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Marklo altsachs marka Grenze Grenzgebiet und loh Lichtung Wiese Geholz Hain war im 8 Jahrhundert ein zentraler Versammlungsort der vorchristlichen Sachsen Von Marklo berichtet nur eine Quelle namlich die Lebensbeschreibung des Heiligen Lebuin die Vita Lebuini Inhaltsverzeichnis 1 Die Marklo Versammlung in der Vita Lebuini 2 Das Versammlungsverbot in der Gesetzgebung Karls des Grossen 3 Die Bedeutung der Marklo Versammlung in der Geschichtsforschung 4 Lokalisierungsversuche 5 Quellen 6 Literatur 7 AnmerkungenDie Marklo Versammlung in der Vita Lebuini BearbeitenIn der Vita Lebuini wird gesagt dass die Sachsen keinen Konig hatten Stattdessen gab es fur einzelne Landesteile pagi eingesetzte Fursten satrapes die jahrlich in einer allgemeinen Versammlung generale consilium zusammenkamen um dort Gesetze zu andern Rechtsstreite zu entscheiden und Fragen bezuglich Krieg und Frieden zu beraten Der Ort dieser Versammlung lag mitten in Sachsen an der Weser und trug den Namen Marklo Bei der Versammlung waren alle satrapes ferner aus den einzelnen Landesteilen zwolf erwahlte Edle electi nobiles und ebenso viele Freie liberi und ebenso viele Laten lati anwesend Wahrend einer solchen Zusammenkunft erschien der Missionar Lebuin um 775 unter den Anwesenden und stellte diese vor die Wahl entweder den christlichen Glauben anzunehmen und so ihre koniglose Herrschaft weiterfuhren zu durfen oder aber von einem benachbarten Konig gewaltsam unterworfen zu werden Die Altsachsen emporten sich dagegen und vertrieben den Missionar vom Versammlungsort Das Versammlungsverbot in der Gesetzgebung Karls des Grossen BearbeitenDer spatere Eroberer Altsachsens Karl der Grosse schrankte die politischen Handlungsmoglichkeiten der Unterworfenen ein indem er ihre Versammlungen verbot Im Artikel 34 der Capitulatio de partibus Saxoniae eine Gesetzesschrift die zwischen den Jahren 787 und 803 datiert ist verbot der Frankenkonig samtliche offentlichen Zusammenkunfte generaliter conventus publicos in Sachsen ausser jenen ordentlichen Gerichtsverhandlungen die durch vom Konig selbst eingesetzte Grafen comes abgehalten wurden Diese Bestimmung muss auch die Marklo Versammlung beendet haben Die Bedeutung der Marklo Versammlung in der Geschichtsforschung BearbeitenDie Altsachsen haben sich selbst nicht schriftlich dokumentiert Die Geschichtsforschung ist deshalb neben Ergebnissen aus Archaologie und Sprachwissenschaft auf die zeitgenossischen Quellen christlicher Nachbarlander angewiesen Diese uberwiegend frankischen Quellen betreffen Altsachsen aber zumeist indirekt oder beilaufig Der Bericht uber die Marklo Versammlung ist neben der Kirchengeschichte des Beda Venerabilis aus dem fruhen 8 Jahrhundert die einzige Schriftquelle die spezifische Informationen uber die herrschaftlichen und sozialen Verhaltnisse jenes vorchristlichen Volkes liefert Somit ist der Marklo Bericht einerseits von herausragender Bedeutung bietet andererseits aber fur historische Ableitungen nur eine gefahrlich schmale Grundlage In der Forschungsliteratur wird die Marklo Versammlung haufig bezeichnet als die sachsische Stammesversammlung Gemeint ist damit eine allgemeine regelmassig und zentral tagende Institution ahnlich einem Reichstag oder Allthing Manche Forscher sehen durch die Interpretation des lateinischen Wortes electi erwahlt ernannt bestimmt erlesen als vom Volk gewahlt in der Marklo Versammlung sogar eine Art Abgeordnetenparlament M Lintzel was in der germanischen Geschichte ein Unikum ware Andere Historiker dagegen verwerfen die Vorstellung der Marklo Versammlung ganz und gar weil sie den Bericht der Vita Lebuini fur erdichtet halten M Springer Sie vermuten dass die Altsachsen lediglich Zusammenkunfte der ublichen Art vorchristlicher Germanen abhielten Thing Lokalisierungsversuche Bearbeiten nbsp Gedenkstein an der Lebuinsbuche in Herford SchwarzenmoorDa es keinen weiterfuhrenden Hinweis zu Marklo als die betreffende Textstelle in der Vita Lebuini gibt die lautet in media Saxonia iuxta fluvium Wisuram ad locum qui dicitur Marclo mitten in Sachsen an der Weser bei einem Ort namens Marklo lasst sich aus der Uberlieferung keine genaue Lokalisierung vornehmen In den 1930er Jahren als in Deutschland das Interesse an den Altsachsen und ihrem Widerstand gegen die christlichen Franken besonders gross war hat man versucht Marklo mittels alter Ortsbezeichnungen naher zu bestimmen Wahrscheinlichkeiten wurden behauptet fur die heutige Gemeinde Marklohe bei Nienburg Dieser Ort erweiterte 1931 seinen ursprunglichen Namen von Lohe zu Marklohe 52 671078 9 157378 den Stadtteil Lohe der Stadt Bad Oeynhausen 52 180247 8 800645 Diese Annahme konnte moglicherweise zutreffen wie heute als wahrscheinlichste Variante angenommen wird 1 Die Nachbarstadt Herford pflanzte 1934 im heutigen Stadtteil Schwarzenmoor einen Gedenkbaum zu Ehren des Heiligen Lebuin der einer Sage nach dort vor den ihn verfolgenden Sachsen verborgen wurde 52 144959 8 714175den Stadtteil Wasserstrasse der Stadt Petershagen bei Minden 52 476925 9 08947In diesem Zusammenhang ist noch zu erwahnen dass es weniger als 30 km ostlich von Lebuins eigentlichem Missionszentrum der niederlandischen Stadt Deventer einen Ort Markelo Provinz Overijssel gibt dessen Name immerhin seit 1180 als Marclo bezeugt ist 52 231897 6 500068Quellen BearbeitenZu Marklo Anonymus Vita Lebuini I Monumenta Germaniae Historica SS 30 2 vielleicht verfasst 840 862 vielleicht erst um 900 Hucbald Vita Lebuini II verfasst 917 930 Ubersetzt von W Arndt In Georg Heinrich Pertz Hrsg Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit 8 Jh Band 2 Berlin 1863 siehe auch Beda 5 10 Beda Kirchengeschichte des englischen Volkes 1982 S 458 f Zur Gesetzgebung Karls des Grossen Leges Saxonum und Lex Thuringorum Hg v C Freiherrn von Schwerin MGH Fontes iuris germanici antiqui in us schol Hannover Leipzig 1918 Literatur BearbeitenMartin Lintzel Ausgewahlte Schriften Berlin 1961 Matthias Becher Marklohe Marklo In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 289 f Rainer Pape Marklo und die Heeresfurt in den Sachsenkriegen In Herforder Jahrbuch 24 1988 S 121 135 Matthias Springer Die Sachsen Stuttgart 2004 S 135 152 u 228 229 Anmerkungen Bearbeiten A Hunecke R Quaschny Rehme 1250 Jahre Orts und Heimatgeschichte Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2003 ISBN 3 89534 465 6 S 50 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marklo amp oldid 225684803