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Kunstliches Leben KL oder auch englisch AL artificial life ist in der schwachen oder moderaten Auspragung die Erforschung naturlicher Lebenssysteme ihrer Prozesse und der Evolution durch computergestutzte Simulation und in der radikalen oder starken Auspragung die Erschaffung von kunstlichem Leben durch synthetische Biologie 1 Die Disziplin AL wurde 1986 vom amerikanischen Biologen Christopher Langton benannt 2 Es gibt drei Ansatze 3 soft 4 von Software hard 5 von Hardware und nass von der Biochemie Inhaltsverzeichnis 1 Artificial life Forschungsprogramm 1 1 Teildisziplinen 1 2 Geschichte 1 3 Ethische Fragen 1 4 Beziehung zu kunstlicher Intelligenz 1 5 Anforderungen 1 5 1 Autonomie und Selbstorganisation 1 5 2 Selbstreproduktion und zunehmende Komplexitat 1 5 3 Anpassung 1 5 4 Hierarchie und Emergenz 1 5 5 Vernetzung und Kommunikation 1 5 6 Kognitive Fahigkeiten 1 6 Methoden 2 Ausgewahlte praktische Anwendungsfelder 2 1 Gesundheitssystem und Medizin 2 2 Umweltwissenschaften und Okologie 2 3 Autonome Robotik 2 4 Computerviren 2 5 Transport und Verkehrswesen 2 6 Computerspiele 3 Geschichte 3 1 Altertum und Mittelalter Mythen und spontane Lebensentstehung 3 2 17 und 18 Jahrhundert Tiermaschinen und Menschenmaschinen 3 3 19 Jahrhundert Evolutionstheorie und organisch synthetische Chemie 3 4 20 Jahrhundert Eine Vielzahl von Ankundigungen kunstlichen Lebens 3 5 21 Jahrhundert Minimalgenom und AL Forschungsetablierung 3 5 1 Minimalgenom und AL Forschungsdisziplin 3 6 Entstehung AL Forschungsdisziplin 3 6 1 Top down versus Bottom up Ansatz 4 Kritik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Film 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseArtificial life Forschungsprogramm BearbeitenTeildisziplinen Bearbeiten Die Forschung ist interdisziplinar und betrifft Biochemie Philosophie Physik Computerwissenschaften Mathematik Ingenieurwissenschaften und andere 6 Drei Forschungsansatze greifen ineinander 7 Wet artificial life synthetisiert lebende Subsysteme niederer Gene Proteine und hoherer Ordnung Gewebe Organe Organismen biochemisch und entstand aus der synthetischen Biologie der Gentechnik und Systembiologie Soft artificial life bildet Leben in Software Simulationen ab und Hard artificial life als Roboter Fur hard und soft artificial life funktionieren naturliche Organismen wie Softwaresysteme und werden von IT Ingenieuren programmiert Eine prazise Definition was Leben aus Sicht von AL ist naturlich strong AL Autopoiesis oder kunstlich weak AL Modellierung wird nicht als Bedingung gesehen 8 Damit beschaftigen sich die Systembiologie 8 und in der Philosophie die Phanomenologie 6 ausgelagert Auf naturlichem Weg und in der Simulation gewonnene Forschungsergebnisse werden in der AL als gleichwertig angesehen 6 Geschichte Bearbeiten Von Norbert Wiener 1948 stammt die Analyse selbstregulierender Prozesse Seine Kybernetik hebt starker auf Funktionen eines Systems ab als auf seine Bestandteile 9 Der Mathematiker Alan Turing schrieb 1953 eine Pionierarbeit daruber wie aus zellularer Inhomogenitat eines Mediums morphogenetische Musterbildung entstehen kann Turing Mechanismus 10 Die Arbeit Turings wurde von Alfred Gierer und Hans Meinhardt fur die biologische Musterbildung sowohl theoretisch als auch mit zahlreichen konkreten Beispielen erweitert 11 12 Als Arbeit der AL Forschungsdisziplin gilt allerdings nicht so bezeichnet 6 das vom Mathematiker John von Neumann 1966 vorgestellte Modell des zellularen Automaten eine Berechnungs und Darstellungsmethode fur Probleme biologischer Organisation Selbstreproduktion und der Evolution von Komplexitat 13 Die Automatentheorie wurde vielfaltig weiterentwickelt und auch vereinfacht Ein weiteres Beispiel ist Conways Spiel des Lebens 1970 In Stephen Wolframs Computertheorie zellularer Automaten 1984 wurden Automaten unterschiedlicher Komplexitat in vier Klassen geordnet 14 Der amerikanische theoretische Biologe Christopher Langton legte 1986 87 den formalen Grundstein fur die neue AL Wissenschaftsdisziplin und gab ihr den Namen 15 16 Er definierte AL als vom Menschen gemachtes Leben im Vergleich zu naturlichem Leben Spater legte er Wert darauf dass die Natur den Menschen beinhaltet und dieser sich einschliesslich seiner Artefakte nicht ausserhalb von ihr sieht AL sollte sich daher vom Begriff der Biologie nicht entfernen sondern anstreben die Kluft zwischen beiden zu verringern 17 Ethische Fragen Bearbeiten Kunstliches Leben bildet existierende Lebensformen life as we know it nach und erzeugt mogliche Lebensformen life as it could be 7 8 Mark A Bedau formulierte drei Fragekreise zu Kunstlichem Leben Aus ihnen entstand eine Reihe von 14 untergeordneten Forschungsaufgaben bzw offenen Problemen 7 18 Was ist der Ursprung des Lebens bzw wie entsteht Leben aus Nicht Leben Was sind die Potenziale und Limitierungen lebender Systeme Wie verhalt sich Leben zu Intelligenz Kultur Gesellschaft und menschlichen Kunstgegenstanden Es werden Limitierungen von Computersimulationen diskutiert So generieren Interaktionen zwischen den Komponenten lebender Systeme neue Informationen Emergenz die die Vorhersagbarkeit beeinflussen 6 Als Herausforderung gilt die Anpassungsfahigkeit von Populationen kunstlicher Intelligenz die z B im Internet miteinander kommunizieren voneinander lernen und sich an komplexer werdende Umweltveranderungen evolutionar anpassen Dass kunstliches Leben nicht mehr als kunstlich sondern gleichermassen real gesehen werden kann wie naturliches Leben bleibt vor dem Hintergrund der damit verbundenen Herausforderungen eine Vision 6 Beziehung zu kunstlicher Intelligenz Bearbeiten AL uberlappt sich mit Kunstlicher Intelligenz 7 wird als Subdisziplin von ihr oder auch umgekehrt als eine ihr ubergeordnete Disziplin gesehen 8 AL muss KI Erkenntnisse integrieren da Kognition eine Kerneigenschaft von naturlichem Leben ist nicht nur des Menschen Die unterschiedlichen Anforderungen an AL wie etwa dynamische Hierarchien Evolution Evolution von Komplexitat Selbstorganisation Selbstreplikation Kognition und weitere sind heute in den drei Teildisziplinen wet soft und hard artificial life vielfach erst in Einzelaspekten oder wenigen Kombinationen unvollstandig bzw reduktionistisch realisiert z B das Ziel der Selbstreproduktion mit Evolution und zunehmender evolutionarer Komplexitat 6 Derartige Ziele bleiben daher visionar vgl auch Superintelligenz Anforderungen Bearbeiten Typische Anforderungen aus einer grosseren Liste von Themen von AL sind 7 6 Autonomie und Selbstorganisation Bearbeiten Autonomie ist eine zentrale Eigenschaft von Leben AL Systeme benotigen daher eine gewisse Kontrolle uber ihre eigene Herstellung Das kann durch den Prozess der Selbstorganisation erreicht werden Lebende Systeme besitzen Autopoiesis ein begrenztes Netzwerk von Eigenschaften die ihre Organisation aufrechterhalt Ein im strengen Sinn autonomes System erlaubt es dem Betrachter von ihm als Individuum zu sprechen das nach intrinsischen Zielen handelt und damit ein genuiner Agent ist 8 Autonomie ist eine Voraussetzung fur Selbstorganisation Selbstorganisation ist die Fahigkeit eines kunstlichen Systems zur eigenstandigen Form bzw Funktionsfindung Dabei fuhren lokale Interaktionen im System zu systemglobalen Mustern oder Verhaltensweisen Selbstorganisation soll in einem AL System auf verschiedenen Hierarchieebenen stattfinden konnen analog zur Biologe wo sie etwa auf Genebene Zellebene oder organismischer Ebene zu finden ist Selbstreproduktion und zunehmende Komplexitat Bearbeiten Selbstreproduktion oder auch Fortpflanzung kann durch Duplizierung der Datenstrukturen in Abhangigkeit von definierbaren Bedingungen erfolgen Zu unterscheiden im Sinne von Neumanns sind die blosse Selbstkopie self replication und die anpassungsfahige Selbstreproduktion self reproduction Erst Maschinen mit letzterer Eigenschaft ermoglichen theoretisch das unbegrenzte Wachstum von Komplexitat mittels eines Netzwerks vererbbarer Mutationen Das ist fur AL notwendig da naturliche Evolution langfristig ebenfalls unbegrenzt zunehmende Komplexitat kennt 8 Es muss demnach fur AL eine Losung fur das scheinbar paradoxe Problem moglich sein dass Maschinen komplexere Maschinen erzeugen wenn auch in einem von Generation zu Generation sehr geringem Mass Von Neumann nannte eine solche Maschine einen general constructive automaton 8 Dieser ist in der Lage in einer theoretisch unendlich langen Kette von Reproduktionen aus einer simplen Maschine eine unendlich komplexe Maschine herzustellen Der Tod eines Individuums erfolgt durch Loschung der Datenstruktur in Abhangigkeit von definierbaren Bedingungen Auch sexuelle Vermehrung mit Kombination der Eigenschaften der Datenstrukturen zweier Individuen ist moglich Anpassung Bearbeiten Anpassung wird fur ein AL System definiert als eine Anderung in einem Agenten oder System als Antwort auf einen Zustand der Umgebung Die Anderung kann dem System helfen sein Ziel zu erreichen 6 Ein System das Reproduktion mit zunehmende Komplexitat zulasst s o ist anpassungsfahig Anpassung ist aber mehr Sie kann auf einer langsamen Skala mehrere Generationen in Form von evolutionarer Anpassung erfolgen auf einer mittleren Skala eine Generation als Entwicklung bzw Morphogenesis z B autoregulatorische Modelle der Extremitatenentwicklung oder auf einer schnellen Skala Abschnitt einer Generation als Lernen 6 AL Systeme mussen demnach u a lernfahig sein Evolution kann realisiert werden durch Variation bei der Vermehrung und Selektion bei Vermehrung und Tod Durch die Definition von Bedingungen fur diese Ereignisse entsteht ein Selektionsdruck Wissenschaftlich eingesetzte Programme mit der Evolutionsfahigkeiten kunstlichen Lebens sind z B das 1991 von Thomas S Ray entwickelte Tierra das weltweit erste digitale Medium mit spontaner Evolution oder dessen Derivat Avida der Michigan State University Hierarchie und Emergenz Bearbeiten Biologische Systeme sind hierarchisch aufgebaut Sie bestehen aus niederen und hoheren Hierarchie Ebenen wie Genen Genprodukten Proteinen Zellen Zellverbanden Geweben Organen Organismen Gesellschaften Technische Systeme sind ebenfalls hierarchisch organisiert etwa aus Chips Leiterplatten Prozessoren Computern und dem Internet Als zentrale Anforderung an AL muss dieses erklaren konnen wie robuste dynamische Mehrebenen Hierarchien allein aus der Interaktion der Elemente der untersten Ebenen entstehen konnen 7 Conways Spiel des Lebens kann als ein Beispiel zwar mehrere Hierarchie Ebenen erzeugen diese sind aber im Gegensatz zu biologischen Systemen nicht robust Die Anderung eines einzelnen oder weniger Parameter kann das System zum Kollabieren bringen Dynamisch meint dass die Anzahl der Hierarchien eines Systems nicht festgelegt ist sondern im evolutionaren Verlauf variieren kann Hierarchische Systeme konnen Emergenz zeigen So ist z B ein H2O Molekul nicht flussig viele jedoch bei bestimmtem Temperaturen schon Ein wesentlicher Fortschritt im Verstandnis robuster dynamischer Hierarchien konnte erreicht werden wenn analog zur Biologie ein Modell auf der untersten Ebene durch einfache Regeln Objekte generieren kann aus deren Interaktionen auf der zweiten Ebene anders geartete emergente Objekte ohne externen Eingriff Input entstehen Objekte auf der dritten Ebene mit neuen emergenten Eigenschaften entstehen dann aus den Interaktionen der Objekte auf der zweiten Ebene usw Solche Modelle existieren etwa von Steen Rasmussen 19 oder als das genannte Spiel des Lebens Sie sind jedoch nicht robust 7 Wenn derartige kunstliche Systeme durch Anpassung evolvieren bedeutet das dass ihre Eigenschaften hoherer Ebenen nicht designed sind sondern ungeplant durch Selektion entstehen 8 Modelle dieser Art verfugen heute nur uber limitierte simple Evolution und zwar sowohl hinsichtlich ihres evolutionaren Potenzials als auch ihrer hierarchischen Ebenen 8 Innovationen und Systemubergange 20 wie sie die biologische Evolution kennt sind technisch nicht realisiert Vernetzung und Kommunikation Bearbeiten Vernetzung mit Informationsaustausch zwischen den simulierten Lebewesen und ihrer simulierten Umwelt ist eine essenzielle Bedingung fur AL Systeme um Emergenz zu zeigen Ohne Vernetzungsinfrastruktur wurde emergentes Verhalten eines Systems transient und schnell wieder verschwinden wie Fluktuationen Netzwerke sind Voraussetzung dass emergente Phanomene stabilisiert werden und ein System mit zunehmender Komplexitat grundsatzlich auch Robustheit erlangen kann 8 Vernetzung und Kommunikation ermoglichen schliesslich die Ausbildung von sozialen Strukturen in AL Systemen Kognitive Fahigkeiten Bearbeiten Kognitive Fahigkeiten auf unteren Ebenen etwa visuelle und auditive Wahrnehmung konnen fur simulierte Lebewesen mit Hilfe kunstlicher neuronaler Netzwerke oder anderer Strukturen der Kunstlichen Intelligenz KI verwendet werden Maschinelles Lernen gehort ebenfalls hierzu 6 Einfache neuronale Netzwerke sind passiv Sie reagieren auf sensorische Inputs und erzeugen daraus einen klar zuordenbaren Output Zum Beispiel sieht ein sich bewegendes System ein Hindernis und weicht ihm aus Aktive Netzwerke die fur AL Systeme insbesondere bei der Simulation hoherer Ebenen von Kognition benotigt werden konnen mehr So konnen okologische Netzwerke ihren eigenen Input generieren mit verschiedenen Zeiten Vergangenheit Gegenwart und Zukunft umgehen und Zukunft vorhersagen Das kann anhand der inneren Zustande geschehen die das Gedachtnis reprasentieren sowie durch eigene Bestimmung des nachstfolgenden Inputs aus seinem eigenen Output Damit konnen solche Systeme aus Konsequenzen lernen indem sie die inneren Zustande und ihre externe Umgebung selbst andern Das Netzwerk ist somit aktiv im Vergleich zu einem homogenen klassischen passiven neuronalen Netzwerk 21 Zum Beispiel lernt ein AL System durch Versuch dass ein Gegenstand zerbrechlich ist Es merkt sich speichert ab dass der Gegenstand zerbrochen ist Bei einem wiederholten Umgang mit einem solchen Gegenstand erkennt es seine Gleichheit oder Ahnlichkeit mit anderen Gegenstanden und wird ihn als Konsequenz vorsichtig handhaben Das System hat gelernt und die Umgebung ist danach nicht mehr die die sie war als der Gegenstand zerbrochen ist Sprache kann als die hochste Ebene von Kognition verstanden werden 21 Wahrend die klassische KI die Evolution der Sprache als rein symbolische Handhabung losgelost von der Umwelt als Laborexperiment analysiert will AL die Evolution der Sprache in einem okologischen Netzwerk mit echten Lebensbedingungen auf Populationsebene analysieren und simulieren Zu diesem Netzwerk sollen Gehirn Korper und die externe Umgebung zahlen 21 Systeme mit den geschilderten Fahigkeiten herzustellen ist moglich Jedoch ist der theoretische Anspruch dass ein AL System auf evolutionarem Weg gleichzeitig kognitive Fahigkeiten auf verschiedenen Ebenen von einfacher Wahrnehmung Motorik Gedachtnis Assoziation und Kategorisierung bis hin zu Sprache evolviert also mit Anpassungen vererbt extrem hoch Zudem ist die grundsatzliche Beziehung zwischen Leben und Geist mit Emergenz aus dem biologischen Material z B Bewusstsein Schmerz oder andere Qualia heute noch nicht verstanden 7 22 Das heisst AL Systeme konnen einzelne Qualia nach heutigem Wissen simulieren aber nicht selbst besitzen Der Turing Test ist ein Massstab fur die Ausbildung der kognitiven Fahigkeiten inklusive Sprache eines AL Systems Methoden Bearbeiten AL bedient sich einer Reihe spezieller Methoden Beispiele sind 7 Zellulare Automaten Bei diesem Simulationstyp entstehen durch die Interaktion der Zellen ohne zentrale Steuerung oder Design Strukturen die Eigenschaften des kunstlichen Lebens entsprechen Software Agenten Sie sind simulierte Population autonomer Individuen Programme die miteinander und mit ihrer Umgebung interagieren Evolutionare Algorithmen auch genetische Algorithmen Sie sind erstmals von John H Holland eingefuhrte Computer Programmablaufe basierend auf naturanalogen mathematischen Verfahren zum Losen von Optimierungsproblemen Optimierungstheorie Bei diesem Verfahren werden einzelne Parameter der Losung z B Koordinaten mutiert rekombiniert und anschliessend selektiert Kunstliche neuronale Netzwerke Diese Netze kunstlicher Neuronen werden verwendet in Anwendungen bei denen kein oder nur geringes explizites systematisches Wissen uber das zu losende Problem vorliegt Dies sind z B die Texterkennung Bilderkennung und Gesichtserkennung Ausgewahlte praktische Anwendungsfelder BearbeitenAnwendungen fur AL gibt es heute unter anderem in der synthetischen Biologie im Gesundheitssektor und der Medizin in der Okologie bei autonomen Robotern im Transport und Verkehrssektor in der Computergrafik fur virtuelle Gesellschaften und bei Computerspielen 8 Gesundheitssystem und Medizin Bearbeiten Das moderne Gesundheitswesen hoch entwickelter Gesellschaften hat sich zu einem komplexen System entwickelt in dem komplex agierende intelligente AL Anwendungen erprobt werden Der Gesundheitssektor oder Teile von ihm konnen in einer spezifischen virtuellen Welt simuliert werden Man will hier das Systemverhalten verstehen und Antworten auf versuchsweise Systemanderungen erkennen Mogliche finanzielle Aspekte wie etwa Kostenexplosionen im Gesundheitssektor sollen z B in schrittweise anpassungsfahigeren AL Anwendungen erkannt werden 8 Grundsatzlich gilt hier wie auch in anderen AL Anwendungsgebieten Je komplexer die innere Arbeitsweise der Agenten und je komplexer die stimulierende System Umgebung konzipiert wird desto mehr Intelligenz ist erforderlich um solchen Systemen schrittweise ein immer annahernderes realistisches Verhalten zu ermoglichen 8 In der Medizin werden z B verformbare Organismen auf Basis von AL verwendet Verformbare Organismen sind autonome Agenten deren Aufgabe die automatische Segmentierung Kennzeichnung und quantitative Analyse anatomischer Strukturen in medizinischen Abbildungen ist Analog zu naturlichen Organismen die willkurliche Bewegungen vornehmen konnen besitzen kunstliche Organismen dieser Art verformbare Korper mit verteilten Sensoren sowie mit rudimentaren Gehirnen mit Zentren fur Bewegung Wahrnehmung Verhalten und Kognition 23 Tissue Engineering und regenerative Medizin werden von der Einbindung von AL Methoden verstarkt profitieren 24 Computerunterstutzte neuronal verbundene sensorische Prothesen werden in Einzelfallen ebenfalls zu AL gezahlt zumindest wird gesagt dass AL zu besseren Prothesetechniken beitragen kann 25 26 Umweltwissenschaften und Okologie Bearbeiten Okologische AL Studien konnen als Interaktionen zwischen kunstlichen Individuen verschiedener Spezies und ihrer Umwelt beschrieben werden In den Umweltwissenschaften und der Okologie sind Studien zu nachhaltige Architekturen zu finden die auf AL Basis entwickelt wurden aber neben anderen Disziplinen auch Nanotechnologie und Biotechnologie integrieren 27 Fur Recycling Aufgaben existieren ebenfalls AL Anwendungen 28 Weitere Anwendungsfelder sind Ressourcen Management 29 und Bodennutzung 30 Auf einer globalen Ebene wurden die Lebensbedingungen der Biosphare simuliert Daisyworld Autonome Robotik Bearbeiten Auch wenn der Bezug zu AL im Einzelfallen nicht genannt ist zahlt die Robotik zu AL Das gilt insbesondere wenn Maschinen lernfahig bzw anpassungsfahig sind 31 32 Roboter die in Gruppen mit Fahigkeiten von Schwarmintelligenz agieren sind ein stark wachsendes Feld das kommerzialisiert wird Hier wird auf das naturliche Verhalten in Insektenschwarmen zuruckgegriffen 8 Ein Beispiel ist die Pflanzenbestaubung durch Robo Bienen 33 Computerviren Bearbeiten Als eine sehr verbreitete Form kunstlichen Lebens konnen Computerwurmer und Computerviren bezeichnet werden Sowohl Reproduktion als auch Evolution zwei Bedingungen fur kunstliches Leben existieren in dieser Art von Computerprogrammen Auch sind in Computerviren bereits primitive Wege zum Informationsaustausch entwickelt worden Im aktuellen Rustungswettlauf der Entwickler auf beiden Seiten gibt es heute jedoch keine Evidenz fur eine effektive autonome Evolution frei lebender Malware 8 Transport und Verkehrswesen Bearbeiten Der moderne Transportsektor bietet vielfaltige Optimierungsmoglichkeiten durch AL Methoden Das gilt fur unterschiedliche Optimierungsaufgaben und ausserhalb realer Verkehrswege auch fur Kommunikationsnetzwerke insbesondere fur das Internet Auch hier wird das Verhalten von Insektenstaaten verwendet Im Verkehrswesen werden im Rahmen virtueller Welten Massenphanomene wie Staus simuliert aber auch das Verhalten von Fussganger Ansammlungen in Grossstadten Computerspiele Bearbeiten Kommerziell werden Formen des Kunstlichen Lebens zunehmend in Computerspielen mit Lebenssimulation eingesetzt z B im Computerspiel Creatures bei dem primitive lernfahige kunstliche Lebewesen mit Stoffwechsel und Genom erzeugt wurden Auch das zur Evolution fahige Tierra sowie Tamagotchi sind hier zu erwahnen Eine der beruhmtesten sehr einfachen Simulationen ist das auf Zellularen Automaten basierende Game of Life von John Horton Conway Geschichte BearbeitenDie Idee kunstlicher Lebewesen ist alt und ein Topos von Mythen und Legenden Marchen und Sagen und Werken zwischen Kolportage und Weltliteratur sowie der Filmkunst In der uberwiegenden Zeit menschlicher Kulturgeschichte galt es religionsubergreifend keineswegs als unbestritten dass alles Leben auf der Erde von gottlichem Ursprung ist Vielmehr wurde bis ins 19 Jahrhundert auch in der christlichen Religion zu allen Zeiten als selbstverstandlich gesehen dass einfache Lebewesen unter geeigneten Bedingungen spontan aus toter Materie entstehen konnen und auch hergestellt werden durfen Mit dieser Anschauung galt es als triviales Faktum dass jeder Mensch mit Alltagswissen etwa aus verwesendem Fleisch Gemuseabfallen Kot Schlamm oder Schmutz bei geeigneten Temperaturen nach wenigen Tagen Kleinlebewesen wie Schimmelpilze Maden oder Wurmer hervorbringen kann 34 Entsprechend existierten unzahlige schriftliche Anleitungen wie solches Leben vom Mensch erzeugt werden kann Darin eingeschlossen waren sogar die Herstellung von Froschen und Mucken aus Wasser und Erde oder etwa die Bildung fleischfressender Tiere aus gerinnender Muttermilch Offenbarung des Petrus 35 Dabei spielt keine Rolle ob diese Ansichten heute wissenschaftlich als uberholt gelten konnen sondern allein dass die Menschen zur jeweiligen Zeit zweifelsfrei davon uberzeugt waren Altertum und Mittelalter Mythen und spontane Lebensentstehung Bearbeiten Die griechische Mythologie ist voll von kunstlichen Kreaturen die Menschen oder Ubermenschen zur Seite gestanden haben Neben den Schopfungen der Gotter spielen die Kreationen von Kunstlern und Genies eine zentrale Rolle Beispiele aus der Antike sind die Geschopfe des Hephaistos die animierten Automaten Puppen des Daidalos und die lebendig werdende Statue des Pygmalion In den Legenden und Sagen des Mittelalters tauchen zahlreiche lebendige und vielseitig talentierte kunstliche Wesen auf So gibt es zum Beispiel sprechende Kopfe teilweise mit der Fahigkeit der Weissagung Aristoteles erklart in seinem Werk De generatione animalium Uber die Entstehung der Tiere am Beispiel von Schalenamoben wie diese aus rein stofflichen Prinzipien auf der Grundlage seiner Naturphilosophie erzeugt werden konnen Im hinduistischen Epos Mahabharata wird beschrieben wie aus einem zerteilten geborenen toten Fleischklumpen mit Hilfe von hundert Topfen und geklarter Butter einhundert menschliche Klone innerhalb eines Monats entstanden 36 Der Golem dessen Herkunft im Mittelalter im Dunkeln liegt ist ein aus Lehm gebildetes stummes menschenahnliches Wesen das oft gewaltige Grosse und Kraft besitzt und Auftrage ausfuhren kann Der arabische Ingenieur al Dschazari schuf im 12 Jahrhundert den ersten programmierbaren humanoiden Roboter und von Albertus Magnus wird geschrieben er sei im Besitz eines Bronzenen Kopfs Brazen Head gewesen der Fragen beantworten konnte samt einem mechanischen Diener der Besuchern die Tur offnete und sie begrusste 37 Konrad von Megenberg beschrieb im 14 Jahrhundert ausfuhrlich wie Bienen aus verwesendem Fleisch der Bauche junger Waldrinder mit bedecktem Mist oder aus Ochsenhauten die man in der Erde vergaben muss richtig herzustellen sind und was dabei zu vermeiden ist 38 Zu Leonardo da Vincis Erfindungen zahlt ein Roboter oder mechanischer Ritter der stehen sitzen und seine Arme unabhangig bewegen konnte 17 und 18 Jahrhundert Tiermaschinen und Menschenmaschinen Bearbeiten Mit Rene Descartes kam im 17 Jahrhundert eine streng mechanistisches Weltbild des Lebens auf wonach der Mensch und Tiere als Uhrwerke gesehen wurden Einen darauf aufbauenden programmatischen mehrstufigen Ansatz zur Herstellung kunstlichen Lebens verfolgte Francis Bacon in seiner 1623 entstandenen utopischen Schrift Nova Atlantis Sein sehr bekannt gewordenes Konzept verfolgte in der letzten Stufe die Erzeugung von Schlangen Wurmern Fliegen und Fischen die sich schliesslich weiterentwickeln sollten zu geschlechtlichen Vogeln und Vierfussern Bacons Programm stellte fur Jahrhunderte den umfassendsten synthetischen Anspruch kunstlicher Lebenserschaffung dar und war mit den Visionen der heutigen synthetischen Biologie vergleichbar 39 Im 17 und vor allem im 18 Jahrhundert vermehren sich mit dem Durchbruch verschiedener technischer Neuerungen schlagartig die Maschinenmenschen und Menschmaschinen deren Ahnen bereits in der Antike zu bewundern gewesen waren In Renaissance und Barock wurden verschiedene Automaten entwickelt die teils komplizierte Aktionen ausfuhren konnten Der Genfer Jacques de Vaucanson prasentierte 1738 einen kunstlichen Flotenspieler und im gleichen Jahr stellte Jacques de Vaucanson die mechanische Ente vor die watscheln fressen und verdauen konnte Ingenieur Wolfgang von Kempelen entwickelte schliesslich einen schachspielenden Turken der sich allerdings als Schwindel herausstellte Ethische Einwande gegen die genannten Versuche gab es damals nicht Parallel mit der mechanischen Entwicklungen stellte Carl von Linne im 18 Jahrhundert seine umfassende Klassifikation der Lebewesen vor Dabei legte er besonderen Wert auf die Fortpflanzung der jeweiligen Spezies da auf diesem Weg die Artzugehorigkeit mitbestimmbar wurde Die Folge war dass die bis dahin verbreitete Ansicht spontaner Lebensentstehung allenfalls noch fur Mikroorganismen angenommen werden konnte 40 Johann Wolfgang von Goethe spiegelt Ideen eines Humanoiden mit perfekten menschlichen Eigenschaften in der Figur des Homunculus in Faust II In seiner Ballade Der Zauberlehrling wahrscheinlich inspiriert durch die Figur des Golem beschreibt Goethe die Gefahr und die moglichen Folgen die durch ein ausser Kontrolle geratenes kunstliches Lebewesen entstehen konnen 19 Jahrhundert Evolutionstheorie und organisch synthetische Chemie Bearbeiten Das 19 Jahrhundert erfuhr eine neue starke Aufmerksamkeitswelle auf das Thema kunstliches Leben durch den Roman Frankenstein von Mary Shelley im Jahr 1818 Der Impakt des Romans hielt wahrend gesamten Jahrhunderts an 6 Bemuhungen die spontane Entstehung von Mikroorganismen zu beweisen Felix Archimede Pouchet bzw zu widerlegen Louis Pasteur wurden bis ins 19 Jahrhundert verstarkt Sie kamen jedoch auf Grund der beschrankten Leistungsfahigkeit des Mikroskops zu keinem wirklichen Ergebnis da die Vermehrung von Mikroorganismen noch nicht sichtbar gemacht werden konnte Erst die Evolutionstheorie Darwins stellte das Leben auf der Erde in einen kausalen historischen Gesamtzusammenhang von Variation und naturlicher Selektion und liess letztlich keine Ausnahmen spontaner Lebensentstehung mehr zu In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts erhielten auch Chemiker beginnend mit Marcelin Berthelot starkeres Gewicht die dem sogenannten Vitalismus absprachen der Uberzeugung dass sich das Leben durch ein besonderes Organisationsprinzip bzw einer besondere Lebenskraft auszeichnet und deswegen auf dem Laborweg grundsatzlich nicht herstellbar sei Julius Eugen Schlossberger formulierte 41 Die kunstliche Darstellung aus rein organischen Stoffen musste wenn sie einmal in ausgedehntem Masse gelingen wurde als der grosste Triumph des Chemikers gesehen werden mit der damit ermoglichten Zusammenarbeit Synthese der organischen Korper nach wissenschaftlichen Grundsatzen und Gutdunken ware fur den Menschen das wichtigste Mittel geliefert sich von der ihn umgegebenden lebenden Natur materiell moglichst unabhangig zu machen es ware dann fur alle Anwendungen der Chemie das ausserordentlichste Gebiet erschlossen Julius Eugen Schlossberger 1854Bald arbeiteten tausende von Chemikern an dem Projekt der Naturnachahmung und bis 1870 waren 10 000 organische Verbindungen neu synthetisiert 42 Bahnbrechend war gegen Ende des 19 Jahrhunderts der Chemiker und Nobelpreistrager 1902 Emil Fischer Ihm gelang es Naturstoffe synthetisch zu erzeugen und auf diesem Weg ihre vielfach komplizierte Molekularstruktur zu bestimmen und zu systematisieren Emil Fischer gilt daher als Vorlaufer der heutigen Synthetischen Biologie 43 20 Jahrhundert Eine Vielzahl von Ankundigungen kunstlichen Lebens Bearbeiten Mit dem Beginn des 20 Jahrhunderts wurde die beliebige Veranderung und Schaffung von Organismen durch die organische Chemie zur Vision Es ging darum die Natur zu ubertreffen und zu beherrschen 44 Fischer formulierte es 1907 so 45 Die chemisch synthetische Biologie ist durch zweckmassige Variation der Natur weit uberlegen und wir sind nun imstande Geschopfe ins Dasein zu rufen die unsern Wunschen mehr entsprechen als was wir bisher auf unserer lieben Erde fanden 1905 beanspruchte der britische Physiker John Benjamin Butler Burke 1873 in Cambridge er habe mit Hilfe des wenige Jahre zuvor entdeckten radioaktiven Radium kunstliches Leben geschaffen Charles C Price 1913 2001 Prasident der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft forderte 1965 die Lebensherstellung zum nationalen Forschungsziel zu erheben Kurz darauf verkundete der Biologe James Frederic Danielli 1911 1984 die Idee komplette Chromosomen oder Genome chemisch zu synthetisieren und in eine Zielzelle zu transformieren Damit liessen sich nach seiner Vorstellung die umfassenden Ziele verwirklichen die die Synthetische Biologie spater wiederholt propagierte Aufsehen erregte das bekannte Miller Urey Experiment von Stanley Miller und Harold Urey mit dem es 1953 in einer nachgebildeten Uratmosphare unter Zuhilfenahme elektrischer Entladungen erstmals gelang Aminosauren im Labor zu synthetisieren Die Entdeckung der DNA Struktur im selben Jahr war ein neuer Meilenstein auf dem die Weiterentwicklung der Idee kunstlichen Lebens basierte 1972 gelang Paul Berg die erste Rekombination einer Bakterien DNA damit wurde das Fundament der Gentechnik gelegt 1967 gelangte der amerikanische Biochemiker und Medizinnobelpreistrager von 1959 Arthur Kornberg mit der Synthese eines Virengenoms in die medialen Schlagzeilen der Lebensherstellung und 1970 beanspruchte Danielli die erste kunstliche Synthese einer lebenden Zelle durchgefuhrt zu haben wobei er gleichzeitig auf die potentiellen Gefahren derartiger Versuche hinwies 46 Das vergangene Jahrhundert war zusammenfassend fur breite Bevolkerungsschichten auch auf der Grundlage erfolgreicher literarischer Ereignisse wie etwa Aldous Huxleys Science Fiction Roman Schone neue Welt 1932 oder Martin Caidins Science Fiction Roman Cyborg 1972 durch eine Vielzahl von Ankundigungen der Wissenschaftsseite gepragt die Herstellung kunstlichen Lebens sei entweder gelungen oder sei leicht zu bewerkstelligen und stunde dicht bevor 21 Jahrhundert Minimalgenom und AL Forschungsetablierung Bearbeiten Minimalgenom und AL Forschungsdisziplin Bearbeiten Heute sind uns die kunstlichen Kreaturen in Form von Robotern und Software Agenten selbstverstandlich geworden Ihre Einordnung in die Ideengeschichte des kunstlichen Lebens ist eine plausible aber keineswegs selbstverstandliche Sicht Die synthetische Biologie soll eines Tages die Erschaffung von kunstlichen Lebewesen ermoglichen Allerdings ist das was die synthetische Biologie derzeit leistet weit entfernt von den oben beschriebenen mythologischen Wesen Im Mittelpunkt der Forschung stehen Bakterien mit kunstlichem Erbgut wie in einer US Forschergruppe um Craig Venter und dem Medizinnobelpreistrager Hamilton O Smith 2008 erstmals medienwirksam vorgestellt 47 Das hier angewandte Verfahren ist eine systematische Lebensmodifikation durch schrittweise Ausschaltung von Genomsequenzen Das Ergebnis ist ein reproduktionsfahiges Minimalgenom das sich prinzipiell um unterschiedliche genetische Funktionen fur bestimmte kommerzielle Aufgaben erweitern lassen soll Diese Aufgaben sieht die Synthetische Biologie in den immer wiederholt angepriesenen Bereichen Klimaschutz z B CO2 Reduktion Gesundheit z B kunstliche Impfstoffe Umwelt z B Mullentsorgung bzw Erdolbeseitigung im Meer und Ernahrung Der Anspruch mit dieser Methode kunstliches Leben herstellen zu konnen ist kritisch diskutiert worden Eine Abgrenzung gegenuber der herkommlichen Gentechnik kann nicht klar gezogen werden so dass hier von verschiedenen Seiten lediglich von Lebensmodifikation gesprochen wird Ferner wird dem Vorgehen ein bereits uberwundener Gendeterminsimus vorgeworfen wonach Lebensformen und vorgange aus der Anzahl Anordnung und dem Zusammenspiel von Genen vollstandig erklart werden konnen bzw sich die Zelle auf ein Genom reduzieren lasst 48 Entstehung AL Forschungsdisziplin Bearbeiten Top down versus Bottom up Ansatz Bearbeiten Versuche der Art wie sie von Venter und Kollegen vorgestellt wurden werden als Top down Ansatz bezeichnet im Gegensatz zum Bottom up Ansatz etwa von Petra Schwille die den Versuch unternimmt aus einzelnen biomolekularen Schritten Minimalversionen einer kunstlichen Zelle mit den beispielhaften Funktionen kunstlicher Zellmembran und kunstlicher Zellteilung herzustellen 49 AL Systeme sind typischerweise bottom up im Gegensatz zu den typischerweise top down KI Systemen mit zentraler Befehlsinstanz Kontrolle 6 Gegenuber AI Systemen sind AL Systeme als autonome low level Agenten implementiert die simultan miteinander interagieren und deren Entscheidungen auf Information aus dieser Kommunikation baut 7 Komplexe mehrzellige Lebensformen wie etwa Saugetiere mit vielen gleichzeitigen Lebenseigenschaften sind in absehbarer Zukunft auf kunstlichem Weg nicht moglich Die zu erwartenden Fortschritte mit Genome Editing CRISPR Cas Methode werden die Unterscheidbarkeit von Modifizierung und Erneuerung des Lebens allerdings noch schwerer als bisher machen Kritik BearbeitenIn der Wissenschaft wird kunstliches Leben genutzt um bestimmte Aspekte des biologischen Lebens naher zu untersuchen Dabei soll der Computer in der Vision der Software Ingenieure eine beliebige Modellierung der Lebensstrukturen und der Umwelt gestatten Die Begrundung fur das Vorgehen Leben kunstlich zu erzeugen ist das Prinzip Verum quia factum des italienischen Philosophen Giambattista Vico Danach kann als wahr nur das erkennbar sein was wir selbst gemacht haben Der Nutzennachweis dafur dass Leben kunstlich hergestellt werden muss um es besser verstehen zu konnen ist jedoch nach Joachim Schummer bis heute nicht erbracht Kritisch betont wird von Schummer und anderen dass von der Seite der Informationstechnik die sich mit der Herstellung kunstlichen Lebens beschaftigt heute nicht prazise zur Unterscheidung beigetragen wird ob man es mit Visionen Simulationen oder realen Entwicklungen zu tun hat 50 AL beruht laut Schummer letztlich auf einer uberholten streng kausalen deterministischen Grunduberzeugung nach der Leben einerseits vollstandig und eindeutig in funktionale Module zerlegbar ist und andererseits alle diese Komponenten durch eine oder durch kombinierte Gensequenzen festgelegt sind 51 Siehe auch BearbeitenArtificial Animal Gruppensimulation Komplexes System Multi Agenten Simulation Mycoplasma laboratorium Superintelligenz Simulationshypothese Synthetische Biologie Transhumanismus Virtuelle Tierchen XenobiologieLiteratur BearbeitenOludele Awodele Olutosin O Taiwo Shade O Kuyoro An Overview of Artificial Life International Journal of Advanced Studies in Computer Science and Engineering IJASCSE Volume 4 Issue 12 2015 PDF Wendy Aguilar Guillermo Santamaria Bonfil TomFroese and Carlos Gershenson The past present and future of artificial life published 10 October 2014 ROBOTICS AND AI doi 10 3389 frobt 2014 00008 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 Christoph Adami Introduction to Artificial Life Springer New York NY u a 1998 ISBN 0 387 94646 2 mit 1 CD ROM 12 cm Steven Levy KL Kunstliches Leben aus dem Computer Droemer Knaur Munchen 1993 ISBN 3 426 26477 3 Film BearbeitenBlade Runner Das Morgan Projekt Gattaca Ghost in the Shell Mechanical Love Welt am Draht 2001 Odyssee im WeltraumWeblinks Bearbeitenartificial life society Artificial Life Zeitschrift der MIT Press Artificial Life Laboratory Karl Franzens Universitat Graz Artificial Life Simulation CS 4701 Fall 2015 auf YouTube Lernfahige mutierende Agenten simulieren in einem neuronalen Netzwerk Nahrungssuche und aufnahme in Abhangigkeit von Parameteranderungen ihrer Umgebung AI Fish Evolution Simulation A HTML5 Experiment auf YouTube Simulierte evolvierende FischschwarmeEinzelnachweise Bearbeiten Lexikon der Biologie kunstliches Leben Unterscheidung zweier Konzepte von kunstlichem Leben The MIT Encyclopedia of the Cognitive Sciences The MIT Press p 37 ISBN 978 0 262 73144 7 Mark A Bedau Artificial life organization adaptation and complexity from the bottom up PDF TRENDS in Cognitive Sciences November 2003 archiviert vom Original am 2 Dezember 2008 abgerufen am 19 Januar 2007 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www reed edu Maciej Komosinski and Andrew Adamatzky Artificial Life Models in Software Springer New York 2009 ISBN 978 1 84882 284 9 englisch springer com Andrew Adamatzky and Maciej Komosinski Artificial Life Models in Hardware Springer New York 2009 ISBN 978 1 84882 529 1 englisch springer com a b c d e f g h i j k l m Wendy Aguilar Guillermo Santamaria Bonfil Tom Froese Carlos Gershenson The past present and future of artificial life Front Robot AI 10 October 2014 doi 10 3389 frobt 2014 00008 a b c d e f g h i j Marc A Bedau Artificial life organization adaptation and complexity from the bottom up TRENDS in Cognitive Sciences Vol 7 No 11 November 2003 PDF a b c d e f g h i j k l m n o Wolfgang Banzhaf Barry McMullin Artificial LIfe in Grzegorz Rozenberg Thomas Back Joost N Kok Eds Handbook of Natural Computing Springer 2012 ISBN 978 3 540 92909 3 Print ISBN 978 3 540 92910 9 Online Norbert Wiener Cybernetics Ort Control and Communication in the Animal and the Machine Wiley 1948 Alan M Turing 1952 The 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kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 33 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 45f Delrio s 1599 Disquis Magic Vol I Ch iv p 31 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 40f Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 42 44 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 62f Julius E Schlossberger 1854 Lehrbuch der organischen Chemie 3 Aufl Stuttgart Muller S 27 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 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Schwille Appointed New Director at the MPI of Biochemistry Max Planck Institute of Biochemistry 13 Oktober 2011 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 104 Joachim Schummer Das Gotteshandwerk Die kunstliche Herstellung von Leben im Labor Suhrkamp Berlin Edition Unseld Band 39 2011 ISBN 978 3 518 26039 5 S 103 Normdaten Sachbegriff GND 4311694 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kunstliches Leben amp oldid 236158928