenzeit Zevenaar besetzen Bis zum 10 November standen sich zwischen Doesburg und Zevenaar die feindlichen Truppen untatig gegenuber Dann entschloss sich Mendoza mit seinem dreifach uberlegenen Heer zum Ruckzug Der Herbst war weit fortgeschritten die Winterquartiere mussten vorbereitet werden So blieb ihm keine Wahl als in den ruckwartigen Landern Winterquartier zu nehmen Zunachst war das Hochstift Munster an der Reihe monatelang wurde dort Bocholt besetzt Auch wurde das kurkolnische Vest Recklinghausen okkupiert Die Besetzung der Grafschaft Mark begann am 30 November mit dem Einmarsch in die Amter Bochum und Lunen Als Begrundung wurde angegeben dass im Vertrag von Venlo das Herzogtum Kleve und somit auch die Grafschaft Mark zur Unterstutzung des Kaisers bei der Bekampfung der Reformation verpflichtet worden seien Die Spanier bestanden auf Aufnahme der Truppen in dreissig noch zu benennenden Ortschaften Dazu setzten sie eine 10 tagige Frist in der die Drosten der Grafschaft mit Mendoza verhandeln sollten Die Frist verstrich und die Verhandlungen mit Mendoza scheiterten Am 21 Dezember musste die Grafschaft aufgeben Nach einem von den Landstanden zu Wickede aufgestellten Verteilungsplan hatten die Amter Truppenteile aufzunehmen Selbst im sudlichsten Teil der Mark in den Amtern Neustadt Neuenrade und Schwarzenberg wurden drei Fahnlein Knechte untergebracht Vereinbart wurde eine hinreichende Versorgung der Besatzungstruppen sowie scharfe Verhaltensvorschriften fur die Truppen als auch fur die Marker Die Besatzer hielten sich jedoch grundsatzlich nicht an diese Vereinbarungen Den ganzen langen Winter hindurch hatten Volk und Land unter dem harten Druck dieser Besatzung zu leiden Im April 1599 zogen Mendozas Truppen schliesslich gegen Zahlung eines Zehrgeldes ab Der Grund fur ein fast widerstandsloses Hinnehmen eines solchen Besatzungsregimes durfte vor allem in der tiefen Kluft der Religionsauffassungen zu suchen sein Des Weiteren war die Reichsverfassung so schwerfallig dass alle geforderten Gegenmassnahmen immer wieder an der Parteinahme der evangelischen fur die Niederlander und der katholischen Stande fur die Spanier scheiterten Gegenmassnahmen BearbeitenAm 28 September 1598 wurde auf dem Deputationstag des Niederrheinisch Westfalischen Reichskreises in Dortmund der Beschluss gefasst 3000 Mann anzuwerben und gegen die Spanier zu fuhren Es wurde aber von keiner Seite ein Vorschuss gegeben so dass die Anwerbung der Truppen letztendlich scheiterte Es wurde aber eine Beschwerde uber Mendoza beim Kaiser eingereicht Der Ruf der betroffenen westfalischen Stande nach einer verfassungsmassigen Verteidigung wurde nun doch so stark dass auf einer Beratung des Westfalischen und des Kurrheinischen Reichskreises beschlossen wurde auf dem nachsten gemeinsamen Tag Ende Marz in Koblenz zusammen mit den Niedersachsischen und Frankischen Reichskreisen Massnahmen einzuleiten 2 Aus Brussel kam in der Zwischenzeit das Versprechen sich bis Ende Marz aus den besetzten Landern zuruckzuziehen So war auch auf diesem Tag keine Einigkeit zu erreichen Es wurde der Beschluss gefasst Geld fur die Anwerbung von Truppen fur einen Zeitraum von neun Monaten bereitzustellen Dieser Beschluss wurde von der unterlegenen Minderheit aber nicht mitgetragen In Braunschweig und in Hessen wurden jetzt selbststandig Truppen angeworben Die angeworbenen Truppen wurden auf einer Heerschau zu Essen am 13 Juli 1599 besichtigt Noch Mitte Juni begann langsam und in einzelnen Haufen der Vormarsch der verbundeten Truppen Da das Ziel der deutschen Expeditionstruppen zunachst das von den Spaniern noch besetzt gehaltene Rheinberg war durchzogen sie alle das markische Land und die Leiden des Volkes wiederholten sich erneut Aber inzwischen hatten die Spanier schon seit drei Monaten das Land geraumt Auf deutschem Boden hielten die Spanier nur noch die kurkolnische Stadt Rheinberg und die klevischen Stadte Rees Emmerich Kalkar Goch und Gennep besetzt die den Rhein und die Maas beherrschten Die Befreiung dieser Stadte von den Spaniern und der Entsatz fur die niederlandischen Truppen in der Schenkenschanze den Stadten Zevenaar Lobith Huissen und dem befestigten IJsseloord mussten also das Ziel und die Aufgabe des deutschen Heeres sein Es gelang die Einnahme einer vor der Stadt Rheinberg gelegenen geschanzten Rheininsel man sah dann aber aufgrund eines Mangels an Geschutzen von dem Ubergang uber den Rhein und der Belagerung der Stadt selbst ab und wandte sich nordwarts Emmerich wurde von der Burgerschaft ohne Handstreich ubergeben auch die Stadt Gennep wurde in einem gunstigen Augenblick genommen als sie gerade von spanischen Truppen entblosst war so dass sich ausser Rheinberg nur noch Rees in den Handen der Spanier befand Vier Wochen blieb das Heer untatig in einem Lager bei Dornick da zur Belagerung von Rees wiederum die Geschutze fehlten Als mit dem 11 September die drei Monate abgelaufen waren fur die die Soldaten angeworben waren wollten diese keinen Dienst mehr tun und begannen zu meutern Ein glucklicher Ausfall der Belagerten liess das Heer anschliessend komplett auseinanderbrechen Folgen BearbeitenDa die spanische Macht in den Niederlanden noch nicht vollig konsolidiert war wurde der Vorstoss von 1598 99 noch nicht mit voller Kraft durchgefuhrt Erst 1605 und 1606 versuchte Ambrosio Spinola in zwei Feldzugen die spanische Hegemonie am Niederrhein und im westlichen Westfalen wiederherzustellen 3 Die Grauel des Einfalls mit ihren Brandschatzungen Erpressung von Kontributionen und Ubergriffen gegenuber den Protestanten machte deutlich dass die Reichskreise zu einer ernsthaften Verteidigung des Reiches nur bedingt handlungsfahig waren 4 Niederlandische Drucke nutzten das brutale Vorgehen der Soldner zu einer wirkungsvollen antispanischen Propaganda Die wichtigste Darstellung dieser Art war der Hispanisch Aragonesische Spiegel von 1599 Dieser enthielt auf etwa dreissig Seiten eine Zusammenfassung der Ereignisse und auf weiteren hundert Seiten Quellendokumente Das Werk deutet an dass die Spanier nicht nur Winterquartiere im Rheinland und Westfalen gesucht hatten sondern auch den Reichs und Landfrieden brechen sowie die Inquisition einfuhren wollten 5 6 Einzelnachweise Bearbeiten Moritz Ritter Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreissigjahrigen Krieges 1555 1648 2 Bd 1586 1608 Stuttgart 1895 Reprint Elibron Classics series 2005 S 136 Online Version Moritz Ritter Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreissigjahrigen Krieges 1555 1648 2 Bd 1586 1608 Stuttgart 1895 Reprint Elibron Classics series 2005 S 139 ff Online Version Israel Jonathan Der niederlandisch spanische Krieg und das Heilige Romische Reich Deutscher Nation 1568 1648 Online Version Martin Heckel Joachim Leuschne Deutschland im konfessionellen Zeitalter Gottingen 2001 S 101 Wolfgang Cillessen Massaker in der niederlandischen Erinnerungskultur Die Bildwerdung der schwarzen Legende In Bilder des Schreckens die mediale Inszenierung von Massakern seit dem 16 Jahrhundert Frankfurt 2006 S 111 f Johannes Arndt Der spanisch niederlandische Krieg in der deutschsprachigen Publizistik In Krieg und Kultur die Rezeption von Krieg und Frieden in der Niederlandischen Republik und im Deutschen Reich 1568 1648 Munster 1998 S 413 Quellen Bearbeiten Hispanischer arragonischer Spiegel Darin mit gutem Grund der Warheit abgebildet zu was Ende und Effect das jetzige spanische Kriegsvolck so in dem westphalischen Creiss auff des heiligen Reichs Grund und Bodem sich noch anjetzo enthelt unnd mehr dann der Feind christliches Nahmens jemals gethan daselbst herumb tyrannisirt sein Vornehmen eigentlich gerichtet dass nemblich sie vorhabens seyn der teutschen Nation Wohlfahrt und Freyheit zu unterdrucken mit gewaltsamer Einfuhrung der spanisch Inquisition eine newe Kirchen Reformation und Reichsverfassung in Teutschland anzustellen Niederlandischer Druck von 1599 Digitalisat Literatur BearbeitenW Crecelius Nachrichten uber den Einfall der Spanier in den niederrheinisch westfalischen Kreis 1598 und 1599 In Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins Nr 23 Bonn 1887 S 178 185 online Ferdinand Schmidt Der spanische Winter 1598 99 Eine vergessene Leidenszeit der Grafschaft Mark In Suderland Heimatblatt fur den sudlichen Teil der Grafschaft Mark Band 1 Heft 3 4 und 5 Altena 1923 Thomas Nicklas Macht oder Recht Fruhneuzeitliche Politik im obersachsischen Reichskreis Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 07939 4 S 155 ff Friedrich von Schiller Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung Band 4 Leipzig 1810 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spanischer Winter 1598 99 amp oldid 238022522