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Adam Heinrich Muller seit 1826 oder 1827 Ritter von Nitterdorf 30 Juni 1779 in Berlin 17 Januar 1829 in Wien war ein deutscher Philosoph Diplomat Okonom und Staatstheoretiker Er gehorte dem Wiener Romantikerkreis an Adam Heinrich Muller um 1810 Jugendbild Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAdam Muller Sohn eines Finanzbeamten studierte von 1798 bis 1801 in Gottingen Rechtswissenschaften und Geschichte zu seinen dortigen Lehrern zahlten der Jurist Gustav von Hugo und die Historiker August Ludwig von Schlozer und Arnold Heeren die auf den jungen Muller grossen Einfluss ausubten Am tiefsten wurde er jedoch durch Friedrich Gentz gepragt der insbesondere die eigene Anglophilie auf den jungen Muller ubertrug Nach kurzer Tatigkeit als Rechtsreferendar an der kurmarkischen Kammer in Berlin wurde er Hauslehrer der Familie Haza Radlitz in Posen hier verfasste er sein erstes Buch die philosophische Abhandlung Die Lehre vom Gegensatze das 1804 in Berlin erschien Dabei konnte er in den folgenden Jahren einige Reisen z B nach Schweden und Danemark unternehmen Bei einem langeren Aufenthalt in Wien konvertierte er am 30 April 1805 zur romisch katholischen Kirche Uber Polen reiste Muller nach Dresden wo er Vorlesungen uber die deutsche Wissenschaft und Literatur 1806 hielt in denen er sich als Anhanger der Schlegel schen Romantik zeigte 1808 war er gemeinsam mit Heinrich von Kleist Herausgeber der Zeitschrift Phobus Von Ende 1805 bis 1809 lebte Muller in Dresden wo er durch seine 1806 gehaltenen Vorlesungen uber deutsche Wissenschaft und Literatur beruhmt wurde den von ihm propagierten Gedanken eines Ausgleichs der Gegensatze germanisches gegen griechisches Element der europaischen Literatur Klassik gegen Romantik wandte er hier auf Dichtung Philosophie aber auch politisches Denken an Seine zentralen politischen Ideen entwickelte er in seinen 1808 09 gehaltenen Vorlesungen die er 1809 unter dem Titel Die Elemente der Staatskunst publizierte Gemass seiner Devise der Staatsgelehrte habe dem Staatsmann zur Seite zu stehen propagierte Muller die Grundgedanken der politischen Romantik als deren Hauptwerk die Elemente anzusehen sind Gegen die moderne Vertragstheorie setzte er die Idee des organisch gewachsenen Tradition und Gegenwart verbindenden monarchischen Standestaates gegen die moderne Wirtschaftstheorie des von Muller zeitlebens angefeindeten Adam Smith propagierte er den Gedanken einer strengen sozialen Bindung des Eigentums Auch spater hat er immer wieder das moderne Wirtschaftsleben kritisiert Seine ebenso bewunderte wie angefeindete Definition des Staates darin lautet Der Staat sei keine Manufaktur oder merkantilische Sozietat er ist die innigste Verbindung der gesamten physischen und geistigen Bedurfnisse des gesamten physischen und geistigen Reichtums des gesamten inneren und ausseren Lebens einer Nation zu einem grossen energischen unendlich bewegten und lebendigen Ganzen 1809 ging Muller nachdem er sich mit Sophie von Haza Radlitz verheiratet hatte nach Berlin wo er weitere historisch politische Vorlesungen hielt und Artikel in der von Heinrich von Kleist herausgegebenen Zeitung Berliner Abendblatter 1810 11 veroffentlichte Muller nun wieder im preussischen Staatsdienst lehnte die Reformbestrebungen des seit 1810 amtierenden Staatskanzlers Karl August von Hardenberg ab und versuchte mit seinen regierungskritischen Artikeln eine offentliche Diskussion uber die Reformpolitik auszulosen 1811 fungierte er zudem als enger politischer Berater des Fuhrers der preussischen Adelsopposition Friedrich August Ludwig von der Marwitz Doch Hardenberg zerschlug die Opposition Marwitz wurde inhaftiert die Abendblatter mussten ihr Erscheinen einstellen und Muller wurde als diplomatischer Berichterstatter nach Wien abgeschoben Durch den Krieg zuruck nach Berlin getrieben verfasste Muller im Namen der Kurbrandenburgischen Ritterschaft eine Anklageschrift gegen den Staatskanzler von Hardenberg nachdem dieser Mullers Bitte um eine Einstellung im Staatsdienst abgelehnt hatte In dieser fur den Konig bestimmten Anklageschrift beschuldigte er den Kanzler revolutionarer Grundsatze Dabei ausserte sich Muller uber die von ihm befurchteten Konsequenzen der Reformpolitik folgendermassen Ritter und Bauernstand gehen unter und es gibt am Ende nur Kaufleute Handwerker und Juden Seine Schrift trug jedoch keine Konsequenzen Mullers Antisemitismus der fur die von ihm und Achim von Arnim mitbegrundete Deutsche Tischgesellschaft charakteristisch war zeigt sich auch in seinem Kommentar Wir fuhren Krieg und zwar einen andren grundlichen ernsthaften und aufrichtigen gegen die Juden gegen ein Gezucht welches mit wunderbarer Frechheit ohne Beruf ohne Talent mit wenig Muth und noch weniger Ehre sich in den Staat in die Wissenschaft in die Kunst in die Gesellschaft und letztlich sogar in die ritterlichen Schranken des Zweikampfes einzudrangen und einzuzwangen bemuht ist Nachdem der preussische Staat seine Gehaltszahlungen eingestellt hatte musste sich Muller in osterreichischen Diensten verdingen Von 1813 bis 1815 war er fur die osterreichische Armee in Tirol als Landeskommissar und Regierungsrat mit Verwaltungshandeln beschaftigt und als Herausgeber des Boten in Tirol publizistisch tatig 1815 nachdem er dem Kaiser 1815 in das Feldhoflager gefolgt war wurde er in den Stab Metternichs aufgenommen der ihm von 1815 bis 1826 den Posten eines osterreichischen Generalkonsuls fur Norddeutschland mit Sitz in Leipzig verschaffte Hier entwickelte Muller zahlreiche publizistische und politische teils anti preussische Aktivitaten unter anderem gab er von 1816 bis 1818 die Deutschen Staatsanzeigen heraus Als Diplomat agierte Muller jedoch weitgehend glucklos seine Kritik des Reformationsjubilaums von 1817 fuhrte zu ersten offentlichen Auseinandersetzungen um seine Person und nach dem von ihm nicht unbeeinflussten Ubertritt des Herzogspaares von Anhalt Kothen zum Katholizismus im Jahr 1825 konnte ihn Metternich nicht mehr halten Muller kehrte 1827 nach Wien zuruck wo er immerhin den personlichen Adel erhielt und seine drei letzten Lebensjahre als Hofrat in der Hof und Staatskanzlei arbeitete Er starb zwei Jahre spater Der spatere deutsche Reichstagsabgeordnete Albert Ludwig von Haza Radlitz war sein Stiefsohn und konvertierte unter seinem Einfluss ebenfalls zur katholischen Kirche Schriften BearbeitenMuller gilt als ein Hauptvertreter der Politischen Romantik 1 Sein Werk ist uberwiegend durch einen aufklarerisch romantischen Mischstil gepragt der sich vor allem in seiner wirtschaftstheoretischen Schrift Elemente der Staatskunst niederschlagt Er untersucht darin wie wirtschaftlich starke Nationen ihren Reichtum fur alle Gesellschaftsschichten nutzbringend anwenden und eine gerechte Weltordnung erzeugen konnen Zentral ist dabei seine Kritik am Liberalismus und an den Schriften Adam Smiths Philosophisch geht Muller von einer Gegensatzlehre aus einer Art fruhdialektischer Anschauung die sich um die Gedanken der Vermittlung und des Ausgleichs dreht Die Lehre vom Gegensatze 1804 Vorlesungen uber die deutsche Wissenschaft und Literatur 1806 1807 Von der Idee der Schonheit 1809 Von der Idee des Staates 1809 Die Elemente der Staatskunst 1809 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd 1 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Bd 2 Die Theorie der Staatshaushaltung 1812 Versuch einer neuen Theorie des Geldes 1816 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Zwolf Reden uber die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland 1816 Staatsanzeigen 1816 1818 Von der Notwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften 1819 Literatur BearbeitenHannah Arendt Adam Muller Renaissance In Kolnische Zeitung Literaturbeilage vom 13 und 17 September 1932 Jetzt wieder greifbar in englischer Ubersetzung in Dies Reflections on Literature and Culture Stanford University Press Stanford California 2007 ISBN 978 0 8047 4499 7 S 38 45 Jakob Baxa Adam Muller Ein Lebensbild aus den Befreiungskriegen und aus der deutschen Restauration Jena 1930 Jakob Baxa Adam Mullers Lebenszeugnisse 2 Bande Schoningh Munchen Paderborn Wien 1966 Gisela von Busse Die Lehre vom Staat als Organismus Kritische Untersuchungen zur Staatsphilosophie Adam Mullers Berlin 1928 Silvia Dethlefs Muller Ritter von Nitterdorf Adam In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 338 341 Digitalisat Alois Hartmann Sinn und Wert des Geldes In der Philosophie von Georg Simmel und Adam von Muller Verlag fur Wissenschaft und Kultur Berlin 2003 ISBN 3 936749 53 1 Ernst Rudolf Huber Adam Muller und Preussen In Ders Nationalstaat und Verfassungsstaat Studien zur Geschichte der modernen Staatsidee Kohlhammer Stuttgart 1965 S 48 70 Benedikt Koehler Asthetik der Politik Adam Muller und die politische Romantik Klett Cotta Stuttgart 1980 ISBN 3 12 910800 9 Hans Christof Kraus Die politische Romantik in Wien Friedrich Schlegel und Adam Muller in Konservativismus in Osterreich Stromungen Ideen Personen und Vereinigungen von den Anfangen bis heute hrsg v Robert Rill Ulrich E Zellenberg Graz Stuttgart 1999 S 35 70 Albrecht Langner Zur konservativen Position in der politisch okonomischen Entwicklung Deutschlands vor 1848 In Ders Hrsg Katholizismus konservative Kapitalismuskritik und Fruhsozialismus bis 1850 Schoningh Munchen 1975 ISBN 3 506 70726 4 S 11 73 Albrecht Langner Adam Muller 1779 1829 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 4 Matthias Grunewald Verlag Mainz 1980 ISBN 3 7867 0833 9 S 9 21 Nachdruck bei Aschendorff Munster 2022 Digitalisat Jochen Marquardt Vermittelnde Geschichte Zum Verhaltnis von asthetischer Theorie und historischem Denken bei Adam Heinrich Muller H D Heinz Stuttgart 1993 ISBN 3 88099 280 0 Alfred von Martin Die politische Ideenwelt Adam Mullers In Kultur und Universalgeschichte Walter Goetz zu seinem 60 Geburtstage dargebracht von Fachgenossen Freunden u Schulern Teubner Leipzig Berlin 1927 S 305 327 Ernst Mischler Muller Adam Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 22 Duncker amp Humblot Leipzig 1885 S 501 511 Katharina Mommsen Kleists Kampf mit Goethe Stiehm Heidelberg 1974 Ferdinand Reinkemeyer Adam Mullers ethische und philosophische Anschauungen im Lichte der Romantik Eine strukturpsychologische und charakterologische Untersuchung Zickfeldt Osterwieck am Harz 1926 Carl Schmitt Politische Romantik Duncker und Humblot Berlin 1919 Helmut Sembdner Zur Geschichte der Zeitschrift In Phobus Nachdruck Olms Hildesheim 1987 S 603 609 Dierk Spreen Tausch Technik Krieg Die Geburt der Gesellschaft im technisch medialen Apriori Argument Hamburg 1998 ISBN 3 88619 261 X Constantin von Wurzbach Muller Adam von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 19 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1868 S 322 328 Digitalisat Harm Peer Zimmermann Asthetische Aufklarung Zur Revision der Romantik in volkskundlicher Absicht Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Adam Muller von Nitterdorf Zitate nbsp Commons Adam Heinrich Muller Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Adam Muller von Nitterdorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Adam Muller von Nitterdorf in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Adam Muller von Nitterdorf im Projekt Gutenberg DE Adam Muller von Nitterdorf im Internet Archive Briefwechsel Rechte Stutze Der Spiegel 48 1967 vom 20 November 1967Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Schreyer Politische Romantik 8 Juni 2022 abgerufen am 13 Oktober 2023 Normdaten Person GND 118584790 lobid OGND AKS LCCN n80123232 NDL 00873349 VIAF 72186300 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller von Nitterdorf AdamALTERNATIVNAMEN Muller von Nitterdorf Adam Heinrich Muller Adam HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph Diplomat Publizist und StaatstheoretikerGEBURTSDATUM 30 Juni 1779GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 17 Januar 1829STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adam Muller von Nitterdorf amp oldid 238132404