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Von Verschrankung spricht man in der Quantenphysik wenn ein zusammengesetztes physikalisches System z B ein System mit mehreren Teilchen als Ganzes betrachtet einen wohldefinierten Zustand einnimmt ohne dass man auch jedem der Teilsysteme einen eigenen wohldefinierten Zustand zuordnen kann Im Bereich der klassischen Physik kann es dieses Phanomen nicht geben Dort sind zusammengesetzte Systeme stets separabel das heisst jedes Teilsystem hat zu jeder Zeit einen bestimmten Zustand der sein jeweiliges Verhalten bestimmt wobei die Gesamtheit der Zustande der einzelnen Teilsysteme und ihr Zusammenwirken vollstandig erklaren in welchem Zustand das Gesamtsystem ist und wie es sich verhalt In einem quantenphysikalisch verschrankten Zustand des Systems besitzen hingegen die Teilsysteme mehrere ihrer moglichen Zustande nebeneinander wobei jedem dieser Zustande eines Teilsystems ein anderer Zustand der ubrigen Teilsysteme zugeordnet ist Um das Verhalten des Gesamtsystems richtig erklaren zu konnen muss man alle diese nebeneinander bestehenden Moglichkeiten zusammen betrachten Dennoch zeigt jedes Teilsystem wenn eine Messung an ihm durchgefuhrt wird immer nur eine dieser Moglichkeiten wobei die Wahrscheinlichkeit dass gerade dieses Ergebnis auftritt durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt ist Messergebnisse an mehreren verschrankten Teilsystemen sind miteinander korreliert das heisst je nach dem Ergebnis der Messung an einem Teilsystem liegt fur die moglichen Messergebnisse an den anderen Teilsystemen eine veranderte Wahrscheinlichkeitsverteilung vor Diese durch Quantenverschrankung erzeugten Korrelationen werden auch als Quantenkorrelationen bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 1 1 Erklarungsansatze 2 Geschichte 3 Keine uberlichtschnelle Informationsubertragung 4 Erzeugung verschrankter Photonen 5 Anwendungen 6 Mathematische Betrachtung 7 Test auf Verschrankung 8 Besondere verschrankte Systeme 8 1 Biologische Systeme 8 2 Makroskopische Systeme 9 Sonstiges 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise und AnmerkungenUberblick BearbeitenVerschrankte Zustande sind haufig Ein verschrankter Zustand entsteht jedes Mal wenn zwei Teilsysteme miteinander wechselwirken z B miteinander kollidieren und es danach verschiedene aber aufeinander abgestimmte Moglichkeiten gibt wie sie sich weiter verhalten z B in welche Richtung sie nach dem Zusammenstossen weiterfliegen Alle diese Moglichkeiten haben nach der Quantenmechanik eine gewisse Wahrscheinlichkeit mit der sie in entsprechend aufeinander abgestimmter Weise im Zustand des Gesamtsystems bis zum Moment der quantenmechanischen Messung vertreten sein mussen Die Verschrankung wird beendet sobald man eines der Teilsysteme auf einen bestimmten seiner Zustande festlegt Dann geht sofort auch ein anderes Teilsystem das durch die Verschrankung mit dem ersten Teilsystem verknupft war in denjenigen Zustand uber der dem durch die Beobachtung festgestellten Zustand des ersten Teilsystems zugeordnet war Der Zustand des Gesamtsystems zeigt dann keine Verschrankung mehr denn beide Teilsysteme fur sich betrachtet sind nun in einem je eigenen bestimmten Zustand Als weiteres Beispiel neben dem Zustand nach einem Stossprozess sei der Grundzustand des Wasserstoffatoms genannt in dem sich die Spins von Elektron und Proton zum Atomspin Null addieren Die beteiligten Zustande der beiden Teilchen sind die in denen sie ihren Spin parallel bzw antiparallel zur z Richtung ausgerichtet haben Im Grundzustand des Atoms findet man fur das Elektron wie fur das Proton beide Zustande mit gleicher Wahrscheinlichkeit Legt man durch eine Messung im Magnetfeld den Spin des Elektrons auf eine dieser Moglichkeiten fest z B auf die z Richtung dann erhalt der Spin des Protons definitiv auch einen wohlbestimmten Zustand und zwar den in z Richtung was durch eine nachfolgende Messung am Proton bestatigt werden kann Der Zustand des Atoms ist danach aber ein anderer nicht verschrankter Zustand der wiederum als eine Uberlagerung der beiden verschrankten Zustande mit Atomspin Null und Eins jeweils mit gleicher Amplitude dargestellt werden kann Das heisst wenn man ein verschranktes System in einem gegebenen Zustand hat und durch gleichzeitige Messungen an mehreren Teilsystemen deren Zustand feststellt dann liegen die Messergebnisse fur jedes einzelne Teilsystem nicht fest sind aber korreliert Die Unbestimmtheit der Zustande der verschrankten Teilsysteme vor der Beobachtung zusammen mit diesen Korrelationen zwischen den zusammengehorigen Beobachtungsergebnissen stellt eines der grossten Probleme fur das Verstandnis der Quantenphysik dar Albert Einstein der dies im Jahr 1935 als Erster in einem Gedankenexperiment theoretisch klar herausarbeitete siehe EPR Paradoxon schloss daraus dass die Quantenmechanik noch kein zutreffendes Bild von der physikalischen Realitat geben konne denn an eine so wortlich spukhafte Fernwirkung mit der die Messung an einem Teilsystem das Ergebnis der Messung am anderen beeinflussen konnte um die Korrelationen zu erzeugen wollte er nicht glauben Erklarungsansatze Bearbeiten Die durch Verschrankung verursachten Korrelationen sind mittlerweile durch viele Experimente nachgewiesen Sie sind unabhangig davon wie weit die Orte an denen die Messungen an den Teilsystemen vorgenommen werden voneinander entfernt sind und in welchem zeitlichen Abstand die Messungen erfolgen Das gilt auch dann wenn die Messungen so weit voneinander entfernt sind und so schnell nacheinander oder sogar gleichzeitig durchgefuhrt werden dass das Messergebnis an einem Teilchen den Zustand des anderen auf keinem physikalischen Weg beeinflusst haben kann Bei bestimmten Experimenten sind die Korrelationen so stark dass sie prinzipiell von keiner Theorie erklart werden konnen die wie die klassische Physik auf dem physikalischen Prinzip des lokalen Realismus aufbaut das heisst darauf dass jedes Teilsystem immer einen wohldefinierten Zustand hat auf den ein anderes raumlich entferntes Teilsystem nur mit Lichtgeschwindigkeit einwirken kann Damit wird nach der Bellschen Ungleichung auch ausgeschlossen dass eine solche lokal realistische Theorie mit hypothetischen zusatzlichen verborgenen Variablen das Phanomen der Quantenkorrelation beschreiben konnte 1 2 Die Tatsache dass die Verschrankung im Gegensatz zur klassischen Physik keine lokal realistische Interpretation zulasst bedeutet dass entweder die Lokalitat aufgegeben werden muss etwa wenn man der nichtlokalen Wellenfunktion selbst einen realen Charakter zubilligt das geschieht insbesondere in Kollapstheorien in der Viele Welten Interpretation oder der De Broglie Bohm Theorie oder das Konzept einer mikroskopischen Realitat oder aber beides 3 Am radikalsten wird diese Abkehr vom klassischen Realismus in der Kopenhagener Deutung vertreten nach dieser Interpretation die bei den Physikern seit Jahrzehnten als Standard gilt ist die Quantenmechanik nicht realistisch da eine Messung nicht einen Zustand feststellt wie er vor der Messung vorlag sondern den Zustand prapariert der nach der Messung vorliegt und im engeren Sinne auch nicht lokal weil der Zustand ps displaystyle psi rangle nbsp die Wahrscheinlichkeitsamplituden fur alle Orte im Raum gleichzeitig festlegt zum Beispiel durch die Wellenfunktion ps x y z displaystyle psi x y z nbsp Geschichte BearbeitenDie Verschrankung und ihre Folgen gehoren zu denjenigen Konsequenzen der Quantenmechanik die zum klassischen Alltags Verstandnis besonders deutlich im Widerspruch stehen und haben damit den meisten Widerstand gegen diese Theorie als ganze hervorgerufen Albert Einstein Boris Podolsky und Nathan Rosen formulierten 1935 den EPR Effekt nach dem die Quantenverschrankung zur Verletzung des klassischen Prinzips des lokalen Realismus fuhren wurde was von Einstein in einem beruhmten Zitat als spukhafte Fernwirkung spooky action at a distance bezeichnet wurde Jedoch konnten die Vorhersagen der Quantenmechanik durch Experimente hochst erfolgreich belegt werden 4 5 Viele Wissenschaftler fuhrten dies irrtumlicherweise auf noch unbekannte deterministische verborgene Variablen zuruck die sowohl dem lokalen Realismus unterworfen seien als auch alle Quantenphanomene erklaren konnten Doch 1964 zeigte John Stewart Bell theoretisch dass man diese Frage experimentell entscheiden kann Nach der Bellschen Ungleichung konnen die Korrelationen durch Quantenverschrankung starker sein als mit einer beliebigen lokal realistischen Theorie mit verborgenen Variablen zu erklaren ware Dies wurde durch Experimente bestatigt sodass die Quantenverschrankung heute als physikalisches Phanomen anerkannt ist bis auf wenige Abweichler John Clauser erster Test der Bellschen Ungleichung 1972 Alain Aspect und Anton Zeilinger erhielten dafur 2022 den Nobelpreis fur Physik Von Bell stammt auch die Veranschaulichung von Verschrankung und EPR Effekt anhand des Vergleichs mit Bertlmanns Socken 2008 wurde von der Gruppe um Nicolas Gisin in einem Experiment uberdies eine untere Grenze fur die Geschwindigkeit einer angenommenen spukhaften Fernwirkung gesetzt Demnach mussten zwei Photonen die bezuglich der Polarisation verschrankt waren mit wenigstens 10 000 facher Lichtgeschwindigkeit kommunizieren wenn sie denn das Messergebnis der Polarisation an einem Photon an das andere senden wurden 6 So eine Kommunikation wurde der Relativitatstheorie eklatant widersprechen und unter anderem bedeuten dass Zeitschleifen moglich sind Keine uberlichtschnelle Informationsubertragung BearbeitenDie Korrelationen durch Verschrankung verletzen nicht die Relativitatstheorie Zwar liegt immer die Interpretation nahe die Korrelationen konnten nur durch eine uberlichtschnelle Wechselwirkung der verschrankten Teilsysteme zustande kommen Es handelt sich aber nicht um eine Wechselwirkung denn hierbei kann keine Information ubertragen werden Die Kausalitat ist somit nicht verletzt Dafur gibt es folgende Grunde Quantenmechanische Messungen sind probabilistisch das heisst nicht streng kausal Das No Cloning Theorem verbietet die statistische Uberprufung verschrankter Quantenzustande ohne dass diese dabei verandert werden Das No Communication Theorem besagt dass Messungen an einem quantenmechanischen Teilsystem nicht benutzt werden konnen um Informationen zu einem anderen Teilsystem zu ubertragen Zwar ist Informationsubertragung durch Verschrankung allein nicht moglich wohl aber mit mehreren verschrankten Systemen in Verbindung mit einem klassischen Informationskanal siehe Quantenteleportation Trotz dieses Namens konnen wegen des benotigten klassischen Informationskanals keine Informationen schneller als das Licht ubertragen werden Erzeugung verschrankter Photonen BearbeitenBei Photonen bezieht sich die Verschrankung meist auf die Polarisation Misst man die Polarisation des einen Photons ist dadurch die Polarisation des anderen Photons festgelegt z B bei linearer Polarisation um 90 gedreht Jedoch konnen sie auch hinsichtlich der Flugrichtung verschrankt sein Die beiden Gammaquanten der Vernichtungsstrahlung bilden ein verschranktes Photonenpaar Die Verschrankung betrifft sowohl die Flugrichtungen die einzeln beliebig sein konnen aber zusammen im Schwerpunktsystem einander exakt entgegengesetzt sind als auch die Zirkularpolarisation bei jedem der Photonen rechts und links gleich haufig aber bei beiden Photonen immer beide rechts oder beide links Die Richtungsverschrankung ist Grundlage der verbreiteten medizinischen Anwendung in der Positronen Emissions Tomographie PET Verschrankte niederenergetische Photonen konnen durch die parametrische Fluoreszenz parametric down conversion in nichtlinear optischen Kristallen erzeugt werden Dabei wird aus einem Photon hoherer Energie im Kristall ein verschranktes Paar von Photonen mit je halber Energie erzeugt Die Richtungen in die diese beiden Photonen abgestrahlt werden sind stark miteinander und mit der Richtung des eingestrahlten Photons korreliert sodass man die so erzeugten verschrankten Photonen gut fur Experimente und andere Anwendungen nutzen kann siehe z B Quantenradierer Bestimmte Atomsorten kann man mit Hilfe eines Lasers derart anregen dass sie bei ihrer Ruckkehr in den Grundzustand ebenfalls ein Paar polarisationsverschrankter Photonen abstrahlen Diese werden jedoch nahezu unkorreliert in beliebiger Raumrichtung abgestrahlt sodass sie nicht sehr effizient genutzt werden konnen Anwendungen BearbeitenBei jeder quantenmechanischen Messung wird das Messobjekt mit dem Messapparat verschrankt um an dessen Zeigerstellung den Zustand des Messobjekts ablesen zu konnen Beim Quantenradierer und Delayed Choice Experiment wird der Anschein erweckt Informationen konnten retrokausal geloscht werden Quantenschlusselaustausch Sicherer Austausch von Schlusseln zwischen zwei Kommunikationspartnern zur verschlusselten Ubermittlung von Information Der Austausch ist sicher weil es nicht moglich ist ihn ohne bemerkbare Storung abzuhoren Die austauschenden Partner konnen daher ein eventuelles Mithoren beim Schlusselaustausch bemerken Wahrend der gewohnliche Quantenschlusselaustausch auch ohne Verschrankung moglich ist z B mit dem BB84 Protokoll erlaubt die Verwendung verschrankter Zustande einen sicheren Quantenschlusselaustausch selbst dann wenn man den verwendeten Geraten nicht vertraut man spricht von gerateunabhangiger bzw device independent Sicherheit 7 Quantencomputer Bei Berechnungen mittels Qubits auf einem Quantencomputer spielt die Verschrankung der Qubits eine zentrale Rolle Einerseits beruht der wesentliche Vorteil von Quantencomputern dass manche Probleme durch Quantenalgorithmen mit sehr viel weniger Rechenschritten gelost werden konnen als auf konventionellen Computern auf der Verschrankung vieler Qubits im Verlauf der Rechnung 8 9 Andererseits verwenden auch die Verfahren zur Quantenfehlerkorrektur die notig sind um die Quantenrechnungen vor Dekoharenz zu schutzen verschrankte Zustande 10 In der Quantenmetrologie werden verschrankte Zustande vieler Teilchen verwendet um die mit begrenzten Ressourcen Zahl der verwendeten Teilchen mogliche Messgenauigkeit zu erhohen 11 Mathematische Betrachtung BearbeitenDie folgende Diskussion setzt Kenntnisse in der Bra Ket Notation und der allgemeinen mathematischen Formulierung der Quantenmechanik voraus Es seien zwei Systeme A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp mit den Hilbert Raumen H A displaystyle mathcal H rm A nbsp und H B displaystyle mathcal H rm B nbsp gegeben Der Hilbert Raum des zusammengesetzten Systems ist der Tensorproduktraum H A H B displaystyle mathcal H rm A otimes mathcal H rm B nbsp Das System A displaystyle A nbsp sei im reinen Zustand ps A displaystyle psi rangle rm A nbsp und System B displaystyle B nbsp im reinen Zustand ϕ B displaystyle phi rangle rm B nbsp Dann ist der Zustand des zusammengesetzten Systems ebenfalls rein und gegeben durch ps A ϕ B displaystyle psi rangle rm A phi rangle rm B nbsp Reine Zustande die sich in dieser Form schreiben lassen nennt man separabel oder Produktzustande Wahlt man Orthonormalbasen i A displaystyle i rangle rm A nbsp und j B displaystyle j rangle rm B nbsp der Hilbert Raume H A displaystyle mathcal H rm A nbsp und H B displaystyle mathcal H rm B nbsp dann kann man die Zustande nach diesen Basen entwickeln und erhalt mit komplexen Koeffizienten a i displaystyle a i nbsp und b j displaystyle b j nbsp ps A ϕ B i a i i A j b j j B displaystyle psi rangle rm A phi rangle rm B left sum i a i i rangle rm A right left sum j b j j rangle rm B right nbsp Ein allgemeiner Zustand auf H A H B displaystyle mathcal H rm A otimes mathcal H rm B nbsp hat die Form i j c i j i A j B displaystyle sum i j c ij i rangle rm A j rangle rm B nbsp Die separablen Zustande von H A H B displaystyle mathcal H rm A otimes mathcal H rm B nbsp sind die deren Koeffizienten die Darstellung c i j a i b j displaystyle c i j a i b j nbsp erlauben die also wie oben faktorisiert werden konnen Ist ein Zustand nicht separabel so nennt man ihn verschrankt 12 Zum Beispiel seien zwei Basisvektoren 0 A 1 A displaystyle 0 rangle rm A 1 rangle rm A nbsp von H A displaystyle mathcal H rm A nbsp und zwei Basisvektoren 0 B 1 B displaystyle 0 rangle rm B 1 rangle rm B nbsp von H B displaystyle mathcal H rm B nbsp gegeben Dann ist der folgende Zustand der sog Singulett Zustand verschrankt 13 1 2 0 A 1 B 1 A 0 B displaystyle 1 over sqrt 2 Big 0 rangle rm A 1 rangle rm B 1 rangle rm A 0 rangle rm B Big nbsp Wenn das zusammengesetzte System in diesem Zustand ist haben weder A displaystyle A nbsp noch B displaystyle B nbsp einen bestimmten Zustand sondern ihre Zustande sind uberlagert und die Systeme sind in diesem Sinne verschrankt Als quantenmechanische Messwerte konnen nur Eigenwerte hermitescher Operatoren auftreten Seien nun also Messoperatoren W i displaystyle Omega i nbsp in jedem der beiden Teilsysteme A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp gegeben welche die folgenden beiden Eigenwertgleichungen erfullen W i 0 i l 0 0 i und W i 1 i l 1 1 i displaystyle Omega i 0 rangle i lambda 0 0 rangle i text und Omega i 1 rangle i lambda 1 1 rangle i nbsp Durch das Tensorprodukt mit dem Einsoperator I displaystyle I nbsp kann man mit obigen Messoperatoren der Teilsysteme einen Operator auf dem Tensorproduktraum erzeugen wobei das System an dem gemessen wird dann im Subskript notiert ist W A W A I B bzw W B I A W B displaystyle Omega A Omega A otimes I B text bzw Omega B I A otimes Omega B nbsp Man nehme an Alice beobachte System A displaystyle A nbsp Bob System B displaystyle B nbsp Wenn Alice die Messung W A displaystyle Omega rm A nbsp durchfuhrt konnen mit gleicher Wahrscheinlichkeit zwei Ergebnisse auftreten 14 Alice misst l 0 displaystyle lambda 0 nbsp und der Zustand des Systems kollabiert zu 0 A 1 B displaystyle 0 rangle rm A 1 rangle rm B nbsp Alice misst l 1 displaystyle lambda 1 nbsp und der Zustand kollabiert zu 1 A 0 B displaystyle 1 rangle rm A 0 rangle rm B nbsp Im ersten Fall kann oder konnte jede Messung W B displaystyle Omega rm B nbsp durch Bob immer nur l 1 displaystyle lambda 1 nbsp ergeben im zweiten Fall immer nur l 0 displaystyle lambda 0 nbsp Also wurde der Zustand des Systems durch die von Alice durchgefuhrte Messung verandert auch wenn A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp raumlich getrennt sind Hier liegt das EPR Paradoxon begrundet und auch die sog Quantenteleportation Das Ergebnis von Alices Messung ist zufallig sie kann nicht den Zustand bestimmen in den das System kollabiert und kann daher durch Handlungen an ihrem System keine Informationen zu Bob ubertragen Eine zunachst moglich scheinende Hintertur Sollte Bob mehrere exakte Duplikate der Zustande machen konnen die er empfangt konnte er auf statistischem Weg Informationen sammeln das No Cloning Theorem beweist aber die Unmoglichkeit des Klonens von Zustanden Daher wird wie oben erwahnt die Kausalitat nicht verletzt Der Grad der Verschrankung eines Zustandes wird durch die Von Neumann Entropie S tr r red ln r red displaystyle S text tr rho text red ln rho text red nbsp des reduzierten Dichteoperators des Zustandes gemessen Die Von Neumann Entropie des reduzierten Dichteoperators eines unverschrankten Zustandes ist null Dagegen ist die Von Neumann Entropie eines reduzierten Dichteoperators eines maximal verschrankten Zustandes wie z B eines Bell Zustandes maximal 15 Hier sei noch darauf hingewiesen dass es neben den oben besprochenen verschrankten reinen Zustanden denen die reinen Produktzustande ohne Verschrankung gegenuberstehen die verschrankten gemischten Zustande gibt denen die gemischten Produktzustande ohne Verschrankung gegenuberstehen Test auf Verschrankung BearbeitenOb ein gegebener Zustand verschrankt ist lasst sich mathematisch aus seiner Dichtematrix bestimmen Hierzu gibt es verschiedene Verfahren beispielsweise das Peres Horodecki Kriterium oder den Test ob die Schmidt Zerlegung des Zustandes mehr als einen Term hat 16 Fur einen reinen verschrankten Zustand B displaystyle B rangle nbsp eines Systems das sich aus einem Teilsystem 1 und einem Teilsystem 2 zusammensetzt gilt r B B displaystyle rho B rangle langle B nbsp Bildet man die Partialspur uber eines der beiden Systeme z B System 1 so erhalt man den reduzierten Dichteoperator r 2 Spur 1 r displaystyle rho 2 text Spur 1 rho nbsp Betrachtet man nun das Quadrat des reduzierten Dichteoperators r 2 2 displaystyle rho 2 2 nbsp und ist dieses ungleich r 2 displaystyle rho 2 nbsp so beschreibt der reduzierte Dichteoperator ein Gemisch 17 und somit beschreibt r displaystyle rho nbsp einen verschrankten Zustand Denn bei einem verschrankten Zustand erzeugt die Messung an einem System ein klassisches Gemisch von Zustanden im anderen System aus Sicht aller Beobachter die das Messergebnis im ersten System nicht kennen Lage ein nicht verschrankter Zustand vor so wurde die Messung an einem System den Zustand im anderen System nicht verandern Fur gemischte Zustande ist der Test auf Verschrankung im Allgemeinen sehr schwierig NP schwer 18 Teilweise Antworten liefern sogenannte Separabilitatskriterien deren Verletzung eine hinreichende Bedingung fur Verschrankung ist Das historisch und praktisch wichtigste Kriterium ist die Bell Ungleichung deren Verletzung in einem Bell Test Experiment ein Nachweis fur die Verschrankung des untersuchten Zustands ist Verschrankung kann auch quantifiziert werden das heisst es gibt mehr und weniger stark verschrankte Zustande Der Grad an Verschrankung wird durch ein Verschrankungsmass ausgedruckt Besondere verschrankte Systeme BearbeitenBiologische Systeme Bearbeiten Bisher 2021 ist noch kein zweifelsfreier Nachweis in biologischen Systemen erfolgt Graham Fleming Mohan Sarovar und andere Berkeley meinten 2010 mit Femtosekunden Spektroskopie nachgewiesen zu haben dass im Photosystem Lichtsammelkomplex der Pflanzen eine uber den gesamten Komplex reichende stabile Verschrankung von Photonen stattfindet was die effiziente Nutzung der Lichtenergie ohne Warmeverlust erst moglich mache Bemerkenswert sei daran unter anderem die Temperaturstabilitat des Phanomens 19 20 Kritik daran ausserten 2012 Sandu Popescu Hans J Briegel und Markus Tiersch 21 Stuart Hameroff und Roger Penrose schlugen 2014 zur Erklarung der erstaunlichen Leistungsfahigkeit des Gehirns vor dass diese unter anderem auf Korrelationen und Verschrankung zwischen elektronischen Zustanden der in den Neuronen haufigen Mikrotubuli beruht 22 Allgemein wird diese Auffassung als nicht wissenschaftlich begrundet angesehen 23 Makroskopische Systeme Bearbeiten Von besonderem Interesse ist die Frage wie gross Systeme sein konnen die quantenverschrankt werden konnen was auch eine Frage nach der Grenze von klassischer Mechanik zu Quantenmechanik ist 2021 zeichnete die Zeitschrift Physics World zwei unabhangige Gruppen mit ihrem Breakthrough of the Year Preis aus dafur dass sie zwei rund 10 Mikrometer grosse nebeneinander liegende trommelartige mechanische Resonatoren quantenverschrankten Die eine Gruppe um John Teufel und Shlomi Kofler war vom US National Institute of Standards and Technology NIST die andere um Mikan Sillanpaa war von der Universitat Aalto und der University of New South Wales 24 Den Quantengrundzustand dieses Oszillators hatte die Gruppe um John Teufel schon 2017 beobachtet Die beiden Gruppen wahlten unterschiedliche Herangehensweisen Die Gruppe um Sillanpaa benutzte eine spezielle Resonanzfrequenz die die Verschrankung storendes Rauschen eliminierte die Gruppe um Teufel konstruierte ein 2 Qubit Gatter mit beiden Resonatoren 2021 gelang es Eugene Polzik und anderen vom Niels Bohr Institut in Kopenhagen zwei sehr verschiedene quantenmechanische Objekte quantenzuverschranken eine dielektrische mechanische makroskopische Grossenordnung Millimeter Membran und den Gesamtspin einer Wolke von rund 10 9 displaystyle 10 9 nbsp Atomen in einem magnetischen Feld die uber Photonen und eine grossere Distanz wechselwirken 25 26 27 Sonstiges BearbeitenJuan Maldacena und Leonard Susskind stellten 2013 die Hypothese der Aquivalenz Gleichwertigkeit von quantenverschrankten Teilchenpaaren EPR und speziellen Wurmlochern in der Quantengravitation auf als Moglichkeit der Losung des Informationsparadoxons Schwarzer Locher und dessen Verscharfung im firewall Paradoxon 28 Literatur BearbeitenHelmut Fink Die Quantenwelt unbestimmt und nichtlokal Interpretation verschrankter Zustande In Physik in unserer Zeit 4 2004 S 168 173 Anton Zeilinger Einsteins Schleier Die neue Welt der Quantenphysik Goldmann Munchen 2005 ISBN 3 442 15302 6 Anton Zeilinger Einsteins Spuk Teleportation und weitere Mysterien der Quantenphysik Bertelsmann Munchen 2005 ISBN 3 570 00691 3 Jurgen Audretsch Verschrankte Systeme die Quantenphysik auf neuen Wegen Wiley VCH Weinheim 2005 ISBN 3 527 40452 X Ingemar Bengtsson Karol Zyczkowski Geometry of quantum states an introduction to quantum entanglement Cambridge University Press Cambridge 2006 ISBN 0 521 81451 0 Andreas Buchleitner u a Entanglement and decoherence foundations and modern trends Springer Berlin 2009 ISBN 978 3 540 88168 1 Ryszard Horodecki Pawel Horodecki Michal Horodecki Karol Horodecki Quantum Entanglement Reviews of Modern Physics Band 81 2009 S 865 942 arXiv org Howard Wiseman Bell s theorem still reverberates Nature Comment 19 Juni 2014 Weblinks BearbeitenHolger Dambeck Einsteins Spuk ist Tausende Male schneller als das Licht Spiegel Online Wissenschaft Jeffrey Bub Quantum Entanglement and Information In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Andre Kramer Quantenkommunikation im All Bei heise de Kurzer Artikel Ein interaktiver Zugang zur faszinierenden Welt der Quantenphysik You Can t Get Entangled Without a Wormhole Physicist Finds Entanglement Instantly Gives Rise to a Wormhole In Science Daily 5 Dezember 2013 englisch Rebecca Vogt Abhorsicherheit Verschrankte Photonen sollen Kommunikation und Daten schutzen In Maschinenmarkt Vogel de 19 Juli 2017 abgerufen am 4 November 2022 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Johanna L Miller Three groups close the loopholes in tests of Bell s theorem In Physics Today Band 69 Nr 1 2016 S 14 doi 10 1063 PT 3 3039 englisch Patrick Fraser Barry Sanders Loophole Free Bell Tests and the Falsification of Local Realism In Journal for Student Science and Technology Band 10 Nr 1 2017 S 23 31 doi 10 13034 jsst v10i1 164 arxiv 1805 09289 Streng genommen gibt es noch eine dritte Moglichkeit namlich eine deterministische und lokal realistische Theorie in der aber aufgrund spezieller Anfangsbedingungen alles insbesondere auch jede Messeinstellung in Bell Experimenten durch die lokal realistischen Variablen so vorherbestimmt ist dass die Bell Ungleichung verletzt wird Dieser kaum verfolgte Ansatz geht auf John Bell zuruck und wird als Superdeterminismus bezeichnet vgl z B John F Clauser Early History of Bell s Theorem In R A Bertlmann A Zeilinger Hrsg Quantum Un speakables Springer 2002 S 88 ff englisch und Referenzen darin Bells ursprunglich unveroffentlichter Aufsatz von 1975 erschien spater in J S Bell A Shimony M A Horne J F Clauser An Exchange on Local Beables In Dialectica Band 39 Nr 2 1985 S 85 110 doi 10 1111 j 1746 8361 1985 tb01249 x JSTOR 42970534 englisch Casey Blood A primer on quantum mechanics and its interpretations Cole Miller Principles of Quantum Mechanics PDF 51 5 kB Abgerufen am 19 Dezember 2021 Daniel Salart Augustin Baas Cyril Branciard Nicolas Gisin Hugo Zbinden Testing the speed of spooky action at a distance In Nature 454 2008 S 861 864 Abstract Umesh Vazirani Thomas Vidick Fully Device Independent Quantum Key Distribution In Phys Rev Lett Band 113 Nr 14 2014 S 140501 doi 10 1103 physrevlett 113 140501 arxiv 1210 1810 R Jozsa and N Linden On the role of entanglement in quantum computational speed up In Proc R Soc A Band 459 2003 S 2011 2032 doi 10 1098 rspa 2002 1097 arxiv quant ph 0201143 John Preskill Quantum Computing in the NISQ era and beyond In Quantum Band 2 2018 S 79 doi 10 22331 q 2018 08 06 79 arxiv 1801 00862 Michael A Nielsen Isaac L Chuag Quantum Computation and Quantum Information Cambridge University Press 2000 ISBN 0 521 63503 9 Kapitel 10 Quantum Error Correction englisch V Giovannetti S Lloyd L Maccone Advances in quantum metrology In Nature Phot Band 5 2011 S 222 229 doi 10 1038 nphoton 2011 35 arxiv 1102 2318 Mit anderen Worten Fur die Koeffizientenmatrix C c i j displaystyle C c i j nbsp separabler Zustande i j c i j i A j B displaystyle sum i j c ij i rangle rm A j rangle rm B nbsp gilt rang C 1 displaystyle operatorname rang C 1 nbsp fur diejenige verschrankter Zustande hingegen rang C gt 1 displaystyle operatorname rang C gt 1 nbsp Verschrankt ware auch der sogenannte mittlere Triplett Zustand bei dem das Minus Zeichen durch ein Plus Zeichen ersetzt ist Mathematisch gesehen ergibt sich nur mit dem Minuszeichen die einfachste identische irreduzible Darstellung bei der Ausreduzierung des Tensorproduktes der Darstellungsraume zweier Einteilchensysteme Anmerkung Falls der Eigenwert a displaystyle a nbsp gemessen wurde befindet sich das System im Zustand P a r P a Tr P a r P a displaystyle frac hat mathbb P a hat rho hat mathbb P a operatorname Tr hat mathbb P a hat rho hat mathbb P a nbsp Fur die Wahrscheinlichkeiten einen Eigenwert eines Operators zu messen gibt es ebenfalls ein Postulat siehe dazu Dichteoperator Eigenschaften Naresh Chandra Rama Ghosh Quantum Entanglement in Electron Optics Generation Characterization and Applications Springer 2013 ISBN 3 642 24070 4 S 43 Google Books Peter Lambropoulos David Petrosyan Fundamentals of Quantum Optics and Quantum Information ISBN 3 540 34571 X S 247 Google Books Fur reine Zustande besteht der Dichteoperator nur aus einem Projektor und ist somit idempotent L Gurvits Classical complexity and quantum entanglement In J Comput Syst Sci Band 69 2004 S 448 484 doi 10 1016 j jcss 2004 06 003 arxiv quant ph 0201022 Berkeley Lab Press Release Untangling the Quantum Entanglement Behind Photosynthesis Berkeley scientists shine new light on green plant secrets Mohan Sarovar Akihito Ishizaki Graham R Fleming K Birgitta Whaley Quantum entanglement in photosynthetic light harvesting complexes In Nature Physics Band 6 2010 S 462 doi 10 1038 nphys1652 arxiv 0905 3787 Briegel Popescu Tiersch A critical view of transport and entanglement in models of photosynthesis In Phil Trans R Soc A Band 370 2012 S 3771 doi 10 1098 rsta 2011 0202 arxiv 1104 3883 Stuart Hameroff Roger Penrose Consciousness in the universe A review of the Orch OR theory In Physics of life reviews Band 11 Nr 1 2014 S 39 78 doi 10 1016 j plrev 2013 08 002 Jeffrey R Reimers Laura K McKemmish Ross H McKenzie Alan E Mark Noel S Hush The revised Penrose Hameroff orchestrated objective reduction proposal for human consciousness is not scientifically justified Comment on Consciousness in the universe a review of the Orch OR theory by Hameroff and Penrose In Physics of life reviews Band 11 Nr 1 2014 S 103 doi 10 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oldid 238721839