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Dieser Artikel beschreibt die judische bzw christliche mystische Glaubensrichtung Zur esoterischen Lehre Helena Blahatskys siehe Theosophie Blavatsky Das Wort Theosophie von griechisch 8eosofia theosophia gottliche Weisheit ist eine Sammelbezeichnung fur mystisch religiose und spekulativ naturphilosophische Denkansatze die die Welt pantheistisch als Entwicklung Gottes auffasst alles Wissen direkt auf Gott bezieht und in dieser Verbindung Gott oder das Gottliche auf einem Weg intuitiver Schauung unmittelbar zu erfahren trachtet Theosophische Zuge finden sich unter anderem in den mystischen Lehren von Jakob Bohme Friedrich Christoph Oetinger Paracelsus Emanuel Swedenborg und Louis Claude de Saint Martin der judischen Kabbala und der russischen Religionsphilosophie Davon ist die unter demselben Namen Theosophie begrundete esoterische Lehre der Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky 1831 1891 zu unterscheiden Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Judische Theosophie 3 Geschichte der christlichen Theosophie 3 1 Vier Phasen der protestantischen Theosophie 3 2 Theosophie Jakob Bohmes 3 3 Theosophie Emanuel Swedenborgs 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDas Wort Theosophie ist vermutlich durch Vermischung der Begriffe Theologie und Philosophie entstanden Schon der im spaten 2 und fruhen 3 Jahrhundert lehrende Kirchenvater Clemens von Alexandria verwendete das Adjektiv 8eosofos theosophos Bei dem Neuplatoniker Porphyrios 301 305 ist zum ersten Mal Verwendung des Substantivs 8eosofia theosophia bezeugt Porphyrios bezeichnete damit eine auf Gottliches bezogene Weisheit Er zahlte unter anderem die indischen Gymnosophisten zu den Theosophen Spatere neuplatonische Philosophen wie Iamblichos und Proklos sowie Kirchenschriftsteller wie Eusebius von Caesarea nahmen den Begriff auf teils in der adjektivischen Form Eusebius bezeichnete das Christentum als die neue und wahre Theosophie und Theosoph wurde ein Ehrentitel von Kirchenvatern 1 Einen Sonderfall bildet die sogenannte Tubinger Theosophie Theosophia Tubingensis die nach dem Aufbewahrungsort der wichtigsten Handschrift dieses Textes benannt ist Es handelt sich um eine im spaten 5 Jahrhundert entstandene Anthologie von Orakeln oder griechischen Weisheitsspruchen die haufig durch einen kurzen Kommentar eingeleitet werden Uberliefert ist davon nur ein nach 692 angefertigter Auszug mit dem Titel Orakel der griechischen Gotter der Titel des verlorenen ursprunglichen Textes lautete Theosophia 2 In der Renaissance war der Begriff Theosophie in der Bedeutung Offenbarung weit verbreitet Agostino Steuco zitierte Orakel aus der Tubinger Theosophie 3 Friedrich Schiller veroffentlichte 1786 in seinen Philosophischen Briefen die Theosophie des Julius in der er sich mit dem damaligen Materialismus auseinandersetzte Im 19 Jahrhundert bezeichnete der katholische Philosoph Antonio Rosmini die Summe seiner Spekulationen als Theosophie Im religionswissenschaftlichen Diskurs hat der Begriff Theosophie zwei verschiedene Bedeutungen 4 In der ursprunglichen Bedeutung bezeichnet Theosophie eine Stromung innerhalb der westlichen Esoterik die sich bis in das spate 15 Jahrhundert zuruckverfolgen lasst Diese wird konkreter zumeist als abendlandisch christliche Theosophie bezeichnet und zeichnet sich dadurch aus dass religiose Erkenntnisse durch individuelle mystische Erfahrung angestrebt werden In einem weiteren Sinne wurde der Begriff etwa durch Gershom Scholem auf entsprechende Traditionen im Judentum und von Henry Corbin auf islamische Theosophien angewendet 5 Judische Theosophie Bearbeiten Hauptartikel Kabbala Der Begriff der Theosophie spielt vor allem in der Judaistik des 20 Jh eine bedeutende Rolle und gehort zu den zentralen Begriffen in der Erforschung der Kabbala Diese wurde sowohl von christlichen als auch judischen Forschern des 19 Jahrhunderts mit judischer Theosophie identifiziert und steht im Mittelpunkt des Werks Franz Joseph Molitors Gershom Scholem der von Molitors Sicht der Kabbala beeinflusst war wahlte den Ausdruck Theosophie zur Bezeichnung zentraler Lehren der judischen Kabbala 6 Scholem bezeichnete Theosophie als oft missbrauchten Begriff der eine Etikette fur eine moderne Pseudoreligion geworden sei 7 Gemeint sei mit Theosophie eigentlich eine mystische Lehre oder Gedankenrichtung die ein verborgenes Leben wirkenden Gottheit ahnen erfassen oder beschreiben zu konnen glaubt Theosophie statuiert ein Hervortreten Gottes aus der Verschlossenheit seiner Gottheit zu solch geheimem Leben und sie findet dass die Geheimnisse der Schopfung in diesem Pulsschlag des lebendigen Gottes grunden 7 8 Theosophen in diesem Sinne seien auch die christlichen Mystiker Jakob Bohme und William Blake gewesen 7 Die Religionen seien entstanden als der Mensch aus seiner traumerischen Einheit von Mensch Welt und Gott herausgerissen wurde Dieser scheinbar ewig unuberschreitbare Abgrund uber den nur Gottes leitende gesetzgebende Offenbarungen als Stimme dringt bilde die Ursache und Grunderfahrung aller judischen Mystiker Aus dieser Erfahrung heraus entsteht das mystische Bestreben innerhalb des sittlich religiosen Handelns des Einzelnen sowie der Gemeinschaft die Seele uber den Abgrund zur lebendigen Erfahrung der Gotteswirklichkeit zu leiten Insbesondere die judische Theosophie der Chassidim und der Kabbalisten gerat dabei in einen Dauerkonflikt mit der streng monotheistischen Religion eines personlichen Schopfergottes einerseits und der Philosophie des Judentums andererseits Von Theosophie ist bei Scholem bereits im Zusammenhang mit den Tannaim deren Lehren den Inhalt der Mischna bilden die Rede Ihre Mystik und Theosophie lebe in der Merkaba Mystik weiter 9 Diese nennt Scholem in Major Trends in Jewish Mysticism als erste Phase in der Entwicklung judischer Mystik vor ihrer Kristallisation in der mittelalterlichen Kabbala 10 Sie lege eine beinahe bis zum Exzess gehende Emphase auf eine Kombination des Apokalyptischen mit Theosophie und Kosmogonie 11 Der ihr nahestehenden Hechalot Literatur jedoch waren theosophische Gedanken laut Scholem unbekannt wohingegen unter anderem Moshe Idel von theosophischen Vorstellungen im biblischen und talmudischen Judentum spricht 12 Der mittelalterliche Chassidismus mit seinem breiteren Spekulationsfeld brachte eine neue Theosophie das Mysterium der Einheit Gottes 13 Diese neue Theosophie war durchgehend vom Ideal des Chassid des Frommen gepragt 14 Als die drei Grundgedanken der eigenwilligen Theosophie der Chassidim nennt Scholem ihre Konzeption von Kavod gottlicher Glorie ihre Idee eines heiligen Cherub auf dem Thron und ihre Konzeption von Gottes Heiligkeit und Grosse 15 Mit der Ausbreitung der spanischen Kabbala verlor die chassidische Theosophie an Boden 16 Sowohl die chassidische als auch die kabbalistische judische Theosophie betrachtete Scholem als Neuerung des mittelalterlichen Judentums ihr Aufkommen hing seiner Ansicht nach mit dem Eindringen fremder gnostischer Vorstellungen in das mittelalterliche Judentum zusammen 12 Fur die Kabbala war laut Scholem die Theosophie neben der Mystik eines ihrer beiden Hauptelemente Er trennte die spanischen Kabbalisten in eine theosophische und eine insbesondere mit Abraham Abulafia identifizierte ekstatische Schule die die Ekstase und die prophetische Inspiration suchte Diese Unterscheidung griff Moshe Idel auf der die erstgenannte Stromung jedoch als eine theosophisch theurgische bezeichnet 12 Dem Zohar einem der Hauptwerke der Kabbala widmete Scholem in Major Trends in Jewish Mysticism zwei Kapitel von denen das zweite sich dessen theosophischer Doktrin widmete Den Lebensprozess in Gott selbst mit der monotheistischen Doktrin sowohl der Kabbalisten als auch der ubrigen Juden bezeichnet er als Aufgabe der Theoretiker kabbalistischer Theosophie 17 Scholem zufolge entwickelte der Zohar judische Theosophie und mythologischen Symbolismus hin zu einer neuen Stufe des Reichtums der Sophistikation und der historischen Bedeutung 18 Nach dem Erlass des Alhambra Edikts und der Vertreibung der Juden von der iberischen Halbinsel entwickelte sich im Exil die lurianische Kabbala die Moshe Idel als komplizierteste judische Theosophie bezeichnet 19 Bei Juda dem Chassid werden altere mystisch theosophische Stromungen des Judentums zusammengefasst einsehbar insbesondere die alte Merkaba Mystik und verwandte Stromungen die nachweislich seit dem 9 Jahrhundert uber Italien den Zugang zu den deutschen Gemeinden fanden Im theosophischen Denken der Chassiduth seien Ideen wichtig die in der Merkaba Mystik noch nicht vorkamen die Omniprasenz und Immanenz Gottes in der Schopfung Gott als Weltkraft und Weltgrund Gott ist in allem und alles ist in Gott Von zentraler Bedeutung ist im judisch theosophischen Denken auch die Idee der Kabod Glorie Gottes uber die Juda der Chassid ein Buch verfasst hatte dessen Lehre vor allem von Eleasar ben Juda weitergefuhrt wurde Dieser unterscheide zwischen der ersten inneren Glorie der Gottheit Kabod pereni und der sichtbaren Glorie Die innere Glorie sei identisch mit der Schechina und dem heiligen Geist sei ohne Gestalt aber mit Stimme Der Mensch konne sich nicht mit Gott selbst verbinden aber mit dessen Kabod oder Schechina Die sichtbare Kabod trete dagegen in sich wandelnden Gestalten und Formen auf z B als Glorie auf dem Thron der Merkaba Am Zohar entwickele sich eine judisch theosophische Lehre von der heiligen Verbindung des Konigs mit der Konigin des himmlischen Brautigams mit der himmlischen Braut des gottlichen Ich mit dem gottlichen Du Die theosophischen Ideen traten im spateren Chassidismus hinter seinem Moralideal der Gebetsmystik Gebetsmagie und der Bussdisziplin zuruck Geschichte der christlichen Theosophie BearbeitenDie konfessionellen Auseinandersetzungen des sechzehnten Jahrhunderts fuhrten zu einer Ausformung der sich seit der Spatantike unterschiedlich auswirkenden judischen muslimischen und christlichen Mystik als Grundlage der christlichen Theosophie der das regen Zulauf bescherte Die neu entwickelte abendlandisch christliche Theosophie bildete eine Alternative zur trockenen Theologie 20 und hat ihre Wurzeln in den ersten beiden Kapiteln des 1 Korintherbriefs denn der Geist erforscht alle Dinge auch die Tiefen der Gottheit 21 Der Religionswissenschaftler Antoine Faivre benennt drei charakteristische Zuge der modernen abendlandischen Theosophie 1 Eine Tendenz uber die Beziehungen zwischen Gott bzw die gottliche Welt Natur und Mensch spekulative Diskurse zu fuhren 2 Eine Vorliebe fur das mystische Element in den geoffenbarten Texten z B in der Bibel 3 Die Uberzeugung dass ein dem Menschen innewohnendes Vermogen namlich die schopferische Einbildungskraft ihn befahigt mit hoheren Realitatsebenen in Kontakt zu treten 22 Von den alexandrinischen Kirchenvatern fuhrt ein breiter Strom christlicher Theosophen wie Hildegard von Bingen Bohme Gichtel Pordage Oetinger J M Hahn F von Baader Schelling bis zu den russischen Sophiologen Wladimir Sergejewitsch Solowjow Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew und Sergei Nikolajewitsch Bulgakow 23 Vier Phasen der protestantischen Theosophie Bearbeiten In der protestantischen Theosophie lassen sich vier Phasen ausmachen Unter dem Einfluss Martin Luthers entwickelte sich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert die klassische Theosophie Zu dieser Bewegung sind Jakob Bohme Valentin Weigel Khunrath Arndt A Gutmann C von Schwenkfeld G Dorn Johann Georg Gichtel Gottfried Arnold John Pordage Jane Leade P Poiret und A Bourgignon zu rechnen 24 Als bedeutendster Vertreter und massgeblicher Begrunder der christlichen Theosophie gilt Jakob Bohme 1575 1624 25 Dessen Schriften basieren auf einer visionaren Erleuchtung und daran anknupfenden mystischen Erfahrungen Als ein Vorganger kann Valentin Weigel 1533 1588 gelten der mystische Traditionen mit Gedanken des Paracelsismus verband Inwiefern Bohme durch Weigel oder andere Autoren beeinflusst war ist allerdings unklar Er selbst trug jedoch massgeblich zur Ausbildung eines spirituellen Bewusstseins in Deutschland bei und entfaltete dann auch in anderen Landern eine bedeutende Wirkung Neben der an Bohme orientierten mystisch ausgerichteten Theosophie trat im fruhen 18 Jahrhundert eine ebenfalls an Bohme und Paracelsus anknupfende aber starker den okkulten Wissenschaften und insbesondere der Magie zuneigende Stromung in Erscheinung wie sie etwa durch Samuel Richter reprasentiert ist 26 In der ersten Halfte des achtzehnten Jahrhunderts entstand eine starker intellektuell orientierte Theosophie die weniger visionar ausgerichtet war In der Vorromantik und Romantik entwickelte sich die stark spekulative gepragte Theosophie von Louis Claude de Saint Martin 1743 1803 und Franz von Baader 1765 1841 die weniger prophetisch war 24 Eine Sonderstellung nimmt Emanuel Swedenborg 1688 1772 ein der wie Bohme aufgrund von Visionen zum Mystiker wurde 27 Innerhalb der theosophischen Stromung blieb er ein Aussenseiter dessen Werke von anderen Theosophen kritisch betrachtet wurden Auf der anderen Seite erlangte er jedoch eine viel grossere Popularitat als seine Kritiker und gewann eine zahlreiche Anhangerschaft Einer der Kritiker Swedenborgs war Friedrich Christoph Oetinger 1702 1782 28 Er war ausser durch Bohme auch stark durch die Kabbala gepragt und vertrat eine eher intellektuelle Richtung Popularer wurde allerdings sein Zeitgenosse Karl von Eckartshausen 1752 1803 der mit der an Bohme anknupfenden mystischen Tradition nur noch wenig gemein hatte 28 Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert werden S Soloview M Boulgakov N A Berdjaev und mit Abstrichen Rudolf Steiner Begrunder der Anthroposophie 1861 1925 Nikolai Alexandrowitsch Berdjajew 1874 1948 Leopold Ziegler 1881 1958 und Valentin Tomberg 1900 1973 zu den Theosophen gezahlt 24 29 Theosophie Jakob Bohmes Bearbeiten Jakob Bohmes Lehre entwickelte sich aus seinem intensiven Ringen um Gottes und Naturerkenntnis die sich ihm im mystischen Erleben erfullte In seinem ersten Werk Aurora oder Morgenrote im Aufgang schildert er erstmals Ergebnisse seines Innewerdens gottlichen Wesens Gottliches und Naturliches Geistiges und Leibliches verschmelzen darin zu einer geschauten Einheit die er in dem Bild der anbrechenden Morgenrote beschreibt welches zugleich den Anbruch einer neuen Reformation ausdruckt 30 31 In spateren Werken wie seinen Theosophischen Sendbriefen 32 und seinem Hauptwerk Mysterium magnum fuhrt er seine Ansichten weiter aus Bohme verstand seine Lehre als ewiges Wissen das ihm vom alles durchdringenden Grund und Ungrund Gott dessen Existenz ohne jeden Grund ist offenbart wurde 31 Das Erlebnis dieser Offenbarung nennt er ein kommen in das Ganze das dem Menschen moglich wird wenn er alles Eigene verlasst und wieder das gottliche Auge zum Sehen bekommt 33 Die Vernunft des Menschen gilt ihm als Gehause darin des wahren Verstandes gottliche Erkenntnis ist Er druckt dies so aus Gott hat mir die Weisheit gegeben nicht Ich der Ich der Ich bin weiss es sondern Gott in mir Wie die gottliche Erkenntnis innerhalb der Vernunft im Menschen wirkt so die himmlische Weisheit innerhalb der Natur als allumfassende Offenbarerin des verborgenen Gottes In der mystischen Lehre vom verborgenen Gott kann eine Parallele zu Martin Luthers theologischer Lehre gezogen werden Im Unterschied zu Luther jedoch schaut Jakob Bohme alle Dinge in unmittelbarer Gottdurchdrungenheit die durch Sophia gesehen werden konne 31 33 34 Die gottliche Sophia wird im theosophischen System Bohmes auch in Begriffen wie Auge und Spiegel beschrieben in dem der Ungrund sich selbst erkennt Dieser Spiegel wird als unoffenbar vorgestellt und von Bohme als Spiegelglast bezeichnet Unter Glast versteht er die Schattenfiguren in einem Spiegel Dieser Spiegel werde offenbar wenn sich die gottliche Trinitat selbst gebiert So seien in der Weisheit alle Dinge der Natur gespiegelt oder die Weisheit gebare die Wissenschaft aller Dinge Diese kann dem Menschen durch Selbstoffenbarung Gottes im Gemut zuganglich werden So versteht Jakob Bohme seine Lehre dann auch als Gottliche Wissenschaft 33 Religionsgeschichtlich kann eine Wurzel fur Bohmes theosophische Lehre in der sophianischen Mystik des apokryphen alttestamentlichen Buch der Weisheit gefunden werden eine Mystik die durch Bohme kreativ erweitert wird In der gleichnishaften Darstellung wird Sophia die Weisheit als Jungfrau symbolisiert die mit Adam im Paradies war Als der Lustgeist dieser Welt sich des Adams bemachtigte entfloh die Jungfrau Sophia und Adam bekam Eva zur Gemahlin Die himmlische Jungfrau wartet nun auf die Ruckkehr der Adamskinder zu ihr um sich mit ihnen in der Himmlischen Hochzeit zu vermahlen Sie ist die Mutter darin der Vater wirket Sie kann als Theosophia oder Christosophia bezeichnet werden In diesem tiefgehenden imaginativen Bild kann sich das Selbstverstandnis der Theosophie Bohmes erschliessen Durch die mystische Hochzeit gelangt der Mensch in das Paradies zuruck von dem Bohme sagt es sei in der Natur lediglich der Mensch sei nicht darin 34 Die himmlische Jungfrau war fur Bohme nicht nur ein abstraktes Prinzip sondern lebendige Gestalt die er nach eigener Aussage schauen erleben konnte was einer seiner grundlegenden Idee entspricht Es gibt nichts Geistiges ohne Leibliches Sie ist selbst keine Person doch die Person das Selbst des jeweiligen Menschen erscheint in ihr wie in einem gottlichen Spiegel Aus der Vereinigung mit der himmlischen Weisheit gemeint ist eine Vereinigung ubergeschlechtlicher Natur d h geistiges Einswerden sollen seine Einsichten die er in seinen insgesamt umfangreichen Schriften darlegt entstanden sein In seinem Werk Beschreibung der drei Principien gottlichen Wesens schildert Bohme ein solches mystisches Erlebnis der Theo Sophia in wuchtiger Dramatik Jakob Bohme gibt in seinen Schriften einen ausfuhrlichen christlichen Meditationsweg an welcher den Menschen zur himmlischen Sophia fuhren soll 34 35 Theosophie Emanuel Swedenborgs Bearbeiten Emanuel Swedenborg 1688 1772 stellte sein Leben von 1710 bis etwa 1744 in den Dienst am Fortschritt der Wissenschaften und der industriellen Revolution des staatlichen Bergbauwesens Schwedens mit ihren stark belebenden Auswirkungen auf die schwedische Volkswirtschaft Beide Tatigkeiten Swedenborgs waren religios motiviert So verstand er wie viele seiner Zeitgenossen die wissenschaftliche Arbeit als Erforschung der Schopfung Gottes mit den Mitteln der menschlichen Vernunft und lebte eine von Naturerkenntnis getragene Frommigkeit Dabei mundete Swedenborgs Forschung philosophisch immer in Gott dem Urgrund und Schopfer alles Seins alles Lebens und aller Bewegung ein 36 Siehe auch Erste Ursache In seinen zahlreichen und umfangreichen Buchern zu allen Gebieten menschlichen Wissens beschreibt er Erkenntnisse und Theorien zu denen er durch eine lebendige Durchdringung des Wissens seiner Zeit verbunden mit genauen Beobachtungen der Krafte in der Natur gelangte Auf diese Weise versuchte Swedenborg die Isolation wissenschaftlicher Einzelerkenntnisse einerseits und die Getrenntheit universitaren Wissens von Leben und Natur andererseits zu uberwinden So begrundete er beispielsweise in seinem Werk Principia 1733 34 noch vor Immanuel Kant und Pierre Simon Laplace die Nebulartheorie uber den Ursprung der Erde und noch vor Wilhelm Herschel die Entdeckung dass die Sonne Teil des Systems der Milchstrasse ist Er sah das Weltall als geordnetes Ganzes dessen hochster gottlicher Zweck es sei den Menschen zu erschaffen und ihn in Freiheit zur Erwiderung der gottlichen Liebe und Weisheit zu fuhren 36 37 Um die Geheimnisse des Menschen besonders die der menschlichen Seele zu ergrunden unternahm er umfangreiche Studien eine ca 1000 seitige Studie uber die Funktionsweise der einzelnen Gehirnzentren Da er das Wesen der Seele des Menschen nicht wissenschaftlich erklaren konnte fuhrte ihn dies in eine religiose und wissenschaftliche Krise In dieser Krise erfuhr er eine Berufungsvision in der er sich von Christus zur ubersinnlichen Erforschung des geistigen Weltalls Himmel und Holle berufen sah Ab diesem Zeitpunkt behauptete Swedenborg freien willkurlichen Zugang zur Welt der Engel und Geister zu haben zu dem Zweck die Theologie der wahren christlichen Religion die Glaubenslehre welche im gesamten Himmel anerkannt sei den Menschen zu bringen 36 Die gottliche Weisheit und gottliche Liebe sind in Swedenborgs Schriften die beiden Wesensmerkmale Gottes Neben diesen Haupteigenschaften des Urgrundes werden die Attribute Gottes Einheit Allgegenwart Allmacht Allwissenheit Unendlichkeit und Ewigkeit genannt Weisheit und Liebe werden als untrennbar eins beschrieben Die gottliche Liebe gehort der gottlichen Weisheit an und die gottliche Weisheit der gottlichen Liebe In Swedenborgs Entsprechungslehre wird Gott Christus als geistige Sonne geschaut in Entsprechung zur naturlichen Sonne gesetzt Wie die Strahlen der naturlichen Sonne vom Menschen als Licht und Warme wahrgenommen werden so werde die geistige Sonne als geistiges Licht die gottliche Weisheit und als geistige Warme die gottliche Liebe in der Welt der Geister erlebt Die gottliche Weisheit und Liebe sei Substanz und Form welche sich in das geschaffene Weltall ergiesst Engel Geister Menschen ohne physischen Korper und Menschen sind nach Swedenborg Aufnahmegefasse dieses gottlichen Stromes Daher werde das Leben eines jeden Menschen und vor allem auch seine Entwicklung nach dem Tod davon bestimmt wie viel er von dieser Weisheit und Liebe in freiem Wollen in sich aufnehme Da die Wesen in ihrem Willen frei seien konnten sie sich auch gegen die gottliche Weisheit und Liebe entscheiden indem sie sich anstatt den himmlischen Formen der Liebe der Gottesliebe und Nachstenliebe Altruismus den hollischen Formen der Liebe der Weltliebe und Selbstliebe Selbstsucht zuwenden 38 39 Swedenborg unterscheidet zwischen einem inneren geistigen und einem ausseren naturlichen Menschen Der geistige Mensch sei im Glanz des Himmels er werde in der Lehre Christi lebendig genannt Der naturliche Mensch welcher bloss im Licht der Welt sei wird tot genannt Der innere Mensch sei ein Engel des Himmels und der Mensch dazu bestimmt dieser Engel in seinem Inneren zu werden indem er die gottliche Weisheit und Liebe lebe Swedenborg postulierte einen ewigen Fortschritt aller Wesen in Wachstum und Entfaltung der gottlichen Weisheit und Liebe Alle Engel seien fruher einmal Menschen gewesen und hatten sich durch Liebestatigkeit hinauf entwickelt Besonderes Aufsehen und Widerwillen der schwedischen Reichskirche rief die mit geistiger Schau begrundete Lehre hervor dass im Himmel nicht nur Christen sondern auch Nichtchristen und Heiden anzutreffen seien da Gott nicht auf die Glaubensuberzeugungen sehe sondern darauf ob der jeweilige Mensch im Guten der himmlischen Liebe sei Der Swedenborg Anhanger Charles Bonney Mitglied der Chicagoer Swedenborg Church begrundete daher 1893 anlasslich der Weltausstellung in Chicago das erste Weltparlament der Religionen Er wollte die materialistische triumphale Weltindustriemesse durch ein spirituelles Welttreffen der Religionen erganzen 38 39 Literatur BearbeitenLaura Carrara Irmgard Mannlein Robert Bearb Die Tubinger Theosophie Anton Hiersemann Stuttgart 2018 Bibliothek der griechischen Literatur Abt Klassische Philologie Band 86 ISBN 978 3 7772 1818 2 Carlos Gilly Khunrath und das Entstehen der fruhneuzeitlichen Theosophie In Heinrich Khunrath Amphitheatrum sapientiae aeternae Schauplatz der ewig allein wahren Weisheit Hrsg von C Gilly A Hallacker H P Neumann amp W Schmidt Biggemann Frommann Holzboog Stuttgart 2014 S 9 22 Download Antoine Faivre Christian Theosophy In Dictionary of Gnosis and Western Esotericism Hrsg von Wouter J Hanegraaff Brill Leiden Boston 2006 S 258 267 Joscelyn Godwin The Theosophical Enlightenment SUNY Press Albany 1994 Arthur Versluis Theosophia Hidden Dimensions of Christianity Lindisfarne Press Hudson 1994 Arthur Versluis Christian Theosophy Esoterica VIII 2006 S 136 181 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Theosophie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rolf Cantzen Universalitat Die geistigen Welten der Theosophie mp3 Audio 27 MB 29 11 Minuten In WDR 5 Sendung Lebenszeichen 24 Marz 2019 abgerufen am 10 April 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Chiara Ombretta Tommasi Theosophien In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 2 Basel 2018 S 1217 1223 hier 1217 f Chiara Ombretta Tommasi Theosophien In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 2 Basel 2018 S 1217 1223 hier 1218 1222 Chiara Ombretta Tommasi Theosophien In Christoph Riedweg u a Hrsg Philosophie der Kaiserzeit und der Spatantike Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 5 2 Basel 2018 S 1217 1223 hier 1223 Antoine Faivre Christian Theosophy In Dictionary of Gnosis and Western Esotericism Hrsg Wouter J Hanegraaff Brill Leiden 2006 S 259 Arthur Versluis Christian Theosophy Esoterica VIII 2006 S 137 PDF Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 130 131 Boaz Huss Theosophie II Judentum In Horst Balz James K Cameron Stuart G Hall Brian L Hebblethwaite Karl Hoheisel Wolfgang Janke Kurt Nowak Knut Schaferdiek Henning Schroer Gottfried Seebass Hermann Spieckermann Gunter Stemberger Konrad Stock Hrsg Theologische Realenzyklopadie Technik Transzendenz Band 33 Walter de Gruyter Berlin New York 2002 S 398 a b c Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 206 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Boaz Huss Theosophie II Judentum In Horst Balz James K Cameron Stuart G Hall Brian L Hebblethwaite Karl Hoheisel Wolfgang Janke Kurt Nowak Knut Schaferdiek Henning Schroer Gottfried Seebass Hermann Spieckermann Gunter Stemberger Konrad Stock Hrsg Theologische Realenzyklopadie Technik Transzendenz Band 33 Walter de Gruyter Berlin New York 2002 S 398 f Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 52 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 40 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 43 google de abgerufen am 16 Mai 2014 a b c Boaz Huss Theosophie II Judentum In Horst Balz James K Cameron Stuart G Hall Brian L Hebblethwaite Karl Hoheisel Wolfgang Janke Kurt Nowak Knut Schaferdiek Henning Schroer Gottfried Seebass Hermann Spieckermann Gunter Stemberger Konrad Stock Hrsg Theologische Realenzyklopadie Technik Transzendenz Band 33 Walter de Gruyter Berlin New York 2002 S 399 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 90 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 103 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 110 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 107 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Gershom Scholem Major Trends in Jewish Mysticism 2011 ISBN 0 8052 1042 3 S 225 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Joseph Dan Gershom Scholem and the Mystical Dimension of Jewish History New York University New York 1987 ISBN 0 8147 1779 9 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Moshe Idel Absorbing Perfections Kabbalah and Interpretation 2002 ISBN 0 300 08379 3 S 313 google de abgerufen am 16 Mai 2014 Kocku von Stuckrad Was ist Esoterik Beck Munchen 2004 S 156 Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 135 Hans Jurgen Ruppert Theosophie unterwegs zum okkulten Ubermenschen Reihe Apologetische Themen Friedrich Bahn Verlag 1993 S 9 Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 43 Hans Jurgen Ruppert Theosophie unterwegs zum okkulten Ubermenschen Reihe Apologetische Themen Friedrich Bahn Verlag 1993 S 10 a b c Kocku von Stuckrad Was ist Esoterik Beck Munchen 2004 S 156 157 Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 67 69 Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 82 Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 83 Kocku von Stuckrad Was ist Esoterik Beck Munchen 2004 S 167 a b Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 84 Antoine Faivre Esoterik im Uberblick Herder 2001 S 127 131 Jakob Bohme Aurora oder die Morgenrote im Aufgang Einfuhrung durch Gerhard Wehr Insel 1992 a b c Johannes Hirschberger Geschichte der Philosophie Bd 2 Herder 1948 Nachdruck KOMET Jakob Bohme Theosophische Sendbriefe 2 Bande Aurum 1979 Jakob Bohme Mysterium Pansophicum Aurum 1980 Jakob Bohme Von der Gnadenwahl Insel 1995 a b c Roland Pietsch Jacob Bohmes Lehre von der gottlichen Weisheit in Erkenntnis und Wissenschaft Internationales Jacob Bohme Symposium Gorlitz 2000 Verlag Gunter Oettel 2001 ISBN 3 932693 64 7 a b c Walter Nigg Heimliche Weisheit Mystisches Erleben in der evangelischen Christenheit Artemis Verlag 1987 Jakob Bohme Christosophia Insel 1992 a b c Ernst Benz Swedenborg Naturforscher und Seher Swedenborg Verlag Zurich 1969 J G Mitternacht Emanuel Swedenborg Der geistige Kolumbus Deutscher Swedenborg Verlag Konstanz o J a b G Mitternacht Hrsg Emanuel Swedenborgs Leben und Lehre Frankfurt am Main 1880 a b Emanuel Swedenborg Die Weisheit der Engel Bd I Die gottliche Liebe und Weisheit dt Ubersetzung von SAPIENTIA ANGELICA DE DIVINO AMORE ET DE DIVINO SAPIENTIA 1763 Swedenborg Verlag Zurich 1997 Normdaten Sachbegriff GND 4059789 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theosophie amp oldid 236674029