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Dieser Artikel erlautert den Naturforscher Treviranus fur den Politiker gleichen Namens siehe Gottfried Treviranus Gottfried Reinhold Treviranus 4 Februar 1776 in Bremen 16 Februar 1837 in Bremen war ein deutscher Arzt und Naturforscher Er fuhrte den Begriff Biologie als Bezeichnung fur die Lebenswissenschaften ein Gottfried Reinhold Treviranus Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Jugend 1 2 Mediziner in Bremen 1 3 Grundlagenforschung 1 4 Ruckzug ins Privatleben 1 5 Ehrungen 2 Werk und Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenJugend Bearbeiten Treviranus war der Sohn des Kaufmanns Joachim Johann Jacob Treviranus und der Catharina Margarethe Talla Sein Vater verlor sein Vermogen und wurde 1795 Notar und 1803 Dispacheur Havariekommissar Treviranus war der Alteste von sieben Geschwistern Drei seiner Geschwister starben bereits kurz nach ihrer Geburt Er brach mit der seit sieben Generationen bestehenden Pfarrerstradition und wandte sich der Naturwissenschaft zu ebenso taten dies seine jungeren Bruder Ludolph Christian der als Botaniker bekannt wurde und Ludwig Georg der als Ingenieur an einem der ersten deutschen Dampfschiffe mitarbeitete Von seinen Eltern aufgrund finanziellen Uberlegungen zum Medizinstudium gezwungen begann er dieses 1793 an der Universitat Gottingen Dort finanzierte er sich sein Studium selbst und erkrankte 1794 an Tuberkulose Treviranus besuchte jedoch auch mathematische Vorlesungen wobei es sein ursprunglicher Wunsch war Mathematik zu studieren Daruber hinaus zeigte er Interesse fur Naturlehre und Philosophie er besuchte Vorlesungen bei Johann Friedrich Blumenbach und Friedrich Bouterwek Er promovierte 1796 bei Blumenbach Der Titel seiner Dissertation lautete De emendanda physiologia Uber die Verbesserung der Physiologie Mediziner in Bremen Bearbeiten Da es seiner Familie finanziell schlecht ging schlug er einen Ruf an den Lehrstuhl fur Mathematik aus und kehrte 1796 nach Bremen als Professor der Mathematik und Medizin an das Gymnasium illustre in Bremen zuruck Diese Stelle verpflichtete ihn Vortrage abzuhalten und Behandlungen an Patienten im Stadtischen Krankenhaus durchzufuhren Bremen selbst stand unter dem Einfluss des tierischen Magnetismus als vorherrschende Behandlungsform Treviranus verliebte sich beim Magnetisieren in Elisabeth Focke Focke war die Tochter eines Reichen Schottherrn Sie heirateten am 20 Dezember 1797 und Elisabeth gebar drei Kinder Grundlagenforschung Bearbeiten Treviranus empfand jedoch trotz seiner Heirat den arztlichen Beruf als einen sehr unglucklichen zum Teil auch wegen seiner eigenen Krankheit Seine Patienten erschwerten ihm zusatzlich seinen Beruf Es ekelte mich das geistlose Herumtreiben unter so manchen Menschen denen ich lieber Beten und Arbeiten als Arzneien verordnet hatte unbeschreiblich an Ausserdem war er mit den medizinischen Grundlagen seiner Zeit unzufrieden Der Zweck der Medizin ist Erhaltung der Gesundheit und Heilung der Krankheiten Ihre Theorie beruhet also auf der Kenntniss des gesunden und kranken Korpers Beyde Zustande nun sind verschiedene Modifikationen des Lebens Um jene Frage zu beantworten mussen wir also erst ausmachen was Leben ist und also die Biologie um Rath fragen Treviranus 1802 S 9 Schliesslich wandte er sich von der Medizin ab und begann mit theoretischer Grundlagenforschung Sein Hauptwerk Biologie oder Philosophie der lebenden Natur entstand 1802 bis 1822 Seine Lebensumstande verschlechterten sich jedoch in diesen Jahren zunehmend er wurde mehr und mehr depressiv und vereinsamte Zusatzlich erkrankte seine Familie auch an Tuberkulose und sein Bruder der ihn immer tatkraftig unterstutzte erkrankte 1809 an Typhus Als dieser drei Jahre spater eine Professur in Rostock ubernahm brach der personliche Kontakt ab Im Jahre 1810 besuchte er Frankreich und schrieb aufgrund einer verbreiteten antifranzosischen Stimmung nur mit Spott und Ironie hieruber Er traf auch Georges Cuvier dessen Leistungen er anerkannte und dessen personlichen Kontakt er genoss Andere Wissenschaftler seiner Zeit die er personlich kannte waren Alexander von Humboldt 1769 1859 Alexandre Brongniart 1770 1847 Louiche Desfontaines 1750 1833 sowie Antoine Laurent de Jussieu 1748 1836 Ruckzug ins Privatleben Bearbeiten nbsp Grabstein auf dem Osterholzer FriedhofNach dem Abzug der franzosischen Truppen aus Bremen im Jahre 1815 scheiterte Treviranus mit seinen politischen Ambitionen und zog sich aus dem politisch gesellschaftlichen Leben zuruck Anstatt eine Neuauflage seiner Biologie vorzubereiten verfasste er von 1831 bis 1833 noch eine Zusammenfassung seiner seit dem Erscheinen seines Hauptwerks erarbeiteten Forschungsergebnisse unter dem Titel Die Erscheinungen und Gesetze des organischen Lebens Treviranus starb 1837 an einer Grippe wahrend einer Epidemie in Bremen Er wurde auf einem heute nicht mehr existierenden Friedhof in Bremen bestattet Sein Grabstein wurde spater auf dem Osterholzer Friedhof wieder aufgestellt Ehrungen Bearbeiten 1818 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt 1 Der Verband deutscher Biologen verleiht zu Ehren des Wissenschaftlers seit 1992 die Treviranus Medaille Die Treviranusstrasse in Bremen Peterswerder wurde nach ihm benannt Werk und Schriften BearbeitenTreviranus hat in seinem 1802 erschienenen Hauptwerk Biologie oder Philosophie der lebenden Natur fur Naturforscher und Arzte den von Michael Christoph Hanow 1766 gepragten Begriff Biologie als Klammer des damals schon existierenden Spektrums an Lebenswissenschaften eingefuhrt In der Einleitung schrieb er Die Gegenstande unserer Nachforschungen werden die verschiedenen Formen und Erscheinungen des Lebens sein die Bedingungen und Gesetze unter welchen der Lebenszustand stattfindet und die Ursachen wodurch derselbe bewirkt wird Die Wissenschaft die sich mit diesen Gegenstanden beschaftigt werden wir mit dem Namen Biologie oder Lebenslehre bezeichnen Biologie umfasste fur Treviranus Vermehrung Ernahrung geografische Verbreitung Umwelt und Wechselwirkungen zwischen Korper und Geist 2 Zeitgleich und unabhangig von Treviranus verwendete und definierte Jean Baptiste de Lamarck in seiner 1802 erschienenen Schrift Hydrogeologie den Terminus Biologie ebenfalls Treviranus der die Fahigkeit der Organismen zur Anpassung an die Umgebung erkannte 3 lieferte mit seinen Arbeiten eine Grundlage auf der sich auch die Uberlegungen zur Evolution der Arten und des Menschen seit der Jahrhundertwende 1800 grundeten die schliesslich zu Darwins epochalem Werk uber die Entstehung der Arten fuhrten Andererseits war er ein uberaus praktischer Arzt der 1800 zu den ersten gehorte die nur wenige Jahre nach den Versuchen von Edward Jenner in Deutschland Pockenimpfungen vornahmen Schriften Auswahl Physiologische Fragmente Hannover Erster Theil 1797 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10369588 SZ 3D1 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Zweyter Theil 1799 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10369589 SZ 3D1 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Biologie oder Philosophie der lebenden Natur fur Naturforscher und Aerzte 6 Bde Rower Gottingen 1802 1822 1 Bd 1802 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 2 Bd 1803 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 3 Bd 1805 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 4 Bd 1814 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 5 Bd 1818 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 6 Bd 1822 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Vermischte Schriften anatomischen und physiologischen Inhalts 188 S Rower Gottingen 1816 gemeinsam mit Bruder Ludolf Christian T Prof med Rostock verfasst Die Erscheinungen und Gesetze des organischen Lebens Johann Georg Heyse Bremen 1 Bd 1831 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10076578 SZ 3D5 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D 2 Bd 1832 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10076579 SZ 3D1 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Beitrage zur Anatomie und Physiologie der Sinneswerkzeuge des Menschen und der Thiere Bremen 1828 Beitrage zur Aufklarung der Erscheinungen und Gesetze des organischen Lebens Bremen 1835 1837Literatur BearbeitenGerhard Wagenitz Treviranus Gottfried Reinhold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 408 Digitalisat Julius Pagel Treviranus Gottfried Reinhold In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 38 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 588 Werner E Gerabek Barbara I Tshisuaka Treviranus Gottfried Reinhold In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1419 Wilhelm Olbers Focke Gottfried Reinhold Treviranus In Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen Band 6 1880 S 11 33 Digitalisat ebenso zobodat at PDF G Barkhausen H G Schumacher G Hartlaub Dr Gottfried Reinhold Treviranus In Aerztlicher Verein zu Bremen Hrsg Biographische Skizzen verstorbener Bremischer Aerzte und Naturforscher Eine Festgabe fur die zwei und zwanzigste Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte zu Bremen Johann Georg Heyse Bremen 1844 S 432 590 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10070925 SZ 3D445 doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Jorg Nitzsche Leben und Werk des Bremer Arztes und Naturforschers Gottfried Reinhold Treviranus 1776 1837 Ein Beitrag zur Sozial und Ideengeschichte der Medizin des fruhen 19 Jahrhunderts Lubeck 1990 Dietrich von Engelhardt Gottfried Reinhold Treviranus In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 44 Bautz Nordhausen 2022 ISBN 978 3 95948 556 2 Sp 1333 1339 Staats und Universitatsbibliothek Bremen Hrsg Die Erfindung der Biologie Gottfried Reinhold Treviranus und sein Nachlass in der SuUB Bremen Begleitbroschure zur Ausstellung Staats und Universitatsbibliothek Bremen Bremen 2023 Schriften der Staats und Universitatsbibliothek Bremen 12 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gottfried Reinhold Treviranus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hermes Maria 2011 Der Nachlass von Gottfried Reinhold Treviranus 1776 1837 und Ludolph Christian Treviranus 1779 1864 in der Staats und Universitatsbibliothek Bremen Bremen Einzelnachweise Bearbeiten Mitgliedseintrag von Gottfried Reinhold Treviranus bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 18 Juni 2016 Gerabek Tshisuaka 2005 S 1419 Gerabek Tshisuaka 2005 S 1419 Normdaten Person GND 118760866 lobid OGND AKS LCCN n96060452 VIAF 47557694 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Treviranus Gottfried ReinholdKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt und NaturforscherGEBURTSDATUM 4 Februar 1776GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 16 Februar 1837STERBEORT Bremen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottfried Reinhold Treviranus 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