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Das Kloster Obermarsberg wurde im spaten 8 Jahrhundert als Benediktinerkloster auf der Eresburg heute Obermarsberg Nordrhein Westfalen gestiftet und 826 in das Kloster Corvey inkorporiert Unter der Bezeichnung Propstei existierte eine monastische Gemeinschaft bis zur Aufhebung 1803 Die Stiftskirche ist St Petrus und Paulus geweiht und stammt in ihrer heutigen Form aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Die Stiftskirche ist auch heute katholische Pfarrkirche und als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Marsberg eingetragen 1 Klosteranlage Obermarsberg mit Stiftskirche und Friedhof 2013 Stiftskirche St Petrus und Paulus 2012 Ehemaliges Stiftsgebaude Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauten 3 Stiftskirche 3 1 Architektur 3 2 Ausstattung 3 3 Orgel 4 Glocken 5 Propste 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Kloster wurde 799 oder bereits 785 von Karl dem Grossen auf der Eresburg heute Obermarsberg der besiegten Sachsen gegrundet Auf Veranlassung Karls wurde nach einer ersten Holzkirche ein steinerner Bau im Stil einer Basilika errichtet Die Monche folgten der Benediktinerregel und die Kirche war den Aposteln St Petrus und St Paulus geweiht Im Jahr 799 besuchte Papst Leo III in Zusammenhang mit seinem Besuch auf dem Reichstag in Paderborn die Anlage und bestatigt dabei die von Karl gewahrten Rechte Zehnten Immunitat und eigene Gerichtsbarkeit Im Jahr 826 wurde die Gemeinschaft durch Ludwig den Frommen dem von ihm massgeblich mitgegrundeten Kloster Corvey als Propstei organisatorisch angegliedert es bestand aber weiterhin eine klosterliche Gemeinschaft Der Propst war vollberechtigtes Mitglied des Konvents in Corvey Die Mitglieder des Konvents in Marsberg entstammten zumeist dem niederen Adel der Umgebung Der Propstei inkorporiert waren die Pfarreien in Niedermarsberg und Thulen 2 In der Stiftskirche endete 938 der Streit des Konigs Otto I mit seinem Halbbruder Thankmar dadurch dass letzterer durch einen durch ein Seitenfenster der Kirche geworfenen Speer am Altar getotet wurde An den Halbbruder erinnert noch heute ein gekronter Kopf an einem Pfeiler der Kirche Der erste namentlich bekannte Propst von Obermarsberg war Erkenbert von Homburg der 1107 Abt von Corvey wurde Im Jahr 1115 emporten sich die Bewohner Obermarsbergs zum ersten Mal gegen die Monche Daraufhin veranlasste Abt Erkenbert den Arnsberger Grafen Friedrich I die Siedlung anzugreifen und die Befestigungen zu zerstoren Im Jahr 1150 erhielten die Monche von Konig Konrad III das Recht des Erzabbaus Gold Silber Blei und Zinn Ab 1176 war die Kirche der im Tal entstandenen Siedlung Horhusen heute Niedermarsberg dem Stift Corvey unterstellt Um 1205 wurde damit begonnen die Klosteranlage in Obermarsberg mit Mauern zu schutzen Im Jahr 1230 wurden die Stadt und die Propstei Obermarsberg durch Feuer weitgehend vernichtet Aus Finanznot war die Klostergemeinschaft gezwungen einen Teil ihrer Besitzungen zu verkaufen Der Bau der heutigen Kirche erfolgte 1240 im gotischen Stil auf den Resten des romanischen Vorgangerbaus In den Jahren 1319 und 1330 wurde die Anlage durch Brande schwer beschadigt Im Jahr 1325 zahlte die Gemeinschaft zwolf Mitglieder und den Propst Dies war soweit uberliefert die hochste Zahl an Brudern Im Jahr 1410 wurde ein Turm gebaut Wie in der Stadt Marsberg gab es auch im Stift Anhanger der Reformation So neigte selbst der Propst Christoph von Esleve dem Luthertum zu Er fuhrte offenbar ein sehr weltliches Leben So hatte er immer dreizehn Rosser im Stall Die Schulden des Stifts stiegen auf 8000 Taler an Weil der Propst die Politik der Gegenreformation von Kurfurst Ernst von Bayern nicht unterstutzte wurden 1617 Jesuiten nach Marsberg entsandt Im Jahr 1620 trat der Propst offiziell zum Luthertum uber Das Stift blieb katholisch 3 Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurden 1633 kaiserliche Truppen im Kloster einquartiert Durch hessische Truppen wurde die Anlage 1646 fast vollig zerstort Erst nach 1669 begann unter dem Propst Ferdinand von Metternich der Wiederaufbau Der Turm der Stiftskirche wurde im September 2020 nach Abschluss der Restaurierung dessen Westfassade von der LWL Denkmalpflege Landschafts und Baukultur in Westfalen als Denkmal des Monats in Westfalen Lippe ausgezeichnet 4 Bauten Bearbeiten nbsp BenediktusbogenDie eigentliche Klosteranlage war 1671 fertiggestellt Die Gebaude waren schlicht und in einer H Form im Suden der Kirche errichtet Im Jahr 1759 wurde das Haupttor der sogenannte Benediktusbogen errichtet Nach der Aufhebung des Klosters erfolgte ab 1805 ein Umbau der Anlage Ein Teil der Stiftsgebaude wird als Pastorat und Pfarrheim genutzt Ein anderer Teil ging in Privatbesitz uber Der Torbogen wird momentan saniert unter anderem wegen einer Forderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz DSD 5 Stiftskirche BearbeitenArchitektur Bearbeiten Die erste Kirche war ein holzerner Bau Ihr folgte eine steinerne Basilika Der heute bestehende Bau stammt im Wesentlichen aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Sie wurde in einem romanisch gotischen Ubergangsstil erbaut Es handelt sich um eine gewolbte dreischiffige Hallenkirche Getrennt werden die Schiffe durch drei Paare starker Pfeiler Die Schiffe sind 35 10 m bis zum Chor lang und 11 m hoch Die beiden Seitenschiffe sind 7 60 m und das Mittelschiff 7 m breit Der Chorbereich wurde 1646 durch die Schweden gesprengt und wurde spater wieder aufgebaut Die Apsis weist heute einen 5 8 Schluss auf Im Jahr 1410 wurde der ursprunglich 53 m hohe Westturm errichtet Die Mauern sind zwei Meter dick Nach den Zerstorungen im Zuge der Belagerung und Zerstorung von Obermarsberg wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde der Turm um sieben Meter niedriger wieder aufgebaut Die ehemalige Kugelspitze wurde 1817 durch einen Brand zerstort und 1829 durch das jetzige Pyramidendach ersetzt Das Portal im Westturm ist spitzbogig und befindet sich unter einem hohen dreiteiligen Fenster mit Masswerk Nach einer Turmrestaurierung 1908 wurden in den Nischen der grossen Fenster mehrere Figuren angebracht Oben sind der heilige Laurentius und der heilige Sturmius zu sehen Rechts befinden sich der heilige Paulus und links der heilige Petrus Letztere Figur stammt aus dem Jahr 1410 An der Sudseite der Kirche befindet sich ein grosses Rundfenster das nach der Zerstorung 1646 zugemauert war und erst 1891 wieder geoffnet wurde Die darunterliegende Tur fuhrt in die Sakristei die fruher Teil des Propsteibereichs war Unterhalb des Chores befindet sich die Krypta Sie wird umgangssprachlich auch Heidenkeller genannt weil man glaubte dies ware der Standort der Irminsul In der Krypta existieren an den Wanden zwei lateinische Inschriften Die Ubersetzung der Inschrift an der nordlichen Wand lautet ubersetzt An Petri Kettenfest 1 August ist das Jahresgedachtnis der Weihe der Kirche Der Altar der Krypta wurde erst 1932 errichtet und ist dem Missionar Abt und Heiligen Sturmius geweiht Dieser soll an der Stelle der Kirche nach der Eroberung der Eresburg den ersten Altar errichtet haben Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick durch das Mittelschiff der Stiftskirche in Richtung des HochaltarsIn der Turmhalle befinden sich funf gusseiserne Grabplatten von Stiftsherren aus dem 18 Jahrhundert Ausserdem befindet sich dort ein Kreuzgruppe aus dem 17 Jahrhundert Die Innenausstattung der Kirche wurde 1645 vernichtet Lediglich die Figur der Anna selbdritt ist gotisch und stammt aus der Zeit um 1500 Fast die gesamte neue Ausstattung wurde von der Werkstatt Papen im Stil des Barocks geschaffen Dazu zahlen auch die Kirchenbanke deren Wangen mit reichen Schnitzereien versehen sind Teilweise enthalten die Pultbanke die Namen der Stifter Zur Ausstattung gehort eine reich mit Engelskopfen versehene Kanzel Eine Doppelmadonna mit Kind und Zepter wurde vom Stadtkammerer Johas Eling gestiftet Der Hochaltar stammt aus dem Jahr 1719 Das zentrale Altarbild stellt die Geburt Christi dar Im daruberliegenden Oval ist die heilige Dreifaltigkeit und daruber die Unbefleckte Empfangnis abgebildet An den Seiten befinden sich die Bilder der Kirchenpatrone Petrus und Paulus Vor dem Hochaltar befindet sich das Chorgestuhl Der linke Seitenaltar Kreuzaltar stammt aus dem Jahr 1724 Hinter dem Altar sind an der Wand zwei Kopfe Karl der Grosse und Papst Leo III angebracht Der rechte Seitenaltar stammt aus dem Jahr 1718 Als Altarbild ist die Rosenkranzkonigin mit dem heiligen Dominikus zu sehen Weitere Ausstattungsstucke sind die beiden barocken Beichtstuhle Davon zeigt einer die Wappen der Propste Ferdinand und Justin von Metternich Die Pieta wurde 1744 gestiftet Eine bemerkenswerte Strahlenmonstranz wurde 1717 18 von Johann Friedrich Brauer geschaffen 6 Im Bereich des Chores befindet sich das Grabmal des Corveyer Abts Heinrich von Aschenbroich der nach seiner Resignation im Obermarsberger Stift lebte und dort 1626 verstarb Orgel Bearbeiten nbsp Barocke OrgelDie Orgel zeigt einen barocken Prospekt der zweigeschossig gestaltet und reich mit geschnitzten Bildnissen versehen ist Abgebildet ist unter anderem der harfespielende David Eine Kartusche erinnert an die Entstehungszeit der Orgel Ubersetzt heisst es da Unter dem hochw und hochedlen Propst Justin von Metternich und dem Burgermeister Wilhelm Theilen wurde diese Orgel vollendet i J 1707 Die Orgel selbst wird Peter Henrich Varenholt aus Bielefeld zugeschrieben der alteres Material verwendete 7 Aber auch Johann Jacob John aus Einbeck mit den Gebrudern Reinecke aus Rohden sind als Erbauer denkbar 8 Im Jahr 1859 wurde die Orgel um ein zweites Manualwerk durch Heinrich Schulte aus Warburg erweitert der auch fur das Hauptwerk neue Schleifladen baute Nach 1900 wurde die Disposition im Stil der Romantik verandert 9 Eine Restaurierung erfolgte 1973 durch Franz Breil der das Instrument auf den Zustand von 1869 mit einigen Erweiterungen zuruckfuhrte Das Instrument verfugt uber 23 Register die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind Etwa die Halfte des Pfeifenbestandes ist alt der Rest stammt von 1973 Die Disposition lautet wie folgt 10 I Hauptwerk C f31 Principal 0 8 A 2 Bordun 16 V 3 Gedackt 0 8 V 4 Octave 0 4 V 5 Rohrflote 0 4 B 6 Quinte 0 2 2 3 V 7 Octave 0 2 V 8 Cornett IV Diskant S 9 Mixtur IV 0 1 1 3 B 10 Zimbel III 0 1 B 11 Trompete 0 8 B Tremulant II Unterwerk C f312 Hohlflote 0 8 S 13 Principal 0 4 S 14 Waldflote 0 2 B 15 Sesquialtera II B 16 Mixtur IV 0 1 B 17 Dulzian 0 8 B Tremulant Pedalwerk C d118 Subbass 16 S 19 Octavbass 0 8 S 20 Pommer 0 4 B 21 Nachthorn 0 2 B 22 Mixtur V 0 1 B 23 Posaune 16 S Anmerkungen A Register von vor 1707 V Register von Varenholt 1707 S Register von Schulte 1869 B Register von Breil 1973 Glocken BearbeitenDie drei Bronzeglocken von 1442 1501 und 1710 wurden im 1 Weltkrieg eingeschmolzen 11 Seit 1920 besteht das Gelaut aus drei Gussstahlglocken gegossen von Buderus und Humpert Die Inschriften wurden von den alten Glocken ubernommen Nr Nominal InschriftI des lat Gegrusset seist du Maria Der aus Erz 1442 gegossenen Schwester folgte ich nach dem unglucklichen Krieg als Stahlerne 1920 nach II es Syt 1501 out Bronce nom Kryge out Stohl Guot help us naumol 1920III f St Catharina Verungluckt ward ich umgegossen 1710 fruher Bronze seit 1920 Stahl Im Dachreiter hangt eine bronzene Wandlungsglocke gegossen 1878 von Humpert in Brilon 2018 ist die Glocke wieder lautbar gemacht worden 12 Propste Bearbeiten nbsp Verwitterte Rolandstatue nahe der Kirche erbaut um 1600 nbsp Stiftskirche vom Wulsenberg aus gesehenErkenbert von Homburg 1081 spater Abt in Corvey 13 Heinrich 1090 zuvor Dechant in Corvey Reinhard 1151 Bruning 1201 L 1204 Thimo 1247 spater Abt von Corvey Heinrich 1280 Herbold 1301 Tileman von Delwig 1335 Wilhelm von Plettenberg 1373 Johann von Utschlacht 1390 Gottfried Soder 1393 Otto 1427 Hermann 1462 Herman Ludecken 1482 1502 Johann von Utschlacht 1509 Georg 1549 1552 spater Propst zu Kemnade Johan Jockel 1553 Heinrich Kuling 1556 1557 abgesetzt Johann Jockel 1560 1564 Gisbert von Bucholtz 1570 1583 Dietrich von Becke 1583 1593 Johann von Werden 1598 1604 Christoph von Esleve 1610 1617 Johann Christoph von Brambach 1618 1620 spater Abt in Corvey Peter Kersenbrock 1625 Otto Grusman 1627 1637 Burchard Martini Sighart 1658 Johann von Haxthausen 1636 1653 Agidius Fabricius 1643 Cornelius Wilhelm von Neuhof 1646 Johann Steifgen 1647 1649 Johann Anton Colyn 1650 1652 Ferdinand von Metternich 1559 1661 Niclas von Zitzwitz Ferdinand von Metternich 1669 1675 Martin von ZitzwitzEinzelnachweise Bearbeiten Ubersicht der Sehenswurdigkeiten in Marsberg PDF 760 kB Ortsteil Helminghausen Verkehrsverein Marsberg e V 19 November 2009 abgerufen am 6 Juni 2011 Edeltraud Klueting Die Klosterlandschaft des Herzogtums Westfalen im Hochmittelalter In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 S 59 Magdalena Padberg Ein aussergewohnlicher Hexenprozess Von Eslave contra Volmers Hoberg Arnsberg 1987 S 158 Leonhard Lamprecht Denkmal des Monats Turm der Stiftskirche St Peter und Paul in Obermarsberg LWL Denkmalpflege Landschafts und Baukultur in Westfalen abgerufen am 12 Oktober 2020 Benediktusbogen am Stift in Obermarsberg wird restauriert 29 Dezember 2018 abgerufen am 25 Januar 2019 Marina Cremer Kunst im Herzogtum Westfalen Eine kurkolnisch gepragte Kunstlandschaft In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das Herzogtum Westfalen Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 S 576f Hannalore Reuter Historische Orgeln in Westfalen Lippe Ardey Verlag Munster 2006 ISBN 3 87023 245 5 S 225 Gerhard Aumuller Johann Jacob John die Bruder Reinecke und ihre Beziehungen zum Orgelbau in Westfalen und Waldeck In Westfalische Zeitschrift Band 145 1995 S 73 128 hier S 100 117 lwl org PDF Orgel Databank abgerufen am 7 Januar 2019 Orgelatlas Ostwestfalen Lippe abgerufen am 7 Januar 2019 Magdalena Padberg Glocken im Sauerland Hrsg Sparkasse Finnentrop Finnentrop 1983 S 20 Zum ersten Mal seit 50 Jahren klingt Glocke der Stiftskirche 8 August 2018 abgerufen am 15 September 2019 deutsch genannt erste und letzte Nennung Johann Dietrich von Steinen Westphalische Geschichte mit vielen Kupfern Bd 4 4 Lemgo 1760 S 1132 1135Literatur BearbeitenKarl Hengst Westfalisches Klosterbuch Teil 1 Munster 1992 S 574 579 Heiko K L Schulze Kloster und Stifte in Westfalen Geschichte Baugeschichte und Beschreibung eine Dokumentation In Geza Jaszai Hrsg Monastisches Westfalen Kloster und Stifte 800 1800 Munster 1982 S 355 Fuhrer durch die Stiftskirche Obermarsberg 2002 Hubert Schmidt Die Stiftskirche in Obermarsberg In Sauerland Heft 3 1980 S 77 80Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stiftskirche St Peter und Paul Obermarsberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Chronik der Klostergeschichte51 452777777778 8 8522222222222 Koordinaten 51 27 10 N 8 51 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Obermarsberg amp oldid 222211993