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Eine Naturtheorie ist eine Theorie zur Beschreibung und Erklarung der ausseren nicht von Menschen gemachten Wirklichkeit der unkultivierten Natur im Gegensatz zur Kultur Sie versucht interdisziplinar Aussagen uber naturliche Phanomene auf wenige Grundprinzipien zuruckzufuhren oder die Gultigkeit eines oder mehrerer durch Forschung oder Beobachtung entdeckter bzw hypothetisch unterstellter Grundprinzipien in den verschiedenen naturlichen Phanomenen nachzuweisen Natur wurde lange Zeit vom philosophischen Naturalismus 1 und philosophischen Realismus als quasi gesetzgebende Wirklichkeit aufgefasst deren Gesetzmassigkeiten von den Wissenschaftlern lediglich durch Beobachtung abgelesen werden mussen Antike wie neuzeitliche Theorien der Natur sind jedoch weiter und zugleich enger definiert als Naturgesetze die nach modernem Verstandnis nur beobachtbare Regelmassigkeiten im Verhalten realer Systeme beschreiben Weiter insofern als bei tastender wissenschaftlicher Annaherung an neue Themen z B bei erstmaliger Formulierung einer Theorie uber einen neuen Gegenstand diese Theorien oder Prototheorien oft unprazise phanomenologisch oder nur rein metaphorisch formuliert wurden Empirische Beobachtung und Systematisierung der Naturphanomene wurden jahrtausendelang betrieben ehe sie rational analysiert wurden und erst recht bevor die Rationalitat einer Theorie als Wahrheitskriterium gesetzt wurde 2 Anstoss gaben oft ungewohnliche oder beangstigende Phanomene aber eben auch Regelmassigkeiten wie in der Kosmologie Man bediente sich dabei wechselnder bildhafter Beschreibungen Metaphorik bekannter Mythen oder mehr oder weniger origineller Spekulationen Die Grenze zur Magie und Mystik verlief unscharf Erst spat wurden Theorien die versuchten die Beobachtungsdaten zu systematisieren durch permanente Kritik hinterfragt die ihre Mangel Lucken und Fehler aufwiesen und nach den Ursachen ihres Scheiterns suchten und damit auf einen kontinuierlichen Erkenntnisgewinn zielten 3 Doch auch in neuerer Zeit richteten sich bildhaft projektive dabei heuristisch oft fruchtbare Naturtheorien gegen die Verarmung der Naturerkenntnis durch die fortschreitende Abstraktion so z B die spirituell aufgeladene Gaia Hypothese Auch menschliche Artefakte wie Uhrwerk Weltmaschine oder Teilchenzoo dienten wegen ihrer Anschaulichkeit immer wieder als Paradigmen der Interpretation des kosmischen 4 oder subatomaren Geschehens Es gibt bis heute kaum eine naturwissenschaftliche Theorie die sich nicht solcher Bilder bedient Andererseits beleuchten viele Naturtheorien sehr enge Ausschnitte des Naturgeschehens d h sie entwickeln spezielle selektive und historisch wechselnde Perspektiven auf ihre oft wechselnden Gegenstande die oft unzulassig verallgemeinert und auf andere Bereiche ubertragen werden So stand zeitweise die Fragestellung nach der korpuskularen Struktur der Materie im Vordergrund theoretischer Bemuhungen und ignorierte alle Phanomene die dadurch nicht zu erklaren waren Zu anderen Zeiten waren es die unsichtbaren Krafte und Fernwirkungen die Sinneseindrucke die die aussere Natur im Subjekt hinterlasst oder die evolutionaren Ubergange vom Anorganischen ins Organische dann wieder die Suche nach einer Universaltheorie oder nach der mathematischen Vereinheitlichung disparater Theorien Ein wiederkehrendes Thema ist dabei die Frage nach der atomistischen oder holistischen Deutung der Natur Bei Albert Einstein findet sich das haufigste Argument fur eine atomistische Deutung Die physikalischen Gebilde haben einige wenige inharente Eigenschaften und sind an bestimmten Punkten in Raum und Zeit angeordnet Ohne die Annahme einer solchen Unabhangigkeit der Existenz des So seins der raumlich distanten Dinge voneinander die zunachst dem Alltags Denken entstammt ware physikalisches Denken in dem uns gelaufigen Sinne nicht moglich 5 Dieser Ansatz wird durch die Quantentheorie herausgefordert die eine holistische Deutung von Quantensystemen nahelegt Holistische Erklarungen gehen davon aus dass die Dinge die Teile des Ganzen sind ihre Eigenschaften aus dem Ganzen beziehen bzw nur im Ganzen haben 6 In dem Masse in dem der Mensch die Natur einschliesslich seiner eigenen durch wissenschaftlich technische Interventionen beeinflusst kultiviert oder zivilisiert und seit dem 20 Jahrhundert sogar kunstliche superschwere Elemente oder gentechnisch veranderte Lebewesen zu erzeugen vermag wird der Begriff einer Naturtheorie ebenso problematisch wie die Vorstellungen von Natur immer vielfaltiger werden Wahrend die Idee der Natur im allgemeinsten Sinne als Einheit aller Materien und Krafte die ausserhalb der von Menschen gemachten Kultur wirken bemerkenswert konstant scheint haben wir es seit der fruhen Neuzeit mit einer zunehmenden Pluralitat von Naturbegriffen zu tun 7 Doch ist schon die Unterscheidung der naturlichen und der kulturellen bzw zivilisatorischen Aspekte des menschlichen Korpers schwierig genug 8 Noch schwieriger wird die Abgrenzung bei mentalen Prozessen die Descartes untersuchte der das nur individuell erfahrbare eigene Sein ebenso wie den Schopfer nicht der Natur zurechnete 9 Letzten Endes ist die bis in die Neuzeit wirkende Naturvorstellung des Aristoteles wonach Natur physis das vom Menschen nicht Geschaffene techne ist 10 ist wenig trennscharf Der Mensch kann sich selbst und seine Hervorbringungen zwar nicht verstehen wenn er sich nur als Naturgeschopf betrachten doch steckt die Geltung von Naturgesetzen weiterhin unuberschreitbare Grenzen der Manipulierbarkeit der Natur ab Der Verlauf dieser Grenze wird zwischen naturalistischen und kulturalistischen Positionen kontrovers diskutiert gerade weil in der Biosphare nur noch Reste einer nicht hergestellten manipulierten oder kontaminierten Welt vorhanden sind 11 Schliesslich stellt sich die Frage ob die sichtbare Natur wirklich existiert oder ob uns die Koharenz und Konsistenz der Erscheinungen die wir subjektiv wahrnehmen eine Welt vorgaukeln hinter der sich eine wirkliche Natur verbirgt die zum grossten Teil unsichtbar ist Inhaltsverzeichnis 1 Zum Status von historischen und aktuellen Naturtheorien 2 Begriffsgeschichte 3 Mythos Teleologie Kausalitat 4 Antike Die Suche nach Ursubstanzen und formen 4 1 Gesellschaftliche Grundlagen antiker Naturerkenntnis 4 2 Die Suche nach der Ursubstanz und nach den Ursachen des Werdens der Dinge 4 3 Die Existenz von Naturgesetzen 4 4 Atomismus als Metaphysik oder Metaphysikkritik 4 5 Grenzen der antiken Naturbeobachtung 5 Aussereuropaische Naturtheorien 6 Mittelalter Zwischen Glaubensgewissheit und Anschauung 6 1 Die Vernachlassigung der Korperwelt 6 2 Der Nominalismus als Turoffner zur Welt der Einzeldinge 7 Fruhe Neuzeit Die Mechanik als Universalwissenschaft 7 1 Die Erfindung des Experiments 7 2 Das Maschinenparadigma Die Welt als Uhrwerk 7 3 Vom gottlichen Uhrmacher zur Selbstbewegung der Materie 8 Zeitalter der Aufklarung Systematische Reprasentation des Wissens und Geschichtlichkeit seiner Objekte 8 1 Das Primat des Experiments und der Beobachtung 8 2 Taxonomien und Klassifikationen 8 3 Von der unbelebten zur belebten Natur 8 4 Die Historizitat der Natur 8 5 Kants Entwurf einer metaphysikfreien Himmelsmechanik 9 Reaktionen auf die Ausdifferenzierung der Wissenschaften 9 1 Die ungeklarte Natur der Kraft die Kategorie des Werdens und der romantische Vitalismus 9 2 Humboldtian Science 10 Naturtheorien im Zeitalter der industriellen Verwertung der Natur 10 1 Okonomische Theorien 10 2 Die Autonomie der Laborwissenschaften und die Idee des Ganzen der Natur 10 3 Die antifundamentalistische Wende Der Beginn des Konventionalismus 10 4 Der Evolutionsgedanke 10 5 Entmaterialisierung der Natur und das Ende des Determinismus 11 Die Rationalitatskrise der Physik 12 Die Suche nach einer Universaltheorie 13 Naturerkenntnis und Artefaktproduktion 14 Virtualisierung und Informatisierung der Realitat Ruckkehr der Metaphysik und neuer Anthropozentrismus 15 Naturtheorien in Sozialwissenschaften und Okologie 15 1 Sozialmetaphern in den Naturwissenschaften und Naturmetaphern in der Gesellschaftswissenschaft 15 2 Postmoderne Naturalisierung der Technik Denaturalisierung und Spiritualisierung der Natur 15 3 Kritische Theorie und Okologiebewegung 16 Siehe auch 17 Literatur 18 EinzelnachweiseZum Status von historischen und aktuellen Naturtheorien BearbeitenNaturtheorien sind als Versuche der Naturerklarung historische Phanomene Sie haben sich unter dem Einfluss innerer und ausserer Faktoren herausgebildet Zu den letzteren gehoren die jeweiligen historischen Erkenntnisvoraussetzungen also ihre kulturellen sozialen und wirtschaftlichen Randbedingungen Zu den wichtigsten inneren Faktoren gehorte die fortschreitende Ausdifferenzierung der Naturwissenschaften das seit der Neuzeit zu dem Versuch fuhrte das immer starker fragmentierte Wissen der sich rasch entwickelnden Einzelwissenschaften erneut zu integrieren Oft hatten Naturtheorien daher hypothetischen Charakter weil sie nicht auf den unmittelbar beobachtbaren Prinzipien basierten und von philosophischen Grundannahmen durchdrungen waren oder sie arbeiteten mit sich spater als unhaltbar erweisenden Analogien die in der jeweiligen Epoche zur Hand waren Dennoch ergaben sich selbst aus unbrauchbaren Analogien und Modellen produktive Anregungen fur die positive Forschung so z B durch die Verallgemeinerung des Darwinschen Evolutionsgedankens im 19 Jahrhundert der Einzug in viele Fachrichtungen hielt 12 In anderen Fallen hemmten sie die einzelwissenschaftliche Forschung so in Bezug auf Phanomene wie Warme Licht oder sogar das menschliche Denken weil man lange Zeit davon ausging es musse eine Substanz dahinterstecken zumindest eine feinere Form der Materie wie der hypothetische Ather Noch bei Descartes begegnen wir der res cogitans der denkenden Sache die allerdings keine Ausdehnung oder Gestalt habe und streng von der Materie der res extensa getrennt sei 13 Andere Theorien uber die Natur blieben trotz ihres prinzipiell wegweisenden Ansatzes jahrhundertelang folgenlos wie die antike Lehre des Atomismus deren Uberprufung beim damaligen Stand der Technik nicht moglich war So konnte die Atomtheorie erst mehr als 2000 Jahre nach ihrer ersten Formulierung um 1910 so unwiderlegbar bestatigt werden dass sich ihr alle ernsthaften Naturwissenschaftler anschlossen Wie andere vorneuzeitliche Naturtheorien erfullte sie jedoch bereits im Altertum die Minimalanforderungen an eine wissenschaftliche Theorie bzw Hypothese und kehrte in verschiedenen Abwandlungen und in verfeinerter Form immer wieder Altere Naturtheorien waren kaum je so strukturiert dass sie dem modernen Theorieideal z B Quines auch nur annahernd nahekamen Jeder Theoriewandel implizierte auch einen oft tiefgreifenden Bedeutungswandel der wissenschaftlichen Begriffe und ihrer Beziehungen zueinander Ahnliches wie fur den Atombegriff gilt also auch fur Begriffe wie Materie Kraft oder Energie an denen die Wissenschaftsgemeinde festhielt obwohl sie im Lauf der Zeit sehr unterschiedlich interpretiert wurden und dabei nicht nur ihre Anschaulichkeit verloren sondern auch mit verschiedensten Beobachtungs und Messverfahren operationalisiert wurden man denke nur an den Wandel der Definition des Meters Einen solchen Bedeutungswandel lasst Quines Theoriebegriff jedoch durchaus zu wenn er unter Theorie im weiteren Sinne jedes uberlieferte holistische System von Aussagen versteht das von der Mehrheit der wissenschaftlichen Community geteilt wird 14 Auch im Mittelalter so zum Beispiel bei Thomas von Aquin wurde zwischen Naturwissenschaft und Naturphilosophie nicht unterschieden Das Denken im Reich der Ideen erlaubte spekulative Hohenfluge wahrend sich die materielle Realitat beim damaligen Stand der Technik als unzuganglich oder widerstandig gegenuber Interpretationsversuchen erwies So entwickelten sich die Werkzeuge des Denkens vor allem die deduktive Logik schneller als die Erkenntnisse uber die Natur Erst Roger Bacon erhob unter dem Einfluss der induktiven Methode des persisch arabischen Mathematikers Optikers und Meteorologen Alhazen die Forderung die Schlussfolgerungen der Naturphilosophie unabhangig von Aussagen der Autoritaten experimentell zu uberprufen 15 Das bezog sich vor allem auf die vielen niemals uberpruften Aussagen im umfangreichen Werk des Aristoteles auch wenn Bacon diesem in dogmatischer Hinsicht verpflichtet blieb Von der sich in der Folge in viele Denkrichtungen zersplitternden Naturphilosophie 16 unterscheiden sich neuere Naturtheorien vor allem durch ihr Bestreben das Verstandnis allgemeiner Prinzipien der Natur erfahrungswissenschaftlich und nicht metaphysisch zu fundieren Die Naturphilosophie bzw heute die Philosophie der Naturwissenschaften arbeitet demgegenuber vor allem an der Scharfung der den Naturwissenschaften vorausgesetzten Begriffe Sie reflektiert die Tauglichkeit dieser Begriffe im Hinblick auf die Erkenntnisgewinnung und diskutiert die Schranken menschlicher Erkenntnis und Erklarungsmoglichkeiten Ausserdem bezieht sie asthetische und ethische Aspekte in ihre Betrachtungen ein Die technische Formbarkeit und Substituierbarkeit von Naturprozessen durch Technoscience sind wiederum Themen der Technikphilosophie und teilweise auch der Wissenschaftssoziologie Die in der spontanen Anschauung der Welt verankerte aber auch von der modernen Wissenschaftstheorie z B vom logischen Positivismus geforderte Trennung von Beobachter und ausserer Natur eine distanzierte Haltung also bei der der Wissenschaftler den untersuchten Naturobjekten ausserlich bleibt und dadurch eine zeitentruckte Objektivitat erreichen soll wurde im Laufe der Zeit immer wieder und zuletzt vor allem durch die Quantentheorie in Frage gestellt So wird immer deutlicher dass die Naturwissenschaften nicht nur die aussere Natur sondern auch die Hervorbringungen menschlichen Geistes und menschlicher Erfindungskraft zum Gegenstand haben 17 Die Versuche eine Trennungslinie zwischen Naturtheorie und philosophie dort zu ziehen wo der Bereich der empirischen Evidenz endet und der Bereich der philosophischen Spekulation beginnt blieben insofern problematisch als Evidenz im Sinne des blossen Augenscheins eine Frage der Gewohnheit kulturellen Einubung von Sicht und Denkweisen und der dabei genutzten Beobachtungsinstrumente ist Daher trat im Laufe der Zeit das Kriterium der Evidenz als Merkmal nicht spekulativer Theorie in den Hintergrund und wurde durch das der Prognosefahigkeit der Theorie ersetzt Seit Newton wurde es ublich aus einer mathematisierten Theorie mit rein deduktiven Verfahren Schlussfolgerungen abzuleiten die erst dann empirisch zu uberprufen waren Ob diese Arbeitsweise der Physiker z B auch fur die Biologie sinnvoll ist bleibt Gegenstand von Kontroversen Ahnlich versagt auch das Abgrenzungskriterium der kritischen Uberprufbarkeit von theoretischen Aussagen da manche von Naturwissenschaftler aufgestellten Theorien zunachst gar nicht empirisch uberprufbar waren Mit der Entwicklung des klassischen Astronomie und Physik wurde der Anthrozentrismus zunehmend aus den Theorien uber die Natur verdrangt So stellte Ernst Cassirer fest All progress in exact strictly scientific physics is directed toward eradicating the anthropomorphic ingredients of the physical world view Beispielsweise wurde die auf den Menschen bezogene Vorstellung von oben und unten angesichts des Newtonschen Begriffs des Raums sinnlos 18 Einher ging dies allerdings mit der schon bei Francis Bacon radikalen Forderung nach praktischer technischer Beherrschung der Natur durch den Menschen Dieser Dualismus kam im Cartesianismus am deutlichsten zum Ausdruck Doch deutet sich seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts eine holistische Gegenbewegung an die den Menschen als Sinn geber der Natur ansieht und zugleich die Grenzen der rationalen Verstehbarkeit und Beherrschbarkeit der Natur akzeptiert was mitunter der Esoterik Vorschub leistet 19 Springer Siehe auch Zeitgenossische philosophische Standpunkte zum Begriff des NaturgesetzesBegriffsgeschichte BearbeitenDas Programm einer Theorie der Natur im eingangs skizzierten Sinn wird zuerst von Aristoteles formuliert der den Anspruch erhebt Grund Satze oder Ursachen oder Grundbausteine also Prinzipien einer Wissenschaft der Natur aus dem Vermengten dem uns oberflachlich bekannten Ganzen herauszuarbeiten und einen Weg von den Ganzheiten zu den Einzelheiten d h im analytischen Sinne zu beschreiten 20 In lateinischer Form als Theoria Naturae verwendet wurde der Begriff seit der fruhen Aufklarung fur eine vernunftbasierte nicht auf Spekulationen und Meinungen gegrundete Naturerkenntnis so z B 1721 von dem Arzt Michael Alberti aus Halle in seinem Handbuch der Medizin 21 das allerdings noch den religiosen Gedanken des Pietismus verhaftet war Rugjer Josip Boskovic dessen Atomistik auf der Mechanik Newtons und dessen Tragheitsbegriff aufbaute verwendete 1758 den Begriff Theoria in seiner Abhandlung Theoria philosophiae naturalis redacta ad unicam legem virium in natura existentium Theorie der Naturphilosophie reduziert auf ein einheitliches Gesetz der in der Natur existierenden Krafte zur Abgrenzung seiner naturwissenschaftlichen Bestrebungen von der Naturphilosophie seiner Zeit Ausser im Lateinischen wurde der Begriff zuerst in der angelsachsischen Literatur benutzt oft auch im Plural Theories of Nature 22 Im Italienischen wird teoria della natura hingegen oft als Oberbegriff verwendet der auch Naturphilosophie und Naturgeschichte einschliesst Auch im Deutschen wurde lange Zeit nicht zwischen Naturphilosophie und Naturtheorie unterschieden zuerst taten das die Physiker des 19 Jahrhunderts Klaus Mainzer verwendet den Begriff der Naturtheorie fur die Versuche in der Nachfolge Newtons eine einheitliche Theorie der Natur auf Grundlage mathematischer Verfahren zu begrunden Solche Theorien knupfen an den alten Gedanken des Pythagoras an wonach es eine einheitliche Symmetriestruktur in Mathematik und Natur gebe die heute mit Hilfe des Instrumentariums der mathematischen Gruppentheorie sowohl von der Totalitat als auch von der elementaren Ebene ausgehend erfasst werden konne Zwischen ganzheitlicher Erfassung der Natur und ihrer atomistischen Auffassung bestehe kein Widerspruch sondern eine Komplementaritat wie es bereits Niels Bohr formuliert habe 23 Wolfgang Lefevre und Falk Wunderlich vom Max Planck Institut fur Wissenschaftsgeschichte verwenden den Begriff Naturtheorie in Bezug auf die Schriften Kants uber die Natur im Sinne einer metaphysikfreien aber nicht nur auf Erkenntnistheorie reduzierten Theorie der Natur Im 20 Jahrhundert wurde der Begriff einer einheitlichen Naturtheorie oder Ur Theorie auch im Zusammenhang mit den Versuchen zur Vereinheitlichung der begrifflichen Grundlagen der Quantentheorie und der Allgemeinen Relativitatstheorie verwendet 24 Auch fur Goethes Versuche einer Synthese von rationaler Naturerklarung anschaulicher Erfassung von biologischen Entwicklungsmodellen und asthetischer Theorie 25 und fur Schellings spekulative Idee der Natur als reiner Produktivitat 26 wurde der Begriff der Naturtheorie verwendet In neuester Zeit findet sich der Begriff vor allem im Kontext sozialwissenschaftlicher etwa bei Oliver Schlaudt und okologischer Debatten Zu den modernen sich oft als kritisch verstehenden Naturtheorien gehoren auch Ansatze die Bereiche der Natur von menschlicher Kultur und Gesellschaft abzugrenzen bzw die beiderseitigen Verschmelzungsphanomene zu untersuchen Durch die Vergesellschaftung der Natur sowie durch die naturverandernde Kraft der modernen Technik samt deren okologischen Auswirkungen entstehen immer wieder neue Fragestellungen der Naturtheorie Dabei stehen Versuche einer Neubegrundung der Naturtheorie ohne philosophische Implikationen im Vordergrund 27 Somit gibt es heute eine ganze Bandbreite von Theorien die sich auf die Natur bzw ihr Verhaltnis zur Gesellschaft beziehen und dabei uber einzelwissenschaftliche Erkenntnisse hinausstreben wahrend skeptische Stimmen von einem anhaltenden Verfall der Naturtheorie in der Neuzeit und einer so entstandenen Leerstelle sprechen 28 Mythos Teleologie Kausalitat BearbeitenFur die Babylonier des 1 Jahrtausends v Chr gab es keine Schopfung aus dem Nichts sondern ein Urchaos in dem eine oberste Gottheit Ordnung schuf Die konkreten Phanomene der Natur und Gegenstandswelt fuhrten sie auf ein grosses Pantheon von Gottern zuruck die in schlecht sortierten Listen namentlich aufgefuhrt wurden Anders als ihre Vorganger die Sumerer strebten sie also nicht nur nach einer begrifflichen Ordnung der Welt sondern nach einer Erklarung der ihnen zum grossen Teil nicht mehr wirklich verstandlichen Uberlieferung Dabei wurden allerdings an die Sachgemassheit der Erklarung keine allzu hohen Anspruche gestellt 29 Mythische und teleologische Erklarungen dominierten bei der Deutung der Naturphanomene wie des Gangs der Himmelskorper der Art Farbe und Richtung von Blitzen oder des Vogelflugs Die Divination diente der Erkundung der Absichten der Gotter und der Vorhersage Straften die Gotter die Menschen durch Naturereignisse war das auf menschliche Fehler bei der Ausubung von streng geregelten Ritualen zuruckzufuhren Allerdings gelangen den Babyloniern auf Basis irrealer Pramissen doch immer wieder rationale praktische Entscheidungen eine Folge des Wettstreits vieler Gelehrter um die Richtigkeit der Deutungen 30 nbsp Sternentabelle aus Uruk mit Angaben der Distanz zur nachsten Konstellation in Ellen 4 2 Jahrhundert v Chr Vorderasiatisches Museum Berlin Die Agypter ordneten die Naturerklarung vollstandig der Ethik unter Naturkatastrophen waren demnach auf menschliches Versagen oder menschliche Schuld zuruckzufuhren Einen Schritt weiter als die anderen altorientalischen Religionen ging die von den Spuren des Polytheismus und der Magie gereinigte Tora die sich aus evolutionspsychologischer Perspektive als verlassliches regelbasiertes Katastrophenschutzsystem 31 interpretieren lasst welches die aussere Welt auf Basis protowissenschaftlicher Beobachtungen berechenbarer macht Nur strikte Regeleinhaltung nicht Magie schutzt vor unverstandlichen Katastrophen z B vor Seuchen 32 Auch Emile Durkheim sieht die Urkategorien der Wissenschaft im religiosen Denken verankert 33 Das setzt bereits ein gewisses Mass an Distanziertheit und Reflektiertheit des Beobachters gegenuber der Realitat voraus Den Griechen galten ihre Gotter galten als besonders ubellaunig und unberechenbar der Aufschwung der griechischen Philosophie und Wissenschaft verdankt sich moglicherweise auch der Notwendigkeit zuverlassigere Katastrophenvermeidungssysteme 34 zu schaffen Seneca stellte dem mythisch teleologischen Denken das aufgeklarte antike Denken seiner Zeit gegenuber Er sieht den Unterschied zwischen beiden Denkweisen darin dass die Etrusker glaubten die Wolken stiessen zusammen um Blitze zu erzeugen wahrend die Romer glaubten dass Blitze entstehen weil die Wolken zusammenstossen 35 Ernst Cassirer hebt den Mythencharakter der fruhen Naturerklarungen hervor zeigt jedoch wie diese Erzahlungen durch stufenweise Abstraktion in immer abstraktere Modelle transformiert werden So griffen die Vorsokratiker jeweils ein konkretes sichtbares Element wie Wasser Feuer oder Licht aus der Fulle des Seienden heraus um es als Grundlage alles Seienden zu erklaren Der nun folgende Abstraktionsschritt zur materialistischen Atomtheorie also hin zu unendlich kleinen unsichtbaren Elementen als Grundlage aller Erscheinungen sei logisch und fuhre mit einer gewissen Konsequenz schliesslich zur noch abstrakteren Idee des reinen Seins wie bei Platon Bei Kant schliesslich richte sich die Erkenntnis der Welt nicht mehr nach den Gegenstanden die Moglichkeit der Erkenntnis hange vielmehr allein vom Denken ab 36 nbsp Donnervogel auf einem Totempfahl der Nordwestkustenkultur im Royal British Columbia Museum Victoria British Columbia Nicht alle Mythen fungieren als eine Art von Proto Wissenschaft die der Welterklarung und Vorhersage von durch den Menschen unkontrollierbaren Phanomenen dienen Anders als die orientalischen Schopfungsmythen die die Entstehung der Welt einem hochsten Wesen zuschreiben zeugt der bei vielen Naturvolkern verbreitete Totemismus von einem Selbstverstandnis des Menschen als Teil der Natur von der er abhangig ist ohne ihr nur passiv unterworfen zu sein Aby Warburg spricht in seiner Studie uber den Schlangenkult der Pueblo Indianer vom Totemismus als einer Form des Darwinismus durch mythische Wahlverwandtschaft die die Form einer gleichberechtigten rituellen Interaktion zwischen Mensch und Tier annimmt 37 Es handelt sich hier um eine mythologisch psychologische Verwandtschaftsbeziehung mit der Welt und allen Lebewesen die nicht unbedingt als Vorstufe zu einer rationalen Welterklarung betrachtet werden kann sondern eine eigenstandige Form des Denkens bezeichnet Ein Beispiel fur die Vermischung von genauer Beobachtung und solch mythischem Denken ist die von den nordamerikanischen Ureinwohnern verehrte Figur des Donnervogels Sie beruht auf der stets konstanten daher gut beobachtbaren zeitlichen Verbindung zwischen dem alljahrlichen Vogelzug und der Gewittersaison Solch Wildes Denken 38 zeichnet sich dadurch aus dass es mit dem Mittel der Analogie oder aufgrund rein zeitlicher Koinzidenzen eine magische Verwandtschaft zum grossen Ganzen herzustellen sucht Real sind nicht die einzelnen Dinge sondern die unteilbaren Ereignisse wie z B die Jahreszeiten oder die Gewittersaison die gemeinsam mit dem Vogelzug auftritt Dieses Denken kann Claude Levi Strauss zufolge in logischen Gegensatzpaaren geordnet werden die nicht aus unbegrenzter Imagination heraus entstehen sondern wie auch die Systematiken der modernen Welt durch Beobachtung und Hypothesenbildung gewonnen wurden Diese Gegensatzpaare wie z B das Rohe und das Gekochte Exogamie und Inzest wilde und gezahmte Tiere Himmel und Erde Uber und Unterbewertung der Blutsverwandtschaft durch Inzest und Vatermord usw losen die den Mythen inharenten Widerspruch auf dass sich der Mensch einerseits als Teil der Natur und gleichzeitig als kulturelles Wesen erfahrt oder sie erklaren die eine Seite des Widerspruchs als dominant wenn sie z B den Tod als notwendig zur Verhutung der Uberbevolkerung und des Nahrungsmangels betrachten Nicht die Handlung des Mythos sei relevant sondern seine kognitive Ordnung stiftenden Struktur 39 Antike Die Suche nach Ursubstanzen und formen BearbeitenDie griechischen Naturphilosophen waren mit einem in rudimentarer Form uberlieferten Erbe der orientalischen Hochkulturen konfrontiert entwickelten es aber zunachst nicht in Richtung einzelwissenschaftlicher Theoriebildung weiter sondern durch vertiefende Reflexion Begriffsklarung und immer wieder erneute versuchsweise Systematisierung In der vorsokratischen 40 Zeit fallen daher Naturphilosophie und Naturtheorie weitgehend zusammen entwickeln aber eine deutliche Skepsis gegenuber der Erklarungskraft von Mythen die sie oft vergleichend diskutieren und nacheinander aus dem Kreis zu betrachtender Erklarungsmodelle des Naturgeschehens ausscheiden Die Philosophen des ionischen kleinasiatischen Kustensaums waren zwar noch nicht Wissenschaftler im heutigen Sinne doch konnten sie die vielfaltigen Naturphanomene von Ebbe und Flut Nebel Regen Wellenbildung Sturm oder Erdbeben genauer beobachten als dies den Bewohner des Zweistromlandes in ihrer relativ konstanten Umgebung moglich war So fuhrten viele ionische Gelehrte die Sinneswahrnehmung auf physische Gegebenheiten zuruck auch wenn sie die Erkenntnis durch spekulatives Denken hoher bewerteten als die oft trugerische Wahrnehmung 41 Beispielsweise entstanden in der Erdbebenzone von Milet im 6 Jahrhundert v Chr die ersten nicht mythischen Erklarungsversuche fur die Entstehung von Erdbeben durch das Schwanken des Meeresspiegels so durch Thales oder in Lufteruptionen im Erdinnern und im Wind der durch Felsspalten streift durch Anaximander Nirgendwo wurde in der Folgezeit die Trennung zwischen spekulativem Denken und systematischer Naturbeobachtung so radikal vollzogen wie in Europa Ein interessanter Nebeneffekt dieser Entwicklung ist dass durch das antike Naturdenken die Gotter zunehmend vom Verdacht der Bosheit entlastet wurden Gesellschaftliche Grundlagen antiker Naturerkenntnis Bearbeiten Raaflaub fuhrt die Fortschritte der antiken Philosophie und Wissenschaft und insbesondere der antiken Naturerkenntnis auf drei Faktoren zuruck die ungehinderte Konkurrenz zwischen den sich frei entfaltenden poleis inmitten eines Machtvakuums ferner die griechische Kolonisation des Mittelmeer und Schwarzmeergebiets die zu hoher Mobilitat und einem raschen Zuwachs geographischer 42 und naturbezogener Kenntnisse fuhrte vor allem aber auf das Fehlen einer institutionalisierten die jeweilige Herrschaft legitimierenden Religion 43 Eine Priesterkaste die wie in den altorientalischen Staaten von einer einheitlichen Kultusgemeinde ausgebildet war gab es in den nach dem Zusammenbruch des mykenischen Konigtums dezentralisierten politischen Strukturen nicht In den ionischen Stadtstaaten herrschte ein lokaler Synkretismus verschiedener konkurrierender Mythen heilige Schriften oder theologische Dogmen existierten nicht was in der antiken Welt fast einzigartig war 44 Zur Entmystifizierung der alten Kosmologien trugen der weltoffene Charakter der Handelsstadt Milet mit ihren 80 Kolonien ebenso bei wie die Entwicklung von Mess und Vergleichsverfahren die die Fahigkeit zur Abstraktion und Begriffsbildung z B Was ist Schwere und wie wirkt sie unterstutzten denn um erfolgreich Handel treiben zu konnen mussten die ionischen Stadte Masse Gewichte und Munzen umrechnen bzw vereinheitlichen 45 Alfred Sohn Rethel argumentiert dass eine solche kognitive Syntheseleistung an eine bestimmte Vergesellschaftungsform gebunden sei Wichtige abstrakte Kategorien der Naturerkenntnis der Griechen wie Gesetze Logik Atomizitat Kausalitat usw seien auf innergesellschaftliche Akte vor allem auf Tauschhandlungen auf der Basis von Geldwirtschaft zuruckzufuhren 46 Edgar Zilsel hebt insbesondere die Vorbildfunktion juristischer Begriffe fur die Begriffsbildung in der Naturtheorie hervor 47 Tatsachlich fallt die Zeit der Kodifizierung des Rechts der griechischen Polis mit der Formulierung erster Naturgesetze zusammen etwa in das 6 Jahrhundert v Chr Die Idee der Strukturahnlichkeit des Kosmos und der menschlichen Gesellschaft zeigt sich auch in den zur Naturerklarung verwandten soziomorphen Metaphern 48 So benutzt schon Heraklit Begriffe wie Gerechtigkeit Gleichgewicht und Vergeltung sowie Metaphern aus den Bereichen des Handels und des Krieges zur Erklarung des Naturgeschehens 49 helfen sie doch Unbekanntes aus Bekannten abzuleiten Die Suche nach der Ursubstanz und nach den Ursachen des Werdens der Dinge Bearbeiten Ein Begriff der ausseren Natur ergibt sich erst aus der Beobachtung gewisser Regelmassigkeiten die als von den Intentionen der Gotter oder anderer personalisierter Machte unabhangig also nicht als kunstliche Dinge angesehen werden konnen Das scheint zuerst bei den Griechen der Fall gewesen zu sein wo sich die Entwicklung von Naturbegriff und Naturbeobachtung in enger Wechselwirkung vollzog Fur Heraklit war die Physis fysis physis das wahre Wesen der Dinge ihr Entwicklungsgesetz das man hinter ihrer Oberflache aufspuren musse 50 Es war die hervorragende Leistung des Thales zu erkennen dass die Substanz des Wassers bei verschiedenen Aggregatzustanden Wasser Dampf bzw Nebel Eis stets dieselbe bleibt Aus dem Wasser entstanden offenbar viele neue Materieformen Diese Veranderungen schrieb Thales nicht den Gottern zu deren Existenz er nicht negierte sondern dem Urstoff Wasser selbst der seinen eigenen Gesetzen folge Allerdings vermochte Thales das Wasser nicht als Ursache des Lebens zu begreifen fur dessen Erschaffung seien weiterhin die Gotter zustandig Thales vermochte angeblich die Sonnenfinsternis vom 8 Mai 585 v Chr vorauszusagen Ein entscheidender Unterschied zum orientalischen Mythos bestand darin dass in Ionien dessen Stadte in lebhafter handelspolitischer Konkurrenz standen andere Philosophen der Hypothese des Thales konkurrierende diskutierfahige Hypothesen uber den Urstoff entgegensetzten und ansatzweise mit Argumenten untermauerten 51 So wurden seine Gedanken von seinem Schuler Anaximander weiterentwickelt der Religion und Naturerklarung starker trennte indem er den Urgrund der Dinge nicht in einem bekannten Stoff sondern in einem hypothetischen ewigen und unbegrenzten Urstoff suchte dem Apeiron aus dem heraus immer wieder neue Welten geboren wurden Durch die Annahme eines in seiner Qualitat unbestimmten Urstoffs sollte offenbar den in der unmittelbaren Anschauung gegebenen Dualismus von Prinzipien Licht Dunkelheit Kalte Warme uberwinden Das Apeiron erhalt bei Anaximander geradezu gottliche Eigenschaften Aus ihm gehen immer wieder gegensatzliche Welten hervor so dass die Welt insgesamt dadurch in keiner Richtung zeitlich begrenzt erscheint Fur Anaximander entstand das Leben im Wasser die Gestirne jedoch aus einer die Erde umgebenden Feuerkugel durch Abkuhlung und Zusammenschliessung in Kreisen bezogen auf die Planetenbildung eine durchaus modern wirkende Vorstellung nbsp Anaximanders Vorstellung von der ErdscheibeEinen weiteren weniger abstrakten Versuch den Urstoff zu bestimmen unternahmen Anaximenes der dafur die Luft vorschlug und die Ursachen der Stoffumwandlung in der Verdichtung und Verdunnung der Luft sah aus der Wind Wolken Wasser Erde und Stein hervorgehen Heraklit stellte hingegen die dynamischen Naturprozesse und die Bewegung in den Mittelpunkt seines Denkens Alles Seiende ist nach Heraklit nur eine Fulle gegensatzlicher Eigenschaften die sich im Gleichgewicht befinden jedoch durch Feuer beeinflusst werden konnen Das Feuer ist fur ihn Urgrund und Beweger der Welt vermutlich hatte er den Vulkanismus im Auge Auch Xenophanes nahm die Existenz eines besonderen Feuerstoffs an des Phlogistons Aus Fossilienfunden auf einem Berg schloss er dass einst Wasser die gesamte Erde bedeckt habe Neptunismus Parmenides der wichtigste Vertreter der Eleaten sah die Welt als Mischung zweier gegensatzlicher Elementarprinzipien Licht Feuer und Warme gegenuber Nacht Erde und Kalte Aus diesen Vorstellungen entwickelte sich eine Vier Elemente Lehre wie sie angeblich zuerst von Empedokles vertreten wurde um die Ursachen der naturlichen Phanomene zu identifizieren sie war mit den Einzeltatsachen am einfachsten in Einklang zu bringen Stoffumwandlungen konnte man dadurch als Veranderungen der Mischungsverhaltnisse der Urelemente ansehen es anstand eine Art von spekulativer Protochemie Wenn man wie die Babylonier ein Urchaos oder einen Urstoff annahm aber im Unterschied zu ihnen einen gottlichen Demiurgen ausschloss ergab sich das Problem wie daraus eine geordnet regelmassige Struktur des Kosmos entstehen konnte Das war nur durch Einfuhrung von Kraften zu erklaren In Verbindung mit der Vier Elemente Lehre liessen sich die beobachtbaren Zustandsformen der Materie so gut erklaren Der Ubergang zwischen den Zustanden konnte durch eine Art von Kondensationstheorie beschrieben werden die heutigen Theorien des Urknalls entfernt ahnelt Empedokles zufolge gab es kein singulares Urelement mehr Feuer Luft Wasser und Erde waren gleichberechtigte Wurzeln ihre Mischungsverhaltnisse pragten die Materie Aus Thales These der Erhaltung des Urstoffs wurde bei Empedokles die Erhaltung der vier Elemente Damit war ein weiteres Moment spaterer Theorien der Naturerklarung vorbereitet die Reduzierung von Qualitaten auf Quantitaten Fur die Mischungsverhaltnisse sorgten zwei Urkrafte die metaphorisch als Liebe Anziehungskraft und Hass Abstossungkraft bezeichnet wurden wie wirkten bei Mischung und Trennung der Elemente z B bei Entstehung und Auflosung von Nebel Der Zustand der hochsten Durchmischung besteht in der Gestalt einer Kugel danach erfolgt eine Trennung bis die Erde ihre jetzige Form erreicht hat Den Angaben des Aristoteles zufolge vertrat Empedokles eine Art nicht teleologischer Evolutionstheorie in der der Zufall eine grosse Rolle spielte Auch die Lebewesen fasse Empedokles als Gemische aus den vier Elementen auf Die Unterschiede zwischen den Arten bzw Individuen ergaben sich aus grossenteils zufalligen Abweichungen der jeweiligen Mischungsverhaltnisse 52 So liess sich auch eine Theorie der Spontanzeugung mit Empedokles Lehre vereinbaren Er postulierte dass sich aus ursprunglichen grotesken Mischformen spater fortpflanzungsfahige Organismen entwickeln konnten Leukipp und Demokrit konnten spater an Empedokles Lehre anknupfen und radikalisierten sie durch die Einfuhrung zweier Abstrakta das Atom und das Nichts behielten aber das Prinzip des Zufalls bei 53 Parmenides der den Gedanken entwickelte dass das Seiende nicht Nicht Sein und das Nicht Seiende nicht gedacht werden konne leitete daraus die Unmoglichkeit des Werdens und Vergehens ab was in der Folge die Eleaten beschaftigte die versuchten die Existenz eines einheitlichen unteilbaren Seins mit den Erscheinungen von Veranderung und Bewegung zu verbinden 54 Einen Schritt weiter in der Naturbeobachtung ging Anaxagoras der die Sonne als gluhenden Korper und Ursache der Beleuchtung des Mondes erkannte und einen experimentellen Beweis fur die Nichtexistenz des leeren Raums durchzufuhren versuchte Die Entwicklung der menschlichen Klugheit fuhrte er auf den Besitz der Hande zuruck und erklarte sie dadurch kausal nicht final eine Position hinter der man seit Aristoteles wieder zuruckfiel Zwar begriffen die Vorsokratiker den Gegenstand ihres Denkens die Natur als lebendig ja als gottlich doch wirken diese Erklarungen auch aus heutiger Sicht durchaus rational Solche Prototheorien stutzten sich weitgehend auf Anschauung und Einzelbeobachtungen Empedokles wuchs diesbezuglich besonders lohnend im Einzugsbereich des Atnas auf blieben allerdings ohne wesentliche Vertiefung geschweige denn Nutzanwendung nicht zuletzt weil aufgrund ihrer nur mundlichen Tradierung Erfahrungsdaten nicht systematisch gesammelt wurden und daher ein kumulativer Erkenntnisfortschritt nicht stattfand und auch nicht beabsichtigt war Ihr Ziel war eher die Erklarung oder Akzeptanz des Unbegreifbaren ja Bedrohlichen So formulierte es 400 Jahre spater auch der Romer Lukrez Nichts kann je aus dem Nichts entstehn durch gottliche Schopfung Denn nur darum beherrschet die Furcht die Sterblichen alle weil sie am Himmel und hier auf Erden gar vieles geschehen sehen von dem sie den Grund durchaus nicht zu fassen vermogen 55 Einen ganz anderen Weg der Naturerklarung gingen Pythagoras und seine Schuler wie Hippasos von Metapont Sie nahmen keinen materiellen Urstoff an sondern postulierten wohl aufgrund ihrer experimentellen Beschaftigung mit schwingenden Saiten und dem Zusammenhang zwischen Tonhohe und Lange der Saite dass die Grundlagen des Kosmos auf in Zahlenverhaltnissen ausdruckbaren Harmonien beruhten Es bestehe ein Zusammenhang zwischen den Tonintervallen und den Planetenbewegungen Daher sei der Kosmos rational und die menschliche Seele partizipiere an der kosmischen Weltseele Bei Pythagoras blieben zwar religioses Denken und rationale Naturerkenntnis verbunden doch der Grundgedanke der Mathematisierung der Naturzusammenhangen und auch die Bedeutung der idealen Korper etwa in Form der von ihm erkannten Kugelgestalt der Erde hat die Naturwissenschaftler nicht mehr losgelassen Wie stark der Gedanke an die Rationalitat des Kosmos verwurzelt war zeigt die in mehreren Versionen uberlieferte Anekdote wonach Hippasos vermutete Gott sei eine irrationale Zahl da er ein Prinzip jenseits der dem Kosmos immanenten Rationalitat darstelle oder aber Hippasos sei von seinen Genossen im Meer ertrankt worden nachdem er die irrationalen Zahlen entdeckte 56 Schon aus Sicht des 4 Jahrhunderts v Chr entsprachen die Naturbetrachtungen der Vorsokratiker lediglich einer Malerei der Natur als welche sie Platon im Phaidros bezeichnet der allerdings viele Gedanken der Schule des Pythagoras weiterverfolgt 57 Dennoch enthalt die vorsokratische Philosophie genuine Theorieelemente Von Anaximander und Heraklit stammt die Vorstellung eines strengen Determinismus der das Eingreifen der Gotter nicht mehr erfordert Auch die Kosmogonie des Anaximander kommt ohne Gotter aus Und auch die innere Struktur der Welt ist den Vorsokratikern kein Ratsel mehr Wenn die Welt vollstandig von einem Urstoff erfullt ist wenn es also keinen leeren Raum gibt sog Plenismus gibt es auch keine wirkliche Veranderung der Welt kein Werden und Vergehen Damit entfallt sogar die Frage nach dem Ursprung des Kosmos Es werden keine Schopfungsmythen benotigt in denen personifizierte Gotter eine Rolle spielen 58 Die innere Struktur der Welt kann vom Menschen erkannt und formuliert werden Diese Formulierung auch wenn sie oft metaphorisch bleibt soll in sich konsistent sein und ist der Diskussion und Kritik ausgesetzt Insofern erfullen diese Gedankensysteme im Grundsatz die minimalen Anforderungen an wissenschaftliche Hypothesen und stellen metaphysische Annahmen in Frage Damit spaltet sich die Lehre von der Ordnung der Welt und der Gestirne die Kosmologie und von der Entstehung der Welt die Kosmogonie von der Theologie und der Lehre der Entstehung der Gotter der Theogonie ab Die Annahme von Gottern deren Rolle bei der Schopfung des Universums noch im 6 Jahrhundert fur Pherekydes von Syros unverzichtbar erschien ist in einer Welt strenger Notwendigkeit nicht notwendig Allerdings scheitern die Vorsokratiker an ihrer Unfahigkeit den Erklarungsschritt von der materiellen Welt und ihrer Ursubstanz zur menschlichen Fahigkeit des Denkens vollziehen zu konnen Dieser Schritt stellt bis heute wohl eine der grossten Herausforderungen der Naturwissenschaften dar Die Existenz von Naturgesetzen Bearbeiten Die Vorstellung von Gesetzen denen die Natur wie auch die antike Polis unterliegt verbunden mit der Verwendung des Begriffs der Notwendigkeit wird von Demokrit Xenophon Platon und endgultig von Aristoteles formuliert die auch einen impliziten Kausalitatsbegriff entwickeln auch wenn dieser weder in der griechischen noch in der lateinischen Tradition begrifflich stringent formuliert wurde 59 Platon geht im Timaios davon aus dass die geformte Materie die sich dadurch vom Chaos unterscheidet aus vier geometrischen Formen von Polyedern besteht die sich aus nicht weiter teilbaren gleichschenkligen Dreiecken zusammensetzen Alles Werden und Vergehen beruht auf Umschichtungen dieser sozusagen geometrischen Atome die mathematischen Objekte sind der Welt der Ideen ganz nahe und diese gestaltenden Ideen sind die Urheber der Formgebung der Platonischen Korer die ihre Entsprechung in den vier Elementen des Empedokles finden Das Feuer z B besteht aus winzigen Tetraedern welche uberall durchdringen Luftatome bestehen aus Oktaedern Erdatome aus Hexaedern Wurfeln und Wasseratome aus Ikosaedern 60 nbsp Dodekaeder innen der spater mit dem von Aristoteles postulierten Ather gleichgesetzt wurde und Ikosaeder aussen Damit ist Platon der Begrunder einer Art von mathematischem Atomismus Doch wahrend er die empirische Untersuchung der Natur nicht fur besonders nutzlich halt stehen fur Aristoteles ihre einzelnen Veranderungen im Vordergrund Er setzt sich damit von den Vorsokratikern ab die die Natur mechanistisch materiehaft also aus heutiger Perspektive physikalisch reduktionistisch denken Wahrend fur sie die Zustandsformen und Attribute der Materie wie Schwere Dichte oder raumliche Bewegung sich aus Umschichtungen von Urelementen ergaben zeigt Aristoteles dass diese mechanistischen Erklarungen der Veranderung in einen unendlichen Regress fuhren mussen denn sie sagen nichts daruber aus woher diese Urelemente und ihre Bewegungen letztlich stammen Auch die Bewegungen der Korper leitet er nicht aus deren Eigenschaften ab sondern aus deren Lage im Raum und den Merkmalen des anisotropen Raumes der von spharischer Symmetrie ist ein Oben und ein Unten sowie die Erde als unbewegten Mittelpunkt aufweist 61 In seiner Kritik sowohl an der These des Parmenides und seines Schulers Melisssos vom einheitlichen nicht teilbaren unveranderlichen und unbewegten Naturstoff als auch am atomistischen Materialismus versucht Aristoteles den alteren Naturbegriff im Sinne des naturlichen Werdens und Veranderns wiederherzustellen 62 und mit seiner Vier Ursachen Theorie Material Form Veranderungsanstoss und ziel mannigfaltige Phanomene und Verursachungskomplexe von Dingen Veranderungen und Bewegungen sichtbar zu machen Den Urstoff hyle prote lat materia prima interpretiert er neu Er ist nichts Seiendes hat nichts mit dem Entstehen und Werden der Materie zu tun sondern ist Urgrund alles Seienden und damit die Grundlage der Umwandlung der Stoffe die nicht aus dem Nichts entstehen und spurlos vergehen konnen sondern sich wie etwa durch Wasser durch Verdunstung in Luft also Wasserdampf nur umwandeln Auch die Idee der Spontanzeugung der niederen Lebewesen hat in dieser Vorstellungswelt ihren Platz Das Seiende on ist von Anfang an vielfaltig unendlich teilbar wobei man bei der Teilung weder auf Atome noch auf geometrische Korper stosst und bewegt sich Die kosmischen Bewegungen sind ewig gleichmassig und kreisformig die Planetenschleifen erklarte er wie Eudoxos von Knidos durch Einfugung von Hilfsspharen sie werden von einem ersten Beweger angestossen die irdischen Bewegungen hingegen sind unvollkommen und endlich Darunter gibt es naturliche Bewegungen ein Stein kehrt an seinen naturlichen Ort zuruck gewaltsame Bewegungen ein Korper erfahrt eine Kraft von aussen und die Bewegungen der Lebewesen aus eigenem Antrieb Aristoteles verlegt die Zweckursachen die Platon in den Ideen sieht in die Dinge selbst Selbst Pflanzen schreibt er eine Seele und damit inharente teleologische Entwicklungskrafte in Form eines zweckhaften Strebens nach Verwirklichung ihres Wesens zu Diese immanente causa finalis hat nichts mit dem neuzeitlichen Kausalitatsbegriff im Sinne der causa efficiens der ausseren Verursachung gemein 63 Aristoteles Erklarung der Bewegung der Dinge ist letztlich teleologisch 64 obwohl er auch auf Dinge stosst die sich verandern denen aber offensichtlich die Zielbestimmtheit fehlt 65 Wahrend die Physik des Aristoteles von Veranderungen der sichtbaren tangiblen Welt handelt unterliegt das unsichtbare unteilbare und selbstandig ohne Bezug auf Anderes existierende Wesen der Einzeldinge ihre erste Substanz Ousia keinen Grossen oder Qualitatsveranderungen in ihr ist nur die Vernunft verwirklicht 66 Dieses unveranderliche Wesen der Einzeldinge grenzt Aristoteles in seiner Metaphysik von der Materie Hyle als einem vollig unbestimmten Substrat ab diese ist was ubrig bleibt wenn von allen anderen Bestimmungen abstrahiert wird Auf die so verstandene Materie sind also die beobachtbaren Einzeldinge und prozesse nicht zuruckzufuhren Damit trennen sich die Wege der Physik und der Philosophie zum ersten Mal auch wenn Aristoteles in der Physik durchaus der Metaphysik zuzurechnende Fragen der Ontologie in der Metaphysik hingegen auch Fragen der Kosmologie behandelt Bahnbrechend war jedoch sein Blick fur subtile Unterschiede und Differenzen der Dinge und die Entfaltung der entsprechenden Begrifflichkeit selbst wenn dies angesichts der damaligen sozialen und wirtschaftlichen Verhaltnisse nicht zur Entwicklung einer Forschungsmethodik fuhren konnte nbsp Lateinisches Manuskript des Anfangs von Buch I der Physik des Aristoteles mit griechischem Originaltext am RandeAtomismus als Metaphysik oder Metaphysikkritik Bearbeiten Die griechischen Naturphilosophen waren gezwungen die zunachst aus den Mythen ubernommenen durch axiomatische Setzung oder logische Uberlegungen gewonnenen Hypothesen uber die Struktur der Welt starker auf ihre empirische Evidenz hin zu uberprufen So war beispielsweise die Tatsache des senkrechte Falls schwerer Gegenstande ein Kriterium an dem sich die Hypothesen bewahren mussten Das schliesst nicht aus dass der Atomismus spekulativ auf geistige Phanomene ubertragen wurde bei denen seine Erklarungskraft versagte Doch auch falsche oder zu einfache Annahmen konnten realitatsadaquate Folgerungen nach sich ziehen Bei der Diskussion der Frage ob der Atomismus der griechischen Naturphilosophen im Kern bereits eine Metaphysikkritik enthielt muss berucksichtigt werden dass zur damaligen Zeit die Mittel zur experimentellen Uberprufung von Hypothesen vollig unzureichend waren und man sich nur auf punktuelle Beobachtungen und Analogien stutzen konnte etwa beim Nachweis der nichtgottlichen Natur der Sonne Aus den Bewegungen der Gestirne konnten zwar Gesetzmassigkeiten abgeleitet und Hypothesen uber ihre Entstehung abgeleitet werden jedoch war das in der nicht direkt beobachtbaren Welt der kleinsten Objekte nicht moglich Das forderte die Spekulationen daruber was hinter der Oberflache der Dinge verborgen war Insofern blieb der Atomismus als Korpuskulartheorie eine kosmologisch metaphysische Grundannahme die sich jedoch als eher kompatibel mit den wechselnden Naturerscheinungen erwies als die Hypothese des Plenismus uber einen einheitlichen unveranderlichen und raumfullenden Urstoff welche nicht mehr zu einer empirischen Uberprufung herausfordert Demokrit der durch die babylonische Wissenschaft geschult war orientierte sich an einer materialistisch physikalischen Weltauffassung seines Lehrers Leukipp der die Paradoxien der Annahme einer unendlichen Teilbarkeit der Materie aufgezeigt hatte Demokrit vereinigt in seiner Atomtheorie die widerspruchlichen Lehren von Heraklit Theorie des Urfeuers und der standigen Bewegung die alltagliche Erfahrung von Stabilitat und Identitat bildet nur die Oberflache und Parmenides standige Veranderung ist nur Schein Das Seiende ist unabhangig von Raum und Zeit es ist auch nicht aus dem Nicht Seienden entstanden denn dieses kann nicht gedacht werden 67 indem er die standige Veranderung mit der Bewegung kleinster Partikel des Seins im unendlichen teilweise leeren Raum erklart Die Leere ist der Zwischenraum zwischen den Korperchen und diese unterscheiden sich durch ihre geometrische Form Die Leere ist notwendig damit sich die Teilchen bewegen konnen Aus ihren vertikalen mechanischen Bewegungen entstehen Erde Feuer Luft und alle Qualitaten der Materie wie Farbe Susse oder Bitterkeit Auch die Seele so Demokrit bestehe aus besonders feinen runden Atomen nach dem Tode lose sich der Mensch mit seiner Seele in den Weltstoff auf Alles Bestehende und seine verschiedenen Aggregations und Zerstorungsprozesse werden durch Atome konfiguriert Diese Form des Atomismus kann man als einen absoluten bezeichnen Er unterscheidet Bewegungen der Materie nicht von spirituellen Prozessen eine Unterscheidung die der moderne relative Atomismus trifft nbsp Demokrit denkt uber den Sitz der Seele nach Statue von Leon Alexandre Delhomme 1868 heutiger Standort LyonFur Leukipp und Demokrit ist Zufall etwas das nur aufgrund der Unwissenheit der Menschen noch nicht erklart werden kann Die strenge Gultigkeit des Kausalgesetzes fuhrt zum Determinismus Leukipp wird der Satz zugeschrieben Nicht geschieht von selbst sondern alles aus einem Grunde und unter dem Druck der Notwendigkeit Damit ist jede Teleologie ausgeschlossen und auch fur die menschliche Freiheit bleibt kein Raum ein Position die wegen ihrer Radikalitat die meisten griechischen Denker damals nicht teilen wollten Epikur entwickelt den geometrischen Atomismus weiter unter weitgehenden Verzicht auf metaphysischen Annahmen aber auch auf den strengen Determinismus Demokrits Die Atome die unsichtbar sind und sich in Grosse Gestalt und Schwere unterscheiden erzeugen durch Zusammenstoss und zufallige Abweichungen von ihrer bevorzugten senkrechten Fallrichtung unzahlige Kombinationen Die Seele bestehe ebenso aus Atomen wie die Gotter Deren Existenz leugnet Epikur zwar nicht doch kummerten sie sich nicht um die menschliche Welt und konnten sich auch nicht uber mathematische und Naturgesetze hinwegsetzen Plinius der Altere der den Epikureern nahestand und mit der Naturalis historia die alteste uberlieferte Enzyklopadie der Antike verfasste verwies die Antwort auf die Frage ob die Gotter die menschliche Welt und die Natur lenken wie Lukrez weitgehend in den Bereich reiner Nutzlichkeitskalkule Da weder alles Geschehen vorab determiniert noch durch heilige Handlungen vollstandig zu beeinflussen sei habe die Menschheit spezielle Gotter wie Fortuna zur Erklarung der Zufalle des Schicksals geschaffen da es nutzlich sei keine vollstandige Gewissheit uber das kunftige Geschehen zu besitzen 68 Obwohl den Atomisten die Auffassung eines kontinuierlichen Raums der nicht nur aus den Zwischenraumen der Korper besteht wohl zu abstrakt war gaben sie doch als erste dem Gedanken Ausdruck dass etwas real sein kann ohne gleichzeitig Korper zu sein Platon hingegen setzt die Welt der physikalischen Korper mit der Welt geometrischer Formen gleich die nichts als leeren Raum enthalten Damit wird die Geometrie zum Prinzip der Gestaltung von korperlichen Dingen Physikalische Koharenz oder modern gesprochen chemische Affinitat ist das Resultat stereometrischer Formung der undifferenzierten Materie die zur selektiven Gravitation fuhrt Gleiches zieht Gleiches an So besteht die Erde nach Platon aus kubischen Elementen die besonders fest und unbeweglich sind die Feuerelemente haben die Form einer Pyramide usw 69 Der Romer Lukrez stellte in seinem Lehrgedicht De rerum natura in welchem er seinen romischen Landsleuten das Weltverstandnis des Epikur erklarte einen Zusammenhang zwischen den Zufallsschwankungen fortuna der unsichtbaren Atome den Bewegungen der Natur und des Kosmos die dafur ein Bild und Gleichnis seien 70 und dem freien Willen von Lebewesen her also zwischen Materie und Psyche Gegen den Pantheismus und strengen Determinismus der Stoa die den Atomgedanken durch die Zweiteilung zwischen der passiven Materie und dem sie durchdringenden aktiven pneuma ersetzte setzte er die Annahme dass man lediglich Regelmassigkeiten der Natur beobachten konne 71 und bestritt dass Gotter in der Lage seien sich in die Natur einzumischen 72 Auch wenn er aufgrund seiner Idee der fortwahrenden Erschliessung des in der Natur Verborgenen als Vorlaufer des wissenschaftlichen Fortschrittsdenkens angesehen werden kann blieb er in erster Linie ein in die antiken Horizonte eingebundener Dichter und Philosoph 73 Karl Marx kritisierte im 19 Jahrhundert Lukrez angebliches Desinteresse an den positiven Wissenschaften und die Nonchalance und Willkur mit der er die Realgrunde von Naturphanomenen eingefuhrt hatte 74 Das galt ahnlich auch fur Cicero und Seneca der im zweiten Buch seiner naturwissenschaftlichen Untersuchungen die Kritik des Lukrez am Determinismus der Stoiker konkretisierte und sich zugleich gegen den Aberglauben der Etrusker wendete die aus zufalligen Ereignissen die Zukunft hatten vorhersagen wollen Seneca ging davon aus dass man die Gotter zu sehr beschaftige und zum Diener einer unbedeutenden Sache mache wenn man jedes Naturphanomen wie den Vogelflug durch ihren Eingriff erklaren und als gottliches Zeichen ansehen wollte Zufallsereignisse wie z B das Wetter erlaubten keine Vorhersagen doch Cuius rei ordo est etiam praedictio est worin Ordnung besteht da besteht auch die Moglichkeit der Vorhersage 75 Letztlich wurde die atomistische Hypothese fur fast 2000 Jahre durch das Naturbild des Aristoteles verdrangt doch besteht eine gewisse Kontinuitat von den Annahmen der Vorsokratiker uber die Existenz weniger kombinierbarer materieller Elemente bis zum Atombegriff der modernen Teilchenphysik Karl Popper attestiert den Atomtheoretikern trotz ihrer weitgehend spekulativen Ansatze dass sie gedankliche Wegbereiter der empirisch naturwissenschaftlichen Forschung waren 76 Grenzen der antiken Naturbeobachtung Bearbeiten Tatsachlich waren nicht in der wetterabhangigen Landwirtschaft sondern nur in der fur die Griechen praktisch wenig relevanten Astronomie prazise Vorhersagen aufgrund von Langzeitbeobachtungen moglich und das auch nur mittels der bereits von der orientalischen Wissenschaft entwickelten mathematischen Hilfsmittel Die Spharik des Aristoteles zur Erklarung der Planetenbewegungen war nicht mit der euklidischen Geometrie kompatibel sein Weltbild eignete sich aber auch nicht zur Entwicklung einer Geometrie des Raumes 77 An der Pramisse des Aristoteles festhaltend dass alle kosmischen Bewegungen kreisformig sein mussen entwickelte Apollonios von Perge seine spater von Claudius Ptolemaus ubernommene und noch komplexer ausgestaltete Epizykeltheorie die immerhin eine Annaherung der theoretisch erwartbaren an die beobachteten Planetenbahnen ermoglichte So blieb die Theorie der Planetenbewegung bis in die fruhe Neuzeit die am besten ausgebaute naturwissenschaftliche Theorie uberhaupt 78 nbsp Alternative Beschreibung einer elliptischen Planetenbahn durch eine epizyklische BewegungErst Archimedes gelang als erstem Physiker eine auf wenige Axiome gegrundete rein mathematische Herleitung von mechanischen Hebelgesetz und hydrostatischen Gesetzmassigkeiten Statischer Auftrieb Auch die Arbeiten von Archytas von Tarent zur Mechanik und Akustik waren auf sorgfaltige Experimente gegrundet Nur in solchen Fallen kann man von einer erfolgreichen Theoriebildung im neuzeitlichen Sinne sprechen die praktischen Anwendungen blieben aber zunachst auf Spielzeuge wie die mit Pressluft angetriebene Taube des Archytas beschrankt Zwar wurden im Zeitalter des spaten Hellenismus theoretische Erkenntnisse der Fluidmechanik auch fur kriegstechnische und zivile Zwecke genutzt Die sozialen und mentalen Strukturen und Rahmenbedingungen der spatantiken Gesellschaften waren der Nutzanwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse jedoch wenig forderlich Ein gezieltes Forschungsprogramm zur Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen folgte aus den gewonnenen Erkenntnissen nicht Das galt ebenso fur Rezeption und Gebrauch antiker Naturtheorien im Mittelalter Ernst Mach fuhrte die Schwammigkeit der antiken Naturtheorien auf die Geringschatzung der handwerklichen Arbeit durch die intellektuellen Eliten zuruck welche eine empirische Uberprufung von Theorien nicht fur notwendig erachteten 79 Anders argumentiert Peter Janich der die Befolgung kausal zwingender Sachlogiken als Merkmal der erkenntnisforderlichen handwerklichen Tatigkeit ansieht Als Mundwerker seien die antiken und spateren Philosophen stets nur Zuschauer dieser Tatigkeiten gewesen 80 Damit kritisiert Janich die Uberschatzung der historischen Rolle des Experiments fur die Entstehung wissenschaftlicher Theorien durch Bruno Latour und Steve Woolgar 81 sowie durch Ian Hacking der die praktische Manipulierbarkeit von Artefakten im kontrollierten Experiment als Indikator fur Realitat begreift 82 Aussereuropaische Naturtheorien BearbeitenWahrend die arabische Philosophie an der aristotelischen Tradition festhielt und trotz bemerkenswerter Einzelbeobachtungen etwa auf den Gebieten der Medizin Chemie und Astronomie keinen Beitrag zu einer allgemeinen Theorie der Natur leistete entwickelten chinesische Gelehrte auf der Grundlage des Daoismus eine Funf Elemente Lehre Wu Xing die mit Wasser Feuer Holz Metall und Erde zugleich die Grundbegriffe der Kosmologie benannte 83 Im All existierte anfanglich nur die vermischte Urmaterie aus ruhendem und bewegendem Prinzip diese bewegte sich und wirbelte hin und her Die unreinen Stoffe sammelten sich im Mittelpunkt so entstand die Erde das ruhende Prinzip Die reineren Bestandteile der Urmaterie wurden zu Himmel Sonne Mond und Sternen und bewegen sich ewig im Kreis um die Erde das bewegende Prinzip Angesichts der Entwicklung praktisch technischer Fahigkeiten von der Eisenverarbeitung bis zur Bewasserungstechnik in der Zeit der Streitenden Reiche wurde diese Lehre zu einem zyklischen Modell des Werdens und Vergehens der Natur auch im jahreszeitlichen Rhythmus ausgebaut Das Holz nahrt das Feuer das Feuer erzeugt Asche Erde die Erde bringt Metalle hervor diese losen sich im Wasser und nahren die Pflanzen Holz nbsp Die funf Elemente Wu Xing Schwarze Pfeile bezeichnen den generativen Kreislauf der Elemente weisse Pfeile zerstorerische WirkungenDieser Zyklus wird zugleich als Zyklus der Jahreszeiten interpretiert das Element Wasser markiert den Beginn der Dynamik und entspricht dem Winter In Form von Fossilien finden sich die Anzeichen fur ein solches Werden und Vergehen und den Gestaltwandel der Erde Diesem protokausalen Gedankengebaude fehlt jedoch die fur das westliche Denken typische Komponente der linearen Entwicklung Auch die atheistische indische Lehre des Samkhya entstanden vielleicht um 400 v Chr suchte nach einem Urstoff und betonte die Rolle der sinnlichen Wahrnehmung gelangte jedoch nicht wesentlich uber die Konstatierung des unuberwindlichen Dualismus von feinstofflicher Materie Prakriti aus der die Sinne und das individuelle Denken hervorgehen und der transzendental unpersonlichen Seele Purusha hinaus Durch den Einschluss des individuellen Bewusstseins in den Bereich der Materie vermeidet sie aber die Probleme des Cartesianismus fur den die Welt eine Hervorbringung des individuellen Denkens ist 84 Fur den spateren Hinduismus ist die Materie nur eine Form der Urseele Eine Notwendigkeit des Eingriffs in das Weltgeschehen besteht nicht eine praktische Unterwerfung und Erforschung der belebten Natur verbietet sich zumal wegen der Ehrfurcht vor der Gleichwertigkeit aller Seelen und Lebewesen Ahnliches gilt fur den Buddhismus 85 Die klassischen Buchreligionen haben zwar die Intellektualisierung breiterer Schichten gefordert doch eher den Dogmatismus als die Gewinnung empirischer Naturerkenntnisse begunstigt Das Gleiche gilt wohl fur die Rolle sozial homogener und abgekapselter von korperlicher Arbeit befreiter Priesterkasten wie die der Brahmanen Michel Foucault suchte in einem allerdings umstrittenen Denkansatz aufzuzeigen wie die Subjektbildung nur im Abendland parallel zur Selbstunterwerfung unter das Regime der Arbeit und zur Unterwerfung und Erkenntnis der ausseren Natur erfolgte 86 Die Frage inwieweit die Aufhebung des Arbeitszwangs in asketischen Erlosungsreligionen wie dem Hinduismus oder in den monastischen Kulturen des Buddhismus Quanzhen Daoismus aber auch im christlichen Monchtum welches die Arbeit zunachst als Buss und Askesepraxis betrachtet die empirische Naturerkenntnis und praktische Naturunterwerfung behindert hat kann nicht eindeutig entschieden werden So waren die Chinesen brillante Ingenieure beobachteten den Himmerl sehr genau entwickelten jedoch keine Theorie der Himmelsbewegungen Anscheinend machte der buddhistische Pandeismus die Unterstellung von in der Natur wirkenden Kausalgesetzen unnotig da die letzte Ursache stets Gott ist Ebenso ist das Konzept der ewigen Wiederkehr oder Wiedergeburt dem Kausalitatsdenken nicht forderlich So fuhrte der Buddhismus ahnlich wie die Funf Elemente Theorie des Daoismus letztlich zu einem magischen Konzept des Universums und des menschlichen Korpers Mittelalter Zwischen Glaubensgewissheit und Anschauung BearbeitenSchon in der Spatantike ging die Idee einer vorhersehbaren Kausalitat verloren 87 Das Christentum offnete den irdischen Raum gegenuber Einflussen aus dem Jenseits aber auch aus der Unterwelt Die irdische Welt wurde so zur Buhne von Kampfen zwischen guten und bosen Machten Aus der Annahme dass die Sinne der leiblichen Welt angehoren und daher tauschen und dass nur die Wahrheit der Ideen unbezweifelbar ist ergab sich fur Augustinus eine grosse Nahe des Christentums zum Platonismus Die Anschauung konnte keine endgultige Gewissheit uber die Natur liefern sondern wurde durch die Glaubensgewissheit uberragt Jedoch hatten die antiken Autoren 88 immerhin die geringe Wahrscheinlichkeit des Eingreifens des Gottlichen der Exaktheit unserer Erforschung der menschlichen Dinge gegenubergestellt Mit der Ubernahme des Aristotelismus in die christliche Dogmatik seit dem 12 Jahrhundert kam es auch zur Ablehnung des Experiments das schon von Platon und Aristoteles als Manipulation der Natur als kunstliche Abtrennung die das innere Wesen der Natur verberge verworfen worden war Damit endete der Einfluss arabischer Gelehrter wie Dschabir ibn Hayyan oder des persischen Arztes und Empirikers Rhazes von deren Schriften lateinische Ubersetzungen teils bereits im 10 bzw spatestens im 12 Jahrhundert angefertigt wurden Die Vernachlassigung der Korperwelt Bearbeiten Eine weitere Voraussetzung des mittelalterlichen Denkens die Annahme der inneren Zweckhaftigkeit der Natur und damit ihr Anthropomorphismus wurde ebenfalls von Aristoteles ubernommen 89 Vom Glauben an die geistigen Wesenseigenschaften der Materie war auch die Alchemie gepragt die sich im 12 Jahrhundert unter dem Einfluss arabischer Autoren und durch Vermittlung Spaniens in Europa ausbreitete Kaum rezipiert wurden allerdings die auch fur die islamische Orthodoxie ketzerischen Gedanken zur Ewigkeit der Materie und zur Unmoglichkeit einer Creatio ex nihilo des Averroes Das anderte sich auch nicht grundsatzlich durch die bereits im 7 Jahrhundert erfolgte Wiederentdeckung der Korpuskular Atom Theorie der Antike durch Isidor von Sevilla Zwar kam es im fruhen 12 Jahrhundert mit zunehmendem Verstandnis der Autonomie der Natur zur Wiederbelebung des Atomismus durch Odo von Cambrai und Adelard von Bath Die Korperwelt erhalt bei ihnen einen Eigenwert der gottliche Schopfungsakt hat ihr nur eine gewisse Ordnung und bestimmte Qualitaten verliehen Doch fuhrte dies noch nicht zu ihrer empirischen Erforschung Im Gegenteil wurde die stoffliche Materie durch die neuplatonische Lichtmetaphysik abgewertet die zunachst durch Augustinus und spater durch Dionysius Areopagita Pseudo Dionysius mit dem christlichen Glauben verbunden wurde Der Einfluss des Neuplatonismus war bis weit in das 12 Jahrhundert hinein starker als der Einfluss des Aristoteles der jedoch in Europa weitgehend erst im 12 Jahrhundert durch die Kommentare des Averroes bekannt wurde Der neuplatonischen Lichtmetaphysik zufolge sind alle sichtbaren Dinge materielle Lichter die im Glanze des herabstromenden gottlichen Lichts erstrahlen Sie sind umso edler je glanzender und transparenter sie sind Im 12 Jahrhundert feierte das Fensterglas seinen Durchbruch in Europa Auf der aus der judischen Lehre und moglicherweise der pythagoraischen Philosophie ubernommenen neuplatonischen Theorie vom Licht als erster korperlicher Form und erster Form der Bewegung basierte die Lehre Robert Grossetestes der selbst bereits experimentierte von der Schopfung als einer Selbstausbreitung des Lichts Das Licht sei ein wertvolleres edleres und hervorragenderes Wesen als alle korperlichen Dinge es sei die erste korperliche Form species und forme somit alle Dinge eine Art fruher Urknalltheorie 90 Derartige Theorien mussen der Theologie zugerechnet werden vor allem Augustinermonche verbreiteten sie weiter Doch erweckten sie ebenso wie die Theorien des Alhazen die durch Gerhard von Cremonas Ubersetzung vermittelt wurden ein verstarktes Interesse an der geometrischen Optik und regten das intensive Experimentieren auf diesem Feld an so auch bei Roger Bacon 91 Nicolaus von Autrecourt begriff das Licht als einen Teilchenstrom der sich mit endlicher Geschwindigkeit im Vakuum ausbreite 92 Die optischen Experimente und geometrischen Losungen optischer Probleme durch den im fruhen 11 Jahrhundert am Hof von Kairo lebenden Alhazen beeinflussten Blasius von Parma uber ihn das Perspektiv und Bilderdenken des europaischen Mittelalters bis hin zu Leonardo da Vinci Auch fur Petrus Peregrinus de Maricourt ist das Experiment er experimentierte systematisch mit Kompassnadeln wichtig zur Sicherung von Erkenntnissen die die Naturphilosophie allein nicht liefern kann nbsp Roger Bacons Diagramm der Lichtbrechung in einem WasserbehalterMit einer Lichtmetaphysik war eine Atomlehre nicht vereinbar Nach den kirchlichen Angriffen auf die Atomistik lebte diese zwar im 14 Jahrhundert im Zuge der Hinwendung zu den Einzeldingen auf vor allem durch Nicolaus von Autrecourt der direkt an Demokrit anschloss und Aristoteles Auffassung von der unendlichen Teilbarkeit des Raumes als Kontinuum zuruckwies Er drang jedoch nicht zu einer Theoriebildung vor mit der komplexere physikalische Erscheinungen aus der Verbindung von Atomen auch nur ansatzweise erklart werden konnten So blieben die mittelalterlichen Atomisten meist in logisch mathematischen Existenznachweisen stecken Ausserdem konkurrierte der Atomismus mit dem Chemismus des Paracelsus der alle organischen Lebensvorgange auf chemische Prozesse zuruckfuhrte und die experimentelle Erfassung grundlegender Naturprozesse mit kabbalistischen Praktiken und Damonenglauben verband ein Konflikt der in verschiedenen Formen bis ins 19 Jahrhundert fortdauerte Wegen der Erklarungsschwache der mechanistisch atomistischen Theorien hielt sich der Paracelsismus bis weit ins 17 Jahrhundert hinein Einige seiner Fragestellungen wie die nach kunstlichen neuen Elementen tauchten sogar in neuester Zeit wieder auf nbsp Averroes und Aristoteles im Dialog Buchillustration von Girolamo da Cremona Universitat Padua 1483 Zwar forderte die christliche Theologie die Uberzeugung von der Existenz von Naturgesetzen denn die Regeln der Natur stammen ihrer Uberzeugung nach direkt von Gott Doch blieben von der hochmittelalterlichen Scholastik bis zur Zeit des Kopernikus die Naturwissenschaften weitgehend der Metaphysik in der Tradition des Aristoteles bzw dem Fiktionalismus verhaftet wie Pierre Duhem und Edward Grant fur die Astronomie zeigten Die Freude an den damit verbundenen Streitfragen begrundete zwar ein gewisses Interesse an der physischen Welt und trug zur Entfaltung der logischen Argumentationsfahigkeit bei Doch insbesondere Thomas von Aquin widersetzte sich der von den arabischen Gelehrten postulierten Trennung von Glaube und rationalem Wissen und verstand jegliche Form der Bewegung weiterhin als Element der Metaphysik Diese Lehrmeinungen wie auch die des Aristoteles wurden zuerst von Giordano Bruno durch seine an die Epikuraer anknupfenden Thesen von der Unendlichkeit und Unzerstorbarkeit des Universums teilweise infrage gestellt 93 Seine Idee der Idee der Einheit der Substanz des Todes als Moment des unendlichen Formenwandels der produktiven Natur mildert die in der Zeit nach Kopernikus verbreitete apokalyptische Angst vor der Vernichtung der Erde Jede Katastrophe bedeutet fur Bruno zugleich die Geburt eines Neuen 94 Bekampft wurde er wegen der Vehemenz seiner Polemik und der theologische Implikationen seiner Theorien z B der Leugnung des Jungsten Gerichts welches in einem unendlichen Universum nicht stattfinden konne Die Vernachlassigung der materiellen Welt und der Natur blieb nicht ohne Widerspruch An die romische Antike knupfte Johannes von Salisbury in seiner Gesellschafts und Staatstheorie Polycraticus 1156 59 Metalogicon 1159 an in der er Ciceros Gedanken fortfuhrte wonach Menschen sich aus ihren tierischen Ursprungen aufgrund ihrer eigenen Fahigkeiten vor allem durch Sprache und Vernunft zu zivilisierten Wesen entwickelt haben Daher seien die Qualitaten des Menschen und die Grenzen seiner Erkenntnis nicht von Geburt an beschrankt seine naturlichen Anlagen konnten durch Erziehung weiterentwickelt werden Dabei sei der Mensch nicht allein auf die Gnade Gottes angewiesen er musse die materielle Welt nicht meiden sondern konne bei ihrer Erforschung auf seine Natur und seinen Verstand vertrauen 95 Der Nominalismus als Turoffner zur Welt der Einzeldinge Bearbeiten Die Philosophie des christlichen Spatmittelalters die Scholastik war jedoch hauptsachlich gepragt von der Diskussion des Universalienproblems dessen gesellschaftlicher Hintergrund der muhsam bewahrte Monotheismus und die aufrecht zu erhaltende Einheit der Kirche waren Die Dreieinigkeit stand fur eine gottgegebene Einheit der Natur die real aber der sinnlichen Erfahrung nicht zuganglich war Fur die Anhanger einer erstarkenden Gegenposition zu diesem Realismus die Nominalismus genannt wurde waren dagegen die einzelnen sinnlich wahrnehmbaren Gegenstande wirklich wie es Roscelin in provokativer Weise formulierte Diese Nominalisten losten sich von vereinheitlichenden Vorstellungen wurden zunachst verfolgt setzten sich jedoch gegen 1400 durch Wilhelm von Ockham vertrat den differenziertesten Nominalismus Wenn nur das Individuum und das einzelne Ding wirklich sind und letzteres Ausdruck gottlicher Ideen ist dann sind Verallgemeinerungen rein sprachlicher Natur Zwar verhindert einerseits der Gedanke das einzelne Ding verkorpere eine gottliche Idee dessen Identifizierung mit einem realen physikalischen Objekt verallgemeinernden nicht aber existenzbegrundenden Charakter haben Das Allgemeine ist nicht etwas Vorgegebenes aber Unzugangliches wie Platons Ideen sondern lasst sich erforschen und in einer idealen Sprache formulieren wozu spater Leibniz seine mathematisch logische Universalsprache entwickelte Genuine Naturtheorien entstanden aus den Diskursen dieser Zeit jedoch nicht man versuchte lediglich die Gedanken von Aristoteles naher an die Realitat anzupassen und mit intuitiven Einsichten zu verbinden Ein solcher Versuch war die Impetustheorie des Johannes Buridan die Lehre von einer Kraft die auf einen zu bewegenden Korper ubergeht um dessen Bewegung hervorzubringen Die Installation der ersten Raderuhren Mailand 1306 machte zudem die Zeit messbar zerstuckelte sie in kunstliche Einheiten und befreite die Einteilung des Tages vom Lebensrhythmus der Monche Pierre Duhem sah in den Diskursen dieser Zeit eine Antizipation der Mechanik Galileis Die Erforschung der Natur erfolge nunmehr durch die Enthullung ihrer nur empirisch zuganglichen Gesetze sie konne sich damit aus den Meta Fesseln der Metaphysik befreien Die moderne Naturforschung sei im Paris des 14 Jahrhunderts entstanden Dieser Modernitatsthese der spatmittelalterlichen Physik wird heute widersprochen Trotz innovativer Ansatze bleibe der Abstand zur Mechanik Galileis sehr gross 96 nbsp Titelseite des Novum Organum von Francis BaconImmerhin setzte kurz darauf die methodologische Reflexion der Erforschung der Natur durch den Neuplatoniker Nicolaus Cusanus ein Dieser gelangte im Laufe seiner Arbeit zu einer zunehmend optimistischen Einschatzung der menschlichen Erkenntnismoglichkeiten 97 Seine Ideen wurden fast 200 Jahre spater durch Francis Bacons verfeinert dessen wichtige erkenntnistheoretische Abhandlung das Novum Organum 1620 erschien Demgegenuber bleibt Giambattista Vico in seinem 1725 erschienenen Werk Nuova science skeptisch gegenuber der Moglichkeit der Erkenntnis der Natur Der Mensch konne nur erkennen was er selbst geschaffen habe dies sei die historische Welt nicht aber die Natur Damit wird erstmals eine klar Unterscheidung zwischen Natur und Kulturwissenschaften getroffen 98 Fruhe Neuzeit Die Mechanik als Universalwissenschaft BearbeitenSeit der fruhen Neuzeit wurden erstmals private Interessen bedeutend fur die Entwicklung der Naturerkenntnis Dazu trugen alchemistische Laboratorien ebenso bei wie wissenschaftliche Instrumentenbauer die optisch feinmechanische Gerate fur die Universitaten konstruierten und planetarische Observatorien die von furstlichen Mazenen gefordert wurden Grundsatzlich stellte zuerst Francis Bacon das antike und christliche Naturverstandnis in Frage Die Technik in Form von Messinstrumenten ist fur ihn eine unabdingbare Voraussetzung wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion Somit ist er nicht nur Empirist sondern auch Operationalist und Utilitarist indem er Natur nicht nur als das sinnlich Gegebene auffasst sie ist fur ihn auch der Bereich des Machbaren und vom Menschen Gemachten Es bleibt jedoch nicht bei Messinstrumenten Die technischen Experimente mit denen die Forscher in die Natur eindringen tragen mit der Zeit einen immer aggressiveren Charakter Mit Bacon ist ein Wendepunkt in der Geschichte der Naturaneignung markiert Naturgesetze sind fur ihn immer auch Regeln der Herstellung nutzlicher Dinge ja der Domestizierung der Natur Was bei der Betrachtung eines naturlichen Sachverhalts als Kausalursache verstanden wird kann bei der Ausfuhrung als Regel genutzt werden 99 Damit ist fur Bacon der Unterschied zwischen Natur und Technik anders als fur Aristoteles fur den die Natur eigene Bewegungsgesetze im Gegensatz zu der von Menschen gemachten techne hat kein prinzipieller nbsp Tycho Brahes Mauerquadrant in seinem Observatorium Uraniborg um 1598 Vor allem war es aber die Astronomie die die Annahme dass die Erde und der Mensch im Mittelpunkt des Universums stunden nachhaltig erschutterte Die Kosmologie des Mittelalters hatte dem Kommentar zu Platons Timaios durch Calcidius sowie der Kosmologie des Macrobius beide um 400 das Neun Spharen Modell des Aufbaus des Universums entnommen und hielt zah daran fest auch wenn darauf basierende Berechnungen sich als schwierig erwiesen Noch Nikolaus Kopernikus musste sein zunachst wenig rezipiertes erst im Zuge der Gegenreformation weltanschaulich hart umkampftes Konzept eines heliozentrischen Weltbildes mit primitiven Beobachtungsinstrumenten entwickeln Wichtige Anregungen lieferten ihm vor allem die alten Beobachtungen und Theorien des Hipparch Die Arbeiten des Aussenseiter gebliebenen Aristarchos von Samos eines fruhen Vertreters des heliozentrischen Weltbildes waren Kopernikus wohl nicht bekannt Tycho Brahe war ein hervorragender beobachtender Astronom er konnte wenige Jahrzehnte nach Kopernikus dank koniglicher Unterstutzung bereits auf eine ausgefeilte Beobachtungstechnik zuruckgreifen So gelang es ihm die Bahn des Kometen von 1577 zu bestimmen und ihn damit als kosmisches Objekt zu identifizieren In heutigen Begriffen konnte man sein Observatorium Uraniborg am Oresund als Grossforschungseinrichtung bezeichnen doch war er ein eher mittelmassiger Mathematiker und sein Weltmodell versuchte noch zwischen dem Geo und Heliozentrismus zu vermitteln Der stark kurzsichtige Johannes Kepler hingegen war ein schlechter Beobachter und pythagoreischer Mystiker aber hervorragender Mathematiker der die Planetenbahnen berechnete das heliozentrische Weltbild entscheidend weiterentwickelte und daraus die Moglichkeit einer naturlichen Tragheit der Materie ableitete die den Bewegungskraften entgegensteht Diese Beispiele zeigen wie der Ruckgriff auf antike Autoren neue Beobachtungstechniken aber auch philosophische Spekulationen und mathematische Methoden in komplexem Zusammenwirken mit politisch religiosen Konflikten die Naturerkenntnis nicht ohne Ruckschritte und Umwege voran brachten Die Erfindung des Experiments Bearbeiten Hatte man in der Renaissance nur geahnt dass das Universum nicht von einer Fixsternsphare fest umschlossen war und Erde und Mensch nicht im Mittelpunkt des Universums standen setzten sich um 1600 infolge der schwunghaften Entwicklung der Optik und Prazisionsmechanik sowie der Weiterentwicklung der Mathematik messtechnisch verfeinerte Methoden der Naturbeobachtung und experimentelle Methoden der Naturerforschung durch Mit deren Hilfe gelang es den letzten Deckel der neun Himmelsspharen endgultig zu durchstossen Massive Widerstande gegen ein auf Naturbeobachtung basierendes Wissenschaftsprogramm gingen von kirchlichen Kreisen aus Dies betraf vor allem Galileo Galileis 1610 im Sidereus Nuncius publizierte astronomische Beobachtungen mit Hilfe des Fernrohrs mit dem er mindestens zehn Mal mehr Sterne erkannte als zuvor bekannt waren Sein Buch rief den Unmut der Theologen hervor und blieb bis 1835 auf dem Index librorum prohibitorum Galileis Beobachtungen der Monde des Jupiter und die prazise Bestimmung ihrer Umlaufzeiten waren auch in theoretischer Hinsicht relevant Ole Romer konnte 1676 mit Hilfe dieser Uhr die Differenzen zwischen dem teils fruheren teils spateren Schattenaustritt des Jupitermondes Io auf die Bewegung der Erde um die Sonne im Laufe der Jahreszeiten zuruckfuhren damit die erst 1727 allgemein akzeptierte Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit beweisen und deren Verhaltnis zur Geschwindigkeit der Bewegung der Erde um die Sonne grossenordnungsmassig richtig bestimmen Widerstande speziell gegen das Experiment kamen jedoch auch aus der Wissenschaft selbst und in der Tradition des Verdikts von Aristoteles aus der Philosophie Exemplarisch dafur war die Kontroverse zwischen Thomas Hobbes und Robert Boyle uber dessen Experimente mit der Luftpumpe Selbst die Existenz des Vakuums blieb lange eine Streitfrage zwischen Korpuskular und Atomtheorien 100 Boyle der zwischen beiden Positionen schwankte war an der Beschreibung von Wirkungen interessiert nicht an den ihnen zugrundeliegenden Ursachen Hobbes hingegen forderte dass neues Wissen kausal begrundet und mit logischer Notwendigkeit hergeleitet werden musse Die bloss experimentelle Herbeifuhrung kunstlicher Effekte fuhre so Hobbes nicht zu wahrem Wissen da eine Induktion von der Wirkung auf die Ursachen stets hypothetisch bliebe Auch das Argument Boyles dass seine Experimente jederzeit wiederholbar seien konnte Hobbes Skeptizismus gegenuber wissenschaftlichen Instrumenten und den durch sie bedingten Verfalschungen der Natur nicht beseitigen doch setzte sich die pragmatische Position Boyles rasch mit Hilfe der Royal Society durch 101 nbsp Boyles zweites Modell einer Luftpumpe zur Feststellung der Gewichts der LuftDennoch fuhrte die Entwicklung der experimentellen Naturwissenschaft dazu dass sich der naturphilosophisch ontologische Materiebegriff vom physikalischen Materiebegriff trennte und sich ein Begriff des Naturgesetzes herauskristallisiert der in den Schriften von Robert Boyle und Robert Hooke explizit auftaucht Der Universalgelehrte Hooke postulierte auch die Existenz des spater von Newton ausformulierten Gravitationsgesetzes Das Maschinenparadigma Die Welt als Uhrwerk Bearbeiten Mit der Verbreitung von Maschinen wie Muhlen Schopfwerken Flaschenzugen Getrieben und feinmechanischen Geraten wie Uhren wurden das empirische Denken erheblich stimuliert und die Analogiebildung angeregt Im Zeitalter des Barock wurden die Wissenschaften unter dem Einfluss einer immer leistungsfahigeren Mechanik zunehmend von einem reduktionistischen mechanistisch mathematischen Weltbild 102 durchdrungen das im Bild der Welt als prazises Uhrwerk und der Vorherrschaft des Maschinenparadigmas in fast allen Disziplinen gipfelte 103 und zur Verwendung technomorpher Metaphern fuhrte 104 So versteht William Harvey der 1628 als erster den Blutkreislauf beschrieb den Korper mit Hilfe mechanischer Modelle wesentlich besser als hundert Jahre zuvor Andreas Vesalius der sich trotz eigener anatomischer Studien noch an der uber 1500 Jahre unangefochtenen Autoritat Galens orientierte Mit der starkeren Orientierung des Menschen auf das Diesseits wird in der Folge die Natur auf menschliche Massstabe heruntergebrochen und gezahmt was z B an der Gestaltung der Barockgarten deutlich wird Der Prozess der Verdrangung einer zum grossten Teil spekulativen Naturphilosophie und der organistischen Metaphern durch vermeintlich exakte metaphysikfreie mechanische Theorien fuhrte nicht auf allen Gebieten zu Erkenntnisfortschritten Mit der Achtung der Aristotelischen Naturphilosophie und der Ubertragung des mechanistischen Weltbildes auf biologische Phanomene ging ein grosser Teil des arztlichen Wissens der Antike des Mittelalters und der arabischen Welt verloren Der vermutete Wirkungsbereich mechanischer Verfahren wurde weit uberdehnt indem sie auch zur Heilung von Kranken herangezogen wurden 105 nbsp Wirbel des Athers um Fixsterne und Planeten erzeugt die Gravitation nach Rene Descartes Schon Montaigne hatte angemerkt dass Menschen Dinge nur in den Formen wahrnehmen konnen die ihnen bereits bekannt sind und kritisierte das lacherliche Unterfangen Platons wie der modernen Astronomen die ihre Bahn ziehenden Planeten mit massiven rein korperlichen und materiellen Fortbewegungsmitteln auszustatten Man konnte meinen wir hatten Wagenbauer Zimmerleute und Maler gehabt die hinaufgegangen seien um dort oben Mechanismen verschiedener Funktionsweise zu montieren 106 Er sprach in diesem Zusammenhang von einer Verkunstlichung der Natur Nach dem damaligen Stand der Technik lieferte die Mechanik die Anschauungswelt nach der man physikalische Phanomene aller Art beschreiben konnte So betrachtete Rene Descartes die Physik ausschliesslich nach mechanischen Prinzipien Das vernunftige Ich macht den Leib zu einem ihm entfremdeten Objekt der Korperwelt wie andere Objekte auch in diesem Bereich der zusammenstossenden Korper gelten aber nur die mechanischen Gesetze der Bewegung die von keinem Eingriff der Seele in das Geschehen durchbrochen werden Nach Descartes bleibt in allen Veranderungen der Welt ausserdem die Bewegungsgrosse von ihm definiert als Masse mal Geschwindigkeit erhalten doch entsteht damit das Problem wie die Einwirkung des Willens durch den Leib auf die ubrige Korperwelt uberhaupt moglich sein soll nbsp Der Mensch als Reflexwesen Feuerpartikel dringen durch Poren und feine Kanale in die Muskeln und das Gehirn und losen Reflexe und Empfindungen aus Illustration aus Rene Descartes Traite de l hommeDescartes betrachtet den menschlichen Leib ebenso wie die Tiere und die Welt als ganze als seelenlose Maschinen Der menschliche Geist erzeuge das Wissen uber die Natur aus sich selbst so wie er die mathematischen Regeln und Gesetze konstruiere Damit wendet Descartes sich endgultig von der antik christlichen Vorstellung ab die Natur und Kosmos einen inharenten Sinn zuspricht den der Mensch nur auffinden musse Zwar scheute auch Descartes den Nihilismus und akzeptierte den theologischen Gedanken der Welt als einer Schopfung Gottes und unabhangig existierende an sich Seiendes Doch mit der strengen cartesianischen Trennung zwischen Subjekt und Objekt konnten einerseits Zweifel an der Existenz der Aussenwelt bzw derjenigen ihrer Qualitaten Farben Tone usw entstehen die sich einem mathematischen Verstandnis entzogen Auch Newton wollte hieruber nicht spekulieren Andererseit wurde die Annahme gefordert dass Gott die einzig bewirkende Ursache der Tatigkeit der Menschen sei der Wille bzw die Seele der Menschen konne nur die Bewegungsrichtung der Welt andern Diesen Gedanken kritisierte wiederum Leibniz Da sich die vielfaltigen Bewegungsrichtungen wechselseitig aufheben konne die Seele keinen Einfluss auf die Richtung ausuben Die Substanzen seien jedoch nicht untatig sie bewegten sich aufgrund ihres vollkommenen Baus harmonisch ohne dass Gott immer wieder eingreifen musse 107 Ein Problem des mechanistischen Weltbildes bestand darin dass chemische Reaktionen und erst recht physikalische Fernwirkungen mit Hilfe der Mechanik nur schwer erklart werden konnten Der Begriff des Kraftfeldes existierte noch nicht daher nahm man Zuflucht zur Erklarung der Fernwirkungen durch Spekulationen uber einen unsichtbaren Feinstoff Descartes und Christiaan Huygens versuchten die Gravitation aus Wirbeln des Athers abzuleiten ein leerer Raum war fur sie noch nicht vorstellbar Descartes Annahmen wurden bald durch die Epikur Rezeption Pierre Gassendis in Frage gestellt der versuchte die antike Atomtheorie mit der mechanistischen Physik seiner Zeit zu verbinden Auch Newton zeigte sich beeinflusst von Epikur von dem er aus schriftlicher Uberlieferung angeblich wichtige theoretische Anstosse erhielt Newtons Begriff eines absoluten unendlichen unbeweglichen fur alle Korper durchdringbaren keine Qualitaten oder Formen aufweisenden und durch keine Kraft trennbaren Raumes der das Mass aller Abstande und Geschwindigkeiten der Korper ist verdrangte die Cartesianische Theorie die keine tragen Massen vorsah und wurde zur Grundlage erfolgreicher physikalischer Forschung Hohepunkt der Entwicklung waren Newtons Formulierungen der theoretischen Mechanik und des Gravitationsgesetzes die fur langere Zeit als Theory of Everything zu taugen schienen Das Verfahren der mathematischen Deduktion ermoglichte es ihm Probleme ohne Rucksicht Grenzen der Anschauung und weitgehend ungehemmt von konventionellen Begrifflichkeiten zu durchdenken alle mathematisch interessanten Folgen einer gedanklichen Konstruktion aufzudecken und ihre Widerspruche zu eliminieren Allerdings wurden diese Theorien in der Folge vielfach durch spinozistische Lehren uber eine geistig korperliche Ursubstanz ohne Ausdehnung wie bei Boskovic oder durch theologisch metaphysische Annahmen uber eine erste Ursache erganzt oder untermauert Diese Spekulationen wurden durch die Verwendung immer leistungsfahigerer Mikroskope unterstutzt die neue Mikrowelten zu Tage forderten Auch der Hylozoismus des Platonikers Ralph Cudworth war ein solcher Versuch das Leben oder die Fahigkeit der Selbstbewegung als Eigenschaft der Materie zu erklaren er richtete sich gegen den mechanischen Determinismus wie auch gegen die Pradestinationslehre der Calvinisten Damit wurde die sich entwickelnde Naturtheorie wieder in die theologischen Konflikte der Zeit hineingezogen Wenn die biblische Offenbarung fur die Naturerklarung eine immer geringere Rolle spielte musste die Natur selbst die wichtigste Offenbarungsquelle sein das war die Position der Physikotheologie und das Gute offenbar eine Eigenschaft der Natur selbst sein Letztere Ansicht vertraten die Cambridger Platoniker die gegen den Materialismus der erstarkenden Naturwissenschaften antraten und hieraus eine Naturrechtstheorie ableiteten Gegenuber den verschiedenen Ursubstanztheorien setzte sich letztlich der Newtonsche Raumbegriff als Leitparadigma der Naturtheorie durch Er erfuhr seit dem fruhen 18 Jahrhundert geradezu eine Vergottung durch die exakten Wissenschaften galt doch der Raum schlechthin als das Werk Gottes Newtons Raumkonzept so hofften sogar viele Wissenschaftler konne als Grundlage eines neuen Gottesbeweises taugen durch den man die scholastischen Beweise zu ersetzen hoffte 108 Vom gottlichen Uhrmacher zur Selbstbewegung der Materie Bearbeiten Bis zu Newtons Zeiten waren Naturforschung und biblische Wahrheit durchaus vereinbar wenn sich die Wissenschaftler nur entschliessen konnten die Aussagen der Bibel als metaphorisch zu betrachten Die Kirche ihrerseits die noch gegenuber Galilei und Giordano Bruno die volle Harte der Inquisition demonstriert hatte milderte ihre Positionen in Fragen der Wissenschaften deutlich ab vor allem was die Astronomie betrifft Durch Newtons Annahme eines sich nach einmal vorgegebenen Regeln streng deterministisch und automatisch bewegenden Weltalls wurde die Vorstellung eines dauerhaft notwendigen gottlichen Eingreifens allmahlich aus der Kosmologie verdrangt Newton selbst hing einem platonisch gepragten Deismus an An die Stelle der gottlichen Lenkung von aussen trat die Idee der Selbstbewegung der Materie an die Stelle des intuitiv einleuchtenden Impulsbegriffs das unanschauliche Tragheitsgesetz Die mechanistischen Konzepte erweisen sich jedoch als unzureichend zur Erklarung der experimentell neu gewonnenen Erkenntnisse uber Warme Magnetismus Licht Blutkreislauf oder die chemische Umwandlung von Substanzen Konnte man Elastizitat oder Gasdruck noch mechanisch erklaren so waren insbesondere die Phanomene der organischen Natur zahlreiche Probleme auf fur deren Losung ein mechanistisches Globalparadigma sich als wenig nutzlich erwies Zwar hatte auch Descartes die Tatsache des sinnvollen Zusammenhangs der Teile des Organismus nicht geleugnet aber er hatte keine in den Organismen wirkende teleologische Zweckursache erkennen konnen Leibniz hingegen behauptete die gesamte Mechanik habe teleologische Grundlagen und revidierte Descartes Vorstellung von der konstanten Bewegungsgrosse durch das Konzept der Erhaltung der Kraft als Grundgesetz des Naturgeschehens Die Korper konnten nicht allein durch ihre geometrische Ausdehnung res extensa beschrieben werden Sie seien nicht so klar und deutlich wie Descartes behauptete sondern unendlich teilbar wodurch die mathematische ins Unfassbare zerrinne Sie besassen auch eine innere Dynamik ein Streben womit sie den Seelen also der denkenden Substanz res cogitans verwandt seien 109 Mit seiner Monadentheorie der metaphysischen Punkte versuchte Leibniz eine Brucke zwischen organischer und anorganischer Welt zu schlagen ausgehend von der auf verschiedene antike Schulen zuruckgehenden Annahme quasi metaphysischer unsterblicher Atome mit der Fahigkeit der Erkennung der Aussenwelt 110 Nicht die Einheit des Raumes und das Aufeinanderstossen der Korper seien Grunde fur die Regelmassigkeit der Welt sondern die Einheit fur sich seiender dem Bewusstsein analoger Krafte ohne raumliche Ausdehnung Auch das scheinbar Unbelebte besitze individuelle nicht nur mechanisch verbundene sondern aufeinander in Sympathie abgestimmte Seelen allerdings niederster Stufe deren Wesen die Kraft sei Der leere gleichformige Raum und die Gleichformigkeit der Atome werden so durch die Vorstellung einer harmonischen Fulle individuellen Lebens ersetzt 111 die anders als Spinoza postuliert hatte aber nicht mit mathematischer Notwendigkeit aus Gott folge Vielmehr stelle die Welt eine Auswahl aus moglichen Welten dar wobei Gott in seiner Gute und Weisheit die beste aller moglichen Welten namlich die rationellste im Sinne des optimalen Verhaltnisses von Aufwand und Wirkung und der mathematischen Schonheit gewahlt habe Mit diesem metaphysischen Abstieg in das abgestufte Reich der zu verstehenden Innerlichkeit 112 der Welt versucht Leibniz sie als Erscheinung des Seelenhaften zu verstehen statt sie lediglich zu vermessen und zu erklaren Mit der Idee der absoluten Individualitat des Seins kampft er sowohl gegen den mechanischen Determinismus Newtons wie gegen die calvinistische und cartesianische Idee des despotischen Uhrmachergottes der Zufall und Freiheit trotz der Vorherbestimmung der Ursachen nicht aufhebe 113 Auch andere Denker arbeiteten zur Erklarung des Organischen mit allerdings einfacheren Analogien zwischen Makro und Mikrokosmos 114 was angesichts der unzureichend entwickelten technischen Beobachtungsinstrumente hohe Anforderungen an die Vorstellungskraft stellte So blieben die Vorstellungen uber die Triebkrafte der belebten Natur abstrakt und unbestimmt Man sprach von einem flux vital oder vital spirits einem lebendigen Fliessen als belebtes und belebendens Prinzip das den Lebewesen und teils auch den Dingen innewohne und deren Funktionen regle 115 nbsp William Harvey bei der Obduktion der Leichnams von Thomas Parr Olgemalde um 1900 Zum empirischen Modell einer organischen Selbstbewegung einer Natur die nicht nur mechanischen Gesetzen unterlag und nicht durch Eingriffe von aussen gesteuert wurde wurde vor allem der Blutkreislauf Dieser Gedanke knupfte an die Aristotelische Erklarung der biologischen Dynamik an er wurde zur Grundlage der modernen Physiologie die den Organismusbegriff rehabilitierte und die mechanischen Erklarungen uberwand Dazu trugen die Erkenntnisse des Juan Huarte de San Juan uber die zentrale Bedeutung des Gehirns bei 116 nbsp Fracastoro warnt den Hirten Syphilus vor der Ansteckung mit der Syphilis Stich um 1590 Die vielen Epidemien des Mittelalters veranlassten den Arzt und Astronomen Girolamo Fracastoro uber die Ursachen der Seuchen und ihre Bekampfung nachzudenken Aussernaturliche Erklarungsversuche lehnte er strikt ab war doch in den Lazaretten bereits ein hinreichendes empirisches Wissen uber das Infektionsgeschehen vorhanden Fracastoro unterschied mehrere Ansteckungswege und erkannte dass eine Ubertragung durch die Luft nicht auf okkulte Krafte zuruckzufuhren sein konne es musse sich um eingeatmete Partikel fomites handeln die zu klein seien um fur das menschliche Ausge sichtbar zu sein Sie hatten aber eine Eigenbeweglichkeit und konnten im Korper Nahrung finden und sich dort vermehren Damit trug er zur Uberwindung der seit der Antike herrschenden Miasmentheorie bei wonach Ausdunstungen der Erde oder der Gewasser Pestepidemien auslosten Auch die alte Humoralpathologie die auf der Lehre von den vier Korpersaften beruhte und sich bis ins 19 Jahrhundert hielt wies er fruhzeitig zuruck 117 nbsp Vergleich der Kiefer eines indischen Elefanten mit denen des Mammuts von Georges Cuvier 1796 Fracastoro war es auch der bereits 1517 von den in Baugruben in Verona gefundenen versteinerten Muschelschalen annahm dass sie einst lebenden Tieren gehort haben mussten Wiederum lehnte er den Ruckgriff auf mysteriose Urkrafte ab die in der Lage gewesen ware Gestein zu Tierformen umzugestalten Auch die Theorie einer einzigen Sintflut stellte er aufgrund dieser Funde in Abrede da die fossilen Muschelschalen oft in mehreren Schichten anzutreffen waren Allerdings wurde diese Erkenntnis fast 300 Jahre lang ignoriert 118 bis sich die Urzeugungs Sintflut und Katastrophentheorien durchsetzten wie etwa die Lehre von Georges Cuvier von den Ursprungen und vom Formwandel des Lebens welches durch erdgeschichtliche Katastrophen wiederholt vernichtet und neu geschaffen worden sei Dessen Theorie passte zu den deistischen Stromungen der Aufklarung die die Offenbarung als Erkenntnisquelle ablehnten und gleichzeitig die Annahme einer selbstbewegten Natur forderten Zeitalter der Aufklarung Systematische Reprasentation des Wissens und Geschichtlichkeit seiner Objekte BearbeitenDas Primat des Experiments und der Beobachtung Bearbeiten Seit Beginn des Zeitalters der Aufklarung wurden private Interessen zur Haupttriebkraft der Naturwissenschaften Sie bundelten sich in Gelehrtengesellschaften wie der Royal Society oder der Leopoldina die teils von den Monarchen des aufgeklarten Absolutismus unterstutzt bzw in nationale Gesellschaften umgewandelt wurden Im Vordergrund standen hierbei zunachst die Naturbeobachtung und Systematisierung der Ergebnisse sowie die Freude an der Entdeckung von Kuriositaten und der Austausch weniger die Theoriebildung oder die praktische Nutzanwendung Der Kurator fur Experimente der Royal Society und Universalgelehrte Robert Hooke veranlasste z B 1663 die erste dauerhafte Wetterbeobachtung Er leistete zahlreiche Beitrage zur Entwicklung wissenschaftlicher Instrumente wie Barometer Teleskop und Zeitmesser und war ein vielseitiger Experimentator und Beobachter der den fur die Biologie wegweisenden Begriff der pflanzlichen Zelle auf induktivem Wege durch seine Arbeit mit dem von ihm verbesserten Mikroskop gewann Daruber hinaus war er ein spekulativer Kopf der Begriffe wie den des Athers generierte um die von ihm bereits um 1670 begrundete im Gegensatz zu Newtons Teichentheorie stehende Theorie des Lichts als Transversalwelle zu untermauern nbsp Laboratorium von Antoine Laurent de Lavoisier fur Experimente mit Gasen Paris Musee des arts et metiers Auf dem Feld der Chemie begrundete Georg Ernst Stahl der sich mit den Eigenschaften von Metallen und Sauren befasste um 1720 die Phlogistontheorie nach der alle Verbrennungsprozesse als Abgabe von Phlogiston betrachtet werden das an die Luft entweicht und zu einer Reduktion des Gewichts des Restes fuhrt Wie der Ather der Entwicklung der physikalischen Theorie diente obwohl er nicht nachgewiesen werden konnte so verhalf die hypothetische Substanz des Phlogistons der Chemie des 17 und 18 Jahrhunderts zum Verstandnis von Verbrennungsvorgangen Beide Theorien erwiesen sich zwar als falsch wirkten aber produktiv weil sie zunachst plausible Verallgemeinerungen lieferten die empirische uberprufbar wurden Dieser Wissensfortschritt in der Chemie wurde weder durch die verkrusteten universitaren Strukturen von Oxford und Cambridge und die dort vertretenen Lehren befordert noch durch die Royal Society in London der der Praxisbezug fehlte Vielmehr waren es empirisch arbeitende Praktiker wie der Arzt und Chemiker Joseph Black der zuerst die Phlogistontheorie widerlegte nachdem schon im 17 Jahrhundert Boyle und andere eine Gewichtszunahme bei bestimmten Verbrennungsvorgangen nachgewiesen hatten was gegen die Phlogistonlehre sprach Oder es handelte sich um burgerliche Wissenschaftsgesellschaften in der englischen Provinz die von den Dissenters also Gruppierungen ausserhalb der anglikanischen Staatskirche gegrundet wurden Diese schufen sich eigene Bildungseinrichtungen mit modernem Programm und machten sich um 1770 vor allem um die experimentelle Luft und Gasforschung verdient Die wichtigste dieser Einrichtungen war die Lunar Society in Birmingham zu der der Entdecker des Sauerstoffs Joseph Priestley enge Kontakte unterhielt Seit den 1770er Jahren wurden immer neue chemische Elemente entdeckt Damit konnten immer mehr Naturphanomene experimentell und analytisch weiter aufgelost werden Doch erst Antoine Laurent de Lavoisier konnte schliesslich die Natur der Oxidationsvorgange endgultig klaren Sei Werk Traite elementaire de chimie 1789 gilt als das erste Werk der wissenschaftlichen Chemie In seiner chemischen Nomenklatur von 1787 die sich um systematische Begriffsbildung bemuht und in die seine Theorie der Oxidation zum Missfallen seiner Gegner sozusagen semantisch fest eingebaut war zahlt Lavoisier bereits 31 Elemente auf Zunachst schlossen sich nur wenige Fachleute der antiphlogistischen Chemie 119 an Insbesondere die englischen Physiker Joseph Priestley Richard Kirwan James Keir und William Nicholson bekampften seine Aussagen Dass Lavoisier die Verbrennungstheorie des Arztes und demagogischen Revolutionsfuhrers Jean Paul Marat kritisiert hatte trug vermutlich sogar zu seiner Verurteilung und Hinrichtung 1794 bei die mit Betrug zum Schaden des Staates begrundet wurde Taxonomien und Klassifikationen Bearbeiten nbsp Das Sexualsystem der Pflanzen nach Carl von LinneDie Wissenschaftler der Aufklarung standen vor der Aufgabe die durch Beobachtung und Experiment schnell wachsende und unubersichtliche Datenflut zu ordnen und systematisch zu reprasentieren die die sich je eigenen Forschungsprogrammen verschreibenden Naturwissenschaften erzeugten Dafur steht beispielhaft das Werk von Carl Linnaeus Carl von Linne des Schopfers der binomialen Klassifikation als Grundlage einer Taxonomie von Tieren und Pflanzen An die Stelle der ungenauen Ahnlichkeitsbeziehungen trat das wissenschaftliche Bemuhen um die moglichst vollstandige freilich nie zu erreichende Erfassung des Wissens in Lexika Tableaus Taxonomien und Klassifikationen Man suchte statt nach Analogien nach der prazisen Bestimmung von Identitaten oder Differenzen und zwar aufgrund einiger zentraler ausgesuchter Merkmale gefordert wurde eine exakte Reprasentation der ausseren Welt durch eine prazise Wissenschaftssprache 120 Linne hatte durchaus einen Blick fur okologische Zusammenhange Kreislaufformen und die Abhangigkeit der Arten voneinander So erkannte er zwar die Anzeichen fur die Weiterentwicklung und Umformung von Pflanzenarten und gattungen 121 interpretierte diese aber nicht weiter Seine Hierarchie der Merkmale zur Einordnung in die taxonomischen Einheiten bleibt willkurlich Auch beschrieb er die Nahrungskette ohne dieses Lexem zu benutzen er interpretierte den okologischen Gesamtzusammenhang als eine hierarchisch geordnete harmonische weil gottgewollte beste aller Welten fur den Uberlebenskampf hatte er noch keinen Blick Dennoch ist Linnes Okologieverstandnis nicht als primitiv zu bezeichnen Sauerstoff und Photosynthese waren noch nicht entdeckt so dass ihm die wirklichen Ursachen der Stoffkreislaufe verschlossen bleiben mussten 122 Sein Werk trug ebenso wie das der Astronomen dazu bei die unendliche Mannigfaltigkeit der Natur als geordnete Ausdrucksform einer in allem wirkenden gottlichen Vernunft anzusehen Von der unbelebten zur belebten Natur Bearbeiten Um die Mitte des 18 Jahrhunderts zeigte sich dass die Vorstellung eines Universums ohne Lenker aber mit einem Schopfer der ihm einen einmaligen Anstoss gibt ebenso wie das kreationistische Postulat der Unveranderlichkeit aller Lebewesen mit einer wachsenden Zahl wissenschaftlicher Befunde kollidierten Das fuhrte zur Suche nach den Vermittlungsgliedern in der Kette die den Menschen irgendwo zwischen dem Nichts oder dem unendlich Kleinen und der Unendlichkeit des Kosmos einschloss ohne die Leibnizsche Theodizee akzeptieren zu mussen und mundete schliesslich in die Idee der Selbstbewegung und entwicklung der Materie Hylozoismus der auch Denis Diderot begeistert anhing nbsp Aufgusstierchen im Wassertropfen Die Frau als Hausarztin 1911 Die seit Aristoteles kaum bezweifelte Lehre dem Mittelalter These der Spontanzeugung hoherer Lebewesen war schon von Francesco Redi durch Experimente mit der Vermehrung von Maden und von Antoni van Leeuwenhoek aufgrund seiner mikroskopischen Beobachtungen von Mikroorganismen und Sperma um 1670 Jahren verworfen worden wurde aber immer wieder neu belebt Sie wurde insbesondere von Maupertuis vertreten einem erbitterten Gegner der Leibnizschen Monadologie und spateren Prasidenten der Preussischen Akademie der Wissenschaften Maupertuis nahm eine vermittelnde Position zwischen der Linneschen Behauptung einer Konstanz der Arten und der Cuvierschen Katastrophentheorie ein Er behauptete dass die mit dem Mikroskop nachweisbaren kleinen Aufgusstierchen Infusorien die sich im Aufguss von pflanzlichem Material entwickeln teilten und verschmolzen aus toter Materie entstehen und vorhandene Spezies sich auf ahnliche Weise nach dem von ihm formulierten Prinzip der kleinsten Wirkung durch kleinste Veranderungen Mutation und Kreuzung weiterentwickeln konnten Maupertuis wies auch auf die Vererbbarkeit korperlicher Fehlbildungen beim Menschen hin Seine Thesen und empirischen Befunde kollidierten jedoch mit seinem Respekt vor der Religion sie gerieten in der Folgezeit in Vergessenheit Als provokativ und moralisch nicht akzeptabel erschien den Zeitgenossen auch das monistisch materialistische Bild des Leib Seele Verhaltnisses das La Mettrie in seinem Werk L home machine zeichnete Kant lehnte den Hylozoismus aus prinzipiellen Grunden ab da der Begriff der lebenden Materie einen Widerspruch enthalte weil Leblosigkeit inertia den wesentlichen Charakter derselben ausmacht er lasse sich nicht einmal denken Man begehe einen Zirkel wenn man die Zweckmassigkeit der Natur an organisierten Wesen aus dem Leben der Materie ableiten will 123 Doch im Zeitalter der Empfindsamkeit unter dem Einfluss des Sensualismus lag es nahe auch den kleinsten Teilchen eine Sensibilitat sensibilite universelle Diderot zuzubilligen die ihnen die Fahigkeit verleihe sich mit anderen Teilchen zu hoheren organischen Gestaltungen zusammenzuschliessen ohne dass man dafur Kausalgesetze annehmen musse Erst Lazzaro Spallanzani wies 1768 endgultig nach dass aus sterilem Material kein Leben entstehen konne Zwar hatte sich seit dem 17 Jahrhundert auch ein erstes Verstandnis uber Prozesse der Ontogenese entwickelt doch blieben die Ursachen des Formwandels der individuellen Organismen unerklarlich Eine idealistische Morphologie entwickelte Vorstellungen von zahlreichen Archetypen deren Verbindungen ungeklart blieben Erst durch die Entwicklung der Embryologie durch Caspar Friedrich Wolff im 18 wurde es ansatzweise und endgultig erst im 19 Jahrhundert moglich die Annahme der Konstanz der Arten und die Befunde uber die Epigenese und den Formenwandel der Organismen sinnvoll miteinander zu verbinden 124 nbsp Ontogenese eines Huhnerembryos bis zu 24 Stunden Bebrutung Ein wichtiges Forschungsfeld von C F Wolff Darstellung nach Karl Ernst von Baer 1828Ebenfalls im Zeitalter der beginnenden Aufklarung standen in Frankreich die Versuche eine naturalistische Ethik zu begrunden und damit eine Erklarungsalternative zum Postulat von Leibniz zu entwickeln dem zufolge Gott mit dem Kosmos nichts Geringeres als die beste aller moglichen Welten hervorbringen konnte Die Ideen einer guten Natur und des edlen Wilden wurden von Berichten der Forschungsreisenden des 18 Jahrhunderts uber Volker genahrt die sich vermeintlich im Naturzustand befanden so durch die Reiseberichte Louis Antoine de Bougainvilles die von Diderot aufgegriffen wurden Obwohl sich David Hume schon fruhzeitig gegen solche naturalistischen Fehlschlusse gewandt hatte die versuchten aus der Beschreibung der Natur auf ethische Qualitaten oder Normen zu schliessen zeigten sich die Vertreter der Naturrechtstheorien von dieser Argumentation unbeeindruckt Fur sie war das Gute das was dem naturlichen Wesen der Dinge entsprach Viele Artikel in Diderots Encyclopedie 1751 1772 waren noch von metaphysischen Annahmen geleitet die durch Leibniz Monadentheorie beeinflusst waren So wird in der Encyclopedie das Gesetz der Erhaltung der Materie als eines der Hauptgesetze der Natur interpretiert da es die Grundlage fur die Geltung aller anderen Gesetze sei Es erstrecke sich auch auf die sozialen Beziehungen und moralischen Verhaltnisse Werde es verletzt vernichte man sich selbst Niemand konne freiwillig aus der Welt scheiden ohne den sozialen Pakt mit den anderen und auch deren Erhaltung in Frage zu stellen 125 Damit erhalt der Erhaltungssatz der Materie geradezu einen ethischen Wert Auch wenn Diderot in der Einleitung zur Encyclopedie noch die These Descartes vertrat dass die erste Wahrnehmung des Menschen die seiner eigenen Existenz sei liess er doch spater keine Autoren ausser Fracis Bacon mehr gelten Vor allem stellte er die Mathematik die seit Newton und Leibniz eine grosse Rolle spielte in Frage In seinen Pensees sur l interpretation de la nature 1754 einer Aphorismensammlung pladierte er fur die Ablosung des Rationalismus und forderte eine experimentelle Methode die ein dauerndes Hin und Her zwischen kolligierender Beobachtung kombinierender Reflexion und verifizierendem Experiment erfordert Er postulierte einen Zusammenhang zwischen allen Formen der Natur der organischen wie der anorganischen und sah ihre innere Einheit ahnlich wie Maupertuis in der Evolution 126 nbsp Funktionsgraphen aus Rugjer Josip Boskovics Theoria naturalis philosophiae zur Verdeutlichung der abstandsabhangigen Attraktions und Repulsionskrafte zwischen den Elementarteilchen 1763 Einen anderen Weg schlug der in Deutschland relativ unbekannte Mathematiker Physiker Astronom und Priester Boskovic ein den sowohl Italiener als auch Kroaten als grossen Gelehrten fur sich in Anspruch nehmen Er unternahm den Versuch einer nicht metaphysischen Synthese zwischen Newtons Mechanik und Leibniz Monadologie indem er die Monaden als Massenpunkte interpretierte Die Undurchdringlichkeit und Elastizitat von Festkorpern leitete er aus Kraften zwischen diesen Punkten nicht aus ihrer Substanz ab Dieser Vorgriff auf die Atomtheorie inspirierte Faraday zu seiner Theorie des elektrischen Feldes Die Historizitat der Natur Bearbeiten Eine systematische Differenzierung zwischen den Begriffen der Naturphilosophie und denen der erfahrungsbasierten Naturwissenschaften die Boskovic noch vermieden hatte setzte sich erst Mitte des 18 Jahrhunderts weitgehend durch Sie offnete den Weg fur Versuche der Verallgemeinerung einzelwissenschaftlicher Befunde und lieferte zugleich Anregungen fur weitere empirische Forschung In diese Zeit fallt auch die folgenschwere Deutung der Wahrscheinlichkeit als eines graduellen Schritts oder einer Vorstufe auf dem Weg zur Wahrheit und als Merkmal von Hypothesen durch die Philosophen Christian Wolff und Moses Mendelssohn Die dadurch erleichterte Einsicht in den graduellen Fortschritt und die Historizitat der Erkenntnis wie auch in die Historizitat der Natur half den Naturwissenschaftlern dabei ihr zunehmend methodisch gesichertes aber auf einer noch schmalen Basis gewonnenes Erfahrungswissen das weder von Gott noch durch das System der Logik verburgt war dem uberlieferten Wissen des Aristoteles entgegenzusetzen Mit der Gradierung des Wahrscheinlichen wurde die strikte Aristotelische Unterscheidung zwischen dem Wissen um die Einzeldinge und dem Wissen um die Gesetze die causae endgultig obsolet 127 Fur die Zeit Kants blieb es jedoch charakteristisch dass eine Fulle einzelner gesicherter Erkenntnisse existierte uber die Konsens herrschte wahrend hinsichtlich ubergreifender die verschiedenen Wissensbestande zusammenbindender Theorien keinerlei Einigkeit bestand Wegen des fragmentarischen Charakters ihrer Wissensbasis blieben die Naturwissenschaften bei ihren theoretischen Verallgemeinerungsversuchen noch lange auf hochspekulative Annahmen angewiesen Dies gilt selbst fur ein damals bereits hoch entwickeltes Gebiet wie die Mechanik In der Physik und Chemie standen die verschiedensten Hypothesen noch unverbundener nebeneinander Daher suchten man nach Naturerklarungen die mit moglichst wenigen anzunehmenden Prinzipien auskamen um nicht die Wirksamkeit zahlreicher heterogener Krafte unterstellen zu mussen Ockhams Rasiermesser wurde fur Maupertuis und andere zum Kriterium an dem sich das Streben nach einer sparsamen und eleganten Theorie auszurichten hatte wie sie zuvor auch die spekulative Suche Leibniz oder Spinozas nach dem grundlegenden Baustein oder den minimalen Entitaten geleitet hatte die fur den Aufbau der Welt notig sind nbsp Verbundmikroskop Europa 1681 1720Deutlich langsamer als in der Physik und Chemie verlief die Entwicklung der modernen Geologie und Biologie Die Entdeckung des stratigraphischen Prinzips durch den danischen Anatomen und Geologen Nicolaus Steno und die richtige Deutung von Fossilien durch Robert Hooke hatten keine unmittelbaren Auswirkungen bereitete aber die Erkenntnis des spaten 18 Jahrhunderts vor dass die Natur eine eigene Geschichte und die Erde eine Tiefenzeit Stephen Toulmin habe 128 Georges Buffon tastete sich mit seiner Naturtheorie an den Evolutionsgedanken heran ohne ihn freilich zu explizieren Als erster versuchte er das Alter der Welt zu schatzen und veranschlagte es auf 70 000 Jahre an anderer Stelle notierte er die Zahl von 500 000 Jahren Buffon war ein Vertreter eines radikalen Nominalismus der die Existenz von Universalien abstreitet und Ordnung und Gleichformigkeit der Welt in den Bereich der Einbildung verwies aber den Blick fur Prozesse des Wachstums eroffnete Er lehnte Linnes starres System strikt ab Die Natur sei zu mannigfaltig um sie aufgrund weniger Merkmale zu klassifizieren Insbesondere wegen der willkurlichen Auswahl dieser Merkmale kritisierte er Linnes enges Systems und forderte stattdessen die sorgfaltige Deskription jedes Lebewesens in allen Aspekten 129 In seiner monumentalen 36 bandigen Histoire Naturelle einer Gesamtschau der Erdgeschichte vergleicht er die Tiere mit dem Menschen So sieht er z B die Ahnlichkeit neugeborener Kinder mit Tieren 130 Nach Buffon sind alle Lebewesen aus ihnen ahnlichen kleinsten unverganglichen organischen Teilchen zusammengesetzt es handelt sich ganz offensichtlich um Anleihen bei Epikurs Atomismus und bei Leibniz Monadentheorie welche nach mechanischen Gesetzen zu Lebewesen zusammengesetzt werden Sie haben eine Form eine Kraft und verhalten sich wie Keime d h sie konnen neue gleichartige Teilchen hervorbringen Wachstum erfolgt durch Ausdehnung der Form nach aussen und Aufnahme neuer Materie von innen Malesherbes der erkennt dass Haustiere verwildern konnen und dann raubtierartige Zuge erwerben bescheinigt Buffon dass er im Unterschied zu Epikur und Leibniz diese Teilchen durch mikroskopische Beobachtungen als erster gesehen habe tatsachlich glaubte Buffon sie z B in eingeweichtem Samen oder verdorbenem Fleisch zu sehen und hielt sie fur lebendig kritisiert aber seine an die Monadologie angelehnte Systembildung die im Widerspruch zu seinem empirischen Ansatz stehe 131 Die Verfechter einer gottlichen Anthropogonie versuchten demgegenuber den grossen Abstand zwischen Tierwelt und Menschen aufrechtzuerhalten um die heraufdammernde Idee eines allmahlichen Ubergangs vom Affen zum Menschen zu diskreditieren und so das von der Bibel angegebene Schopfungsdatum entgegen den neueren geologischen Erkenntnissen zu retten 132 So konnte ihrer Meinung zufolge Adam sofort nach seiner Erschaffung mit der Gestaltung seiner Umwelt beginnen Die Aufklarer hingegen raumten mit der cartesischen Vorstellung einer Trennung des vernunftig denkendem Menschen von einer von ihm mathematisch zu berechnenden Natur auf Das Naturliche selbst erscheint ihnen als notwendige Basis der menschlichen Existenz Insbesondere wird ihnen das Wirken der spontanen Affekte und deren Konflikte mit der extremen Regelhaftigkeit der barocken Welt erklarungsbedurftig ein Hinweis auf das beginnende Zeitalter der Empfindsamkeit das die barocke Regelwelt uberwindet 133 nbsp Die Einwohner Tahitis bringen Bougainville und seinen Offizieren Fruchte April 1768 Jean Jacques Rousseau Rousseau versucht in seinem Diskurs uber die Ungleichheit auf spekulativem Wege herauszufinden wie der Mensch im Naturzustand vor jeder Gesellschaft gelebt haben konnte Er benutzte Reiseliteratur aus fernen Landern um daraus den menschlichen Naturzustand hypothetisch abzuleiten Louis Antoine de Bougainville von Rousseau beeinflusst versuchte diesen Naturzustand aufseiner Weltumseglung in der Sudsee zu finden und verhalf damit dem Bild vom edlen Wilden zum Durchbruch Da ein derartiger Naturzustand eigentlich jedes Bedurfnis der ursprunglich autarken Menschen befriedigen musste suchte Rousseau nach einer Ursache fur dessen Ende und fand ihn zunachst in den Naturkatastrophen deren Wirkung auf die Erdgeschichte damals gerade thematisiert wurden Dadurch schrumpfe die bewohnbare Erde die Menschen begegneten sich ofter es entstunden Familien Die naturliche Selbstliebe entarte zur Eigenliebe amour propre Der Mensch vergleiche sich mit anderen zaune sein Eigentum ein und entfremde sich von sich selber So wurde Ende des 18 Jahrhunderts deutlich dass nicht nur die Natur sich entwickelt sondern damit auch das naturwissenschaftliche Wissen Es kann kein zeitloses sondern nur ein sich historisch bedingtes entsprechend den Fahigkeiten der menschlichen Natur tendenziell unvollstandiges oder fehlerhaftes Wissen sein Zudem offnete sich unter dem Einfluss des Skeptizismus der Blick dafur dass der Raum oder Kausalzusammenhange unserer unmittelbaren Anschauung nicht als Objekte oder offen zutage liegende Gesetzmassigkeiten zuganglich sind sondern erst durch das menschliche Bewusstsein bzw durch Wirkungen der Gewohnheit David Hume konstituiert bzw als Gesetze konstruiert werden Durch Hume und kurz darauf von Kant wurde das Kausalproblem damit erstmals von der ontologischen auf eine erkenntnistheoretische Ebene verschoben 134 Kants Entwurf einer metaphysikfreien Himmelsmechanik Bearbeiten Ein durch Newton nicht gelostes Problem war die Erklarung der Planetenbewegungen Zur Zeit Kants eskalierte in dieser Frage die Auseinandersetzung zwischen den Verteidigern der nach der gottlichen Schopfung such selbst bewegenden Natur die im Deismus ihre letzte Zuflucht gefunden hatten und den Naturalisten Kants von vielen Philosophen im Gegensatz zu den Kritiken wenig beachtete dynamische Theorie der Materie kann als erste moderne Naturtheorie angesehen werden die sich weitgehend von den metaphysischen Annahmen des Spinozismus Newtonismus und Hylozoismus befreit obwohl er den Begriff der Metaphysik in seinem Fruhwerk Metaphysische Anfangsgrunde der Naturwissenschaften weiter benutzt 135 Kant geht in seiner Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels von Newtons Betrachtung der Bewegungen des Kosmos zur mechanischen Erklarung der Entstehung des Kosmos aus der Urmaterie durch Anziehung und Abstossung uber und vollzieht damit den Schritt zur Kosmogonie Der Newtonsche Raum unterdessen fast leer sei fruher von diffuser Urmaterie erfullt gewesen Um sich gegen den Vorwurf des Epikureismus zu schutzen und nicht zuletzt mit Rucksicht auf seine abhangige Stellung und auf ein neu belebtes religioses Eiferertum am preussischen Hof grenzte Kant sich dabei von den gottlosen Atomisten ab Er loste das Dilemma indem er die Weltmaterie und ihre Entwicklung seit Anbeginn an Gesetze band Aus der anfangs ungleichmassig verteilten Urmaterie entwickelt sich stufenweise ein geordneter Kosmos Orte mit hoherer Dichte ziehen weitere Materie an Planetensysteme fugen sich so zu Galaxien Auch in der scheinbar chaotischen Milchstrasse sind fur Kant ahnliche Strukturen wie in den Planetensystemen erkennbar 136 nbsp Planetenentstehung Protoplanetarische Scheibe gesehen vom Hubble TeleskopIn diesem Werk Kants spiegelt sich der Stand der Naturwissenschaften seiner Zeit Insbesondere lehnt er sich an Charles Bonnets Stufenleitertheorie einer statisch ordnenden Naturgeschichte von Engeln Menschen bis zum Vieh vom Seraphim bis zum Gewurm an wie sie Alexander Pope schwarmerisch beschreibt und akzeptiert sie als regularistisches Prinzip 137 aus dem auch die periodische Entstehung und das Vergehen von Sonnensystemen erklart werden kann Kants Leistung besteht im Wesentlichen aus der Eliminierung unbrauchbarer Theorien doch kann sie auch als Vorwegnahme spaterer Entwicklungen der naturwissenschaftlichen Erkenntnis angesehen werden 138 So beeinflusste seine Theorie offenbar die Arbeiten Andre Marie Amperes zum Elektromagnetismus wahrend Ampere seine Erkenntnisse selbst als rein induktiv gewonnen darstellte Aufgrund seiner Kenntnisse der Leistungsfahigkeit der Newtonschen Mechanik kam Kant spater zu der Schlussfolgerung dass alle Versuche ihr eine rein logisch analytische Fundierung zu verleihen prinzipiell ebenso zum Scheitern verurteilt sein mussten wie ihre Legitimation durch vergangenheitsbezogene empirische Beobachtungen Dies konnte er aus seiner Lekture Humes schliessen Dieser hatte gezeigt dass aus rein beschreibenden Aussagen uber das Sein keine Aussagen uber das Sollen also auch nicht uber eine in der Natur herrschende Notwendigkeit oder Gesetzmassigkeit abgeleitet werden konnen Damit hatte er die Verwendung induktiver Verfahren in der Naturforschung generell in Frage gestellt Humes Gesetz Dieses Dilemma versuchte Kant durch die Einfuhrung synthetisch apriorischer Urteile zur Fundierung der empirischen naturwissenschaftlichen Forschung zu losen 139 Wie Kant kam auch der strenge Determinismus der Himmelsmechanik von Pierre Simon Laplace der ein ahnliches im Wesentlichen richtiges Bild von der Entstehung des Sonnensystems zeichnete ohne metaphysische Annahmen aus Von einem heissen Urgestirn losen sich Gasnebel von der Oberflache des Gestirns verdichteten sich zu Planeten und beginnen nach dem Kantschen Gleichgewichtsprinzip die Sonne zu umkreisen Die Kant Laplace Theorie hatte Einfluss auf verschiedene Forschungszweige doch wurde Laplaces aufgeklarter Erkenntnisoptimismus der sich in der Aussage von der Unzerstorbarkeit des Planeten und der Fortdauer einer gluckseligen Welt ausdruckte von der Wissenschaft nur kurzfristig und von Laien kaum geteilt 140 Die Furcht vor sintflutartigen Katastrophen und Erdbeben war an die Stelle der mittelalterlichen Hollenangst getreten Reaktionen auf die Ausdifferenzierung der Wissenschaften BearbeitenGegen Ende des 18 Jahrhunderts konnte die Welt zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit annahernd uberblickt werden Im Zusammenhang mit den ersten rein wissenschaftlichen Expeditionsreisen von James Cook und anderen entwickelte sich ausgehend von der Biologie und der Geologie das beschreibende Fach Naturgeschichte das auf der Registrierung und Nomenklatur der sichtbaren Umwelt beruhte ohne sich um theoretische Erklarungen und Generalisierungen zu bemuhen In der Goethezeit begannen immer mehr gebildete Amateure sogenannte Naturalisten Tier Landschafts und Sternbeobachtungen durchzufuhren oder Pflanzen Mineralien und Fossilien zu sammeln und zu klassifizieren ohne dass man zu einem konsistenten Begriffssystem oder zu einem temporalisierten Entwicklungsbegriff gelangt ware 141 nbsp A G Werner Von den ausserlichen Kennzeichen der Fossilien Leipzig 1774 Werner war der wichtigste Vertreter des Neptunismus wonach alle Gesteine durch Sedimentation entstanden Dieser Klassiker der Geologie wurde 1790 ins Franzosische und 1805 ins Englische ubersetzt und bis Mitte des 19 Jahrhunderts verwendet Zwar erwies sich die systematisch industrielle Naturbearbeitung im Vergleich zum Sammeltrieb der Naturalisten als zunehmend relevante Erkenntnisquelle So entwickelte der Mitbegrunder der modernen Geologie Abraham Gottlob Werner 1788 eine empirisch gestutzte Theorie uber die Erosion der Urgesteine durch Wasser und Wind und James Hutton konnte bei der Entwicklung seiner chronologische Geologie auch auf seine Besichtigungen von englischen Bergwerken zuruckgreifen welche immer tiefere Schichten der Erdkruste freilegten Doch stellte sich zu Beginn des 19 Jahrhunderts die Aufgabe auf den Ergebnissen der sich ausdifferenzierenden Naturwissenschaften aufbauend tragfahige Verallgemeinerungen zu entwickeln in immer drangenderer Form Die neuen Erkenntnisse der Chemie Biologie Physiologie und experimentellen Psychologie waren mit dem mechanistischen Weltbild also auf reduktionistische Weise nicht zu erklaren Trotz schneller Wissensanhaufung blieb vor allem das grundlegende Problem des Ubergangs von der anorganischen Substanz zur organischen Substanz ungelost Die ungeklarte Natur der Kraft die Kategorie des Werdens und der romantische Vitalismus Bearbeiten Hatte bereits die Franzosische Revolution Zweifel an der Rationalitat der Weltordnung insgesamt erweckt kam es angesichts der Unsichtbarkeit immer neuer in der Natur entdeckter Krafte zu einer romantischen Gegenbewegung gegen das sich disziplinar zerfasernde Naturbild der Aufklarung Zwar konnte John Dalton aufgrund seiner gewissenhaften experimentellen Analysen von Stoffverbindungen davon ausgehen dass die Atome sich entgegen der Annahme Demokrits durch ihre Masse unterscheiden und je nach Verbindung in bestimmten Zahlenverhaltnissen verknupft sind Doch beschrankte sich die Rezeption dieser ersten modernen Atomtheorie 142 lange Zeit auf einen engen Kreis von Chemikern da sie noch keine elektrophysikalische oder elektrochemische Erscheinungen erklaren konnte Das gelang ansatzweise erst 90 Jahre spater Joseph John Thomson dem Erfinder des Elektrons Schon Johann Wolfgang Goethe hatte erfolglos Einspruch gegen die Newtonsche Physik erhoben weil sie Qualitaten zu Quantitaten mache er sah im Anschluss an Spinoza in der Natur eine lebendige Ganzheit Seine idealistische Morphologie 143 also der Versuch die in der Mannigfaltigkeit der Organismen herrschende Ordnung in ihren Metamorphosen zu erfassen und darzustellen und die zwischen verschiedenen Organismen und ihren Strukturen bestehenden Ahnlichkeiten auf eine Urform oder ein Urbild zuruckzufuhren ging letztlich auf Aristoteles zuruck der die Aquivalenz von Korperteilen bei Tieren mit ahnlichem Bauplan erkannt hatte Doch das von Goethe Lorenz Oken Etienne Geoffroy Saint Hilaire und anderen Biologen und Medizinern hoch geschatzte Medium der Anschauung welchem eine Zeit lang ein hoherer Stellenwert als Messung und Berechnung beigemessen wurde versagte bei der Erklarung der Lebensprozesse nbsp Schellings Einleitung zu seinem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie 1799Auch die deutsche Philosophie wandte sich an der Wende zum 19 Jahrhundert wieder starker der Natur zu und naherte sich Positionen an die Spinoza naher standen als Kant indem sie in verschiedener Form die Einheit von Natur und Geist postulierten Wahrend die Natur fur Fichte vollig in der wissenschaftlichen Naturerkenntnis aufging war es das Anliegen von Hegel den schon fruh das Unbehagen an Unverbundenem an der spezialistischen Differenzierung des Wissens befallt 144 die mechanizistische Vorstellung des Zusammenstosses und wirkens isolierter Einzeldinge zu uberwinden in Richtung der inneren Beziehungen und der Lebendigkeit der Natur Krafte seien der Natur nicht von aussen eingepflanzt sondern machten in Wahrheit das Wesen der Materie aus 145 der auch Vernunft innewohne Die Naturwissenschaft erfasse nur die quantitativen Veranderungen von Zustanden sie musse auch qualitative Veranderungen uber das Chemische bis hin zum Organischen abbilden fur das die Gesetze der Mechanik jedoch nicht mehr gelten 146 Gegenstand der Naturwissenschaften seien nicht Dinge und ihre Eigenschaften sondern ihre Verhaltensweisen ihr Werden und ihre Veranderungen 147 Indem er die Bewegung und nicht die Dinge zum Gegenstand macht reflektiert Hegel die epistemologische Verfasstheit der Naturwissenschaft in angemessener Weise Allerdings bindet er die Existenz von Naturgesetzen an das Mechanische weist ihre Existenz im Organischen zuruck und ist damit sowohl skeptisch gegenuber den Spekulationen und Analogien der Romantiker 148 als auch gegenuber Newtons unubersichtlichen Annahmen uber die vielfaltigen auf die Planeten wirkenden Krafte Newton gebrauche den Begriff Kraft wo nur mathematische Bestimmungen zu finden seien wie bei Kepler dessen Formulierung der Planetenbewegung Hegel fur eleganter halt In seiner durchaus mit Fehlern behafteten Habilitationsschrift aus dem Jahr 1801 uber die rein geometrisch formulierten Keplerschen Gesetze zeigt er dass sie sich weder aus den Axiomen der Geometrie herleiten lassen noch auf zeitlose unveranderliche Bahnen der Himmelskorper zuruckzufuhren sind Die dynamischen Korper haben vielmehr Bewegungsmuster die abhangig von ihren Massen und ihrer geschichtlichen Entwicklung gelten Betrachtet man einen Grenzzustand ohne Masse den materielosten Zustand der absoluten Indifferenz so ist keine Herleitung der Bewegung aus anderen Kategorien mehr moglich auch nicht aus der von Newton postulierten Gravitation oder Zentrifugalkraften Was nach Ansicht von Thomas Posch von Hegels Polemik gegen Newton gultig bleibt ist die darin zum Ausdruck gebrachte Forderung nach einer nuchternen Physik das heisst nach einer Physik die darauf verzichtet im strengen Sinne kausale Erklarungen der naturlichen Bewegungen geben zu wollen 149 Die Verwendung des Kraftbegriffs erklare nicht mehr als Keplers phanomenologische Beschreibung die in diesem Sinne nuchterner und voraussetzungsloser sei als der meist als hoherwertig betrachtete Versuch einer kausalen Erklarung Hegel setzt dem Newtonschen Ansatz die modern gesprochen Forderung nach einer sparsamereren Theorie entgegen so wie sie das Kopernikanische gegenuber dem Ptolomaischen Himmelsmodell auszeichnete Zugleich kritisiert er aber die Vorstellung man konne durch Weglassen aller naheren Bestimmungen also durch radikale Abstraktion quasi durch Weglassen oder Vergessen reine Begriffe wie den Newtonschen Begriff des bewegungslosen Raumes gewinnen Das Sein kann ohne das Nichts und beide konnen ohne das Werden nicht gedacht werden eine Absage an christliche Schopfungstheorien ebenso wie an die pantheistische Vorstellung eines ewigen und unveranderlichen Kosmos Schelling unternahm einen fur die Romantik typischen und einflussreichen Versuch eines Bruckenschlags zwischen Naturphilosophie und Wissenschaft der auf vormechanistische Konzepte zuruckgriff heute jedoch modern anmutet Er konstatierte dass die empirische Naturwissenschaft in Bereiche eindrang die vorher der Philosophie vorbehalten waren So erkannte er dass das Tier auch der hoheren Klasse in der Verschiedenheit seiner Organe noch die Andeutungen oder Reminiszenzen der Stufen enthalt uber welche der gesamte organische Naturprozess emporgestiegen ist 150 Damit war er einer Theorie der Selbstorganisation auf der Spur Fur ihn war Natur das unendlich Werdende nie Abgeschlossene war unendliche Produktivitat die von Expansions und Attraktionskraft beherrscht wird welche ihr die Form verleihen Wo immer Materie auftritt ist sie in sich bewegt wohin die Gravitation reicht ist Raum und wohin das Licht reicht ist Zeit Alle chemischen magnetischen und elektrischen Krafte hangen zusammen 151 Der Begriff des in seiner Individualitat unverwechselbaren wachsenden Organismus wurde fur Schelling allerdings zur Universalmetapher mit der er auch staatliche Einrichtungen und gesellschaftliche Phanomene erklarte Derartige Erklarungen wie sie unter deutschen Romantikern wie Adam Muller beliebt waren richteten sich gegen den Liberalismus das Vernunftrecht und die Annahme eines Gesellschaftsvertrages 152 Damit war zwar die Projektion des Maschinenmodells auf die Natur endgultig uberwunden umgekehrt projizierte man nunmehr das Modell des naturlichen Organismus auf Staat und Gesellschaft nbsp Der junge Berzelius im Labor vor 1848 Zur Erklarung der letztlich unbegriffenen organischen Vorgange war man auf die Entdeckung neuer Faktoren angewiesen die zum Wirken mechanischer Krafte hinzutraten und nicht aus diesen ableitbar waren sondern sie steuerten Zunachst musste man sich dazu alchemistischer und physiologischer Konzepte wie z B dessen von Georg Ernst Stahl bedienen der schon an der Schwelle des 18 Jahrhunderts mechanistische Naturtheorien in Frage gestellt hatte Wahrend die Aufklarung versuchte die Formen in der Natur zu entdecken um diese zu erklaren gaben die Romantiker der Natur die Formen die dem Menschen zugemutet werden konnen oder ihm angemessen sind So wurde vor allem die Vorstellung der Lebenskraft die von der Fruhzeit der Organischen Chemie bis hin zu Jons Jakob Berzelius popular war als unspezifischer Platzhalterbegriff fur alle physiologischen Vorgange genutzt Begunstigt wurden die vitalistischen Naturkonzeptionen durch Franz Anton Mesmers Entdeckung der animalischen Elektrizitat und Alessandro Voltas Experimente mit Froschschenkeln Auch Hans Christian Orsted der Entdecker des Elektromagnetismus war vom romantisch antimechanistischen Denken gepragt Ein von romantischen Literaten besondere beachtetes Problem stellte das Versagen der mechanistischen Naturtheorien bei der Erklarung von Erscheinungen aus dem Nachtgebiet der Natur 153 wie Hypnose Somnambulismus Ekstase oder Wahn dar der dem schon von Kant als Scharlatanerie abgetanen Mesmerismus zeitweise Auftrieb verlieh Doch gewannen esoterische Ideen selbst unter den naturwissenschaftlich Gebildeten an Bedeutung So war Franz von Baader Bergbauingenieur und Industriepionier ein wichtiger Vertreter der Theosophie Der von Schelling beeinflusste Samuel Taylor Coleridge formulierte die alte Frage Was ist Leben um in die radikalere rhetorische Frage Was gibt es was nicht Leben ist Seine Ideenwelt die er nicht primar durch Spekulation sondern durch Beobachtung der neu entdeckten Phanomene und durch Analogie entwickelt hatte schloss Konzepte wie das des Lebens als Prozess und Funktion und das der Evolution ein Das organische Modell wurde auch von den Geisteswissenschaften genutzt so z B von Wilhelm von Humboldt in seinen Betrachtungen zur Entwicklung der Sprachen 154 Von der Romantik die der Transparenz der Aufklarung das Geheimnisvolle der Welt gegenuberstellte wurde die Idee der Selbsterschaffung des Lebens in eine phantastisch damonische Parallelwelt versetzt sie fand Einzug in die englische und vor allem in die deutsche Literatur wie z B ins Werk von Novalis oder E T A Hoffmann Der Magnetiseur Der Sandmann 155 Da sich noch Anfang des 19 Jahrhunderts Lebensvorgange zwar beschreiben aber nicht physikalisch erklaren liessen bildete sich ein Feld der Vital Wissenschaften heraus die sich methodisch von der Physik absetzten Zu deren Wegbereitern gehorten der britische Chirurg John Hunter und der deutsche Anatom Johann Friedrich Blumenbach Jean Baptiste Lamarck Gottfried Reinhold Treviranus und andere benutzten um 1800 erstmals den Begriff der Biologie 156 Erst die paradoxerweise durch das romantische Denken angeregte Entwicklung der Elektrochemie 157 schuf eine systematische Verbindung zwischen Chemie Physik und Mathematik und bewies damit dass sich auch chemische Reaktionen berechnen liessen Mit den Arbeiten Humphry Davys selbst ein Romantiker und Michael Faradays wurde der Vitalismus fur die Wissenschaft zunehmend entbehrlich 158 Es war vor allem Hegel der sich angesichts der Herausforderungen vor denen die Wissenschaften standen weigert die Position Schelling und der Romantiker zu ubernehmen dass das Ganze nur auf dem Wege der Anschauung oder durch Intuition erfasst werden konne Im Rahmen seiner Dreiteilung der philosophischen Wissenschaften in die Bereiche Logik Natur und Geist entwickelt er einen Logikbegriff der ebenso wie Kants Philosophie die Wende von der empirischen Naturbeobachtung einerseits und der bewundernden Anschauung andererseits hin zur Analyse der Beziehung zwischen Beobachter und Natur vollzieht Insofern ergeben sich Parallelen zu dem was Luciano Floridi spater die Philosophie der Information nennen wird der er eine wichtige Rolle als einer ontologisch selbststandigen Infosphare im Netzwerk von Mensch und kunstlicher Intelligenz zuweist 159 Humboldtian Science Bearbeiten Alexander von Humboldt teilte die Vorstellungen des Vitalismus in seinem Fruhwerk Doch bereits 1797 widerrief er die These von der Lebenskraft und fuhrte die physiologischen Prozesse auf beim damaligen Kenntnisstand noch nicht von Gesetzen herleitbare weil zu komplexe physikalisch chemische Wechselwirkungen in den Organismen zuruck Diese liessen sich im Gegensatz zur anorganischen Natur nicht einfach teilen ohne zu zerfallen ihre Glieder mussten also sowohl Zweck als auch Mittel fureinander sein 160 Die Erforschung der Lebenskraft entziehe sich der empirischen Uberprufbarkeit durch die Einzelwissenschaften die Erkenntnissuche werde durch diese eher blockiert 161 Viele komplexe Phanomene liessen sich weiterhin nur durch die Deskription zusammenfassen Zwar hatten Seefahrer und Forschungsreisende bereits fruher sorgfaltige Landschaftsbeschreibungen angefertigt doch der Begriff der Landschaft wurde seit dem spaten 18 und fruhen 19 Jahrhundert im deutschen Sprachraum als spezielle Bezeichnung fur Strukturierungs und Durchdringungsphanomene der vielfaltigen naturlichen aber auch kulturellen Krafte virulent Landschaft wurde damit zum Gegenstand sowohl wissenschaftlicher als auch asthetischer Betrachtung sie erhielt einen asthetischen Wert als ein anschaulich ganzheitliches Ensemble von physisch materiellen Gegenstanden die alle mit gesellschaftlich historisch kulturellem Sinn aufgeladen waren 162 und moralische Empfindungen hervorrufen konnten 163 Nur wer die Natur bewundere konne sie verstehen so Humphry Davy nbsp Humboldts Darstellung der Vegetationszonen am Chimborazo 1807 Ein komplexes Verstandnis der die Natur gestaltenden in einem Fliessgleichgewicht befindlichen mechanischen vulkanischen hydraulischen chemischen und biologischen Krafte aber auch irreversiblen Prozessen pragte das umfangreiche Werk Humboldts das in dem Buch Kosmos Entwurf einer physischen Weltbeschreibung seinen Abschluss fand 164 Hierin unternahm er den einem breiteren Publikum zuganglichen Versuch einer synthetisch holistischen Erklarung also nicht nur Beschreibung und Benennung der Strukturen der organischen und anorganischen Welt und des Kosmos Sowohl in der anorganischen als auch in der organischen Welt waren dieselben Grundstoffe vorhanden und wirkten dieselben Krafte Dieser Ansatz liess sich nicht in ein disziplinares Korsett pressen Der Forscher arbeitet nicht im Labor sondern er ist Wissenschaftsreisender dazu benotigt er Beobachtungsgabe und Kreativitat Humboldt nimmt dabei eine vermittelnde Position zwischen Aufklarung und Romantik ein Einerseits ordnet und vermisst er Naturphanomene mit grosser Prazision andererseits uberwindet er die Linneschen Taxonomien und orientiert sich am holistischen Wahrnehmungsprogramm der Romantik Er beschreibt Natur als Landschaft fokussiert dabei das Exotische und nutzt narrative Darstellungsmittel Den Zweck seiner Forschung sah er darin das Zusammen und Ineinanderweben aller Naturkrafte zu entdecken welches er nicht als harmonisches Gleichgewicht sondern als Kampf dieser Krafte und aller Lebewesen interpretierte 165 Das wird am Beispiel seines Tableau physique des Andes deutlich Humboldt versuchte damit den gesamten wissenschaftlichen Ertrag seiner Reise durch die Anden in einem einzigen Schaubild zu fassen Seine Besteigung des Chimborazo zeigte ihm dass der Aufstieg einer Reise durch die Vegetations und Klimazonen vom Aquator zum Pol gleichkam Durch die Erfassung der Wechselwirkungen zwischen Faktoren wie Hohe uber dem Meeresspiegel Klima und Vegetation sowie zwischen verschiedenen Pflanzengruppen untereinander kam er zu einem Verstandnis der Einheitlichkeit der Natur jenseits der die Arten isolierenden Klassifikationssysteme der Aufklarung wenn auch fur ihn kein Gesetz ohne lokale Ausnahmen galt 166 Damit begrundete Humboldt ein Paradigma das von der amerikanischen Wissenschaftshistorikerin Susan Faye Cannon als Humboldtian Science 167 bezeichnet wurde und das wegweisend fur die moderne Okosystemforschung wurde Auch Darwin kannte und schatzte Humboldts Arbeiten uber Lateinamerika die zeigten dass sich die Erdoberflache in dauernder Umgestaltung befindet Hatten sich die Gelehrten des spaten 18 Jahrhunderts weitgehend mit Klassifikationen begnugt und dachten wenn sie uberhaupt den Gedanken einer Entwicklung der Natur akzeptierten hauptsachlich an katastrophische Einschnitte so sah der Geologe Charles Lyell die Gestaltung der Erdkruste als Werk kontinuierlich wirkender Krafte an Er sammelte unwiderlegbare Argumente gegen die im 18 Jahrhundert vorherrschende Katastrophen Kataklysmen Theorie und kann mit seinem Kontinuitatsgesetz als Wegbereiter des evolutionaren Denkens gelten In gewisser Hinsicht begrundet wurde es von Jean Baptiste de Lamarck der aus dem Vergleich rezenter und fossiler Formen folgerte dass sich Arten standig wandeln weil sie sich an eine veranderliche Umwelt anpassen mussen Heutige Arten gingen fur Lamarck auf einfacher gebaute Vorfahren zuruck Tragendes Element der Evolutionsprozesse war fur Lamarck die Vererbung erworbener Eigenschaften Die sich haufenden Knochenfunde vorzeitlicher Tiere und die Entdeckung fossiler Pflanzen zeugten vom Aussterben ganzer Arten und forderten die Entwicklung der Palaobiologie wie dir Verbreitung des Entwicklungsgedankens Wegweisend fur die Palaobotanik wurde Kaspar Maria Graf Sternberg mit seiner Darstellung der vorzeitlichen Flora 168 Auch der Zoologe Etienne Geoffroy Saint Hilaire trug im Pariser Akademiestreit 1830 32 gewichtige Einwande gegen die Katastrophentheorie Georges Cuviers vor Fur ihn gab es im Reich der Zoologie keine Sprunge er postulierte einen einheitlichen Bauplan fur alle Tiere und eine kontinuierliche Entwicklung von fossilen zu rezenten Arten die allerdings in der Gegenwart zum Abschluss gelangt sei nbsp Gelandeeinschnitt der London and Birmingham Railway 1838 bei Blisworth NorthamptonshireDoch bereits seit dem ersten Drittel des 19 Jahrhunderts setzte sich eine pessimistischere Naturauffassung durch Dem Begriff der Natur wurde der einer autonomen Kultur von lateinisch cultura Ackerbau seit Cicero immer nur durch Genitivattribution erganzt wie zu cultura animi Viehzucht entgegengesetzt Die Trennung dieser von Menschen gemachten Symbolwelt von der vorgefundenen Welt die sie nicht nur kultiviert also verbessert und erganzt sondern vollstandig uberformt reflektiert den Prozess der Umgestaltung der Welt durch die beginnende Industrialisierung So wurde auch die Landschaft entromantisiert und auf ein disziplinares Beobachtungsfeld reduziert auf dem man den Einfluss des Wirkens der oft gewalttatigen Elementarkrafte nur noch ablesen konnte wahrend die Spuren des menschlichen Wirkens zunachst vor allem des Stadte und Eisenbahnbaus immer sichtbarer wurden Seit 1840 verschwand die romantische Idee einer prokreativen Naturtheorie Die disziplinaren Grenzen verfestigten sich und die holistische Naturbetrachtung wurde im Zuge des Aufschwungs der Laborwissenschaften durch den Positivismus Auguste Comtes verdrangt 169 Doch wurden in der Folge immer wieder Gegenstromungen gegen die Vereinnahmungstendenzen der Natur im Zuge ihrer industriellen Nutzung laut bis hin zur Okologiebewegung des 20 Jahrhunderts Naturtheorien im Zeitalter der industriellen Verwertung der Natur BearbeitenVon etwa 1840 bis um 1890 war die Entwicklung der Naturwissenschaften durch eine starkere disziplinare Trennung die Verdrangung von asthetischen Aspekten durch die Nutzenperspektive und die positivistische Bewegung gepragt Die philosophische Idee des Ganzen der Natur wie sie fur die Romantik charakteristisch war wurde ebenso wie der spontan realistische Materiebegriff abgelost durch das positivistische Konzept eines einzig moglichen Weges der graduellen und kumulativen Annaherung an ein vollstandiges System von Erkenntnissen uber die Natur Zwar hatte schon Kant metaphysische Naturerklarungen fur unzulassige Uberschreitungen der Erfahrungswelt gehalten doch radikalisiert der Positivismus fur den die Welt der Erscheinungen das einzig Wirkliche darstellt den Kampf gegen die Metaphysik und die Transzendentalphilosophie davon ausgehend dass man uber die Dinge an sich eigentlich nichts sagen kann So wurde z B der substanzialistische Materiebegriff als metaphysisch kritisiert und eine rein operationale Definition fur das Masse Phanomen vorgeschlagen so durch Wageverfahren durch das Verhaltnis von Kraft und Beschleunigung oder durch Beschleunigungsverhalten bei Kollision oder gegenseitiger Anziehung von Korpern 170 Die Einheit der Wissenschaften so Auguste Comte sei nicht in der Wirklichkeit zu finden sie liege in den Methoden begrundet 171 Durch den Professionalisierungsprozess der Wissenschaften und insbesondere durch die Evolutionstheorie wurde schliesslich auch die Koexistenz von Theologie und Wissenschaft unmoglich die nach Abschwachung des kirchlichen Drucks auf die Wissenschaften bis in die Zeit der Aufklarung bestanden hatte Man musste nun klar Stellung beziehen und zwar durch wechselseitige Abgrenzung Die Theologie hatte endgultig zu akzeptieren dass sie sich nicht mehr auf Aussagen der Bibel zu Kosmogonie und Anthropogonie berufen konnte Okonomische Theorien Bearbeiten Explizit und implizit wurden Naturtheorien seit dem 18 Jahrhundert auch von der klassischen Okonomie formuliert Die Physiokraten gingen davon aus dass nur die Natur bzw die Erde ein Sozialprodukt hervorbringt Naturwertlehre Jedoch erkannten sie dass dieses durch eine systematische Bewirtschaftung vermehrt werden kann Ihre Theorie von der sorgsam zu kultivierenden Natur richtete sich gegen die feudale Abschopfungswirtschaft 172 Adam Smith unterstellte im Rahmen einer umfassenden allerdings theologisch fundierten Ordnungsvermutung dass eine grundsatzliche Harmonie zwischen Bevolkerungswachstum und Nahrungsgrundlage existieren musse Fur Malthus hingegen stellte die Natur dem gesellschaftlichen Fortschritt in Gestalt einer objektiven Ressourcenschranke ein unuberwindbares Hindernis entgegen 173 Marx und Engels waren vor allem an der Frage interessiert durch welche Prozesse sich der Mensch aus seinem naturlichen Umfeld herauslost Dieses geschehe nicht durch das Bewusstsein sondern durch Arbeit indem der Mensch anfange seine Lebensmittel zu produzieren 174 Dass eine Naturtheorie von Marx nicht entwickelt wurde hangt wohl damit zusammen dass er die Reproduktionsfahigkeit der Natur fur unbegrenzt hielt In der marxistischen Theorietradition wurde jedoch die Marxsche Arbeitswertlehre als Bindeglied zwischen Natur und Kulturtheorie weiterentwickelt 175 Auch Leon Walras betrachtete die Natur als prinzipiell unerschopfliche Ressource die nicht vollig zerstort werden konne Er pragte den Begriff des Naturkapitals capital naturel wobei er zwischen dem Bestand an Naturkapital der jahrlich neue Produkte erzeugt und dem jahrlichen Verbrauch unterschied 176 Erst etwa 100 Jahre spater wurde dieser wegweisende Begriff von Ernst Friedrich Schumacher Small is beautiful 1973 wieder aufgegriffen Im 20 Jahrhundert wurden dann in umgekehrter Richtung grundlegende Elemente und Begriffe von Naturtheorien in die Sozial und Wirtschaftswissenschaften exportiert wenn auch oft nur per Analogie Metapher oder Projektion bis hin zum Wachstumsbegriff und zur Evolutionsokonomik Die Autonomie der Laborwissenschaften und die Idee des Ganzen der Natur Bearbeiten Die alltagliche Anschauung erwies sich oft als wichtiges Korrektiv der Theorie aber immer ofter fuhrte sie in die Irre sie verlor allmahlich ihre Bedeutung gegenuber dem Experiment und der Induktion Diese wurde zum leitenden Prinzip der naturwissenschaftlichen Erkenntnis wenngleich zu einem rein methodologischen Zunachst war man damit in der Medizin und Physiologie besonders erfolgreich weil hier keine umfangreichen Experimente notwendig und durchfuhrbar waren und bahnbrechenden Forschungsergebnisse so die von Ignaz Semmelweis zu Infektionswegen im Krankenhaus allein durch systematische Beobachtung naheliegender Zusammenhange gewonnen werden konnten Die experimentelle Arbeitsweise vieler Physiker wurde zunachst durch die von der Romantik beeinflusste Idee der Wirkung immaterieller Krafte gepragt Diese Idee sicherte Erkenntnisgewinn obwohl die Laborwissenschaften uberwiegend naiv mit der spekulativen naturromantisch bepragten Begrifflichkeit umgingen Im Lauf der Zeit neigte sich der Schwerpunkt der Versuche zur Integration von einzelwissenschaftlichen Befunden in das Verstandnis der Natur als ein Ganzes immer mehr zur empirischen Seite hin Eine Theorie die beschreibt wie Warme fliesst und Arbeit verrichtet wird wurde erforderlich wenn die Dampfmaschinen so effizient wie moglich gemacht werden sollten Letztendlich wurde die Thermodynamik zu einer der zentralen Saulen der modernen Physik Carnot kam aufgrund eingehender Analysen der Dampfmaschine zu dem Schluss dass uberall dort wo ein Temperaturunterschied existiert bewegte Kraft erzeugt werden kann da Warme stets bestrebt ist von einem heissen in einen kalten Zustand uberzugehen Empirische Analysen waren auch Grundlage fur Robert Mayers Entdeckung des mechanischen Warmeaquivalents der Fall Mayer liess sich von einer Analogie zwischen der Kraft vis fallender Korper aufgrund der Gravitation und der Entstehung von Warme bei der Kompression von Gasen leiten Mit der Entdeckung der Moglichkeit der Uberfuhrung quantitativ bestimmbarer Krafte von einem Zustand in einen anderen wurde er zum Wegbereiter der Thermodynamik Joule kam ausschliesslich durch Experimentieren mit Elektromotoren zu den gleichen Schlussfolgerungen Helmholtz schliesslich versuchte den Energieerhaltungssatz durch Schlussfolgerungen aus der Newtonschen Mechanik herzuleiten Gemeinsam war den drei Forschern damals bereits die Moglichkeit die praktische industrielle Nutzung der Dampfkraft zu studieren Die Einsicht in die Grenzen der energetischen Optimierung dieser Technik fuhrte zu der Einsicht dass kein System vollstandig abgeschlossen werden kann dass das Entropiegesetz also fur alle Systeme gilt nbsp Helmholtz Apparat zur kunstlichen Erzeugung der Vokalklange erbaut 1865 von Rudolph KoenigEine Zeit lang schien es so als konne eine einheitliche Theorie aller Naturphanomene auch der biologischen auf Grundlage von Warme und mechanischer Energie begrundet und auf so atomtheoretische Annahmen verzichtet werden Anderen Wissenschaftlern galt die elektrische Interaktion von Teilchen als Erklarungsursache fur die meisten Krafte wie Reibung Viskositat oder Elastizitat Maxwells kinetische Warmetheorie gab den Vertretern eines Atomismus erneuten Aufschwung und fuhrte zu verscharften Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Paradigmen wobei deren potenzielle Nutzanwendung immer wichtiger erschien und spekulativen empirisch nicht uberprufbaren Theorien eine Absage erteilt wurde 177 So zogerte anfangs selbst Maxwell sich auf die spekulative Atomtheorie einzulassen die er schliesslich akzeptierte weil die Vorstellung dass Gase aus elastischen Kugelchen bestehen mit vielen Phanomenen der Makrowelt in Einklang zu bringen waren Eine wichtige Rolle fur den Erkenntnisfortschritt kam seit den 1830er und 1840er Jahren der Physiologie zu Diese half nicht nur mechanistische Erklarungen zu uberwinden sie forderte auch die Einsicht dass die Struktur der Wahrnehmung und des Wissens durch die physisch anatomische Struktur des Korpers mit bedingt war Zu diesen Erkenntnissen gehorten Helmholtz Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit Gustav Fechners Entdeckung der funktionalen Beziehungen zwischen Reiz und Empfinden und vor allem Johannes Mullers Lehre von der Spezialisierung des menschlichen Nervenapparats und der Arbitraritat zwischen Art des Reizes und Art der Empfindung So konnte er zeigen dass Lichtempfindungen durch Stoss Drogen Elektrizitat und andere Reize hervorgerufen werden konnen Damit wurde die Unterscheidung zwischen ausserer und innerer Wahrnehmung problematisch der menschliche Nervenapparat war kein schwarzer Kasten analog einer Camera obscura der die Reize passiv registrierte sondern ein aktiver Mechanismus der die Wahrnehmung strukturieren und verfalschen konnte Diese Verzerrungen oder besser aktive Umwandlungen von Sinnesreizen waren von der Forschung also kunftig in Rechnung zu stellen Moglicherweise waren die Aussagen von Karl Marx uber die Spezialisierung der menschlichen Fahigkeiten in seinen Schriften aus dem Jahr 1844 178 durch Lekture Mullers angeregt Besonders von der Physiologie die sich mit den Regulationsprozessen im Inneren von Zellen und Organismen beschaftigte gingen wichtige Impulse zur Uberwindung der materialistisch mechanistischen Theorien aus nbsp Wilhelm Wundts Experimentalforschungsteam um 1880 So forderte auch ein hochspezialisierter Experimentalpsychologe wie Wilhelm Wundt noch um 1860 eine allgemeine Wissenschaft zu dem Zweck die durch die Einzelwissenschaften vermittelten Erkenntnisse zu einem widerspruchslosen System zu vereinigen 179 Diese Rolle war einer Metaphysik zugedacht die die Ergebnisse der positivistischen Einzelwissenschaften zusammenfassen sollte Die Einheit lag nach Wundt nicht in der vielfaltigen Natur selbst sondern wurde erst durch das aktive und schopferische Bewusstsein des Menschen durch seinen Willen und seine Zwecksetzungen hergestellt ein Ruckgriff auf Kant Auch der Physiologe Emil Heinrich Du Bois Reymond wandelte sich von einem Anhanger zu einem Kritiker des Herrschaftsanspruchs des mechanischen Weltbildes Seine Rede Uber die Grenzen des Naturerkennens von 1872 erregte grosstes Aufsehen und wurde zu einer Art wissenschaftlichem Manifest Die Zeit verlangte angesichts des scheinbar zusammenhanglosen Nebeneinander der natur grosse Synthesen Nicht mehr experimentelle Methoden wurden gefordert sondern die Kraft des intellektuellen Verstehens Doch blieb die Reichweite generalisierender Ansatze wie der Theorien der Selbstregulation oder Gleichgewichts offener dynamischer Systeme auf der Basis der Arbeiten von Claude Bernards begrenzt bis sie im 20 Jahrhundert von Kybernetik und Systemtheorie wieder aufgegriffen wurden Die antifundamentalistische Wende Der Beginn des Konventionalismus Bearbeiten Nikolai Dellingshausen setzte zwar mit seinen Betrachtungen uber die Beziehung von Bewegung und Warme als Elementen der Naturtheorie dem Versuche einer spekulativen Physik 180 die induktive Methode entgegen die die Deduktion von Naturerscheinungen aus philosophischen Annahmen durch die Verallgemeinerung von beobachteten Erscheinungen auf allgemeine Gesetze ersetzen sollte Er selbst blieb jedoch der spekulativen Athertheorie verhaftet indem er die chemischen Elemente als Vibrationsatome d h als stehende Wellen in den Schwingungen eines Weltathers erklarte 181 Hingegen erwies sich Lorentz Versuch die Ausbreitung des Lichts analog dem Verhalten von Wasser und Schallwellen in einem Medium zu erklaren als Endpunkt der Athertheorien Seine Trennung zwischen der bewegten Materie und einem vollig unbewegten freilich nicht mehr mechanischen sondern elektromagnetischen Ather griff das Konzept des absoluten Raumes von Newton auf auch wenn er selbst nicht mehr von der realen Existenz des Athers uberzeugt war sondern diesen nur noch fur eine nutzliche Annahme hielt Damit war Lorentz neben Henri Poincare einer der ersten Vertreter des Konventionalismus wonach Beobachtungstatsachen durch beliebige Konstruktionen Theorien oder Paradigmen in eine rationale Ordnung gebracht d h erklart werden konne Dabei konnen verschiedene Theorien gleichwertig sein sie konnen sich sogar widersprechen man muss nur eine Entscheidung zugunsten einer der Theorien treffen Die Konventionalisten forderten dass man sich von der fruchtlosen Uberarbeitung alter Ideen zu trennen habe wenn man neue Erkenntnisse auf experimentelle Weise gewinnen wolle Zugleich war fur sie die Frage nach der wahren Theorie obsolet es handelt sich bei der Auswahl einer Theorie immer auch um ihre Zweckmassigkeit Einfachheit oder gar der Asthetik Pierre Duhem radikalisierte diese Position noch in seiner instrumentalistischen Interpretation von Theorien die fur ihn reine Werkzeuge analog Laborapparaten waren Eine weitere Radikalisierung erfuhr der Konventionalismus spater durch den Operationalismus Percy Williams Bridgmans der wissenschaftliche Begriffe auf Messvorschriften reduzierte und durch den Operativismus Hugo Dinglers 182 Alle Spielarten des Konventionalismus implizieren letztendlich dass ihre Kerne nicht empirisch falsifiziert werden konnen Der Evolutionsgedanke Bearbeiten nbsp Ernst Haeckel Stammbaum des Menschen 1874 Was den Physiologen wie Mayer Du Bois Reymond und anderen Anhangern der Idee einer ganzheitlichen sich selbst schaffenden und regenerierenden Natur versagt blieb gelang Darwin Schneller als etwa der erste Hauptsatz der Thermodynamik wurde sein Werk breit rezipiert Es beruhte auf einer Synthese zwischen einem vorwiegend theoriegeleiteten deduktiven Vorgehen und einem auf morphologischen Vergleichen von Vogeln den beruhmten Darwinfinken Tierskeletten usw beruhenden induktiven Forschungsprozess und brachte und eine entscheidende Wende im Naturverstandnis mit sich Darwins Konzept der sog naturlichen Selektion grundete vor allem auf dem Populationsbegriff von Malthus und dem okonomischen Konkurrenzmodell 183 die Einsicht in die Variation hatte er durch empirische Anschauung auf seiner Reise mit der Beagle gewonnen und die funktionalistisch teleologische vom Gedanken der Anpassung und Hoherentwicklung gepragte Sicht auf die einzelnen Elemente des Korpers schloss an die Theorie Lamarcks an Ausserdem flossen theologische Ideen eines unorthodoxen Deismus in Darwins Werk ein wenn er uber das Verhaltnis von gestaltetem Design und Zufall der Details spekulierte Seine Ansichten uber das Tempo der Evolution waren sicherlich auch gepragt von der Erkenntnis uber die langen Zeitraume der geologischen Transformation und durch die viktorianischen Ansichten uber die angemessene Geschwindigkeit von Innovationen was ihn daran hinderte auch nur die Idee einer experimentellen Uberprufung seiner Theorien mit Hilfe sich schnell vermehrender Organismus zu formulieren 184 Die Kerngedanken der Darwinschen Evolutionstheorie erwiesen sich jedoch als uberaus fruchtbar und verbreiteten sich bald uber die disziplinaren Grenzen der Biologie und Naturwissenschaften hinaus Spatestens mit Darwin setzte sich die Annahme einer immanent zweckfreien aber verwertbaren Natur ebenso durch wie die Eliminierung des Begriffs der Notwendigkeit durch eine regularistische Perspektive die an die Stelle nezessitaristischer Gesetze und mechanischer Prinzipien trat Doch lebte die zweckbezogene Betrachtungsweise als wichtiges heuristisches Instrument insbesondere in den Biowissenschaften fort 185 Von Ernst Haeckel wurden sie in seiner Anthropogenie auf die menschliche Ontogenese ubertragen und mit okonomisch effizienzbezogenen Motiven und Begriffen kombiniert Naturhaushalt Ressourcenkonkurrenz Doch fuhrten die zahlreichen Popularisierungen der Theorie durch Haeckel und den Sozialdarwinismus zu katastrophalen deterministischen und bewertenden Fehldeutungen Kampf ums Dasein Ihre Ubertragung auf ganze Gesellschaften soziale Normen kulturelle und religiose Phanomene verlieh deren Entwicklung den Anschein der Zwangslaufigkeit und Naturgesetzlichkeit im Sinne einer Evolution zu stets hoheren Formen So kam es zur Abwertung der primitiven Naturvolker und Naturreligionen Damit konnte auch der Kulturkrieg gegen Naturvolker kultur und nationaldarwinistisch bis hin zum Genozid explizit legitimiert werden 186 187 Bis in die heutige Zeit wandelte die altdarwinistische Theorie mehrfach ihre Gestalt 188 Sie wurde zum Paradigma verschiedener Disziplinen von der Mikrobiologie bis zur Kosmologie ging die unterschiedlichsten Synthesen ein so etwa mit der Soziologie in Form der Soziobiologie und entwickelte sich in Kombination mit der Systemtheorie zu einer Supertheorie 189 Entmaterialisierung der Natur und das Ende des Determinismus Bearbeiten Im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts wurde die Naturphilosophie zunehmend als spekulativ stigmatisiert 190 war sie doch durch den Erkenntnisfortschritt der Einzelwissenschaften scheinbar obsolet geworden Die Forderung der positivistischen Wissenschaftler die sich um 1880 auf dem Gipfel ihres Einflusses befanden nach einer metaphysikfreien Naturwissenschaft wurde lauter Aber auch Nietzsche wandte sich gegen die Begriffs Mumien und den Agyptizismus der Philosophie und deren Ignoranz gegenuber dem Werden und Vergehen von Theorien Begriffen und gegenuber der sinnlich erfahrbaren Welt 191 Monismus und VitalismusBildeten die Welt des Lebendigen und die Welt des Materiellen seit der Neuzeit zwei gegensatzliche Kategorien der westlichen Ontologie veranderte sich die mechanistisch deterministische Deutung der Evolutionstheorie seit den 1890er Jahren unter dem Einfluss eines anthropomorphisierenden Blicks auf die Natur und einer Verlebendigungstendenz der Materie So interpretierte Erich Haeckel das Kristallwachstum analog zur belebten Natur und verlieh den Kristallen eine Seele und Verhaltensweisen die denen niederer Lebewesen entsprechen wie Paarung und Nahrungsaufnahme Der Biologe Theodor Jaensch gestand Pflanzen sogar eine Protoplasmaseele zu 192 Diese Tendenz zum Monismus und zur impressionistischen Poetisierung der Natur zu der die Forschungen uber die geheimnisvoll immaterielle Natur des Lichts sicherlich beitrugen wurde von Wilhelm Bolsche auf die Spitze getrieben der Haeckels Gedanken in seiner Schrift Vom Bazillus zum Affenmenschen 1899 popularisierte Alles was am Darwinismus abstrakt erschien wurde hier in eine poetische Bilderfolge ubersetzt 193 In Die Naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie 1887 ging Bolsche so weit eine Analogie von experimenteller Wissenschaft und Dichtung zu postulieren Auch der Dichter mische in seinen Werken menschliche Leidenschaften und Reaktionen quasi experimentell und beobachte den Erfolg In der Biologie stellte Hans Driesch dem Atomismus der Zellulartheorie der die Morphogenese der Organismen nicht hinreichend erklaren konnte seinen Neovitalismus entgegen der die Entelechie des sich entwickelnden Organismus ins Zentrum stellte Driesch leitete aus seiner Entdeckung dass ganze Organismen aus halben Eiern entstehen konnen teleologische Gestaltungskrafte ab und postulierte eine den Keimregionen innewohnende elementare Entelechie 194 Zwischen Vitalismus und Physikalismus positionierte sich Oscar Hertwig der sich gegen deterministische Vererbungstheorien wandte Impressionismus und Relativismus in den Naturwissenschaften nbsp Schlierenfotografie der Schockwellen eines Messingprojektils Ernst Mach 1888Als der Physiker und Sinnesphysiologe Ernst Mach 1895 im Jahr der Entdeckung der Rontgenstrahlen auf einen Lehrstuhl Geschichte und Theorie der induktiven Wissenschaften an die Universitat Wien berufen wurde glaubten noch grosse Teile der wissenschaftlichen Offentlichkeit an die Moglichkeit einer Vereinheitlichung der Theoriebildung unter der Fuhrung der Physik doch hauften sich die Zweifel an diesem Vorhaben Joseph John Thomsons Entdeckung des Elektrons 1897 und Ernest Rutherfords Experimente konnten mit der Auffindung elektrisch geladener Substrukturen des nun nicht mehr als unteilbar geltenden Atoms den Streit zwischen Substanz und Feldtheorien bzw Materie und Kraft nicht entscheiden Langst hatte eine Kritik am materialistischen Determinismus der Naturwissenschaften eingesetzt Sie kam vor allem aus philosophisch neukantianischer Richtung und stutzte sich dabei auf die sinnesphysiologischen Untersuchungen von Helmholtz und anderen Physiologen Der Neukantianer Friedrich Albert Lange versuchte zu zeigen dass der Materialismus nur ein Forschungsprinzip sei ein reiner Verstandesbegriff der nicht das Wesen der Dinge treffe 195 Fur Helmholtz waren wie fur Kant die Sinneswahrnehmungen Empfindungen die sowohl vom erregenden Objekt als auch vom Wahrnehmungsapparat abhangig sind sie seien kein Abbild der Wirklichkeit sondern nur Zeichen Ernst Mach ein Mitbegrunder des Empiriokritizismus und Kritiker der Newtonschen Mechanik der die Verwendung wissenschaftlicher Formeln vermied schrieb in seiner Analyse der Empfindungen 1886 dass unbefangene Uberlegung lehre dass jedes praktische und intellektuelle Bedurfnis befriedigt sei wenn man gedanklich die sinnlichen Erscheinungen nachbilden konne Naturgesetze Krafte und Atome seien nur Hilfsmittel einer solchen Abbildung alle Naturphanomene nur Abfolgen von Sinneseindrucken An die Stelle des Kausalitatsbegriffs sollten mathematische Funktionen treten 196 In gewisser Weise kann Mach der das Konzept des absoluten Raums kritisierte und vermutete dass dem Newtonschen Tragheitssatz nur begrenzte raumzeitliche Bedeutung zukomme als Vorbereiter der Relativitatstheorie gelten Der Philosoph und Soziologe Georg Simmel beschrieb als grundlegende Erkenntnis aller modernen Wissenschaften seiner Zeit die Einsicht dass es keine absoluten Qualitaten und deren Tragersubstanzen gebe Organische psychische soziale Formationen seien niemals stabil sondern in rastloser Entwicklung begriffen alle Bewegungen losten sich aber wie das Geld ins Abstrakte und Eigenschaftlose auf Quantitaten traten mithin an die Stelle von Qualitaten 197 In diesem Punkt trafen sich Natur und Geisteswissenschaften Sinnesphysiologie und impressionistische Kunst Der Glaube das die wissenschaftliche Methodik einen hinreichend verlasslichen Zugang zur Wirklichkeit gewahrt war um 1900 verloren gegangen Die objektive Welt erwies sich lediglich als ein idealer Grenzbegriff Niels Bohr das scheinbar Selbstverstandliche war ausser Kraft gesetzt und die von Kant gezogene Trennlinie zwischen dem Reich des Gewissen und dem des Ungewissen in Frage gestellt 198 Das Unberechenbare der NaturSchon Mach und Moritz Schlick hatten gefordert sich auf die methodologischen und begrifflichen Voraussetzungen von Naturforschung zu konzentrieren statt Aussagen uber die Natur selbst zu treffen oder sich einen theoretischen Begriff von ihr zu machen Dabei zielten sie auf die Eliminierung des Materiebegriffs Die Einheit der Wissenschaften sei nicht in der Substanz sondern in der Methode zu suchen Dieser Gedanke war in allgemeiner Form schon von Auguste Comte vorbereitet worden er wurde im Hinblick auf die Physik bestatigt durch die Erkenntnis der Elektrodynamik dass ein elektromagnetisches Feld nicht nur nicht aus mikroskopischen Untersystemen erklart werden kann sondern auch ohne Materie oder Tragersysteme wie dem Ather im Vakuum existiert Materie und Raum konnten also keine ontologisch unterschiedlichen Entitaten darstellen vielmehr wurde das elektromagnetische Feld zu einer neuen nicht stofflichen Entitat Auch die Kausalgesetzlichkeit war schon fur Helmholtz nur eine Hypothese deren Beweis nicht moglich sei Doch nun wurde der Kausalitatsglaube verdrangt durch Theorien die das Unberechenbare zu berucksichtigen suchten Der Begrunder der Physikalischen Chemie Wilhelm Ostwald pladierte in seinem Vortrag Die Uberwindung des wissenschaftlichen Materialismus 1895 dafur den ungeistigen Atomismus der Mechanik zu uberwinden und alle realen Phanomene auf verschiedene Formen und Quanten von Energie zuruckzufuhren Obwohl er als Chemiker den Atombegriff benutzen musste und selbst Mitglied der Atomgewichtskommission war konstatierte er dass der Nachweis dass alle die nicht mechanischen Vorgange wie die der Warme der Strahlung der Elektrizitat des Magnetismus des Chemismus tatsachlich mechanische seien in keinem einzigen Fall erbracht worden sei 199 nbsp Das elektromagnetische SpektrumNachdem sich das spate 19 Jahrhundert dazu durchgerungen hatte sich von Newtons Korpuskeltheorie zu verabschieden und den Wellencharakter des Lichts anzuerkennen entdeckte Max Planck dass der Energieubertrag zwischen Strahlung und Materie nur in Form von Quanten stattfinden kann Albert Einstein wies nach dass auch die Erklarung photoelektrischer Effekte Lichtquanten Photonen voraussetzt Kurze Zeit spater zeigte er dass die statistischen Fluktuationen der Warmestrahlung einen Welle Teilchen Dualismus voraussetzen Dennoch hielten Planck wie Einstein und viele andere Wissenschaftler ihren Widerstand gegen eine indeterministische Sicht auf die Naturphanomene aufrecht Schliesslich zeigt Louis de Broglie 1924 dass nicht nur Photonen sondern auch massenbehaftete Teilchen einen Wellencharakter tragen bzw dass die sie begleitende Welle in einem grosseren Raumbereich prasent ist Doch erschienen die stochastisch begrundeten Theorien wie z B die Quantenstatistik wesentlich weniger elegant als die Relativitatstheorie Einsteins fur den ihre innere Vollkommenheit ihre Nahe zur wirklichen Welt widerspiegelte Theorieasthetische Erwagungen wie Sparsamkeit Reduzierung der Zahl der Axiome und Symmetrie wie sie vor allem von Henri Poincare geltend gemacht wurden verloren in der Folgezeit trotz der statistischen Interpretation der Quantenphanomene keineswegs an Bedeutung Nicht nur Determinismus wurde obsolet auch die klassische Vorstellung von Kausalitat wurde durch die Entdeckung erschuttert dass Vorgange bei denen wir Ursache und Wirkung unterscheiden irreversibel sind und die Zeit eine Richtung hat 200 Und auch die relativistische Beschreibung von Ereignissen aus der Sicht zweier relativ zueinander bewegten Beobachter ist zwar insofern objektiv als jeder Beobachter durch Umrechnung ermitteln kann was der andere Beobachter wahrgenommen hat doch ist sie keine Beschreibung im Sinne der objektiven Realitat der klassischen Physik mehr So formulierte Niels Bohr 1920 mit einer Mischung aus Bewunderung und Resignation We must be clear that when it comes to atoms language can be used only as in poetry The poet too is not nearly so concerned with describing facts as with creating images and establishing mental connections Wir mussen uns daruber im Klaren sein dass wenn es um Atome geht Sprache nur wie in der Poesie verwendet werden kann Auch dem Dichter geht es weniger darum Fakten zu beschreiben als darum Bilder zu schaffen und mentale Verbindungen i S von Assoziationen Gleichnissen herzustellen 201 Die im Experiment nachgewiesene Verletzung der Bellschen Ungleichung fuhrte seit den 1960er Jahren zur endgultigen Akzeptanz der Annahme dass die Wellenfunktion nur die Wahrscheinlichkeit der Messwerte festlegt nicht aber welcher Messwert in jedem Einzelfall auftritt Damit war Einsteins Annahme einer verborgenen Variablen die eine deterministische Losung hatte retten konnen widerlegt Eine Messung liest nicht ab sondern stellt erst her was vorher nicht feststand Dadurch fand die experimentelle Physik wieder grosses Interesse bei Philosophen Der Physiker und Philosoph Abner Shimony spricht in diesem Zusammenhang von experimenteller Metaphysik Es gebe keine objektive lokale Realitat Doch Nichtvorhersagbarkeit musse nicht notwendig Indeterminismus implizieren Die Schwierigkeiten der orthodoxen Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik die die Messgerate als klassische nicht quantenmechanisch beschreibbare Gerate ansieht seien ein wesentliches Motiv fur die Entwicklung von Alternativinterpretationen die sich insbesondere auf das Messproblem konzentrierten Die methodologisch erkenntnistheoretische WendeDie methodologisch erkenntnistheoretischen und logisch sprachphilosophischen Arbeiten der Philosophen und Logiker des Wiener Kreises stellten einen weiteren Versuch dar die nautr wissenschaftliche Erkenntnis auf einer nicht fundamentalistischen Grundlage zu fundieren Sie verdeutlichten dass die sprachliche Form nicht nur ein Aspekt der wissenschaftlichen Darstellung von Forschungsergebnissen ist sondern ein konstitutives Moment des Gegenstands von Wissenschaft und zwar sowohl der Erforschung der ausseren Natur wie auch aller Hervorbringungen des Menschen Mit der physikalistische Sprachauffassung von Rudolf Carnap wonach intersubjektiv zugangliche physische Gegenstande die primaren Bezugsobjekte jeder symbolischen Begriffsbildung und metaphysische Begriffe bedeutungslos sind wurde der die Wissenschaftsgrenzen transzendierende Linguistic turn eingeleitet der den Wahrheitsbegriff als solchen in Frage stellte und die Ara der grossen Entwurfe einer Einheitswissenschaft die Natur Sozial Geistes und Formalwissenschaften umfassen sollte endgultig beendete Seine radikale Modernitat bezog dieser Versuch auf den sich freilich Nietzsches Vorwurf der Ahistorizitat beziehen lasst aus der geistigen Aufraumarbeit in der Wissenschaft die der Eliminierung von tradierten Begriffsverwendungen und anderem vermeintlichen Traditionsballast diente Darin entsprach sie einem von Neuer Sachlichkeit Bauhaus und Jugendbewegung gepragten Zeitgeist 202 Die Rationalitatskrise der Physik BearbeitenHatte schon die Erschutterung des Zeitbegriffs durch die Relativitatstheorie und die Quantenphysik in den 1920er Jahren jeweils eine Grundlagenkrise der Physik ausgelost 203 so trug das ungeklarte Verhaltnis der Relativitatstheorie Einsteins und der Quantentheorie zum Andauern der Krise bei In der Speziellen Relativitatstheorie kann man fordern dass fur Teilchen in Bewegung bei denen die Energie in der Gleichung E mc quadratisch auftritt nur positive Losungen fur c gultig sind In der Quantenmechanik gilt dies jedoch nicht Hier sind auch Losungen mit negativen Energien moglich die zunachst zu widersinnigen Ergebnissen fuhrten Etwas Ordnung in die Teilchenwelt brachte die Quantenfeldtheorie in den 1960er Jahren als man erkannte dass man Teilchen mit negativer Energie als Antiteilchen mit positiver Energie interpretieren konnte Die Symmetrie zwischen Teilchen und Antiteilchen wurde nicht nur experimentell belegt sondern erschien auch asthetisch ausgesprochen befriedigend Allerdings fuhrt diese Symmetrie in Kombination mit der Heisenbergschen Unscharferelation sofort auf das nachste grundlegende Problem Die Unscharferelation erlaubt unter anderem eine Verletzung des Energieerhaltungssatzes sofern die Dauer dieser Verletzung nur ausreichend kurz ist Daraus folgt dass jederzeit ein Teilchen und ein Antiteilchen aus dem Nichts entstehen konnen sofern sich beide innerhalb der durch die Unscharferelation vorgegebenen Zeit wieder gegenseitig vernichten 204 Mittlerweile fuhrten die jahrzehntelangen Versuche die Widerspruche von Relativitats und Quantentheorie konsistent zu interpretieren zur Entwicklung des Standardmodells der Elementarteilchenphysik das allerdings die Gravitation zwischen den Elementarteilchen nicht berucksichtigte Diese Rationalitatskrise der Naturwissenschaften durch die mehrfache Erschutterung der Grundlagen der Physik in einem Jahrhundert fuhrte u a zur Entwicklung von Thomas S Kuhns Theorie des naturwissenschaftlichen Paradigmenwechsels 205 also des Werdens und Vergehens von Theorien In Frage gestellt wurde die Annahme dass wissenschaftliche Wahrheit das Resultat eines vernunftigen Diskurses sei obwohl diese metatheoretische Verunsicherung die wissenschaftliche Praxis selbst kaum beeinflusste 206 Dabei hatte nur ein Jahr vor Veroffentlichung von Kuhns Buch Ernest Nagel 207 der Vertreter eines radikalen physikalischen Reduktionismus noch von einer stabilen Struktur und kontinuierlichen Entwicklung von Theorien und Erkenntnissen gesprochen hatte Doch nun erschien die Vision einer kumulativen menschlichen Einsicht in die Gesetze der Natur und ihrer ganzheitlichen Zusammenschau durch den zu beobachtenden standigen Wechsel von Forschungsparadigmen gescheitert zu sein Kuhn bestreitet nicht dass die Newtonsche Theorie mehr Phanomene erklaren konne als die Aristotelische und die Theorie Einsteins wiederum mehr als die Newtons doch er weist die Annahme einer linear approximativen Annaherung an die Wahrheit wie sie auch von Karl Popper postuliert wird zuruck Im Hinblick auf gewisse Aspekte seiner Theorie stehe Einstein Aristoteles naher als Newton 208 nbsp Kuhn veranschaulicht mit Hilfe einer optischen Tauschung wie dieselbe Information unterschiedlich interpretiert werden kann im Rahmen eines Enten oder Kaninchenparadigmas 209 Mit Kuhns Werk setzte sich eine Variante des Konventionalismus durch die zwischen einer Kerntheorie und einem System von sie absichernden Aussagen an ihrer Peripherie unterscheidet Letztere konnen unschwer angepasst werden wenn es die empirischen Beobachtungen als zweckmassig erscheinen lassen Dass es eine Stufenskala der Festigkeit von Theorien gibt war bereits im fruhen 20 Jahrhunderts erkannt worden So stellte Hermann Weyl fest dass Theorien verschiedene Grade der Festigkeit besassen an einigen werde mit grosser Zahigkeit als Prinzipien festgehalten man rette sie oft nur durch Ausfluchte oder komplizierte Zusatzannahmen Am ehesten werden sie durch negative Erfahrungen erschuttert womit er das spater von Karl Popper entwickelte Falsifikationsprinzip beschrieb 210 Wahl und Aufbau der Kerntheorie sind also letzten Endes eine Frage der Ubereinkunft und keine empirische Frage Selten wird eine gesamte Theorie falsifiziert Im Falle von Schwierigkeiten bei der Erklarung der Realitat oder innertheoretischen Widerspruchen wird moglichst nur die Peripherie der Theorie angepasst und ihr Kern so lange stabil gehalten wie moglich 211 Mit dieser Vorgehensweise kann recht prazise auch die Geschichte der Verteidigung des Ptolemaischen Systems gegen das heliozentrische Weltbild im Mittelalter bis zu seinem Zusammenbruch in der fruhen Neuzeit beschrieben werden Dahinter steht die Vorstellung dass auch falsche Annahmen realitatsadaquate Folgerungen nach sich ziehen und ein grosses prognostisches Potenzial haben konnen Paul Feyerabend postuliert sogar dass wissenschaftliche Durchbruche vor allem durch Verletzung der methodischen Regeln erreicht werden Diese Theoriestrange fuhren jedoch weg von einer Theorie der Natur und zuruck zur Erkenntnistheorie bzw hin zu einer Wissenschaftssoziologie So weist Paul Hoyningen Huene darauf hin dass das Prinzip der heutigen Wissenschaften darin bestehe vorhandenes Wissen systematisch zu nutzen um neues Wissen zu generieren Wissenschaftliche Arbeit sei wesentlich starker durch Systematizitat d h systematische Aufarbeitung existierender wissenschaftlicher Arbeiten gepragt als durch abstrakte methodische Regeln wie das Falsifikationsprinzip 212 Die Suche nach einer Universaltheorie Bearbeiten nbsp Teilchenbeschleuniger Zyklotron in Berkeley 1939Die Schwachen der theoretischen Modelle bis hin zu denen des Standardmodells das zum Beispiel Dunkle Materie und Dunkle Energie nicht beschreibt gaben und geben immer wieder Anlass zum Versuch der Formulierung von universalen Naturtheorien Schon Paul Diracs Hoffnung dass auf der Grundlage seiner Dirac Gleichung eine Universaltheorie entstehen konne erwies sich in den 1930er Jahren als unbegrundet Wahrend der von Erwin Schrodinger entwickelte Formalismus der Wellenmechanik dankbar aufgenommen wurde stiess dessen realistische physikalische Interpretation auf Widerstand Die von ihm initiierten zunachst erfolglosen Versuche zur Formulierung einer einheitlichen Feldtheorie die alle Materie und Kraftfelder des Universums zusammenfasst dauern bis heute an Noch Werner Heisenberg arbeitete in den 1950er Jahren erfolglos an der Etablierung einer Weltformel einer theory of everything die die vier Grundkrafte Gravitation Elektromagnetismus sowie die schwache und die starke Wechselwirkung im Atomkern zusammenfassen sollte John Ellis und andere Wissenschaftler vom CERN pragten 1978 den Begriff der Grand Unified Theory GUT einer Vereinheitlichung dieser Krafte fur die es inzwischen eine sich standig vermehrende Anzahl von Theorien gibt Weizsacker schlug im Anschluss an Kant als Losung eine sog abstrakte Quantentheorie vor die im Wesentlichen auf den Begriffen der Zeit und der logischen Ur Alternative also der binaren Entscheidung basierte wegen ihrer Abstraktheit jedoch nicht vollstandig ausformuliert werden konnte 213 214 Die binare Logik und das Phanomen der Quantenverschrankung mit entgegengesetzt reziproken Polaritaten oder Energien bilden auch die Grundlage fur moderne Versuche das Problem der Kausalitat zu verstehen 215 Meist gibt man sich heute mit abgeschwachten Varianten bzw mit einer antirealistischen Interpretation des Kausalprinzips zufrieden d h man versteht es nicht als ontologische oder gar deterministische Aussage sondern als nutzliche forschungsleitende methodologische Norm Kaum anschaulicher ist die Stringtheorie deren Vertreter seit den 1980er Jahren ebenfalls den Anspruch auf eine allumfassende Theorie der Natur erheben 216 Andere Kandidaten fur eine Vereinheitlichung von Quantenmechanik und allgemeiner Relativitatstheorie sind die Theorie der Schleifenquantengravitation und die M Theorie die ebenfalls eine Quantisierung der Raumzeit implizieren In diesem Fall mussten die Wege die die Photonen nehmen bei grossen Entfernungen unterschiedlich verlaufen Das konnte eventuell mit Teleskopen nachgewiesen werden die die Tscherenkow Strahlung messen So blieben die Fragen nach Wesen und Geltung stochastischer Regularitaten 217 in der Kosmologie biologischen Evolution oder Quantenwelt wie auch nach dem Ursprung der Naturkonstanten unbeantwortet John Moffat Joao Magueijo und Andreas Albrecht vertreten seit den 1990er Jahren die These dass die Lichtgeschwindigkeit eine dynamische Grosse sei und in der Fruhzeit des Universums wesentlich hoher als heute war Damit stellt sich die Frage ob ein Metagesetz existiert das die zeitliche Entwicklung der Naturgesetze und damit auch der Naturkonstanten vorgibt 218 nbsp Lage und Ausdehnung des ca 27 km langen Ringtunnels des Large Hadron Collider des CERN bei GenfLetztlich besteht aber auch die Hoffnung dass das Standardmodell sich als Grenzfall eines allgemeineren Modells erweist welches das Standardmodell als fur niedrige Energien oder bestimmte Grossenskalen hinreichend genaue Losung enthalt 2012 wurde am CERN das Higgs Boson aufgespurt das in seinen gemessenen Eigenschaften mit dem Standardmodell unbereinstimmt Naturerkenntnis und Artefaktproduktion BearbeitenMehr noch als der Mathematik und der Astrophysik wird der experimentellen Elementarteilchenphysik eine Schlusselrolle fur die Entwicklung eines umfassenden Modells zur Erklarung aller Wechselwirkungen der Natur zugeschrieben Seit 1912 die ersten Teilchenspuren mit Hilfe der Nebelkammer nachgewiesen wurden begann eine beispiellose Jagd auf Elementarteilchen die zur Entwicklung einer immer aufwandigeren technischen Infrastruktur Technoscience z B in Form von Teilchenbeschleunigern fuhrte Schon 1937 wurde mit dem Technetium das erste kunstliche Element hergestellt das allerdings auch in der Natur vorkommt Bis 2016 wurden weitere 25 kunstliche Elemente die Transurane produziert die so instabil sind dass sie in der Natur nicht vorkommen auch wenn es sie bei Bildung des Sonnensystems vielleicht einmal gegeben hat 219 Die Entwicklung erreichte mit dem Large Hadron Collider mit seinem 27 Kilometer langen Ringtunnel aus supraleitenden Magneten ihre bisher grosste Auspragung So kam es Ende des 20 Jahrhunderts zu einem Paradox Einerseits wurden die Bedingungen die erfullt sein mussen damit ein Phanomen als beobachtbar gilt immer weiter verscharft andererseits wurden die Grenzen der potenziell beobachtbaren Natur durch immer neue Theorien aber vor allem durch Technologien permanent ausgeweitet von kleinsten Partikeln bis zu den mittels des Hubble Weltraumteleskops beobachtbaren Grenzen des Kosmos Daraus ergibt sich nicht nur das Paradox dass immer mehr Aspekte der Natur nur mittels komplizierter Kulturtechniken beobachtbar sind Vielmehr tritt der Artefaktcharakter der mit diesen Techniken erzielten extrem kurzlebigen Befunde selbst immer deutlicher hervor Sie sind also ein Resultat menschlichen Handelns siehe auch Methodischer Kulturalismus wobei die Schwierigkeiten der Interpretation dieser Kunstprodukte wachsen Die durch Teilchenbeschleuniger produzierten verwirrend zahlreichen Materiezustande werden in der Sprache der Descarteschen Substanzmetaphysik allerdings nach wie vor reifizierend als Elementarteilchen bezeichnet Dadurch wird verschleiert dass die verschiedenen Bedeutungen all dessen was heute Teilchen genannt wird nur lose zusammenhangen 220 Es ist freilich prestigetrachtiger ein Teilchen entdeckt zu haben als einen kurzlebigen Anregungzustand der Materie zu produzieren Auch wenn das Standardmodell der Elementarteilchenphysik durch die Auffindung des Higgs Bosons bestatigt und damit die Vereinigung von elektromagnetischer und schwacher Wechselwirkung nahergeruckt schien waren seit den 1970er Jahren keine grossen Erkenntnisfortschritte hinsichtlich zahlreicher anderer Forschungsfragen zu verzeichnen Wesen der Gravitation Dunkle Materie Dunkle Energie So konzentrierte sich die experimentelle Forschung darauf mit immer energiereicheren Teilchenbeschleunigern zu prufen ob es im Bereich extrem hoher Energien Befunde gibt die nicht mit dem Standardmodell vereinbar sind In jungerer Zeit wurden einige Effekte nachgewiesen die darauf hinweisen dass es mehr Teilchen gibt als im Standardmodell beschrieben werden wie zum Beispiel die Neutrinomasse oder die Myon g 2 Kollaboration 221 Doch nicht alles was sich mathematisch formulieren liess kann heute empirisch uberpruft werden Ausserdem ist jede Vorhersage von Effekten im hohen Energiebereich von so vielen derzeit nicht uberprufbaren Zusatzannahmen abhangig dass die oft geforderte Naturlichkeit naturalness des Verhaltnisses physikalischer Konstanten zueinander die schon im Standardmodell nicht gegeben ist sich bisher nicht herstellen liess Naturalness scheint offenbar eher ein asthetisches als ein physikalisches Kriterium zu sein 222 So bleiben ubergreifende Theorien derart abstrakt und spekulativ dass sie sich nicht als System erfahrungsbasierter Aussagen uber naturliche also nicht vom Menschen gemachte Objekte interpretieren lassen nbsp Das MAGIC Teleskop I auf La Palma zur Messung der Tscherenkow Strahlung bei Nacht 2004 Daher gibt es immer mehr Kritiker der realistischen Deutung von Gesetzen die wie Ian Hacking einen Entitatenrealismus vertreten Fur ihn stellen die Teilchen keine Hypothesen mehr dar sobald man mit ihnen zielgerichtete Effekte bewirken bzw sie als Werkzeug verwenden kann Wichtiger als die Uberprufung ihres ontologischen Status sei also erfolgreiche Handhabung im Experiment 223 Die seit Heisenbergs Entdeckung der Unscharferelation infrage gestellte Trennung des Beobachters von der beobachteten Natur die durch den Beobachtungsvorgang eine Veranderung erfahrt erhalt damit eine ganz neue Dimension Angesichts des sinkenden Grenznutzens teurer experimenteller Versuchsaufbauten wird vielfach argumentiert die zu uberprufenden Hypothesen sorgfaltiger auszuwahlen und sich nicht von hochspekulativen Theorien leiten zu lassen Deren Kritiker warnen vor der Hoffnung dass durch man allein durch mehr Investitionen in die experimentelle Forschung irgendwann bei der Theoriebildung vorankommt 224 So haufen sich elpistische Theorien die die Existenz von Elementarteilchen oder anderen hypothetischen Strukturen vorhersagen welche bisher nicht gefunden wurden denen man aber eine elpistische Chance oder einen Hoffnungswert zuweist 225 Unabhangig von den Bemuhungen der theoretischen und Experimentalphysiker um Integration ihrer Befunde teils auch in kritischer Wendung gegen die kostspielige Artefaktproduktion oder gegen eine als reduktionistisch empfundene theory of everything 226 erfolgten in anderen Wissenschaftsdisziplinen immer wieder Systematisierungs und Theoretisierungsversuche die die traditionelle Wissenschaftssystematik und sogar die Abgrenzung der Natur von den Sozialwissenschaften in Frage stellten so mit der Kybernetik den evolutionstheoretisch beeinflussten aber anti darwinistischen bottom up Theorien der Selbstorganisation und Emergenz lebender und komplexer Systeme Robert B Laughlin Ludwig von Bertalanffy Gilbert Simondon Francisco Varela Per Bak der Chaostheorie der Okosystemtheorie oder der Theorie des Universums als eines zellularen Automaten mit der Fahigkeit zur Selbstreplikation 227 womit die Simulation des Urknalls und der daraus folgenden komplexen interagierenden Muster moglich ist 228 Die Systemtheorie stellte den Dualismus von Beobachter und beobachtetem Objekt von Materie und Geist sowie die atomistische Stuckelung der Welt in Frage Ahnlich wie Schelling betont Francisco Varela die eigenschopferische Potenz der Natur Doch handelt es sich bislang dabei eher um eine hoch abstrakte Beschreibungssprache Ein ganzheitlicher Begriff von Natur liess sich damit nicht wieder gewinnen Vielmehr gewannen gegen Ende des 20 Jahrhunderts Metaphern aus der Informatik zur Beschreibung und Erklarung von Naturphanomenen an Boden 229 Die Auffassung dass das Universum in Analogie zur Funktionsweise eines digitalen Computers verstanden werden kann fuhrte zur Entwicklung verschiedener Ansatze der digitalen Physik nbsp Digitale Physik und synthetische Biologie Langton Ameise mit chaotischem Wachstum und anschliessendem Bau einer AmeisenstrasseAuch die Kunstprodukte der synthetischen Biologie sind nicht nur zweckfreie Naturphanomene sondern immer auch Artefakte 230 also Ergebnisse menschlicher Intention bzw creations of the mind 231 Diese bestimmen heute den Pfad der weiteren Forschung 232 Peter Janich hat das protophysikalische Programm des methodischen Konstruktivismus in dieser Richtung weitergefuhrt um damit die Fallen des Naturalismus zu vermeiden ohne im Relativismus zu enden Fur ihn wie fur seinen Schuler Michael Weingarten grundet die Allgemeingultigkeit der Naturerkenntnis auf der Wiederholbarkeit des praktischen Handlungserfolgs mit Versuchsaufbauten Theorien sind demzufolge nur kondensierte Erfahrungen auf Grundlage von Versuchsaufbauten und der Befolgung von Experimentiervorschriften 233 Virtualisierung und Informatisierung der Realitat Ruckkehr der Metaphysik und neuer Anthropozentrismus BearbeitenCarnap und Nelson Goodman hatten die Bedeutung der Symbolsysteme fur die Deutung der Welt erkannt Daraus folgte dass sich verschiedene Beschreibungen der Welt nicht widersprechen mussen sondern eben verschiedene Welten beschreiben zwischen denen es wenig Beruhrungspunkte 234 oder so Paul Feyerabend keinerlei Brucken gebe Gegen Ende des 20 Jahrhunderts wurde nun jedoch das Verhaltnis zwischen Welt und Information thematisiert Karl Popper und John Carew Eccles hatten die Drei Welten Lehre entwickelt wonach es neben Korper Materie und Geist eine dritte Ebene namlich die der Information gebe welche nach ihrer Erzeugung in Form einer eigenen Welt verselbststandigt und potenziell zeitlos existiere also unsterblich sei Umgekehrt postuliert Willard Van Orman Quine dass alle logischen und mathematischen Wahrheiten denselben ontologischen Status haben wie Theorien uber die naturliche Umwelt des Menschen so dass wir nicht zwischen naturlichen und fiktionalen Objekten im Hinblick auf deren Realitat unterscheiden konnen Alle Theorien seien a priori Konstruktionen 235 War man seit der fruhen Aufklarung stets vom Primat der ausseren sichtbaren Welt aus gegenuber der Information ausgegangen stellt der Virtualismus von John A Wheeler dieses Verhaltnis auf den Kopf Die Information basiere nicht auf physikalischen Grundlagen sondern die sichtbare aussere Umwelt gehe aus der Unsicherheit der Quantenwelt hervor It from bit wobei diese als Information beschrieben wird Das Problem bestehe in der Beschreibung der Grenze und des Ubergangs zwischen beiden Bereichen 236 So seien die massetragenden Elementarteilchen durch informationstragende Botenteilchen Gluonen und Photonen oder durch alles durchdringende Felder und ihre Zugwirkungen verknupft Diese Informationen mussen erkannt und intelligent verwendet werden wodurch erst sinnvolle Formen und Strukturen entstehen nbsp Physikalische Simulation mit Hilfe der Physik Engine Box2d die auch fur Computerspiele genutzt wirdNimmt man dazu die Feststellung Weizsackers und anderer Quantenphysiker dass alles was sich durch Experimente auf subatomarer Ebene ereignet nur durch den Einfluss des subjektiven Bewusstsein geschieht und somit das Beobachtete von der Auswahl der Fragestellung bis zur Interpretation der Artefakte von den Zielen und der Sprache des Beobachters geformt wird 237 238 so wird deutlich dass die Quantenphysik an traditionelle metaphysische Fragestellungen anschliesst Fur Heisenberg war die Elementarteilchenphysik am ehesten mit der Philosophie Platos vergleichbar Moderne Teilchen galten ihm nur als Darstellungen von Symmetriegruppen die insofern den Korpern der platonischen Lehre gleichen 239 Fur ihn war auch die Inklusion des Bewusstseins in physikalische Modelle wie sie durch die Unscharferelation impliziert wird kein Problem mehr 240 Damit stellte er die im antiken Atomismus angelegte seit dem 17 Jahrhundert verfestigte Trennung von Materie und geistigen Prozessen infrage wie das schon Alfred North Whitehead 1925 241 getan hatte Was die Physiker fur ausdauernde Materie halten sei in Wirklichkeit eine Folge von Ereignissen 242 Der Materiebegriff lasse sich mit Hilfe der Naturwissenschaften ebenso wenig erklaren wie die evolutionare Eigenschaft der Materie ein Bewusstsein hervorzubringen durch die bekannten Regeln der Evolution zu erklaren ist Fur jede physikalische Beschreibung der Realitat bleibt das Verhaltnis von Materie und Bewusstsein ein Problem es sei denn man akzeptiert die Leibnizsche Losung nach der man sich physikalische Teilchen als mentale Wesen mit physikalischen Kraften vorstellen kann Demnach ware alles Materielle immer schon bewusst es verfugte uber ein Proto Bewusstsein 243 Ahnlich argumentiert der Heisenberg Schuler Hans Peter Durr dass die von uns beobachtbare Unscharfe der Quanten ein Ausdruck des Lebendigen sei Was wir als Materie erlebten sei deren Bewusstsein Damit deutet sich eine Renaissance intuitiv spekulativer Betrachtungsweisen der Quantenphysik an Eine Reaktion auf den Konstruktivismus stellen auch die neovitalistischen Anknupfungsversuche an die Naturlehre Schellings dar die den Physikalismus der Partikeltheorien vermeiden wollen indem sie Natur wieder als indeterminiertes generatives Kraftepotenzial begreifen welches sich der Erklarung durch menschliche Modellvorstellungen entzieht So geht Iain Hamilton Grant ein Vertreter des Spekulativen Realismus davon aus dass die Betonung der Rolle des menschlichen Bewusstseins oder der Vernunft fur das Verstandnis der anorganischen Natur durch nichts zu rechtfertigen sei Die Frage Kants welchem Zweck die organischen Abweichungen von den mechanistischen Prozessen dienen sei anthropozentrisch 244 Grant versucht die Anwendung eines Realitatsbegriffs welche der Emergenz der menschlichen Intelligenz vorausgeht auf die Natur zu retten Man konne sich eine Welt ohne Denken vorstellen das Denken konne aber nicht die gesamte Natur umfassen wenn es in der Natur und nicht neben ihr existiere Andernfalls falle man in die Tradition des transzendentalen Idealismus zuruck wonach erst das Denken die Natur hervorbringe 245 Grants Konzept fuhrt freilich zu einer neuen Metaphysik der sich selbst entfaltenden Krafte oder Beziehungen im Anschluss an Schelling Gleichzeitig verdrangte der Konstruktivismus erneut die Frage nach dem Ursprung und der Abgrenzung des Lebendigen aus bzw von der toten Materie Seit den 1970er Jahren wurden passend zur Theorie der Informationsgesellschaft die seit Darwin bzw seit Alfred Russel Wallace verwendeten Kriterien der Abgrenzung der naturlichen Lebensformen von toter Materie durch den Zweck der Reproduktion bzw die Motivation eines Lebewesens seine Existenz zu sichern und fortzusetzen zunehmend in Frage gestellt Dazu gehoren auch die verschiedenen Richard Dawkins sah in seiner Theorie des egoistischen Gens 246 die Zweckbestimmung des Lebens in der Replikation von Genen Das Individuum ist fur ihn lediglich ein Objekt das durch seine Fortpflanzung dem Bestand der in seinen Genen gespeicherten Informationsinhalten dient Damit wird das Lebendige als materieller Trager sich replizierender Informationseinheiten weiter objektiviert eine Zweckbestimmung entfallt Auch Humberto Maturana und Francisco Varela erkannten keinen Zweck des Lebens sondern postulierten dass die Interaktionen der Organismen durch ihre Struktur determiniert seien mit dem ausseren Milieu gekoppelt sind und ihre Zustande permanent verandern Dabei unterscheiden sie nicht zwischen dem Milieu und anderen Organismen Das Lebewesen ist strukturell mit seiner Umwelt gekoppelt und erzeugt durch seine Sensorik ein subjektives Bild von ihr Damit setzen sie der Ontologie des Lebendigen mit seinem Versuch einer erschopfenden Aufzahlung seiner konstitutiven Merkmale einen konstruktivistischen Ansatz entgegen wonach ein mit der Umwelt interagierendes System seine wechselnden Erscheinungsformen selbst erzeugt 247 Siehe auch Digitale Physik und SimulationshypotheseNaturtheorien in Sozialwissenschaften und Okologie BearbeitenSozialmetaphern in den Naturwissenschaften und Naturmetaphern in der Gesellschaftswissenschaft Bearbeiten Schon fur Ernst Cassirer waren die Bilder die wir uns von der physikalischen Welt machen nicht aufgrund der geforderten Ahnlichkeit mit dieser zu beurteilen ihr Wert liege vielmehr in dem was sie als Mittel der Erkenntnis leisten 248 Daher kommen Symbolen und der Semiotik eine bedeutende Rolle fur die Erfassung der Natur zu Nicht nur flossen im Lauf der Jahrhunderte immer wieder Naturmetaphern wie z B der Begriff des Organismus und des Wachstums in die Sozialtheorie ein auch umgekehrt wurden Sozialmetaphern wie z B der Begriff der sozialen Ordnung in die Natur projiziert oder die Gesellschaft wie die Natur wurden nach dem Modell von Menschen erstellter Artefakte begriffen wie im barocken Maschinen oder Uhrenmodell Dieser wechselseitige Transfer von Metaphern wurde bis ins 19 Jahrhundert nicht grundsatzlich hinterfragt Fur Aristoteles waren gute Metaphern ein Zeichen von Begabung denn gute Metaphern zu bilden bedeutet dass man Ahnlichkeiten zu erkennen vermag 249 Konstatierte Wilhelm von Humboldt noch dass jede Trennung von Fakultaten der acht wissenschaftlichen Bildung verderblich sei 250 so drifteten Sozial und Naturwissenschaften und ihre Begrifflichkeiten seit Ende des 19 Jahrhunderts immer weiter auseinander Wo gemeinsame Metaphern nicht mehr halfen schienen gelegentlich Supertheorien eine Integrationschance zu bieten So schien um 1900 der notorische Gegensatz von Kultur und Natur bzw Sozialitat und Natur vorubergehend im vitalistischen Lebensdiskurs aufgehoben 251 der allerdings den Ubergang von der unbelebten zur belebten Natur vom Mechanismus zur echten Ganzheit erneut mystifizierte 252 Heute nahern sich die Begriffswelten wieder an z B in der Soziobiologie In den Wirtschaftswissenschaften ubertrug die Chicago School den Darwinismus auf Markt und Wettbewerb Heute finden sich Metaphern und Topoi aus der Evolutionstheorie auch im philosophischen Diskurs So spricht Christian Illies von den knappen Ressourcen wie Nahrung Territorium und vermutlich Frauen 253 Maturanas und Varelas von der Kybernetik beeinflusste zirkulare Beschreibung von Leben und Erkennen mit dem Begriff der Autopoiesis wurde von der soziologischen Systemstheorie aufgegriffen Postmoderne Naturalisierung der Technik Denaturalisierung und Spiritualisierung der Natur Bearbeiten Gentechnik und Artificial Life Forschung die Sozionik und andere Entwicklungen liefern derzeit Anlass uber den laufenden Prozess der Denaturalisierung in der Technokultur 254 wie auch uber den der Naturalisierung der Gesellschaft nachzudenken 255 Allerdings wird der Begriff der Naturalisierung von den Sozialwissenschaften in Formeln wie Naturalisierung der sozialen Ungleichheit der sozialen Differenzierung oder des Geschlechts meist metaphorisch ideologiekritisch und nicht im Kontext einer Naturtheorie benutzt er meint dann scheinbar von Geburt an oder nicht nur in Naturkategorien denken 256 Das Thema der Sozialisierung der Natur wird vorwiegend durch Einzelstudien zu den Grundlagen von Kultur und Technik im Biotischen angesprochen 257 In diesem Zusammenhang werden Sozialmetaphern vermehrt in technischen Diskursen genutzt und umgekehrt was zu der Frage fuhrt welche technisch wissenschaftlichen Entscheidungen im Hinblick auf welche soziokulturellen Leitbilder zu treffen sind Auch die Feministin Donna Haraway die die Entwicklung von Metaphern in der Entwicklungsbiologie untersuchte stellt die traditionellen Grenzziehungen zwischen Natur und Kultur in Frage 258 Die dem Dekonstruktivismus zugeneigte Landschaftsplanerin Angelika Saupe kritisiert die These von der technischen Unterwerfung der Natur sie richtet die Aufmerksamkeit auf die Verlebendigung der Technik wie auf die technische Produktion einer neuen Natur 259 Die radikale Subjektivierung der Erkenntnis durch die Theoretiker der Postmoderne fuhrt aber auch zur Negierung des Aussen und damit der Vorstellung einer ausseren Natur In seinen Arbeiten die an der Schnittstelle zwischen Technik und Sozialtheorie angesiedelt sind setzt sich Bruno Latour sowohl vom Naturbegriff als auch vom Begriff des Naturgesetzes ab bei dem es sich immer um eine soziale Konstruktion handle Latour kritisiert dass der cartesische Dualismus mit seinem Gegensatz von handelnden Subjekten und passiven stummen Objekten weiterhin als offizielle Wissenschaftsdoktrin gelte wahrend die Wissenschaft und die Gesellschaft in krassem Gegensatz zu diesem Selbstverstandnis in ihren Labors und Fabriken permanent Natur und Gesellschaft Soziales und Artifizielles vermischen ohne sich diese Praxis wirklich bewusst zu machen 260 Mensch und Werkzeug Natur und Gesellschaft sind zu hybriden Quasi Objekten verflochten die heute sowohl stark vermehrt als auch zugleich verleugnet werden z B das Ozonloch Nach cartesischer Auffassung werden diese Hybride immer nur als Teil der vom Menschen domestizierten Natur betrachtet und damit weiterhin dem allerdings bloss eingebildeten objektiven Aussen der Gesellschaft zugerechnet ihre Existenz werde verdrangt 261 Mit dieser Kritik knupft Latour implizit an Friedrich Engels Versuch an eine Brucke zwischen Sozialgeschichte und Naturtheorie mittels abstrakter Modellbildung der von Engels sogenannten Dialektik der Natur 262 zu schlagen 263 Umgekehrt kommt es zu Versuchen die Entwicklung von Technik und Wissenschaft mit Hilfe evolutionstheoretischer Annahmen zu naturalisieren So wird die Annahme einer sich selbst antreibenden Technologie von Kevin Kelly in allerdings stark deterministischer Vereinfachung vertreten 264 Demzufolge wolle das Technikum dasselbe wie jedes andere lebende System sich erhalten und ausbreiten Die von der postmodern konstruktivistischen Theoriebildung geforderte Vernachlassigung der Fragestellungen der Naturphilosophie wird von den modernen Sozial Kultur und Technikwissenschaften nur teilweise kompensiert Vor allem die okologische Forschung wirft die seit den Physiokraten vernachlassigte Frage nach den inharenten Werten oder dem Eigenwert der Natur erneut auf was offenbar eine Folge der zunehmenden Eingriffstiefe in die Natur ist 265 So ist seit Ende des 20 Jahrhunderts die langfristige Tendenz zur Entsakralisierung der Natur offenbar in die Tendenz zu ihrer Re Sakralisierung und spirituellen Aufladung umgeschlagen 266 In eine andere Richtung weisen Forschungen die auf die Behinderung oder Zerstorung der Naturerfahrung durch zunehmenden Medienkonsum hinweisen Studien zur Naturbeziehung der jungen Generation deuten auf eine wachsende praktische wie mentale Distanz gegenuber der sie umgebenden Natur hin Dabei zeigt sich dass Naturerfahrung und Medienaffinitat negativ korreliert sind Immer mehr Jugendliche nehmen Natur nicht mehr direkt wahr sondern nur noch deren Reprasentationen 267 Immer weniger Menschen wissen wann der Mond zu oder abnimmt oder in welcher Himmelsrichtung die Sonne aufgeht ihr Anteil hat sich seit 2010 verdreifacht Gleichzeitig werden im Internet immer mehr Erzahlungen wie die vom mercury retrograde vom rucklaufigen Merkur verbreitet welche die Natur als animistisch belebt erscheinen lassen Die sozialen Medien in denen immer mehr Menschen mit immer grosseren Zeitanteilen verankert sind verhindern die direkte Naturerfahrung und ersetzen sie durch die Positionierung des Korpers in mehr oder weniger fiktiven Abbildern der Natur und des Kosmos wie sie in der mittelalterlichen oder barocken Bildkultur ublich waren Diese Abbilder sind mystisch spirituell aufgeladen Beobachtung und Theorie wird durch Resonanz mit bestimmten Weltausschnitten ersetzt 268 Kritische Theorie und Okologiebewegung Bearbeiten In der Suche nach holistischen Theorien druckt sich das Unbehagen uber die arbeitsteiligen Naturwissenschaften aus Seit den 1950er Jahren waren die Physiker zum Symbol geworden fur ein unbedingt zu verhinderndes Mass an naiver Fachlichkeit von Naturwissenschaftlern die als Forscher in Waffenentwicklung oder Schlimmeres quasi blind hineinschlittern 269 Der Konflikt von Natur und Sozialwissenschaften wurde von letzteren zugespitzt auf die Alternative fachliche Bornierung versus Kritikfahigkeit Vor allem die Kritische Theorie in Gestalt ihres Mitbegrunders Herbert Marcuse befasste sich seit den 1950er Jahren mit den Herrschaftsimplikationen der Naturwissenschaften 270 Marcuse postulierte dass bereits die kognitive Struktur der experimentellen Wissenschaften nicht nur auf die fortschreitende Naturbeherrschung sondern auch auf die Erhohung der Wirksamkeit der Herrschaft des Menschen uber den Menschen ausgerichtet sei Er forderte eine andere Naturwissenschaft und eine neue nicht ausbeuterische Haltung gegenuber der Natur ja eine erotische Einstellung ihr gegenuber 271 Auch die Vertreter einer Kritischen Evolutionstheorie versuchten den altdarwinistischen Evolutionsgedanken im Rahmen einer allgemeinen Naturtheorie zu modernisieren 272 Joachim Radkau widmete sich erstmals umfassend der Umweltgeschichte also den menschlichen Eingriffen in die Natur und ihren Ruckwirkungen 273 Energiekrisen und Umweltskandale wie in Seveso Bhopal oder Tschernobyl machten seit den 1970er und 1980er Jahren deutlich dass die naturlichen Ressourcen begrenzt und das okologische Gleichgewicht der Erde gefahrdet waren Die moderne Erfolgsgeschichte der Domestizierung der Natur die mit der modernen Wissenschaft und Technik untrennbar verbunden ist schlug um in eine fundamentale Krise der Naturbeherrschung und trubte den Wissenschafts und Fortschrittsoptimismus Die Idee einer alternativen Naturwissenschaft beeinflusste mit gewisser Verzogerung auch die Okologiebewegung und selbst die marxistische Diskussion 274 Jurgen Habermas wiederum geht es primar um den Aspekt einer Moralisierung der menschlichen Natur und u a um das Recht auf ein naturliches genetisches Erbe in das nicht kunstlich eingegriffen werden soll 275 Auch bei der Gaia Hypothese und ahnlichen Superorganismus Theorien handelt es sich um allerdings vielfach kritisierte Versuche einen neuen holistischen naturtheoretischen Denkansatz zum Verstandnis des Verhaltnisse von Leben und anorganischer Welt zu formulieren 276 Empirisch fundierter scheinen hingegen die Versuche zur Entwicklung einer Theorie der konstitutiven Rolle von Diversitat in der Natur zu sein 277 Da Evolution ein Vielfalt generierender Differenzierungsprozess ist auf dessen Basis weitergehende alternative Entwicklungsschritte uberhaupt erst moglich sind kann das beschleunigte Artensterben als Indikator fur eine drohende Krise der Evolution gelten Durch den Begriff des Anthropozans den Paul J Crutzen im Jahr 2000 pragte soll zum Ausdruck kommen dass die Menschheit zu einem der wichtigsten geologischen und erdatmospharischen Gestaltungsfaktoren geworden ist der z B zur Umgestaltung grosser Landflachen zum Schmelzen des Gletscher und Polareises und zum Anstieg der Ozeane beitragt Schon der italienische Geologe Antonio Stoppani hatte in seinem 1871 1873 erschienenen dreiteiligen Werk Corso di Geologia eine ahnliche These von einer nuova forza tellurica in einer anthropozoischen Ara postuliert und Wladimir Iwanowitsch Wernadski hatte schon um 1900 gezeigt dass im Laufe der Geschichte immer mehr verschiedene Elemente in immer grosseren Mengen in die Biosphare eingetragen werden Auch er kann daher als Vorlaufer des Anthropozan Konzepts gelten Als zeitliche Marker fur die Abgrenzung des Anthropozans vom Holozan gelten oft das weltweite Auftauchen grosser Mengen kunstlicher radioaktiver Isotope aus den Atombombenversuchen seit etwa 1950 oder der Beginn von Klimaveranderungen durch die industrielle Revolution seit 1800 oder auch das Auftauchen grosser Mengen von Plastikresten Die Natur gehort also nicht mehr wie bei Descartes und bis weit ins 20 Jahrhundert zum objektivierbaren Aussen der Gesellschaft Umweltprobleme sind keine Um Weltprobleme sondern durch und durch in Genese und Folgen gesellschaftliche Probleme Probleme des Menschen 278 Eine Theorie des Anthropozans die den Dualismus Mensch Natur auflost steht jedoch bis heute aus Siehe auch BearbeitenNatur Geschichte der NaturwissenschaftenLiteratur BearbeitenAllgemeines Naturphilosophie In Joachim Ritter Karlfried Grunder Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Band 6 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14 Lukrez Uber die Natur der Dinge I Buch 1 Lehrsatz online David Graeber Burokratie Die Utopie der Regeln Stuttgart 2016 S 301 Anm 21 Phaidros 270c zit nach Wolfgang Kullmann Jochen Althoff Markus Asper Gattungen wissenschaftlicher Literatur in der Antike Tubingen 1998 S 269 Das bedeutet nicht dass spatere Autoren auf die Vorstellung eines Schopfers oder Demiurgen vollig verzichten So Platon in seinem Dialog Timaios 28C 29A aber auch neuzeitliche Theoretiker wie Newton F Scheibe Kausalitat In Hist Wb Philos 4 S 798 Platon Timaios Kap 20 53c4 55c6 Physik D1 208 b 7 14 Helmut Flashar Aristoteles Lehrer des Abendlandes Munchen 2013 S 241 Klowski 1966 Hans Wagner Einleitung zu Aristoteles Physikvorlesung Ubers und kommentiert von Hans Wagner Aristoteles Werke in deutscher Ubersetzung Band 11 Berlin 5 Aufl 1995 S 367 Aristoteles Physik 1 Halbband Buch II Kap 3 5 S 63 ff Metaphysik 1028a30 f Parmenides B8 7 9 Plinius d A Naturalis historia 2 10 27 Platon Timaios 55 f vgl Max Jammer Das Problem des Raumes Darmstadt 1960 S 12 14 Lukrez De rerum natura I I Buch 122 ff Lukrez I Buch 49 ff Lukrez Buch V Joachim Ritter Fortschritt In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 2 Basel 1992 Sp 1033 f Karl Marx Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie In MEW Band 40 Berlin 1968 S 276 f Seneca Quaestiones naturales 2 32 4 Karl Popper Logik der Forschung 9 Auflage Tubingen 1989 S 13 Max Jammer 1960 S 23 26 Bernd Buhler Andreas Hafer Von Pythagoras zur Quantenphysik Darmstadt 2016 S 42 Ernst Mach Erkenntnis und Irrtum Skizzen zur Psychologie der Forschung 1905 reprograph Neudruck Villingen Schwenningen 2015 S 87 Anm 1 Peter Janich Handwerker und Mundwerker Uber das Herstellen von Wissen Munchen 2015 Bruno Latour Steve Woolgar Laboratory Life The Construction of Scientific Facts Beverly Hills 1979 Ian Hacking Einfuhrung in die Philosophie der Naturwissenschaften Stuttgart 1996 Aihe Wang Yinyang wuxing In Encyclopedia of Religion Band 14 9887 9890 Oliver 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Erde mit grossen Kometen ein Siehe Immanuel Velikovsky Menschheit im Gedachtnisschwund Wollsdorf 2008 S 71 f Wolf Lepenies Das Ende der Naturgeschichte Wandel kultureller Selbstverstandlichkeiten in den Wissenschaften des 18 und 19 Jahrhunderts Munchen 1976 S 45 J Dalton A New System Of Chemical Philosophy London 1808 Lexikon der Biologie Idealistische Morphologie auf spektrum de Jurgen Kaube Hegels Welt Berlin 2020 S 29 G W F Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse Zweiter Teil Suhrkamp Frankfurt S 58 Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse Zweiter Teil Suhrkamp Frankfurt S 368 Renate Wahsner Das naturwissenschaftliche Gesetz Hegels Rezeption der neuzeitlichen Naturbetrachtung in der Phanomenologie des Geistes und sein Konzept von Philosophie als Wissenschaft Preprint 148 des Max Planck Instituts fur Wissenschaftsgeschichte Berlin 2000 auch in Hegel Jahrbuch 2001 Renate Wahsner Mechanismus und Organismus als Thema von Hegels 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Messtheorie Uberlegungen zu einer kritischen Naturtheorie In Zeitschrift fur kritische Sozialtheorie und Philosophie Band 1 Heft 1 2014 S 148 161 doi 10 1515 zksp 2014 0006 So etliche Beitrage in Karl Siegbert Rehberg Die Natur der Gesellschaft Verhandlungen des 33 Kongresses der Deutschen Gesellschaft fur Soziologie in Kassel 2006 2 Teilbande Frankfurt 2008 z B der von Sabine Toppe online Uber Informationsaustausch und Mehrheitsentscheidungen im Tierreich siehe z B Haken 1989 S 194 197 Donna Haraway Primate Visions Gender Race and Nature in the World of Modern Science Routledge New York 1990 Angelika Saupe Verlebendigung der Technik Perspektiven im feministischen Technikdiskurs Bielefeld Kleine Verlag 2002 Bruno Latour Wir sind nie modern gewesen Versuch einer symmetrischen Anthropologie Frankfurt am Main 2008 Nina Degele Christian Dries Modernisierungstheorie Munchen 2005 S 136 f Friedrich Engels Dialektik der Natur MEW Band 20 Berlin 1973 Hartmut Winkler Spuren Bahnen Wirkt der Traffic zuruck auf die mediale Infrastruktur In Christoph Neubert Gabriele Schabacher Hrsg Verkehrsgeschichte und Kulturwissenschaft Analysen an der Schnittstelle von Technik Kultur und Medien S 49 72 hier S 65 Kevin Kelly What Technology Wants Penguin Books 2010 W Butler T G Acott An Inquiry Concerning the Acceptance of Intrinsic Value Theories of Nature In Environmental values 16 2 2007 S 149 168 online oder J J Piccolo Intrinsic values in nature Objective good or simply half of an unhelpful dichotomy In Journal for Nature Conservation 37 Juni 2017 S 8 11 W Gephart Die Sakralisierung der Natur im Wandel des Naturverhaltnisses In Bilder der Moderne Spharen der Moderne Band 1 VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden doi 10 1007 978 3 663 09412 8 10 Ann Christin Schock Befragung von Schuler innen der Sekundarstufe I zu Naturerfahrung und Geomedien im Kontext von Bildung fur nachhaltige Entwicklung Hildesheimer geographische Studien Bd 3 Geographisches Institut Universitat Hildesheim 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